Ruda Brad - Musariu - Luncoiu de Sus


Ruda-Brad befindet sich nahe der Stadt Brad, in den Muntii Metaliferi innerhalb der Muntii Apuseni (Karte) im Westen von Rumänien. Erstmals findet der Ort im Jahr 1439 unter der Ortsbezeichnung "Kudafalva / Rudafalva" Erwähnung. Mit den Jahren änderte sich die Ortsbezeichnung mehrmals in kleinen Abwandlungen, jedoch taucht der Ortsname "Rudafalva" erneut im "Lexikon aller Österreichischen Staaten" (Wien 1845) auf. Nach 1525 gehörte das Dorf Rudafalva zum Dominalbesitz der Burg Siria, deren Eigentümer zu jener Zeit die Familie Báthory (1464-1613) war. ...
Oberes Bild: Die Römertreppe (Treptele Romane) im Jahr 2015. Wunderschön restauriert und auch das nahe Umfeld ist gepflegt. Leider ist aber der Zugang zu dem alten Römerstollen wieder verschlossen. Dennoch, als eine Örtlichkeit des einst römischen Bergbaus, findet der Besucher hier wieder ein lohnenswertes Reiseziel vor. Der einst von Ruda Brad hier her führende Waldweg ist jetzt bitumiert und mit einem normalen Fahrzeug erreichbar. Es lohnt aber auch, das Fahrzeug einfach im Zentrum von Ruda Brad stehen zu lassen und eine kleine Rundwanderung zu unternehmen. Dabei folgt man dem weiter verlaufenden Forstweg bis zur nahe gelegenen orthodoxen Bergmannskirche. Dort windet sich der nun unbefestigte Weg nach links in die engegengesetzte Richtung. Hier kann man den Weg oberhalb von Ruda Brad nehmen, oder etwa hinüber in die Valea Berzii (Barza-Tal) nach Barza wandern.
Auf der alten Karte der Josephinischen Landnahme (1760-1780) findet man zahlreiche verzeichnete Stampfmühlen (Stampf.m) und eine Kirche, genau an der Stelle, wo sich die heutige Steinkirche befindet. Wer sich auf die Spuren einer jahrhunderte alten Goldbergbaugeschichte begeben möchte, der sei hier genau richtig!
Drum bun und "Glückauf" ...





Lamele de aur acoperite de hidroxizi de fier

Diese mit Eisenhydroxid bedeckten Goldplättchen kann man im Goldmuseum Brad bewundern. Als Fundstätte ist "MUSARIU" (gesprochen: Muschariu) vermerkt. Was für ein interessantes Wort, was für ein schöner Klang, was für ein geheimnisvoller Ort, den man nicht einmal auf der Wanderkarte der "Muntii Metaliferi" findet. Ein genauer Blick auf die im Goldmuseum befindlichen geologischen Bergbauskizzen gibt aber schnell Aufschluss über die Lage der Valea Musariu: sie zweigt direkt im unteren Ortsteil von Ruda Brad rechts ab. 

Nein, es ist nicht die alte Kirche

... von Ruda Brad, welche auf der Karte der Josephinischen Landnahme (1760-1780) verzeichnet ist. Die neue Kirche wurde vollständig von der Bergbaugesellschaft "Mica" finanziert und im Jahr 1939 errichtet. Für die damalige Zeit war die "Mica" ein nahezu vorbildliches, sozialverpflichtendes Unternehmen, denn sie finanzierte neben dem Gotteshaus viele gemeinnützige und kulturelle Einrichtungen in und um Brad. Sollte man vielleicht noch erwähnen, dass dieses Grossunternehmen einst auch Steuern an den Staat abführte?! 

:-)

Im Innern

... der orthodoxen Kirche in Ruda Brad. Die Innenbemalung zeigt keinerlei Bergbaumotive oder Symbole.

Treptele Romane

Die "Römertreppe" befindet sich ca. 1,5 km von den letzten Häusern in Ruda Brad entfernt. Bis zur Bergmannskirche sind es dann nur noch weitere 500 m. Nahe der Römertreppe gibt es noch ein Betonportal eines Bewetterungsstollens. Dieser führt aber nach wenigen Metern durch sehr instabiles Gestein. Von einer Begehung ist in jedem Falle abzuraten! Die Römertreppe hingegen war im Jahr 2012 auf Grund des desolaten Zustandes des Zugangsgebäudes offen und eine Begehung dieser bis hinunter zur Wassersohle ist in jedem Falle problemlos. Auch die Bewetterung bis hinunter zu den gefluteten Abschnitten ist gut. 

