Baia de Aries



Auf den historischen Spuren des Goldbergbaus in Baia de Aries (Offenbánya) ...

Oberes Bild: Historisches Foto aus dem kleinen Privatmuseum "Colectie Muzeala Miniera" in Baia de Aries. Das Foto, aus Zeiten von vor dem politischen Umbruch in Rumänien, zeigt die Minenarbeiter vor der Einfahrt in die Bergbaustrecken der hiesigen Goldminen.  Baia de Aries befindet sich im Westen Rumäniens in den Muntii Metaliferi (siehe Karte: Muntii Apuseni), ca. 20 km östlich von Campeni entfernt. Eigentlich wirkt der Ort wie ein Fremdkörper innerhalb einer historisch bergbäuerlichen Region, mit ethnografischen Besonderheiten, derer man noch heute zahlreiche Überbleibsel vorfindet. Dieser Ort und seine Existenz schlechthin waren von Beginn an dem Bergbau gewidmet und dementsprechend von Kolonisten gegründet. Natürlich fand der Goldbergbau hier schon vor Zeiten der Römer statt. Man findet in Baia de Aries keinerlei Monumentalbauten vor, welche vom einstigen Reichtum zeugen, über den das Land hier verfügte und diese auch heute noch beherbergt. Es zeigt, wie radikal die Gewinne der Bodenschätze dieses Landes über Jahrhunderte abgeschöpft wurden und in die Kassen des ungarischen Königshauses oder später des Wiener Hofes versiegten. Letzterer veräusserte einen beträchtlichen Teil der Goldminen an private Investoren. Später erst, nach der Vereinigung der Länder zu Groß-Rumänien, blieben die Gewinne wenigstens zu einem Teil im Land, obwohl auch zu dieser Zeit international agierende Banken in Folge ihrer Kapitalbeteiligungen nicht unerhebliche Gewinne abschöpften. Der Region selbst blieb aber auch zu dieser Zeit - bis auf das Steuereinkommen der Bergbauunternehmen und der dort Angestellten - kaum etwas Anteiliges vom eigentlichen Reichtum der Bodenschätze. Der Bergbau zu Zeiten des Sozialismus brachte zwar eine technische Aufrüstung des Bergbaus mit sich, führte aber in Folge der Intensivierung auch zu mehr Umweltschäden. Was also ist von all der Bergbaugeschichte in unserer heutigen Zeit übrig geblieben? Begeben wir uns einmal auf Spurensuche:
...




Im Ortszentrum

... von Baia de Aries befindet sich dieses Bergarbeiter-Denkmal, welches an die Bergbaugeschichte erinnert. Ansonsten findet man aber auf Anhieb nichts was einen an den hiesigen Bergbau erinnert. Zahlreiche, teils marode Werkshallen bringen den Besucher auch nicht weiter. Also hilft nur - wie all zu oft in Rumänien - der unmittelbare Kontakt zu den Einheimischen weiter. Die können einen immerhin darauf verweisen, dass es hier - ziemlich versteckt gelegen - ein kleines Privatmuseum gibt. Man wird freundlich hinter einen alten Neubaublock im Zentrum des Ortes begleitet. An einem unscheinbaren vergitterten kleinen Fenster befindet sich ein Hinweisschild:

"COLECTIE MUZEALA MINIERA"
MOMENTE ALE ISTORIEI MINERITULUI
BAIA DE ARIES
(Narita Virgil ... Tel. ...)

Nein, die Telefonnummer geben wir hier nicht an, denn Narita Virgil sagt, dass es eine Privatsammlung ist ... sein Hobby sozusagen ... und er nicht generell der Öffentlichkeit seine Dienste anbieten kann. Also liebe künftige Besucher, einfach mal neugierig sein, die Einheimischen fragen, das Infoschild finden, eine telefonische Anfrage starten und schaun was geht!
Das kleine Museum

... beherbergt eine Unmenge an Exponaten jedweder Art, die mit dem hiesigen Bergbau in Verbindung stehen. Man kann diese Sammlung wohl als die bedeutendste bergbautechnische und bergbauhistorische ihrer Art in den Muntii Apuseni bezeichen. 

Mit großer Geduld

... und Hingabe, beantwortet der Inhaber dieses Privatmuseums, Narita Virgil, auch des Bergbaus unkenntlichen Besuchern alle nur erdenklichen Fragen. Für Baia de Aries ist diese Passion und Professionalität des Narita Virgil ein unschätzbarer Wert! 

Der Spruch

... an der Wand stammt aus der Zeit der politischen Wende in Rumänien, die mit der Schliessung vieler Bergbaustandorte einherging. Das hat im Grunde aber wenig mit der Ineffizienz der Bergwerke zu tun. Das Volk muss / soll zu der Erkenntnis gelangen, dass die Schliessung ihrer Bergwerke und damit ihrer Arbeitsplätze eine Notwendigkeit ist. Erst dann können international agierenden Bergbaufirmen sich der Rohstoffquellen eines fremden Landes bemächtigen. Die Gewinne fliessen in das Ausland ab und versiegen im schlimmsten Falle in den undurchsichtigen und risikobehafteten Weltfinanztransaktionen. Aber es scheint in dieser Welt ein probates Mittel, wenn man am Welthandel teilhaben / teilnehmen will / muss. Cornel Dobrota schreibt in seiner Ingual-Dissertation im Jahr 1934: [9]"... Das Gesetz des Jahres 1924 erklärte die Bodenschätze als Eigentum des Staates und bezweckte  ihre Verwertung mit Hilfe und Initiative der rumänischen Arbeitskraft und des rumänischen Kapitals. ... Die Großmächte, mit ihrem Kapitalreichtum, erstreben die wirtschaftliche Beherrschung der kapitalärmeren Länder, mit einer weniger entwickelten Industrie. Diese Beherrschung wird in der Regel durch Kapitalplacierung in den Ländern erreicht, die über bedeutende Rohmaterialien verfügen. Da, infolge der ungleichen Bedingungen, eine Konkurrenz unmöglich ist, wäre die Nationalisierung die einzige Waffe der kapitalärmeren Länder mit einer wenig entwickelten Industrie, gegen diese imperialistischen Absichten. ..."

