Bucium ... die Detunatele und Kühe auf Gold


Oberes Bild: Wir befinden uns hier nahe Dealul Ulmului. Ganz rechts im Bild erkennt man die Detunta Flocoasa (1255 m) und links daneben die kleine eben noch sichtbare Zacke der schönen Basaltkuppe der Detunata Goala (1158 m). Unterhalb dieser Berge befindet sich tief im Tal das Dorf Bucium-Sasa, sowie südöstlich davon das Dorf Bucium-Poieni. Von hier bis hinüber nach Rosia Montana sind es nur ca. 8 km Luftlinie. Und ja, natürlich wurde auch hier in der Gemeinde Bucium über Jahrhunderte hinweg auch Goldbergbau betrieben. Südöstlich von Dealul Ulmului befindet sich in einiger Entfernung der alte und wahrscheinlich aus der Römerzeit stammende Stollenzugang der "Mina Baia Domnilor". Direkt in Bucium Sasa erhebt sich nordwestlich der Dealul Frasin (966 m). Allein hier wurde in den Jahren 1918-1948 in bis zu 15 Galerien der Goldbergbau betrieben. Für diesen Berg und ein weiteres südöstlich gelegenes Massiv hat 'Gabrielresourses' ebenfalls eine Bergbau-Lizenz erworben, welche sich über eine Fläche von 2325 ha erstreckt. Die Ressoucen werden mit 1,92 g/t Gold und 5 g/t Silber angezeigt. Da unmittelbar rund um der Gemeinde Bucium in den zurückliegenden Jahrhunderten der Goldbergbau Untertage betrieben wurde, so erschliesst sich dem Besucher ein taumhaftes Bergland in dessen Täler sich die Menschen ihrer Herkunft und ihrer Traditionen bewusst sind. Die Kühe auf den Hochweiden rundum stehen auf Gold, wissen aber eher das saftige Gras zu schätzen. Schliesslich ist es das was satt macht! Verbirgt sich dahinter eine tiefgehende Ironie unseres eigenen Handelns?

Die Gemeinde Bucium befindet sich im Nordosten der Muntii Metaliferi und diese wiederum im Südosten der Muntii Apuseni (siehe Karte) im Westen Rumäniens. Die bequemste Anreise erfolgt über die -74- zwischen Abrud und Zlatna. Ca. 3 km hinter dem Ortsausgang von Abrud zweigt links die asphaltierte Landstrasse nach Bucium ab. Es beginnt eine der schönsten Strecken für Radfahrer, welche hier bis hinüber nach Ramet und weiter bis nach Poiana Auidului und zu der gleichnamigen Schlucht "Cheile Aiudului" fahren können. Hinter Mogos endet aber der Asphalt, dafür steigern sich die landschaftlichen Schönheiten!!! ... Wir aber fahren auf dieser Strecke nur bis zur Comuna Bucium. 

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Bucium Sasa

Das Zentrum des Ortes ist klein. Hier befinden sich die Gemeindeverwaltung, die Kirche, ein Magazin Mixt und natürlich die Dorfgaststätte (rechts im Bild). Das Holzhaus beherbergt aber nicht nur eine Gaststätte. Hier gibt es auch die Pension "Carmen" -> Familie Nicola (insgesamt 8 Zimmer und 16 Plätze), Telefon: 0258-784158. Kurz vor der Kirche befindet sich linksseits der Strasse ein Friedhof. Hier geht man hindurch und folgt einem steil aufsteigenden Pfad. Der sich oben anschliessende Weg folgt weiter dem aufsteigenden Bergkamm - direkt bis zur Basaltkuppe "Detunata Goala".

Die Comuna Bucium ist ein Verbund folgender Dörfer und Weiler, welche sich auf einer Fläche von 8570 ha erstreckt: Bucium, Bisericani, Bucium Sat, Cerbu, Ciuculesti, Coleseni, Dogaresti, Feresti, Floresti, Gura Izbitei, Helesti, Izbicioara, Izbita, Jurcuiesti, Lupulesti, Magura, Muntari, Petreni, Poiana, Poieni, Stanisoara, Valea Abruzei, Valea Alba, Valea Cerbului, Valea Negrilesti, Valea Poienii, Valea Sesii, Valeni, Valcea. 

