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Die "Drei Herren vom Grill" ...

Wandern in der Maramures und Höhlen im Bihor-Gebirge

Der geglückte Versuch, zwei Ahnungslose für einen Karpatenurlaub zu gewinnen!

Ein Reisebericht aus dem Jahr 1996 von Wilhelm Scherz (Karpatenwilli@t-online.de)

Bilder zur Story "Die Drei Herren vom Grill"


Drei Freunde aus dem Brandenburger Land kamen sich irgendwann überein, eine Wanderung durch die rumänischen Karpaten zu planen. Ich für meinen Teil war erfahren darin, was es heisst, die Anstrengungen mit schwerem Gepäck zu ertragen, die gefährliche Wirkung eines ganz bestimmten rumänischen Getränkes richtig einzuschätzen (dachte ich jedenfalls), die vielen Unplanbarkeiten einer solchen Tour auf sich zu nehmen und schliesslich noch Freude daran zu haben, sich in einer Höhle so richtig einzusauen. Wie aber kann man die zwei Freunde vor einem Karpatenkollaps bewahren? Wochenlang ging es mir im Kopf um, was wohl der richtige Einstieg wäre. Da bekanntlich die Probleme zumeist im Kopf gemacht werden, so musste ich also gleich zu Beginn der Reise die grössten "Anreize" für´s Köpfle erwirken. Was lag da näher als die Maramures!

Warum mir an der Tour mit den anderen Herren so gelegen war, das erklärt sich schnell. Mit dem Christian hatte ich nach der Revolution in Rumänien, eine Rumänienhilfsorganisation hier in Jüterbog gegründet. Viele Hilfsgütertouren haben wir seit dem durchgeführt, mit allen positiven und negativen Erfahrungen, die man dabei so macht. Christian war immer einer der Hauptorganisatoren, der sich mit einem Höchstmass an Arbeit dort einbrachte. Seine Art, sich mit den rumänischen Menschen anzufreunden fand ich ausserordentlich gut. Später kam auch Frank zu unserer Gruppe hinzu. Ebenfalls ein Organisationstalent und einer der sich keinesfalls aufgibt, selbst wenn der Herrgott den Finger hebt.

Mit der Zeit fand ich es sehr schade, dass die Zwei Rumänien immer nur über die Rumänienhilfe kennen lernten. Land und Leute hatten sie dabei längst lieben gelernt. Nun aber war es eine günstige Gelegenheit der Zeitgeschichte, dass wir drei Herren einmal gemeinsam die Schönheiten des rumänischen Landes erobern konnten. ...

Ein wichtiger Punkt, den ich meinen zwei Freunden noch vermitteln musste, dass war die Einsicht in die richtige Ausrüstung. Das Schuhwerk insbesondere merkte ich als das A und O der Wichtigkeiten an. Natürlich ist das auch mit Ausgaben verbunden und da galt es natürlich Kompromisse zu machen. Ein Zelt brauchten die beiden, einen guten Schlafsack und natürlich die Wanderschuhe.


16.-17.05.1996 (Donnerstag / Freitag) ... Die Anreise und der baldige Beginn von chaotischen Zufälligkeiten!

10:49 Uhr sassen der Christian, der Frank und meine Wenigkeit im Zug nach Budapest. Frank hatte noch einen grossen Beutel voller Jeva-Pils organisiert. Meine erste Flasche schäumte gleich nach dem Öffnen kräftig drauf los. Die Auslegeware des Grossraumwaggons erwies sich dabei als äusserst saugfähig. 22:37 Uhr erreichten wir mit einigen Minuten Verspätung Budapest. Unser Anschlusszug nach Rumänien, Wien - Bukarest, hatte aber ebenfalls 40 min. Verspätung, so dass wir uns noch neu mit Bier und Essbarem für die Weiterfahrt rüsten konnten. Alba Iulia erreichten wir dann mit etwa einer Stunde Verspätung. Ich tauschte gleich im Zug mit einem Rumänen noch 100,-DM in Lei. Die Fahrt von Cluj, hinauf in die Maramures war wunderschön. Bei Salva stiegen alte Bäuerinnen zu, die auch einiges Gepäck an lebenden Federvieh dabei hatten. Wir begrüssten uns freundlich. Abends gegen 18:40 Uhr hatten wir den kleinen Ort Romuli erreicht. Wir verabschiedeten uns von den alten Bäuerinnen und stiegen aus, denn hier sollte uns George mit dem Auto abholen. Aber er war nicht dort. Auch der Bahnhofsvorsteher konnte uns nichts sagen, woraufhin wir schnell wieder den Zug bestiegen, um per Bahn noch möglichst nahe an Botiza heran zu kommen. Dass hiess noch einige Stationen bis Statia Iza. Also begrüssten wir wieder die Bäuerinnen und setzten uns auf die noch angewärmten Plätze.

Dann Station Iza. Wieder Abschied von den Damen und dem Federvieh und raus. Wir stiegen die Treppen hinunter zum Dorf. Da erspähte ich gleich einen "Karpatenschreck" (so ein Kleinbus rumänischer Bauart). Der Besitzer bastelte gerade am Motor herum. Ich sprach ihn an, wegen einem Transport nach Botiza. Er sagte zu. Nach 15 min. hatten wir uns hinten im Kleinbus plaziert und ab ging die Fahrt. Nach etwa 10 km ging der Motor aus. Motorklappe hoch, Kraftstoffilter raus, wieder rein, den nächsten LKW angehalten, angeschleppt, und weiter ging die Fahrt. Zumindest für 10 Minuten. Motor wieder aus! Das ganze Prozedere von vorn: Motorhaube hoch, Kraftstoffilter komplett ausgetauscht, Diesel auf der Strasse, Motorhaube zu, LKW zum Anschleppen angehalten, Anfahrt, Feuer unter der Motorhaube, ich rief erregt "foc, foc!", der Fahrer winkte ab, Motor sprang an, Hupzeichen, LKW hält, Seil ab, immer noch Feuer unter der Motorhaube. Fahrer steigt ein, fährt an, macht noch einmal dabei die Motorhaube auf, bläst mit einem kräftigen Ruck das Feuer aus und fährt unberührt weiter. Das Glühkerzenkabel war schuld am Feuer, es war nicht isoliert. Ja, so ist das mitunter in Rumänien :-). Kurz vor Sieu überholte uns George mit seinem Dacia und fuhr ebenfalls allein nach Botiza zurück. Er hatte uns wahrscheinlich verfehlt. Eh wir reagieren konnten, war er schon weit voraus.

Dann hatten wir Botiza ohne weitere Pannen erreicht. Hei was war das für eine freudige Begrüssung bei Familie Iurca! Mirela tischte kräftig auf und George schenkte ebenso kräftig ein, während dessen wir beides kräftig mussten: Essen und Trinken. Du lieber Gott, da hatte es mich aber doch ganz schön erwischt. Als wir abends in den Schlafsäcken lagen, da konnte ich dem Christian in schwer verständlichem Deutsch nur noch zuflüstern, er solle schnell das Fliegenfenster herausnehmen. Er nahm es raus und ich verrichtete mein nächtliches Stossgebet. Ich war der Hoffnung, dank meines langen Halses doch all meine Gaben unbemerkt und unauffällig zwischen die Blumen plaziert zu haben.


18.05.1996 (Samstag) ... Eine Rundfahrt durch die Maramures.

Mit George hatten wir am heutigen Tag eine kleine Rundtour durch die Maramures geplant. Zuerst besuchten wir die neue Klosterkirche in Bârsana. Sie stellt mit einer Turmhöhe von 57 Meter das derzeit höchste Holzbauwerk der Maramures dar. Der Rohbau steht. Im Kellergeschoss der Kirche werden schon Gottesdienste abgehalten. Mit den Bauarbeiten begann man im Jahre 1993 und im Januar 1996 wurde die Klosterkirche offiziell geweiht! Neben der Klosterkirche wird auch das Wohnhaus der Nonnen demnächst vollendet sein. Die Architektur mutet an, als befinde man sich in einem Märchen!

Anschliessend besuchten wir, ebenfalls in Bârsana, die alte Holzkirche "Sf. Nicolae". Hier begab ich mich auch gleich auf die Suche nach einem Motiv der hiesigen Wandmalerei: -Heruvimii "cu ochii"- (Engel mit Augen). Der Preot verriet uns, dass sich das Motiv im "Altarul" befindet und es wurde uns gestattet auch ein Foto davon zu machen. Das war wirklich ein ausserordentliches Dankeschön wert! Für mich hatte sich damit ein lang gehegter Wunsch erfüllt.

Nach Bârsana verliessen wir zunächst das Valea Iza und fuhren nach Busteni um die Kirche "Biserica din Budesti-Closani" zu besuchen. Mitten in der hügeligen Dorflandschaft stand die wunderschöne Holzkirche. Leider war sie verschlossen. Dafür aber besichtigten wir noch einige schöne Maramureser Holztore in der nahen Umgebung.

In Sighetu Marmatiei angelangt, wurde es Zeit für ein deftiges Mittagessen. Wir entschieden uns für eine Pizza. Dann aber wurde es Zeit zur Weiterfahrt nach Sápânta zum Fröhlichen Friedhof. Über eine Stunde sind wir zwischen den wunderschönen Grabkreuzen umhergestreift und haben uns vom George manchen Text übersetzen lassen.

Am Nachmittag genossen wir dann das Dorfleben in Botiza.


19.05.1996 (Sonntag) ... Es wird Zeit zum Wandern!

Nach einem Tag mehr sitzender Exkursion, wird´s nun Zeit mit dem leichten Wandern zu beginnen. Das Wassertal im Maramures-Gebirge hatten wir uns dafür auserkoren. Das Gepäck dabei von halber Last, wegen der wenigen Tage des Unterwegsseins. Die Strecke zunächst beinahe eben verlaufend und äusserst abwechslungsreich. Ideale Bedingungen zum Einwandern also.

Früh sind wir mit dem Auto in Botiza gestartet. In Viseu de Sus hat George dann den Wagen bei Freunden untergestellt. Und los ging´s. Vorbei an der grossen Holzfabrik von Oberwischau und dann immer rechts entlang des Vaser. Kurz vor Valea Pestilor sahen wir auf der linken Seite vom Vaser einen grossen Menschenauflauf. Hier wurde gerade die Grundsteinlegung für eine neue Holzkirche gefeiert. Ein Grund mehr, immer wieder einmal das Wassertal zu besuchen.

Hinter der kleinen Ortschaft Valea Pestilor begann die eigentliche Abgeschiedenheit des Wassertals. Ein Stück verläuft zur linken Seite des Flusses noch eine Forststrasse, die nach ca. 5 km endet. Kurz vor Novát gelangten wir an einen in den Fels geschlagenen Gang, der zu einer Kammer führt. Diese Anlage gehört zu einen kleinen Bunkerkomplex, der im Ersten Weltkrieg angelegt wurde. Ein etwas grösserer Bunker findet sich hier auch zur linken Seite des Vaser. Wir legten unsere Rucksäcke ab und furteten den Fluss.

