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Rumänien`98 / Teil 1

Berichte von der geographischen Rumänienexkursion vom 29.August bis 12.September 1998 unter der Leitung von Prof.Dr.Manfred Hofmann

Redaktion: Ileana Kasper und Jörg Beineke

Inhalt:

Die Schwarzmeerküste südlich von Constanta; Tourismus an der rumänischen Riviera; die Dobrudschatafel
Hafenstadt Constanta; antike griechische Siedlung Histria; Rand des Donaudeltas; N-Dobrudscha; Donausümpfe; Rumänisches Tiefland
Sozialistische Stadtplanung; Schlammvulkane im Karpatenvorland; Karpatenquerung durch das Prahova-Tal und Besichtigung des Schlosses Peles
Stadt Kronstadt und Umgebung in Richtung Bran; Gespräche mit Persönlichkeiten der Stadt
Kronstadt und die Kronstädter Senke; ungarische Siedlungen im Szeklerland; Vulkanismus in den Ostkarpaten
Kirchenburgen und sächsische Siedlungen; Schäßburg - mittelalterliche Stadtanlage
Kokeltal; Dorf und Kirchenburg Birthälm; Stadt Mediasch; Umweltprobleme bei Copsa Micä; Dorf und Kirchenburg Wurmloch
Hermannstadt
Stadtgeschichte und Festung von Alba Iulia; Apuseni-Gebirge
Apuseni: Wanderung zur Groapa Ruginoasä
Wasserfall Vircioroc bei Arieseni; Goldbergbau bei Brad
Nationalpark "Retezat"; glazialer Formenschatz
Das Banater Land

 


Datum: 30.08.1998

Themen: Die Schwarzmeerküste südlich von Konstanta; Tourismus an der rumänischen Riviera; die Dobrudschatafel

Route: Neptun - Jupiter - Venus - Saturn - Mangalia - 2.Mai - Vama Veche - Reservat

Protokoll: Sandra Langehenke

Tourismus am Schwarzen Meer am Beispielort Neptun

Die touristischen Anlagen wurden zur großen Zeit des Tourismus, zwischen 1965 und 1973 errichtet. Neben Neptun entstanden Orte wie Venus, Jupiter, Saturn und Olymp, die auch für Ausländer, hauptsächlich für DDR-Bürger, Ungarn und Tschechoslowaken, konzipiert wurden. Da das natürliche Potential in Form von Meer, Strand und Grünflächen gegeben war, brauchte nur die menschliche Hand einsetzen, um Strandbars, Sonnenliegen und -schirme usw. hinzuzufügen. Dies gelang in Neptun mehr oder weniger geschickt, man denke nur an die Kanalisation, die direkt am Strand ins Meer geleitet wird und nicht erst einige Meter im Wasser. Direkt angrenzend an den Strand befinden sich 6 Villen für höhere Leute, von denen 3 Ceausescu gehörten und heute, immer noch vom Militär bewacht, als Protokollvillen gelten.

Durch den natürlichen Strandwall, der sogenannten Nehrung oder Lido, wurde das Haff abgetrennt. Es entstanden 2 Lagunen, welche ausgesüßt, heute schon teiweise durch reges Algenwachstum verlanden.

Um den Tourismus am Schwarzen Meer zu untersuchen, sollte man 4 Komplexe unterscheiden:

Wie bereits erwähnt, ist das natürliche Potential vorhanden, ebenso wie Hotelanlagen, Infrastruktureinrichtungen, usw.. Der Service bzw. die Dienstleistungen gelten als wichtiger Faktor in der Tourismusbranche. Das Preis - Leistungs - Verhältnis gliedert sich folgendermaßen:

Die Verköstigung ist trotz der Preisunterschiede fast gleich. Auf einem Campingplatz bezahlt man ca. 20 DM / 10 Tage.

Auf dem Festland oberhalb der Lagune befinden sich die Hotels. Sie stehen meistens senkrecht zum Meer und besitzen keinen Meerblick. Die Komplexe bestehen aus 2 - 3 Gebäuden, die 5 - 6 Etagen hoch sind. Es gibt einen zentralen Versorgungstrakt, der von jeder Seite erreichbar ist. Zwischen den Gebäuden sind angelegte Grünflächen. Früher gehörten die Hotelanlagen dem Staat, heute sind sie weitgehend privatisiert worden. Die Käufer waren in den meisten Fällen Rumänen. Zu früheren Zeiten waren die Hotels gut gebucht, da die rumänische Währung stabil war. Heute, wo die Inflationsrate groß ist, bezahlt man bei einem Einkommen von 1 Million Lei 4 Millionen Lei für 14 Tage Urlaub. Daher ist es leicht erklärbar, daß viele Hotelzimmer leer stehen, zumal es in Rumänien 17 Millionen Menschen gibt, die zu den Armen zählen, bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 22,6 Millionen.

