Das ethnografische Museum "Centru Documentare" in Dealu Mare

Wie immer in Rumänien und den rumänischen Karpaten weiß man kaum etwas über die Geschichte der Bergdörfer und ihrer Bewohner, wären da nicht rumänische Freunde aus der Region, die dem Fremden den einen und anderen wertvollen Tipp geben - sofern man sich mit ihnen einlässt! So war es auch in meinem Fall, als ich einen Tag mit meinem Freund Velu auf den Spuren des Goldbergbaus bei Brad unterwegs war. Auf meiner Suche nach weiteren Infos zum Goldbergbau nach 1945 verwies mich Velu an Herrn Medrea in Dealu Mare. Noch am gleichen Tag, auf meinem Weg Richtung Sacaramb, stattete ich der benannten Adresse einen Besuch ab. 

Die Fahrt ging von Brad über die E79 Richtung Deva. Nach ca. 10 km, direkt am Pasul Valisoara (463 m) zweigt rechts ein Weg ab. Wenig später führt die Landstrasse immer auf einem Bergrücken entlang, wo sich auch die ersten Anwesen von Dealu Mare befinden. Ein Stück weiter zweigen zwei Bergrücken voneinander ab, ich nehme den Fahrweg nach rechts. Es folgt ein Magazin Mixt, die Holzkirche des Ortes und wenig später erreiche ich das  Anwesen von Herrn Medrea (links der Strasse). Eine absteigende Wiese führt zum Wohn.- und Museumsgebäude (oberes Bild). Aber vorsicht, ein Schild weist auf einen bissigen Hofhund hin und deshalb erst einmal lautes Rufen. Schliesslich führt mich ein netter junger Mann zum Wohnhaus wo ich zunächst auf Kaffee und Kuchen eingeladen bin. Herr Medrea präsentiert mir zunächst zahlreiche Unterlagen alles das Museum und den ort betreffende. Danach geht´s ins Centru Documentare - so nennt sich das kleine, in Privatbesitz befindliche Museum ... 

Medrea Partenie-Marian präsentiert sich in seiner Jägerkluft. Bereits am Eingang zum Centru Documetare wird der Besucher auf die Schwerpunkte der Privatsammlung hingewiesen: 1. Studium der Bibel ... 2. Studium medizinischer Pflanzen ... 3. Erfindungen ... 4. Das Leben der Vorfahren anhand der alten Sammlung von Dragoiu Maxim ... 5. Kombination aus alter Zeit und Moderne ... Allein die Sammlung von Dragoiu Maxim besteht aus 365 Antiquitäten. Das kleine Museum befindet sich seit 1999 im Aufbau, wobei Herr Medrea alles selbst finanziert ... selbst das Museumsgebäude, welches beinahe aus allen Nähten platzt. 

Medrea Partenie-Marian stammt aus einer typischen Bergarbeiterfamilie. Sein Vater, Medrea Viorel, hat seine Ausbildung zum Bergarbeiter (Mineri) am 16.8.1940 abgeschlossen. Einige Exponate zum Bergbau beherbergt das Museum ebenfalls, so z.B. zahlreiche alte Grubenlampen. ...

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden um Dealu Mare sieben Galerien zur Erkundung der örtlichen Goldvorkommen eröffnet. Im Ergebnis fand man nur schwache Erzadern vor, so dass sich ein fortlaufender Bertrieb der Gruben für den Goldbergbau nicht als wirtschaftlich erwies. 

Auch aus ethnografischer Sicht beherbergt die Sammlung ein umfassendes Sortiment, angefangen von Haushaltsgegenständen jeder Art, über Töpferwaren und traditioneller Bekleidung. Liebevoll präsentiert Herr Medrea die Verarbeitung der Schafwolle bis hin zu den Endprodukten, den Garnen, Teppichen und Stoffen für traditionelle Bekleidung. Dabei demonstriert und präsentiert er es so gut, dass man nicht einmal der rumänischen Sprache mächtig sein muss! 