In dem Buch "Das Ausland" (Augsburg 1871) lesen wir in einem Artikel von Dr. Hugo Eisig folgendes: "... Wir stiegen zunächst in das Buciumer Thal hinab, längs dessen sich mehr als eine Stunde weit ein meist von walachischen Goldgräbern bewohntes gleichnamiges Dorf hinzieht, in welchem die Häuser fast alle aus Holz und mit einem auf Wohlstand deutenden Spieltriebe aufgebaut sind; die Gruben dieser Leute, über 100 an der Zahl, sind größtenteils gegen jede bergmännische Regel in den goldhältigen ... Sandstein getriebene Löcher. ..."


Im Innern

... der orthodoxen Kirche von Bucium Sasa. Der Bau der Kirche erfolgte in den Jahren 1821-1847. Die königliche Verwaltung von Zlatna unterstützte den Bau des Gotteshauses mit 1400 Florin. Das Bauwerk wurde zum Grossteil aus Basaltgestein errichtet. Der Kirchturm hat eine Höhe von 25 m. Die Innenbemalung der Kirche erfolgte in jüngerer Zeit auf Fresko und wurde im Jahr 2009 beendet. Auf einer kleinen Historie zur Kirche ist zu lesen, dass zur Pfarrei 77 Familien (184 Gläubige) zählen. 


Alte Handmühle

... In dem Pfarrhaus vor dem Eingang zur Kirche, ist ein kleiner Raum mit historischen Exponaten eingerichtet, wozu auch diese Handmühle gehört. Das Pfarrhaus wurde im Jahr 1848 errichtet.


Historisches Foto ...

Das schöne Foto (Archiv der orthod. Kirche Bucium) zeigt die wunderschönen historischen Trachten. ... Das Wort "Bucium" offenbart uns aber noch eine andere Tradition, welche hier in Bucium insbesondere von einigen Frauen, aber auch jungen Männern gepflegt wird. Denn hier wird noch das Spiel auf der Tulnic beherrscht. Das Wort "Bucium" steht in seinem latainischen Ursprung für das gleiche Instrument. So lesen wir im "Musiklexikon": "... Bucium, v. lat. bucina, ein konisches, leichtgebogenes Horn der rumänsichen Hirten. Wie das Alphorn besteht es der Länge nach aus zwei ausgehöhlten Ahornholzstücken, die mit Kirschbaumrinde zusammengebunden sind. ..." Es gibt in der Comuna Bucium noch ein kleines Tulnic-Ensemble von ca. 16 Personen. Die Herstellung eines solchen Alphorns (tulnic) kann man eine halbe Tagesreise von Bucium entfernt, in Patrahaitesti erfahren. Aber die Tulnic (das Alphorn) spielte auch eine nicht unwesentliche Rolle zu Zeiten der Aufstände unter Horia, Closca, Crisan (1784) und später unter Avram Iancu (1848), denn da benutzte man die Tulnic auch als wirksames "Kommunikationsmittel" im Kampf gegen die Unterdrücker. 


Popasul Fefeleaga

... Auf dem direkten Weg nach Detunata Goala kommt man an diesem kleinen touristischen Anwesen vorbei. Hier kann man sehr preisgünstig übernachten oder das Zelt aufschlagen und es gibt eine kleine Bar. Und man staune nicht schlecht, es gibt auch eine Webseite:

http://popasulfefeleaga.blogspot.de

...zudem gibt es auf dieser Seite auch eine schöne Kartenübersicht über die Comuna Bucium:

 http://popasulfefeleaga.blogspot.de/search/label/Harta

Die zwei Basaltkuppen ...

Detunata Goala (1158 m / links im Bild) und Detunata Flocoasa (1255 m / rechts im Bild). Die Detunata Goala ist insofern interessanter, weil diese eine Steilwand hat, an der die Basalte besonders schön zu Tage treten. Auf langer Strecke des Anmarsches sieht man die beiden Kuppen, jedoch kurz vor Erreichen dieser ist die Sicht vom Fichtenwald versperrt. Von dem aufsteigenden Forstweg zweigt ein Pfad ab. Eine alte Markierung weist auf die Detunata Goala hin. Man umgeht diese linksseits und gelangt so an ein riesiges Geröllfeld, das aus gebrochenen Basalt besteht. ... Die beiden Basaltkuppen sind Überbleibsel alter Vulkanschlote, was der härteren und verwitterungsfesteren Eigenschaft des Basaltes zu verdanken ist.