Klimatisch gesehen zeigt sich kein Mittelmeereindruck. Der Bewuchs besteht vorwiegend aus Kiefern, Pappeln und Quittenbäumen. Die Temperaturen sind zwar mild, aber es kann im Winter auch sehr kalt werden.

Insgesamt kann man sagen, daß eine Grundversorgung für den Tourismus vorhanden ist, die allerdings ausbau- und erneuerungsbedürftig ist.

Bei der Weiterfahrt Richtung Süden, zur bulgarischen Grenze, lassen sich eine Vielzahl gleichartiger Anlagen beobachten, eine Variation ist aber kaum vorhanden. Allerdings ist Neptun als Ort etwas herausgehoben, da hier früher höhere Leute ihren Urlaub verbrachten. Parallel zur Küste verlaufen gut ausgebaute Straßen, die die Tourismusorte vom Hinterland trennen. Die Straßen werden gesäumt von Walnuß-, Pfirsich-, Akazienbäumen und Orienteschen. Dahinter beginnt zur Landseite die landwirtschaftliche Bewirtschaftung..

Als eine wichtige Stadt am Schwarzen Meer kann man Mangalia bezeichnen. Es gibt alte und neue Gebäude, Läden, Restaurants und Hotels. Die Tourismusanlagen sind zwar ähnlich denen von Neptun, Saturn usw. aber sie sind zahlreicher und größer. Am Hafen von Mangalia befinden sich große Anlagen, eine Werft, und es liegen dort viele Tanker und Kriegsschiffe vor Anker. Der Stadtrand ist gekennzeichnet durch Gewerbeanlagen, die teilweise stillgelegt sind, und durch Neubaugebiete, in denen die Häuser z.T. größer und mit vielen Türmchen versehen sind.

Als sehr kleinen Tourismusort und als Gegensatz zu Mangalia kann man den Ort 2.Mai sehen, welcher der nächste ist, auf dem Weg Richtung bulgarische Grenze. Große Hotels sind gar nicht vorhanden; die Versorgung ist sichergestellt. Bei den Einwohnern gibt es kleine Pensionen, die sehr einfach gehalten sind, außerdem gibt es Kinderferienanlagen, die heute kaum noch genutzt werden. 2.Mai ist ein Ort für ruhebedürftige Menschen, denen das Ambiente des Landlebens gefällt.

Die letzte Ortschaft vor der Grenze zu Bulgarien ist Vama Veche, wo sich der alte Zoll befand. An der Küste kommt es zur Kliffbildung, und zur Ausbildung von Badebuchten, da an den Tal-/ Flußeinmündungen Sand angespült wird. Oberhalb der Küste kann man die leicht gewellte Dobrudschatafel erkennen. In Vama Veche sind kaum Versorgungseinrichtungen vorhanden, die dem Tourismus dienen könnten, daher ist es ein sehr einfaches Feriendorf, in dem auch viel am Strand campiert wird. Es gibt, zusammenfassend, an der Schwarzmeerküste eine breite Palette an touristischen Einrichtungen, die alle auf den Grundvoraussetzungen Meer, Strand und Sonne basieren.

Dobrudschaebene/ -tafel

Die Dobrudscha war bis 1878 türkisches Land. Der südliche Teil ist eine wellige Ebene, die hauptsächlich als Ackerland genutzt wird. Die weiten Flächen sind größtenteils menschenleer, die Felder sind übersichtlich und klein parzelliert. Zur Zeit unseres Besuchs waren die Hauptanbauarten Mais und Sonnenblumen, früher waren es warscheinlich Weizen und Gerste. Das Brachland erkennt man an der Unregelmäßigkeit und Fleckigkeit der Farbe. Der Boden stellte stellte sich bei näherer Untersuchung als dunkelbraun bis schwarz, nicht klebrig und krümelig heraus. Unsere Annahme ist, daß es sich bei der Bodenart um grobkörnigen Löß bzw. Sandlöß handelt und bei dem Bodentyp um dunkelbraunen bis kastanienfarbenen Schwarzerdeboden. Von der Küste her kann man immer wieder möwen zu den Feldern fliegen sehen, die sich als "Räuber" von Würmern und Körnern ernähren. Schaf- und Ziegenherden waren früher in der Dobrudscha nur im Winter zu sehen, im Sommer zogen die Hirten mit den Herden Richtung Karpaten, es handelt sich um Transhumanz. Als die Dobrudscha nach 1878 zum rumänischen Staatsgebiet kam, begann die Aufteilung und Privatisierung. Die Wanderschäferei bekam Schwierigkeiten. Man erkennt, daß ein politischer Umschwung landschaftliche Auswirkungen haben kann. Während der Fahrt durch die Dobrudschaebene kann man, außer Feldern, auch Waldsteppenreste, also weniger dichten Wald mit Steppenelementen, sowie Kultursteppe, gerodeten Wald, erkennen. Inmitten der Dobrudschaebene liegt ein Naturreservat, welches die ursprüngliche Vegetation und Tierwelt zeigen soll. Man erkennt, daß der Wald in freier Natur ziemlich dicht wächst, es handelt sich um Buschwald. Im Inneren des Waldes wird der Bewuchs niedriger, sparriger, buschartiger. Die Pflanzen hängen und ranken mehr, der Wald ist fast mittelmeerisch, das Prinzip der Macchie tritt auf. Aud der gesamten Fahrt über die Dobrudschatafel sieht man immer wieder leerstehende oder teilweise zerstörte LPG-Gebäude, die ehemaligen landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften, oder z.B. Hühnerfarmen mit riesigen, langgestreckten Gebäuden als Legebatterien, die Zeugnis ablegen für die Zeit des Sozialismus.

