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Rumänische Landesgeschichte - einmal leidenschaftlich diskutiert! ... Teil 3


Nr. 78

Frieke 19. August 2002 - 11:54 Uhr
hallo, super web.site! Ich wollte die versammelten Experten und Expertinnen kurz was fragen: Die Walachei war größtenteils bewaldet (Transilvanien: hinter den Wäldern etc.) Die fast hundertprozentige Rodung fand - wie ich verstanden habe - zu erheblichem Teil unter Stefan cel mare statt: aus Kriegstaktischen Gründen. Was ist das für eine Taktik? Waren die gerodetetn Stämme eine Art Flächenbarrikade? Oder wie soll man das verstehen? Ein riesiges Waldgebiet bietet doch sonst ehr den Einheimischen einen Vorteil? Bitte teilt mir Euer Wissen mit. Frieke


Nr. 79

Arnold Rausch 22. August 2002 - 08:04 Uhr
aus Bergisch-Gladbach, NRW
Hallo, Frieke! Schön das Du Dich für Rumänien interessierst. Es ist ein interessantes Land, das auch viel zu bieten hat. Auch geschichtlich und auch kulturell. Aber zu Deiner Frage ob Stefan cel Mare ( Stephan der Grosse) Rumänien bzw. Transsylvanien gerodet hat, kann ich, glaube ich ruhigen Gewissens zu sagen - nein!.

Erstmals, was anderes. Rumänien als eigenständiger Staat wurde erst nach dem ersten Weltkrieg gegründet. Damals wurde das alte Rumänien mit Transsylvanien (Siebenbürgen) vereint. Vorher gab es auch den Staat Rumänien, allerdings bestand der nur aus der Moldau (NICHT Moldawien) und der Walachei. Die beiden Fürstentümer hatten sich am 24.01.1859 unter dem Fürsten Alexandru Ioan Cuza zu einem Staate namens Rumänien vereinigt.1866 wurde A.I.Cuza wegen seiner Reformen die er anstrebte durch eine Verschwörung abgesetzt. Als neuer Herrscher wurde einer " importiert" uzw. Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, bekannt als Carol I.-Carol der Erste. Allerdings wurde die Unabhänigkeit Rumäniens vom Osmanischen Reich erst auf dem Berliner Kongress von 1878 anerkannt und Rum. erklärte sich 1881 als unabhäniges Königreich.

Nach dem 1.Weltkrieg erhielt Rum. durch den Vertrag von Trianon und Saint-Germain 1919/20das östliche Banat, Bessarabien, die Bukowina (Buchenland) u. Siebenbürgen (Transsylvanien) zugesprochen. Das war dann Romania-Mare, also Gross-Rumänien.

Während des 2.Weltktieges verlor Rum. durch den 2.ten Wiener Schiedsspruch 1940 Bessarabien und Nordbukowina an die Sowjetunion, Süddobrudscha an Bulgarien (bis heute) u. ein Teil Transsylvaniens an Ungarn. Nach dem 2.Weltkrieg wurde der Wiener Schiedsspruch teilweise aufgehoben, Transsylvanien kam zu Rum. zurück allerdings die Sowjetunion und Bulgarien gaben die besetzten Gebiete nicht zurück- bis heute nicht.

Das war ein bisschen abweichend - aber nun zu Stephan dem Großen. Er war ein Wojewode-Fürst- der Moldau (rumänisch- Moldova). Eigentlich hiess er Stephan der 3.te, es gab schon zwei vor ihm. Den Beinamen "der Große" wurde ihm verliehen nachdem er es geschafft hatte die Moldau von den Türken frei zu halten. Er lebte von 1435 bis zum 02.07.1504 . 1457 wurde er zum Herrscher der Moldau gewählt, von Bojaren und anderen einflussreichen Leuten, die dachten er wäre eine Marionette und leicht zu manipulieren. Aber das Gegenteil war der Fall. Er baute ein Heer auf, eine schlagkräftige Armee für diese Zeit, und konnte in mehreren Schlachten die expandierenden Türken zurückschlagen. 1474 besiegte er die Türken, 1497 schlug er die Ungarn und die Polen und konnte so sein Fürstentum unabhängig erhalten. In seiner "Amtszeit" vollendete er den kirchlichen und gesellschaftlichen Aufbau seines Landes, es wurden bedeutende Klöster gebaut wie z.B.Putna, Voroneti, Neamtu u.a. Die stehen heute unter besonderem Schutze der UNESCU. Auch aussenpolitisch hatte er einen gewissen Einfluss, wenn auch nur beschränkt, auf die Walachei. (Oltenien und Muntenien.)

So, und nun zu Deiner Frage, ob er Siebenbürgen gerodet hat- mit Sicherheit nicht. Erstens hatte er mit Transsylvanien nix am Hut, zweitens mag es wohl sein das man in der einen oder anderen Schlacht Bäume gefällt hat um dem Feind eine Falle zu bauen, aber von Rodungen bzw. Kahlschlag kann in keinem Fall die Rede sein, dafür fehlten schon die technischen Mittel. Wenn überhaupt, kann es sich nur um kleine lokale taktische Operationen gehandelt haben. Ich hoffe ich war nicht zu langweilig- Mit freundlichem Gruß - Arnold.


Nr. 80

Frieke 22. August 2002 - 11:01 Uhr
Hallo Arnold, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Sie war alles andere als langweilig! Mich interessiert alles über Rumänien. Meine Frage bezog sich allerdings auf die Wallachei. Ich hatte nur geschrieben, daß Transsilvanien übersetzt ja soetwas wie hinter den Wäldern bedeutet - die Wäder der Walachei, die es schon lange nicht mehr gibt. Und mich interessiert warum es die Wälder der Walachei nicht mehr gibt.

Aber zu Deinen Ausführungen habe ich auch noch eine Frage. Waren die Walchei und die Moldau früher, vor der Vereinigung, gegenseitig feindlich gesonnen? Oder - von den üblichen Fürstenkonkurenzen abgesehen - ehr schon immer nachbarschaftlich verbunden? Ich würde mich sehr über weitere Auskünfte freuen!!! Auch nochmal zu den Rodungen allgemein- wenn Du schreibst es könnte eine punktuelle militärische Taktik gewesen sein. Wie funktioniert das militärisch, eine Rodung als Falle? Naja, vielleicht etwas verkopft. Vielleicht ist die Tatsache, daß es in der Walachei keine Wälder mehr gibt klimatisch bedingt gewesen. Jetzt zumindest hat die staubige Ebene viele Nachteile - auch für Bukarest. Danke für jede Auskunft!!!


Nr. 81

Mihai Tiron 22. August 2002 - 23:20 Uhr
Herr Arnold Rausch, Ihre Angaben in Bezug auf Stefan cel Mare si Sfint (Sankt Stephan der Große) sind nicht ganz richtig. Man weiss nicht genau wann er geboren ist. Man weiss nur, dass er Herrscher von Moldova wurde anno 1457 und da war er um die 20 Jahre alt. "Er baute ein Heer auf, eine schlagkräftige Armee für diese Zeit, und konnte in mehreren Schlachten die expandierenden Türken ...". Seine Armee war nicht groß und auch nicht schlagkräftig. "Oastea Mica" (Die Kleine Armee), 15.000 Mann, waren seinen Garden. Die Große Armee ("Oastea Mare" oder "Oastea Tarii") 20.000 bis 40.000 Mann. Die letzteren waren kleine freie Bauern und Bürger. Unter seiner Flagge haben auch Ungaren u. Polen gekämpft: z.B. Vaslui 9000.

Im Vergleich mit den türkischen Armeen (120.000-Soliman/Vaslui bis 200.000-Mahomed II Valea Alba-Razboieni) kann man nicht sagen, dass die Armee von Sankt Stefan dem Großen schlagkräftig war. Mehr hat er die Strategie und seine persönliche Beispiel benutzt und das mit gutem Erfolg. Von 36 Schlachten hat er nur 2 verloren: auch die verlorenen 2 hat er am Ende zu seinen Gunsten gedreht.

Das Kloster Neamt (nicht Neamtu) existiert seit XIV Jahrhundert. Es wurde von Stefan nur neu gebaut, weil es von Mohamed II niedergeschlagen worden war. Die Klöster Neamt und Putna werden nicht von UNESCO geschützt, sondern nur Voronet (nicht Voroneti). "Hatte er (Stefan) mit Transsylvanien nix am Hut", sagen Sie. Hat er wohl. Er hat immer die Burg "Tirgul de Floci" in Besitz gehabt. Ausserdem hat Matei Corvin ihm die Burgen "Ciceiul" und "Cetatea de Balta" gegeben.

"...Sowjetunion und Bulgarien gaben die besetzten Gebiete nicht zurück- bis heute nicht...". Für Sowjetunion Fall - korrekt. Für Bulgarien Fall aber nicht. Süd -Dobrogea (die Rumänen nennen das Cadrilater) gehörte bis in die ´30 Jahre (letzte Jahrhundert) zu Recht zu Bulgarien. Die Rumänen haben es zum Unrecht zu sich genommen und dafür schämen sich heute noch. "...Rum. erklärte sich 1881 als unabhäniges Königreich..."-falsch. 1877 ist richtig. Sie sagen auch selber: "...Allerdings wurde die Unabhänigkeit Rumäniens vom Osmanischen Reich erst auf dem Berliner Kongress von 1878 anerkannt...", also könnte die Rumänien sich nicht erst 3 Jahre später sich als unabhängig erklären.

Für Frieke eine Legende, im Gegensatz zu Rohdungen von Wäldern durch Stefan: nach einer gewonenen Schlacht gegen die Polen (1497), hat Sankt Stefan der Große den Kriegsgefangenenen die Pferdegeschirr "angezogen" und mit ihnen das Schlachtfeld geackert. Danach hat er Eichen gesät. Die Wälder gibt es noch heute, die heissen "Codrii Cosminului". mfg Mihai Tiron P.S. pentru Adi K.: mai traiesti?

"...Süd Dobrogea (Cadrilater)gehörte bis in die ´30 Jahre (letzte Jahrhundert) zu Recht zu Bulgarien...". Entschuldigen Sie die falsche Meldung! Es waren die ´20 (1913). Mihai Tiron


Nr. 82

Adrian 23. August 2002 - 09:27 Uhr
aus Mannheim,
Hallo Frieke, hallo Mihai Ich habe eure Beiträge gelesen und möchte etwas hinzufügen: nun, zu der Frage, ob die Moldau und die Walachei sich freundschaftlich oder feindselig gegenüberstanden ist folgendes anzumerken: auch wenn schon damals ein relatives Bewußtsein davon bestand, dass die Moldauer und die Walachen derselben Abstammung waren und dieselbe Sprache verwendeten, so war dieses Wissen damals noch nicht identitätsstiftend, da Nationalismus, wie wir ihn kennen eine Erscheinung des 19.Jahrhundert ist. Es wurde oft behauptet, dass das einigende Band damals die Religion war, aber auch dieses nur in eingeschränktem Maß, da sowohl die Moldau als auch die Walachei der orthodoxen Religion angehörten.

Die dynastischen Interessen spielten eine viel größere Rolle, und eine noch größere Rolle spielte sicherlich das Eigeninteresse.So standen die Moldau und die Walachei sich eher feindlich gegenüber und führten oft auch Kriege gegeneinander, die, was Verwüstungen und Verheerung betrifft, es mit jeder Invasion der Türken oder Tataren aufnehmen konnten. Paradebeispiel sind hier Matei Basarab und Vasile Lupu, die Mitte des 17. Jhrd. in der Walachei bzw. Moldau herrschten und mehrere Kriege gegneinander führten, da Vasile Lupu seinen Sohn als Herrscher in der Walachei einsetzen wollte.

Aber da gibt es auch ein Beispiel, das weniger bekannt ist: Stefan der Große griff den Herrscher der Walachei an, den berüchtigten Vlad der Pfähler (der im Westen besser als Dracula bekannt ist), gerade in dem Moment, als sich dieser im Kampf gegen die Türken befand. Der Grund dafür war die strategisch günstig gelegene Festung Chilia an der Donaumündung, die Stefan dann auch bekam, nur: später mußte er sich gegen die Türken wehren die auch den strategischen Wert der Festung erkannt hatten.

Wie man sieht spielte hier schnödes Eigeninteresse die Hauptrolle in diesem "Mächtespiel". Wohl waren die zwei rumänischen Staaten manchmal "vereint" im Kampf gegen die Osmanen, aber das ergab sich doch relativ selten, und wenn ja, dann zerfiel dieses Zweckbündnis schnell, nachdem die größte Gefahr gebannt war. Alles in allem, für damalige Zeiten ziemlich normale Erscheinungen, wenn man so sagen kann.

Ein Wort zu dem Cadrilater: dieser ist ein Teil der Dobrudscha, die jahrhundertelang unter osmanischer Herrschaft war. Angefangen hat es mit griechischen Kolonisten, die dort im 7.Jhrd. v. Chr. Kolonien gegründet hatten. Die ältesten Nachrichten aus dem Gebiet des heutigen Rumänien, stammen nämlich von diesen Kolonisten (aus dem Jahr 657 v. Chr.) genauer gesagt aus der Kolonie Istros, der heutigen Stadt Histria. Danach kamen die Römer (lange bevor sie Dakien eroberten), und nachdem die Herrschaft des Römischen Reiches zusammengebrochen war, verschiedene Wandervölker.