Zuerst führt die Galerie

... durch einen Schutzverbau bis hin zu den stabilen Gesteinsschichten. Allein das ist schon ein kleines Kunstwerk! Hier verläuft die Galerie noch horizontal. Nach 20 m ab dem direkten Zugang der Eingangstür beginnt der Abstieg über die in den Fels geschlagenen Treppenstufen

...

Nach ca. 40 m

... gelangt man an eine ehemalige Türeinfassung. Es wäre natürlich sehr zu begrüssen, wenn man für Kleingruppen eine Führung in die heute wieder verschlossene Römertreppe anbieten würde. Ausgangspunkt für eine geführte Tour (auch komplett durch Valea Ruda und Valea Musariu) könnte das Goldmuseum Brad sein. Sollte sich da keine touristische Initiative der Stadt Brad finden? Sicher gibt es zahlreiche kundliche Geologen im Ruhestand, welche Zeit und Kenntnis hätten! Auch in Deutschland gibt es individuelle Führungen in alten Bergwerken, die sogar über das touristische Normalmaß hinausreichen. Ein kleines und wirklich tolles Beispiel dafür finden wir im Röhrigschacht in Wettelrode, wo 3 Sondertouren angeboten werden: ... https://roehrigschacht.de/index.php?id=591  ... Ein gutes Vorbild für künftige Spezialführungen in hiesigen Bergwerken. Sollte so etwas nicht auch hier möglich sein??? 

Die Wassersohle

... erreicht man nach ca. 66 m. Hier beginnt der Anna-Erbstollen (Orizontul Anna). Dieser Stollen stellt das oberste Niveau eines riesigen Grabungsgebietes aus römischer Zeit dar, welches bis auf -120 m in fortlaufender Tiefe reicht. Dort im Zentrum befinden sich auch die Erzgänge "Michaeli" und "Sofia". 

Besinnen wir uns an dieser Stelle

... noch einmal auf einige Auszüge von Volker Wollmann ("Silber und Salz in Siebenbürgen" (X / Teil 1 / Bochum 2010 / ISBN 10: 3-937203-47-8): 

"... Das Hauptinteresse der vorgeschichtlichen und der antiken Bergleute lag auf den Rudaer Zwillingsklüften "Sofia" und Michaeli", die bis in eine Tiefe von 45 m unterhalb des Viktor-Erbstollens als dem zentralen Förder- und Wasserhaltungsstollen des Ruda-Barzaer Bergbaus alte Abbauspuren aufweisen. Der Erbstollen im Bergbau der Antike dürfte zunächst der spätere Rudaer Anna-Stollen gewesen sein: Die von ihm aus vorgetriebenen Sohlenstraßen erreichten eine Teufe von 120 m. ... Der rd. 50 cm mächtige Sofia-Gang ist einer der reichsten Gänge der der Grube Ruda-Barza, sowohl was die Erzführung im Pochgut, als auch das Vorkommen als Freigold anbetrifft. ... Bereits im Altertum wurden Erzpfeiler als Bergfesten stehen gelassen; diese enthielten stellenweise noch bis 1.000 g Freigold pro t ...

...

... "... Der bei weitem reichste Goldgang  im Barza-Rudaer Gebiet war indessen der Michaeli-Gang. Er lieferte  stets einen guten Pochgang und konnte sowohl in der Streich- als auch in der Fallrichtung ohne Absätzigkeit auf allen Sohlen aufgeschlossen werden. ..."

In der Zeitschrift "Gelehrte Anzeigen"

... (der bayerischen Akademie der Wissenschaften / München) vom 10. November 1856 steht vermerkt: "... Ähnliche Arbeiten des alten Bergbaus finden sich bei Verespatak am Kajanelbach nächst Boitza, so auch am Körösfluß bei Ruda, Brad, Csebe und Körösbanya, wo auch Gold und Silber gegraben wurde. Man fand dort römische Werkzeuge: Keilhauen, Bergkratzen, Schlägel, Säubertroge, Breitkeile und Lampen von gebranntem Thone (...) und einen eisernen Mörser mit doppelter Handhab. ..."