Begriffe:

Macchie sind immergrüne Hartlaubgebüschformationen des Mittelmeerraumes, die etwa 1 - 3 Meter hoch werden. Die Bodenflora fehlt meistens vollständig. Die Macchie kommt vor allem im feuchten Mediterranbereich vor und nach Osten hin in Schluchten und Küstenreliefs an feuchten und schattigen Plätzen. Die wesentlichen Elemente der Macchie sind der Erdbeerbaum, Lorbeer, Mastixstrauch, Stechwinde, immergrüner Schneeball.

Unter Transhumanz versteht man die jahreszeitliche Wanderung der Viehherden von schneefreien Küsten-, Tal- oder Niederungsgebieten zu Höhenzonen von Gebirgen. Dabei werden oft sehr große Entfernungen zurückgelegt. Meistens wandern nicht die Viehbesitzer selbst, sondern Fremdhirten mit den Tieren mit.

Quelle: Diercke, Wörterbuch der allgemeinen Geographie, dtv/ westermann, 8. Auflage 1995, Bd.1 und 2

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Datum: 31.08.1998

Themen: Hafenstadt Constanta; antike griechische Siedlung Histria; Rand des Donaudeltas; Nord-Dobrudscha; Donausümpfe; Rumänisches Tiefland

Route: Neptun - Constanta - Baia - Bräila - Buzäu

Protokoll: Sonja Suska, Haukur Gardarsson

Fahrt von Neptun über die E 87 nach Constanta

Constanta ist mit seinen 350.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Rumäniens. Der Bezirk Constanta umfaßt 7.055 km² und hat 600.000 Einwohner. Constantas Hafen ist nach Rotterdam der zweitgrößte Europas. Das Hafenbecken wurde künstlich angelegt, mit weit in das Meer gezogenen Molen, da es sich um eine Flachmeerküste handelt, die schnell von der Donau zusedimentiert würde, wenn man diese Maßnahmen nicht ergriffen hätte und zusätzlich das Hafenbecken immer wieder ausbaggern würde. Der Hafen ist Umschlagplatz für die Waren, die von hier aus per Zug oder LKW weitertransportiert werden. Um den Hafen attraktiver zu machen, hat man 1950 begonnen einen Kanal von der Donau bis zum Schwarzen Meer bei Constanta zu bauen. Dieses Projekt wurde 1953 vorläufig gestoppt und erst 1975 weitergeführt. Für diesen Kanal wurde mehr Material bewegt, als für den Bau des Panamakanals. Auffällig ist, daß man nur wenige Schiffe auf dem Kanal sieht, obwohl die Strecke über die Donau zum Schwarzen Meer durch den Kanal um einige Kilometer abgekürzt werden kann. Die Befahrung des Kanals ist für die meisten Schiffe einfach zu teuer, so daß es sich eher lohnt, weiter der Donau zu folgen und den Umweg in Kauf zu nehmen. Ein Problem für die Umwelt stellen die am Hafen ansässigen petrochemischen Industrien und Raffinerien dar, denn diese leiten ihre Abwässer ins Meer. Die Strömung bringt diese Abwässer dann direkt zu den Ferienorten an der Schwarzmeerküste.

Um die Altstadt herum ist teilweise noch gut die römische Stadtmauer zu erkennen. Bei diesem ältesten Teil der Stadt handelt es sich um eine typische antike Siedlung, die auf einer höher gelegenen Platte direkt am Meer gebaut wurde und autark war. Die Gebäude in der Innenstadt um den Ovid-Platz sind zwischen 1910 und 1920 entstanden. Gleich daran schließen sich die typischen Plattenbauten Ceausescus an, die in den 70er Jahren entstanden sind.

Fahrt über die 22 B durch das Seebad Mamaia zur historischen Siedlung Histria

Die befestigte Stadt Histria wurde Mitte des 7.Jh.v.Chr. von Griechen aus Milet gegründet. Im 1.Jh.v.Chr. geriet Histria unter römische Herrschaft. Durch die Verlandung des Hafens und die ständigen Angriffe der Wandervölker kam es schließlich zum Verfall der Stadt. Letzte Spuren der Besiedlung stammen aus dem 7.Jh.nach Chr.. Die Ausgrabungen wurden 1914 begonnen und 1948 vom archäologischen Institut fortgesetzt. Heute befindet sich an dieser Stelle ein archäologisches Museum. Die Verlandungszone um die Seen Lacul Nuntasi und Lacul Sinoie ist ein Paradies für Vögel, darunter Pelikanen, die in den Schilfgebieten einen hervorragenden Lebensraum finden. Immer wieder sind quellerbestandene Flächen zu finden. Queller ist eine Pflanze, die Salz speichern kann und damit gut in der salzigen Verlandungszone leben kann.

