Retezat, Kleines Retezat und unten rum geschaut ...

September 2005

Fotos: Wilhelm Scherz

Urlaub! Deutschland verlassen, zum Abend Wien-Westbahnhof erreicht und dort das reservierte Schlafwagenabteil unseres Zuges nach RO bezogen. Die Sonne war längst über Wien vergangen, derweil für uns dieses Schlafwagenabteil schon irgendwie "Rumänisches Territorium" bedeutete. Gar schien es, als erleuchte eine "scheinbare" Trikolore unsere Gesichter. Farben der Sehnsucht, der Leidenschaft, der Sucht, ... .

Aber zunächst ganz von vorn. Seit vielen Jahren fahre ich - so in Begleitung - nur mit Leuten nach Rumänien, die ich gut kenne und je nach Anspruch der Tour diese auch bewältigen. Diesmal war die Komponente eine etwas andere. Zwar kannte ich meine Mitreisenden schon viele Jahre und einer der beiden, der Gerd, war auch schon im Norden Rumäniens in der Maramures. Für den Gerald war es ein erster Rumänienbesuch, und für beide eine erste Tour mit allem Gepäck ins Gebirge, eine erste Begegnung mit allen rumänischen Unplanbarkeiten, aber immerhin ... so die Zwei schon viele Jahre den Karpatenwilli als Arbeitskollege haben, ist die Verlockung vorab gross - auch wohl wissend aller bevorstehenden Schwierigkeiten und Entbehrungen.

Schwierigkeiten und Entbehrungen, die galt es freilich auf ein Minimum zu begrenzen und so war die Streckenplanung für das Retezat überaus geeignet. Ein leicht begehbares Hochgebirge, gute Markierungen, Versorgungsmöglichkeiten und einer Tageswanderung mit Gepäck folgte immer ein Tag vor Ort, an dem jeder machen kann was er will (und noch kann).

Alles weitere bedarf keines grundsätzlichen Kommentars, freilich war es für einen wie mich, eine sehr interessante Erfahrung, was einem Rumänieneinsteiger denn eigentlich zuzumuten ist :-) !!! ... So kamen wir eines Morgens im September 2005 in Deva an. Auf dem Bahnhof erwarteten uns schon meine Freunde aus Pui. Dorthin ging es auch zuerst. Nach einem deftigen Frühstück nahmen wir die bereits vorbestellten Lebensmittel in Empfang wie z.B. Speck, Knoblauch, Zwiebeln, ... und vor allem jeder 2 Liter des guten Selbstgebrannten! Dann wurden wir noch bis Cârnic gefahren und fortan ging es empor ins Retezat zu Fuss zunächst bis Cabana Pietrele.


 

Pietrele-See

(1990 m; 0,9 m tief; 0,48 ha)

Nach einer ersten Übernachtung bei Cabana Pietrele, ging es am nächsten Tag weiter hinauf dem -blauen Band- folgend über das Refugiul Gentiana zum Pietrele-See. Nun folgte noch eine steiler Anstieg zur Curmatura Bucurei.

 

Curmatura Bucurei (2206 m)

Der höchste Punkt des Tages war erreicht und das Ziel des Tages, der Bucura-See, bereits in Sicht.

 

Bucura-See

(2041 m; 15,7 m tief; 8,80 ha)

Hier blieben wir zwei Nächte. Die zentrale Lage des Bucura-Sees ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen in alle Richtungen. Zum Abend besuchten wir Freunde in der Salvamonthütte. Als kleine Überraschung hatten wir für sie auch ein Fläschchen Tuica im Gepäck.

 

Blick vom Peleaga-Gipfel

(mit 2509 m = höchster Gipfel des Retezat)

Der dritte Tag im Retezat. Jeder konnte heute tun und lassen wie ihm beliebt. Ich rüstete mich zu einer Tagestour. Bei traumhaften Wetter ging es zunächst hinauf zum höchsten Gipfel des Retezat-Gebirges, dem Vf. Peleaga. Nach 45 min. war dieser flott erklommen. In der Tiefe sieht man den Bucura-See.