Am Fusse

... der Detunata Goala gibt der Wald die Sicht auf die wunderschönen Basaltformationen frei. Eine alte Sage erzählt über die Detunata folgende Geschichte: 

Vor Langer Zeit kämpften die Riesen gegen die Feen um die Vorherrschaft dieses Landes. Der Herr der Riesen hatte einen Sohn, welcher sich auch im Kampf gegen Bären und Auerochsen besonders hervortat. Eines Tages übernachtete er im Wald unter einer Tanne. Im Mondschein erschien ihm plötzlich die zarte Stimme einer Fee. Der Vater der Fee hatte ihr den Tod gewünscht und sie befand sich in tiefer Verzweiflung. Seit dieser Begegnung hatte sich der Sohn des Riesen in die Fee verliebt und entschied sich, zurück in den Wald zu gehen um ihr erneut zu begegnen, was auch geschah. Die Beiden verliebten sich ineinander. Als der Vater der Riesen das erfuhr, folgte er eines Tages heimlich seinem Sohn. Als dieser seine Geliebte in den Arm nahm, erstach der Vater die Fee, woraufhin der Sohn des Riesen seinen Vater mit einem Dolch tötete. In diesem Moment ertönte ein mächtiger Donner und Blitze zuckten am Himmel, die Erde riss auf und aus der Tiefe des Erdspalte drangen Feuersbrünste hervor. Die Verliebten veschwanden in der Spalte in der Erde, während der Vater und die anderen Riesen zu Stein verwandelt wurden. Es sind dies die Steine der Detunatele.



    In einem alten Bericht 

... "Ferienreise in das Siebenbürgische Erzgebirge" aus dem Jahr 1856 berichtet Eugen Filtsch wie folgt: "... Vor uns lag bald die mit Edeltannen besetzte Detunata flokoasza und an ihr vorbei ritten wir dem weiterberühmten Basaltberge (Detunata goala) zu, wo noch mehrere Andenken an die jüngste Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers im Jahre 1852 zu sehen waren, die auch durch eine romänische Inschrift auf der steinernen Tischplatte verewigt wurde. Die Säulenbildungen der Detunata hin und wieder mit magerem Gesträuch der Salix caprea, des Rubus idaeus und Vaccinium Myrtillus und am Fuße mit grossen Trümmerfelsen besetzt, zwischen welchen einzelne Tannen hervorwachsen, sind schon mehrfach beschrieben und abgebildet worden. Weniger bekannt ist die kleine Eishöhle und Quelle am westlichen Fussrande im dichten Tannenwalde. ..."

Auf der Spitze

... der Detunata Goala (1158 m). Die nordwestlichen Abhänge sind von beinahe senkrechten Abstürzen geprägt, hingegen südöstlich der Wald bis wenige Meter zum Gipfel emporreicht. Die zwei Basaltkuppen sind der Beginn einer ganzen Kette, welche sich zunächst südöstlich bei der Piatra Suligata und dann in einer kontinuierlichen Kette gen Osten Richtung Vf. Poienita fortsetzt. Auch nördlich des Vf. Poienita erheben sich zahlreiche vulkanische Kuppen bis kurz vor Baia de Aries. Es ist dies eine wunderschöne Landschaft und versteckter Geheimnisse der ganz besonderen Art. Aber das soll nicht Thema dieser Seite sein! Wohl aber sei bemerkt, dass nur hier, bei Detunata Goala so schöne und klar strukturierte Basalte zu Tage treten. Bei Piatra Suligata hingegen ist eine stärkere Verwitterung kennzeichnend, wenn auch die Aussichten dort noch grandioser sind. 

Altes Holzhaus

... zwischen Detunata Goala und Detunata Flocoasa. Hier wirtschaftete wenigstens bis zum Jahr 2007 in den Sommermonaten eine alte 82-jährige Frau. Auf einem kleinen Acker baute sie vorrangig Kartoffeln an. Das Sommerhaus war einfach und auf die Belange der hier auszurichtenden Tätigkeiten ausgestattet. Man konnte dort noch einen alten hölzernen Pferdesattel samt eiserner Steigbügel bewundern, wie diese hier unverändert seit Jahrhunderten Verwendung fanden. 

Noch einmal

... ein Rückblick auf die Detunata Flocaosa (1255 m). Diese nach allen Seiten hin flacher abfallenden Berghänge sind rundum bewaldet und eine Besteigung dieser Kuppe durch teils dichtes Gestrüpp, wird mit keinerlei Rundumblick belohnt. Dafür aber gehören die umliegenden Bergwiesen mit einer wirklich grossen Pflanzenvielfalt zu den schönsten rundum. Besonders in den Monaten Mai bis Juni herrscht hier eine wahre Blütenpracht vor. 