Fahrt bis Mihai Viteazu, dann auf die E 87 in Richtung Tulcea durch Baia, dann auf die 22 D nach Bräila

Die Zufahrt geht vorbei am Mäcin-Gebirge, dem nördlichen Rand der Dobrudscha. Vor diesem Gebirgszug mußte die Donau nach Norden ausweichen. In dem Tal, in dem die Straße entlangführt, wird intensiv Ackerbau betrieben. Etwas höher am Hang sind noch einige Weiden zu finden und ganz oben Eichenwald. Bei Mäcin geht es die Donauterrassen hinunter zu einem Nebenarm der Donau (Dunärea Veche). Im Überschwemmungsgebiet findet man sehr viele Entwässerungsgräben, welche die Aue, durch Deiche geschützt, für die Landwirtschaft, hauptsächlich als Viehweide, nutzbar machen. Direkt am Flußlauf befindet sich ein künstlich angelegter Auenwald (Eichen, Pappeln, Weiden) zur Holzgewinnung.

Donauüberquerung mit der Fähre bei Bräila

Die Stadt Bräila wurde 1300 n.Chr. das erste Mal erwähnt. Heute hat Bräila 260.000 Einwohner. Durch ihre günstige Lage an der Donau hat sich viel Industrie angesiedelt, wie chemische Industrie, Metallurgie, Lebensmittelindustrie und Holzverarbeitung. Früher gab es in dieser Gegend viele Seen, doch unter Ceausescu wurden Teile trockengelegt ud eine große Staatsfarm errichtet.

Drei Großlandschaften: Dobrudscha, Donaugebiet, Walachei

Dobrudscha

Die Dobrudscha liegt östlich der unteren Donau. Sie ist im Süden ein Tafelland mit einer Durchschnittshöhe von 250 m, im Norden ein niedriges Gebirgsland bis 450 m hoch. Die Landschaft ist geprägt vom Ackerbau. Angebaut werden Mais, Sonnenblumen, Weizen und in kleineren Mengen Obst, Gemüse und Wein. Da die Dobrudscha sehr niederschlagsarm ist, in Constanta fallen nur 374 mm Niederschlag jährlich (...), müssen die Felder bewässert werden. Trotz dieser Niederschlagsarmut bietet sich die Gegend zum Ackerbau durch die sehr fruchtbaren Schwarzerdeböden an. Die Entstehung der Schwarzerde hängt von mehreren Faktoren ab, insbesondere vom Klima. Die Böden der Dobrudscha sind aus Löß entstanden, auf dem sich unter den besonderen klimatischen Gegebenheiten die Schwarzerde gebildet hat. Im feuchten Frühjahr kann die Vegetation wachsen, verdorrt im sehr trockenen Sommer frühzeitig, kann aber nur wenig zersetzt werden, weil die Feuchtigkeit fehlt. Kleintiere (Wühler) sorgen dafür, daß die Pflanzensubstanzen tief in den Boden eingearbeitet werden. Auch im feuchten Herbst setzt die Humifizierung und die Verwesung nur kurz ein. Dann wird durch den kalten Winter die Verwesung unterbrochen, so daß die organische Masse als Humus erhalten bleibt.

Die Landschaft wird unterbrochen durch Straßendörfer, mit giebelständigen Häusern, die aus getrockneten Lehmziegeln gebaut werden. In Gebäudenähe liegt ein Garten. Die Gesamtparzelle hat Streifenform.

Donaudelta / Donauterrassen

Das Donaudelta umfaßt eine Fläche von 5.640 km², wovon 4.470 km² auf rumänischen Boden liegen. Früher befand sich an dieser Stelle eine Bucht, die in prähistorischer Zeit durch die Letea Sandbänke vom Meer abgeschnitten war. Diese Bucht wurde nach und nach mit den von der Donau mitgeführten Materialien aufgefüllt, so daß ein Delta entstand. Deltas entstehen vorzugsweise an gezeitenschwachen Binnenmeeren mit einer Flachmeerküste, an denen keine starke Küstenströmung herrscht. Ein weiterer Begünstigungsfaktor ist eine hohe Sedimentfracht des Flusses. Das Delta besteht aus Wasserläufen, Schilfinseln, Dickicht und flachen offenen Gewässern. Ein Paradies für Flora und Fauna. Man findet am Delta über 300 Vogelarten, 1150 Pflanzenarten und über 100 Fischarten. Etwa die Hälfte des gesamten Fischfanges stammt hierher und fast die gesamte Kaviarproduktion Rumäniens. Wie schon bei der Routenbeschreibung erwähnt, wird das Donaugebiet von Flußterrassen begrenzt. Diese Terrassen sind durch abwechselnde Aufschotterung und Einschneidung des Flusses entstanden. Während der pleistozänen Kaltzeiten führte die Donau viel Schotter und konnte daher ihr Flußbett aufschütten. In den Interglazialzeiten hingegen, in denen die Donau weniger Schotter führte, kam es zur Tiefenerosion, so daß Terrassen entstanden sind. Die äußere Terrasse ist die älteste. Auf den oberen Terrassen wird Ackerbau betrieben, während in der Flußaue, sowie sie durch Dämme von Überflutungen freigehalten wird, Viehweiden zu finden sind oder Wald zur Holzgewinnung.