Verbetonierter Stollenzugang

... nahe der Bergmannskirche. Ein kleiner Einbruch hinter der Betonverschalung führt heute wieder in den Prospektionsstollen hinein. ...

Auszug aus "Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins der Naturwissenschaften zu Hermannstadt / 1852 / ... J.L.Neugeboren": "... Der Berg selbst, in welchem das Rudaer Feld zu seinem größten Theile liegt, ist ein niedriger, breiter Kegelberg, welchen die übrigen diese Gegend bildenden Porphyrberge wie in einem Kreise umgeben, so dass man sich versucht fühlt, sich in einem vulkanischen Krater zu glauben. ... Die in dem Grünstein-Porphyr des Rudaer Feldes vorkommenden Klüfte zeichnen sich durch Mächtigkeit und durch ihre Ergiebigkeit aus; ... In der neueren Zeit hat man die goldführenden Klüfte in der Tiefe ebenfalls auf mehrere 100 Klaftern edel fortstreichend gefudnen; der Bau verlängerte dessen Felder um gleichbleibender Mächtigkeit und Adel immer weiter nach Ost und West, um das Anhalten derselben bis unter Vallye Arzuluj und unter den Berg Predyisor zu versuchen. Der Bau in dem Werke von Ruda hat 5 Horizonte. In den obersten Horizont führt der Wetterstollen; 37 Klaftern unter demselben befindet sich der zweite Horizont mit dem Zwölf-Apostelstollen; auf diesen folgt 20 Klaftern tiefer der Drei-Königstollen mit seinem Horizonte; ihn untertiefet der Römer-Erbstollen um 20 1/2 Klaftern; und 42 Klaftern unter diesem ist endlich noch durch Anlage des Annaschachtes eine reiche Kluft erbeutet worden. ...

...

... aus dieser Tiefe müssen jetzt noch die pochwürdigen Mittel durch Hebemaschinen heraufgefördert werden, aber auch zugleich das unbrauchbare Gestein und das zugehende Wasser, damit der Bau in diesem Horizonte weiter geführt werden könne. Immer fühlbarer wurde daher die Anlage eines neuen Erbstollens, durch den theils das Wasser aus der Tiefer abrinne, theils auch die pochwürdigen Mittel und das taube Gestein mit geringen Kosten herausbefördert würde. Im Jahre 1842 wurde daher der Victor-Erbstollen angelegt, von dessen Mundloch bis zum Anna-Schachte 733 Klaftern sind. ... Dieser Erbstollen gewährt durch die Richtung, in welcher Richtung er ausgelegt ist, ... den grossen Vortheil, dass die pochwürdigen Massen mit sehr geringen Kosten nach den Pochwerken bei Brad und Krysztsor gebracht werden können. ... 

Ausser unzähligen abgerissenen Klüften und Freigold haltigen Schnüren hat das 22 Feldmasse umfassende Rudaer Grubenfeld vier Hauptklüfte, - die Michaelis-, die Magdana-, die Kornye- und Sophiakluft, von welchen die Magdanakl. eine Mächtigkeit von 1 bis 12 Fuss hat, ... Das Gold dieser Klüfte ist als Staubgold in den Pochgängen eingesprengt; doch findet sich auch Feingold ... Was die Ausdehnung dieser Klüfte betrifft, so ist die Michaeliskl. 350; die Magdanakl. 370, die Kornyakl. 250 und die Sophiakl. 170 Klaftern abgebaut worden. 

...

...