 

Der Papusa-Gipfel

( 2508 m)

Vom Peleaga-Gipfel hat man einen schönen Blick hinüber zum zweithöchsten Gipfel des Retezat, dem Vf. Papusa. Dort zogen bereits dicke Wolkenfetzen herüber. Aber noch kann sich das Wetter ändern, so dass ich den Weg hinüber zum Vf. Papusa fortsetzte.

 

Schlafender Riese

Steigt man vom Peleaga-Gipfel Richtung Vf. Papusa zunächst abwärts, so erscheint linksseits des Pfades dieser "schlafende Riese". Man muss also sehr leise hinabschreiten um diesen nicht zu wecken!

 

Kammverbindung ...

... welche vom Peleaga-Gipfel zum Papusa-Gipfel hinüberführt. Tiefster Sattelpunkt beträgt 2285 m, wo ein Abzweig nach links zu den Pietricelele-Seen (2055 m) abzweigt. Einer der Seen ist links der Bildmitte zu erkennen.

 

Ein letzter Blick vom Vf. Papusa ...

... ins Valea Râu Barbat. Links der Bildmitte zu sehen: der Papusa-See (auch Taul Adânc genannt = 2150 m; 2,9 m tief; 0,29 ha). Sekunden später zogen dichte Wolken herein. Selbst nach einer Stunde des Verbleibs auf dem Gipfel, kam keine Sicht mehr auf, so dass ein Weitermarsch über Portile Închise keinen Sinn mehr machte. Folglich Rückmarsch zum Bucura-See.

 

Grimmige Vorzeichen ...

... sendet ein indianischer Geist nahe der Salvamont-Hütte am Bucura-See aus. Dennoch, wir liessen uns nicht beirren. Zum Abend waren wir bei den Salvamont-Leuten zu Mamaliga und Pilze eingeladen.

 

Fuchs (Vulpea vulpes)

Dieser treue Zeitgenosse findet sich allabendlich vor der Salvamonthütte am Bucura-See ein, um sich ein Leckerli zu holen. Der scheue Blick galt nicht uns Menschen, denn eher zwei frei umher laufenden Hunden, vor denen er sich fürchtete.

 

Mitternacht ...

... und wir standen noch immer vor den Zelten, um diese schöne Mondnacht zu geniessen. Die Sicht reicht hinüber zur Saua Plaiul Mic und dem dahinter sich erhebenden Piule-Gipfel des Kleinen Retezat.

 

Vierter Tag ...

... und wir beim Abmarsch hinunter zur Poiana Pelegii. Dieser Tag forderte erste Einsichten beim Gerald, dass gespartes Geld am Rucksack einem manch anderes dann nicht erspart. Mehr dazu weiter unten auf dieser Seite!

 

Die Peleaga wird überschritten!

Nach Poiana Pelegii folgt der tiefste Punkt am Peleaga-Bach. Danach steigt ein Pfad -rotes Kreuz- wieder steil empor zur Saua Plaiul Mic. Etwa 1 Stunde Laufzeit mit schwerer Last sollte man dafür einplanen.

 

Einer der Lacurile Papusii nahe Saua Plaiul Mic

(1879 m)

Hier wartete ich, bis wir alle wieder beieinander waren. Nun folgte der letzte Tagesabschnitt, der Abstieg hinunter zur Cabana Buta.

 

Cabana Buta

(1580 m)

Ich hatte die Cabana zügig erreicht und bestellte mir als erstes ein kühles Bere Ursus. Als Gerd das Ziel erreicht hatte, bestellten wir das nächste Bier und dannwohl noch eines, bis der Gerald schliesslich zu später Stunde das Ziel erreichte. Wacker hat er sich geschlagen mit dem wunden Rücken. Um eine letzte schmerzhafte Reibung zu vermeiden, liess er sich gleich gänzlich mit Sack und Pack zu Boden fallen.

 

Neue Körperspannung ...

... bekam dann auch der Gerald wieder, nach einem Bere Ursus! Und Bere Ursus tranken wir auf diesen Bänken noch bis tief in die Nacht hinein, bei schönstem Sternenhimmel.