Der Auszug

... einer alten Skizze zeigt die in die Tiefe verlaufenden Lagerstätten der begherten Erze in Baia de Aries. Der Ort Baia de Aries findet im Jahr 1325 erstmals unter der Bezeichnung "Civitas Ovounberg" Erwähnung. Später wechselte die Ortsbezeichnung je nach politischer Einflussnahme. In dem Buch "Die Rumänen und ihre Ansprüche" (Paul Hunfalvy / Wien und Teschen /1883) [10] lesen wir dazu:

"... Die Bergstadt Offenbánya heisst auch Aranyosbánya. Bánya ist das nomen commune einer jeden Bergstadt, demnach bedeutet Aranyos-bánya - Goldbergstadt. Die Deutschen in Siebenbürgen nannten aber Offenbánya auch Ovemberg, Schwendburg, von Schwendöfen. Und hier finden wir den Ursprung des Namens "Offenbánya". ..."

Das Umland

... von Baia de Aries ist ein seit ewigen Zeiten bergbäuerlich geprägtes Kernland der alteingesessenen rumänisch-stämmigen Bevölkerung. Das Bergbauerntum ist beinahe in allen Regionen der rumänischen Karpaten der "Urbevölkerung" vorbehalten. Das spärliche Auskommen der naturgegebenen Ressourcen lies weitgehend keinen Ackerbau zu und beschränkt sich in der Hauptsache auf die Haltung von Weidevieh. Die Hochweideflächen sind in ihrer Benennung weitgehend auf Ortsbegriffe der rumänischen Bevölkerung zurückzuführen, teils mit slawischen Einflüssen. So wurde der Name des höchsten Berges der Muntii Metaliferi "Vf. Poienita" (1437 m) nicht von den deutschen Kolonisten, als auch von den Ungarn in Frage gestellt. Und es gibt auch aus der Zeit der römischen Besetzung noch einige Einflüsse auf den heutigen Sprachgebrauch, welche sich weitgehend auf jene Teile der Muntii Apuseni beschränken, die unter dem Einfluss der Römer standen. 

Die rumänische Volksgruppe der Motzen (unterteilt in Mocani, Topi und Moti), welche hier in weiten Teilen der Muntii Apuseni in einer unverwechselbaren bergbäuerlichen Kultur noch heute reichlich Zeugnis ablegen, finden keinen Vergleich mit anderen Kulturen rundum in Europa. ... In "Siebenbürgen - Eine Darstellung des Landes und der Leute" von Rudolf Bergner" (Leipzig 1884) [1] finden wir vermerkt:

"... Das Gebiet der Motzen beginnt vor Offenbanya und zieht sich über Topanfalva (Campeni) aufwärts bis zur unwirthlichen ungarischen Grenze, wo das gewaltige Bihargebirge seine Gipfel erhebt. Es umfaßt die ausgedehnten, weitverzweigten Gebirgsdörfer Albak (Albac), Skerisoara (Scarisoara), Bidra, das Gebiet bis zur Gaina und zieht sich nach Abrudbanya (Abrud) und Zalatna (Zlatna) bis Ompolyicza (Ampoita), macht eine Ausschweifung nach rückwärts und erreicht über Ponor wieder Offenbanya. ... Man betrete die Häuser der Rumänen im Gebirge. Da werden einem die Bilder auffallen, welche die rumänischen Truppen im Kampfe mit den Türken in Plewna darstellen, weiterhin uralte Holzschnitte, die den Nationalhelden der Rumänen, Michael den Tapferen, repräsentieren  oder Ereignisse der römischen Geschichte verherrlichen, und überall im Lande wird man das Bild des rumänischen Königspaares bemerken. ..."

Ein Blick ins Detail:

Das reine Bergbaugebiet von Baia de Aries erstreckt sich über ein relativ kleines Areal von ca. 6 km². Im "Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen" (Erster Band: 1191 bis 1342 / Hermannstadt 1892) [2] finden wir vermerkt: 

"... 1337 August 20. Das Weissenburger Kapiel beglaubigt díe Urkunde des Königs Karl von 1325 Nr. 437 für die deutschen Bergleute von Offenbanya. ... 5 ... in festo beati regis Stephani, in anno domini millesimo trecentesimo tricesimo septimo ... Eingeschaltet von König Ludwig I. 1359, beziehentlich 1364 und mit diesen Urkunden erwähnt von König Mathias 1487, eingeschaltet von dem siebenbürgischen Woiwoden Petrus 1505, Orig. Ungar. Landesarchiv Budapest. ...