Walachei

Die Walachei liegt zwischen den Südkarpaten und der Donau. Sie ist durch den Fluß Olt in zwei Teile getrennt, dieöstliche große Walachei (Mutenien) und die westliche kleine Walachei (Oltenia). Auf rumänisch heißt die Walachei Tara Romaneascä, was rumänisches Land bedeutet. Die Walachei ist ein Tiefland, das von Flüssen, die aus den Karpaten kommen, in PLatten zerlegt wird. Diese Flüsse bilden bei ihrem Austritt aus dem Gebirge Schwemmfächer, da sie sehr viel an Gefälle verlieren und dabei einen Teil ihrer Sedimentfracht ablagern müssen. Zur Donau hin besteht leichtes Gefälle. Diese Landschaftsform ist charakteristisch für die nördliche Walachei, auch Buzäu liegt auf einem Schwemmfächer. Der Bärägan, als Teil der Walachei, wird Kornkammer Rumäniens genannt. Auf den sehr großen Feldern werden hauptsächlich Weizen, Sonnenblumen und Mais angebaut. Ein weiterer Reichtum der Walachei sind die Erdölvorkommen. Immer wieder sieht man Bohrtürme und Pumpstationen. Die erdölführenden Schichten tauchen von den Karpaten aus nach Süden ab. In der Walachei ist es am leichtesten zu fördern.

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Datum: 01.09.1998

Themen: Sozialistische Stadtplanung; Schlammvulkane im Karpatenvorland; Karpatenquerung durch das Prahova-Tal und die Besichtigung des Schlosses Peles

Route: Buzäu - Berca - Policiori - Buzäu - Ploiesti - Sinaia - Brasov - Poiana Brasov

Protokoll: Ulrich Grotewold; Jens Natelberg

Kurzbeschreibung der Tagesroute

Der Exkursionstag beginnt gegen neun Uhr vor dem Hotel in Buzäu mit Beobachtungen zum Aufbau der Stadt. Das nächste Ziel liegt etwa 15 Kilometer entfernt von dem Stadtzentrum. Es handelt sich um die Schlammvulkane nahe der Stadt Berca (Bezirk Buzäu). Von dort aus geht es weiter über die Hauptstraße 1 B nach Ploiesti im Bezirk Prahova, dann weiter in Richtung Brasov. Dabei besuchen wir das Schloß Peles mit dem ihm angegliederten Kloster in Sinaia. Durch das Prahova-Tal gelangen wir nach Brasov. Die Tagestour ist ungefähr 200 Kilometer lang und sie verläuft durch mehrere naturräumliche Einheiten.

Die Stadt Buzäu

Buzäu dient als Beispiel einer sozialistischen Stadt. Hier lassen sich die Strukturen einer solchen Stadt sehr gut erkennen. Direkt vor dem Hotel, liegt der zentrale Platz, gegenüber des Rathauses. Diese großen Plätze, wie sie in nahezu jeder großen Stadt zu finden sind, dienen der Repräsentation. Sie sind auf allen Seiten von Straßen umgeben. Weiterhin stehen hier große Hotels teilweise mit Geschäften in den unteren Stockwerken. Diese Gebäude um die Präsentationsplätze sind ohne ausreichende Dehnungsfugen eng aneinander gebaut, so daß Risse auftreten. In anderen dieser Prachtbauten befinden sich Wohneinheiten. Diese PLätze bilden das Stadtzentrum (...). Im Anschluß an den zentralen Platz, auf der anderen Seite der ihn umgebenen Straßen, beginnen die üblichen Plattenbauten, die in den 60er Jahren errichtet wurden, um Menschen vom Land als Industriearbeiter in die Stadt zu ziehen. Alle Menschen in Rumänien sollten den gleichen Standart haben und in den gleichen Verhältnissen leben. Jenseits der den Platz umgebenden großen Plattenbauten fährt man wieder durch Viertel aus kleinen Häusern, die locker angesiedelt sind und meist von je einer Familie bewohnt werden (...). Am Siedlungsrand von Buzäu kann man ein weiteres Merkmal sozialistischer Städte entdecken. Es ist eine große Industrieanlage, in der die meisten Einwohner der Stadt Arbeit finden konnten. Vor 1965 gab es in Buzäu 35.000 - 40.000 Einwohner. Heute sind es ungefähr 150.000. Außerhalb der Stadt herrschen lange Häuserreihen vor, die sich an der Straße entlangziehen. Die Grundstücke haben längliche Form. Sie sind ca. 15 m breit und 40 - 50 m lang. Die Häuser liegen mit dem Giebel zur Straße und sind auf dem Grundstück längsorientiert. Im vorderen Teil befinden sich die Wohnräume, im hinteren die Stallungen. Vor dem Haus ist ein schmaler Hofraum zu sehen, der sich bis an die Rückwände des Nachbarhauses erstreckt. Diese Häuser sind zum Teil aus Holz gebaut, im Gegensatz zu den Steinbauten in der Stadt.