Erst nach der Gründung des 1.Bulgarischen Reiches (681 n.Chr.) erhält man Nachrichten über die Dobrudscha, die übrigens ihren Namen von einem Herrscher namens Dobrotici erhalten haben soll. Für das 9. Jhrd. wird auch ein Herrscher namens Balica erwähnt: es wird auch behauptet, dass die Dobrudscha ein unabhängiges Gebilde gewesen sein soll, aber Dokumente darüber sind so rar, dass man es nicht mit Sicherheit sagen kann.

Fest steht, dass der Herrscher der Walachei Mircea der Alte, dieses Gebiet seiner Herrschft unterworfen hat, nachdem das zweite Bulgarische Reich von den osmanischen Türken vernichtet worden war (im Jahre 1393). Nach dem Tode von Mircea (1418) verlieren seine Nachfolger dieses Gebiet an die Türken, die es dann bis zum Anfang des 20. Jhrd. beherrschten.

Die Dobrudscha war schon immer eine Miniaturausgabe des Balkans, wo man alle Sprachen des Balkans (und noch einige mehr sogar) hören konnte, und wo keine Ethnie die absolute Mehrheit innehatte. Erst die Emanzipierung der Balkanvölker von der türkischen Herrschaft brachte auch das unselige Thema der territorialen Verteilung der osmanischen Konkursmasse aufs Tapet.

Als Folge des russisch-rumänisch-türkischen Krieges von 1877-1878, bekam Rumänien Nord-Dobrudscha zugesprochen, und Bulgarien den südlichen Teil: eine Lösung, die von keiner der beiden Seiten akzeptiert wurde, da jede davon meinte ein historisches Anrecht darauf zu haben. Im 2. Balkankrieg griff Rumänien Bulgarien an, und holte sich auch den südlichen Teil im Frieden von Bukarest (1913). Bulgarien wiederum besetzte ganz Dobrudscha kurzzeitig während des 1.Weltkrieges, verlor es aber ganz nach dem Ende des Krieges an Rumänien. Danach folgte der unselige Bevölkerungsaustausch, und so verlor die Dobrudscha ihren multikulturellen und multiethnischen Charakter.

Den weiteren Verlauf der Geschichte der Dobrudscha hat Mihai beschrieben. Ich würde behaupten, dass keine der beiden Seiten ein größeres Anrecht auf die Dobrudscha hatte als die andere. Jede Seite hat aber die Geschichte instrumentalisiert, um so Ansprüche zu untermauern und zu rechtfertigen und danach, wenn sie im Besitz dieses Gebietes war, Massnahmen durchgeführt, die darauf abzielten das Gebiet ethnisch homogen zu machen. Aus diesem Grund leben heute nur noch wenige Rumänen in der bulgarischen Dobrudscha, sowie wenige Bulgaren in dem rumänischen Teil diese Gebietes. Eine Diskussion darüber, wer mehr Anrecht auf das Land hatte, oder wer wem mehr Unrecht angetan hat, würde meines Erachtens zu nichts führen, da man endlos Argumente und Gegenargumente ins Feld führen könnte. Grüße an Euch ...


Nr. 83

Frieke 23. August 2002 - 13:20 Uhr
Hallo Adrian, Arnold, Mihai und alle anderen. Danke für die Interessanten Ausführungen!! Meine rumänischen Freunde behaupten und beharren darauf, daß Rumänien noch nie einen Angriffskrieg geführt hat, sondern nur Verteidigungskriege und auch die nur auf "eigenem" Gebiet. Widerspruch von mir, lassen sie nicht gelten - aber ich kenne mich auch zu wenig aus. Ich wünschte sie könnten Eure Beiträge lesen. Vielleicht bezieht sich ihre Haltung aber auch entweder nur auf das vereinigte Rumänien (also noch nicht auf die Zeit der Bulgarien, Dobrudscha - Kriege) und zum anderen ist die Bezeichnung "eigenes" Gebiet natürlich (gerade wenn es um Krieg geht) sehr heikel. Jedenfalls frag ich mich, wann und wie endlich mal die rumänischen Geschichtsbücher zumindest für den Schuluntericht "überarbeitet" werden. Wißt Ihr was davon? vielleicht könntet Ihr Euch mit eurem Wissen und Eurer Auseinandersetzungsfreude mal darum bewerben!!! Frieke


Nr. 84

Adrian 23. August 2002 - 16:12 Uhr
aus Mannheim,
Hallo Frieke, die Behauptung, dass die Rumänen noch nie einen Angriffskrieg geführt haben ist ein Mythos, der schon vor den Kommunisten im Umlauf war, aber von diesen besonders kolportiert und instrumentalisiert wurde, da man versuchte zu beweisen, dass die eigene Nation eine besonders friedliche war. Diesen Mythos wirst du aber auch bei den anderen Balkanvölkern finden, es ist also ein gesamtbalkanisches Phänomen sozusagen.

Schon der erwähnte Mircea der Alte griff die Türken, unprovoziert, im heutigen Bulgarien an, Vlad der Pfähler und später Mihai der Tapfere unternahmen besonders verheerende Kriegszüge gegen das Osmanische Reich im heutigen Bulgarien (Vlad der Pfähler rühmte sich in einem Brief an den ungarischen König, 24000 Türken und Bulgaren umgebracht zu haben): man könnte natürlich sagen, dass die Osmanen, gemäß der Ideologie des "heiligen Krieges" die rumänischen Fürstentümer so oder so angegriffen hätten (was sie ja auch taten) und dass die rumänischen Fürsten, das Beispiel ihrer Nachbarn, der Serben und Bulgaren vor Augen, zu einer sog. "Vorwärtsstrategie" griffen, um den Druck auf ihre Länder zu vermindern: aber es bleibt eine Tatsache, dass es manchmal (sogar ziemlich oft) es die rum. Fürsten waren, die einen Angriff der Türken provozierten.

Das soll die Leistungen dieser Fürsten jetzt nicht im mindesten verringern, sondern die Verhältnisse ins richtige Licht rücken. Deine Freunde also sind diesem, wie schon erwähnt von den Kommunisten besonders gepflegten Mythos, ins Netz gegangen, da unter der Herrschaft dieser eine objektive Darstellung der Geschichte nicht möglich war. Heute wird Geschichte in Rumänien viel unverkrampfter gelehrt, auch wenn es noch einiges nachzuholen gibt. Es gibt auch die sog. "Alternativ-Geschichtsbücher", die den Schülern eine sehr kritische Darstellung der rum. Geschichte anbietet. Ich war schon in allen Balkanländern und kann sagen, dass diese im Vergleich mit Rumänien, was dieses betrifft, noch viel zu tun haben. Ich hoffe diese Informationen haben dir geholfen. Gruß, Adrian


Nr. 85

Arnold Rausch 24. August 2002 - 08:39 Uhr
aus Bergisch-Gladbach, NRW
Mein lieber Mihai Tiron, Zuallererst möchte ich sagen das ich bei dem "DU" bleibe weil es im CB-Funk, Amateurfunk und in den elektronischen Medien so Usus ist. Das ist eine Internationale Gepflogenheit, weil alles meistens in Englisch ist und es da kein "Sie" gibt. O.K. und nun zu Stefan dem Großen.

Einige Sachen möchte ich da nun doch klar stellen. Wann er genau geboren wurde, weiss wohl niemand, deshalb einigten sich die rumänischen Historiker auf das Jahr 1435, ohne Tag und Monat. Das ist Fakt. Ich sagte in meinem Beitrag, er hätte eine schlagkräftige Armee aufgestellt. Das stimmt. Du sagst diese 15000 Mann wären seine eigene Garde gewesen - Unsinn, das war das Stammheer- sagen wir mal, die Basis, also heute könnte man sagen Profis. Oastea Mica ist schon richtig. Das Grosse Heer- die Oastea Mare waren wohl weniger Freiwillige, sondern Männer die zusammengetrieben und gewaltsam unter die Waffen gezwungen wurden. Nichts desto Trotz war es eine schlagkräftige Armee, wie hätte man sonst in 47 Jahren 36 Kriege führen und davon 34 gewinnen können?

In der Schlacht von Räzboieni standen ca 30000 Krieger von Stefan, ca 120000 Türken gegenüber. Und nun überlege mal, wieviele Einwohner hatte die Moldau vor 500-600 Jahren? Halbe Million? 1 Million? Ich weiss es nicht und Du auch nicht. Ziehe mal Schlussfolgerungen:In den `80-ger Jahren hatte Rum. eine Einwohnerzahl um die 20 Millionen.( 1980-1990) So, 1984 hatte Rumänien ein Armee von von 180000 Mann (Heer 140000, Marine 10500, Luftwaffe 30000 Mann.) Dazu kamen noch 40000 Paramilitärischen Kräfte, inklusive der Grenztruppen - die genau wie die DDR Grenzer erst schossen, und dann fragten "Halt wer da?" Denn für jeden " erlegten " Republikflüchtling gab es eine Woche Sonderurlaub!! Ausserdem gab es noch die immense Masse der Polizei - Millitz von ca 700000!! Mann (einschliesslich Securitate) Und dies alles unter Ignorierung der im Pariser Friedensvertrag von 1947 festgelegten Beschränkungen.

Das war jetzt ein kleiner Umweg, wollt nur sagen das man bei 20 Mill. Einwohnern ca 200000 Soldaten hat, aber Stefan der Grosse hatte vielleicht in seinem Land 500000 Einwohner. Ich weiss es nicht. Ich wollte in meinem Kommentar etwas neutral bleiben. Frieke fragte nach Ausseinandersetzungen zw. Moldau und Walachei. Natürlich gab es diese, und nicht wenige. Allerdings war das in jener Zeit wohl so üblich - das gab es auch zw. den Deutschen Fürstentümern, in England, Italien, Frankreich usw. Jedes Fürstenhaus schloss ein Zweckbündnis, mal hü, mal hott. Aber die Grausamkeit St. des Großen ( Heiligen?) hat ja Mihai Tiron angesprochen. Als er nach dem Polenkrieg den Gefangenen Siele anzog und mit Holzpflügen die Gefallenen einackern lies, das sagt ja alles. Und das ist keine Legende, das ist belegt. Und der Wald des Cosmin, den gibt es tatsächlich. Und da kommt wohl auch der Spruch, oder die Mähr her von der Rumänischen Eiche, die die Kraft aus dem Blut des Feindes schöpft. (Nicht nur einmal bei den Spektakeln " Cintarea Rominiei" vorgetragen, wo der allzusehr geliebte Führer Ceausescu himmelhochhinausgejauchzt wurde. Und die meisten die damals seine Füsse küssten sind nun in dem - ach so schlechten - Westen und genieesen heute den quasi Ruhestand, den sie sich verdient haben im Klassenkampf gegen den Kapitalismus, gegen den Klassenfeind. Wie sagt man so schön, man dreht den Mantel nach dem Winde. Wieder bin ich abgekommen vom Thema.

Mihai Tiron meinte das Rum. seine Unabhängikeit schon 1877 erhalten hat - das stimmt. Anerkannt wurde sie aber beim Berliner Kongress 1878. Und was ich sagte stimmt, auch Rumänien erklärte sich 1881 zum "Unabhänigen Königreich Rumänien". So, Bis zum nächsten Male - Mit freundlichen Grüssen, Arnold aus GL. P.S. Wenn ich mich gut erinnere, hatten wir in den Geschichtsbüchern Stefan den Großen als eine Mann dargestellt, mit einem goldenen Mantel, auf dem Kopf eine Königskrone, in der rechten Hand ein Schwert und in der linken ein kleines Kloster. Was wohl ein Hommage an seine Leistungen war. - Das Schwert für seine Tapferkeit, und das Kloster für seine Bemühungen den Glauben bei den Menschen zu festigen, auch indem er einige Klöster erbaute, oder wiedererbaute. Bis dann - Arnold.


Nr. 86

Mihai Tiron 24. August 2002 - 09:16 Uhr
Hallo Frieke, Adrian und alle anderen Leser. Es ist wahr, dass die Rumänen sehr oft die Nachbarnländer angegriffen haben. Tatsache ist aber, dass dieses keine territorialen Kriege waren, sondern taktische. Adrian hat vergessen Stefan cel Mare si Sfint (Sankt Stephan der Große) in seiner Liste zu nennen. Er hat die Grenzen Moldawiens weit nach Osten ausgedehnt. Er hat dort neue Dörfer eingerichtet, die keinen Steuern zahlen mussten (razesi). Deren Aufgabe war die Angriffe von Tartaren mit Hilfe von Rauchsignalen zu signalisieren.

Die Walachei und Transsylvanien hat er auch Angegriffen. In die Walachei hat er einen Herrscher (Laiota Basarab) gebracht, der auch gegen die Türken kämpfen sollte. Später musste Laiota gegen Stefan ausrücken, mit eine Armee von 15.000 Wallachen, um den Türken zu helfen. Das war nur ein Beispiel aus den alten Zeiten, aber auch in der modernen Geschichte finden wir solche Sachen. Nach dem Ersten Weltkrieg haben die Rumänen die Aufgabe von den Franzosen bekommen, in Ungarn einzumarschieren und die neu ernannte komunistische Regierung zu stürzen. Das haben die Rumänen in nur 10 Tage auch getan. Später, im Jahr 1913, haben sie einen Blitz -Krieg gegen Bulgarien geführt und Cadrilater zu sich genommen. Dieser Krieg war auch in Rumänien sehr umstritten. Der konservative Gouvernement, mit Titu Maiorescu als Prime- Minister wurde sehr unbeliebt. Die Presse hat auch sehr viel geschrieben, gerade weil Rumänien bis Dato keine territorialen Kriege geführt hat.

