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Reisen in Rumänien oder der Weg zu den Vulcanii Noroiosi

Ein Reisebericht von Moritz Heintze

Acest articol în româneste III


1. Maramures 2002 – Nachlese

Eigentlich beginnt diese Geschichte dort, wo der letzter Bericht aufhört – in Baia Mare. Wir hatten letztes Jahr noch vorgehabt, nach Osten die Karpaten zu überqueren, über Lacu Rosu und Cheile Bicazului in Richtung Piatra Neamt und dann zu den Schlammvulkanen bei Buzau. In Baia Mare erhielten wir die Auskunft dass wir mit dem Bus über Cluj fahren mussten. Eigentlich eine schöne Strecke durchs Gebirge, aber diesmal gab es nur Regen und Wolken zu sehen. In Cluj haben wir dann erst einmal den Bus verpasst, wir sind im Bahnhof ausgestiegen und hätten zum Busbahnhof weiterfahren müssen.

OK. Aber, schnell wurde klar dass der Aufenthalt in Cluj selbst eine Reise wert ist. Eine gut erhaltene lebendige Altstadt soweit einen die Füße tragen, so wie man es bei uns kaum mehr kennt, etwas Folklore, enge Gassen, der botanische Garten und abends Livemusik mit der Gruppe Iris (sollten alle Rock-Fans, die nach Rumänien kommen unbedingt hören). Als wir dann zur Weiterreise aufbrechen wollten, erhielten wir jedoch die Auskunft dass der Bus nicht alle Tage fährt. Hmm. Es fand sich doch noch ein später Bus, das bedeutete aber höchstens einen kurzen Blick auf die Cheile Bicazului auf der Durchreise, und Ankunft in Piatra Neamt etwa um 10 Uhr abends, so dass wir eigentlich über Nacht nach Buzau weiter kommen sollten. Aber die Kettenreaktion der Überraschungen hatte erst begonnen. Im Nachhinein habe ich gelernt, dass Reisen in Rumänien nirgendwo so echt ist wie im Überlandbus, aber dass man unvorhersehbare Änderungen im Reiseweg und Ziel fest einplanen sollte.

Der Bus war dann gut voll, einen Sitzplatz gab es nur für die erste Hälfte der Fahrt, und wegen dem schwierigen Wetter (2002!) kam er auch nur langsam voran, so dass wir nicht mehr bei Tageslicht die Berge zu sehen bekamen. Nach Piatra Neamt dann irgendwie im Halbschlaf auf dem Boden kauernd. Wir wachten plötzlich auf als jemand aussteigen wollte. Auf die Frage „Wo sind wir?“ hin stellte sich heraus, dass dies schon der Ortsausgang von Piatra Neamt ist. Es war ½ 2 und der Fahrer war durchgefahren weil wir nicht bescheid gesagt hatten. Ich frage mich, wie man bei Dunkelheit und Regen da wissen soll, wo man ist.

Es fand sich zwar recht schnell ein Taxi zum Bahnhof, aber der letzte Zug war gerade vor 10 Minuten abgefahren. Also für den Rest der Nacht in die Wartehalle, etwas Schlaf, etwas Chlorgeruch und Lärm von der Putzkolonne und dann etwa um 5 in den Zug. Am späten Vormittag in Buzau angekommen, stellte sich heraus dass es zu den Schlammvulkanen noch ca. 30 km sind und dass es die nächste Verbindung nach Berca erst im Laufe des Nachmittags gibt. Also erst mal „Adee Schlammvulkane“ und zurück nach Bukarest, die Zeit war um. Buzau scheint zunächst äußerst hässlich, offensichtlich hatten die sozialistischen Städteplaner sich in der Innenstadt ziemlich ausgetobt.

 

2. Oltenia, 2003

Dieses Jahr sollte die Reise mehr in den Süden und nicht zu weit von Bukarest wegführen, die Wahl fiel deshalb auf die Höhlen Pestera Muierii und Pestera Polovragi bei Baia de Fier und das Gebiet von Cozia. Beides versprach interessant zu werden und Karten von der Gegend konnten im Netz gefunden werden. Nach Baia de Fier gibt es einen direkten Bus, Abfahrt von Bukarest am Vormittag und Ankunft am späten Nachmittag. Natürlich hatte in diesem Jahr die Fahrt in die Berge auch etwas von einer Flucht vor der Hitze. Der Anblick der trockenen Landschaft unterwegs hat etwas trauriges, wenn man bedenkt dass es für Ernteausfall hier keinen Ausgleich gibt. Kurz vor Ramnicu Valcea werden dann die Hügel abwechslungsreich und grüner. Baia de Fier selbst liegt am Fuß der Berge, direkt unterhalb der Cheile Galbenului, wo der Galben-Fluss eine Schlucht in den Kalkfelsen gebildet hat. Wie andere Dörfer in Rumänien hat Baia de Fier eine beträchtliche Ausdehnung, da die Häuser Gärten und zum Teil auch direkt angrenzende Felder haben. Manche Wege zu den Feldern sind wirklich weit, wie Heuwagen mit Unterkunft erkennen lassen. So ist es ein recht weiter Weg von der Bushaltestelle zur Höhle Pestera Muierii und der Cabana dort. Unterwegs begleitet uns eine Frau, die auf einem Bauerhof arbeitet, sie erzählt nachdenkenswertes aus ihrem Leben. Ihr täglicher Weg zur Arbeit hätte schon mehrmals um die Welt gereicht aber das Monatsgehalt von 1,5 Millionen (40 €) erlaubt nicht solch Luxus wie ein Fahrrad. Das erklärt auch weshalb alle Leute hier Gärten haben. Sie könnte eine besser bezahlte Arbeit in der Stadt kriegen, sagt sie, aber dort sind auch die Lebenshaltungskosten höher.