Das Haus der Familie Bembea

Von Bucium das Tal heraufkommend, befindet sich vor dem Ortseingang von Bucium Poieni zur linken Seite des Tales ein sehr auffälliges historisches Gebäude. Es ist das Haus der Familie Bembea. Augenblicklich vermutet man hinter diesem für diese Region einmaligem Gebäude auch eine besondere Geschichte oder eine einst administrative Funktion. Die Urenkelin der Familie, Aurora Gligan, hat im Jahr 2001 die Geschichte dieses Hauses dokumentiert: ... Der Urgrossvater Gheorghe Bembea (1826 - 1918) hatte eines Nachts einen Traum. Er träumte davon an einer Stelle, wo nackter Fels aus der Wiese hervorschaute, nach Gold zu graben. Als Gheorghe Bembea am Morgen erwacht, war er davon überzeugt, dass dies sich in Wahrheit ereignen würde und erzählte seiner Frau von dem Traum. Seine Frau aber ereiferte sich über seine Naivität und seinem Glauben an die Geister welche über das Gold in den Bergen bestimmen und über alles Schicksal entscheiden. Nach dem Frühstück geht Frau Bembea wie alle anderen Dorfbewohner ihrer Arbeit nach. Während die Männer mit der Sense das Gras der umliegenden Hochweiden mähten, gingen die Frauen der Garten.- und Hausarbeit nach, wendeten das Heu und hüteten die Kinder. Gheorghe aber zog mit Hammer und Schlegel den Berg hinauf zur besagten Stelle von der er des Nachts geträumt hatte. Schon nach einem halben Meter stiess er auf eine kleine Goldader. Er zerschlug einen Stein, sondierte die goldenen Kristalle und lies das übrige Gestein neben der Grube zurück. Als er von seinen Schürfarbeiten zurückkam, standen im Dorf einige Männer beisammen. Gheorghe trat zu ihnen und frug sie ob sie an diesem Tag ebenso erfolgreich waren wie er und zeigte ihnen die gewonnenen Goldkrümel. Aber der Goldgeist zeige niemanden diese dem Boden so nahe Goldader. In den nächsten Tagen ging er schon früh zu seiner Fundstelle und schürfte weiter fleissig nach Gold. Die Ausbeute lies ihn davon träumen ein schönes Haus zu erbauen und es beruhigte ihn zugleich, dass er jetzt seinen Töchtern eine gute Mitgift zu Seite stellen könne, und eine künftige Heirat keine Schwierigkeiten und Entbehrungen mehr breiten würde. ...

... und die Geschichte geht weiter ...

Nachdem Gheorghe ausreichend Gold gesammelt hatte, schmolz er es zu kleinen Goldbarren zusammen. Seinem Traum, ein schönes Haus zu erbauen, entschied er eines Tages, das es Zeit werde, einen Architekten für den Hausbau ausfindig zu machen.  Er sattelte sein bestes Pferd, nähte zuvor das Gold in seine Kleider ein und ritt über eine Woche bis nach Wien um dort das Gold zu verkaufen. Von dort kehrte er mit einem italienischen Architekten nach Bucium zurück. Gheorghe bittete den Architekten, ein Haus zu entwerfen, welches den deutschen Häusern in Wien ähnlich sei. Der Achitekt überlegte einige Zeit und sagte zu Gheorghe, ob es denn nicht einen Gedanken Wert sei, der Abstammung auch seiner Familie von den Römern zu gedenken um so mit der Architektur an diese Vergangenheit anzuknüpfen, worauf schliesslich seine Familie stolz sein könnte. Gheorghe gefiel dieser Gedanke und er lies dem Architekten freie Hand und heuerte die besten Handwerker an. So begann der Hausbau. Während Gheorghe am am Tage in seiner Goldmine arbeitete, überprüfte er am Abend die Fortschritte des Hausbaus. So entstand hier im Sommer des Jahres 1886 am Ortseingang von Bucium-Poieni dieses Haus. Die untere in Steinbauweise errichtete Etaje beherbergte 4 Zimmer, während sich im aus Holz errichteten Obergeschoss 6 Zimmer befanden. Das Haus war mit einem imposanten Holzhaus verbunden, welches ebenfalls über 2 Stockwerke verfügte und eine Stallung, sowie eine Kornspeicherkammer besass. Imposant ist auch der hölzerne Verbindungsgang zwischen den zwei Gebäuden. Die für jene Zeit eigenwillige und nicht der Zeit der Habsburger Monarchie entsprechende Architektur bedurfte einer gesonderten Genehmigung durch die Behörden und so ritt Gheorghe Bembea erneut nach Wien um dies zu erwirken. Nach drei Tagen des Wartens wollte der Kanzler immer noch keine Zusage treffen. Um ein Übereinkommen zu erwirken gab Gheorghe als Kompromiss kund, das Obergeschoss seines Hauses mit Biedermeier-Mobiliar und feinsten Porzellanartikeln auszustatten. So kam eine Einigung zu Stande.