Spätere Angebote, zusammen mit anderen Nachbarn Jugoslawien anzugreifen und aufzuteilen wurden von den rumänischen Politikern abgelehnt. Auch Antonescu hat eine schwere Entscheidung getroffen, nach der Befreiung Moldawiens weiter in Russland zu marschieren. Dies wurde sehr unpopulär vom Volk aufgenommen und Antonescu hat diese Entscheidung nur zur Wahrung seiner militärischen Ehre getroffen. Für Noldi später!


Nr. 87

Schneider Christian 10. November 2002 - 11:06 Uhr
Auf http://land.heim.at/toskana/210046/ kann man meine Diplomarbeit zur rumänischen Kontinuität in Siebenbürgen nachlesen! - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
http://land.heim.at/toskana/210046/

 

Eine Quelle die versiegt, kommt wieder wenn sie Wasser kriegt! ...


Nr. 88

Klaus Popa 2. Februar 2004 - 14:29 Uhr
Hallo, werte Diskutantenrunde, allen dürfte die im Jahr 2002 auf diesen Seiten geführte Debatte um die rumänische Geschichte erinnerlich sein, wo die Frage der Kontinuität oder der Immigration (Einwanderung) der Rumänen ins heutige Siedlungsgebiet, vor allem nach Siebenbürgen, sich auf dem „wissenschaftlichem“ Prüfstand befand. Einer der „wissenschaftlich“ bewanderten Disputanten rief damals, nachdem er eine langwierige Argumentationskette zu Gunsten der Immigrationstheorie aufgebaut hatte, sichtlich entnervt aus: „Auf eine ganze Reihe von Argumenten, die ich vorgebracht habe, ist jedoch eine Antwort (auch eine vernichtende Kritik) bisher ausgeblieben. [...] Warum werden meine Argumente nicht widerlegt, wenn sie nicht stimmen sollten ?“ (29. März 2002, zu recht fortgeschrittener Stunde!). Nun, die langersehnte Antwort kommt, zwar mit Verspätung, aber sie kommt, und „vernichtend kritisch“ ist sie auch. Außerdem ist sie längst überfällig. Damit ist der Ansatz zu der hier folgenden Stellungnahme benannt.

Der Verlauf der Debatte aus 2002 hinterlässt den faden Nachgeschmack, dass die akademisch verankerten „Wissenschaftler“, die sich mit seltenem Eifer ins Zeug legten für ihre Lieblings-Causa, die Immigrations- versus Kontinuitätstheorie, neben manchen anderen Übeln an einem Grundübel leiden, das bereits im Zitat aus Franz mitschwingt: diese „Wissenschaftler“, allesamt Osteuropahistoriker und manche von ihnen auch mit philologischer Ausbildung, sind in ihre Immigrationsthese so vernarrt, sie hängen an ihr mit einem so fanatischen Glauben, dass der Leser, der wenigstens den Kenntnisstand dieser „Wissensträger“ besitzt, nur zu einem Schluss gelangen kann: es geht diesen Leuten weder um die Daker, noch um die Römer, noch um die Slawen, die verschiedenen germanischen und andere Wanderstämme, auch nicht um die „Wlachen“, nein, ihr eigentliches und oberstes Ziel ist, mit ihrer aufgebauschten und ausufernden Anti-Kontinuitäts-Argumentation etwaige Gegner dieser Theorie bereits in der Anfangsphase förmlich zu erschlagen, um sodann in der zweiten, nicht öffentlichen Phase, sich mit Genugtuung darüber zu freuen, dass doch keiner der Gegnerseite in der Lage war sie zu widerlegen. Was diese „Wissenschaftler“ bewegt ist, wie das Mihai Tiron am 3. April 2002 zutreffend feststellte, ausschließlich deren Egoismus (Egozentrismus).

Das eigentliche Diskussionsobjekt bzw. der Faktenkomplex der Kontinuität/Immigration spielt keinerlei Rolle mehr, allein die vorgebrachten Argumente und die, zum Bedauern des einen „Wissenschaftlers“ ausgeblieben Gegenargumente zählen – Daniel Ursprung formuliert am 3. April 2002: „dass sich jemand meldet, der versucht, mir das Gegenteil zu beweisen“ -: die Argumentation dieser „Wissenschaftler“ verkümmert also zu einem sterilen Spiel von Selbstzweck und Argumentation der Argumentation willen, zu einer „l’art pour l’art“ ihres eigenen und einzig zugelassenen Argumentationsdiskurses. Das Für oder Wider als Selbstzweck der Argumentation spricht Ursprung 2. April 2002 in Entgegnung auf Vasile-Florin Sticlet aus: „Im Grunde genommen bringst Du kein Argument für oder gegen die Kontinuitätstheorie.“ Das krampfhafte Festhalten an der Notwendigkeit, dass jemand die dargebrachten Argumente für die Immigration der Rumänen vom Balkan über die Donau widerlegt, wird mit der Notwendigkeit des Beweises verbunden.

Unsere „Wissenschaftler“ reduzieren ihre ganze Beweiskraft also auf „Widerlegung durch Beweis“, denn sie vermeinen mit ihrer aufgebauschten Beweisführung wirklich etwas bewiesen zu haben. Sie realisieren nicht, dass sie dem Circulus vitiosus dessen verfallen sind, was in der antiken Philosophie als Sophistik, im Deutsch des 18. Jhs. als „Sophisterei“ bekannt ist. Sokrates war der größte Vertreter dieser philosophischen Richtung, die bekanntlich mit Worten den Beweis auch des unmöglichsten erbringen konnte. Wenn nun mit Worten, mit Argumenten etwas bewiesen werden kann, so heißt das nicht gezwungenermaßen, dass dieses „etwas“ konkret, wirklich greifbar ist: es ist höchstens ‚begriffen‘ = verstanden worden. Und damit gelangen wir zum nächsten Punkt: die Frage der Hermeneutik (ursprünglich Wissenschaft bzw. Kunst der Auslegung heiliger Schriften, im christlichen Umfeld der Bibel).

In ihrer Auseinandersetzung mit Mihai Tiron, der seine mündliche Familientradition hervorhebt, wenden sowohl Franz wie auch Daniel Ursprung (beide am 26. März) und Franz in der Entgegnung zu Karpatenwilli (am 28. März 2002) ein, nachdem Tiron die Aussagen von Franz als „Arroganz“ auffasst („dass Du so arrogant bist und Dich für einen sehr großen Spezialisten hältst“ – 26. März), dass damit eine die Diskussion störende Ungleichheit des Kenntnisstandes eingezogen, die erwünschte „gemeinsame Grundlage“ und das geregelte Vorgehen gefährdet sei. Auch betonen diese „Wissenschaftler“ die Vorzüglichkeit der akademisch erlernten Interpretationskunst, doch sie scheinen überhaupt keinen Begriff von Interpretation in hermeneutischem Sinn mitbekommen zu haben. Hermeneutische Interpretationsprinzipien gelten auch auf der wissenschaftlichen Ebene, u.zw. müssten sie zumindest auf geisteswissenschaftlicher Ebene zwingend sein. Selbst wenn Franz am 28. März 2002 in der Nachfolge seines Disputs mit Mihai Tiron und als Antwort auf Karpatenwilli eine Haltung des „Sich-Darauf-Einlassen“ bzw. „sich auf den Anderen einzulassen“ beherzt, darf ernsthaft bezweifelt werden, dass er das in hermeneutischer Kenntnis tut. Er nennt hier zwar einen hermeneutischen Grundsatz, tut das aber nicht aus besserem Wissen, sondern ausschließlich, um die wahren Absichten seiner Argumentation zu vernebeln: er möchte zum einen Verständnis für Tiron vorspielen: zum anderen bedient er das Argument der westlichen, pluralistischen Gesellschaft, die sich durch Meinungsvielfalt und Toleranz auszeichnet, was in Rumänien nicht die Regel sei, um schließlich auf den von ihm und seinen Kollegen bestimmten Argumentationsregeln (-kriterien) eisern zu bestehen: Am 24. März 2002 heißt es bei Franz: „Diese erwähnten 6 Kategorien oder Kriterien [römisches Besatzungsheer, Niederlassung von Handwehrkern und Bauern, administrative Reorganisierung, Rekrutierung von einheimischen Soldaten, Verleihung des römischen Bürgerrechts, Prozess der Urbanisierung] müssen also auch im Falle Dakiens nachweisbar sein, damit wir von der Romanisierung der einheimischen, dakischen Bevölkerung sprechen können.“ „Diese Weigerungshaltung [Festhalten an alten Gewohnheiten] ist für mich durchaus etwas Furchterregendes, denn nichts erscheint mir sonderbarer, als wenn jemand nicht bereit zu sein scheint, sich auf den Anderen einzulassen, d.h. Thesen zu überlegen (oder gewisse Einstellungen und Regeln zu akzeptieren), die vielleicht dem eigenen Bild von einer Sache oder auch der eigenen Erklärungs- und Verstehensmethode widersprechen“ [Nur nebenbei: diese Forderung soll nur für die Gegenspieler, nicht auch für „Wissenschaftler“ vom Schlag eines Franz Gültigkeit haben]. „Dieses „Sich-Darauf-Einlassen“ habe ich bei meinem Diskussionspartner vermisst.“ „[...] was wollen wir machen, wenn einer Erzählung eine andere Erzählung gegenübergestellt wird? Bis zu einem Punkt können natürlich beide wahr sein – aber darüber hinaus??? Wäre es daher nicht sinnvoller, wenn wir nur solche Erzählungen zulassen würden, die gewissen Regeln [sprich: den exklusivistisch – ausschließlich - ausschließenden, also diskriminierenden Regeln der von Franz & Co. vertretenen „Wissenschaft“] folgen, die allen sichtbar sind ?“

Nun, das Dilemma haben sich Franz und seine „Forschungs“- Kollegen selbst eingebrockt, weil sie in ihrer gesamten Vorgehensweise hermeneutische Grundsätze systematisch mit den Füßen treten. Weil sie nur um die „Argumentation der Argumentation wegen“, d.h. um ihre „Regeln“ = Konstruktionen bekümmert sind, weil sie mit verzweifelter Geste nach dem Gegenbeweis greifen, verstoßen sie gegen das hermeneutische Hauptgebot, das Diskussionsobjekt – hier Kontinuität oder Immigration in seiner Wirklichkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu erfassen, zu begreifen und zu erklären. Statt dessen drängen sie ihre Interpretation dem Diskussionsobjekt auf, , sie lassen es nicht zur Sprache kommen, sie zwingen ihm ihren eigenen, voreingenommenen, angeblich „wissenschaftlichen“ Diskurs auf, sie vergewaltigen es mit ihren argumentativen Konstrukten. Und wenn nun jemand mit andersgepolten, nicht hoch-„wissenschaftlichen“ Argumenten wie Mihai Tiron oder Karpatenwilli ihrer Zwangsargumentation widersprechen, ziehen sie die Nummer des gekränkten Huhns auf, wie Franz am 28. März 2002: „Was habe ich geerntet ? Meine Darstellungen nicht kritisch, aber [wohl sollte es ‚oder‘ heißen] sachlich kommentiert, sondern einerseits darauf herumgehackt, [...]. Seltsam ist, dass diese Angriffe (denn ich würde mich wundern, wenn jemand sie als Sachfragen bezeichnete) erfolgten, bevor ich zum Schluss meiner Ausführungen, zur Konklusion also, gelangt wäre – als ob sich die Leute instinktiv fürchteten, etwas lesen zu müssen, was in ihren eigenen Erzählungen nicht vorkommt. (Diese, wenn ich recht haben sollte, Furcht bedeutet natürlich nur, dass die Leute selbst sich ihrer eigenen Erzählungen unsicher und ungewiss sind) [...]“ [Dass letzteres auch für unsere Immigrations-Experten Gültigkeit haben könnte, damit scheint Franz nicht gerechnet zu haben, auch damit nicht, dass das Image souveräner Sicherheit, das er und seine Kollegen ausstrahlen wollen, eigentlich ein Anzeichen für verdammt viel Unsicherheit ist: deshalb klammern sie sich doch so verzweifelt an die von ihrem hyperwissenschaftlichen Diskurs vorgegebenen „ gewissen Regeln“, die angeblich der Transparenz dienen sollen].

Das hier Wissen, dass hier wissenschaftliche Solidität, Souveränität, ja selbst Autorität vorgespielt wird, hat Karl-Heinz wiederholt betont. Es wird niemand widersprechen, dass von diesen hehren Ansprüchen solange nichts Wirklichkeit wird, solange das oben angesprochene hermeneutische Grundprinzip, das die uneingeschränkte Achtung vor dem Diskussions- bzw. Forschungsobjekt voraussetzt, von unseren „Spezialisten“ systematisch zu Gunsten einer sophistisch angelegten Argumentation ihrer selbst willen ignoriert wird. Die „wissenschaftliche „Methodik“ von Arens, Bein, Ursprung, Westimann und Franz zeichnet sich, wie bereits oben in Verbindung mit dem Forschungsobjekt und mit den „Regeln“ festgestellt, durch Exzentrizität aus. D.h. dass sie nicht das Forschungs- und Diskussionsobjekt in den Mittelpunkt ihres Interesses stellen, sondern den von ihnen erdachten Diskurs, ihr Ziel ist eine konstruierte = sophistische, also nicht sachbezogene und sachgerechte Rhetorik. Auf diese Weise werden sie des eigentlichen Bezugspunktes ihrer „Forschung“, des Objekts als A und O jeder Forschung, als Forschungsmittelpunkt verlustig. Diese methodische Schieflage kennzeichnet auch die Ebene ihrer Sachargumente.