 

Fünfter Tag

Heute konnte jeder seinen eigenen Interessen nachgehen und so begab ich mich auf Wanderschaft hinauf zum traumhaften Piule-Gipfel im Kleinen Retezat. Von unten schaut der Aufstieg gewaltig aus, aber über die steilen Schuttrinnen ist ein einfacher Aufstieg vorgezeichnet. Im Bild zu sehen: Blick vom Vf. Piule (2081 m) hinüber auf das gesamte Zentralmassiv des Retezat-Gebirges. Rechts im Bild: der malerische Kalkdom des Gurganu-Gipfels.

 

Saua Scorota

Diesem Kammverlauf kann man folgen bis hinüber zur Saua Plaiul Mic. Ich suchte mir auf halber Strecke einen Abstieg nach rechts hinunter durch zumeist dichte Krüppelkieferbestände. Auch weil ich auf der Suche nach eine ganz bestimmten roten Blume war, die man nur in wenigen Gebirgsregionen antrifft.

...

 

"garofita" ...

... heisst diese im Karst selten anzutreffende Blume mit den leuchtenden Rottönen auf Rumänisch. Die Chefin der Cabana Buta wusste nur die ungarische Bezeichnung:"Kankalin".

 

Vf. Gurganu

Nach dem Abstieg steige ich erneut empor, um einen weiteren nach Nord auslaufenden Bergrücken zu überqueren, um zum Buta-See zu gelangen. Beim Aufstieg bieten sich schöne Ausblicke auf den Gurganu-Gipfel.

 

Noch ein Blick durch´s Tele ...

... auf das mächtige Piule-Massiv. Links davon ist der Gurganu-Gipfel zu erkennen.

 

Buta-See

(1850 m)

Zum frühen Nachmittag ist der schön gelegene See erreicht. Nun ist es nur noch ein kurzer Abstieg von einer halben Stunde, hinunter zur Cabana Buta.

 

Indes heilt der Rücken ...

... vom Gerald. Der Rucksack freilich bleibt noch immer der gleiche, wenn auch der Gerald einige "Manipulationen" am Trage- und Polstersystem vorgenommen hat.

Für alle die noch Fragen haben, betreffs ihrer neuen Wanderausrüstung -> siehe HIER!

 

Der rumänische Präsident Basescu ...

... auf einem T-Shirt? Der Hausmeister der Cabana zeigte uns stolz das kuriose Kleidungsstück, welches bezeugt, das der jetzige rumänische Präsident Basescu auch schon als Gast in der Cabana Buta verweilte. Und weil sicher noch viele andere, der Wanderlust verfallene Bürger Interesse an Cabana Buta haben, gibt es noch einige Daten zur ...

... Cabana Buta: Hier gibt es momentan 4 Zimmer mit insgesamt 24 Übernachtungsplätzen. Die Cabana wurde im Jahre 2000 neu erbaut und ist geöffnet von März/April bis zum späten Herbst. Kontaktdaten: Piekny Albert, Loc. Uricani, Tel.: 0254 511223 / Mobil-Tel.: 0724 994703. In der Cabana Buta gibt es die Möglichkeit der Vollverpflegung!

 

Zwei Hirten-Azubis!

Es war September und ich hatte eigentlich keine Hoffnung mehr, meinen zwei Freunden noch eine in Betrieb befindliche Hirtenhütte (Stâna) zu zeigen. Doch wie ein Wunder, die Hirten der Stâna Buta waren noch die letzten Tage zugegen und so meldeten wir uns zum Abend auf eine ausgiebige Visite an. Wie sich zeigt, bekamen der Gerd und der Gerald auch gleich nach der Kostümprobe einen Ausbildungsvertrag.

:-)

 

Stâna Buta

Die Hirtenhütte befindet sich nur wenige Meter über der Cabana Buta. Wer zur Saison hier übernachtet, sollte es nicht versäumen hier einmal vorbeizuschaun. Wir bekamen zum Abend sogar noch ein deftiges Hirtenabendbrot spendiert: Mamaliga, Schafskäse und natürlich - wie es sich gehört - einige Gläser Tuica.

