Rosia Montana und Umland

Der Ruf des Goldes hat stets andere reich gemacht, nicht aber die Menschen dieser Region. Regionaler Wohlstand war immer nur zeitweise aufblühend, doch selbst dieser kam nur wenigen zugute. Das Land um Rosia Montana wird erst zur Ruhe kommen, wenn seine Bodenschätze geborgen sind. Zu Zeiten der vollständigen Verstaatlichung der Minen, war ein Verbleib der Gewinne im Inland erstmals ein Faktum. Heute versprechen technischer Fortschritt und das ungebändigte Bestreben internationaler Kapitalgesellschaften der Region Rosia Montana zwar einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung auf Zeit, nicht aber ein Verbleib der Gewinne im Land. Eine Rückkehr in alte Zeiten sozusagen! ...

Es muss erlaubt sein, sich folgende Frage zu stellen: Wie sinnvoll ist es, das Land und daraus resultierende Gewinne seiner Bodenschätze durch ausländische Firmen und Kapitalgeber abschöpfen zu lassen (im Falle des Goldabbaus durch GABRIEL RESOURCES LTD, würde den rumänischen Teilhabern ein magerer Gewinnanteil von 18% bleiben)? "Kriminell" ist es freilich nicht, der internationale Markt hat dies weltweit vollständig zu legitimieren verstanden. Dennoch, wollen wir den "Vorzügen" der westlichen Welt, demokratisch - also vom Volk - gewählter Regierungen Glauben schenken, dann widerspricht sich dies vollkommen mit der Vergabe nationaler Bodenschätze an fremde Investoren.

Von einem rumänischen Freund (welcher von Beruf Bergbauingenieur ist) wollte ich wissen, ob die bergbautechnischen Abbaumethoden (bezogen auf die Pläne der GABRIEL RESOURCES LTD) von so bedeutenden Technologien beherrscht sein, als das sich dadurch eventuell eine Auftragsvergabe an dieses Unternehmen rechtfertige. Er erwiderte daraufhin, dass es in dieser Hinsicht nichts gäbe, was ein rumänisches Bergbauunternehmen nicht auch könnte. ... Momentan scheint der geplante Abbau durch GABRIEL RESOURCES LTD gestoppt.

Rosia Montana ist seit Menschen-Gedenken vom Bergbau bestimmt. Die einst schwierigen und unmenschlichen Abbaumethoden unter Tage zu schlechtesten Konditionen derer, die die Schätze zu Tage förderten, sind heute weitgehend abgelöst vom umfassenden Wandel des Bergbaus hin zu riesigen Tageabbaugebieten. Hier um Rosia Montana macht dies aus heutiger bergbau-technischer Sicht Sinn. Den um Rosia Montana herrschenden Konflikt will ich nicht dahingehend beantworten, dass es künftig keinen Bergbau mehr geben dürfe. Ökonomie und Ökologie stehen dabei freilich in einem grundlegenden Konflikt zueinander. Hierzu machte mein rumänischer Freund übrigens eine interessante Aussage: Momentan hat Rumänien gute Wirtschaftsdaten vorzuweisen und einen verhältnismässig ausgeglichenen Staatshaushalt. Rosia Montana stellt mit seinen Bodenschätzen - wobei es keinesfalls nur um Gold geht - eine wichtige ökonomische Ressource des Landes dar. Allein deswegen wäre eine jetzige Ausbeutung in jenen Dimensionen, wie sie von dem kanadischen Bergbauunternehmen geplant sind/waren schlichtweg keine gute Entscheidung.

Ich für meinen Teil möchte in Bereitstellung dieser Zeilen nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, wohl aber zu einer nüchternen Sichtweise beitragen. Bestrebungen verschiedener Umweltgruppen, den Bergbau um Rosia Montana vollständig zu verbannen, kann ich ebensowenig verstehen. Ein ökologisch hochwertiges Gebiet ist Rosia Montana allein seiner jahrhunderte-währenden Bergbaugeschichte wegen nicht. Das schlechte Image, das solche Gruppen der Apuseni-Region ganz allgemein verleihen, hilft hier keinem. Einer Förderung des Tourismus schon garnicht, und "internationaler Popularität" des Muntii Apuseni noch weniger. Aber erst eine internationale Würdigung nationaler Natur- und Kulturschätze, macht diese für die Zukunft sicherer! Das Apusener Bergland zählt nach wie vor zu den bedeutendsten Kulturlandschaften Europas. Eingebettet in dieses Gebiet hat auch der Bergbau seinen ganz normalen Platz - so wie dies seit Menschengedenken der Fall ist.