Analog zur Verdrängung des Forschungs/Diskussionsobjekts aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit pflegen unsere „Wissenschaftler“ eine ex-zentrische, also einseitige und unausgewogene Sichtweise des heutigen rumänischen Siedlungsraums. Darauf machte bereits Karl-Heinz am 23. März 2002 in seiner Stellungnahme zu den Aussagen von Meinolf Arens und Daniel Ursprung vom 22. und 23. März 2002 aufmerksam, die unentwegt vom „heutigen“ (Daniel Bein am 21. März 2002) oder vom „neuesten Forschungsstand“ faseln, den sie vertreten würden. Karl-Heinz schreibt: „[...] denn eines solltest ihr noch wissen: Dakien, Siebenbürgen und später Rumänien, sind keine Ausnahmeregionen [Hervorhebung K.P.] in geschichtlicher Hinsicht, wo die historischen Prozesse und Gesetze, die woanders auf eine gewisse Weise abgelaufen sind, hier auf eine völlig andere Weise verliefen, weil es irgendwelche Pseudo-Wissenschaftler mal gab und noch immer gibt, die nicht ganz uninteressiert sind.“ Dieses völlig aus der Luft gegriffene Ausnahmestatut des heutigen rumänischen Siedlungsraums, vor allem Siebenbürgens, darf als das extremste Argumentationskonstrukt der Immigrations-Anhänger angesprochen werden. Dieser extrem-exzentrischen Sichtweise entspricht der Versuch, die weltweit geltenden kulturgeschichtlichen Grundsätze und Entwicklungen im rumänischen Siedlungsraum nicht gelten zu lassen.

Unsere „Wissenschaftler“ setzen im rumänischen Raum ganz andere Gesetzmäßigkeiten voraus, nicht nur bezüglich der Problematik von Sesshaftigkeit und Nomadentum, sondern auch auf sprachgeschichtlicher Ebene. Es ist bezeichnend, dass in jedem der beiden Bereiche ausnahmslos die extremsten Positionen eingenommen werden, um die Einwanderung der Rumänen vom Balkan her zu untermauern. Und das sollen Sachargumente sein, die sich auf Gesetzmäßigkeiten der historischen Lautlehre berufen. Die Ebene der Siedlungsgeschichte wird auf einige vorgefasste Behauptungen (Postulate) reduziert und die „Beweis“-Führung ausschließlich auf linguistischer Ebene getätigt Die Kritik der Art und Weise, wie unsere Immigrations-„Spezialisten“ die kultur- und sprachgeschichtliche Sachargumentation im Geiste des „neuesten Forschungsstand“ führen, in der nächsten Folge. Bin auf Wortmeldungen gespannt. Grüße an alle. Klaus Popa
http://people.freenet.de/Transsylvania/Blaetter.htm


Nr. 89

Karl-Heinz 2. Februar 2004 - 15:45 Uhr
Klaus,das ist wirklich sehr gut,was Du da schreibst,aber um ehrlich zu sein,ich hätte mich gefreut,wenn Du dich schon 2002 in die Diskussion eingemischt hättest,da wäre es gut gewesen,wenn ich Schützenhilfe deinerseits gehabt hätte! Ich glaube nicht,dass die ehemaligen Kombatanten sich wieder zu Wort melden werden:es wäre auch schlicht und einfach nur eine Wiederholung dessen,was sie damals von sich gegeben haben,also sprich:Propaganda,die sich den Anschein der Wissenschaftlichkeit gibt! Ich war letztes Jahr in Rumänien und Ungarn,und was ich bei den Kolegen des Faches Geschichte festgestellt habe,bestärkt mich nur in meinen Überzeugungen,dass dieses "Problem" um Transslyvanien nur ein politisches,aber nicht ein historisches ist:während die rumänischen Kollegen sachlich darüber diskutieren können (en passant sei es erwähnt,diese Diskussion ist in Fachkreisen in Rumänien schlicht und einfach nicht aktuell,da gibt es viele anderen Probleme,die aktueller sind,z.B. Kommunismus und seine Folgen,Beteiligung and Anteil der Rumänen am Holocaust etc.)Die ungarischen Kollegen verfallen,wenn die Rede auf Transsylvanien kommt,immer in süsslich-klebrige Mytho-Poetik,die logischen Argumenten einfach nicht zugänglich ist.

Wenn man dann,so wie der Dummschwätzer Arens,eine ungarische Freundin aus Transylvanien hat und noch dazu beim UngarischenInstitut in München beschäftigt ist (da scheint die Annahme der Immigrationstheorie Vorbedingung für die Beschäftigung zu sein):oder wenn man wie Ursprung ein Problem damit hat,dass die Freundin einen für eien anderen verliess,dann kommt man oft zu den PERSÖNLICHEN Motiven dieser Dummschwätzer,Luftpumpen und Möchtegern-Historikern:sie hegen,aus den verschiedensten Gründen einen persönlichen Groll gegen dieses Land und diese Leute und meinen nun diesemGroll auf die "wissenschaftliche"Art und Weise Ausdruck zu geben! Ich habe noch nie eine Person getroffen,Historiker oder nicht,die die Immigrationstheorie vertritt und NICHT Ressentiments gegen Rumänein und vor allem die Rumänen gehabt hätte! Das ist auch die höchst "wissenschaftliche" Basis unserer Protagonisten hier,die sich für die groteske Immigrationstheorie stark machen:um diese ernsthaft vertreten zu können,muss man die Logik fahren lassen und dieselbe durch die absurdesten Kunststücke verdrehen,um zu den gewünschten Ergebnisse zu kommen.Das ist aber nur dann möglich,wenn ein irgendwie gearteter Groll hinzukommt,der dauernd im Hintergrund wirkt.Niemand,der sich mit Rumänien und den Rumänen beschäftigt,und der keine Ressentiments dagegen hegt akzeptiert die verdehte Logik der Immigrationstheorie,denn dann,und das habe ich auch schon vor fast zwei Jahren dargelegt,könnte man auch die Vorrangigkeit der Franken vor den Gallo-Romanen,oder die der Wandalen und Goten vor den Ibero-Romanen vertreten,oder allgemein gesagt die ganze Geschichtswissenschaft in einen unlogischen Fach verwandeln,wo die Propaganda überwiegt anstelle von Wisseschaftlichkeit Genau das aber ist der Fall der Historiographie der Ungarn und Volksdeutschen (vor allem derer aus Transsylvanien) bezüglich dieses Gebietes und der Rumänen. Gruß, Karl-Heinz


Nr. 90

Mihai_77 2. Februar 2004 - 22:05 Uhr
Hallo Rumänen, Römer, Deutsche und Magyaren ! Hat einer von euch schon mal gemerkt, dass viele Rumänen aus gemischten Familien stammen ? Da war mal eine Oma eine Deutsche, die Mutter eine Ungarin, der Vater Rumäne, irgend ein Ur-Opa vielleicht Bulgare, Russe, Serbe etc. Das jetzt nur nebenbei, aber denkt trotzdem daran. Immigrationstheorie hin, Kontinuitätstheorie her : welche Rolle spielt denn das ? Rumänien ist nun mal rumänisch, auch Transsylvanien. Wer will denn ein zweites Kosovo (welches ja auch JETZT albanisch ist,auch wenn es ganz früher mal serbisch WAR). War Transsylvanien deutsch ? Nein, auch wenn es lange Zeit dem Kaiser in Wien unterstellt war. War Transsylvanien ungarisch ? Jein. Es hatte (und hat) eine ungarische Teil-Bevölkerung, welche über Jahrhunderte die oberen Schichten stellte (zusammen mit den Deutschen). War/ist Transsylvanien rumänisch ? Ja. Das erste Mal ganz ofiziell 1600 - Eroberung durch die Walachei (als Kern-Rumänien zu betrachten): danach ab 1918 (oder schon 1916) wieder - Eroberung durch Rumänien bzw. Anschluss an Rumänien. Erinnern wir uns, wo die Rumänen aus Moldawien (dem alten, grossen Moldawien wohlgemerkt), also Eminescu und andere, zeitweise aufgenommen wurden: in Transsylvanien, weil es dort Interesse für alles Rumänische gab: die Rumänen aus Transsylvanien waren doch an der kulturellen und nationalen "Renaissance" des rumänischen Volkes interessiert und beteiligt.

Aus dem rumänischen Teil meiner Familie (es gibt auch einen deutsch-ungarischen Teil) habe ich NIE irgendwelche Einwanderungsgeschichten gehört - und als Kind habe ich oft den spannenden Geschichten der Alten zugehört. Ist es nur ein Zufall, dass die rumänische (!) Bevölkerung des Maramures immer noch erstaunliche Ähnlichkeit mit den Dakern (so wie sie beschrieben wurden) hat ? wer sich selbst davon überzeugen möchte, möge Maramures mit offenen Augen abklappern und danach nach Rom fahren und sich die Trajanssäule anschauen. Und jetzt die Frage : glauben Sie, dass diese ganz bodenständigen Menschen ihren Boden verlassen haben Richtung Balkan und dann wieder zurückgekehrt sind, nur um die Ungarn zu ärgern ? Wohl eher nicht ! Tja, es wird archaisches Rumänisch an manchen Orten auf dem Balkan gesprochen: kann man nicht leugnen, muss man auch nicht. Es leuchtet ja ein: Römer und Thraken (die Daker waren ja eine Untergruppe der Thraken) haben sich nicht nur in Dakien vermischt, sondern auch auf dem Balkan. Und man sollte beachten, dass Provinzgrenzen im römischen Reich keine kulturelle Grenzen darstellten. Dadurch ist es doch möglich, dass südlich UND nördlich der Donau ein und dasselbe Volk zu entstehen begann. Die römische Armee und Verwaltung verliessen Dakien ab 271 ? Stimmt, aber wo steht es geschrieben, dass auch die eingesessene Bevölkerung den Legionen folgte ? So mancher wundert sich, wie nur 160-170 Jahre an römischer Besatzung eine solche massive Beeinflussung der (dakischen) Urbevölkerung erreichen konnten.

Man sollte wissen, dass die Kriege Roms gegen Dakien Vernichtungskriege waren - nur die Perser/Parthen und die Germanen haben Rom zeitweise stärker herausgefordert als die Daker. Nach diesen Kriegen war nicht nur der dakische Staat aufgelöst und Decebal tot, sondern auch ein grosser Teil der dakischen Bevölkerung war ebenfalls... tot (oder verschleppt worden)! Und da setzte die Einwanderung ein, aus allen Ecken des Reiches (es gibt die Anekdote, die Oltener seien ursprünglich Egypter...) - und nicht ein Jahrtausend später ! Auch nicht zu vergessen : Konstantin, der erste christlich angehauchte römische Kaiser, hat die Donau-Brücke wieder instandsetzen lassen, weil Dakien zurück ins Reich geholt wurde (blöder Satz, ich weiss...) ! Und jetzt das ULTIMATIVE ARGUMENT für die Kontinuität : auf dem Balkan war ja gar kein Platz mehr, um das rumänische Volk entstehen zu lassen, denn da tummelten sich schon mit- und nacheinander Goten, Slawen, (Proto-)Bulgaren und andere auch noch. UND : warum hätte den eine lateinisch/römisch geprägte Bevölkerung sich Richtung Norden bewegen sollen, in die Richtung aus der immer neue Gefahren erschienen ? Warum nicht nach Italien und was aus dem Weströmischen Reich übrig war oder ins Oströmische Reich ? Gewiss, so mancher bemüht die Struktur der rumänischen Sprache um die Immigrationstheorie zu untermauern, aber man kann das Ganze auch umkehren, zum Beispiel so : die rumänische Sprache enthält so viele slawische Elemente, weil die Slawen und die Dakoromanen sich nördlich der Donau zeitweise begegnet sind, nicht weil sie sich auf dem Balkan aus dem Weg gegangen sind. Und hätten sie sich südlich der Donau vermischt, wäre ja kein rumänisches Volk entstanden, welches zurück nach Dakien hätte ziehen müssen. Können Sie mir folgen ? Also, zusammengefasst : das rumänische Volk ist hauptsächlich nördlich der Donau entstanden, die vorbeiziehenden Slawen haben es massiv beeinflusst und haben sich dann auf dem Balkan angesiedelt, wo sie die "Vorarbeit" der Goten zu Ende führten und das spätrömische Element weitestgehend verdrängt haben. Wenn es nicht so wäre, dann hätten wir sowohl nördlich wie auch südlich der Donau eine dako-romanisch-slawische Bevölkerung. Was allerdings nicht ist. So, mit der Sofismus-Keule zurückgeschlagen !!!Und wenn noch jemand Mist über die Entstehung des rumänischen Volkes erzählt, dann wird zu anderen Methoden gegriffen : Kreuzigung/Pfählung/Köpfung/Erschiessung in Bukarest, oder, ganz konsequent, in Alba-Iulia ! SPASS MUSS SEIN !