Anschliessend wanderten wir noch ein Stück weiter das Tal hinauf, um auf einer schönen Wiese zwischen dem Vaser und den Bahngleisen die Zelte aufzuschlagen. Es war ruhig im Vaser - Sonntag halt. Nach dem die Zelte standen wurde Feuerholz gesammelt. Christian nutzte die Gelegenheit zu einem Bad im eiskalten Wasser des Vaser. Oh je, mich hätten da keine 10 Pferde reinbekommen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit begannen wir mit dem Zubereiten der Speisen. Es gab Speck am Spiess und dazu ein reichlich Mass an Tuicá. George redete uns gut zu, dass wir nur recht viel essen sollten. Klar, er hatte ja auch die Lebensmittel im Rucksack :-). Lange plauderten wir am Feuer und es wurde spät. Frank war der erste, der den Weg zum Zelt antrat. Aber was war das? Frank hatte einen deftigen Schlingerkurs aufgelegt. Aber nicht wegen dem Tuicá, soll da einer denken, sondern um in der Dunkelheit auch möglichst sicher das Zelt nicht zu verfehlen!


20.05.1996 (Montag) ... Wenn Leben in´s Tal kommt.

Heute hatten wir keine Eile und so wollten wir unbekümmert uns von den ersten Sonnenstrahlen wecken lassen. Weit gefehlt, denn es war Montag. Mit einem Mal kam ein grollendes Getrampel und Gewieher auf uns zu. Männer riefen laut dazwischen. Eine etwas hektische Szene schien sich da draussen abzuspielen. ukrainisch-stämmige Waldarbeiter wollten ihre Pferde das Tal zur Arbeit hoch treiben. Den Pferden schien dies wohl bewusst und so versuchten sie immer wieder auszuweichen und das Tal runterwärts zu flüchten. Schlaue Kerl´s waren das! Aber sie hatten keine Chance gegen die ebenso findigen Waldarbeiter. Ruhe kehrte ein.

Als wir beim Frühstück beisammen sassen, da kam plötzlich das erste Schienenfahrzeug hinauf gefahren. Es war so ein Dieseltriebwagen mit einem offenen Personenhänger. Witzige Bauart und wohl einzigartig auf der ganzen Welt. Wir winkten den Passagieren zu und sie grüssten zurück. Kaum eine halbe Stunde war vergangen, da kam dann das, worauf wir schon gewartet hatten. Von weitem kündigte sich die alte Dampflok an. Zuerst mit ihrem Pfeifsignal, dann dass schwere Schnauben der Lok, wenig später stieg weisser Dampf im Tal auf und dann kam sie, die alte Dampflok. Schnell hatten wir die Kameras positioniert und versuchten einige Schnappschüsse einzufangen. Dann wurde es erneut turbulent. Ein kleines Mädchen trieb Kühe das Tal hinauf. Ein Stück unterhalb unserer Zelte querte das Mädchen mit den Kühen den Fluss. Die Oma kam hinterher und bemerkte, dass eine Kuh fehlte. Das Mädchen sollte zurück und die Kuh über den Bach treiben. Aber es wollte nicht noch einmal durch das kalte Wasser. Die Oma schimpfte kräftig drauf los und als alles nichts half, gab´s eine schallende Ohrfeige. Schliesslich ist die Kleine dann doch los, um die fehlende Kuh zu holen. Ja, mit jedem Montag kommt hier Leben ins Tal!

Wir wanderten gemütlich immer talaufwärts bis zu einer Waldarbeiterstation kurz vor Fáina. George kannte den Förster. Mit diesem waren noch zwei weitere junge Waldarbeiter anwesend. Sofort und ohne zu fragen räumte der Förster für uns seine gute Stube und es gab kein Pardon, wir mussten uns mit den Schlafsäcken dort in diesem komfortablen Quartier einrichten. Mit Einbruch der Dunkelheit machte sich der Förster daran, ein Feuer zu entfachen. Schnell wurde klar, was folgt. Ein umfunktionierter Pflugteller mit angeschweissten Beinchen kam über das Feuer - es wurde also Disc bereitet. Natürlich war es für George mehr als nur eine Ehre, hier unsere Lebensmittel mit einzubringen. Die Leistungsbilanz des heutigen Tages war sehr gut und es gab so gut wie keine Fuss-Schadensbilanzen.


21.05.1996 (Dienstag) ... Eine Wanderung durch den Berg.

Gegen 10:00 Uhr verabschiedeten wir uns von den lieben Gastgebern und wanderten weiter in Richtung Iváscoaia. Auf halben Weg dorthin begann es stetig zu regnen. Erst bei Iváscoaia hörte der Regen wieder auf. Wir machten dort eine kleine Pause. Die Bergarbeiterstation war komplett verlassen. Alles stand leer und ist nun dem Verfall preis gegeben. So war es doch schön, dass ich diese Station noch von früher kannte, wie hier einst die Geschäftigkeiten ihren Lauf nahmen. Von hier aus machte ich damals auch meinen ersten Ausflug in die Unterwelt des Toroiaga-Massivs (1930 m). Die Bergarbeiter hatten mich auf eigenen Wunsch hin in den Berg einfahren lassen. Das war schon interessant.

Im Frühjahr des letzten Jahres bin ich dann mit dem George ein zweites mal von Báile Borsa aus durch das Stollensystem des Toroiaga-Massivs hinüber zur Bergarbeiterstation Mácárláu ins Valea Vaser gewandert. Das war schon ein tolles Erlebnis. George kannte sich hier gut aus, denn er hat als Bergbauingenieur viele Jahre in diesem Bergbaugebiet gearbeitet. So dachte ich mir, wäre auch diesmal eine Durchschreitung des Berges von Iváscoaia aus sehr interessant. George willigte ein. Wir liefen dann von der Bergarbeiterstation Iváscoaia aus hinauf zu den Stolleneingängen. Hier ging es nun auch ein erstes mal bergauf, was meine zwei germanischen Freunde zumindest doch etwas forderte :-).

An dem Stollen angekommen, nahmen wir unsere Lampen raus und dann ging es los. Wieder einmal sehr aufregend. Mitten im Berg kam uns ein Forstarbeiter entgegen, der ins Wassertal zur Arbeit wollte. Wir grüssten uns, wechselten ein paar Worte miteinander und weiter ging´s. Wir kamen an einer verlassenen Bergbaustation heraus. Nur ein Kompressor war zu hören, aber kein Mensch weit und breit zu sehen. Von hier aus hatten wir noch einen gehörigen Abmarsch, hinunter nach Báile Borsa vor uns. Im Ort angekommen, waren wir dann aber doch allesamt ganz schön geschafft. Mit einem Bus fuhren wir zurück nach Oberwischau, um dort mit George seinem Auto zurück nach Botiza zu gelangen. Meine zwei Mitreisenden Freunde hatten also ihre erste Bewährung gut bestanden und so blieb kein Zweifel daran, dass wir nun eine Wanderung durch das Bihor-Gebirge wagen könnten.


22.05.1996 (Mittwoch) ... Ruhetag

Heute gönnten wir uns einen Ruhetag, durchstreiften Botiza, machten den einen und anderen Schnappschuss und besuchten das eine und andere Magazin Mixt. Wir liessen uns von rumänischer Folklore beschallen und Mirela fütterte uns noch einmal richtig stramm, so dass wir beinahe der Versuchung unterlagen, das Bihor ganz ohne Lebensmittel zu durchwandern :-) !

Zum Abend wurde dann schon dass grosse Gepäck für den kommenden Tag geschnürt. Brot, Speck, Zwiebeln und Knoblauch kam noch hinzu. Und nicht zu vergessen, eine grosse Flasche Feuerwasser! Das nahm ich dann auch gleich in meinen Rucksack, symbolisch für die berühmte rote Mohrrübe, die man vor den bockigen Esel hängt! Es war noch einmal ein wunderschöner Tag in Botiza und uns wurde schon ein wenig wehleidig, nach so wenigen Tagen die Maramures wieder verlassen zu müssen.


23.05.1996 (Donnerstag) ... Beim ersten Mal da tut´s noch weh!

Gegen 9:00 Uhr sassen wir bereits mit George im Auto und befanden uns auf Fahrt in Richtung Apuseni-Region. Kurz hinter Turda erreichten wir das malerische Aries-Tal. Im letzten Winter hatte es hier infolge von starkem Tauwetter und zusätzlichen Niederschlägen ein Hochwasser gegeben. In den Bäumen hingen mitunter noch in 2 Meter Höhe Reste von mitgespülten Bruchholz und Müll hiesiger Zivilisation. Auch an den Häusern im Tal sah man mitunter über Fensterhöhe die Grenzstreifen der Wasserflut. Unglaublich. Die Strasse hier hatte dabei viel Schaden genommen, so dass George mit unserem schweren Gepäck doch sehr vorsichtig fahren musste. Wir kamen mit Müh und Not bis kurz vor Scárisoara. Hier waren die Strassenschäden dann doch so gross, dass wir uns entschieden, von nun an zu Fuss die Reise fort zu setzen. Wir waren ja eh nicht mehr weit von Gârda de Sus entfernt. Der Abschied von George fiel uns sehr schwer.

Von nun an hiess es, sich den Realitäten des Bergwanderns zu stellen. Wir liefen zunächst auf der Strasse weiter bis Gârda de Sus. Oh ja, da merkte ich meinen zwei Freunden dann doch schon ein wenig die Anstrengung an. Aber wir hatten ja noch zwei Trümpfe in der Hand. Das war zum einen die wunderbare Schluchtenlandschaft, die ab Gârda de Sus folgte und die darin befindliche Höhle "Pestera Poarta lui Ionel". Dort angekommen, legten wir die schweren Rucksäcke im Höhleneingang ab. Das grosse Höhlenportal ist schon recht imposant und schön anzuschauen. Für Christian und Frank war es die erste Höhle in Rumänien überhaupt. Wir gingen es langsam an und genossen die Begehung ausgiebig.

Schliesslich hiess es wieder "Gepäck über" und es ging weiter die Forststrasse bergauf. Mein eigentliches Ziel für den heutigen Tag waren ja noch meine Freunde bei Pestera Scárisoara. Christian und Frank hingegen waren aber doch ziemlich geschafft und so entschieden wir uns an dem ersten Forsthaus Station zu machen. Erst wollten wir hier zelten. Aber nach einer Kurzinspektion des Forsthauses stellten wir fest, dass das Obergeschoss, erreichbar über eine Aussentreppe, offen war. Zwei Räume mit Stahlbetten darin, luden uns regelrecht ein zum Verbleiben. Nun hiess es erst einmal: Kaffeezeit und Schokolade.

Zum Abend machten wir draussen ein Lagerfeuer und kochten auch dort. Das eine und andere Foto zum ewigen Gedenken wurde da geschossen und erst nach dem Urlaub, nach der Beschauung eben dieser Bilder, da erkannte ich den wahren Erschöpfungszustand von Christian und Frank :-). Darum wird dieses Foto auch nie veröffentlicht werden! Nun ja, beim ersten Mal da tut´s noch weh :-))) ! Dennoch, als wir da so am Feuer machen waren und die Arbeit so ganz ohne Absprache beinahe roboterhaft zwischen uns ablief, da kam mir doch der heimliche Vergleich von den "Drei Damen vom Grill", in deren Fernsehserien ja auch immer alles so gut Hand in Hand ablief. Und meine Vermutung sollte sich auch in den folgenden Tagen immer und immer wieder bestätigen!


24.05.1996 (Freitag) ... Die Eishöhle und die wohlschmeckendsten Eier der Welt!!!