... Der Aufschwung des Werkes, dessen Reichthum und Adel zu allen einsichtsvollen Bergleuten, welche das Werk kennen zu lernen Gelegenheit hatten, als in seiner Art selten gerühmt wird, beginnt mit dem Zeitpunkte, wo Herr Biháry die Direction über dasselbe übernommen hatte. Damals arbeiteten im Ganzen nur 83 Individuen in dem Werke, und zwei Pochwerksräder mit 18 Schüssern reichten hin, um die pochwürdigen Mittel zu verarbeiten ... Herrn v. Biháry gebührt das Verdienst von Jahr zu Jahr das Werk in der Weise ausgedehnt zu haben, dass im Jahre 1848 vor dem Ausbruche der Unruhen 500 Menschen in demselben beschäftigt wurden. ...
... Bei Ruda und in der Umgebung (Berg Muzaru namentlich) ist frühzeitig Bergbau getrieben worden; auf Spuren davon stösst man allenthalben in den daselbst vorkommenden alten Verhauen. Für das Alterthum dieser Verhaue spricht der Umstand, dass mann in ihnen allenthalben alten Pochgangs-Massen (alten Mann) antrifft, welche mit gutem Erfolge gegenwärtig gewonnen un in den Pochwerken verarbeitet werden, welche aber die damalige Zeit, die nur dem Freigolde nachging, nicht zu benützen verstand. Man hat in einigen dieser Verhaue sogar noch die Werkzeuge aufgefunden, die zum Betriebe des Bergbaues benützt worden waren. ..."
Der Autor J. L. Neugeboren hatte noch Zweifel, ob viele der Funde aus der Römerzeit herstammten. Seit aber  im Jahr 1976 auf dem Muncelu-Berg Grabungen an einer Nekropole erfolgten, ist wohl jeder Zweifel in jüngster Zeit ausgeräumt.  Dabei wurden 129 Brandgräber freigelegt.  Die Funde von Grabstelen, an Keramik und den typischen Tonlampen, wie sie die Römer im Bergbau verwendeten,  lassen sich eindeutig auf die Zeit des römischen Bergbaus datieren.
Die Goldförderung

... beim Bergwerkskomplex "Ruda 12 Apostoli" belief sich in den Jahren 1920 - 1947 wie folgt:

in kg

1921 = 1.044,2170 (Rohgold) und 763,0459 (Feingold)

1926 = 1.605,0620 (Rohgold) und 4.321,4120 (Feingold)

1947 = 1.531,3846 (Rohgold) und 952,7686 (Feingold)

Quelle: Extaz si Agonie in Mineritul Zarandean (Fundatia "Auraria-Barza" Brad / Editura Maestro Tip / 2015)

Die Gesellschaft 

... "Harkort'sche Bergwerke und Chemische Fabriken zu Schwelm und Harkorten A.G. zu Gotha" unterstützte im Jahr 1889 die "Industriegewerkschaft Geislingen" (Württemberg) bei der Gründung der "Bergbaugewerkschaft Goldbergwerke Muszariu". Die "Harkort'sche Bergwerke und Chemische Fabriken zu Schwelm und Harkorten A.G. zu Gotha" war bereits nach 1884 Eigentümer der früheren Bergbaubetriebe "Ruda 12 Apostel" einschliesslich der Zdraholt-Gruben. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges verblieben die Gruben im Besitz der deutschen Gesellschaften. Sogar Kaiser Wilhelm II war im Besitz einiger Beteiligungen. Das Unternehmen wurde in nachfolgenden Jahren unter "Ruda 12 Apostel" zusammengefasst. Im Jahr 1920 übernahm die "Mica"-Gesellschaft die "Ruda 12 Apostel" von den "Harkort'sche Bergwerke und Chemische Fabriken zu Schwelm und Harkorten A.G. zu Gotha". Zu den Bergbauabteilungen gehören nach 1920 die Grubenkomplexe: Barza-Ruda; Bradisor; Valea Morii; Alt- und Neu-Muszariu. 1948 wurde die "Mica" verstaatlicht. In den Jahren 1997 bis 2006 wurden die Bergwerke nach und nach geschlossen. 

Griechisch-orthodoxe Bergkirche

Im Jahr 2015 wurde gerade die Aussenfassade restaurtiert. Die Kirche wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. So konnten die Bergleute vor oder nach der Schicht hier zur stillen Andacht einkehren. 

Kleiner Blick

... in den Altarul. Die Innenbemalung der Kirche scheint ebenfalls in jüngerer Zeit restauriert worden zu sein.

Galeria 12 Apostoli Ruda

Über dem Portal des "Neuen 12 Apostel-Stollens" sind die Jahreszahlen 1902 und 1970 aufgetragen. Dazwischen findet sich das Symbol von Schlägel und Eisen. Im Jahr 2000 wurde hier der Abbau der Erze eingestellt. In früherer Zeit war der Stollenzugang mit einem Kontrollgebäude (Zahlhäuschen) überbaut. Der Zugang des "Alten 12 Apostelstollens" existiert nicht mehr.