Und um wieder ernst zu werden : nicht die Vergangenheit soll uns beschäftigen, sondern die Zukunft. Was interessiert denn mich (rumänisch-deutsch-ungarischer Europäer, Rumäne und Deutscher zugleich) oder andere, wer jetzt nun das schöne und arme, hässliche und reiche Rumänien zuerst besiedelt hat ? Ich möchte irgendwann stolz auf meine Heimat sein, nicht weiter und weiter über Römer, Daker, Ungaren und Slawen referieren. Und um (vorerst) abzuschliessen... Wenn es so weitergeht, werden die Rumänen und die Ungarn noch ihr blaues Wunder erleben : die unbeachteten und verachteten Zigeuner (romii oder rromii) werden bald die grösste Volksgruppe (darf man sie so nennen ?) in Rumänien. Und dann wird Rumänien zum Mittelpunkt Europas, wenn der Kaiser der Zigeuner (Romica Liviu I. oder ähnlich, hehe) sein Reich errichtet und diese korrupte und hinfällige rumänische Republik ( Republica Romana sic!) wegfegt wie damals Octavian die römische Republik weggefegt hat... Tja, die Geschichte wiederholt sich nur, um sich (oder doch uns ?) lächerlich zu machen. Noch etwas : schaut euch doch mal www.romania.org an. Und ganz skurril : www.dacia.ro - da werdet ihr staunen, wenn ihr lesen werdet, wie die Daker die ganze Welt (!) erobert haben und den Römer das Latein beigebracht haben. Jetzt aber Schluss. Tschüss, Salut, Servus, Salve und Do Swedanje...


Nr. 91

Chef 3. Februar 2004 - 07:33 Uhr
Hi Mihai 77,eigentlich gar nicht schlecht deine Argumetation,nur zwei kleine "neajunsuri" hat sie:erstens kommt sie zwei Jahre zu spät.Zweitens:es werden sich die Immmigrationfanatiker von keinen Argumenten überzeugen lassen,egal wie gut und logisch sie sind,denn sie selbst argumentieren nur sehr emotionell,mit einem Zweck natürlich und der ist hinreichend bekannt.Dieser Zweck zielt nicht darauf die wahren Verhältnisse in Transsylvanien am Ende des X.Jahrhunderts zu erhellen.Dieser Zweck ist nicht wissenschaftlich sondern hoch politisch.Sie betreiben eigentlich keine Geschichtswissenschaft sondern Geschichtspolitik auf unterstem Niveau und ihre "Werke" sind eigentlich nichts anderes als Kampf-oder Propagandaschriften,die sie mit einer modernen Phraseologie versehen,um den Eindruck von Wissenschaftlichkeit vorzutäuschen.Was sie aber dabei sehr nervt,ist die Tatsache,dass sie von der Fachwelt so gut wie gar nicht beachtet werden (ausser in Ungarn natürlich!),wo sie sich doch so viel Mühe geben zu beweisen,dass Transsylvanien dem tausenjährigen Ungarn zu Unrecht entrissen wurde,weil sie,die Magyaren, doch zuerst dort waren,usw. usf.Aber genug davon,du hast recht,in Rumänien wird dieses Pseudoproblem gar nicht mehr diskutiert,es interessiert einfach nur noch wenige Leute. Was die Zigeuner betrifft:ich habe mir schon in den 70-er Jahren,als Kind,schon die Horrorszenarien anhören müssen,wonach die Zigeuner "in spätestens 20 Jahren die Herren dieses Landes sein werden".Bekanntlich waren sie es in den 90-er NICHT geworden,da sprechen aus diesen,deinen Zeilen,noch sehr viele Vorurteile dieser ,zugegebenermassen nicht einfachen Ethnie,gegenüber.Was die Hinfälligkeit dieser angeblich so korrupten Republik betrifft:in den 90-er Jahren wurde diese Hifälligkeit von einigen befürchtet,von anderen wiederum geradezu erhofft,frei nach dem Motto (und das habe ich mit meinen eigenen Ohren gehört):"Jugoslawien ist auseinander gefallen,die Tschechoslowakei und die Sowjetunion auch,jetzt ist die Reihe an Rumänien gekommen,endlich!" Soll ich noch erwähnen,welcher Ethnie diese Leute angehörten,die dieses sich so sehnlichst erhofften?? Ich bitte auch dich um mehr Objektivität und um weniger "patetism inutil si gol" , es wird diese angeblich so hinfällige Republik Rumänien nicht so einfach "umfallen",es hat es nicht in den 80-er Jahren und auch davor nicht gemacht,wo die Vehältnisse viel,viel schlimmer als jetzt waren,um so weniger wird es jetzt tun (warum sollte es denn auch??) Also noch einmal Salut,Chef!

PS. 1.Nach einem Bericht über Kriminalität in Europa,der in Ungarn erstellt wurde(ja,ja!),hat Rumänien mit rund 1100 Straftaten pro hunderttausend Einwohner die NIEDRIGSTE Kriminalitätsrate in diesem Erdteil.2.Orginalton Bill Gates (ja,ja, der Bill Gates von Microsoft!): "Zwanzig Prozent der Angestellten bei Microsoft in den USA wurden in Rumänien ausgebildet. Rumänisch ist eine der wichtigsten Sprachen in diesem Unternehmen geworden und Rumänien ein führendes Land bei der Herstellung von SOftware,vor allem Antivirusprogrammen". Bill Gates dixit!!(Romanian-Anti-Virus,kurz RAV,wurde von Microsoft aufgekauft und jetzt als das ultimative Programm in der Bekämpfung der Viren gepriesen) Es gibt auch in Kürze im Fernsehen eine Sendung über den IT-Boom in Rumänien und über den Wirtschaftsaufschwung allgemein.Na,lieber Mihai 77,sind das nicht zwei Gründe (das mit der Kriminalitätsrate und das mit Microsoft),um ein wenig stolz auf das Land zu sein?? Wie wäre es auch mit ein wenig mehr Optimismus und weniger Jammerei?? So,jetzt aber,salut,euer CHef!


Nr. 92

Chris 3. Februar 2004 - 08:20 Uhr
Die Kontinuität der rumänischen Bevölkerung in Siebenbürgen. Das Problem aus rumänischer Sicht. Diplomarbeit von Christian SCHNEIDER Eingereicht bei Univ.-Doz. Dr. Horst Haselsteiner. Wien, im Mai 1986. Digitalisiert im November/Dezember 2002. Deutsche Rechtschreibung modernisiert. Die Seiten- und Fußnotenzahlen stimmen nicht mit dem Original (z.B. an der Österreichischen Nationalbibliothek: 1,260.820-C) überein. Inhaltsverzeichnis 0. Einleitung. 3 I. Historiographische Quellen. 6 1. Die antiken Geschichtsschreiber 6 2. Die sogenannte „Nestorchronik“. 10 3. Die „Gesta Hungarorum“ des anonymen Notarius König Bélas. 14 4. Die Frage der „pastores Romanorum“. 20 II. Archäologische Beweise. 25 1. Die dakische Kontinuität in der römischen Provinz. 25 2. Die dakoromanische Kontinuität im städtischen Bereich. 29 3. Das Problem der dakoromanischen Kontinuität im ländlichen Bereich. 32 4. Kontinuität und Christentum.. 41 5. Die Frage der Kontinuität nach dem 4. Jahrhundert 45 III. Die rumänische Sprache. 53 1. Das Substrat 53 2. Die autochthonen Gewässernamen. 55 3. Das Problem der übrigen Ortsbezeichnungen. 59 4. Superstrat und Adstrat: Die Romanität des Rumänischen. 63 5. Das romanische Kerngebiet in Siebenbürgen. Die Theorie Ernst Gamillschegs. 68 IV. Zusammenfassung. 73 V. Literatur 76 1. Schriftliche Quellen. 76 2. Sekundärwerke. 77 3. Nicht erreichbare Werke (Auswahl) 82 4. Abkürzungsverzeichnis. 83 0. Einleitung Eine der wichtigsten, zugleich aber der umstrittensten Fragen in der heutigen Geschichtsschreibung über das Gebiet des Staates Rumänien ist die der Bodenständigkeit der rumänischen Bevölkerung.

Mit ihrer Lösung wurden politische Forderungen und die Legitimierung der Herrschaft besonders in Bezug auf Siebenbürgen verknüpft. Obgleich diesen Momenten noch immer Gewicht beigemessen wird, kann die Beschäftigung mit diesem Problem allein von wissenschaftlichem Interesse getragen werden: doch auch hier ist dieses Land der am meisten diskutierte Teil der heutigen R.S.R. Zwei im Widerspruch stehende grundsätzliche Anschauungen werden vertreten: Von den Anhängern der Kontinuitätstheorie, des rumänischen Standpunktes, wird behauptet, die seit Urzeiten in diesem Gebiet ansässigen Stämme, die mit dem Sammelbegriff Daker bezeichnet werden, hätten nach der Eroberung ihres Gebietes und der Errichtung der römischen Provinz Dazien[1] durch Kaiser Traian (nach den beiden Kriegen der Jahre 101-102 und 105-106 n. Chr.) unter den Römern weiter gelebt und wären romanisiert worden. Diese sogenannten Dakoromanen seien auch nach der Aufgabe der Provinz unter Aurelian (etwa 271-275)[2] nicht in Gebiete südlich der Donau abgezogen, sondern wären überwiegend in ihrer Urheimat geblieben. Auch während der Völkerwanderung und in späteren Zeiten hätte diese autochthone Bevölkerung allen Assimilierungsbestrebungen, kriegerischen Auseinandersetzungen etc. getrotzt und wäre so als das seit der Vorzeit bodenständige Hauptelement des rumänischen Volkes zu betrachten.

Die Gegner dieser Theorie vertreten die Meinung, einerseits seien die Daker von den Römern ausgerottet bzw. vertrieben worden, andererseits sei die Provinzbevölkerung unter Aurelian in südlich der Donau gelegene Gebiete gezogen. Von hier aus seien zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht erst im 12. oder 13. Jahrhundert, die nunmehrigen Rumänen in das heute von ihnen bewohnte Territorium eingesickert. Die Vertreter dieser Ansicht werden von der rumänischen Seite mit dem Begriff Roeslerianer (nach dem Wissenschaftler Robert Roesler, einem Hauptrepräsentanten dieser Theorie im 19. Jahrhundert) bezeichnet. In dieser Arbeit wird auf letztere Ansicht nicht eingegangen. Lediglich jene Argumente, die als Beweise für die Kontinuitätstheorie von rumänischer Seite vorgebracht werden, sollen Berücksichtigung finden. Die wichtigsten von ihnen werden aufgezählt und einer Überprüfung unterzogen, und die Kernfrage lautet daher: Kann die Kontinuität der rumänischen Bevölkerung in Siebenbürgen seit der Zeit vor der Eroberung durch Traian bis heute bewiesen werden? Auf Grund dieser einseitigen Betrachtungsweise ist der Versuch, die Kontinuitätsfrage in der einen oder anderen Richtung zu lösen, hier nicht legitim und kann auch nicht erwartet werden. Auch besitzt das hier Gesagte wegen der geographischen Einschränkung nicht pauschal für das gesamte Territorium der R.S.R. Gültigkeit.

Gegliedert ist der Stoff in drei Hauptabschnitte, in deren Rahmen die Beweise in chronologischer Reihenfolge aufscheinen. Zuerst wird jeweils die dakische Kontinuität unter der Römerherrschaft behandelt, dann die Beweise für die dakoromanische Kontinuität der Zeit nach dem Abzug unter Aurelian. Die sehr umfangreiche Literatur konnte nicht in ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden. Das Hauptgewicht wurde auf neuere in Rumänien erschienene Werke gelegt. Das Problem der Ortsnamenschreibung wurde folgendermaßen gelöst: Geographische Bezeichnungen innerhalb Rumäniens scheinen grundsätzlich in ihrer rumänischsprachigen Form auf, um eine leichte Auffindung auf modernen Landkarten zu ermöglichen. Manche wichtige Begriffe wurden mit einer lautlichen Umschrift versehen, deren Regeln im Hauptabschnitt III in Fußnote 244 (S. 63) aufscheinen. Für Orte außerhalb Rumäniens wurde die Bezeichnung in der jeweiligen Landessprache bzw. in der international gültigen Umschrift gewählt. In jedem Fall sind im deutschen Sprachraum sehr geläufige geographische Namen in der hier üblichen deutschen Form wiedergegeben. Der Begriff Siebenbürgen bezeichnet nur das Gebiet zwischen dem Karpatenbogen und den Munþii Apuseni, dem Erzgebirge, während mit „Transsilvanien“ großräumiger der westliche Teil der heutigen R.S.R. benannt wird.[3] I. Historiographische Quellen 1. Die antiken Geschichtsschreiber Diese haben uns nichts zur Stützung der Kontinuitätstheorie hinterlassen. Folgt man streng dem Wortlaut ihrer Werke, so sprechen sich die Quellen sogar entschieden dagegen aus, und zwar in Bezug auf beide Probleme: die dakische und die dakoromanische Kontinuität. So berichtet uns bezüglich der Fortdauer der dakischen Bevölkerung nach der Eroberung durch Traian der um die Mitte des 4. Jahrhunderts lebende Historiker Eutropius, dem allerdings keine bedeutenden Kenntnisse bescheinigt werden[4]: ... propterea quod Traianus, victa Dacia, ex toto orbe Romano infinitas eo copias hominum transtulerat ad agros et urbes colendas: Dacia enim diuturno bello Decibali viris fuerat exhausta.[5] ... weshalb Traian, nachdem Dazien besiegt worden war, aus dem gesamten römischen Gebiet unendliche Mengen an Menschen dorthin verlegte, um die Äcker und Städte zu besiedeln: Dazien war nämlich durch den lang dauernden Krieg Dezebals von Männern entvölkert worden.