 

Abstieg nach Câmpusel II

Nach Cabana Buta brachen wir auf Richtung Vf. Albele. Auf den Weg dorthin verschlechterte sich das Wetter rapide. Am Fuss des Albele-Gipfels bauten wir die Zelte auf und kamen auch den kommenden Tag kaum, des schlechten Wetters wegen, aus dem Zelt. So entschied ich am darauf folgenden Tag, nachdem sich keine Wetterbesserung zeigte, den Weitermarsch bis Vf. Piatra Iorgovanului und dem dort abzweigenden Abstieg (Markierung rotes Dreieck) nach Casa Câmpusel. Dort sind wir zumindest den Wetterkapriolen nicht so arg ausgesetzt und reichlich Holz für ein Feuer findet sich auch.

 

Pestera Nr. 4 din Valea Scorotei

Auch kommenden Tags blieb das Wetter schlecht. Aber von hier aus war es immerhin möglich, auch bei Nieselregen noch das eine und andere Ziel mit Tagesgepäck anzugehen. Leicht zu erreichen an diesem Tage war somit die Pestera Nr. 4 din Valea Scorota. Für meine zwei Wanderfreunde war diese die erste unerschlossene Höhle ihres irdischen Daseins.

Weitere Höhleninfos aus dem Kleinen Retezat

 

Wir zogen um!

Auch die kommenden Tage sollte das Wetter laut der Aussage eines Forstmanns keine Besserung bringen und so brachen wir auf mit allem Gepäck zur Cheile Buta (Buta-Schlucht). Dort angekommen bauten wir die Zelte hinter dem Touristic-Complex Cheile Butii auf. Noch am selbigen Tag machten wir uns dann daran, eine weitere, nahe gelegene Höhle zu besuchen, die Pestera Alunii Negri (= Schwarze Haselnusshöhle).

 

Pestera Alunii Negri

Zwei nebeneinander befindliche Eingänge führen unweit der Strasse Abzweig Cheile Butii - Câmpu lui Neag in die Höhle. Die Eingänge führen in einer grossen Galerie zusammen. Danach steigt ein malerisch geformter Gang steil empor. Wenig später kommen viele kleine Abzeige, die den Eindruck einer Labyrinthöhle erwecken. Immerwieder führen kleine Schächte steil hinab in eine untere Ebene. An einer Stelle war dann auch eine Abstiegsmöglichkeit ohne Seil. In dieser Ebene gibt es aber keine so schön geformten Gangsysteme.

 

Das Charaktristische ...

... der Pestera Alunii Negri sind also unbestritten die schön geformten und oft sehr schmalen Gänge.

 

Ein Tag Cheile Butii ...

... von allen Seiten. In diesem Falle wendet sich der Blick von der nord-östlichen Erhebung das Buta-Tal hinauf. Das Retezat ist nach wie vor von dichten Wolken verhüllt.

 

1. Tiefblick ...

... in die Buta-Schlucht von Osten her. Diesen Ausgangspunkt erreicht man leicht über den bei Turistic-Complex Cheile Butii beginnenden Wanderweg -rotes Kreuz-.

Weitere Infos zur Buta-Schlucht!

 

1. Tiefblick ...

... von Südwest. Hier hinauf führt kein Pfad. Man muss sich orientieren an kleinen Wildpfaden.

Weitere Infos zum nahen Complex-Turistic Cheile Butii:

http://www.cheile-butii.ro

 

Pestera Bolii

Cheile Butii hatten wir verlassen und sind erneut mit Sack und Pack umgezogen, um für die nächsten drei Tage die Zelte bei Cabana Pestera Bolii aufzuschlagen. Bei der instabilen Wetterlage hatten wir von hier aus viele Möglichkeiten für Unternehmungen in alle Richtungen. Noch am selbigen Tag machten wir uns leicht bekleidet auf den Weg zur nahen Bolii-Höhle und gleich anschliessend wurde die nahe Schlucht "Cheile Pestera Bolii" durchwatet.

 

Cheile Pestera Bolii

Der obere Ausgang der Schlucht endet direkt am Sägewerk, neben dem sich auch die Cabana Pestera Bolii befindet. Für Erstbesucher ist es einfacher, von hier aus die Schlucht zu begehen. Kommt man unten heraus und geht bis zur Bahnlinie, so kann man nach links durch den Bahntunnel zurück zur Cabana Pestera Bolii gehen, oder aber nach rechts zum unteren Eingang der Bolii-Höhle.