Auf dem weiteren Weg zu den Schlammvulkanen sieht man, daß das Gelände zu beiden Seiten des Flusses Buzäu ansteigt. Die Straße, auf der wir fahren, führt über eine gut ausgebildete Flußterrasse. Berca, in dessen Nähe sich die Schlammvulkane befinden, ist ein zentraler Ort in diesem Gebiet. In ihm findet man wieder Plattenbauten im Stadtzentrum. Nachdem man Berca durchquert hat, erreicht man das Karpatenvorland. In manchen Dörfern gibt es Siedlungskomplexe, in denen die Häuser jenen in der Dobrudscha ähneln. Sie haben meistens nur 1 oder 2 Räume und werden vermutlich von Zigeunern bewohnt. An beiden Straßenseiten auf dem Weg zu den Vulkanen erkennt man einige Erdrutsche.

Die Schlammvulkane bei Berca

Nach Berca geht es über einen Serpentinenweg, der nicht befestigt ist. Im unteren Teil verläuft der Weg einige Meter über dem Flußbett des Buzäu. In diesem Bereich sind die umliegenden Hänge gesäumt von Obstplantagen und Maisfeldern. Schafherden werden gesehen. Mit zunehmender höhe verringert sich der Anteil der Laubbäume und des Gemüses.

Sieben Kilometer nach Berca erreichen wir eine Bergkuppe, auf der sich die Schlammvulkane befinden. Die Schlammvulkane sind auf einer Verebnung von ungefähr vier Hektar vereinzelt angeordnet. Bei dieser Erscheinungsform des Vulkanismus handelt es sich nicht um eine echte, sondern vielmehr um eine vulkanische Begleiterscheinung. Schlammgefüllte, bis zu einem Meter hohe Kessel treten auf. In die Kessel steigen aus tiefen Schichten Gase, welche durch den Schlamm hindurchperlen und blubbernd entweichen. Die ausgeworfene Masse besteht vorwiegend aus tonigen Substanzen mit Wasser vermengt. Am Rand des Plateaus ergießt sich der Schlamm die Hügelränder herab, wobei sich die Fließrichtung nach den bereits eingeschnittenen Bachläufen richtet. Die Fließgeschwindigkeit des Schlammes hängt von der Wasserführung ab. Der Winter beginnt in den Vorkarpaten Ende Oktober und dauert bis Mitte April. Auf dem Rückweg von den Schlammvulkanen fahren wir einige Kilometer am Fluß Buzäu entlang. Bei diesem Teil des Flußlaufes ist besonders der starke Sedimenttransport auffällig. Die Flußaue ist durch steilwandig angeschnittene Terrassen eingefaßt. Jüngst wurde der Fluß begradigt und durch Dämme auf eine schmale Rinne in der Flußaue eingeengt. Ein hieraus resultierendes Problem ist der zunehmende Tiefeneinschnitt des Flußlaufes, der das Absinken des Grundwasserspiegels nach sich zieht.

Fahrt nach Ploiesti

Der Weg führt zuerst zurück nach Buzäu, dann weiter auf der 1 B nach Ploiesti. Von dieser Straße hat man einen Blick auf das Tiefland der Walachei und auf die Vorkarpaten. Auf beiden Straßenseiten kann man riesige Obstplantagen sehen, deren Bäume so beschnitten sind, daß ihre Äste spalierartig wachsen, damit große Maschienen hindurchfahren können. Man sieht kurze Zeit später auch große Zwiebelplantagen. Das Gebiet um Buzäu und die Stadt selber sind bekannt für besonders schmackhafte Zwiebeln. Wir probieren sie bei einem Marktbesuch. Buzäu ist heute ein Zentrum für den Gemüseanbau. Hauptsächlich Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Obst (Trauben, Melonen), aber auch Getreide werden hier angebaut. Die Bauern verkaufen ihre Ernte z.T. direkt an der Straße. Das ist für sie eine Gelegenheit, rasch Einnahmen zu erzielen.