Wir haben uns ausgeschlafen und sind den Tag ruhig angegangen. Gegen 10:00 Uhr sind wir dann aufgebrochen. Aber nach wenigen Metern machten wir noch einmal an einem alten Haus halt, in dem eine alte und fast blinde Dame wohnt, die ich schon zwei mal besucht hatte. Wir klopften an und uns wurde geöffnet. Der Sohn war ebenfalls zu gegen. Ein Schlitzohr und wie es scheint auch einer, der einen guten Tropfen sein Leben lang niemals verschmäht haben mochte. Und wieder fanden wir im Zimmer der alten Dame diese riesigen, auf einem Holzgestell aufgespannten Speckschwarten. Konserviert mit Salz und Paprika wird das edle Lebensmittel hier sozusagen luftgetrocknet. Klar, dass wir das fotografieren mussten!

Dann aber folgte gleich gegenüber dem alten Häuschen ein schmaler steil aufsteigender Fusspfad, hinauf zur "Pestera Ghetarul Scárisoara". Beim Gehöft meiner Freunde angekommen, war zunächst niemand zu gegen. Wir bauten unsere Zelte auf und dann sah ich die leeren Trinkwasserkanister am Hauseingang stehen. Wir machten uns also alle drei daran, mit den Kanistern zur 300 Meter entfernten Quelle zu gehen, um diese zu füllen. Die stellten wir dann wieder vor´s Haus und legten einen Zettel bei, dass ich hier wäre. Nun konnten wir gegen 15 Uhr gemütlich zur Eishöhle "Pestera Scárisoara" gehen. Am letzten Hof links des Weg´s vor dem Aufstieg zur Höhle meldeten wir uns, wegen dem Schlüssel und der Eintrittsgebühr. Die zuständige Bäuerin führte uns hoch und schloss hinter uns den Zugang wieder ab. Wenn wir aus der Höhle zurück kämen, dann könnten wir durch das Loch im Zaun ja wieder raus. Das war uns natürlich sehr recht, denn so konnten wir ganz ohne Zeitdruck in der Höhle umherlaufen. Über einen grossen Schacht steigt man auf kleinen Eisentreppchen 50 Meter in die Tiefe und dann geht´s durch ein riesiges Portal hinein, in jene Höhle, in der ein Gletscher mit einer Eismenge von 75000 m³ lagert. Dies war bereits mein dritter Ausflug in die Höhle, aber ich kann davon wohl niemals genug bekommen. Die etwa 4 m hohe Eispyramide mitten im grossen Saal der Höhle, hatte sich seit dem letzten Jahr wieder etwas verändert. Dann stiegen wir über Eisentreppen in den Saal der "Biserica Veche" hinab. Hier stehen wunderschöne Formationen von Eisstalagmiten in grossen Gruppen beisammen und erreichen eine Höhe von bis zu 6 Metern.

Nach der Begehung der Eishöhle machten wir uns auf die Suche der Politei-Höhle, fanden sie aber nicht. Sie ist eigentlich verschlossen und als Reservation ausgezeichnet. Aber wie es so ist mit den verschlossenen Höhlen in Rumänien - ist dies oft nicht von Dauer. Dennoch, unsere Suche verlief ergebnislos, auch wenn wir mehrere Grotten und kleine Höhlen fanden.

Auf dem Rückweg war es eigentlich geboten, einen kleinen Umweg über den Einstiegsschacht der "Pestera Sesuri" zu machen. Er war beinahe zugeschüttet mit dicken Ästen. Aber ein Einstieg, so wussten wir ja, ist hier ohne Abseiltechnik nicht machbar. Nun hatte uns der Durst ein und wir gingen zurück zum nahe gelegenen Magazin Mixt und gönnten uns je zwei Bere Ursus! Oh wie ich mich freute, die Iulia wieder zu sehen. Würden sie, ihre Tochter und der Schwiegersohn nun am Gehöft sein? Und schon über Tage hinweg erzählte ich Christian und Frank, dass die Leute hier Eier hätten, die alles bisher gekannte in Geschmack und Qualität wohl übertreffen würden.

Wir machten uns also auf den Weg zum Haus von Iulia. Sie war daheim und wir begrüssten uns herzlich. Leider sind Tochter und Schwiegersohn ins Bihor mit den Schafen, um sie zur zuständigen Stâna zu treiben. Das bedauerte ich sehr. Aber Iulia frug uns sogleich was wir denn essen wollten und beinahe zu gleicher Zeit schon bereitete sie uns die von mir so oft erwähnten Eier. Und eben so schnell mussten mir die zwei anderen "Herren vom Grill" ungefragt zustimmen, was da die Qualität der Eier anbelangte.

Da ich wusste, dass Iulia im letzten Jahr einen Elektroanschluss für ihr Haus bekam, hatte ich doch glatt ein Schraubenzieher-Set für Elektriker in meinem Rucksack mitgeführt. Der Schwiegersohn ist handwerklich sehr talentiert und selbst über solche Kleinigkeiten freut man sich hier sehr. Nun ergab sich aus der Unterhaltung mit Iulia doch glatt ein Problem, betreffs der Elektroinstallation. Sie konnte über einen doppelten Wechselschalter wählen zwischen: Licht an in Küche und Aussenlicht, oder nur Aussenlicht, aber die Variante "nur Innenlicht" funktionierte nicht. Das war natürlich sehr ungünstig. Günstig hingegen war, dass der Frank von Beruf ja Elektriker ist. Also machte er sich daran, diesen Schaltungsfehler zu beheben. Es dauerte ein wenig, weil es Probleme mit den Kontakten in der Verteilerdose gab, aber Frank wäre nicht Frank, würde er nicht für alles eine Lösung finden :-) ! Grosse Freude natürlich bei Iulia!

Ach ja, zum späten Nachmittag haben wir auch noch einen Blick in den Dachboden des Lagergebäudes neben dem Wohnhaus geworfen. Denn dort oben lagerten die über den Winter produzierten Schätze, die die hiesigen Motzen angefertigt haben. Holzfässer in verschiedener Grösse. Wie Matruschkas kann man sie der Grösse nach ineinander setzen. So können die Motzen, wenn sie einmal im Jahr mit ihren Pferdewagen zum Verkauf aufbrechen, die Ware optimal transportieren. Wir fanden auch noch ein altes, etwa 1 1/2 Meter langes Holzhorn. Versuchten uns im Anblasen - mit wenig Erfolg. Oh was war ich glücklich, wieder einmal hier zu sein! Zum späten Abend sind wir dann in die Zelte.


25.05.1996 (Samstag) ... "Was bin ich nur für ein Weichei!"

Gegen 10:00 Uhr verabschiedeten wir uns von Iulia um nach Casa der Piatre aufzubrechen. Allerdings nicht ohne vorher noch ein paar weich gekochte Eier zu verspeisen. Dann aber hiess es für die drei Herren vom Grill, sich erneut auf Wanderschaft zu beweisen. Kurz vor der Scárisoara-Höhle zweigt nach rechts ein Wirtschaftsweg ab. Wenig später kommt dort links vom Weg eine absteigende Wiese. Über diese verläuft leicht absteigend in Wegrichtung ein traumhafter Wanderpfad hinab ins Valea Gârda Seacá. Der Pfad wechselt sich ab mit Wäldern und Bergweiden, vorbei an einigen sehr einsam gelegenen kleinen Gehöften.

Im Valea Gârda Seacá angekommen, geht es dann weiter talaufwärts zum letzten Ort Casa de Piatre. Auf halber Strecke kommt noch eine ganz kleine Ansiedlung und ein Sägewerk. Dort machte ich halt und wartete auf Christian und Frank. Wir hatten eine unterschiedliche Art zu laufen und einigten uns darauf, an prägnanten Punkten immer zu warten. Christian folgte wenig später. Auf Frank warteten wir beinahe eine viertel Stunde. Dann kam er angetanzt und voller Selbstironie: "Man was bin ich nur für ein Weichei!". Dafür gebührt ihm Respekt in höchstem Masse! Das Schöne daran ist, dass man sich dabei aber um Frank keine Sorgen zu machen braucht. Was er sich vorgenommen hat, dass macht er auch - wohl bemerkt ohne dabei die Schönheiten der hiesigen Landschaft zu übersehen! Und dafür sprechen wir ihm nochmals hohe Anerkennung aus!

Als Frank vor uns den Rucksack zu einer Pause ablegte, da bot er uns Schokolade an. Nun ja, wir waren nicht abgeneigt und sagten zu. Dann begann Frank sich sozusagen zu outen. Plastiktüte für Plastiktüte zerrte er heraus. Nach kurzer Zeit hatte sich um seinen Rucksack ein riesiger Wall aus Plastiktüten angestaut. Die Schokolade hatte er nämlich ganz unten verpackt. Ei da hatten wir alle unseren Spass daran. Nach ausgiebiger Pause machten wir uns dann auf die letzten Kilometer zum Ziel, dass wir gegen 15:00 Uhr erreichten. Casa de Piatre, eine an einem Berghang aufsteigende Ortschaft von der man sich spontan fragt, wovon die Menschen hier leben. Sicher, es fällt einen sofort die Forstwirtschaft ein und einige werden bei Gârda de Sus eine Beschäftigung haben. Dennoch, der Ort hat eine eigenartige Abgeschiedenheit. Fast am unteren Ende des Ortes befindet sich eine ganz kleine uralte Kirche. Am Ende des Dorfes steigt noch ein steiler unbefestigter Weg zu den höher gelegenen Häusern auf. Hier hinauf mussten wir zu meinen Freunden, wo wir uns nach kurzer Begrüssung sogleich im Heuboden einquartierten. Urgemütlich!

Nach kurzer Absprache einigten wir uns für den heutigen Tag auf die Besichtigung einiger in der Nähe befindlicher Höhlen. Die schönste Höhle aber, die nahe gelegene "Pestera de la Ghetarul de la Vârtop", hoben wir uns für den morgigen Tag auf. Schnell hatten wir alles nötige beisammen und machten uns zunächst auf zur Höhle "Pestera Oilor". Nach einigen Erkundungen im Ort war die Sache schnell klar. Am unteren Ende der Ortschaft befindet sich eine nach links steil aufsteigende Bergwiese, die an einer steilen Felsflanke endet. Dort immer an der Felswand nach rechts entlang, kommt man zu dem ca. 2-3 Meter hohen Höhleneingang. Gleich zu Beginn steigt ein Höhlengang auf sehr lehmig-rutschigen Untergrund steil hinab. Die Formen in dieser Höhle wirken beinahe abstrakt vereinfacht und sind dennoch von ganz seltener Ausbildung. Unten war Wasser in den Gängen. Eiskalt wie sich herausstellte. Wir versuchten eine Durchwatung, aber es war nicht auszuhalten. Aber im Nachhinein haben wir einen Fehler gemacht, wir haben es unterlassen, den Wassergang nach rechts zu laufen, dort wäre noch einiges an schönen Formationen zu sehen gewesen. Aber egal, die Eindrücke waren eh schon Klasse! Den Aufstieg versuchten Christian und Frank dann ohne Schuhe - mit weit mehr Mühe wie sich zeigte. Dann machten wir uns auf zur Höhle "Pestera Coiba Mare". Ein riesiges Eingangsportal führt in die Höhle hinein, in welcher auch ein momentan trockenes Bachbett verläuft. Erst im grossen Höhlensaal fliesst Wasser in dem kleinen Bach. Aber wir hatten grosses Pech, denn bereits der Bereich "primul sifon deschis" war komplett versandet. Die Ursache waren die Wasserfluten im letzten Winter. Es wurde so viel Material angeschwemmt, dass es wieder einige Zeit braucht, bis das Material abgebaut ist. Sonst aber steht die Coiba Mare-Höhle mit der Coiba Micá-Höhle in Verbindung. Wir hatten dennoch in der Pestera Coiba Mare unsere Erlebnisse. Kurz nach dem Eingang befinden sich links etwas oberhalb einige sehr schön geformte Höhlengänge. Wir verbrachten doch einige Zeit darin.