Weitere Details zur Geschichte des Ortes finden wir in "Hesperus. Ein Nationalblatt für gebildete Leser / Abschnitt: Guilleaume - Fragmentarische Beschreibung des Großfürstenthums Siebenbürgen" (1814) [3]:

"Offenbanya ... In dem Jahre 1325 nannte man es ..., Duumberg, oder Duemberg. In dem Jahre 1391 hieß sie Umberg. In dem Jahre 1417 erhielt sie endlich den Namen Offenbanya, und wird zu deutsch allgemein Offenbanyen genannt. Zu allen Zeiten führte sie in der ungarischen Sprache den Namen Aranyos Zanya (Goldene Grube, Goldbergwerk.). ... In dem Jahre 1325 erhielt sie von Karl I. König von Ungarn die nämlichen Bergrechte, deren die übrigen Bergstädte genoßen. In dem Jahre 1457 wurden sie von dem Könige Sigismund von Lützelburg bestätigt. ... Der Volkssagen, welche den ehemaligen Reichthum der Offenbanyer Goldgruben beweisen offen, sind eine Menge in  Umlauf. So erzählt man sich, daß zu Mathias Corvins Zeiten der Obergoldeinlöser immer auf Gold in die Kirche ging. Er hatte sich nämlich  zwölf große goldene Platten machen lassen, welche ihm im Fortschreiten immer vorgelegt wurden, bis seine Grandezza endlich über diesen goldenen Boden an Ort und Stelle anlangte. ... "

An einer Wegkreuzung

... finden sich gleich drei vermauerte Bergbau-Stollen: ganz links die "GALERIEA TRANSPORT STERIL", geschlossen im September 2009. In der Mitte die "GALERIA MIHAI NOU", geschlossen im September 2009. Rechtsseits befindet sich die "GALERIA MIHAI VECHI", wahrscheinlich ebenfalls im Jahre 2009 verschlossen. Beendet wurde der Bergbau um Baia de Aries aber bereits im Jahr 2004. Die Vermauerung der Stollenzugänge zu späterer Zeit sind reine Schutz- und Sicherungsmassnahmen. 

In Baia de Aries

... leben heute ca. 5000 Einwohner. Zur Gemeinde, welche sich über eine Fläche von 6250 ha erstreckt, zählen auch die Dörfer Brazesti, Cioara de Sus, Muncelu, Sartas und Simulesti. Der Bergbau ist eingestellt, aber ein Amerikaner betreibt noch ein bescheidenes Minenunternehmen (Blueberry Ridge Minerals SRL), mit dem angeblichen Ziel, noch vorhandene Goldvorkommen zu erkunden, also reinweg geologische Prospektionen vorzunehmen. Die Genehmigung für diese Bergbauaktivitäten erhielt die Firma im Jahr 2013. Für eine eventuelle spätere Erzförderung würden allerdings neue Genehmigungsverfahren erfoderlich sein. Alles in allem dringt aber kaum etwas von den laufenden Aktivitäten und Geschäftspraktiken an die Öffentlichkeit. 

Unweit

... der drei verbetonierten Stollenzugänge befindet sich noch die "GALERIA NOROC  NESPERAT", geschlossen im November 2009. In einer Liste der zuletzt betriebenen Galerien finden wir aufgelistet: 1. Galeria Stefania de sus + 819 m; 2. Gal. Caterina + 771 m; 3. Gal. Popesti + 764 m; 4. Gal. Iohani + 764 m; 5. Gal. Afinis + 764 m; 6. Gal. Stefania de mijloc + 761 m; 6' Gal. Gheorghe +744,5 m; 7. Gal. Dealul Prunilor + 739 m; 8. Gal. Ecaterina + 737 m; 9. Gal. Baia Rosie + 732 m; 10. Gal. Sigismund vechi + 715 m; 11. Gal. Afinis + 714 m; 12. Gal. Progresul + 709,5 m; 13. Gal. Petru si Pavel + 709 m; 14. Gal. Valea Cutii + 701 m; 15. Gal. Stefania de jos + 703 m; 16. Gal. Sfanta Treime II + 707 m; 17. Gal. Sfanta Treime I + 684 m; 18. Gal. Noroc Nesperat + 678 m; 19. Gal. Alte Karoly + 672 m; 20. Gal. Nicolae + 652,5 m; 21. Gal. Aeraj 1 + 646 m; 22. Gal. Buturoasa + 646 m; 23. Gal. Mihai + 637 m; 24. Gal. Iosif + 630 m; 25. Gal. Toma + 629 m; 26. Gal. Tomoaia + 619 m; 27. Gal. Binecuvantarea Domnului +595 m; 28. Gal. Concordia + 563 m; 29. Orizont + 537 stoc 4; 30. Orizont + 536 m Inconjor calcare; 31. Orizont + 507 m 0 m Pacea.

Tiefblicke

... in den nordöstlichen Tagesbruch des Franz-Stocks), derer es insgesamt drei unmittelbar beieinander liegende Bergbaukessel gibt. In diesen Tagesbruch kann man problemlos hinabsteigen. Innerhalb des Kessels befinden sich ein Stollenzugang zu einem Hauptstollen, sowie ein Zugang zu einem Explorationsstollen. Diese Tagesbrüche werden unter den Einheimischen auch als "gropati" bezeichnet.  Auf einer alten Bergbaukarte (GRUND UND SAIGERRIS ... uiber die Lauge deren im Großfürstenthum Siebenbürgen nächst den flus aranyos zu Offenbanya befindlichen, bis nun bekannten bergbauwürdigen Gebürgen und Thälern alwo die Wir alten vorfindigen Pingen, die aufgelassenen Grüben und die gegenwärtig in bau stehenden Grüben angezeügt sind.), welche wahrscheinlich aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts stammt, finden wir vermerkt: 

"B.  etwas unterhalb diesen Baja Rosser Gebürgs, ist ein von Uhralt unterirdischen arbeithen entstandener Großer Tagbruche gleich seitwärts von Selben gegen Mitternacht zwei Große Tag Schächte zu sehen. ...