Kopie des alten Arbeitsausweises

.. von Petru Bembea, dem Sohn von Gheorghe Bembea. Das alte Dokument befindet sich noch in Familienbesitz. Handschriftlich ist in dem Ausweis die "Beschäftigung in einer Fabrik" durchgestrichen und durch "a lucratorului de 'mina'..." ergänzt worden. Die Nachkommen der Familie Bembea haben zu jeder Zeit dazu beigetragen, das Haus für die Nachwelt zu erhalten, teils auch im Innern zu modifizieren. Auf eine so lange und lebendige Familiengeschichte blicken zu können, ist in jedem Falle eine grosse Bereicherung für die Familie selbst, aber auch für die vorbeiziehenden Reisenden, welche von dieser wunderschönen Architektur begeistert sind. Das Untergeschoss mit seinen eher einfachen und kleinen Fenstern und das schmuckreiche Obergeschoss erinnern auch ein wenig an die oltenische Bauform der "cula" - freilich in urbaner Simplizität!

Bucium Poieni

Im Zentrum des Dorfes Bucium Poieni. Hier befindet sich die grosse Kirche des Dorfes. Rechts im Bild zu sehen, die Rekonstruktion der kleinen Holzkirche "Biserica Inaltarea Domnului". Diese wurde in den Jahren 1711-1724 erbaut. Die kleine Holzkirche ist von einem Ziegeldach überbaut. Vor der kleinen Holzkirche befindet sich ein grosses Steinkreuz. Dieses stammt aus dem Jahr 1880. 

Im Innern

der orthodoxen Kirche von Bucium Poieni. Die Kirche wurde in den Jahren 1711-1724 unter der Leitung des Priesters Barsan Ioan errichet. Umfassende Renovierungsarbeiten erfolgten in den Jahren 1974-1978. Die Innenbemalung stammt ebenfalls aus dieser Zeit. 

Im Pronaos

... der Kirche befindet sich das Bildnis der Revolutionäre Crisan, Horia, Closca, sowie rechts daneben (nicht im Bild) Avram Iancu ...