Anschliessend sind wir draussen das trockene Bachbett hochwärts gelaufen, welches direkt zum Eingangsportal der Pestera Coiba Micá führt. Hier fanden wir ein überraschendes Phänomen. Durch die Wasserfluten des Winters wurde hier so viel Material angeschwemmt, dass sich bei dem Höhlenportal ein richtiger natürlicher Staudamm gebildet hat. Bei grösseren Wasserläufen fliesst das Wasser zunächst über die Coiba Micá ab. Erst wenn die Gänge der Höhle die Wassermengen nicht schnell genug abfliessen lassen können, dann steigt draussen in diesem natürlichen Staudamm - dessen Sandbarrikade bis zu 4 Meter hoch ist - das Wasser an und fliesst darüber ab, in Richtung Coiba Mare-Höhle. Es war schon unglaublich, wie viel Totholz hier mitgeschwemmt wurde. Bis hin zu riesigen Baumstämmen.

Der Höhleneingang der Pestera Corobana de la Coiba, nahe der Pestera Coiba Mare musste ebenfalls komplett vom Schwemmmaterial zugeschüttet sein. Wir fanden jedenfalls nichts mehr.

Mit wunderbaren Eindrücken und Erlebnissen gingen wir zurück zum Ort. Was hatten wir für einen gewaltigen Durst! Ganz in der Nähe der kleinen Kirche wurden wir fündig. Ein Magazin Mixt. Die Gäste sassen vor dem Haus allesamt auf einer einfachen Bank. Darunter auch eine lustige Omi, die im Alter von wohl 82 Jahren hier jeden Tag ihr Schnäpschen verkonsumiert. Und es soll nur keiner glauben, dass die Kleine sich von dem Mannsvolk untermischen lässt. Die scherzte mit ihnen und buffte und zwickte die Männer auch schon mal liebevoll, wenn sie über sie ein Spässchen machten. Es war eine urgemütliche Runde, so dass wir auch einige Zeit dort verweilten. Ich gab dann auch meinen Witz mit den drei Fledermäusen kund, was uns in der Runde dann auch die endgültige Integration sicherte. Schliesslich bat uns noch der Chef vom Magazin ins Haus, weil wir ein Foto von seiner Familie und insbesondere von dem Baby machen sollten. Das war natürlich eine Ehrensache für uns! Die Omi musste dann ihre Kaninchen füttern und auch wir hatten einen wahren Hunger. Zeit zum Rückmarsch!


26.05.1996 (Sonntag) ... und doch nicht arbeitsfrei!

Die Zeit lag uns heute doch ein wenig im Nacken. Früh haben wir unsere "Nester" im Heuboden verlassen, dass heisst, bis auf Frank. Nach einem Frühstück bei unserer Gastfamilie ging es dann auf zur Höhle "Ghetarul de la Vârtop". Das brauchten wir dem übermüdeten Frank nur zuzurufen und er brach in Sekundenschnelle aus seinem Schlafsack hervor. Unser Freund, der Herr des Hauses, hatte schon den Schlüssel und die Karbidlampe zur Hand. Nach 15 min. standen wir vor dem Eingang zur Höhle. Also nix wie rein. Es war schon aufregend. Wunderschöne Formationen an Stalactiten und Stalgmiten und als besonderer Höhepunkt dann der "luftige Stalagmit" welcher auf einer Kalkbrücke gewachsen war. Figuren der witzigsten Art in einer Grösse von 2-4 Meter Höhe fanden wir hier, so auch einen Teufel mit zwei Hörnchen auf dem Kopf und einem kräftigen Phallus :-) !

Nach drei Stunden gingen wir zurück zu unseren Gastgebern, machten noch ein kleines Nachfrühstück und dann ging es, trotz Sonntag, auf die bisher anspruchsvollste Wegstrecke. Zunächst also weiter entlang im Valea Gârdisoara. Ein schönes Tal mit den so typischen Karstphänomenen dieser Bihor-Region.

Nach wenigen Kilometern kommt direkt rechts am Weg gelegen, der "Izbucul Gura Apei". Ein Izbuc ist der Punkt, an dem ein unterirdisch im Karst verlaufendes Gewässer an die Oberfläche dringt. Wie aus einem kleinen Höhlenportal kommt hier der Bach, welcher die Forststrasse kreuzt und talwärts dann in der Höhle "Pestera Coiba Micá" erneut im Kalkgestein verschwindet. Dann nach einem weiteren Stück Weg, kommt auf der linken Seite vom Tal ein Höhlenportal. Ein kleiner Bach kommt herausgeströmt. Der Name dieser Höhle ist uns nicht bekannt. Egal, nun waren wir einmal hier. Rucksäcke danieder und rein. Dem Hauptgang der Höhle folgt auch immer der kleine Bach, bis man nach ca. 150 Meter an das unzugängliche Ende kommt. Kurz vor dem Höhlenausgang geht noch ein Abzweig nach rechts entlang. Aber er ist durch ein riesigen Fels nach wenigen Metern blockiert.

Kurz bevor der Forstweg endet, gelangen wir erneut an einen linksseits gelegenen Izbuc. Ein schönes kleines Höhlenportal und von üppigen Blümchen umrahmt, strömt hier der kleine Bach an das Tageslicht. Wir wandern nach kurzer Pause weiter. Nun ist es nur noch ein kleiner Fussweg und dann gelangen wir an eine steil aufsteigende Hochweide. Das bedeutete für Christian und Frank, den Sonntag endgültig zu vergessen :-). Wir stiegen steil empor, rechts vorbei am Vf. Gudapu (1476 m) und gelangten nach Mühen mit dem schweren Gepäck auf die Forststrasse, welche zum Padis-Pass führt. Ein beinahe neues Landschaftsbild öffnet sich vor uns. Ein weit ausladender Blick. Am Padis-Pass angekommen (ca. 1330 m), liessen wir die Rucksäcke fallen und uns daneben. Aber Moment mal, da fehlte ja einer. Um den Frank mal fotografisch einzufangen, während er sich in körperlicher Höchstanstrengung befindet, legte ich mich mit der Kamera ein Stück vor dem Pass ins Gras. Aber unser guter Frank hat einen scharfen Blick und sein ganzer Körper war plötzlich von beinahe athletischer Härte durchzogen. Lächelnd lief er an mir vorbei.

Gemeinsame Schokoladenpause am Padis-Pass!

Das Padis-Plateau war danach schnell erreicht und wir entschieden uns zum Weitermarsch Richtung Sesul Padis. Ein plötzlich einsetzender Regenschauer zwang uns zu einer weiteren Pause unter alten Fichten. Wir wollten ja weiter zu der grossen Zeltwiese beim Forsthaus "La Grajduri". Sicher hätte es einen kürzeren Weg über schlechteres Gelände direkt über das Padis-Plateau gegeben, aber hier auf dieser Strecke war es zumindest ausgeschlossen, dass wir uns verlaufen würden. Wir hielten uns an die Markierung "Rotes Band". Dann endlich der letzte Anmarsch zu unserer Zeltwiese. Die Füsse wollten den Körper schon nicht mehr tragen. Doch dann kam eine riesengrosse Überraschung!!!! Es stand da ein zum Getränkeimbiss umgebauter Bauwagen. Er war zu, aber wir hatten schnell raus, dass er noch geöffnet werden würde. Ein Alter zog vor dem Forsthaus mit seinen paar Kühen auf und ab und beobachtete uns interessiert. Erst wollten wir die Zelte rechts vor der Bachschleife errichten, dann aber entschieden wir uns für die linke Seite. Das Areal war schöner. Der Alte schaute von weitem zu und als unsere Zelte standen fing er auf Ungarisch an mit uns zu meckern, dass wir die Zelte auf die andere Seite vom Bach stellen sollten. Da war´s bei mir Zeit für eine Erregungsphase. Ich hab dann den Alten in Rumänisch angeschnauzt und gesagt, dass wir hier in Rumänien sind und er wenn schon denn schon mit uns in rumänischer Sprache meckern soll. Und dann machte ich ihm klar, dass es eh kein guter Zug von ihm war, uns dies nicht vor dem Errichten der Zelte zu sagen. Das muss ihn dann doch etwas beeindruckt haben und wir konnten die Zelte stehen lassen. Natürlich haben wir uns hinterher um Versöhnung bemüht und den Alten zum Kaffee eingeladen.

Der Getränkestützpunkt war plötzlich besetzt und wir machten uns die wenigen Meter auf den Weg dorthin. Es gab BIER!!!! Der Mann im Wagen schaute etwas verdutzt drein und sagte plötzlich: "Willi?". Du lieber Gott, was war das? Unter seiner Mütze hatte ich ihn gar nicht erkannt. Er war einer der zwei Cabaniers, die ich im letzten Frühjahr in der Cabana Padis kennen gelernt hatte. Im letzten Jahr wurde die Cabana wohl privatisiert und nun wären da nur noch "mafiöse" Zustände, sagte mein Freund. Er hätte sich hier nun auch "Privat" gemacht und betreibe diesen mobilen Versorgungsstützpunkt. Getränke für Erwachsene und Kinder und auch Süssigkeiten. Es kommen ja viele Tagesgäste hier hinauf, die einige Höhlen und die Cetátile Ponorului besuchen möchten. Zum späteren Nachmittag kam dann auch noch ein Bus voller Kinder und Jugendlicher. So läuft das jetzt hier. Der Alte war auch wieder bei uns und staunte nicht schlecht, dass der Ex-Cabanier und ich uns kannten. Das schien ein weiterer Pluspunkt! Christian und Frank hatten heute an diesem Sonntag, der dann doch nicht wie in gewohnter Weise "arbeitsfrei" verlief, eine gute Leistung an den Tag gelegt. Und ihre Gesichter am abendlichen Lagerfeuer sahen selbst hinterher auf den Fotos nicht mehr so schrecklich aus, wie damals bei dem ersten Forsthaus :-). Die Jungens sind richtig vorzeigbar geworden. Man muss noch ein technisches Detail der Anerkennung wegen hinzu ziehen. Denn die Rucksäcke der beiden hatten keine guten Hüftgurte, so dass ihnen alles Gewicht auf den Schultern lastete. So gesehen hatten sie im Vergleich zu mir, weit mehr Anstrengungen zu bewältigen.

Das Bier war beizeiten "vergriffen" und wir mussten mit einbrechender Dämmerung dann auf einen süssen Rotwein umsteigen. Ei war der süffig! Was für ein Abend - ein wahres Paradies für die "Drei Herren vom Grill"! Das Feuer brannte, Sternenhimmel erleuchtete unser Haupt, Der Suppentopf barg wertvollste Schätze in sich und gläserne Zeugnisse von bewältigten und unbewältigten Flüssigkeiten schimmerten uns entgegen. Und wir waren uns einig, dass auch ein arbeitsreicher Sonntag glücklich machen kann!