Woher verdankt Rosia Montana seinen Namen? Die umliegenden Berge bestehen aus Liparit- und Andesitgestein. Die Anhöhen des Dealul Cârnicului, sowie des Dealul Cetatii bestehen vorrangig aus grauen und roten Lipariten, woraus sich wohl hat eine Benennung dieses Ortes einst herleiten lassen (rosu = rot). Die vulkanisch entstandenen Berge sind in ihrem Innern durchsetzt von den wertvollen Erzadern, die seit Menschen-gedenken das Schicksal von Rosia Montana bestimmen!

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Abendliches Domizil ...

nahe Rosia Poieni. Bei Vollmond geniessen wir (Günter Joos und meine Wenigkeit) das abendliche Panorama über den Muntii Metaliferi. Noch vor etwa 2 Stunden standen wir auf der Basaltkuppe Detunata Goala und schauten hinüber auf die Hochweideflächen nahe der Cariera Rosia Poieni.

Cariera Rosia Poieni

Am kommenden Morgen machten wir uns auf zum Tagebergbaugebiet Rosia Poieni. Uns interessierte der geologische Aufschluss des Gebietes und natürlich wollten wir einen Blick in die riesige Grube des Bergbaugebietes werfen. Am Checkpoint zur Mine wurden wir zunächst abgewiesen. Allerdings liessen wir nicht locker und der Bitte, mit dem Generaldirektor zu telefonieren, wurde entsprochen. Nach einem kurzen Telefonat mit dem "Director Genera Doctor Votojelu Sorin" wurde uns eine Erlaubnis erteilt. Der Vorsteher der "Cariera Rosia Poieni" holte uns kurze Zeit später persönlich ab zu einer Begehung. An dieser Stelle möchten wir uns bei Herrn Dr. Votojelu Sorin rechtherzlich bedanken!

Insgesamt über 20 Etagen ...

erstreckt sich die ca. 300 Meter tiefe Grube. An die 900 Arbeiter sind hier im Bergbau beschäftigt. Vorrangig wird hier Kupfererz und einige andere Metalle abgebaut.

Blick Richtung Südwest ...

nahe der "Cariera Rosia Poieni" auf das ferne Vulcan-Massiv. Unser nächstes Ziel war aber zunächst das nahe gelegene Rosia Montana.

Rosia Montana

Der Ortseingang zur Gemeinde an der -74 A- zwischen Abrud und Câmpeni (siehe Karte).

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"Das steinerne Land"

Geo Bogza, ein junger rumänischer Literat, 1908 in Ploesti geboren, beschrieb viele Regionen seines Landes. Im Jahr 1935 hielt er sich auch in Rosia Montana auf. In seinem Werk "Das steinerne Land" beschreibt er später das schwere Leben der Motzen und eben auch das der Bergarbeiter von Rosia Montana:

"... Um fünf Uhr morgens, wenn das Dunkel des Winters noch schwer und dicht auf den Bergen lastet, beginnt sich die phantastische Landschaft von Rosia-Montana zu beleben. Auf den Kämmen, in den Spalten der Berge, in abseits gelegenen Klüften beginnen die ersten Lampen der Bergleute sichtbar zu werden. ... Von links, von rechts, von oben und unten, von überall erscheinen die Lichter gleichzeitig, bewegen sich nach allen Richtungen, hinunter, hinauf, wie der Weg es verlangt, Steige entlang, um Felsen herum, am Rand von Abgründen vorbei ... Hunderte von Lampen erscheinen nacheinander an den unerwartetsten Stellen der Dunkelheit. Horizontalen Boden gibt es hier nicht. ..."