Alter Bewetterungsschacht

... nahe der Bergmannskirche. Dazu Zitat aus "Silber und Salz in Siebenbürgen" (X / Teil 1 / R. Slotta, V. Wollmann, I. Dordea): 

"... Die Bewetterung war in der Regel natürlich. Die Wetter sammelten sich im Winter im Niveau des Viktor-Stollens bei Barza, verteilten sich von dort auf die verschiedenen Bergwerke (u.a. auch durch eigene Wetterstrecken wie auf den Bergwerken Muszariu, Bradisor, Ruda, Valea Morii und Valea Arsului) und drückten die Abwetter durch Tagesöffnungen aus. Im Sommer kehrte sich die Wetterrichtung um. ..."

Galeria Zdraholt ... 1902 - 1975

Wenn man von der Bergkirche aus den steil ansteigenden Pfad in nordöstlicher Richtung nach Dealul Barza folgt, so gelangt man nach kurzer Zeit auf das Mundloch der Galeria Zdraholt. Unten in der Betonierung ist ein kleines Loch geschlagen worden. Man gelangt in eine Art Vorraum zur eigentlichen Galerie ...

Dem Vorraum

... in dem es schon einen Einbruch gegeben hat, schliesst sich der eigentliche Zugang zum Stollen an, der aber durch einen vollständigen Einbruch versperrt ist. 

In einem Artikel von V. Wollmann in dem Buch "Silber und Salz in Siebenbürgen" (X / Teil 1) erfahren wir: "... Bauer spricht von weiteren Gegenständen römischen Ursprungs, die in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in einer Ruda Zdraholter Grube gefunden sein sollen und in das Archäologische Museum in Deva überführt wurden; er erwähnt u. a. ein Mörser mit römischer Inschrift ..."

Folgt man dem Pfad

... weiter bergauf in Richtung Dl. Barza, so kommt man an eine über Tage betriebene Schürfung vorbei. Weiter oben befindet sich dann dieser alte Wassergraben. Wahrscheinlich wurde einst die tiefe Talkerbe bei Dl. Barza nahe des Gipfelbereiches angestaut, um zusätzliches Schlagwasser für die einstigen Stampfmühlen zu gewinnen. Das Wassereinzugsgebiet des Tales hinunter bis Ruda Brad ist nicht sehr gross und so musste wohl einst jede Wasserressource genutzt werden. Man kann davon ausgehen, dass dieser Kanal schon vor der Josephinischen Landnahme (1760-1780) angelegt wurde. 


Im unteren Ortsteil 

... von Ruda-Brad befindet sich, das Tal heraufkommend, zur rechten Seite ein grosses gelbes Haus, in welchem sich ein Magazin Mixt befindet. Das Haus macht von aussen einen modernen Eindruck und lässt nicht vermuten, dass es einst ein Bau der Mica-Gesellschaft war. Der heutige Besitzer des neu anmutenden Gebäudes zeigt mir stolz ein historisches Foto (siehe Bild) von dem alten Gebäude. Hier, direkt vor dem Gebäude verläuft rechtsseits der Weg in die Valea Musariu. Wenn nun einer glaubt, dass erst der "Karpatenwilli" touristische Informationen über dieses geheimnisvolle Tal der Öffentlichkeit präsentiert, der irrt. Schon im Jahr 1925 findet der Goldbergbau in Muszari in dem Reisehandbuch für Grossromänien (Emil Sigerus / Berlin: Rüdiger 1925) Erwähnung: 

"... Die Gesellschaft führt jetzt den Namen: 'Mica Societate Anonima Romania Miniera'. ... Besonders ergiebig hat sich die der Gesellschaft Muszari erwiesen, wo einmal im Jahre 1891 innerhalb 1 1/2 Tagen 55 1/2 kg ... Rohgold  abgebaut wurden ..." 