27.05.1996 (Montag) ... Höhlen über Höhlen!

Höhlen über Höhlen gibt es hier in dieser Region, zu denen man schöne Tagesausflüge unternehmen kann. Eben dies stand heute auf unserem Programm. Mit kleinen Gepäck machten wir uns bei leicht bewölktem Wetter zunächst auf den Weg zur "Pestera Focul Viu". Nach knapp einer viertel Stunde standen wir vor dem Eingangsportal. Mitten im Wald gelegen und beinahe geheimnisvoll anmutend zeigt sich der Höhleneingang. Bereits nach wenigen Metern steigen wir über eine verfallene hölzerne Stufenkonstruktion, welche vollkommen vereist war, in die Höhle hinab. Neben dem Pfad ragten bizarre Eisstalagmiten bis zu 1 1/2 Meter empor. Angekommen im Sala Mare blickt man sofort auf einen pyramidenartigen Eisberg, der sich auf dem Höhlengletscher erhoben hat. Durch ein grosses Loch in der Höhlendecke fallen über den Winter entsprechend reichliche Schneemengen, welche die Ursache für die Entstehung des Höhlengletschers darstellen.

Wir hatten ja um die Mittagszeit auf Sonne gehofft, denn dann würden die Sonnenstrahlen genau auf die ca. 3 Meter hohe Eispyramide treffen und diese regelrecht erleuchten wie der Name der Höhle schon sagt: "lebendiges Feuer". Im Sala Mare, der einen Durchmesser von etwa 50 Metern hat, befinden sich weitere wunderschöne, bis an die seitliche Höhlendecke ragende Eisformationen. Hinten verjüngt sich der Saal und man gelangt in den "Sala II". Hier kann sich der Eisgletscher nicht ausbreiten und man steht vor einen Abgrund von ca. 8 Meter. Links an der Wand haben mal irgendwelche Leute Baumstämme gelegt, damit man über die kleinen Stummel der ehemaligen Seitenäste hinabsteigen kann. Aber von den "Trittmöglichkeiten" waren nicht mehr viele übrig. Trotzdem, ich versuchte es als erster - obwohl ich nicht der ideale Kletterer bin! Diese Qualität gebührt da eher unserem Christian! Puha, geschafft. Ich rief meinen "Grillfreunden" zu sie mögen folgen, mit dem Hinweis: "Bitte brecht mir keine Ästchen ab"!

Hier stehen wir nun auf dem eigentlichen Grund der Höhle und können den dicken senkrecht aufragenden Eispanzer bewundern. Am Ende des kleinen Saales kann man oben an der Höhlendecke noch eine schöne Kalkformation bewundern.

Wieder am Tageslicht angelangt machen wir uns sogleich auf den Weg zu einer ganzen Kette von Höhlen. Also den Pfad ein kleines Stück zurück und dann zweigt kaum merklich ein Waldpfad nach links ab. Vom Höhenniveau bewegen wir uns jetzt am sanften Berghang etwas unterhalb der Pestera Focul Viu. Wir laufen kaum eine halbe Stunde, da stehen wir vor dem geheimnisvollen Höhleneingang der Pestera Neagrá! Nach einigen Metern des Einstiegs gelangt man an einen senkrechten Abfall des Höhenniveaus von etwa 8 Metern. Ohne Seil ist hier kein Runterkommen. Wir schauten ein wenig umher, nach einem geeigneten umgestürzten Baumstamm, aber es fand sich nichts. Egal, die nächste Höhle wartete ja schon auf uns :-). Aber zur Pestera Neagrá gibt es noch zu sagen, dass sie eine aktive Höhle ist und ein weit verzweigtes Gangsystem hat. Sie soll mit der Pestera Zápodie in Verbindung stehen. Das zusammenhängende Höhlensystem verfügt älteren Angaben folgend, über eine Ausdehnung von etwa 12 km, wobei der P. Zápodie etwa 9 km zugehörig sind, und deren Gänge bis auf ein Höhenniveau von 120 Meter absteigen.

Wir aber folgten zunächst dem gut sichtbaren Fusspfad durch den lichten und wunderschönen Wald. Wir kommen vorbei an einem kreisrunden See (etwa 10 Meter breit), dem Táu Negru, der wohl aus einem Einsturztrichter entstanden sein muss. Das Wasser schien auch wirklich schwarz zu sein, weswegen der kleine See auch seinen Namen bekam.

Wenig später gelangten wir zu den Eingängen der Pestera Ghetarul de la Barsa. Der erste Zugang zur Höhle ist eine senkrecht absteigende Doline. Ältere Angaben über diese Höhle belaufen sich auf eine Ausdehnung von 2750 Meter und einem mitunter abfallenden Höhenniveau von -112 Meter. Neben dem ersten Schacht der Höhle befinden sich zwei weitere steil abfallende Höhleneingänge, die zumindest im Frühjahr noch sehr stark vereist sind. Uns gelang der Abstieg im ersten Eingang. Auch dieses Höhlensystem ist einer aktiven Höhle zugehörig. Allein die Höhlengänge sind malerisch ausgeschnitten und mitunter bestehend aus sich nach unten verjüngenden tiefen Spaltengängen, durch die man nur auf höherem Niveau entlang hangeln kann. Wir tun das auch, bis wir nach einer schönen Strecke an einen Vorsprung gelangen. Von hier aus verläuft das weitere Höhlensystem etwa 10 Meter tiefer. Wir können nicht absteigen, weil uns ein Seil fehlt. Aber auch bis hier her war es ein grosses Abenteuer. Kurz vor dem Ausgang befindet sich ebenfalls etwa 4-6 Meter tiefer gelegen ein weiterer Höhlengang. Dort können wir aber hinunter klettern und gelangen an einen unterirdischen Bachlauf, den wir auch ein Stück begehen können, bevor er wieder im Kalk verschwindet. Nach 2 Stunden stiegen wir wieder raus. Ich versuchte es auf dem ersten stark vereisten Eingang. Christian und Frank erkundeten den zweiten Ausstieg. Ich war beinahe oben, da rutschte ich aus und ab ging die Post über Eis und Schlamm zurück in die Höhle. Meine Wanderhose war linksseits dann doch etwas eingemoddert :-) ! Christian und Frank erschienen nach meinem zweiten und somit erfolgreichen Ausstieg dann auch.

Und weiter ging es zur nächsten Höhle. Wenig später standen wir dann vor dem Eingang. Beinahe ähnlich dem der Barsa-Höhle stieg dieser steil hinab und war restlos vereist. Hier hätten wir zwar die Chance gehabt hinunter zu kommen, aber wohl (zu dieser Jahreszeit) niemals wieder hinaus. Etwa 20 Meter neben dem Eingang verläuft ein unauffälliger trockener Bachlauf, der in einem Gewirr von trockenen Ästen verschwindet. Frank hatte ein waches Auge und erspähte einen Eingang. Es war der Eingang zum Ponorul Zápodie. Wir stiegen den steilen Schacht ein. Man konnte an dem blank gewaschenen pechschwarzen stumpfen aber scharfkantigen Gestein gut in die Tiefe hinab steigen. Nach dem wir etwa 20 Meter in die Tiefe gestiegen waren, gelangten wir an einen ganz kleinen Durchschlupf, den wir nicht mehr erkriechen wollten. Schade eigentlich, im Nachhinein wären wir dort in das "Tirbusonul" gelangt, einem kleineren absteigenden Saal, der dann aber ebenfalls nach wenigen Metern hinter "Strimtoarea" eh ca. 17 Meter steil in die Tiefe fällt. Dem folgt ein ebenso steiler Abstieg in de Sala H.K.T. ... Insgesamt fällt diese Höhle bis auf 120 Meter ab.

Die Zeit ist uns zerronnen wie nichts. Gegen 16:30 Uhr waren wir dann zurück an den Zelten. Dann hiess es erst einmal Holz für das abendliche Lagerfeuer zu sammeln! Am Feuer plauderten wir noch lange bis in die Nacht hinein. Zwei Flaschen Rotwein ging es dabei an den Hals. Heute ist mir klar geworden, dass auch Frank ausserordentliche Qualitäten an den Tag gelegt hat. Seine Motivation, auch kleinste Höhlengänge zu erkunden, war ausserordentlich. Christian und ich, wir mussten dem Frank dafür eine grosse Anerkennung aussprechen. Nun waren alle nur denkbaren "Arbeitsteilungen" zwischen uns geregelt und ich denke spätestens ab dem heutigen Abend haben wir uns um das Prädikat der "Drei Herren vom Grill" so richtig verdient gemacht. Und der Christian ist bei uns zum Spitzenkoch aufgestiegen. Derweil ich mit dem Prädikat des "Reiseleiters" beinahe in der Bedeutungslosigkeit verschwinde :-) !


28.05.1996 (Dienstag) ... Ein Höhlensystem der Superlative!

Nachts hat es zu regnen begonnen und es zog bis zur Mittagszeit hin. Dann waren wir aber doch noch motiviert, etwas zu unternehmen. Aber was heisst da "motiviert". So ganz stimmt das nicht, denn für das nahe Ziel der Cetátile Ponorului" braucht es keiner Motivation. Dieses Höhlensystem stellt in mehrerer Hinsicht eine kleine Superlative dar.

Wir folgten zunächst dem Forstweg, der neben dem Cetátii-Bach verläuft. An einem Punkt nehmen wir einen Pfad nach rechts und laufen dann rechts vom Bach weiter. Man muss aufpassen, denn hier gilt es den unauffälligen Abzweig nach links nicht zu übersehen und dann geht´s weiter, immer dem Bach folgend. Der schmale Pfad steigt an und wir gelangen zu "Balcon 4", einer Holzplattform, von der man einen überwältigenden Einblick in die 100 Meter tiefe und ebenso breite "Dolina 2" hat. Wir wandern weiter der Markierung -Blauer Punkt- folgend zum "Balcon 2" und "Balcon 1", von denen man einen Blick in die 120 Meter tiefe "Dolina 3" hat. Dieser schliesst sich die "Dolina 1" an, in welcher der Cetátii-Bach im Geröll verschwindet, um im dort befindlichen Höhlensystem wieder unter der Erde weiter zu fliessen, sich vereinigend mit weiteren Höhlenbächen. Wir sind überwältigt!