"... Zur Winterszeit sehen die Bergarbeiter der staatlichen Grube, wo die Arbeit geregelt ist, das Tageslicht um drei Uhr nachmittags. Die anderen, die in Privatgruben oder auf eigene Rechnung arbeiten, sehen es niemals. Solche gibt es viele in Rosia-Montana. Sie arbeiten in den Gruben im <<Zehent>>, so wie die landlosen Bauern den Boden des Gutsherrn bearbeiten. Dies sind die ärmsten Leute des Dorfes und die Grubenbesitzer gestatten ihnen hinunterzusteigen und nach Erz zu schürfen, wobei sie von zehn Teilen zwei für sich behalten dürfen. Anderswo gibt es Ingenieure, die das Terrain dauernd untersuchen, um soweit als möglich Unfällen vorzubeugen; anderswo gibt es Motoren, elektrische Anlagen, Förderwagen. In Rosia-Montana, in den Gruben, von denen hier die Rede ist, gibt es nichts als Menschen mit Hammer und Meißel in den Händen und keinerlei Anlagen. Ein hölzernes Tor am Grubeneingang, das ist alles. ..."

"... Inmitten zahlreicher, privater Gruben befindet sich unter der Erde das staatliche Bergwerk auf einer ungeheuren Fläche. Im Vergleich zu den anderen ist es ein modernes Bergwerk. Es besitzt eine Förderstrecke und einige lange, gewölbte Stollen. ... Ungefähr in der Mitte des Dorfes, unterhalb der Kirche und oberhalb einer anderen, befindet sich ein grosses rechteckiges Haus, vor dem eine Reihe damals schneebedeckter hoher Tannen gegen den Himmel ragten. Vierhundert Lichter, die sich in den Bergen hin und her bewegen, kommen auf dieses Haus zu. Es ist der Eingang in das staatliche Bergwerk. ... Innerhalb dieses Hauses, im grössten Raum, der annähernd so gross ist wie der Saal eines Restaurants, befindet sich mitten im Boden eine Falltür, wie zu einem Keller. Man hebt sie auf und darunter ist das staatlicher Bergwerk. Die Männer steigen auf schmalen Holzleitern hinab, die senkrecht angeordnet sind, so dass sie sich fortwährend mit den Händen halten müssen. ... Zwei Kilometer unterhalb dieses Eingangs beginnt eine horizontale Strecke, die von Förderwagen befahren wird. Dazwischen befinden sich ein anderer schräg angelegter Stollen, den die Ingenieure und Steiger benützen. ..."

"... Der Eingang zu dem wir jetzt gelangen, ähnelt einer Bauernhütte. Nur die Tür ist aus ungemein dicken Pfosten und mit einem Schloß gesperrt, dessen ungeheurer Schlüssel ein viertel Meter lang ist. Ein Knabe bringt ihn, um die Tür aufzuschliessen. Hinter uns wird die Tür wieder gesperrt. ... Die <<Kaisergrube>> ist das staatliche Bergwerk und hat bis heute den Namen behalten, der noch aus der Zeit stammt, als es dem österreichisch-ungarischen Staat gehörte. Früher hat es den Römern gehört, und noch früher den Daziern, und noch früher ... Vor den Daziern waren die Agatyrsen hier. Und vor ihnen andere. Die Spuren ihres Grubenbetriebes sind unberührt geblieben, vollkommen unberührt: gerade, gleichmässige Stollen, mit Hammer und Meißel, Zentimeter um Zentimeter herausgehauen. Ganz anders kam es, als man das Dynamit erfand. Dieses sprengte unregelmässig, riss Höhlen und tiefe Sprünge auf, ein verschlungenes und winkliges Labyrinth, wie man es sich kaum vorstellen kann. ..."

"... Irgendwo, wo der Stollen breiter wird und sich eine versperrte Holztür zur Dynamitkammer befindet, betrachtet der Ingenieur aufmerksam einen Stein auf dem sich ein Stück Lehm, mit einem sonderbaren Zeichen darauf, befindet. Der Ingenieur glättet den Lehm und zerstört das Zeichen mit dem Hammer; es dient der Kontrolle der Nachtwächter. An ungefähr fünfzig wichtigen Stellen, befinden sich weiche Lehmstücke, in die die Wächter einen Stempel eindrücken müssen, zum Zeichen, dass sie vorbeigekommen sind. Morgens werden die Stellen kontrolliert. Der Lehm wird geglättet und für die Stempel der kommenden Nacht vorbereitet. ..."