Avram Iancu

... der Anführer der 1848er Revolution, welche sich gegen die regionalen ungarischen Machthaber richtete. Es war eine Zeit der politischen Wirren, in denen die unterdrückten Rumänen in Siebenbürgen gegen die regionalen ungarischen Machthaber aufbegehrten und zugleich die ungarischen Nationalisten die Vorherrschaft in Siebenbürgen übernehmen wollte. Zu jener Zeit gab es insbesondere in den Muntii Apuseni starke militärische Auseinandersetzungen, bei denen Avram Iancu als Anführer der Rumänen seinen Platz in der Geschichte einnahm und noch heute überall grosse Verehrung findet. Aber auch die Frauen aus Bucium nehmen einen Platz im Kampf gegen die ungarischen Machthaber ein, über welchen sogar im Wiener Sonntagsblatt 1876 nachträglich berichtet wird: "... Die Weiber von Bucium. Unter den Hordenführern, welche von der ungarischen revolutionären Regierung der Jahre 1848 und 1849 beauftragt waren, Mordbrenner, Räuber und überhaupt Verbrecher und Gesindel aller Art ... anzuwerben, und mit ihnen in das unglückliche Siebenbürgen einzudringen, hat wohl unstreitig ... 'Major' Hatvany durch seine bestialischen Thaten bei den Rumänen das fluchwürdigste Andenken hinterlassen. ... Allen Kriegsrechten zum Hohn sprechend, brach Hatvany, nachdem der rumänische Präfekt Avram Iancu ihn in den Gefechten vom 8., 9. und 10. Mai 1849 bereits einmal geschlagen und sein Korbs beinahe total aufgerieben hatte - den zwischen diesem Präfekten und dem vertrauten Abgesandten Kossuth´s, Namens Dragosiu, behuts Anknüpfung von Unterverhandlungen kaum abgeschlossenen Waffenstillstand, und rückte mit den theils aus den Trümmern seines geschlagenen Korps, theils aber und vorzüglich aus anderen beutelustigen Freischaren ... auf´s Neue gegen Abrudu Banya vor. Sein Vorrücken wurde in hohem Grade dadurch begünstigt, daß Avr. Iancu den größeren Theil des rumänischen Landsturmes  nach Hause schickte, damit sich die Leute von den erlittenen Strapazen ausruhen und sich mit frischem Proviant versehen könnten. ... Als aber Iancu die Nachricht erhielt, daß Hatvany sich wieder in Abrud befindet, da ließ er mittelst des Alpenhornes die üblichen Signale geben ... den heimatlichen Herd gegen fremde Eindringlinge zu verteidigen. ... Es genüge hier aufzuführen, daß Hatvany zum zweiten Male verloren sein. ... Der einzige Ausweg hinzu schien ihm die Landstraße nach Zalathna zu sein und er suchte daher, diese am 18. Mai so rasch als möglich zu gewinnen. Doch es war zu spät. Sobald Iancu die Absicht Hatvany´s errathen hatte, ließ er alle Ausgänge besetzen und hielt auf diese Weise ... von allen Seiten mit eisernen Klammern umschlungen. An ein Zurückkehren in die Stadt durfte er nicht mehr denken, für ihm gab es nur eine Losung und diese lautete: ... nur vorwärts auf der Straße nach Zalathna; ihm kümmerte es wenig mehr, daß seine Mannschaft von den sicheren Kugeln der ihnen immer hitziger nachsetzenden Rumänen haufenweise niedergestreckt wurden; ... Doch immer furchtbarer gestaltete sich die Situation. Auf dem Gipfel des Berges Bolsu in der Nähe einer Brücke, welche Hatvany mit seinen Schaaren passieren mußte, hatten sich mittlerweile die tapferen Weiber der Buciumaner eingefunden und erwarteten den anrückenden Feind; zu seinem eigenen Glücke war Hotvany nur um wenige Augenblicke früher, von einigen Reitern begleitet, über diese Brücke gegangen und es gelang ihm, durch ein Seitensteg in´s Gebirge zu entkommen. Als jedoch seine nachrückende Mannschaft an dem Fuße des Bolsu vorüberzog, da begann es oben auf dem Gipfel anfangs schwächer, dann aber immer stärker zu rollen, bis es endlich den Anschein gewann, als ob der ganze Berggipfel in das Thal hinabgewälzt werden sollte. Es waren dies, wie oben erwähnt, die Weiber von Bucium, deren Rachegfühl hier die Häupter der Magyaren ereilte. Mit lautem, donnernden Gekrache rollerten die von diesen Weibern hinabgestürzten Felsstücke in das Thal hinab und zerschmetterten dort Alles, was sie im Wege fanden. Zahlreiche Feinde fanden darunter den gräßlichen Tod und nur wenige sollen dieser Katastrophe entronnen sein ... Ein und zwanzig Jahre sind seit jenen Ereignissen verflossen ... Die Thaten dieser Weiber aber, am Bolsu und Marisellu, sie werden stets die Glanzpunkte weiblichen Heroismus in der Geschichte des hartgeprüften Volkes der Rumänen bilden, ..."

In deutscher Sprache

... steht im unteren Teil des aus der Habsburger Zeit stammenden Kreuzes, welches sich immer im Zentrum von Bucium Poieni befand: "GLÜCK AUF / 1880". Darüber befindet sich eine rumänische Inschrift auf welcher vermerkt ist: Dieses Kreuz dient der Anbetung des Herrn und der Auferstehung des Sohnes.

Muzeul Buciumanilor

... befindet sich gegenüber der grossen Kirche von Bucium Poieni. Das Bergbau-Museum befindet sich noch im Aufbau und beherbergt bereits in einem grossen Saal zahlreiche Exponate: Mineralien, Bücher, Fotos, bergmännische Werkzeuge ... Nach und nach wird das Museum in den folgenden Jahren weiter ausgebaut. Weitere Infos zum Museum 

http://www.baiadomnilor.ro/ 



Im ersten Raum

... des Museums befindet sich eine Mineraliensammlung, sowie zahlreiche fotografische Dokumentationen.