Flinken Fusses steigen wir über einen Pfad (Markierung: Blauer Punkt) steil hinab in die "Dolina 3". In einer Grotte stellen wir uns zunächst unter, denn es hat erneut zu regnen begonnen. Als dieser etwas nachliess, begaben wir uns auf den Weg in die Unterwelt. Über einen rundbogenartigen Höhleneingang (Intrarea din Dolina III) steigen wir über Geröll steil hinab in den höchsten Höhlensaal Rumäniens. 120 Meter sind es bis hinauf zur Höhlendecke. Mit unseren starken Lampen kommen wir nicht bis hoch, das Licht verliert sich hoffnungslos. Nach ca. 60 Meter kommen wir an den Höhlenbach, der nach links in einen Gang verschwindet. Hier beginnt der eigentlich lange Teil der Höhle Cetátile Ponorului und er ist ein trügerischer zugleich. Denn hier fliesst das Wasser tiefer und tiefer in den Berg hinein. Mit steigendem Wasser infolge starker Niederschläge kann man hier in arge Not geraten. Dann gibt es kein hinaus mehr! Wir riskieren es gerade am heutigen Tage nicht, so findet sich auch in dem Höhlenbereich, der zwischen dem von uns begangenen Höhleneingang und dem "PORTAL" liegt, noch reichlich "Land" zum Forschen! Wir also machen uns auf den Weg zum PORTAL. Nach etwa 90 Meter macht die grosse Halle einen scharfen Knick nach rechts. Hier muss man ständig über kleine Bäche hüpfen. Christian hat an einer Stelle etwas Besonderes gefunden. Aus einem Loch im Fels, wohl einen halben Meter im Durchmesser, kam richtig lehmiges Wasser geströmt und vermischte sich mit dem klaren Wasser der anderen Höhlenbäche. Kurz hinter dem Knick kommt auf der linken Seite die "Fereastra" ein Höhlenfenster. Wenig später zweigt rechts ein weiterer Höhlengang ab, aus dem wahrscheinlich jener Höhlenbach kommt, der das Wasser des in der "Dolina 1" versickernden Cetátii-Baches führt. Dieser Gang steigt dann plötzlich nach links steil empor. Wir konnten weit hinaufklettern. Wieder zurück, nahmen wir dann den Ausgang durch das PORTAL. Kurz zuvor ist eine gigantische Öffnung nach links oben, die im Grund der "Dolina 2" mündet. Dann steigen wir aus und dann sind wir vollends überwältigt. Von aussen erst wird einem die Dimension vom "PORTAL" so richtig deutlich. In einer riesigen senkrechten Felswand befindet sich dieser 70 Meter hohe Höhleneingang. Wohl der grösste Höhleneingang Rumäniens.

Wir steigen empor und machen uns zum Nachmittag auf zur ebenfalls nahe gelegenen Höhle "Pestera de la Cáput". Ohne Ausrüstung kann man hier nur den Eingangsbereich dieser Höhle bewundern. Nach wenigen Metern innerhalb der Höhle fällt sie schon steil ab. Imposant ist das trockene Bachbett, welches hier verläuft und in der Höhle endet. Riesige Stämme sehen wir unten in der Höhle liegen und man erkennt schnell, dass hier schon manche Naturgewalt abgegangen sein muss. Die Light-Version erlebten wir wenig später. Wir wollten gerade weiter wandern, da hatte es erneut zu regnen begonnen. Christian rief uns zuerst. Leute schaut mal! Nur ein leichterer Regen reichte aus und schon entstand hier plötzlich ein fliessender Bach. Die erste Welle schwappte vorwärts in Richtung Höhle. Man konnte nebenher laufen. Das Wasser welches hier hinein fliesst, vereint sich dann in der Cetátile Ponorului mit den anderen Höhlenbächen, um dann nach den unergründlichen Tiefen des Berges bei "Izbucul Galbenei" wieder kraftvoll strömend ans Tageslicht zu gelangen.

Nun blieb uns noch ein wenig Zeit. Wir wollten noch versuchen, die Schächte des Avenul Gemánata (-98 m) und Avenul Negru (-119 m) zu besichtigen. Dabei sind wir auf einer völlig falschen Bergseite eingestiegen - mein Versagen! Nach mehrmaligen Anläufen haben wir dann die Suche aufgegeben. Na ja, man kann nicht alles auf einmal haben :-) . Auf dem Rückweg sind wir noch auf grosse Mengen des Wilden Knoblauch gestossen. Von der Nachmittagstour waren wir dann auch ein wenig geschafft und richteten uns mit reichlich Rotwein am Lagerfeuer ein.


29.05.1996 (Mittwoch) ... Wir siedeln um!

Die Nacht hindurch hat es geregnet, bis in den Morgen hinein. Ich hab im Zelt gefrühstückt. Eine halbe Stunde später erwachten auch Christian und Frank. Christian hatte sich etwas erkältet. Alles ging heute sehr schleppend voran. Erst gegen 12 Uhr hatten wir gepackt und waren bereit zum Abmarsch. Heute wollten wir ja umsiedeln. Der Alte mit den Kühen hat uns noch ein Brot verkauft, sonst wäre es doch etwas knapp geworden für die nächsten Tage. Wir bedankten uns und verabschiedeten uns herzlich.

Wir liefen diesmal den direkten Wanderpfad: Markierung -gelber und blauer Punkt-, hinauf zum Padis-Plateau. Das Wetter war sehr unfreundlich. Beim Padis-Plateau kamen wir an einer Stâna vorbei. Die Hirten wollten uns unbedingt Käse verkaufen. Bei der Cabana Padis angekommen, legten wir eine Kaffeepause ein. Dann wanderten wir weiter, entlang auf einem Waldweg mit der Markierung -blaues und rotes Band-. Nach etwa 4 km gelangten wir auf die Forststrasse, welche weiter in Richtung "Stâna de Vale" führt. Nach etwa 5-6 Kilometer macht die Forststrasse eine starke Kurve nach links. Hier müssen wir einen schmalen Pfad geradeaus nehmen. Der führt zunächst über eine Wiese und wenig später durch den Wald. Dann kommt der Abstieg, hinunter nach Cetatea Rádesei. Wir kamen zum oberen Höhlenportal, in welches ein Bach fliesst. Wir folgten aber dem absteigenden Weg ins Tal. Zum Ende wurde es richtig steil und rutschig. Aber dann waren wir in einer wunderschönen dicht bewaldeten und felsigen Schlucht. Wir bauten sofort die Zelte auf, denn es regnete wieder. Nach einem Nachmittagschlaf wartete ich darauf, dass der Regen aufhört. Das tat er gegen 17 Uhr dann auch.

Die beiden Jungs nebenan erholten sich noch in den Schlafsäcken. Ich machte mich auf, die Höhle "Cetatea Rádesei" zu begehen. Also zunächst den Bach ca. 100 Meter hoch und dort kommt er aus einer schmalen felsigen Schlucht. Der Wasserstand ist niedrig und ich schlängle mich empor. Hölzerne Reste von Steigen fand ich noch vor. Dann kam auch bald der untere Höhleneingang "Intrare aval". Die Höhle hat keine Formationen oder dergleichen, aber in der Decke der Höhle gibt es mehrere Lichtfenster, insgesamt 6 an der Zahl. Dann gelangte ich an den oberen Höhleneingang "Intrare amonte". Ein stattliches Portal.

Gegen 18:00 Uhr war ich zurück und wanderte dann mit Frank noch ein wenig talwärts, wobei wir noch eine Höhle fanden. Beim Sprung über den Bach hab ich mich recht heftig am anderen Ufer quer gelegt. Zum Glück nur das Sprunggelenk ein wenig überdreht. Als wir zurück kamen, hatte Christian schon ein Feuer entfacht, was nach dem Regen hier gar nicht so einfach war.

Eigentlich wollten wir nach Erkundung dieser Region weiter ziehen ins Muntii Pádurea Craiului, um auch dort noch einige Höhlen zu besuchen. Heute checkten wir die Lage und entschieden uns für ein Verbleib hier in der Schlucht des Somesul Cald, über welche wir dann auch die Bihor-Region verlassen wollten. Zum Abend gab es eine deftige Suppe und zuvor ein Speckchen am Spiess.


30.05.1996 (Donnerstag) ... hier sind wir in Abgeschiedenheit

Wir erwachten bei Sonnenschein. Nach den letzten Schlechtwettertagen ein wunderschönes Geschenk von Mutter Erde! Da trieb es uns zeitig aus den Schlafsack. gegen 10:00 ging ich dann mit Christian auf Rundwanderung. Wir wollten die Schlucht "Cheile Somesului Calde" umwandern. Auf der Karte war zu beiden Seiten der Schlucht ein gestrichelter Weg eingezeichnet. Nebenbei wollten wir auch die Höhlen: Pestera Cuptorul, Pestera Honu und Pestera Moloh besuchen. Wir stiegen also rechts der Schlucht auf einen sich fast verlierenden Pfad auf und gewannen schnell an Höhe. Die bewaldete Landschaft hier war wunderschön, wild und unberührt. Der Weg verläuft entlang dem oberen Höhenverlauf, immer die Schlucht begleitend. Dann kommen wir auf ein felsiges Areal und es eröffnet sich ein Ausblick über die grossteils bewaldete Schlucht. Gegenüber befinden sich ebenfalls sehr felsige Abgründe. Schnell waren wir uns einig, dass diese Gegend hier eine der wildesten des Bihor-Gebirges ist. Es drängte sich regelrecht der Eindruck auf, dass wir uns hier in völliger Abgeschiedenheit befinden. Weitere Menschen trafen wir ja hier auch nicht.

Die Pestera Cuptorul mussten wir verfehlt haben, denn nun begann ein steiler steinig-rutschiger Abstieg hinunter zum Somesul Calde-Bach. Dann überquerten wir ihn und kamen auf einen alten Forstweg. Den gingen wir wieder hinauf. Nach einer kurzen Zeit endete der Weg und ein Fusspfad stieg auch hier wieder zunächst steil empor. Hier fanden wir die Honu-Höhle. Ein Portal in wilder Landschaft. Also dann nix wie rein. Die Gänge sind recht simpel und wir finden einige wenige Formationen. Dennoch, es ist immer schön und abenteuerlich, auf den Spuren der Unterwelt unterwegs zu sein. Nach einer halben Stunde waren wir wieder draussen und setzten unseren Weg fort.

Nach dem steilen Anstieg durch wunderbaren Wald, ging der Pfad dann relativ eben immer oberhalb der Schlucht entlang. Auch hier gab es einen schönen Aussichtspunkt. Wir gelangten an eine Stelle, die ebenfalls weit und breit mit Wilden Knoblauch bewachsen war. Auch einige sehr alte und dicke Platanen fanden wir hier. Dann kamen wir an einem Punkt, wo ein Pfad steil nach unten führt und einer oben weiter verläuft. Und siehe da, wir kamen beim Abstieg wieder an den Höhleneingang von gestern vorbei. Das musste also die Pestera Moloh sein. Wie ein leicht aufgesperrtes Maul schaut uns der Eingang zur Höhle an, als wolle er uns fressen. Wir liessen uns fressen und bewanderten die sich ca. 150 Meter hinziehenden und in Schlänkern verlaufenden Gänge. Das war schon von seltenem Charakter, wenn auch hier keine Tropfsteine oder der gleichen zu finden sind. Man muss es einfach nochmals betonen, diese Wanderung war für uns die wildeste, die ich bisher je im Bihor erlebt habe. Darum hatte ich auch ein gutes Gefühl, dass wir hier morgen hinauswandern würden.

Christian und Frank sind am späten Nachmittag dann auch noch einmal losgezogen, um die Höhle Cetatea Rádesei zu besuchen. Um diese Zeit, zogen dichte Wolken aus dem Tal herauf. Wie in einem Märchen verschwanden die hoch aufragenden schlanken Fichten im Bergnebel. Na ja, für die anderen zwei kein Problem, sie sind ja in der Höhle. Ich hütete das Lagerfeuer, aber der beginnende Regen liess mir nur wenig Zeit, das Feuer noch mit alten Rinden abzudecken und im Zelt zu verschwinden. Beinahe wäre es ausgegangen. Mit dem Ende des Regens waren auch die zwei Ausflügler zurück. Christian bemühte sich sofort, das Feuer wieder in Gang zu bringen.