Der hier zu sehende Aufschluss des Franz-Stocks zählt sicher zu beiden beiden letzt genannten. 

Stollenzugang

... im Tagesbruch des Franz-Stocks. 

Im Jahre 

... 1854 erfahren wir im "Lexikon aller Österreichischen Staaten" (Wien, 1854) [11] über die aktuelle Lage des Bergbauortes:

"... Offenbánya, Offen-Bánya (vor Zeiten auch Aranyos-Bánya oder Kupetz) Offenburg, Schwendburg, ... ein Dorf im Ober-Igener Bezirk der Nieder-Weissenburger Gespanschaftm welches zur Kammeral-Herrschaft Zalatna gehört, von Walachen und Bergleuten bewohnt, mit einer zum Albenser Distrikt, offenbanyaer Kreis eingetheilten, mit seinen Filialen 369 Seelen zählenden katholischen, einer griechisch-unierten und einer griechisch nicht unierten Pfarre und Kirche, zu welcher letzterer noch eine griechisch nicht unierte Bergwerks-Filialkirche zu Felsö-Tsóra als Filiale gehören, versehen ist, und einst eine berühmte, mit vier Dörfern dotierte Bergstadt war. Bei Offenbánya und Felsö-Tsóra wird aus dem Gebirge Gyilkos und seinen Abfällen Gold und Silber, in der Josephsgrube aber silberhaltiges Blei erzeugt. Auch dermalen ist die Gold- u. Silbererzeugung nicht unbeträchtlich, hier findet sich das ehemals sogenannte aurum problematicum, das Tellurerz. Bei diesem Dorfe sieht man noch die Ruinen einer berühmten Abtei. ..."


Um das Jahr 1865

... wird in zahlreichen Fachzeitschriften der Verkauf der Minen von Offenbanya angezeigt, so auch in der "Österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen" (Dr. Otto Freiherr von Hingenau / Wien 1865) [4]:

"Kundmachung ... Verkauf aus freier Hand des k. k. Gold-, Silber und Blei-Berg-. dann Hüttenwerkes zu Offenbanya ... Von der k. k. Berg-, Forst- und Salinen-Direction zu Klausenburg wird hiermit bekannt gemacht, dass in Folge Erlasses des hohen k. k. Finanz-Ministeriums vom 17. Februar 1865, Zahl 3536/46 das oben genannte k. k. Berg- und Hüttenwerk im Wege schriftlicher Offerte und mit Vorbehalt der allerhöchsten Genehmigung Seiner k. k. apost. Majestät aus freier Hand verkauft wird. ... Das Berg- und Hüttenwerk zu Offenbanya ... besteht: a) aus den auf Stockwerken und stockförmigen Lagern auf Gold-, Silber- und Bleibauenden Gruben Joseph, Stephan und Unverhofft Glück mit 5 Grubenmassen, 2 Pochwerken und verschiedenen anderen Werksgebäuden ... b) aus dem im Orte Offenbanya gelegenen Metallschmelzhüttenwerke mit mehreren Halbhochöfen, einem Treib- und einen Rosettirherde und einer Amalgamations-Anstalt, sowie aus den zugehörigen Wasserleitungen, Maschinen, Magazinen, Beamtenswohnungen und anderen Werksgebäuden ... c) aus mehreren Freischürfen auf Eisensteine für den Fall einer allfälligen Umstaltung der Metallschmelzhütte zu einem  Eisenwerke. ..."

Im Bild zu sehen: der Zugang von Gropati, welcher im spitzen Winkel einen Hautstollen anschneidet.

Im Jahr 1884

... lesen wir in [1] über die Folgen des Verkaufs der Minen von Offenbanya:

"... Die verfallenen Werke sind in Privatbesitz übergegangen, drei Beamte und 60 Arbeiter werden beschäftigt. Die Deutschen sind Rumänen geworden, und von ihrem Deutschtum ist soviel geblieben wie in Toroczko: Namen."




Stollenzugang

... in der Gropati (Franz Stock). 

Zitieren wir an dieser Stelle weiteres aus der Historie [3]:

"... Die Tradition erzählt. daß in Vale Harmoniasza (Val. Harmaneasa) und Vale Csori (Val. Cioara) 36 Schmelzhütten bestanden ... Fridwalzky erzählt, der Einsturz des Bergwerkes, bei welchem alle Bergleute, 60 an der Zahl, umkamen, habe der ganzen Herrlichkeit ein Ende gemacht. Von dieser Begebenheit soll es sich herschreiben, daß die Stelle, wo sie sich ereignete, den Namen Gylkos (Mördergrube) erhielt. ... Nachdem Offenbanya mehrere Jahre geblühet hatte, wurde es endlich durch die Einfälle der Türken und Tartaren ... gänzlich vernichtet, und blieb einige Jahrhunderte in Vergessenheit. Endlich im Jahre 1768 entriß es derselben der als Oberkammergraf ... Freyherr von Gerlitzi, damaliger Oberberginspektor, ... und gab ihm ein neues Daseyn dadurch, daß er die drei Stollen Josephi, Andreae, St. Emerici und Sti. Stephani anlegte, ... so errichtete er endlich im Jahre 1770 die Schmelzhütte. Im Jahre 1780 wurde die Fracisci und 1793 die Barbara-Grube eröffnet. ... entwarfen jene zwei Gruben bis 1880 einen reinen Gewinn mit 356,291 fl. ab. Aber schon im Jahre 1796 waren diese beträchtlich gesunken. Allein nun ließ der geschickte Herr Freydl von Könighulden, königlicher Marktscheider und Assessor der Administration zu Zalathna, in beiden Gruben Erbstollen anlegen. Durch diese Maßregel wurden sie nicht nur in integrum restituiert, sondern nun wurde auch das gediegene Freygold gewonnen. ... Bis zu dem Jahre 1770 blieb Offenbanyen ohne Kirche und ohne Priester. ... Endlich wurde ... im Jahre 1776 eine hölzerne Kapelle erbauet, in welcher bis 1784 der Gottesdienst ... von den Patern Franziskanern verrichtet wurden. Die Ausbeute der ... Emerici-Gruben war nun so gesegnet, daß die jetzige steinerne Kirche erbaut werden konnte. ... Schon in dem Jahre 1776 war der Anfang mit Erbauung der Wohnhäuser für die Beamten sowohl den Pfarrer und Schullehrer gemacht worden. ... Das Dominium Offenbanya besteht aus fünf Ortschaften. Ihre Namen und Bevölkerungen sind folgende: Der Markt Offenbanya hat: Kolonen 130, Bergleute 56, Hüttenleute 26, Köhler 4, Witwen 11; ... Das Dorf Csora (Cioara) hat: Kolonen 50, Hüttenleute 1, Köhler 10, Witwen 1; ... Das Dorf Muntsel (Muncelu) hat: 77 Kolonen, 3 Hüttenleute, ... Das Dorf Szartos hat: 97 Kolonen, 1 Hüttenleute, 11 Köhler, 3 Witwen, ... Das Dorf Brezest hat: 127 Kolonen, 6 Witwen ... Folglich besteht die Bevölkerung mit Ausnahme der Herren Beamten aus 614 Familienhäuptern. Der Markt Offenbanya für sich faßt 440 Köpfe von jedem Alter und Geschlechte, ... Der Nährwege gibt es für die Unterthanen wenige. Der Ackerbau verdient, wie in allen strengen Gebirgsgegenden, keine Erwähnung. Kein Bauer erzeugt so viel, als er selbst braucht. Sie ... ernähren sich mit der Zufuhr der Erze und Kohlen. Sie unterhalten jedoch einen nicht unbeträchtlichen Viehstand. ..."

Mit dem Jahr 1770, in dem in Offenbanya die erste neue Schmelzhütte errichtet wurde, nahmen auch die "Hörigendienste" der zu den Domänen zugehörigen Bergarbeiter und deren Ausbeutung zu. Dieser Zustand zählte mit zu den Vorboten des Aufstandes der Bergbauern und Bergarbeiter im Jahre 1784 unter Horea, der in Curechiu seinen Anfang nahm. So erfahren wir im "SUPPLEX LIBELLUS VALACHORUM" (Aus der Geschichte der rumänischen Nationsbildung 1700-1848 / Deutsche Auflage Kriterion Verlag Bukarest 1981) [5]:

"... Im Siebenbürgischen Erzgebirge , besonders auf der Domäne Kleinschlatten (Zlatna), nahmen nach 1770 die Lasten infolge der intensiven Ausbeutung der Domäne, vernehmlich des Bergbaues, erheblich zu. Die Inbetriebnahme neuer Bergwerke, die Errichtung neuer Schmelzöfen in Offenburg, Kleinschlatten hatte das erhebliche Anwachsen  der Dienstleistungen zur Folge. Das System der Ausbeutung der Bergwerke wurde geändert, wobei die alten Verpflichtungen zu Dienstleistungen immer mehr in Bargeldabgaben umgewandelt und durch neue ersetzt wurden. Die im Bergwerk selber geleistete Arbeit wurde bezahlt, nicht aber die außerhalb des Bergwerks geleisteten Hilfsarbeiten, die stetig an Ummfang zunahmen und als Hörigenarbeit durchgeführt wurden. Somit wuchsen auch die Abgaben in Geld und Naturalien, die Taxen und die Roboten. Parallel dazu stiegen die Steuern und die öffentlichen Dienste gegenüber Staat und Komitat. Andererseits wurden die Rechte auf Benützung der Wälder  und Weiden, auf Rodungen usw. zunehmend beschränkt. ... Die provisorische Regelung der Hörigenpflichten vom Jahre 1775, ... setzte unter dem Vorwand der Vereinheitlichung die Arbeitsverpflichtung auf zwei Tage in der Woche fest. ... Im Februar 1775 erhoben sich die Dörfer am Fuße des Mezesgebirges wegen der übertriebenen großen Roboten. Im Siebenbürgischen Erzgebirge entzündete sich der erste bedrohliche Konflikt im Jahre 1782 an der Frage des Schankrechtes. Der auf dem Markt von Cîmpeni ausgebrochene Aufruhr endete mit einer Reihe von Todesurteilen ... Dem Ausbruch des (folgenden) Aufstandes ging unmittelbar die militärische Konskription vom Sommer des Jahres 1784 voraus. ... Die aufständische Hörigkeit richtete ihren Angriff gegen die gesamte feudale Gesellschaftsordnung. ..." Die Forderungen der Aufständischen (Kapitulationspunkte), wurden in der Zeit vom 10. bis zum 14. November nicht beantwortet und lediglich vom kaiserlichen Militär dazu benutzt, sich gegen die Aufständischen neu aufzustellen.

Galeria Buturoasa

Dieser Stollenzugang befindet sich etwas oberhalb der Valea Ambrului.

Weitere Infos zum Bergbau in Baia de Aries gibt es im:

Romanian Journal of MINERAL DEPOSITS

vom Geological Institute of Romania Society of Economic Geology of Romania (Bucuresti - 2013).