 

Der Schlemmerabend

Sägewerk, Cabana und vorn an der Hauptstrasse befindliche Tankstelle gehören dem gleichen Inhaber. Als wir den Patron fragten, ob wir Restholz vom Sägewerk für ein kleines Feuer haben könnten, da bemerkte dieser: "Ein kleines Feuer? Ein Grosses!" Derweil am ersten Abend der Gerd zum Küchenchef avancierte und leckere Schaschlickkompositionen kreierte!

 

Ausflug zur Pestera Gaura Oanei

Früh starteten wir per Maxitaxi zunächst zum Hanul Bolestilor bei Petros. Dort gab es ein ausgiebiges Frühstück um anschliessend den "Drum Tecuri" hinaufzuwandern. Unser Ziel war der Höhlenkomplex "Pestera Gaura Oanei". Zunächst visitierten wir den oberen Einstiegsbereich, der über eine kleine Schlucht zum dem tiefen Einschnitt führt, in dem sich das obere Höhlenportal befindet. Hier kommt aber ein ca. 8 m senkrechter Abgrund, der ohne Seil nur mit ein wenig Erfahrung machbar ist. Meinen Freunden wollte ich das nicht zumuten und so gingen wir oberhalb des Komplexes zum mittleren Höhleneingang.

 

Sparriger Schüppling (Pholiota squarrosa)

Diese schönen Exemplare einer an sich häufig vorkommenden Pilzart fanden wir auf dem Weg zum mittleren Höhlenportal der Pestera Gaura Oanei.

 

Fledermaus ...

... in der Gaura Oanei Höhle.

 

Oberes Höhlenportal (intrarea amonte)

... der Pestera Gaura Oanei. Dem dritten, unteren Höhlenportal schliesst sich der Canionul Jghiabului an, welcher im Tal des Crivadia-Baches, unmittelbar in der Crivadia-Schlucht endet.

Weitere Infos zur Pestera Gaura Oanei und dem Canionul Jghiabului.

Infos zur Crivadia-Schlucht

 

Auf dakischen Posten ...

... sitzen wir zum Abend mit einem kühlen Bier und beobachten das Treiben im Tal. Östlich der Cabana Pestera Bolii erhebt sich das kleine isolierte Kalkmassiv. Auf dem Plateau findet man noch alte Vermauerungen aus dakischer Zeit. Das wechselhafte Wetter der Tage belohnte uns an diesem Abend mit einem schönen Farbenspiel am Himmel.

 

Manastirea Lainici

Am kommenden Tag fuhren wir per Maxitaxi nach Petrosani und heuerten ein Taxi an, welches uns zum Lainici-Kloster und anschliessend zurück nach Petrosani brachte. Die alte Klosterkirche aus dem Jahre 1817 ist nach langjährigen Restaurationsarbeiten wieder hergestellt.

 

Die neue Klosterkirche ...

... von Manastirea Lainici. Derzeit werden letzte Innenbemalungen fertiggestellt. Erste Überlieferungen für ein klösterliches Anwesen berufen sich auf das 14. Jahrhundert. Auf Resten dieser Ansiedlung wurde zwischen 1765-1770 von orthodoxen Gläubigen eine neue Holzklause errichtet. Das klösterliche Anwesen nahm zweimal in seiner weiteren Geschichte grossen Schaden: 1821 durch die Türken, während des Aufstandes unter Tudor Vladimirescu und schliesslich in der Zeit zwischen 1916-1918 infolge der deutschen Besatzungsmacht.

 

Der Stadtmarkt in Petrosani ...

... lädt immer zu einem Besuch ein. Diesmal hatten wir sogar die Möglichkeit Büffelkäse zu verköstigen.

 

Am Abend ...

... wieder zurück bei Cabana Pestera Bolii, wurden wir Zeuge einer Schlachtung. Catalin (links im Bild) hatte das Tier schnell und gekonnt zur "Ruhe" gebracht. Die zwei Männer vollzogen die Schlachtung äusserst versiert. Catalin ist sozusagen die linke Hand des hiesigen Chefs, er ist Vorarbeiter im Sägewerk, beherrscht auch sonst das Holzhandwerk, weiss um das Schlachten, verärgert gekonnt die Damen der Gaststätte und das alles mit einem Alter von 24 Jahren.