Zum Abend besserte sich das Wetter und sogar der Mond schien zu später Stunde. Er beleuchtete die grosse steile Kalkwand nahe unserer Zelte. Was für ein grossartiger Anblick!!!! Wir feierten in dieser Nacht noch unseren Abschied vom Bihor mit einem reichlich Mass an Tuicá. Speck am Spiess brutzelte im Lagerfeuer. In der Nacht war mir dann doch so, dass ich prophylaktisch mit lauten Würgeschrei die Bären verjagen musste :-))) ! Sánátate!!!


31.05.1996 (Freitag) ... Ein Weg der nicht enden wollte!

Gegen 9 Uhr sind wir mit vollem Gepäck zeitig aufgebrochen. Die Sonne schien, nur mir war noch etwas unwohl in der Magengegend. Aber ich konnte recht optimistisch in die Zukunft blicken. Aus Erfahrung wusste ich, dass bei schweren Märschen derartige Erkrankungen sehr schnell verschwinden. Nach ca. einer Stunde wortlosen Wanderns kam mir dann auch die Gesprächigkeit wieder zu.

Zum Abmarsch mit grossem Gepäck haben wir uns für den Pfad links der Schlucht entschieden. Der war da etwas leichter zu begehen. An dem Forstweg angekommen, machten wir eine kurze Pause. Nun, so dachten wir, würde der Abmarsch ein Leichtes sein. War er auch, bis uns klar wurde, dass er sich hinzieht und scheinbar nie enden will. Wir kamen in tieferes Land, dass aber weiterhin unendlich weit bewaldet schien. Ab und zu kamen wir an Forststationen vorbei. Mehrere Pausen mussten wir einlegen. Einige Kilometer vor Smida kamen wir an einem kleinen Dorf vorbei, dass aussah wie eine Festung. Die Häuser waren beinahe kreisförmig dicht an dicht angeordnet und davor floss der Warme Somes daher. Ich hatte kurz zuvor einen Forstmann gefragt, ob es da auch ein Magazin Mixt geben würde. Der winkte ab und verwies auf das nächste Dorf.

Irgendwann, nach vielen Stunden Fussmarsch, kamen wir dann in dem traumhaft gelegenen Dorf Smida an. Smida liegt genau am Ende vom Stausee Lacu Fântânele, worin auch der Warme Somes mündet. Also es gab hier keine Frage, zuerst musste das Magazin Mixt aufgesucht werden. Es war recht gut besucht. Viele Leute warteten hier auf den Brotlieferanten. Auch uns waren die Lebensmittel fast ausgegangen und Brot brauchten wir in jedem Falle. Wir kamen auch mit den Einheimischen ins Gespräch. Und endlich mal ein frisches Bier. Ach was schreib ich, von wegen ein Bier, aber immerhin, im Bauch stimmte die Rechnung. Da war es ja dann auch nur ein Bier :-). Ooooh und dann gab es noch Kaffee und Kekse!!! Ich bin dann mal rüber zum Nachbargehöft und habe angefragt, ob wir etwas Käse kaufen könnten. Die Leute meinten, sie hätten keinen. Aber wie auch immer, nach einer Stunde wohliger Wartezeit am Magazin Mixt kam dann die Bäuerin noch einmal zu mir und winkte mich ins Haus. Nun hatte sie Käse, ein grosses Stück und sie wollte kein Geld dafür. Was für eine Gastfreundschaft! Die Zeit schritt nun aber voran. Unsere Füsse waren definitiv tot, nach beinahe 25 km Fussweg mit grossem Gepäck und wir wollten endlich unsere Zelte aufbauen.

Wie wir so mit den Bauern Kontakt bekamen, da lernten wir auch "Gigi" kennen. Ein aufgeweckter Mann unseren Alters und ein wahrhaft schlitzohriges Gesicht. Er sagte er wäre aus einem nahen Dorf, vielleicht 1-2 km und wir sollten mit zu ihm kommen, da könnten wir auch schön am See zelten. Man würde uns am nächsten Tag mit einem Floss übersetzen und wir würden da viel Weg abkürzen. Wir einigten uns darauf, wollten aber noch auf den Brotwagen warten. Ein alter Herr, der schon ein Brot im Beutel hatte, verkaufte uns dieses und so konnten wir los.

Gigi trieb uns regelrecht an. Einem Rumänen ohne Gepäck zu folgen ist schon schwer, aber mit den Rucksäcken schien das Formen einer beinahe olympischen Disziplin anzunehmen. Zunächst ging es über wunderschöne Bergwiesen, die alle Privatgrundstücke waren. Es ging vorbei an Bauerngehöften, über Zäune und durch Tore und wann würden wir am Ziel sein??? Gigi kannte hier alle. Er redete mit ihnen, während er auf uns wartete. Dann ging es weiter und wie es weiter ging! Der Forstweg stieg plötzlich steil bergan, durch dichten Wald, so als wollten wir wieder ins Bihor hinein wandern. Ich wollte es endlich hinter mich bringen und gab Gas, sofern ich noch etwas davon hatte. Es stammte in jedem Falle aus dem Reservetank!!!! Dann nach etwa über 6 Kilometer öffnete sich der Wald und es folgten schöne Bergweiden, mit dem darunter liegenden Dorf Ciurcuta de Jos. Ja, jos jos jos!!!! Ich wartete auf die anderen. Dann gingen wir gemeinsam in das urtümliche Dorf. Als wir an Gigis Gehöft vorbei kamen, da wollte er, dass wir bei ihm übernachten. Aber wir wollten unsere Zelte in jedem Falle am See aufschlagen. Gigi programmierte sofort um und übernahm die Führung. Alles kein Problem, Gigi alles regeln, hier keinen Ärger, und wenn Ärger, dann sagen dass Gigi Freund ist. Gigi alles besorgen. Ja Milch, dass war uns schon lieb, schöne frische Milch von einer glücklichen Kuh. Kein Problem, Gigi kennen Bauern unten, letztes Haus, kein Problem, heute Milch und morgen auch!!! Zuvor aber machten wir eine Vollbremsung, als wir da an einem urbaren Magazin Mixt vorbei kamen. Ein alter komplett verrosteter Postkasten hing da auch. Frank kaufte eine Postkarte und wir steckten diese dort ein. Aber nicht ohne vorher nachzufragen, ob denn dieser Kasten auch in den letzten Jahren geleert worden wäre. Man zeigte uns gegenüber Zuversicht.

Dann das letzte Gehöft von dem Bauern. Gigi regelte das mit der Milch. Wir bauten indessen die Zelte auf einer Wiese über dem See auf. Oooh was für eine Idylle, hier könnte man wochenlang zelten!!!! Während wir noch mit dem Zeltaufbau beschäftigt waren, entfachte Gigi schon ein Lagerfeuer, als wäre ein grosser Fackelzug angekündigt. Das Wetter war nach wie vor sehr schön und hatte sich bis zum Abend so gehalten. Christian ist zu später Zeit noch baden gegangen. Und dann der Abend, das Lagerfeuer, die wunderschöne Aussicht auf den grossen See, dass Essen, der Käse, die Milch, der Mond und der Sternenhimmel, und und und. So schön kann auch ein Leben ohne Füsse sein!!!! Unten am See sahen wir eine angehende Konstruktion von einem Floss. Kinder hatten es gebaut und wir waren in Zweifel, ob dieses Gefährt uns je über den See bringen würde. Gigi ging dann zu später Stunde auch nach Hause und betonte nochmals, wenn es Probleme geben würde, oder wir etwas bräuchten, kein Problem, Gigi regelt alles. Er sagte noch dem Bauern Bescheid, wann wir am kommenden Tag die Milch holen würden.


01.06.1996 (Samstag) ... "Christian, Du läufst ja neben der Mütze!"

Pünktlich um 8 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Bauern, wegen der Milch. Ich habe zwei Liter bekommen und verabredete, dass wir gegen 10 Uhr hier sein würden, wegen dem Übersetzen an das andere Ufer vom See. Nach einem deftigen Frühstück bei schönstem Sonnenschein und dem Packen der Sachen, waren wir dann auch pünktlich beim Bauern. Der zeigte uns erst einmal sein Gehöft. Auch ein kleines Sägewerk baute er sich gerade auf. Die Kinder waren so ganz liebe, und immer neben uns. Zum Abschied schenkte uns die Bäuerin nochmals 2 Liter frische Milch. Dann wurde der kleine Junge des Bauern beauftragt, uns über zu setzen. und wirklich, alles klappt prima. Wir gingen nicht unter. Dann ein Stück am See entlang und nun mussten wir wieder durch ein Waldgebiet aufsteigen. Das war nach dem gestrigen Tag schon recht beschwerlich. Dann gelangten wir über eine Bergwiese zu dem Dorf Dealu Botii.

Das dieser Weg letztendlich keine Abkürzung sein würde, das war uns ja schon seit dem gestrigen Tage klar. Aber das Erlebte machte all das vollends wett. Das Dorf war schön gelegen und es bot sich ein schöner Ausblick auf den See. Dann liefen wir auf einer Strasse weiter, wenn auch durch alte Wälder. Da sagte Frank plötzlich zu Christian: "Mensch Christian, Du läufst ja neben der Mütze!". Und da hatte er den Ärger mit den Billigschuhen nun, was ihm zudem noch reichlich Schalk und Schadenfreude seitens seiner Grillpartner einbrachte. Aber Christian ist Mann´s genug, das zu verkraften. Aber es sah schon scharf aus. Die Schuhe von ihm hatten so eine Art Luftpolsterung. Das Polster des einen Schuh´s musste den Geist aufgegeben haben und nun dehnte sich der Schuh weit nach aussen über die Sohle hinaus aus.

Wir liefen dann noch bis Sácuieu, von wo es eine Buslinie nach Huedin geben würde. Gab es auch, aber nicht am Wochenende. Wir plazierten uns zunächst vor der ersten Gaststätte des Ortes. Es gab sogar Softeis - eine meiner ganz persönlichen Leidenschaften!!! Nach einer Zeit der Erholung machte ich mich auf den Weg ins Dorf, um einen Privatchauffeur zu finden. Nun, da wäre ja einer, dort und dort. Ich also hin. Der kam gerade mit mehreren Frauen aus dem Nachbardorf gefahren und war - sagen wir mal vom Alkohol - zermürbt. Er bedauerte seine Absage. Ich also wieder zurück in eine andere Kneipe. Dort sprach ich mein Problem an, nannte einen Preis und eine ältere Dame lief sofort los. Nach einer viertel Stunde kam ein junger Mann mit einem Dacia angefahren. Nun konnte es also losgehen!

Zum späten Abend waren wir dann auf dem Zeltplatz über Cluj-Napoca. Wir lernten ein irisches Pärchen kennen, dass mit einem Kleinbus durch Europa tingelte.


02.06.1996 (Sonntag) ... Ruhetag

Nach den Mühen des gestrigen Tages hatten wir uns einen ruhigen Tag verdient. Das Wetter war sonnig warm und wir wanderten ganz gemütlich runter in die Stadt. Schlenderten durch die Gassen der Altstadt und besuchten dort auch noch den Vater eines sehr guten Freundes, der mit seiner Familie nach Kanada ausgewandert war. Er hatte mir bei seinem Vater einen alten Höhlenführer hinterlegt. Dieses Buch erwies sich in all den kommenden Jahren als einer meiner wichtigsten Reiseplaner. Was war ich glücklich!!!!!!!!!