Als wir das Dorf verlassen ist das Tal um die Höhle herum gut besucht mit Lagerfeuern und Campern. Nummernschilder teils aus der Gegend, teils auch aus Bukarest. Offensichtlich sind andere Leute auch der Hitze im Flachland entflohen. Die Höhle kann bequem in geführten Gruppen besichtigt werden, es ist ein wagerechter Gang der vom Fluss ausgewaschen wurde bevor die heutige Schlucht zwischen den Cheile Galbenului entstand. Tropfsteinformationen, die die Fantasie beflügeln und alle möglichen Namen bekommen haben und einige recht enge Durchgänge. Es sind weit mehr als die öffentlich zugänglichen 500m bekannt.

Die Cabana ist ein Holzhaus, 2 Stockwerke hoch und etwas schief aber OK für die Nacht. Nur am nächsten Morgen eine Überraschung: Wir wollten um 7 aufbrechen zum Bus nach Polovragi, aber vor 8 ist niemand zum Auschecken da. Zum Glück scheint es nach der Karte einen Fußweg von ein paar Stunden durch die Berge zu der Pestera Polovragi zu geben. Unterwegs gesellt sich ein Hundepärchen zu uns, eigentlich nette Wegbegleiter aber von den Anwohnern nicht so gerne gesehen. Kein Wunder, eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist es, Geflügel zu scheuchen. Andererseits halten sie auch andere allzuneugierige Hunde im Schach. Ein Mann, der ein paar Baumstämme den Berg hochtrug, sagte uns dass der Weg schwer zu finden wäre und empfahl am Ortsrand entlang zu gehen. Im nächsten Flusstal angekommen, lud ein Weg ein direkt am Oltet entlang dazu ein, dort direkt in Richtung der Höhle zu gehen und nicht der Straße durch den Ort zu folgen. Eine erholsame Ruhe nach dem Betrieb am Vortag, eine einsame Mühle, aber dann wird der Weg recht abenteuerlich. Nachdem wir ein paar mal den Fluss durchqueren mussten und den Abhang zur Straße hochklettern sind wir auf der falschen Seite eines schier endlosen Holzzaunes. Über einen soliden Zaun zu klettern ist ja schon schwierig genug, aber dann musste auch noch ein Durchschlupf für zwei unglücklich jaulende Hunde gefunden werden. Weiter flussauf wird die Schlucht der Cheile Oltetului richtig eng, die Straße ist in die Felswand gehauen und die Höhle, ähnlich der Pestera Muierii öffnet sich wie ein Tunnel in der Wand. Neben bunten Tropfsteinen gibt es einen gespenstigen Sensenmann zu besehen, den ein Eremit vor einigen 100 Jahren mit Asche und Rauch auf den Fels gemalt hat.

Da der "Popasul Turistic Polovragi" gerade neu gebaut wird, finden wir Unterkunft in dem ehrwürdigen Gemäuer des Nonnenklosters Manasteria Polovragi. Es ist, wie wir gerade festgestellt hatten, gut eingezäunt, ein Schmuckstück und der Blumengarten ist ein Kunstwerk. Am nächsten Tag gibt es allerdings mal wieder ein Durcheinander: Uns werden unterschiedliche Abfahrtszeiten für den Bus nach Ramnicu Valcea genannt und als wir an der Haltestelle ankommen, hatte sich der Kaufmann, der eigentlich den Bus jeden Tag sehen muss geirrt und der Bus war fort. Ein langer Weg durch das Dorf und schließlich ein anderer Bus bringt uns zur Hauptsraße und von dort ein Auto nach Ramnicu Valcea. Von dort nach Cozia fahren regelmäßig Busse, das Olt-Tal bietet eine tolle Aussicht und wir kommen zu einer vernünftigen Zeit in Caciulata an.

Ein Komplex von Hoteltürmen, die den „Charme“ der Zeit vor der Revolution verbreiten ist zunächst nicht so einladend, aber im Ort selbst kann eine vernünftige Privatunterkunft gefunden werden. Cozia bietet sonst einiges: Klöster, ein Kurpark, Mineralbrunnen noch im Original 80-Jahre Stil und die felsige Gebirgslandschaft. Es gibt gut bezeichnete Wanderwege und wir besuchen das Kloster Manasteria Stinisoara in einer Talmulde zwischen den Bergen versteckt. Am nächsten Tag dann mit dem Bus nach Sibiu. Wieder eine Stadt die so aussieht als hätte das moderne Leben die Bauten von einem Historienfilm besetzt. Und etliche Baustellen wo restauriert wird zeigen, dass die Stadt auch vorhat, ihren Charakter für die kommenden Jahre zu erhalten. Bunt und interessant ist auch her der Markt, fotografieren scheint dort ungewohnt zu sein und weckt durchaus Interesse.