 

Maria Tomescu

Die Chefin von Cabana Pestera Bolii beim Anlegen der Wintervorräte. Auch für uns hatte sie manch leckere Speise bereitet! Darum noch einmal für alle folgende Daten zur Cabana:

Cabana Pestera Bolii

Constantin & Maria Tomescu, Tel.: 0744-234 123 oder 0722 781581. Es gibt hier ein Apartement zu vermieten und natürlich immer ein Platz für´s Zelt!

 

Pestera Gaura Frântoanei

Wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Tour, in Pui. Von dort unternahmen wir noch am Nachmittag unserer Ankunft, einen Ausflug nach Ohaba Ponor, um die Höhlen P. Sura Mare, P. Gaura Frântoanei und die P. lui Cocolbea zu besuchen. Erwähnt sei hier an dieser Stelle nur die Pestera Gaura Frântoanei, deren Rotfärbung den Besucher beeindruckt. Damit sich die Infos auf dieser Homepage nicht unnötig wiederholen, gibt es weitere Infos zur P. Sura Mare und P. lui Cocolbea HIER.

 

Fundatura Ponorului

Den folgenden Tag machen wir uns noch einmal auf ins Gebirge, diesmal in die Muntii Sureanu hinauf. Wir starteten zu Fuss von Ohaba Ponor hiinauf nach Fundatura Ponorului. Für mich ist dieser Ort so etwas wie ein irdisches Paradies. Meine zwei Freunde konnten das nach dem eigenen Befinden durchaus bestätigen. Weiter ging die Tour über Ponoricilor bis hinüber ins obere Valea Fizesti, wo wir bei Familie Danut bereits erwartet wurden. Eine Übernachtung dort ist immer etwas ganz besonderes! Weitere Infos über Fundatura Ponorului und Ponoricilor -> siehe HIER!

 

Oberhalb des Valea Fizesti

Die zahlreichen Pfade welche hier ins Tal führen, verwirren mich immer wieder. Und auch bei dem diesjährigen Abstieg ging ich gänzlich ungewollt wieder einen völlig anderen Weg.

:-)

 

Isolierte Höfe im Valea Fizesti

Die Bauernhäuser befinden sich bis hoch ins Gebirge teils in kleinen Ansiedlungen oder kleinen isolierten Höfen. Egal wo man hier einkehrt, es wird einen nie wieder loslassen!

 

Eines der typischen Grabkreuze

... im Südwesten des Sureanu-Gebirges. Dieses und zwei weitere Kreuze, versehen mit naiv-bäuerlichen Motiven, befindet sich auf der Grabstätte des verlassenen Casa Coman Ioan bei Dealul Bârni.

 

Einzelnes Bauerngehöft ...

... im oberen Valea Fizesti. Das Nachbargrundstück ist jenes unserer Gastfamilie Barb. Viele der Bauern hier sind noch Selbstversorger. Ihr Einkommen erwirtschaften sie zu einem erheblichen Teil mit der Schafzucht und der damit verbundenen Käseproduktion. Natürlich - das sei verraten, kommt aus diesem Tal auch ein guter Pflaumenschnaps, der weithin für seine Qualität bekannt ist!

 

Zum Abschied bei Familie Barb ...

... war ein Gruppenfoto das absolute Muss! Mit den Jahren war ich schon mit vielen Freunden hier und Familie Barb erinnert sich immer gern daran. Das rote Töpfle im Vordergrund verrät zweifellos den Inhalt: Heisser Pflaumenschnaps - eine wahre Köstlichkeit!

v.l.n.r. -> Willi, Maria Barb, Gerd, Gerald, Dan Barb.


Donnerstag, der 29. September 2005. Am kommenden Tag treten wir die Rückreise an und die Urlaubstour geht so ihrem Ende entgegen. Aber was heisst hier "Ende"? In Rumänien gibt es kein "Ende" bis zum Ende! Nachdem wir am frühen Nachmittag wieder bei unseren Freunden in Pui waren, ging es erneut auf Kurzreise. Unser Ziel war zunächst die Gemeinde SARMIZEGETUSA:

Dort befinden sich die Ausgrabungen und Ruinen von Ulpia Traiana Sarmizegetusa, einer ehemaligen Hauptstadt, die um das Jahr 110 von den Römern als "Colonia Ulpia Traiana" gegründet wurde. Die Stadt galt seiner Zeit als eine der bedeutendsten Ansiedlungen dieser Region, in der sich auch der Statthalter dieser Provinz befand. Nach dem Rückzug der römischen Behörden aus Dazien begann der Niedergang der Stadt.