"... Es ist zehn Uhr und die einigen hundert Bergleute, die am Morgen eingefahren sind, sprengen jetzt. Jeder von ihnen drei Löcher. Mit Dynamit. ... Die Zündschnüre haben, wie ein Feuerwerk sprühend, zu brennen begonnen. Die Leute nehmen ihre Lampen und schleichen hinaus. Ich betrachte in Eile die Grotte, die Wände aus Stein, die in die Luft fliegen sollen. ... Da ich draussen geblieben war, zog mich der Ingenieur ins Innere der Grotte. Mir schien diese Vorsicht etwas übertrieben. Aber im nächsten Augenblick schoss durch den Stollen ein toller Zug, die Wagen stürzten mit ungewöhnlichem, grauenhaftem Lärm übereinander. Das war die Luftdruckwelle der ersten Explosionen. ... Bis ans Ende der Grotte verlöschten gleichzeitig alle Lampen. ..."

"Niemand darf sich einer Grotte nähern, in der Sprengungen stattgefunden haben. ... weil zwischen den zertrümmerten Felsen Stücke von Gold zu finden sein könnten. Eine unendliche Zahl von Maßregeln werden getroffen, damit das Gold nicht gestohlen werden kann. ... Aus den Felsen herausgeschält, wartet das Gold, dieser kostbare Stoff, am Boden, zwischen Steinen verspritzt, wie Menschengehirn nach einer Eisenbahnkatastrophe. Das Gold wartet. ... Die Leute leuchten mit der Lampe und beginnen zu suchen. Das Gold sitzt in dünnen, glanzlosen Fäden von stumpfer Farbe auf den Felsbrocken. ... Ein andermal ist das Gold wie Staub, dem freien Auge unsichtbar. Aber die Leute erkennen den Stein von aussen und tun ihn in Behälter. Die Behälter, in denen die wertvollsten Steinbrocken nach der Sprengung gesammelt werden, sehen riesigen Thermodosen ähnlich. ... Der Obersteiger drückt einen Stempel darauf. Auch der Ingenieur hat einen Stempel, einen anderen natürlich, den er auf ein zweites Siegel drückt. ..."

"... Das Stehlen von Gold (ich wiederhole: die Bergleute können nicht anders, weil sie überzeugt sind, dass es so recht ist, dass das Gold ihnen gehört) enthält aber auch ein groteskes Kapitel, das sich hauptsächlich in den Bergwerken der grossen Gesellschaften abspielt. Diese sind in ihrer Sucht nach grossen Gewinnen, nach Dividenden für ihre Aktionäre viel drastischer in ihren Kontrollmassnahmen und erfindungsreicher in Verdächtigungen aller Art. Hier werden die Verdächtigten nicht nur bis auf die Haut durchsucht. Damit sie nicht vielleicht in ihrem Körper irgendein Stück Gold verstecken, wie es manchmal vorkam, werden sie stundenlang in ein besonderes Zimmer gesperrt, bis sie die Notwendigkeit verspüren ihren Leib zu entleeren. Zu diesem Zwecke werden sie oft mit Speck gefüttert. Wird ein Körnchen Gold gefunden, dann prüft, wie in der Grube, eine regelrechte Kommission vorerst, ob der Mann seinen Leib auch vollkommen entleert hat. Dann wird in Gegenwart des Gendarmen das mit dem Kot vermengte Gold, so wie es ist, gewogen und ein Protokoll über die gefundene Menge aufgesetzt. Darauf wird es gewaschen und ein anderes Protokoll verfasst. ..."