In der Valea Musariu

... ist nur noch ein Gebäude erhalten geblieben. Gleich im unteren Zugang zum Tal befindet sich dieser Flachbau, in dem mitunter eine alte Ziegenhirtin ihr bescheidenes Quartier bezogen hat. Der Flachbau ist Teil einer in den Jahren 1952-1962 bestehenden Sträflingsanlage. Das ausgerechnet auch Sträflinge für die Arbeit im Goldbergbau Dienste zu leisten hatten, mutet an ein kleines Kuriosum - zumal der Diebstahl von Feingold hier und anderswo immer eine Begleiterscheinung war. Manch ein Sträfling kam hier aber in der "Tat" auch auf den richtigen Weg und schlug später die Laufbahn des "Mineri" ein. 

Galeria Ludwig

Von dem einst mit einem Zechenhaus überbauten Bergbaustollen ist nur noch das verbetonierte Mundloch geblieben. Am Endpunkt des Sollens gibt es einen Querschlag zum Viktor-Stollen (Victor-Erbstollen; zuletzt: Galeria 1 Mai). Der eigenständige Betrieb dieses Stollen wurde bereits 1962 eingestellt. Er diente aber weiterhin als Zugangs.- und Bewetterungsstollen für sich anschliessende Stollenanlagen. In den weiteren Jahren wurden zwei tiefer gelegene Sohlen vorgetrieben. Im Jahr 2004 kam der Bergbau hier aber endgültig zum erliegen. 

Valea Musariu

... auf dem weiteren Weg talhochwärts gibt es weitere Stollenzugänge. Gut sichtbar sind die bereits überwucherten Bergbauhalden. 

Schönes Mundloch

... des Maria-Stollens. Auch hier finden wir zwischen den obenstehenden Worten "Maria" und "Stolln" das Symbol von Schlägel und Eisen. In den Jahren nach der Betriebsschliessung war der Stollen noch durch ein schlichtes Holztor provisorisch verschlossen. In jüngster Zeit aber ist der Zugang vollständig verbetoniert. 

Einige Meter höher

... befindet sich ein weiterer quer zum Tal getriebener Stollen. Hinter der halben Vermauerung im Innern des kurzen Stollens strömt ein starker Luftzug hervor. Diesem Zeichen nachgehend, gelangt man durch einen kleinen Durchschlupf in den darunter quer verlaufenden Maria-Stollen 

...

Im Innern

... des Maria-Stollens. Schön anzusehen, die im Deckenbereich verlaufende Erzader, welcher der Stollenverlauf folgt. 

Galeria Carpen

Das Mundloch zeigt auch hier Schlägel und Eisen. Der eigentliche Zugang ist aber verschlossen. Die Stollen Carpen, Carpen1, Carpen2 und Clara-Carpen wurden erst nach dem Jahr 1980 aufgeschlossen. 

Fast verschütteter Stollen

... nahe dem Forstweg. Ein Einstieg in den ca. 30 m langen Stollen ist aber problemlos möglich. Und es wartet für all jene Besucher, welche die Römertreppe nicht von innen besichtigen konnten, eine Überraschung

...

... Kleiner Römerstollen

... Nach dem Einstieg findet man diesen typischen Römerstollen vor. 

filon

Schöne Erzader in einer Mine oberhalb des kleinen Römerstollens.

Darmpatrone

... Unter hoher Verletzungsgefahr gab es immer wieder Versuche von Bergarbeitern, Freigoldfunde heimlich ans Tageslicht zu bringen. Die Aufseher an den Ausgängen der Minen hatten eine gewisse Erfahrung und achteten insbesondere auf ein auffälliges Gangverhalten. Zudem mussten sich die Bergleute auch Leibesvisitationen unterziehen. Diese Darmpatrone kann man im Goldmuseum Brad besichtigen. 

In den Minen

... der Valea Musariu wurden in den modernen Betriebsjahren Erze mit einem hohen Anteil an nativen Gold gefördert. Dieser Anteil lag bei etwa 70 %. Weitere 30 % der Goldgewinnung ergaben sich aus nachfolgenden Bearbeitungsschritten der Erzschlämme, etwa durch das Amalgamationsverfahren. Bei in der Valea Musariu geförderten 70.000 t Erz erreichte man eine Produktion von 1.000 kg Feingold. 