Historisches Foto

... aus Baia de Aries. Gut zu sehen, die zwei verschiedenen Formen des Schutzverbaus.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der technische Stand der Gruben und der Erzverarbeitung nicht auf dem höchsten Stand seiner Zeit. Angelegt wurden ein neues Pochwerk, sowie ein dafür nötiges Kraftwerk, dessen Betriebswasser über ein Kanal im nahen Muncel abgezweigt wurde. Aber schon in den 1930er Jahren kamen der Bergbau und die Erzverarbeitung erneut zum Erliegen. Ein Aufschwung erfolgte dann mit dem neuen Investor, der Concordia-Erdölgesellschaft. In dem umfassenden Werk "Salz und Silber in Siebenbürgen" (R. Slotta, V. Wollmann, I. Dordea / Bd. 10 / Bochum) [8] erfahren wir im weiteren Verlauf dazu:  

"... Mit dem Jahre 1938 begann die Concordia-Erdölgesellschaft ("Societatea Anonima Concordia Petrolifera") ... Interesse am Erzbergbau zu signalisieren. ... und Prospektionen ... in Baia de Aries durchführen zu lassen. ... Die Concordia war eine Aktiengesellschaft, deren Anteilsmehrheit sich in belgischer Hand befand. Die Aktionäre und das Unternehmen waren verpflichtet, einen Teil ihres Gewinns wieder in Rumänien zu investieren. Die Gruben wurden für einen Zeitraum von 20 Jahren gepachtet, ... Der Abbau konzentrierte sich auf die Verlängerung des Prospektiosstollens "West" aus dem Haupthorizont "Concordia" ... mit dem Ziel, die Erzgänge im "Mihai"-Horizont (...) zu erreichen. Während der Auffahrung dieses Stollens stieß man auf die Anna-Goldkluft, die auf 200 m Länge verfolgt werden konnte. ... " Im Verlauf des 2. WK ging der belgische Besitz in deutsche Kriegsbeute über und wechselte 1944 in den Besitz der russischen Gesellschaft SOVROM-Aur. "... Nach der Nationalisierung der Bergwerke und sämtlicher Produktionsmittel  am 11. Juni 1948 ... setzte in Baia de Aries eine neue Betriebsperiode ein. ... Im Jahre 1951 wurde das gesamte Grubenpersonal zu "Investitionsarbeiten", d.h. zu Aus- und Vorrichtungsarbeiten neuer Erzlagerstätten eingesetzt. Man stieß ... im Baia-Rosie-Gebirge auf den goldhaltigen Erzstock III ..."

<- Historisches Foto aus der "Colectie Muzeala Miniera"
Coltul lui Lazar

... ist eine erste Felskuppe, derer es im weiteren Verlauf in südlicher Richtung bis hinauf zum höchsten Berg der Muntii Metaliferi, dem 1437 m hohen Vf. Poienita mehrere gibt. In südlicher Richtung erschliesst sich ein zauberhaftes Bergland, wie es die ersten Kolonisten nicht anders vorgefunden haben mögen: schöne Hochweideflächen, unterbrochen von mitunter alten Mischwäldern, mit vielen versteckt gelegenen Alm- und Hirtenhütten, welche noch heute von den rumänischen Bergbauern wie zu allen Zeiten unterhalten werden. Das Land ist durchzogen von schmalen Fußpfaden, welche an dem einen und anderen uralten Holzkreuz (troita) vorbeiführen. 

Auf Coltul lui Lazar

... mit Blick gen Nord/Nordwest. Im Hintergrund erheben sich die Muntii Gilau (Muntele Mare), davor verläuft das tiefe Aries-Tal, in dem sich auch der Bergbauort Baia de Aries befindet. Der helle Fleck rechts der Bildmitte verleitet einen zum Blick durch´s Teleobjektiv

...

Blick durch´s Tele

... auf den Tagesbruch des Afinis (Stock IV). Aus der näheren Umgebung ist dieses Einsturzbecken nicht einzusehen. 

Coltul lui Lazar

... aus südlicher Richtung gesehen. Wer würde denken, dass wir uns hier auf den vorderen Rängen der Weltbühne befinden? Das unter der Erde liegende Gold lässt uns an dieser Stelle einmal etwas philosophisch werden: Würde man alles bisher auf der Erde gewonnene Gold in einen Würfel packen, so hätte dieser eine Kantenlänge von 21,71 m (Jahresende 2019). In den zwei zurückliegenden Jahren wuchs die Kantenlänge um nur 25,9 cm an. Trotz dieses marginalen Zuwachses gibt es einen stetig steigenden Handel an Goldderivaten, welche sich nicht auf den gegenwärtigen Goldbestand beziehen, sondern auch künftige Goldförderungen beinhalten. Die heutige Weltwirtschaft wandelt sich von der bestimmenden Ökonomie grosser Industrienationen zur sogenannten "Finanzialisierung", deren Ziel im Grunde die Unterwerfung der Weltökonomie zur Folge hat. All das sind sehr beunruhigende Entwicklungen. Und so bekommt die Stabilisierung des Weltfinanzkapitals eine zunehmende Bedeutung. Allein die weltweit gehandelten Rentenfonds (aus staatlicher Hand reinweg in jene der Kapitalspekulanten gelegt) setzen wiederrum viele Regierungen der Welt unter Druck. Und so fokussiert sich das Interesse auf die weltweiten Goldlagerstätten natürlich proportional im doppelten Sinne: Der Privatanleger sucht hier eine Teilabsicherung bei künftigen Weltfinanzkrisen und die grossen Spekulanten müssen, da Gold als Spekulationswert (Derivat) ein Teil der Spekulationen ausmacht, eben schlechthin einen steten Zuwachs der Kantenlänge gerantieren :-) ... Und so wird auch künftig dieses ansich wertlose Element Gold ohne jede Rücksicht auf unserer Erde zu Tage geförfert. 