Die einstige Stadt, einer Festung gleich, war umschlossen von hohen Steinmauern, die ein viereckiges Areal von 600 x 540 m abgrenzten. An jeder Seite befand sich ein separates Eingangstor und die Ecken der Festung waren mit Wachttürmen versehen. Zusätzlichen Schutz boten ausserhalb der Anlage Wehrgräben und Erdwälle. Bisherige Ausgrabungen und Restaurationsarbeiten zeigen die verschiedenen Anlagen der Stadt: Der Palast der Augustalen (Sitz des Priesterkollegiums), welcher von zahlreichen Statuen oder Inschrifttafeln umgeben war; das beinahe komplett wieder hergestellte Amphitheater (in dem Gladiatorenkämpfe und sonstige Feierlichkeiten abgehalten wurden), dessen ellyptische Ausmasse in der Längsachse 90 Meter und in der Querachse 70 Meter betragen; Gräberstätten und Bädereinrichtungen.

Viele Erdhügel um die weitläufigen Ausgrabungen herum verraten, dass noch grosse Teile der ehemaligen Provinzhauptstadt auf ihre Freilegung warten. Die Bauern der Umgebung haben sich oft der Steine dieses Areals bedient, um damit z.B. Mauern für den eigenen Hof zu errichten. Prominenstestes Beispiel für die "Nachnutzung" des historischen Baumaterials ist allerdings die alte Kirche in Densus. Weitere Infos dazu weiter unten auf dieser Seite! Übrigens nahe dem Freilichtmuseum gibt es noch das nahe gelegene Museum, welches zahlreiche Ausgrabungsschätze von "Colonia Ulpia Traiana" beherbergt.

 

Sarmizegetusa

... befindet sich an der Strasse -68-, 17 km westlich von Hateg.


Auf dem hinteren Areal (siehe oberes Bild) des Freilichtmuseums befindet sich eine Informationstafel in rumänischer Sprache. Damit auch deutsche Besucher künftig davor nicht in Ratlosigkeit verfallen, sei hier an dieser Stelle eine Übersetzung des Textes geboten:

Das Forum war Zentrum der Kollonie Dacica Sarmizegetusa.
Da kreutzten die beiden Hauptwege der Stadt Kardo Maximus (N - S) und Dekumanus Maximus (O - W).
Von drei Seiten (O, N und W) war der Hof des Forums umgeben von einer Marmorkollonade. Der Eingang erfolgte durch ein gigantisches Tor, ein Tetrapilum, gelegen an der Nordseite der Kollonade. Den Hof des Forums beherrschte zum größten Teil  eine Statue oder ein Eherenmahl, umgeben von mehreren Statuen römischer Kaiser.
Von da aus gelangt man in die Basilika, deren Gebäude das gesamte architektonische Gefüge beherrschte. Im Osten und im Westen gab es je
ein Tribunal (Gericht). Unter dem westlichen Tribunal befand sich die Karzera - ein Gefängniss.
Aus der Basilika gelangte man in die Curia - ein Saal in dem der Stadtrat tagte, dem zwei Bürgermeister vorstanden. Dieser bestand aus ungefähr 100 Mitgliedern, sie bildeten das Ordo Decurionum, dem praktisch die örtliche Aristokratie angehörte. Unter diesem Saal befanden sich zwei Schatzkammern der Kollonie Aerarium die, neben dem Schutze der Menschen auch dem Himmlischen Schutz unterstand. Durch einen engen Raum "INTERFORA" gelangte man in das zweite Forum, das religiöse Forum der Stadt.

Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis.