Die Stadt Ploiesti

Die Stadt Ploiesti ist wie Buzäu eine geplante Stadt mit ungefähr 250.000 Einwohnern. Bereits weit vor der Stadtgrenze kann man die Erdölraffinerien ausmachen, die sich an der Peripherie niedergelassen haben. Etwa fünf Kilometer vor dem Wohngebiet überqueren wir den Fluß Teleajen, dessen Ufer in eine großflächige Terrassenlandschaft übergehen. Auf ihr und im Hinterland befinden sich außer Obstplantagen auch Weinfelder. Weiter stadteinwärts liegen ma Rand der Stadt Bungalows, die vermutlich der oberen Einkommensschicht zuzuordnen sind. Die nächste Bebauungseinheit in Richtung Zentrum sind Industriekomplexe. Ihnen gliedern sich Plattenwohnbauten an. Das Zentrum von Ploiesti ist um 1980 erneuert worden und zeigt modellhaft die typische Bauweise sozialistischer Städte. So befinden sich unmittelbar vor dem Rathaus das ehemalige Parteigebäude, die Verwaltung und ein großer Parade- und Versammlungsplatz. An seinen Flanken verlaufen gerade, breite Straßen (Aufmarschlinien). Die umliegenden Hochhäuser haben in den Erdgeschossen Geschäfte, darüber Wohnungen.

Fahrt von Ploiesti zum Schloß Peles bei Sinaia

Die E 60 in Richtung Brasov bildet die Hauptachse zwischen Siebenbürgen und Bukarest. Einrichtungen zur Erdölförderung sind zu beobachten. In den Vorkarpaten begann die Erdölförderung in Rumänien. Zwischendurch sieht man immer wieder Ölsammelstellen.

An den schwach geneigten Hängen kann man Laubbäume und Obstplantagen erkennen. Vorwiegend Kirschen werden hier angebaut. Ein wenig weiter in Richtung Brasov kommt man an einer Stelle vorbei, an der der erste rumänische Pilot, Aurel Vlaicu, abgestürzt ist. Zur Erinnerung wurde ein großes Flugzeug abgestellt.

Das Prahova-Tal bildet eine Schneise durch die Karpaten. Auf dem Weg durch diese Schneise hindurch, sieht man bereits, daß die Häuser hier wieder anders aussehen, als in den Gebieten, die vorher durchquert wurden. Sie haben hier spitze Dächer, um sicher zu gehen, daß die Schneemassen, die hier im Winter fallen, nicht auf den Dächern liegen bleiben. Die Häuser sind zwar kleiner als in der Tiefebene, stehen aber jetzt im Wald. Es fällt auf, daß der Wald dunkler geworden ist. Bei Sinaia befinden sich ein Zementwerk und eine Maschienenbaufabrik. Die Gebirgsbäche werden zur Energiegewinnung genutzt (Wasserkraft). Je höher man hinauffährt, desto mehr mischen sich Buchen und Tannen in das Bild des Waldes. Weiter unten gab es überwiegend Ahorn, Eschen, Obstbäume und Eichen. Die Schwarzkiefern und Lärchen, die gelegentlich zu sehen sind, wurden vom Menschen gepflanzt. Die Stadt Sinaia liegt auf einer Höhe von ca. 889 m, sie ist ein beliebter Wintersport- und Kurort. Sinaia wird vor allem von Gästen aus Bukarest besucht und als "Perle der Karpaten" bezeichnet. Es gibt hier ein bekanntes Sanatorium auf einer Höhe von 1400 m.

Das Schloß Peles und ds Kloster bei Sinaia

Oberhalb von Sinaia liegt im Nadelmischwald das Schloß Peles. Mit der Errichtung dieses Anwesens wurde im Jahr 1873 begonnen. Nach Fertigstellung 1881 nutzte es der rumänische König Mihail Carol I. vorwiegend als Sommerresidenz. Ein weiteres Gebäude, das kleine Schloß Pelisor, befindet sich etwa 100 m hangaufwärts. Dort lebte die Ehefrau des Königs, Elisabeth Carmen Silva, mit ihren Kindern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel der Gebäudekomplex in staatliche Hand. In der Diktaturzeit diente es gelegentlich Ceausescu als Aufenthaltsort und war für die Öfentlichkeit bis 1990 nicht zugänglich. In Peles ist heute ein Museum eingerichtet. Einen Kilometer hangabwärts, am Fußweg zum Schloß, entstand gegen 1690 ein rumänisch-orthodoxes Kloster, das bis heute von etwa 40 Mönchen bewohnt wird. Im Innenhof des Klosters ist der rumänische Politiker Tache Ionescu beerdigt.

Brasov

Am frühen Abend wird die Stadt Brasov erreicht. Sie ist mit 323.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Rumäniens. Wie in anderen großen Städten Rumäniens sind auch hier mächtige Plattenbauten entstanden. Einige sind noch immer nicht fertiggestellt, obwohl die Bauarbeiten bereits in den 70er Jahren begonnen wurden. Am Stadtrand gibt es noch eine LKW-Fabrik, die früher über 25.000 Arbeitsplätze verfügte. Heute sind es nur noch 15.000 und auch diese werden sich nicht halten lassen.