Blick von den Höhen

... auf den Tagesbruch von Stock 2.  Dem absteigenden Tal weiter folgend, befindet sich ebenfalls zur rechten Seite etwas tiefer gelegen, der Tagesbruch des Franz-Stocks. Nur ein Tagesbruch, aber künftige Minen werden zumeist als Tagebau betrieben, riesig im Durchmesser und in der Tiefe, dabei samt Abraumhalden, grosse Flächen in Anspruch nehmend. Und so könnte es sein, dass eines Tages diese seit Ewigkeiten den ländlichen Einwohnern dienende Landschaft eine starke Veränderung erfährt. Das Gedicht, welches die Lehrerin Bastea Savuta aus dem nahen Lupsa der Nachwelt über "Die Schäferei" bewahrt hat, könnte so schon bald für alle Zeit in Vergessenheit geraten: 

Unter der Hügelspitze, / Bin ich seit Jung gegangen / Und hab' ich das Alter erreicht. / Oh, dann wann ich jung war / Und von der Wiese zurückkam / Immer wieder singen zwischen / Tannen und Buchen, / Hinter meiner lieben Herde. / Die Gipfel und der dichte Wald / Antworten so dem Mündchen und Pfeifen / Dem Ruf und der Schalmei, / Dass alle Täler schallten, / Wenn ich mit den Schafen kam. 

(Aus: Mica enciclopedie de etnografie si folclor Tara Motilor / prof. Sabin Cioica / Editura "ALTIP" ISBN 978-973-99310-8-1)


Einblicke

... in den nordwestlich gelegenen Tagesbruch von Stock 2 ("Caciula). 

Gehen wir noch einmal zurück auf die Gründerzeit von Offenbanya (Ovvunberg) und daraus resultierender Streitigkeiten und Ansprüche auf das nahe Umland. Im "Magazin für Geschichte, Literatur und alle Denk= und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens" (Kronstadt, 1846) [6] lesen wir unter den Anmerkungen von Graf Joseph Kemény zur Urkunde König Karl´s im Jahre 1325 wie folgt: 

"... Folglich wurde durch diese Urkunde vom Jahre 1325 den Insassen von Offenbánya die ganze Landesstrecke rundherum auf eine halbe Meile in der Ausdehnung verliehen. Im Kreise dieser Ausdehnung lagen auch die heutigen, im Thordaer Komitat liegenden walachischen Dörfer Ober- und Unter-Lupsa, allwo im Jahre 1366 ein gewisser "Nicolaus filius Kendeth" das Amt eines Knesen führte, und sich so viel Verdienste zu erwerben wußte, daß König Ludwig I. ihn aus dem unadeligen Knesialstand heraushebend, adelig machte und ihm und seinen Nachkommen die benannten Dörfer Lupsa als ein zukünftiges adeliges Besitzthum ... für immer verlieh ... Nun entstand aber zwischen den Insassen von Offenbánya und dem Nachkommen des obenbenannten Knesen, in Bezug auf den denselben mit Verkürzung des Offenbányer Gebietes erschlichenen Besitz von Lupsa, ein Streit, der über 100 Jahre dauerte, und endlich die Insassen von Offenbánya so stark erbitterte, daß sie im Jahre 1479, der vielen königlichen Vertröstungen müde, eigenmächtig auftreten zu müssen glaubten. ... Nachdem aber König Matthias I. sich gerichtlich überzeugen ließ, daß König Ludwig I. im jahre 1366, durch den damaligen Knesen von Lupsa "Nicolaum filius Kendeth" betrogen und irregeführt, die im Umkreise des Gebietes von Offenbánya gelegenen Dörfer Ober- und Unter-Lupsa demselben Knesen nicht verleihen konnte, so wurde die Verleihung durch König Matthias im Jahre 1487 gerichtlich für ungültig ... erklärt, der Besitz dieser Dörfer den Insassen von Offenbánya zurückgegeben, und die Nachkommen des oft erwähnten Knesen in den früheren Knesialstand zurückversetzt: ...

Aber die Geschichte wäre zu einfach und so verweisen wir nachfolgend auf weitere Quellen: ...

Zur anderen Seite des Tagesbruchs.

... In der Schrift "Ueber die Abstammung der Rumänen." (Von Jos. Lad. Píé. / Leipzig 1880) [7] erfahren wir über diese Gebietsstreitigkeiten: 