Quelle: Geo Bogza ... Das steinerne Land (Das Land der Motzen) ... Verlag <<Das Buch>> Bukarest ... 1954

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ALBURNUS MAIOR

Der Eingang zum Besucherbergwerk. Links des Eingangs befindet sich die Rekonstruktion einer alten römischen Inschrift: "... TABLA CERATA XVIII ... PONTIANOET RUFINO CONSULIBUS VIII IDUS FEBRUARIAS VALERIUS FIRMUS SCRIPSI ROGATUS AB VERZONE BEUSANTIS QUOD? DI ... SNU ... BEUSANTIS IURE ... AGRO ... GRA ... QUOD .... SUOS FEREN ... RETIO DARIUS VERZONIS ... IN ... ASC ... R ... I ... ID ... R ... EX ... VIRO GRA ... IDE ... VIGINTI ... Q GRO GRA ... BEUSANTIS ... F ... FERE ... ALBURNO MAIORI ... 6FEBRUARI 131"

Abstieg in die Tiefe

Etwa 70 Meter steigt der Besucher in die Tiefe, um im Anschluss daran sich auf einer horizonalen Ebene zu bewegen.

In diesem speziellen Teil ...

eines römischen Stollenabschnittes, bewirkt einsickerndes Wasser Tropfstein-artige Absonderungen verschiedener Minerale. Auch Teile der senkrechten Wände sind davon überzogen.

Die Ausmasse ...

der geradlinigen römischen Stollanabschnitte belaufen sich auf etwa 1,90 m in der Höhe und ca. 1,10 m in der Breite.

Die Länge ...

der zu besichtigen römischen Stollenabschnitte beläuft sch auf ca. 150 Meter.

Eine eigene Taschenlampe ...

sollten Besucher in jedem Falle dabei haben, um auch den einen und anderen abzweigenden Nebengang ausleuchten zu können. An dieser Stelle zweigt ein Gang zu tiefer liegenden Etagen ab.

Als Günter Joos ...

und meine Wenigkeit im April 2006 das Bergwerksmuseum von Rosia Montana besichtigen wollten, befand sich der Eingang zum Museum nicht mehr vor dem Park-ähnlichen Zugang mit dem rechts stehenden Pförtnerhäuschen. Wir mussten einige Meter zurück und über einen Nebenweg das Gelände des Museums aufsuchen. Niemand war zugegen. Nahe des Geländes befindet sich das Wohnhaus jenes alten Herrn, der hier die Führungen zu allen Jahreszeiten macht. Innerhalb der Saison wird er sicher alle Tage auf dem Museumsgelände anzutreffen sein.

Die Exponate aus römischer Zeit ...

beschränken sich auf einige Grabsteine. Viele Funde aus jener Epoche wurden in andere Museen des Landes verbracht. Wer aus eben jenen Gründen nach Rosia Montana kommt, um Zeugnisse aus römischer Zeit zu besichtigen, soll wissen, dass es in Rumänien weit umfassendere Ausstellungen und Ausgrabungen gibt, wie z.B. jene in Sarmizegetusa. Rosia Montana war zwar ein wirtschaftliches Zentrum damaliger Zeit, aber kein urbanes!

Das Ausstellungsgelände ...

vor dem Zugang von ALBURNUS MAIOR beherbergt neben einigen römischen Grabsteinen zahlreiche Bergbaumaschinen verschiedener Zeit. Diese Pochwerke dienten zur Zerkleinerung der Erze, in denen noch geringfügige Anteile von Gold vermutet wurden.

Während das Pochwerk ...

im oberen Foto noch mit Wasserkraft angetrieben wurde und mit Holzstempeln das Gestein zerkleinerte, funktioniert diese riesige Maschine schon mit einem eisernen Hammerwerk. Die Schautafeln des Freilichtmuseums geben entsprechend Aufschluss.


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"Die Holongari"

Ist zu früheren Zeiten ein Bergmann beim Stehlen eines Stücken Goldes ertappt worden, so verlor er seine Arbeit, was für die ganze Familie grosses Leid nach sich zog. Derlei Bergmännern und anderen, blieb oft nichts anderes übrig, als heimlich die zahlreichen Gruben um Rosia Montana aufzusuchen. Über solche Männer, die im Volksmund als "Holongari" bezeichnet wurden, schreibt Geo Bogza im Jahr 1935 folgendes:

"... Gegen Mitternacht ist draussen nichts mehr zu vernehmen als das Krähen der Hähne. Die Holongari sind tief unten im Innern des Bergwerks angekommen und beginnen gediegenes Gold zu suchen. Sie sind Männer mit kalten, metallischen Gesichtern. Wenn sie verdächtigen Lärm hören, verzerrt sich ihr Gesicht zu einer bösen Fratze. Sie sind gefürchtet - Männer, mit denen nicht zu spassen ist. Kurz, sie sind die berühmten, berüchtigten, verwünschten Holongari. Gespenster der Nacht, schwarze Trugbilder der Tiefe des Bergwerkees sind sie. Sie miauen wie Katzen oder brüllen wie verwundete wilde Tiere: das sind die Holongari, die Gespenster der Bergwerke von Rosia-Montana. Niemals konnte man sie fassen. ..."

"... Sie gehen geradewegs zum gediegenen Gold und kümmern sich nicht um den Rest, wie der Dieb, der in den Garten gedrungen ist, nur die schönsten Äpfel vom Baume stielt. Die Holongari stehlen nur reines Gold. Das Erz lassen sie für die Leute, die bei Tag kommen, um es mit dem Schubkarren oder dem Sack fortzuschaffen. ... Es gibt beim Gendarmerieposten eine schwarze Liste derjenigen, die man verdächtigt, Holongari zu sein. Zu jedem von ihnen kommt am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, der Gendarm und klopft an die Tür. Der Mann antwortet: <<Ich bin zu Hause.>> Alle Verdächtigen müssen abends zu Hause sein. Aber in diesen hohen Bergen hat die Nacht polare Dauer, es bleibt dem Holongar noch Zeit genug für sein nächtliches Geschäft. Einzeln oder in Banden machen sie sich auf den Weg. ..."

"... Wenn sie sich in die Enge getrieben sehen und keinen Ausweg mehr wissen, stellen sie die Eulenschreie und das Steinewerfen ein, ziehen Dynamit aus der Tasche, tun die Sprengkapsel hinein, zünden und schleudern es, wie Panik und Verderben säende Granaten, unter die Verfolger. ... Erst vor einigen Monaten hat ein derartiger Rückzug stattgefunden. ... Gegen zehn Uhr stürzen sie zur Kirchentür hinein: <<Die Holongari, die Holongari sind in der Grube>>, riefen sie ganz ausser Atem. Die Besitzer des Bergwerks, untersetzt und feist, begannen zu laufen, wobei sie sich den Bauhc mit den Händen hielten. Ihnen nach lief der Gendarmeriepostenkommandant und alle Leute, soviel ihrer in der Kirche waren. Der Gottesdienst wurde unterbrochen. Man drängte sich ins Bergwerk und sachte, ganz sachte ging man auf den Ort zu, wo die Holongari zu hören waren. Man schien sie auch schon in einer Schlucht entdeckt zu haben und der Postenkommandant brüllte sie, scheinbar mehr aus Angst, fürchterlich an. In diesem Augenblick explodierte das Dynamit vor den Füssen der Leute, verlöschten ihre Lampen und erfüllte den Gang mit dickem, erstickenden Rauch. Die Holongari zogen johlen davon. Aber auch die Leute kamen wieder zu sich und machten sich, mit dem Postenkommandanten an der Spitze, an die Verfolgung. Es war eine phantastische Jagd. Wie vom Dämon besessen, liefen die Leute durch die Gänge, johlten, schrien, ermutigten einander, in höllischer Jagd und teuflischem Tumult. ... Drei kurze Explosionen hintereinander verlöschten plötzlich von neuem ihre Lampen, während von oben Felsen auf sie herabzurollen begannen. Alles brach mit einem Mal ab, wie wenn man mit der Schere einen gespannten Zwirnfaden entzweigeschnitten hätte. Auch diesmal entkamen die Holongari. .."

Quelle: Geo Bogza ... Das steinerne Land (Das Land der Motzen) ... Verlag <<Das Buch>> Bukarest ... 1954

Nach Kenntnis dieser Zeilen von Geo Bogza werden künftige Besucher des Bergwerksmuseums und des Besucherschachtes ALBURNUS MAIOR mit ganz anderen Gefühlen umhergehen. Das touristiche Potential dieses Besucherbwegwerkes sei somit noch einmal etwas attraktiver geworden. Und schaut man in die kleinen, abzweigenden Nebengänge, dann aufgepasst, ob nicht doch noch ein "Holongari" sich in der Nähe befindet!