Das Museum hat natürlich keine Öffnungszeiten, man fährt entweder auf gut Glück hier her, oder versucht vorab per Telefon Kontakt mit Herrn Medrea aufzunehmen: 

Medrea Partenie-Marian / Comuna Valisoara / Sat Dealu Mare / Nr. 83 A / Telefon: 0040-723-633109 ...

Zeit wird es an dieser Stelle für einen historischen Abriss über Dealu Mare:

Das Dorf Dealu Mare (Großer Berg) gehört zur Gemeinde Vălişoara (Vălişoara, Săliştioara, Stoieneasa, Dealu Mare). Gegründet wurden diese Orte einst als  montane Ansiedlungen.

Dealu Mare findet erstmalige Erwähnung in alten Schriften aus dem Jahr 1484 unter der ungarischen Bezeichnung Gyalumare Poss. Dalwmar, ... später: 1516 Dalmarfalwa, 1518 Dalamar, 1519 Dalmar, 1733 Gyalumare, 1750 Gyalumare, 1850 Gyalumare, 1854 Gyalumare, Dealu Mare.

Der Weiler GUILLACI, der bis 1958 ein selbstständiges Dorf war, erscheint unter dem ungarischen Namen Gruelacs, Gruelacs, 1805 Grujelacs, 1854 Grujelats, Gruelaci. Nach dem Jahr 1958 ist es in das Dorf Dealu Mare integriert und so nahm den Name Dealu Mare.

Vălişoara gehörte teilweise zum Domanialbesitz der Burg Şoimuş und Mintia, die im Mittelalter große herrschaftliche Besitztümer waren, und erscheint unter dem ungarischen Namen Temesvelgye 1506, Poss Walyssora, 1733 Valysor, 1750 Valisor, 1760 – 1762 Valisoza, 1805 Valisoara, 1825 Valyisare, 1850 Valişora, 1854 Valişora, Vălişoara.

Die Burg Soimus kam nach 1444 unter die Herrschaft von Iancu von Hunedoara. Nach 1510 fiel die Burg, samt ihrer Ländereien, darunter auch Stoieneasa, Salistioara und Valisoara ... unter die Herrschaft von Gheorghe von Braudenburg.

Ebenfalls zu den Besitztümern der Burg Şoimuş zählend, befindet sich das Dorf Stoieneasa, das erstmalig unter dem ungarische Name Sztojenyasza Erwähnung findet ... , danach: 1437 Poss, Kenesed, 1468 Kewfalw, 1495 Kevesfalw, 1505 Kewesfalwa, 1733 Stojnasa, 1750 Sztojenesze, 1760 – 1762 Sztoejenasza, 1825 Stojanesty, 1850 Stojanyestyi, 1854 Sztojenyasza, Stoieneşti.

Săliştioara wurde erstmals im Jahr 1499 attestiert; Poss Zelesthya, 1733 Selistioara, 1750 Szelistyioara, 1850 Szelistora, 1854 Szelistyora, Seliştioara.

Unter den Bedingungen der Fremdherrschaft (Nicolae Haggymas, Nemes Istvan von Nemethi ….) und einer zu dieser Zeit prekären wirtschaftlichen Situation kam es 1784 unter der Leitung von Horea zum Aufstand der örtlich ansässigen rumänischen  Bevölkerung.

Sowohl die Dörfer Valisoara und Stoieneasa, als auch das Dorf Dealu Mare spielten eine wichtige Rolle während der Revolution 1848 unter Avram Iancu. Noch heute kann man an einem Ort, genannt “Cioroi” (der Man der Krähe) einen Erdhügel über dem Bach mit einem großen Kreuz aus Eichholz darauf sehen. Das sind Überreste einer Schützenwehr, verbaut von den Revolutionären zusammen mit den Bewohnern der umliegenden Dörfer, um das Vorrücken der “Honvezi” (ungarische Polizisten) zu verzögern.