"... Dass aber auch in Transsilvanien das Recht der einheimischen Bevölkerung nicht immer beachtet wurde, ... ein Beispiel ... finden wir bei der Gründung von Offenbanya, dessen deutsche Bürger vom Könige Karl 1325 ein Privilegium erhielten, ... Nun lagen aber in diesem Umkreise von 1 1/2 Meilen die valachischen Dörfer (ville sue [regales]) Ober- und Unter-Lupsa, deren Knez Nicolaus filius Kendeth für seine treuen dem Könige geleisteten Dienste geadelt wurde und die beiden Dörfer seines Keneziats für sich und seine Brüder und Nachkommen als erbliches Eigenthum bekam (1366). Die deutschen Bürger von Offenbanya waren aber damit nicht zufrieden, erklärten die Schenkung für erschlichen ..., überfielen endlich nach einem langen Proccesse 1479 bewaffnet die beiden Dörfer, zerstörten alles, bemächtigten sich der vorhandenen Urkunden, nahmen den damaligen Besitzer Nicolaus gefangen, und marterten ihn, ihm selbst mit dem Tode drohend solange, bis er ihnen auch die letzten Privilegien herausgab. Der Streit wurde endlich 1487 durch den König Mathias geschlichtet, und zwar zu Gunsten der Bürger von Offenbanya, indem der König Ludwig cassiert, die Besitzer in den Kneziatstand zurückversetzte und das Gebiet den Bürgern von Offenbanya zusprach. Aus den ... Fällen geht deutlich hervor, dass in Transsilvanien namentlich bei Colonisation die vorhandenen Valachen und ihre Rechte ebensowenig respectiert wurden, wie überall anderwärts im Osten Europas, ...

Andere Schriften verweisen darauf, dass auch das von Rumänen bewohnte Dorf Muncelu von den Kolonisten zerstört und geplündert wurde, welches ebenfalls zum Kneziat Lupsa zählte.

Der Tagesbruch

... von Stock 2 (Caciula) ist nicht ohne weiteres begehbar. Im dem nahe verlaufenden Tal ist die Distanz zum Grund des Tagesbruchs am geringsten. Dennoch besteht an den senkrechten Wänden noch eine Abseillänge von ca. 10 m. 

Unter (8) finden sich Hinweise darauf, dass in diesen Tagesbrüchen (Stock 2 und Franz-Stock) noch bis ins Jahr 2005 Senkungserscheinungen aufttraten:

"... Dieses Bild einer lang dauernden und auf die Umwelt nur geringe Rücksicht nehmenden Gewinnungstätigkeit wird noch verstärkt und betont durch gewaltige Tagesbrüche mit Abmessungen von mehreren hundert Metern und großer Tiefe, die in den Jahren nach 2000 entstanden sind: Der untertägige Zusammenbruch großer Hohlräume in den sogenannten Stockwerken 1, 4, 5 und "Franz" setzte sich bis an die Tagesoberfläche fort, zuletzt am 26. März 2005. Diese Tagesbrüche, die mit ihren Ausdehnungen der "Großen Pine" im sächsischen Erzgebirge bei Altenberg ähneln, zeigen in ihren glatten, saiger verlaufenden Stößen angeschnittene alte Stollenbauwerke: Sie sind - trotz oder gerade wegen ihrer dramatisch großen Dimensionen - die herausragenden Denkmäler des heute historischen, über viele Jahrhunderte hindurch geführten Bergbaus von Baia de Aries."

Zur Verarbeitung

... der in Baia de Aries gewonnenen Erze in der Zeit nach dem 2. WK erfahren wir unter [8]:

"... Im Jahre 1957 wurde die mit rumänischen Aggregaten ausgerüstete Aufbereitungsanlage für Golderze mit einer Kapazität von 250 t/Tag dem Betrieb übergeben. 1959 begann man mit der Cyanid-Goldaufbereitung als zweite ihrer Art in ganz Rumänien, zu der im Jahre 1963 eine weitere, mit doppelter Kapazität (d.h. mit 500 t/Tag) hinzukam. Eine dritte mit gleicher Kapazität begann ihre Produktion´am Beginn des Jahres 1992. ..."

Im Jahr 1957 betrug das abgebaute und aufbereitete Erz = 38116 t bei insgesamt 202,8 kg Gold. Im Jahr 1962 abgebautes und aufbereitetes Erz = 265000 t bei insgesamt 539 kg Gold.  1965 arbeiteten in Baia de Aries 3037 Angestellte, davon 2661 Grubenarbeiter. Die Entwicklung des Bergbaus und seiner Gruben verlief ohne Unterbrechung mit gar steigenden Fördermengen an Erzen bis zur Schliessung aller Anlagen im Jahr 2004. Abschliessend dazu ein paar letzte Anmerkungen aus [8]:

"... Als diese Aufbereitungen (neue Aufbereitungsanlagen der Komplexerze) von der Filiale Societatea Miniera Baia de Aries der Bergbaugesellschaft "C.N.C.A.F. "Minevest", S.A. Deva im Sommer 2001 im Zuge des geltenden Fünfjahrplanes konzipiert worden sind, ging man von einer Lebensdauer der Bergwerke bis zum Jahre 2018 aus, doch fielen schon im gleichen Jahr auf Regierungsebene wichtige, anders lautende Entscheidungen. ... Durch Regierungsbeschluss 926/2003 wurde auch die Golderzaufbereitung eingestellt. Nachdem auch die Komplexerzaufbereitung schon seit gewisser Zeit außer Betrieb stand, wurde auch diese auf Grund des Regierungsbeschlusses Nr. 1846 vom 28. September 2004 für immer geschlossen."

Und so endet auch dieser kleine Ausflug in eine Gegend, an der - so kann man sagen - 100 % aller touristisch Reisenden mit Sicherheit vorbeizufahren gedenken. Woher sollen sie auch wissen, was für ein geheimnisvolles Land das ist, mit all seinen alten und uralten Zeugnissen der Goldbergbaugeschichte und gar einer sich hinter Baia de Aries erhebenden Landschaft, die mit ihren vielen vulkanischen Felskuppen bis hinauf zum 1437 m hohen Vf. Poienita, schon vor hunderten Jahren reisende Gelehrte mit grosser Bewunderung verzauberte.

<- Historisches Foto aus der "Colectie Muzeala Miniera"



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Fotos: Wilhelm Scherz

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