Und in Bezug auf die Räumung der nördlich der Donau gelegenen Gebiete unter Kaiser Aurelian berichtet uns die nämliche Quelle: [Aurelianus] ... abductosque Romanos ex urbibus et agris Daciae, in media Moesia collocavit.[6] … und er (erg.: Aurelian) führte die Römer aus den Städten und Äckern Daziens weg und siedelte sie im mittleren Moesien an. Den letzteren Vorgang schildert uns mit ähnlichen Worten Flavius Vopiscus in seiner nach 300 verfassten Kaisergeschichte Aurelians. Dieser Autor wird als nicht unglaubwürdig eingeschätzt.[7] Cum vastatum Illyricum ac Moesiam deperditam videret, provinciam Transdanuvina(m) Daciam a Traiano constitutam sublato exercitu et provinicalibus reliquit, desperans eam posse retineri, abductosque ex ea populos in Moesia conlocavit appellavitque suam Daciam, quae nunc duas Moesias dividit.[8] Da er Illyrien verwüstet und Moesien zu Grunde gerichtet, und keine Hoffnung vor sich sah, das von Traian jenseits der Donau zur römischen Provinz gemachte Dazien behaupten zu können, so gab er dasselbe auf, zog die Truppen und Provinzialien daraus hinweg, verpflanzte die ausgewanderten Einwohner nach Moesien, und nannte den jetzt die beiden Moesien von einander trennenden Landstrich sein Dazien.[9] Diese Räumung beschreiben insgesamt sechs antike Autoren: Aurelius Victor, die genannten: Eutropius und Flavius Vopiscus: Festus – alle aus dem 4. Jahrhundert – , dann Orosius (5. Jahrhundert) und Iordanis (551)[10]. Von letzterem wird noch die Rede sein. Alle hier aufgeführten Textstellen dürfen nicht ohne weiteres ihrem vordergründigen Sinne nach verstanden werden, sie bedürfen einer Interpretation.

Das Zeugnis des Eutropius, die Eroberung durch Traian betreffend, beinhaltet scheinbar die völlige Ausrottung der alteingesessenen Bevölkerung im Gebiete der späteren römischen Provinz, was – nach Eutropius – die Bewegung einer ganz außerordentliche großen Menge an Siedlern in den entstandenen Leerraum zur Folge gehabt hätte. Doch verwendet der Historiker hier nicht das allgemeine Wort „hominibus“, sondern er schreibt „viris ... exhausta“, welches – zunächst wörtlich übersetzt – „von Männern entvölkert“, dem genauen Sinne nach aber „von Kriegern entvölkert“ heißt. Selbst wenn man diese Quellenstelle nicht als rhetorische Übertreibung ansieht und gelten lässt, dass wirklich alle dakischen Krieger gefallen oder verschleppt und ermordet worden seien, so sind doch zumindestens die Frauen, Kinder und die nicht wehrfähigen Männer am Leben geblieben.[11] Das Zeugnis des Cassius Dio, eines glaubwürdigen Autors des dritten Jahrhunderts[12], besagt, dass „viele Daker zu Traian abgefallen“[13] seien, d.h., eine gewisse Anzahl hat rechtzeitig die Seiten gewechselt und ist sicher am Leben geblieben.[14] Auch wissen wir aus verschiedenen anderen Quellen, dass – wie auch sonst überall im Römischen Reich – in der Provinz Dazien unter den jungen dakischen Männern rekrutiert worden ist. Diese sind im Heer in Einheiten mit dem ethnischen Beinamen „Dacorum“ zusammengefasst worden. Als Beispiel sei die Cohors I Aelia Dacorum miliaria, die in Britannien am Hadrianswall stationiert war, genannt.[15] Dass eine außerordentlich große Menge an Menschen in das neu gewonnenen Land geströmt ist, erklärt sich nicht aus dem Umstand der Entvölkerung, sondern mit der zur Einverleibung in das Imperium Romanum nötigen Installierung von Beamten und Militär, obgleich natürlich auch zahllose Siedler aus allen Teilen des Römischen Reiches herbeigekommen sind.[16] Die erwähnte Stelle bei Eutropius bietet somit keinen Beweis gegen die dakische Kontinuität unter der Römerherrschaft.

Schwieriger ist die Lage beim zweiten Quellenkomplex, die Räumung der Provinz unter Aurelian betreffend: hier bezeugen mehrere Schriftsteller explizit den Rückzug aller Römer. Doch nicht einmal Robert Roesler, der unversöhnliche Gegner der Kontinuitätstheorie, nimmt an, dass wirklich die gesamte Bevölkerung das Territorium verlassen hat[17]. Obwohl anzunehmen ist, dass die außerordentlichen Ausmaße der Auswanderung bei den Geschichtsschreibern Anlass zu Übertreibungen gegeben haben, sind doch ergänzende Beweise nötig, insbesondere um die Behauptung aufrecht erhalten zu können, vornehmlich Angehörige der armen Landbevölkerung, Bauern, kleine Handwerker etc. seien zurück geblieben, während dieser Quellenkomplex sich allein auf die (unzweifelhafte) Auswanderung von Staatsbeamten, Militär und Reichen beziehen soll[18]. In diesem Zusammenhang wird auch folgende Stelle aus den „Romana“ des Iordanis zu beachten sein: ... Daces autem post haec iam sub imperio suo Traianus, Decebalo eorum rege devicto, in terras ultra Danubium, quae habent mille milia spatia, in provinciam redegit. Sed Gallienus eos dum regnaret amisit Aurelianusque imperator evocatis exinde legionibus in Mysia conlocavit.[19] ...

Was die Daker anbelangt, deren Gebiete jenseits der Donau liegen und einen Umkreis von tausend Meilen haben, sie hat Traian erst nach diesen Ereignissen (erg.: der Eroberung von Noricum und Moesien) in eine römische Provinz verwandelt, nachdem er ihren König Dezebal besiegt hatte. Gallienus aber hat sie während seiner Herrschaft verloren und Kaiser Aurelian hat von dort die Armee abberufen und sie nach Moesien verlegt.[20] Iordanis hat hier Festus als Quelle benützt. Jener schreibt aber „translatis exinde Romanis“ – „nachdem man die Römer von dort überführt hatte“.[21] Warum soll man in dieser Frage Iordanis, der jüngsten und scheinbar minderwertigsten Quelle[22], mehr Glauben schenken als allen anderen Autoren? Vladimir Iliescu meint, dass Iordanis die Korrektur seiner Vorlage Festus in die Richtung, dass nur das Heer abgezogen sei, auf Grund seines eigenen Wissens angebracht hat. Entweder hat Iordanis von der Existenz einer romanischen Bevölkerung im Norden der Donau gewusst, oder ihm stand eine lokale moesische Quelle mit der Überlieferung, nur ein Teil habe die Provinz verlassen, zur Verfügung. Da der Historiograph wie seine Vorfahren aus Moesia Inferior stammt, dürfen wir ihm gute Kenntnisse der örtlichen Lage zubilligen.[23] Somit ergibt sich aus der Quellenlage keine Unmöglichkeit für die Fortdauer der dakoromanischen Bevölkerung auf dem Gebiet der ehemaligen Provinz Dazien[24]. Auch wenn man der Hypothese Iliescus folgt, ist doch anzunehmen, dass der zahlenmäßig größere Teil der Provinzbewohner ausgewandert ist[25].

2. Die sogenannte „Nestorchronik“ Die Gegner der dakoromanischen Kontinuität führen als Beweis für ihre Ansicht an, seit dem Abzug der Römer (275) sei auf dem von diesen verlassenen Territorium bis ins 13. Jahrhundert hinein kein Volk, das als Vorläufer der heutigen Rumänen in Betracht komme, aus den historischen Quellen (schriftlicher und anderer Art) erschließbar: die rumänische Bevölkerung sei im Verlauf des 13. Jahrhunderts aus Gebieten südlich der Donau, wo ihre Vorfahren schon wesentlich früher quellenmäßig belegt sind[26], zugewandert. – Obwohl das Nichterscheinen in den Quellen nicht einfach mit Nichtexistenz gleichgesetzt werden darf, ist dieser Umstand doch nicht einfach zu übergehen.[27] Daher sind die Anhänger der Kontinuitätstheorie gezwungen, Beweise für die Existenz einer (proto-)rumänischen Bevölkerung für den Zeitraum von 275 bis 1200, d.h. für etwa ein Jahrtausend, zu erbringen. – Es wird behauptet, auch in den historiographischen Quellen gäbe es Belege für dieses Volk: es erscheine unter der Bezeichnung „Walachen“[28] in der sogenannten „Nestorchronik“ und in den „Gesta Hungarorum“ des anonymen Notarius König Bélas.

Von ersterem Werk wird zunächst die Rede sein. Die nach dem angenommenen Verfasser, dem auch sonst schriftstellerisch tätig gewesenen Mönch Nestor benannte altrussische Chronik „Povest’ vremennych let“, d.h. „Geschichten vergangener Zeiten“, ist in den Jahren 1110 bis 1116 im Höhlenkloster zu Kiew entstanden. In dem Werk wird die Entstehung des russischen Landes und dessen Geschichte seit der Sintflut, genauer ab dem unter dem Jahre 852 erwähnten, tatsächlich im Jahre 869 erfolgten Angriff der Russen auf Konstantinopel, bis in die Gegenwart des Autors in Annalenform erzählt.[29] Die für unsere Belange wichtige Stelle gebe ich in zwei Übersetzungen wieder[30]: Im J 898 zogen die Ungern vor Kiev vorbei, über einen Berg, der (nun) der Ugrische genannt wird. Sie kamen an den Dnepr, und standen hier in Weshen, denn sie marschirten wie die Polovzer. Sie waren vom Orient hergekommen, und stürzten durch hohe Berge, die die Ugrischen Berge genannt werden: und fingen an, die dort wonenden Wlachen und Slaven zu bekriegen. Denn da saßen vorhin Slaven, und Wlachen namen das Slavonische Land ein. Nachher aber verjagten Ugern die Wlachen, und erbten dieses Land, und saßen mit den Slaven zusammen, die sie unterjocht hatten. Von der Zeit an ward das Land Ungern genannt. Da fingen die Ungern an, die Griechen zu bekriegen, und schleppten Gefangne weg aus Thrakien und Makedonien bis nach Thessalonich. Dann fingen sie an, gegen Mären und Böhmen zu kriegen.[31] 898. Im Jahre 6406. Die Ungarn zogen an Kijew vorbei über die Anhöhe, die jetzt Ugorskoje heißt: und sie kamen an den Dnepr, und schlugen ihre Zelte auf, denn sie zogen einher wie die Polovcen. Von Osten gekommen zogen sie eilends durch das große Gebirge, welches man das Ungarische nannte, und begannen die dort lebenden Volochen und Slovenen zu bekriegen. Dort saßen nämlich früher die Slovenen, und die Volochen unterwarfen das Land der Slovenen. Dann aber verjagten die Ungarn die Volochen und nahmen dies Land in Besitz und siedelten mit den Slovenen zusammen, die sie sich unterworfen hatten: und seitdem hieß das Land Ungarn. Und die Ungarn begannen die Griechen zu bekämpfen und verheerten Thrakien und Makedonien bis Thessalonich hin. Auch begannen sie die Mährer und Èechen zu bekriegen.[32]

Die Nestorchronik wird im Allgemeinen als glaubwürdig bezeichnet[33], und es gibt keinen Grund, an dem hier Erzählten an sich zu zweifeln[34]. Folgender Erzählkern ist wichtig: Die Ungarn haben, aus der Richtung von Kiew kommend, ein großes Gebirge überschritten, das vom Chronisten als das „ungarische“ bezeichnet wird, Walachen, die vorher die Slawen unterjocht hatten, verjagt, und das Land in ihren Besitz genommen. Drei Fragen bleiben für eine Interpretation im Hinblick auf unser Thema offen: (1) Welchen Weg haben die Ungarn genommen? (2) Welches Land haben sie sich unterworfen? (3) Sind die erwähnten Walachen die Vorfahren der heutigen rumänischen Bevölkerung? ad (1) Der kürzeste Weg von Kiew nach Pannonien führt über die Ostkarpaten, etwa in dem Abschnitt zwischen den heutigen Städten Ušgorod (Ungvár) im Nordwesten und Baia Mare im Südosten. Die Bezeichnung des Chronisten: „Ungarisches Gebirge“ ist aus der Sicht des Kiewer Reiches, aus dessen zeitlicher und örtlicher Perspektive, nur für die Karpaten zutreffend.[35] ad (2) Die wahrscheinlichste und einfachste Erklärung ist, dass sie dieses Land, welches wir auch heute Ungarn nennen, in Besitz genommen haben: genauer den östlichen Teil desselben. Es gibt keinen Grund, an Siebenbürgen zu denken.[36] ad (3) Die Lösung der Kernfrage ist die schwierigste. Robert Roesler denkt, um die Existenz einer romanischen Bevölkerung leugnen zu können, an die Franken des Karolingerreiches[37]. August Ludwig Schlözer hingegen meint: „Diese Wlachen Nestors sind keine andre, als die wir noch jezt allgemein Walachen nennen ... Abkömmlinge des uralten großen VölkerStamms der Thraken, Daken und Geten.“[38] Betrachtet man die Aufzählung der Völker: „Varäger, Schweden, Norweger, Gotländer, Russen, Angeln, Galièanen, Volochen, Römer, Deutsche, Karolinger, Venezianer, Franken und andere“[39], so stehen die Walachen neben den Franken und den anderen Völkern, und somit liegt die Annahme fern, der Chronist wollte sie mit einem dieser erwähnten identifizieren.