Am 20. Februar 1849, im Kampf von Simeria, bei dem sich die Verletzten nach Oradea flüchteten, haben die Leute der Dörfer Dealu Mare und Valisoara die Honvezi angergriffen um diese beim weiteren Vorrücken aufzuhalten. Noch am gleichen Tag haben die Honvezi während ihren Rückzugs nach Oradea die Kirchen der Dörfer Valisoara und Dealu Mare in Brand gesetzt.

Im Gedenken an diese Ereignisse wurde im Jahr 1934 von Schülern der Kunstschule Zlatna, mit Hilfe des Pfarrers Ioan Laslo (der auch Tribun von Avram Iancu war) ein Märtyrer-Denkmal errichtet worden. Das Denkmal wurde später neben dem Rathaus von Valisoara aufgestellt.

Bis vor kurzem fehlten die eindeutigen Beweise, die die prähistorische Bewohnung der Gemeinde Vălişoara attestieren konnten. Ab 2004 startete ein Team von jungen Archäologen vom Museum Deva und der Universität „Valachia“ von Târgovişte unter der Leitung von Nicolae Cătălin Rişcuţa ein Projekt unter der Bezeichnung: “Systematisches Recherchieren der prähistorischen Bewohnung an der Grenze des Gegend Dealu Mare”. Die Ausgrabungsstätte wurde als „Ruşti“ benannt. Vorausgehend fanden hier im Jahr 1998 erste Feldarbeiten und Erkundungen statt, bei denen eine große Menge an archäologischen Material (Keramik und Steinobjekte) entdeckt wurde.

Die archäologische Ansiedlung Dealu Mare „Ruşti“ befindet sich auf einem Bergrücken in einem Karstgebiet an der Grenze zwischen den Ansiedlungen Dealu Mare und Vălişoara. Die hier geborgene Keramik wurde zur Endphase der Coţofeni Kultur, sowie der kulturellen Gruppe Şoimuş aus der frühen Bronzezeit datiert.

Bei den systematischen Ausgrabungen im Jahr 2004 wurden Fragmente von Kohle und Holz, große Mengen von Strohlehm, Überreste von Fußböden, Teile von Handmühlen und eine große Menge keramisches Material entdeckt, was die Existenz einstiger Besiedlung beweist. ...

Die Keramik der Şoimuş Group aus der früheren Bronzezeit bestand aus Fragmenten von Schüsseln, Terrinen, Tassen, Kannen, Näpfe, Amphoren, Gefäße mit bombierten Körpern u.a. ... Die nachgewiesenen Bewohnungen von Dealu Mare ermöglichen das Recherchieren der Interaktion des prähistorischen Menschen mit der Umwelt durch Studieren der Organisierungsart des prähistorischen Habitats auf kleine artifiziell gemachte Terrassen zur Verwirklichung von “Bewohnungsnester”.

In Rahmen einer weiteren Recherche-Kampagne im Jahr 2005 wurden ein ovaler Feuerherd, eingerichtet auf einem Bett aus Keramik-Fragmente, in der Nähe eine primitive Handmühle und eine Anlagerung von Keramik-Fragmenten entdeckt. Weiterhin wurden noch ein Metallstück und Fragmente aus zwei geschliffenen Steinäxten entdeckt. Die prähistorische Ansiedlung Dealu Mare ergänzt das archäologische Repertoire des Landkreises Hunedoara. ...

Von der Übergangsperiode von der Altsteinzeit bis in die Jungsteinzeit wurden in archäologischen Stätten im nahen Crăciuneşti, Spuren der neolithischen Zivilisation bestehend aus geschliffenen Steinwerkzeugen entdeckt. Die neolithische Ära ist häufig anzutreffem in der Zarander Region. Bei den Entdeckungen von Prăvăleni wurden zwei kleine Steinäxte gefunden, deren mögliche Datierung am Ende der Übergangsperiode zur Bronzezeit oder zu Anfang der Eisenzeit auszumachen ist. 

Quelle: Übersetzungen aus Unterlagen von Medrea Partenie-Marian

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