Mein Lieblingsexponat

... unter den Mineralien ist dieser pilzförmige Kalzit (ciuperca de Calcit).


Zwei weitere Ausstellungsräume

... beherbergen ethnografische Exponate. 

Weitere Infos über den Bergbau in Bucium (Mineralien, sowie geologische Basisinformationen) finden sich auch im Gold-Museum in Brad.

Auch im Aussenbereich

... des Museums befinden sich weitere bergbautechnische Exponate, wie diese Grubenbahn. Dazu gehört auch die liebevoll gestaltete Kulisse von drei künstlich angelegten Bergwerksschächten. Links daneben (nicht im Bild) befindet sich der hölzerne Nachbau einer Stampfmühle. 

Ein altes Foto

... zeigt Bergabreiter aus Bucium in der sozialistischen Zeit Rumäniens. Leider findet man diese Epoche des rumänischen Goldbergbaus weithin sehr schlecht dokumentiert.

Im "Montan-Handbuch des Österreich. Kaiserthums für 1857" ... finden wir Aufschluss über die zu jener Zeit in Bucium tätigen Bergbau-Unternehmungen namens: Abraham, Barbara, Georg, Maria, Rotenbach, ... sowie der Zusatzanmerkung: "Ueberdiess befinden sich in der Gem. Bucsum 637 Pochwerke mit 3997 Schiessern am Freiwasser, einzelnen Bergwerksbesitzern gehörig."


Bucium Poieni

... ist wie auch die anderen Ortsteile der Comuna Bucium sehr gepflegt. Viele Häuser sind liebevoll hergerichtet und verfügen häufig sogar noch über die traditionellen alten Backöfen. 

Crucea de la Tarau

Diese schöne Troita befindet sich im oberen Ortsteil von Bucium Poieni. Dieses Kreuz hat eine für die Muntii Apuseni typische Form und ist mit einem konischen Dach aus Holzschindeln überdeckt. Es stammt aus der Zeit 1840-1870. Auf dem Kreuz selbst befinden sich Motive wie eine Sonnenscheibe, das verdrehte Seil und Wolfszähne. Der Strasse talhochwärts folgend, gelangt man zu weiteren schönen Kreuzen, wie etwa das steinerne Kreuz "Crucea de la Tandrau" aus der Zeit 1878-1897. 

Auch hier in Bucium Poieni

... lohnen  Spaziergänge in die umliegende Bergwelt. Man stösst schnell auf die Schönheiten der Natur, wie z.B. diese zwei, bei der Paarung befindlichen Blindschleichen (Anguis fragilis).

Ioan

... vor dem aus römischer Zeit oder in darauf folgender Epoche stammenden Stollenmundloch der "Mina Baia Domunlui". 

Der kurze Stollen

... der Mina Baia Domului. Das Gangprofil und die Bearbeitungsspuren sind typisch für den römischen Bergbau. Leider ist der Stollen vor einigen Jahren eingebrochen und so nicht mehr weiter begehbar. 

An dieser Stelle gehen wir noch einmal auf die alten Zeiten der Bergarbeiter und ihren Glauben an die Berggeister ein. In dem Buch "Volksglaube und religiöser Brauch der Magyaren" (Heinrich von Wlislocki) lesen wir dazu: "... Der Berggeist heißt magyarisch bányarém (eigentl. Bergwerksschrecken) ... Bei den Deutschen Ungarns heißt er: Berggeist, Bergmenal, Schatzmenal; bei den Rumänen (z.B. in Bucsum) vîrva bái, bisweilen auch coponic ... Was seine Gestalt und sein Anzug betrifft, so erzählen die Bergleute, daß er rote Hosen, roten Rock und roten Hut habe und winzig klein sei. ... Nur der Bányarém von Bucsum erscheint nicht immer in seiner eigenen Gestalt, sondern verwandelt sich oft in eine hohe Frau, in einen alten Mann, in eine Eule oder Fledermaus, oder in ein Roß oder einen Hund ..."

Von Mina Baia Domnului

.. dem Forstweg weiter bergauf folgend, gelangt man wenig später auf eine schöne Hochweidefläche. Ich hatte das Glück, mit Ioan, dem Besitzer dieses Anwesens hier hinauf gekommen zu sein und durfte so einen Bilck in die kleine Sommerhütte werfen 

...

Im Innern

... der Sommerhütte. Ein Traum für all jene Menschen, die der Zivilisation für einige Zeit entkommen möchten! Ein normaler "Arbeitsplatz" hingegen für die hiesigen Bergbauern.