Verbetoniertes Mundloch des Clara-Carpen-Stollens

Dazu einige Ausführungen aus der "Lehre von den Erzlagerstätten" von Dr. Richard Beck (Berlin / 1903): "... Aussergewöhnliches Aufsehen erregten in der jüngsten Zeit die grossen Erfolge der Geisslinger Industriegesellschaft in der Muszári-Grube bei Brad, die 1895 an Rohgold (...) 732 kg producierte. Zwei in andesitischem und dacitischem Gestein aufsetzende Gangsysteme schneiden sich spitzwinklig und verursachen sehr reiche Kreuze, wie z.B. das zwischcen dem Claragang und dem Karpingang, das im Jahre 1891 in zwei Schichten 53 kg Rohgold geliefert hat. ... Der Claragang sendet mehrere Seitentrümer aus, die sich im Clara-Stock schaaren und zugleich verästeln. Dieser bis zu 7 m mächtige Stock ist ganz durchsetzt von Drusenräumen mit Quarz, Pyrit und Freigold. Die Erze in diesem "Schatzkästlein von Muszari" hielten local bis 1000 g pro t. Im Laufe von 1 3/4 Jahren hatte man in diesem von einem Eisengatter verwahrten Raume gegen 600 kg Rohgold gewonnen. ..."

Bei dem Clara-Carpen-Stollen

... führt ein Waldweg in Serpentinen hinauf zu den westlichen oberen Abhängen von Dl. Harnicu. Hier gelangt man an eine schöne Hirtenwiese, an deren Rand sich dieses Kleinod befindet. Am Giebel des Pavillons ist ein Bergmannshammer, eine Grubenlampe und ein Bergmannshelm angebracht. So finden wir auch hier noch Spuren der einstigen Bergbaukultur vor. 

Im Innern des Pavillons

... befinden sich einige Heiligen-Ikonen und zur rückwärtsgewandten Seite finden wir die Revolutionäre Horea, Crisan, Closca, danebst Avram Iancu und auch der ehemalige Präsident Ceausescu findet dort seinen Ehrenplatz. Der verblüffte "Westeuropäer" zeigt sich darüber womöglich verwundert. Nur wenige Meter weiter gelangt man zu den ersten Anwesen von Luncoiu de Sus. Eine alte Bäuerin erklärt, dass der Pavillon von mehreren Familien erbaut wurde, zu Ehren der alten Bergmannszeit. Und natürlich hatten diese Bewohner ihre besten und einträglichsten Arbeitsjahre im Goldbergbau unter N. Ceausescu verbracht. Die radikale Schliessung der hiesigen Goldbergwerke sind für keinen der hier lebenden Bewohner zu erklären. Sicher begründen sich diese Schliessungen durch die Öffnung des internationalen Kapitalmarktes. Deren Diktat setzte natürlich eine Schliessung staatlicher Minen voraus, um neuen Privatinvestoren für die Zukunft Tür und Tor zu öffnen. Der Hauptteil der Gewinne wird dann in Zukunft - so es eine Zukunft im Goldbergbau gibt - wieder wie vor den Zeiten des Sozialismus wohin auch immer abfliessen. Es wird also künftig wohl keinen Präsidenten mehr geben, der die Hauptgewinne des Goldbergbaus jemals wieder in das Gemeinwesen einfliessen lassen könnte! Das scheint den Bergbewohnern hier in all ihrer Bauernschläue wohl ebenfalls nicht entgangen zu sein! Diese Logik zu wiederlegen, bräuchte es gegenwärtige Beispiele :-) ... 

Luncoiu de Sus

... Longavilla superior; Felfö-Lunkoj; Ober-Langenthal ... Erste urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich im Jahr 1439. 

Es empfielt sich, einen kleinen Spaziergang durch den Ort bis zur alten Holzkirche zu unternehmen und im Anschluss erst den Rückweg anzutreten.

Der verbetonierte Zugang

... der Galeria Dealu Fetii olberhalb Luncoiu de Jos. Bereits in der Zeitschrift "Transsilvania" des Jahres 1833 finden die Goldvorkommen in "Ober Lunkoy" Erwähnung. 

Erste Prospektionsarbeiten für den Verband der Stollengänge von Dealu Fetii mit den Stollen in der Valea Musariu begannen im Jahr 1889.