 

Biserica Ortodoxa Româna Densus

Kontakt:

Preot Alexandru Gherghel
Parohia Ortodoxa Româna
Densus / Jud. Hunedoara / Cod. 337205
eMail: churchofdensus@yahoo.com
Tel.: 0040 254-775053 oder 0040 720-730044

Am Ende unserer Tagesreise stand nun noch die orthodoxe Kirche in Densus (Parohia Ortodoxa Româna) auf dem Programm. Vor zwei Jahren war ich dort ein letztes mal auf Besuch und war nun um so mehr erstaunt darüber, dass die langjährigen Restaurierungsarbeiten ihren Abschluss gefunden haben. Beinahe alles Baumaterial dieser Kirche stammt von "Colonia Ulpia Traiana". Interessant ist auch, dass der Kirchbau ohne jegliches Stützgehölz erbaut ist, sogar das Dach vollständig aus vermauertem Gestein besteht. Weitere Infos zur Kirche entstamnmen einem touristischen Faltblatt:

In Densus, im alten Hatzeger Land, dem Herzen des mysteriösen Dakischen Königreiches, baute jemand eines der gegensätzlichsten Sanktuarien der
Menschenheit.
Es ist dieses ein sehr merkwürdiges Gebäude, sowohl von der Form als auch von der architektonischen Struktur her, und ist daher mit Sicherheit, das mysteriöseste Denkmal im gesamten Rumänien. Die Kirche von Densus, mit ihrer widersprüchlichen Bibliographie, wird dementsprechend auch historisch eingeordnet. Vom Baron Hohenhausen (1767) gibt es die erste Meinung, derzufolge es ein heidnisches Denkmal sei, womöglich der Tempel des Gottes Mars, das später zur christlichen Kirche gemacht wurde.

Im Jahre 1865 behauptet Aron Densusianu, dass die Kirche das Mausoleum des römischen Generals Longinus gewesen sei, gefallen im Krieg gegen die Daker, bei der Eroberung Daziens. Im Jahre 1847 wurde eine neue Theorie in Umlauf gebracht - die Kirche sein von
den Goten errichtet worden.

Der Kirchenhistoriker, Porf. Dr. Milan Sesan formuliert eine These derzufolge diese Kirche im VI. Jh. entstanden sei. In dem Buch "Römische Tempel in Dazien" schreibt Adrian Rusu Pescariu und Dorin Alicu, dass zwischen dieser Kirche und den Ruinen des römischen Tempels EM 24 Ähnlichkeit besteht.
Von den als Hypotesen aufgestellten Betrachtungen, scheint folgendes sehr interessant zu sein: die Kirche entstand in den Jahrhunderten IV - VI und sei die älteste Kirche Daziens, bzw. dem nördlich der Donau gelegenen Teil. Dokumentarische Belege über die Kirche und die Gemeinde haben wir aus dem Jahre 1360, als ein Pfarrer, namens Dalc bei einem Gericht in Hateg zugegen war.

Archäologische Forschungen aus den Jahren 1961 - 1965, als die Kirche zum letzten mal renoviert wurde, ergeben,
dass die Grundmauern des Hauptraumes und des Altars dem X. Jh. zuzuordnen seien. Im Jahre 1443 bemalte Stefan mit seinen Lehrlingen die Kirche, unter dem süd - östlichen Fenster befindet sich eine Inschrift aus eleganten kyrillischen Buchstaben  (Piskal Stefan - könnte Stefan der Maler bedeuten).

Die Ikonostase besteht aus Holz und wurde 1789 vom Pfarrer Popa Simeon aus Pitesti bemalt. In der Kirche gibt es acht römische Altäre, gewidmet den Göttern, aus dem II. - III. Jh. einige mit lateinischen Inschriften; Jesus Christus gekleidet in rumänischer Tracht; die Heilige Marina; der Heilige Apostel Bartholome; der Heilige Erzengel Michael; der Heilige Nikolaus (Patron dieser Kirche); der Heilige Prokopius; Szenen des jüngsten Gerichts
(gemalt im XVIII. Jh.) ...

                                                                                                
Text: Pfarrer Alexandru

Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis.


Weitere ergänzende Infos zur Seite:

Karte: Retezat und Umland

Karte: Kerngebiet Retezat

Infos zum Retezat-Gebirge und Kleines Retezat-Gebirge


zurück zu:

Rumänien-Fotos

eMail

Copyright © by Wilhelm Scherz · Alle Rechte vorbehalten · All rights reserved