Der Historiograph hat die Walachen seiner Quelle, welcher Ausdruck hier auch immer verwendet worden sein mag und welches Volk er bezeichnet hat, mit den Walachen seiner Zeit, d.h. höchstwahrscheinlich mit den Rumänen, gleichgesetzt. Da es sich auch um südlich der Donau lebende Rumänen gehandelt haben kann, ist es nicht möglich, hieraus einen Beweis für ihre Existenz in Siebenbürgen im frühen 12. Jahrhundert abzuleiten. Aus dieser Quelle allein ist die Frage (3) nicht zufriedenstellend zu lösen. – Ich gehe daher zur Behandlung der zweiten erwähnten Quelle über, um das Problem später wieder aufzugreifen. 3. Die „Gesta Hungarorum“ des anonymen Notarius König Bélas In diesem die Herkunft und die Geschichte der Ungarn behandelnden Werk findet sich eine genauere Schilderung der in der altrussischen Chronik angedeuteten Vorgänge. Der Autor[40] hat wahrscheinlich unter Béla III. (1172 – 1196) gedient und nicht, wie dies auch behauptet wird, unter Béla II. oder Béla IV.[41] Um einen Eindruck von dieser Quelle vermitteln zu können, soll der lateinische Originaltext auszugsweise nacherzählt werden[42]: Die Ungarn sind älter als alle anderen Völker: sie kommen aus Skythien, dem größten Land. Ihr erster König hat Magog, Sohn des Iaphet geheißen, und Attila, der Pannonien erobert hat, ist einer seiner Nachfahren. Auch Almus, Sohn des Ugek, führt seine Familie auf Magog und Attila zurück. Wegen Übervölkerung des Landes beschließen die sieben Ersten, die Hetumoger genannt werden, auszuwandern und Anspruch auf das Pannonien Attilas zu erheben. Almus wird zu ihrem Führer ewählt ...

(Kap. 8) Der Zug der Ungarn kommt nach Kiew: sie überqueren den Dnepr und wollen die „Ruthenen“ unterwerfen, doch der Kiewer Fürst ruft die „Kumanen“[43] zu Hilfe. Ruthenen und Kumanen werden von den Ungarn besiegt und müssen sich in der Stadt verschanzen. (Kap. 9) Die Ungarn belagern Kiew, und Almus schließt mit den Ruthenen und Kumanen gegen Geiselstellung und Tributgeschenke Frieden. Die Ruthenen erzählen von Pannonien, sie loben die außerordentliche Güte des Bodens, die fischreichen Flüsse Donau und Tisza (Theiß). Dort würden „Sclaui Bulgarii et Blachii ac pastores Romanorum“ (Slawen, Bulgaren, Walachen und Römerhirten) wohnen, die ihre Viehherden dort weiden ließen: daher werde Pannonien auch „pascua Romanorum“ (Römerweide) genannt ... (Kap. 11) Die Ungarn ziehen weiter nach Lodomer und Galicia und werden überall sehr freundlich empfangen und reich beschenkt. Wiederum wird über das Land Attilas erzählt, dass es sehr gut sei und welche Flüsse es dort gäbe. Nach dem Tode Attilas hätten die „Romani principes“ (Römerfürsten) es eingenommen gehabt: jetzt säße zwischen Donau und Tisza Salanus als Herrscher über Slawen und Bulgaren, zwischen Mureº und Someº ein gewisser Menumorout, Herzog der Chasaren, südlich von diesem Herzog Glad, ein Bulgare. (Kap. 12) Unter Mithilfe der ruthenischen Fürsten zieht Almus durch den Wald Houos[44] nach Munkas (Munkaèevo, Munkács) und weiter nach Hung (Ušgorod, Ungvár). (Kap. 13) Loborcy, der Graf von Hung, der von den Einwohnern „duca“ genannt wird, muss fliehen, wird aber eingeholt und gehenkt. Sodann ziehen die Ungarn in Hung ein und feiern ein viertägiges Fest. Almus tritt zurück und setzt seinen Sohn Arpad zum Herzog ein. ... Arpad schickt nach Byhor (Biharea) zu Herzog Menumorout und verlangt von ihm die Abtretung seines Landes. Dieser lehnt ab: als jedoch das ungarische Heer kommt, unterwirft sich die Bevölkerung sogleich aus Furcht. Almus und Arpad werden mit Moses verglichen. Menumorout flieht und wagt keinen Kampf. Als Arpad dies erfährt, tafelt er aus Freude ausgiebig ... (Kap. 24) Tuhutum, ein Untergebener Arpads, hört von den ehemaligen Untertanen Menumorouts, dass die „terra ultrasiluana“ (Siebenbürgen) ein außerordentlich fruchtbares Land sei: dort herrsche ein gewisser Gelou, ein „Blacus“ (Walache). (Kap. 25) Der sehr gescheite Tuhutum schickt Späher aus und findet die Fruchtbarkeit und den Reichtum des siebenbürgischen Landes bestätigt. Die Einwohner, „Blasii et Sclaui“ (Walachen und Slawen) , seien die feigsten Menschen der Welt, sie hätten keine anderen Waffen als Pfeil und Bogen, ihr Fürst Gelou sei undiszipliniert und halte kein gutes Heer, wird berichtet ... Tuhutum erobert das Land, Gelou wird auf der Flucht getötet ... (Kap. 44) ... Die Ungarn ziehen gegen das Herzogtum Glads. Dieser stellt sich ih­nen am Timiº-Fluss entgegen: ihm helfen Kumanen, Bulgaren und Walachen („adiutorio Cumanorum et Bulgarorum atque Blacorum“), er wird aber erschla­gen und sein Land unterworfen ... Sodann wird von Kriegen gegen die Griechen, die Deutschen, weiters von der ent­gültigen Besiegung Menumorouts und vielem anderem erzählt, bis die Chronik plötzlich abbricht[45]. Die Quelle erwähnt mehrmals Walachen, und zwar als Bewohner zweier verschiedener Gebiete: einmal als Ansässige in Pannonien[46] neben Römerhirten, Slawen und Bulgaren (Kap. 9), zum zweiten in Siebenbürgen unter ihrem Fürsten Glad (Kap. 24, 25) und auch nach dessen Ableben (Kap. 44).

Zunächst stellt sich das Problem der Glaubwürdigkeit. Die Meinungen der Forscher sind hier sehr unterschiedlich. Die Befürworter der Kontinuitätstheorie schätzen die Gesta Hungarorum für die Erzählungen über die Einwanderung der Ungarn in Pannonien und über die Kriege mit Gelou, Glad und Menumorout als glaubwürdig ein und sehen in der Erwähnung von Walachen einen Beleg für die Priorität der urrumänischen Bevölkerung vor den ungarischen Eindringlingen[47]. Die den gegensätzlichen Standpunkt vertretenden Forscher billigen dem Werk des Notarius keinen Wert als historische Quelle zu[48]. Tatsächlich ist der sehr belesene Autor – etwa zwanzig, heute größtenteils verlorene Quellen sind nachgewiesen worden – mit seinen Vorlagen sorglos umgegangen und hat sich auch für damalige Begriffe große Freiheiten in der Interpretation herausgenommen[49]. Quellenkritik dürfte er bei den ihm gleichfalls bekannt gewesenen Sagen und Liedern, die mündlich tradiert worden sind, geübt haben[50]. Meiner Meinung nach gibt es an manchen Stellen des Werks verdeckte Hinweise auf solche Traditionen, die vom christlich geprägten Autor von ihren abergläubischen, heidnischen Elementen gereinigt worden sind[51]. Beispielsweise ist dies beim 13. Kapitel, das eine Zäsur darstellt, der Fall. Es ist auffällig kurz gehalten, obwohl die Einnahme der Burg Hung als Symbol für die Besitzergreifung Pannoniens zu sehen ist und hier die Namensgebung „Hunguari“ nach diesem Ort erfolgt. Das erwähnte viertägige Festessen kann mit dem magischen „Ersten Mahl in einem eroberten Land“ identifiziert werden. Die Person des Loborcy, auch Duca genannt,[52] mag die alte Herrschaft repräsentieren, die mit dessen Ermordung untergegangen ist. Der Inhalt der wohl anzunehmenden Auslassungen kann nicht mehr erschlossen werden: das Überlieferte ist allerdings in seiner Glaubwürdigkeit nicht zu unterschätzen.[53]

Der Forscher C. A. Macartney hat Studien über die frühen ungarischen Geschichtswerke angestellt und konnte auch bei den „Gesta Hungarorum“ die Verfahrensweise des Notarius bei einer Anzahl von Stellen erklären und der hinter seinen Schilderungen verborgenen historischen Wahrheit auf die Spur kommen. Die vordergründig unzweifelhafteste Erwähnung von Walachen (Kap. 25) ist jene in der Tuhutum – Episode, wo sie als Einwohner Siebenbürgens in der Zeit vor der Eroberung durch die Ungarn erscheinen. “He describes the Vlachs in terms which make it unreasonable to suppose that he means thereby anything but Roumanians”[54]. Die Grundlage der Geschichte Tuhutums ist eine Legende aus dem Umfeld einer Familie, die den Titel eines Gyulas trug: die Taten des ersten Gyulas, der Siebenbürgen für die Ungarn entdeckt hat, werden seinem Vorfahren Tuhutum zugeschrieben, eine für den Notarius übliche Vorgangsweise. Die Schilderung der Walachen dürfte eine Entlehnung aus einer, der Form „Blasii“ nach zu schließen, westeuropäischen Quelle sein. Für den Namen des Walachenfürsten Gelou findet C. A. Macartney keine Erklärung. Wahrscheinlich war in der Gyula-Legende sowohl Gelou als auch die Nennung der Walachen enthalten, und zwar seit dem 11. Jahrhundert.[55] Die Erwähnung von Kumanen, Bulgaren und Walachen (Kap. 44) gehört dem späten 12. Jahrhundert an, da diese Völker nur dann, während des zweiten Bulgarischen Reiches, in dieser Zusammenstellung genannt werden.[56] Die Datierung der ersten Erwähnung einer rumänischen Bevölkerung in Siebenbürgen für das 11. Jahrhundert wird noch durch den Umstand unterstützt, dass zur Zeit des Notarius, im späten 12. Jahrhundert, die Walachen als seit langem dort ansässig gelten. Dies berechtigt zur Annahme des Jahres 1050 als spätest möglichen Zeitpunkt der Beendigung einer hypothetisch angenommenen Einwanderungsbewegung.

Weiters finden wir Walachen neben Römerhirten, Slawen und Bulgaren als Einwohner Pannoniens in einer dem Kiewer Fürsten in den Mund gelegten Schilderung des Landes (Kap. 9). C. A. Macartney meint, die Einwohnerliste Pannoniens habe der Notarius aus verschiedenen Quellen kompiliert, wobei „Sclaui Bulgarii“ aus der einen, „Blachi ac pastores Romanorum“ aus der anderen Quelle bzw. Quellengruppe stamme. Die „Römer“, die auch im Kapitel 11 vorkommen, seien in Wirklichkeit die romanischen Einwohner Dalmatiens, und der Notarius transferiere hier Ereignisse aus der Awarenzeit, welches Volk er mit dem Attilas identifiziere, in die Zeit der ungarischen Landnahme. Die Römerhirten setze er mit den Walachen seiner Zeit gleich. Daher könne diese Stelle nicht als Beweis für die Anwesenheit von Urrumänen gewertet werden.[57] Allerdings zeigt die Loborcy-Episode, laut C. A. Macartney „based on some local traditions of uncertain date“[58], meinen Vermutungen nach sehr alt, durch die Erwähnung des slawischen Titels Loborcy und des romanischen „Duca“, dass neben Slawen auch Romanen in Pannonien ansässig waren.[59] Diese Annahme deckt sich mit den Völkerlisten in Kapitel 9 und 11, und es ist doch möglich, dass diese Tradition auf historischer Wahrheit beruht. So ist auch die Äußerung Schünemanns[60], der Notarius folge hier dem parallelistischen Sprachstil der Vulgata und setze hier jeweils zwei gleichartige Völker nebeneinander, zu verstehen.