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Erstmals im Jahre 2003 ...

war ich mit Freunden in Rosia Montana. Wir besuchten die Ausstellung, welche das künftige Projekt von GABRIEL RESOURCES LTD vorstellt. Die Exposition war sehr ausführlich und umfassend gestaltet. Das Wetter lockte einen an diesem Tag nicht sonderlich zu Freiluftspaziergängen, aber das Angebot eines befreundeten Geologen, eine alte Grube aus österreich-ungarischer Zeit aufzusuchen, konnte man natürlich nicht abschlagen.

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Während des Aufstiegs ...

zu den alten Minen, gab der sich zurückziehende Nebel erste Ausblicke auf Rosia Montana frei.

Rosia Montana

Die Werbung einiger Umweltorganisationen für Rosia Montana als ein ökologisch hochwertiges Gebiet macht schnell deutlich, dass es sich hier auch um einen "Bauernfang" handelt. "Ökologisch" ist hier rund um Rosia Montana nichts mehr und beinahe jeder Quadratmeter der gesamten Umgebung, mag in den zurückliegenden Jahrhunderten schon mehrmals umgegraben worden sein. Die vielen Halden rund um den Ort und die gigantischen Mengen von Bruchgestein bewirken ein Auswaschen grosser Mengen von Metallen aus diesen. Insofern ist eine kontinuierliche Ausschöpfung der Rohstoffreserven um Rosia Montana sicher eine logische Konsequenz. Renaturierungen würden hier nur auf begrenzte Zeit Bestand haben.

Alte, einst private Mine ...

aus österreich-ungarischer Zeit. Auch hier können wir die Schilderungen von Geo Bogza deutlich nachempfinden, wo es keinerlei Verbau oder sonstige Spuren einstiger technischer Infrastruktur gibt.

Wir steigen ein!

Ein Besuch dieser Bergwerke mag sicher der Allgemeinheit abzuraten sein. Aber das Wissen darüber zu vermitteln, soll dennoch auf dieser Seite nicht ausbleiben.

In und um Rosia Montana ...

gibt es über 200 km alter Stollensysteme, die bis heute in ihrer Gesamtheit nicht erschlossen sind und wohl, wegen der Risiken der Begehung, auch nie erschlossen werden könnten. Alte römische Stollenabschnitte, wie die von ALBURNUS MAIOR z.B. gibt es noch zahlreiche. Der geologische Verfall dieser ist natürlich einem normalen Prozess unterlegen - nichts ist letztendlich für die Ewigkeit!

Alter Grubengang

Rechts im Bild deutlich zu sehen, der in fast allen Gängen vorzufindende Probekanal. Insbesondere an Rissen und Verwerfungen orientiert sich dieser mit dem Meissel geschlagene Kanal, dem in regelmässigen Abständen Gesteinsproben entnommen werden. Je nach Konzentration entsprechender Spurenstoffe oder des Goldes selbst, erfolgt der weitere Ausbau der Bergwerksgänge und Stollen.

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Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass innerhalb der Muntii Apuseni zu ewigen Zeiten nicht nur in Rosia Montana Gold abgebaut wurde. Römische Stollen findet man auch noch in vielen anderen Regionen, freilich sind diese nur noch zum Teil oder aber derzeit nicht mehr zugänglich, etwa in Ruda-Brad oder in der Comuna Baita. Bestünde ein gesellschaftliches, oder ein touristisches Interesse daran, dann wäre es natürlich keine unlösbare Aufgabe, einen solchen Bergwerksabschnitt zu erschliessen, zu sichern und anderen zugänglich zu machen. Wer mehr über den Goldbergbau innerhalb der Muntii Apuseni erfahren will, der kommt nicht umhin, das Gold-Museum (Muzeul Aurului) in Brad zu besuchen.

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Link-Tipps zu Rosia Montana

http://www.geologie.uni-halle.de/igw/mingeo/Exkursion/rosiamontana.htm
http://www.gabrielresources.com/overview/sld001.htm

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