Biserica de Lemn

Die aus Eichenholz erbaute Kirche wurde im Jahr 1785 erbaut. Zu dieser Zeit war ihr Standort im Norden des heutigen Dorfes. Im Jahr 1803 wurde die Kirche unter Leitung des Pfarrers Iosif Roman auf ihren heutigen Standort umgesetzt. So befindet sie sich mitten im Zentrum des Streudorfes und ist für alle Bewohner gut erreichbar. Vor dem Jahr 1785 gingen die Bewohner zum Gottesdienst hinunter nach Luncoiu de Jos (Langavilla; Alfo-Lunkoj; Unter-Langenthal). 

Im Innern

... besteht die Kirche aus Pronaos, Naos und dem Altarraum. Der Glockenturm befindet sich über dem Pronaos. Wer die Kirche im Innern besichtigen möchte, der erkundige sich in einem der nahe gelegenen Bauernhäuser. Die Leute sind sehr freundlich und so möglich, wird einem das Kirchlein auch geöffnet. 

Während der Zeit, in der die Gläubigen in diese Kirche einkehrten, dienten hier insgesamt 20 Priester, von denen "8 Söhne dieses Dorfes waren".

Blick vom Balkon

... des Glockenturms der alten Holzkirche. Auf der Kirchenglocke ist das Jahr 1924 vermerkt. Gegenüber auf dem schönen Hochplateau (ca. 460 m) befindet sich die neue Dorfkirche. Sie wurde in den Jahren 1994-2001 erbaut. Die Innenbemalung erfolgte auf Fresko im Jahr 2012. Die alte Holzkriche hat heute den Status als Historisches Monument und befindet sich in einem guten Zustand. 

Unterhalb des Plateaus geht es hinunter nach Luncoiu de Jos, wo auch die Nationalstrasse -76- (E79) von Brad in Richtung Deva verläuft. Gegenüber des Tales befindet sich das Dorf Stejarel (rechts oben), wo es ebenfalls eine Holzkirche gibt. Zwei weitere Holzkirchen befinden sich auf den Anhöhen links im Bild. Eine der Kirchen liegt im Ort Dealu Mare (wo es ein kleines ethnografisches Privatmuseum gibt) und die andere in Podele. Wer mit dem Auto von Luncoiu de Jos in Richtung Deva fährt, erreicht nach ca. 7 km einen Abzweig, welcher linksseits nach Pestera führt. Hier gelangt man durch eine malerische Berglandschaft in die ehemalige Bergbauregion der Comuna Baita, sowie der Cheile Craciunesti. ...

Wie geht´s zurück

... nach Ruda Brad? Von der alten Holzkirche in Luncoiu de Sus geht man zunächst zurück zum Pavillon bei der schönen Waldwiese. Dort zweigt ein leicht aufsteigender Weg links ab. Ein Teil des Weges scheint in früherer Zeit als Abraumhalde mitten auf dem Kammverlauf aufgeschüttet worden zu sein (siehe Bild). Dann aber steigt der Weg steiler bergan zu einer Hirtenwiese unterhalb des Dl. Fetii (698 m). Man kann über die Hirtenwiese einen schmalen Pfad hinauf zum Gipfel nehmen. Ausblicke hat man hier wegen des Hochwaldes aber keine. Es lohnt, dem Weg über die Hirtenwiese hinweg zu folgen, welcher über Dl. Talpelor bis zum Abzweig der Strasse nach Ruda Brad nahe der -E 79- gelangt. Von hier aus geht´s im Tal wieder zu Fuß oder per Autostopp zurück nach Ruda Brad. 

... oder ...

Man kürzt ab ...

in die Valea Musariu. Direkt bei der Hirtenwiese kann man problemlos durch den steilen Hochwald absteigen und stösst dabei auf mancherlei Spuren des alten Goldbergbaus, wie etwa diesem bergbautechnischen Aufschluss, welcher möglicherweise ebenfalls bis auf die Römerzeit zurückreicht. Es gibt noch viel zu entdecken in dieser historischen Bergbauregion ...

Drum bun und "Glückauf"!


Buchtipp:
SILBER UND SALZ IN SIEBENBÜRGEN von Rainer Slotta, Volker Wollmann und Ion Dordea / Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums Bochum / Band X ... Teil 1 und 2)
Die entsprechenden Ausgaben sind käuflich unter http://www.bergbaumuseum.de ... oder http://www.vfkk.de .

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Fotos: Wilhelm Scherz

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