Zum Nachmittag waren wir wieder oben am Zeltplatz und machten uns auf, in ein nahe gelegenes Restaurant. Dort gönnten wir uns ein wirklich gutes Essen. Zu sparen brauchten wir nicht mehr, es standen lediglich noch die Ausgaben für unseren Schlafwagenreservierungen nach Deutschland an. Die Kosten für die Inlandsreisen in Rumänien waren zu dem eh vernachlässigbar. Für uns als Touristen zumindest.

Am Abend sassen wir mit anderen Deutschen noch auf einen ausgiebigen Plausch beisammen und liessen uns das rumänische Bier schmecken.


03.06.1996 (Montag) ... Ein Wiedersehen mit alten Freunden.

10 Uhr sind wir mit einem Taxi runter in die Stadt, um zunächst das grosse Gepäck am Bahnhof zu hinterlegen. Dann wieder rein ins Zentrum, wo wir die Schlafwagenreservierung klar machen wollten. Das gestaltete sich schwierig, da die für uns zuständige Dame nicht mit dem Telefon nach Bukarest durch kam. Ob wir etwas Zeit hätten? Klar, hatten wir und gegen 13 Uhr war dann alles geregelt mit den Reservierungen, wofür wir der netten Frau noch einen Blumenstrauss schenkten. Anschliessend haben wir noch einige Buchläden durchstöbert.

Die Verbindungen mit dem Zug runter nach Pui waren recht gut und zum Abend gab es dann ein Wiedersehen mit alten Freunden. Ich hatte unser Kommen ja bereits angekündigt und Familie Stanciu, wie auch mein alter rumänischer Wanderfreund Dorin hatten uns dann herzlich begrüsst. Uns blieben noch zwei Tage für Unternehmungen. Auch da hatte Herr Stanciu schon alles für uns vorbereitet. Unser Ziel war eine Höhle im Surean-Gebirge, die ich bereits zwei mal besucht hatte. Christian und Frank hatten ihre Bewehrungszeit längst hinter sich und ich konnte dieses Ziel mit ihnen bedenkenlos angehen. Für den morgigen Tag hat Herr Stanciu einen Freund arrangiert, der uns mit seinem ROMAN-LKW nach Ponoricilor über einen schlechten Weg hinauffahren wird. Dem schlossen sich weitere Freunde aus dem Dorf an, die von dort bereits geschlagenes Holz holen wollten.

Am Abend hat Frau Stanciu dann noch kräftig aufgetischt. Hier wurde allerdings deutlich, dass von den "Drei Herren vom Grill" eigentlich nur einer so richtig die Gastfreundschaft zu schätzen wusste. :-))) !


04.06.1996 (Dienstag) ... eine traumhafte Höhle mit grauenhaftem Einstieg.

"Nelu" war pünktlich zur Stelle mit seinem Roman-Diesel und auch die anderen Männer vom Dorf hatten schon ihren Platz auf der Kipperfläche eingenommen. Stanciu blieb in Pui, aber Dorin begleitete uns. Uns los ging´s. Über Ohaba Ponor und dann in Serpentinen steil hinauf. Wir kamen gut voran und waren zu einer noch frühen Tageszeit bereits auf dem Plateau bei Ponoricilor. Hier verabschiedeten wir uns von Nelu und den anderen Männern und hatten noch ein kurzes Stück Weg bis zu einer Hirtenhütte. Dorin kannte die Hirten natürlich, sie kommen ja ebenfalls aus Pui.

In der Hirtenhütte legten wir alles Gepäck ab, welches wir für die Höhle nicht brauchten und dann liefen wir los, in einem kleinen Tal den Bach folgend, bis er in einer Senke im Fels verschwindet. Hier endet das absteigende Tal an einer hellen Felswand. Christian und Frank war klar, dass hier die Höhle ist, aber wo? Ich machte mich daran, altes Laub zur Seite zu schieben. Wir hatten Glück, der grosse Betonblock, der einst den Eingang blockierte, war weg. Der kleine im Boden befindliche Eingang war lediglich zugeschüttet mit Felsbrocken. Nach 20 min. hatten wir den Einstieg frei gelegt. Ein Loch, kaum mehr als Schulterbreite und zu aller Mühe geht´s auch gleich nach dem Einstieg in eine S-Kurve. Stein am Bauch, Stein am Rücken. Wie ein Wurm windet man sich über 15 Meter, bis sich die Höhle ein erstes mal weitet.

Schon Wochen zuvor habe ich Christian immer prophezeit, er würde durch die eine oder andere enge Passage, welche hier dann erst noch folgt, nicht hindurch kommen. Alles kam anders als gedacht. Dorin bekam am Eingang eine kleine Panik - ja es sei hier zu gefährlich und es gäbe einen neuen und wohl besseren Eingang und und und. Ich glaubte ihm natürlich nicht, da ich wusste was mit Dorin los war. Bei der zweiten Exkursion in diese Höhle vor einem Jahr, da kam Dorin zwar hinein, aber an einer der Passagen kam er zunächst nicht mehr hinaus. Er hatte eine zu dicke Jacke an. Da steckte er so richtig fest. Selbst zurück, also runterwärts ging es erst nicht. Irgendwann hat er sich zurückgedrängt und die Jacke ausgezogen, die mittlerweile reichlich Schaden genommen hatte. Dann der zweite Anlauf und nach einigem hin und her gelang ihm dann der Durchschlupf. Das war es, wovor Dorin diesmal einen so gehörigen Respekt hatte, dass er zu dieser Zwecklüge griff. Frank glaubte ihm nach einiger Zeit und wollte mit Dorin dann den zweiten Eingang suchen.

Als wir an jene superenge Stelle kamen, da flutschte der Christian wider Erwarten hindurch, dass mir das Staunen einkam. An einer Steilstufe, die etwa 7 Meter in die Tiefe fällt, war einst eine ganz schmale provisorische Eisenleiter gelehnt. Die hatten die letzten Höhlenforscher umgekippt. Da stand ich nun und war mehr als betrübt, dass wir nun nicht die wahren Schätze der Höhle begehen können. Christian´s Qualitäten im Freiklettern kamen uns nun ungeheuer zu Gute. Er kletterte an einer Spalte rechts hinunter und stellte die schmale Eisenleiter wieder auf. Nun konnte auch ich folgen. Und nun hatten wir es geschafft. Das Paradies lag uns zu Füssen. Von Frank und Dorin leider keine Spur.

Nach über 5 Stunden waren wir wieder zurück. Niemand mehr da. Wir gingen zurück zur Stâna. Dorin hielt einen Nachmittagschlaf und Frank war auch da. Wie schade war es für ihn. Dann mussten wir aufbrechen und wanderten nun hinüber in das obere Valea Fizesti zu Familie Danut. Die wussten bereits, dass wir auf Besuch kommen. Die Tage zuvor musste es auch hier kräftig geregnet haben. Unsere Schuhe gewannen an Grösse! Die lehmigen Pfade hier, die durch die Streusiedlungen und isolierten Höfe führen, sind unüberschaubar. Zumeist geht es nur über Privatgrundstücke. Aber mit ein wenig Improvisation haben wir Dan sein Gehöft gefunden. Wie schön war es, wieder einmal hier zu sein. Christian und Frank fühlten sich auf Anhieb regelrecht heimisch. Wie soll es auch anders sein, bei den "Drei Herren vom Grill"! Die beiden Söhne von Familie Danut sind mittlerweile auch wieder ein kräftiges Stück gewachsen.

Der Weg vom Haus zur Aussentoilette war beinahe vom Schwierigkeitsgrad einer Bergtour. Die Betontreppe hinunter und dann begann auch schon der tiefe Schlamm. Durch eine schmale Baulücke zwischen dem Wohnhaus und einem Stallgebäude geht es hindurch und dann bergauf zum Klo. Frank versuchte diese Passage in Jesuslatschen. Er war höchst konzentriert und bemerkte dabei das sehr tief hinab reichende Ziegeldach vom Stall nicht. Also volles Rohr dagegen! Ein zarter Schlitz in der Kopfhaut lies Draculas Legenden aufleben. Aber bei zwei gelernten Krankenpflegern unter den "Grillern" war er schnell versorgt und der Blutfluss gestillt. Nun galt es dies auch zusätzlich mit dem guten Tuicá dieser Region zu begiessen. Und das taten wir ausgiebig mit Familie Danut bis tief in die Nacht hinein.


05.06.1996 (Mittwoch) ... Wiederholungstäter leben ungesund.

Gegen 9 Uhr hatten wir uns am Frühstückstisch eingefunden. Zuvor aber gab es folgendes zu berichten. Als Frank zur morgendlichen Verrichtung seiner Notdurft abermals das Klo anvisierte, war er ebenso konzentriert, mit eben den selben Jesuslatschen, über den selben Schlamm, draufzu, auf die selbe Baulücke, das herabhängende Dach abermals nicht beachtend, mit dem selben Ergebnis auflebender Draculalegenden. Abermals strömte die selbe Blutgruppe über sein Haupt. Aber es gab feine Unterschiede. Diesmal hatte Frank sogar eine Ecke vom Ziegelstein weggeschlagen und Christian verfeinerte die blutstillende Technik mit einen zarten Schwamm. Ende gut, alles gut. Aber um ein "Haar" wären wir nur noch "Zwei Herren vom Grill" gewesen, denn Wiederholungstäter leben in diesem Falle ungesund.

Das sich anschliessende Frühstück zog sich lange hin. Dann der Abstieg nach Pui. Dabei spaltete sich unsere Truppe je nach Berufsgruppe auf. Christian und meine Wenigkeit, in der Zunft der Krankenpflege und weit voraus. Dem folgend, die Elektrikerzunft. Die erste Gruppe erreichte das Haus vom Dorin schnell und zügig und legte sich zum Mittagpäuschen danieder, während Dorin mit Frank riesen Umwege lief, um ihm beinahe jede kommunale Elektroverteilung, sowie die der Bahnanlagen zu zeigen.

Dann ein letzter Abend bei Familie Stanciu. Und es war ihnen wichtig zu wissen, ob wir bei Familie Danut auch wirklich gut versorgt wurden. Selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, so hätten wir "Ja" gesagt, weil sonst Frau Stanciu noch mehr Essen aufgetischt hätte :-) ! Zu abendlicher Stunde besuchten wir noch einen Holzschnitzer im Dorf.


06.06.1996 (Donnerstag) ... Ein schwerer Abschied.

Heute war beinahe Trauertag für uns. Es hiess Abschied nehmen von diesem wunderbaren Land und seinen wunderbaren Menschen. Herr Stanciu und Dorin begleiteten uns noch bis Deva, wo uns noch etwas Zeit blieb durch die Stadt zu laufen. In einer Bierschenke nahe dem Bahnhof tranken wir zusammen noch ein letztes grosses Halbes. Da ist uns doch der Frank beinahe eingeschlafen. Irgendwie waren wir sogar besorgt um ihn. Nun, was bleibt dazu zu sagen: "Das mit dem gemeinsamen Rumänienurlaub, dass üben wir noch mal !!!"


Bilder zur Story "Die Drei Herren vom Grill"

Wilhelm Scherz

Kartentipps (weitere Infos dazu: Klicke auf Bild!)

 

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