Die Ungarn sind bei ihrem Eindringen in Pannonien mit größter Wahrscheinlichkeit nur auf ein romanisches Volk, die „pastores Romanorum“ bzw. „Römerhirten“, gestoßen. Die Frage lautet nun, ob diese Römerhirten mit urrumänischen Völkerschaften, die vielleicht von den Karpaten herabgestiegen und slawische Stämme unterworfen haben, gleichgesetzt werden können. 4. Die Frage der „pastores Romanorum“ Dieser Ausdruck „pastores“ oder auch „pascua Romanorum“ (Römerweide) scheint ein sehr alter zu sein, der vornehmlich in frühen ungarischen und von solchen abhängigen Quellen häufiger vorkommt.[61] In diesem Zusammenhang von Interesse ist eine Stelle der Descriptio Europae Orientalis, die etwa im Jahre 1308 von einem Anonymus, wahrscheinlich einem Kleriker aus Frankreich, verfasst worden ist[62]: Notandum [est hic] quod inter machedoniam, achayam et thesalonicam est quidam populus ualde magnus et spaciosus qui uocantur blazi, qui et olim fuerunt romanorum pastores, ac in vngaria ubi erant pascua romanorum propter nimiam terre uiriditatem et fertilitatem olim morabantur. Sed tandem ab ungaris inde expulsi, ad partes illas fugierunt ... [63] Hier ist zu bemerken, dass zwischen Mazedonien, Achaia und Thessaloniki ein sehr großes und weitläufiges Volk wohnt, das Walachen heißt, die auch einst Römerhirten waren und in Ungarn, wo die Römerweiden waren, wegen der außerordentlichen Frische und Fruchtbarkeit des Bodens einst weilten. Und, einst von den Ungarn dort vertrieben, flohen sie in jene Gegenden ... Für die Descriptio und das Werk des Notarius wurde eine gemeinsame, heute verlorene Urquelle, die bis zum Jahre 1072 reichende +Gesta Ungarorum in ihrer Fortsetzung bis 1127, erschlossen. In dieser waren die typischen Ausdrücke „pastores“ und „pascua Romanorum“ bereits enthalten. Beide Autoren, der Notarius und der Anonymus, identifizieren die Römerhirten mit den Walachen ihrer Zeit, der eine mit jenen aus Siebenbürgen, der andere mit jenen vom Balkan.[64] Die Tradition der Römerhirten als Einwohner der Gebiete des nachmaligen Ungarn reicht daher mindestens bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück[65].

Nun nimmt auch der Autor der Nestorchronik oder bereits seine Quelle bzw. eine Vorläuferin dieser eine gleichartige Identifizierung vor. Als Urausdruck sei hier gleichfalls hypothetisch der Terminus „Römerhirten“ angenommen. Man vergleiche zunächst das Handlungsgerüst der Wanderungen der Ungarn in den drei Quellen: Nestorchronik Notarius Descriptio Die Ungarn kommen von Osten und ziehen an Kiew vorbei, Die Ungarn kommen aus Skythien, belagern Kiew, Walachen sind von den Ungarn vertrieben worden ziehen durch das „Ungarische Gebirge“, ziehen nach Lodomer und Galicia, dann durch den Wald Houos nach Munkas und Hung, erjagen die „Walachen“ (=Römerhirten), die vorher die Slawen unterjocht hatten, ermorden Loborcy / Duca (Slawen und Römerhirten)[66] unterwerfen sich das Land, und seitdem wird es Ungarn genannt, erobern Hung und erhalten den Namen Hunguari (vgl. hier oben S. 17) verheeren Makedonien bis Thessalonich hin kriegen gegen Griechen, Deutsche usw. Es scheint, als habe es eine Tradition gegeben, die vom Autor der Nestorchronik mit dürren Worten nacherzählt worden ist, während der Notarius eine Anreicherung aus einer Vielzahl anderer Quellen vornimmt. Die Ansicht, beide Quellen seien voneinander unabhängig[67], ist weniger wahrscheinlich. Ein hypothetischer Quellenstammbaum sei versucht:[68] Die Meinung, der Autor der Nestorchronik vertrete in der Identifizierung der Walachen eine ähnliche Ansicht wie der Notar bzw. mache den gleichen Fehler wie dieser: die Walachen seien die Römer des Altertums,[69] ist zwar nicht zu widerlegen, aber doch weniger wahrscheinlich als die Annahme einer hypothetischen +Paläo-Gesta aus der Zeit vor 1100. Diese wird wahrscheinlich den älteren Ausdruck der Römerhirten enthalten haben. Der Name „Walachen“ für die Rumänen, der auch andere Völkerschaften, Wanderhirten u.v.a.m. bezeichnen kann, ist erst seit der Mitte des 10. Jahrhunderts von den Slawen ausgegangen[70], kann daher in der Überlieferung nicht bodenständig sein und muss erst später, vielleicht erst nach 1000, in sie eingedrungen sein. Somit stellt sich das lebhaft diskutierte Problem der ethnischen Zuweisung dieses Ausdrucks nicht[71]. Vielmehr ist zu untersuchen, ob das mit „pastores Romanorum“ bezeichnete Volk und die Vorfahren der heutigen Rumänen ein und dasselbe Ethnikon gewesen sind. Mit Sicherheit handelt es sich um ein romanisches Volk.

Neben der explikativen Bestimmung „Romanorum“ deutet auch der Titel oder Name „Duca“ darauf hin, der auf lat. dux, ducis zurückzuführen ist. Vielleicht hat sich das Volk sogar selbst als +Romani bezeichnet, denn das heutige „români“[72], mit welchem Ausdruck sich die Rumänen bezeichnen, dürfte in der Variante rumâni direkt von lat. romanus hergeleitet sein.[73] Allerdings ist letzteres wegen des hypothetischen Charakters der hier angestellten Behauptungen wohl nicht einmal als Indiz zu werten.[74] Als zweites romanisches Volk kommen die römischen bzw. romanischen Einwohner Pannoniens, die noch in der Zeit Attilas belegt sind[75], in Betracht. Diese könnten ebenfalls bis in die letzten Jahre des 9. Jahrhunderts weitergelebt haben. Hier von heutiger Warte eine Entscheidung herbeizuführen, ist nicht möglich. Die damals erst im Entstehen begriffenen romanischen Sprachen waren vom Lateinischen noch nicht allzu weit entfernt[76]. Die Bezeichnung „Romanorum“ kann wegen der leichten Erkennbarkeit der Verwandtschaft zur lateinischen Sprache von den damaligen Gelehrten adaptiert worden sein, ohne dass es sich um „Rumänen“ gehandelt haben muss. Das Zeugnis der Nestorchronik, nach welchem die Pseudo-Walachen eingewandert seien und sich die Slawen untertan gemacht hätten, würde eher für die Deutung als Urrumänen sprechen. Wegen der unsicheren Überlieferung wage ich aber nicht, dies als Beweis anzuerkennen. Aus den historischen Quellen kann daher für die Zeit um 900 kein Beweis für die Priorität vor den Ungarn in Pannonien gewonnen werden, wenngleich doch manches für die Anwesenheit von Protorumänen zu sprechen scheint. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann in Siebenbürgen eine rumänische Bevölkerung ab dem Jahr 1050 angenommen werden. [77]


Nr. 93

Klaus Popa 3. Februar 2004 - 08:33 Uhr
Hallo an alle, An Karl-Heinz: Es tut mir auch leid, dass ich seinerzeit nicht zu eurer Diskussion stieß. Nun, es sollte so kommen. Und bedenke, es ist nie zu spät, vor allem dann, wenn es darum geht, die von ihrer angeblichen „Wissenschaft“ schwelgenden Ost- und Südosteuropa-„Spezialisten“ in ihre Schranken zu weisen und ihnen klar aufzuzeigen, dass sie und ihre getexteten Reime trotz großartiger akademischer „Mentoren“ und Vorbilder, trotz mehr- oder minder verdienter Magister- und Doktortiteltitel usw. usf. sich von Schreiberlingen der billigsten Heimatliteratur mitnichten unterscheiden. Hinzu kommt natürlich die betont parteiische, also interessierte Dimension ihres Geschreibsels, welche Dimension leider einer nicht offen ausgesprochenen, also kaschierten nationalistisch-chauvinistischen Ideologie und einer Palette tief verwurzelter Vorurteile, Unterstellungen, Stereotypen, Klischees, Mythen entspricht, was Du ja wiederholt auch ansprachst. Das alles fasse ich unter dem Begriff der RESSENTIMENTKULTUR zusammen.

Die sich so „sachlich“ gebenden, einen Anstrich von „Sachlichkeit“ beanspruchenden Litaneien unserer „Spitzenwissenschaftler“ - der erste, der diesen hehren Anspruch formuliert ist der unter Franz am 22. März 2002 erstmals in Gästebuch schreibende, damalige – ob noch heutige ?– Heidelberger Philosophie- und Geschichtestudent Franz Horvath, der im geschichtsrevisionistischen „Siebenbürgen-Institut“ in Gundelsheim am Neckar als große Hoffnung unter den sogenannten „Nachwuchswissenschaftlern“ hochgezüchtet wird – entpuppen sich als „Trugbilder“: eine Reihe von betrügerischen Wunschbildern, also von absolut unwissenschaftlichen Mythen. Und wenn diese „Spezialisten“ eine Studie oder ein umfangreicheres Werk produzieren, dann bleibt das alles auf dem Niveau von Machwerken stecken. Und leider ist es so, dass bestimmte Lehrstuhlinhaber ihnen das lebendige Exempel für diese Kunst der Falschmünzerei und der geschmacklosesten Unwissenschaftlichkeit liefern. Und es sind ernsthafte Zweifel angebracht, dass diese Zauberlehrlinge, die ihren Lehrmeistern in absoluter geistiger Hörigkeit und Untertänigkeit zu Hand und zu Werke gehen, intellektuell unabhängige, auf eigenen Füßen stehende, Eigeninitiative entwickelnde, zur Kritik und Selbstkritik veranlagte Individuen sind. Denn ihre Immigrations-„Gesänge“ sind, wie Du, Karl-Heinz, das bereits feststelltest, unverfrorene Kopien des „heutigen“, angeblich international allgemein anerkannten Erkenntnis- und Forschungsstandes. Und Karl-Heinz, es ist Deiner Schlagfertigkeit zu verdanken, dass der übelste Zauberlehrling, Meinolf Arens, der am 21. März 2002 in die Diskussion einstig, seine noch am 23. März großspurig angekündigten 11 „Thesen“ nicht feilbieten konnte.

Hier sei auf meine Kritik an seinem ominösen, auch vor den niederträchtigsten rassistischen Anwürfen nicht zurückscheuenden Dissertation „Habsburg und Siebenbürgen“ unter http://people.freenet.de/Transsylvania/Arens.html hingewiesen, natürlich in einer Schriftenreihe des „Siebenbürgen-Instituts“ herausgebracht. Arens spielte nun zwar nicht mehr mit, hatte aber hinreichend Sekundanten zur Verfügung, welche die entstandene Bresche in der Front der Immigrationisten ausfüllten. Nun nahm der Schweizer Daniel Ursprung die Bürde auf sich, die unglaubhafte Causa vor- und auszutragen, und ab dem 25. März 2002 schaltete sich der „Daker-Spezialist“ Franz Horvath mit einer Litanei ein, die sogar in zwei Teilen nachgereicht wurde. Und diese beiden Herren beherrschten das Diskussions-„Parkett“ bis zum Schluss, indem sie sich recht gekonnt die Hände zur jeweiligen Hilfe oder Aushilfe reichten. Das steht für das eindeutige Rollenspiel unserer Immigrationisten, auf das Karl-Heinz bereits hinwies. Dieses sichtbar arbeitsteilige „Spezialisten“-Team wähnt sich unüberwindbar, wohl nach der sprichwörtlichen, allerdings rumänischen Weisheit: unde-s doi puterea creste (wo zwei sind, ist die Kraft größer). Doch entscheidend ist weder die Anzahl von möchtegern „Spezialisten“, noch ihr ausgeklügeltes Rollenspiel, auch nicht die gebetsmühlenhafte Berufung auf vermeintlich international anerkannte Literatur des „neuesten Forschungsstandes“, entscheidend ist und bleibt das Diskussions- und Forschungsobjekt in seiner Tatsächlichkeit, nicht das, welches durch Wunschkonstrukte bis zur Unkenntlichkeit verunstalt praktisch ein neues, diesen Pseudo-Gurus eine genehme Knetmasse bietendes Virtual-Objekt darstellt.

Zu Mihat_77: Lieber Mihai, ich gebe Dir Recht, dass es wichtiger ist in die Zukunft zu schauen unabhängig von Nationalität und längst verblichenen historischen Realitäten. Es stimmt auch, dass Siebenbürgen Teil des rumänischen Staates ist und es auf absehbarer Zeit auch bleiben wird, wobei letzteres im zusammenwachsenden Europa in der tat irrelevant sein wird, doch eines solltest Du in Betracht ziehen: der Arroganz, der Unverfrorenheit dieser „Wissenschaftler“, die ihr Wissen nicht in den Dienst der Wahrheit und Wahrhaftigkeit, der Wissenschaftlichkeit und Toleranz einsetzen und das wissenschaftliche und akademische Ethos systematisch mit Füßen treten, um ihren unterschwelligen Frust, ihre Ressentiments in regelrechten Orgien der Unwissenschaftlichkeit, der Verfälschung und der Besudelung zügellos zu entfesseln, muss mit aller Entschiedenheit begegnet und entgegengetreten werden. Bitte diese Ausführungen nicht als zweiten Teil der gestern begonnenen Sachkritik zu betrachten. Die Einträge vom Chef habe ich erst nach Fertigstellung des Textes gelesen. Lieber Chef! Nur eines: bezüglich der zahlreichen rumänischen IT-Experten in den USA (Microsoft): das Antivirenprogramm bit-defender stammt zum größten Teil ebenfalls von rumänischer Hand. Ich habe einige Zeit die allgemeine Version eingesetzt, dann aber darauf verzichtet, weil es, im Unterschied zu manch deutschem Anbieter von Antivirprogrammen, auf die neuesten Viren nicht punktuell reagierte. Der lange Beitrag von Chris ist hier unberücksichtigt, weil nach Abschluss des Textes eingetragen. An alle noch einen schönen Tag, Klaus


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