 

3. Buzau, die Zweite

Da wir unsere Ziele auch gerne erreichen, nun in diesem Sommer anschließend der zweite Anlauf zu den Schlammvulkanen. Ich hatte inzwischen eine Karte gefunden und genauere Vorstellungen von den Entfernungen. Die Idee war, morgens früh mit der Bahn von Bukarest in Richtung Berca aufzubrechen, dort ein Zimmer zu finden um dann in Ruhe zu den Vulkanen zu gelangen. In Berca aber lernten wir schnell, dass „Unterkunft“ ein Fremdwort ist. Nach etlichen Versuchen in den Läden, wo wir nur verdutzte Blicke ernteten, half uns ein Handwerker an der Kirche weiter: es würde in Kürze einen Bus nach Policiori geben, von wo wir dann zu Fuß weiter kommen könnten. Gut, aber nun eben mit Gepäck. Zwar bei großer Hitze, aber mit entsprechend viel Sonnenschein, gibt es auf der Fahrt durch die Dörfer vieles zusehen. Die Häuser nicht so dicht und ernst wie im „deutschen“ Teil von Rumänien, und viel südländischer als Maramures, mit ihren schattigen Weinlauben und gelegentlichen byzantinischen Verzierungen. Die Leute wieder in einer schwer zu beschreibenden Mischung aus traditioneller und modischer Kleidung.

Diesmal war der Fahrer so freundlich und lässt uns an einer Gabelung raus, von wo es nur noch ein paar Kilometer zum Ziel sind. Der Weg führt durch eine freundliche, in diesem Jahr sehr trockene Berglandschaft, kein Felsen sondern hügelig erodierter Lehm oder Mergel, der ja auch für die Bildung der Schlammvulkane verantwortlich ist. Ein Bauer kommt mit einem Ochsenkarren voll Heu vorbei, erzählt uns aber, dass ihm das Geld für Ochsen nicht reicht, und dass er seine Kühe anspannen muss. Der Weg ist ausgeschildert, es kommen auch immer wieder Autos mit Reisenden vorbei, aber meistens voll besetzt.

Mitten in dieser Kulturlandschaft, überwiegend Weideland und Obsthaine, dann als grauer Fremdkörper die Mondlandschaft der Schlammvulkane. Zahlreiche Besucher und eine neu gebaute Gaststätte, natürlich nicht ohne Musik, lassen erkennen, das dies ein Ort von touristischen Interesse ist. Die bis zu kopfgroßen Schammblasen, die in den Kraterseen emporsteigen und platzen, kündigen sich zum Teil schon mit einem dumpfen Gurgeln an, was das Fotografieren durchaus erleichtert. Später wurde ich gefragt ob sich der Weg denn lohnt, meine Antwort ist für den, der kein sensationelles Naturschauspiel erwartet eindeutig: Ja. Irgendwann drängte sich natürlich die Frage nach der Rückkehr auf und wir machten uns auf den Weg, erschöpft, in der Hitze und mit der Gewissheit das man nie weis wie es so weitergeht. Aber ausnahmsweise ging alles ganz schnell. Ein Auto brachte uns zum nächsten Dorf, dort kam nach 10 Minuten der Bus nach Buzau. So einfach kann reisen sein.

In Buzau in einem leidlichen Hotel am Bahnhof angekommen, fanden sich beim Spaziergang durch die Stadt dann doch einige Straßenzüge, die den Städteplanern irgendwie entgangen sind und die den südländisch-mediterranen Charme einer rumänischen Stadt erkennen lassen. Das Rathaus steht allerdings unglaublich orange-rosa und traditionell zwischen den grauen Plattenbauten. Insofern muss ich also den Reiseführen widersprechen, dass es dort nichts sehenswertes gäbe.

Noch ein kleines Abenteuer zum Schluss: Von Buzau sollte es am nächsten Morgen nach Iasi weitergehen. Nach Auskunft von www.bahn.de und des rumänischen Kursbuchs kein Problem: Einfach vormittags einen Lokalzug nach Faurei nehmen und dann in den Schnellzug umsteigen. Etwas merkwürdig war nur dass wir in Buzau für diese Verbindung nach Iasi nicht durchlösen konnten. In Faurei (ein paar Wohnblöcke, Kioske und Abstellgleise) dann die Erklärung: Das Kursbuch hat einen Fehler, der Zug nach Iasi hält hier nicht und die Bahngesellschaft nimmt das irgendwie nicht zur Kenntnis. Also zurück nach Buzau, umsonst früh aufgestanden und dann mit dem Nachmittagszug direkt nach Iasi.

Moritz Heintze moritz5uh@yahoo.de


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