La Tau

Kurz hinter dem kleinen Anwesen von Ioan durchschreiten wir eine kreisrunde Senke, welche im unteren Abschnitt durch einen Damm das Gefälle begrenzt. Es sagt schon die Ortsbezeichnung "La Tau", dass sich hier einmal ein kleiner See befand. Dieser einst künstlich angelegte See diente in früherer Zeit als Lieferant für das Schlagwasser, welches eine Stampfmühle nahe der Mina Baia Domnilor versorgte. 

Kurz hinter "La Tau"

... eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf den Vf. Corabia. Dort wurden bis in die Zeit vor dem politischen Umbruch in Rumänien noch einige Bergwerke betrieben. 

In dem Buch "Geologie Siebenbürgens" (Wien 1863) lesen wir über den Goldbergbau in Bucium: "... Auch hier wird allenthalben Bergbau getrieben und zwar sowohl in dem erwähnten goldführenden Sandstein, als wol auch in Grünsteintrachyten, auf welche wir im nächsten Abschnitt bei der Schilderung des Vulkoj- oder Korabia-Berges nochmals zurückkommen. Als zu Bucsum gehörig führt das Montanhandbuch von J.B. Kraus für 1863 wieder 112 einzelne Gruben zu denen 637 Pochwerke mit 3997 Schiessern gehören, ferner als zu Korna gehörig 60 Gruben auf. Das Bucsumer Haupttal wendet sich bei Bucsum ... im Karpatensandstein. ..."

Nahe Dealul Ulmului

... befindet sich dieser weitgehend offene Minenschacht. Laut der Aussage Einheimischer sei dieser ca. 7 m tiefe Schacht vor über 100 Jahren in den Fels getrieben worden. 



Auf dem Rückweg

... nach Bucium Poieni befinden sich einige wunderschöne alte Häuser. Die Besitzer gestatteten einen Blick ins Innere des Hauses werfen zu dürfen. Die Räumlichkeiten sind noch im Original erhalten. Auf dem Hof des Grundstücks befindet sich ein kleineres Küchengebäude mit einem sehr schönen erhaltenen Backofen. 

Im Innern 

... des alten Bauernhauses hängen einige Fotos aus historischer Zeit. So war es möglich, einen Blick in die Vergangenheit vor selbiger Aussenkulisse zu werfen - fast wie in einer "Zeitmaschine"!

Noch einmal zurück in die Vergangenheit ...

In dem Buch "Siebenbürgen in Wort und Bild" (Wien 1902) werden folgende Eindrücke über Bucium wiedergegeben: "... Bald ist Bucium erreicht, eine der größten und eigenartigsten Berggemeinden, mit fast 5000 Einwohnern, aber auf einem Gebiete von 14.544 Katastraljoch weithin gedehnt, in Schluchten und Berghänge verstreut, bis an den Fuß der Detunata, des Feketélö und der Korabia. Die 1000 Wohnhäuser, die den Ort bilden, liegen oft sehr weit von einander, bilden aber doch mehrere Gruppen (Bucsum-Cserbu, Bucsum-Izbita, Bucsum-Czaßa, Bucsum-Pojén), die ein paar Stunden von einander entfernt liegen. Auch die einzelnen Häuser liegen vereinsamt. Die 'Nachbarn' sind oft durch Berge, Thäler, Schluchten getrennt, und wenn die Frau auf einen 'Plausch' zur Frau Nachbarin geht, nimmt sie unter dem Arm die Kunkel mit und kann einen recht langen Faden um ihre Spindel wickeln, ehe sie auf all' den Umwegen das Ziel erreicht. Fragt der Tourist hier nach irgendeinem Ausflugspunkt, so wird geantwortet: 'Das ist gleich da in der Flanke' oder 'gleich dort drüben', und dann hat er gut anderthalb oder zwei Stunden zu laufen und bergauf bergab zu klettern, bis er an Ort und Stelle ist. Die Bevölkerung dieser Dörfer treibt nichts als Bergbau. Kinder, Greise, auch die Weiber thun lauter Grubenarbeit, im Eigenen oder in Pacht. Überall Gruben, Löcher, Schürfungen, Einstürze alter Gruben, Pochwerk auf Pochwerk. Hier gilt nur das Gold, und wer das hat, hat Alles: Comfort, Frohsinn, Luxus und Gelage, wie es ihm paßt. ..."

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Fotos: Wilhelm Scherz

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