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Datum: 02.09.1998

Themen: Stadt Kronstadt / Brasov und Umgebung in Richtung Bran; Gespräche mit Persönlichkeiten der Stadt

Route: Poiana Brasov - Brasov - Risnov - Bran - Brasov - Poiana Brasov

Protokoll: Verena Hollenhorst; Susanne Pilz

Stadtrundfahrt durch Kronstadt (Brasov)

Der weiße und schwarze Turm sind Relikte aus dem 15./16.Jh. und sie deuten auf die ehemalige Stadtmauer hin. (Der schwarze Turm ist heute jedoch auch weiß angestrichen). In Brasov leben heute über 325.000 Einwohner. Das Rathaus wurde 1420 erbaut und befindet sich auf dem Rathausplatz. Es wird heute als Geschichts- und Kunstmuseum genutzt. Vom Rathausplatz aus haben vor ca. 700 Jahren der Deutsche Ritterorden und die aus den Rhein- und Mosellanden zugewanderten Siebenbürger Sachsen begonnen, die befestigte Siedlung Corona bzw. Brasov aufzubauen. Bald entwickelte sich hier das für lange Zeit bedeutendste Handwerker- und Handelszentrum Südtranssilvaniens, das enge kommerzielle Beziehungen zu den Nachbarländern unterhielt. Das Katharinentor wurde 1556 erbaut, hier beginnt die sächsische Altstadt. Wahrscheinlich befand sich früher vor der Stadtmauer ein Graben, eventuell auch noch ein Wall. Heute befinden sich hier Grünflächen und Straßen.

Unterschied zwischen rumänischer und deutscher Altstadt:

Die rumänische Altstadt zeigt niedrig gehaltene Häuser, häufig quadratisch, Grundriß mit allseitigen Walldächern; die orthodoxe Kirche aus dem 18.Jh. mit Doppelkreuz und spitzen Türmchen. Dagegen zeigt die sächsische Altstadt geschlossene Bebauung, geschlossene Häuserzeilen, Steinbauweise, hohe Bauten, reich verziert; typisch sind Toreinfahrten mit dahinter liegenden Innenhöfen, lineare Hofanordnung auf der Parzelle, Abgeschlossenheit nach vorne hin. Der Platz der Einheit im Altstadtviertel Schei wird hauptsächlich von Rumänen bewohnt. Die erste rumänische Schule wurde im Jahre 1495 erbaut, und sie entwickelte sich zu einem wichtigen Kulturzentrum. Hier wurden die ersten rumänischen Bücher in rumänischer Sprache gedruckt. Außerdem wurde hier die erste rumänische Chronik und die erste rumänische Grammatik entworfen und das erste Kalenderheft in rumänischer Sprache geschrieben. Der Klassenraum "Anton Pann" erinnert an die alte Schule. Anton Pann war ein großer Erzähler von dem noch wertvolle Bücher und Dokumente erhalten sind. Diakon Coressi schuf die ersten Bücher iun rumänischer Sprache. Im Mittelalter, als die Rumänen in drei verschiedenen Fürstentümern lebten, hat die Sprache das Volk geistig zusammengehalten. Im Saal "Das Buch und die Kronstädter Gelehrten" werden wertvolle Schätze aufbewahrt. Sie werden seit 30 Jahren bearbeitet, so z.B. die Unterlagen der berühmten rumänischen Operette "Crai Nou" von Ciprian Porumbescu.

Die St. Nikolaus Kirche ist schriftlich bekundet aus dem Jahre 1292 und wird in der "papstlichen Bulle" von 1399 erwähnt. Im Jahre 1495 beginnt der Steinbau der Kirche durch die Spende einiger Fürsten. Im 18.Jh. wird sie durch Nord- und Südkapellen und Außenfresken ergänzt. Die Kirche bleibt wichtigstes Kulturzentrum für das Kronstädter Schei, für die Schule, das Buchdrucken und das Schreiben in rumänischer Sprache.

Die Schwarze Kirche stammt aus dem Jahre 1383. Der Name wird begründet mit dem großen Stadtbrand von 1689, bei dem nur noch die schwarzen Mauern der Kirche übrig blieben. Der Wiederaufbau dauerte 100 Jahre. Heute ist die Kirche das am weitesten nach SO-Europa vorgeschobene Denkmal deutscher Kirchenbaukunst; sie erstreckt sich über eine Länge von 89 m und ist 42 m hoch. Seit 1542 werden hier deutsche Gottesdienste abgehalten, im Jahre 1543 haben die Sachsen das Luthertum angenommen. Heute zählt die Kirchengemeinde nur noch 2.200 Seelen. In der Schwarzen Kirche findet man ein bronzenes Taufbecken aus dem Jahre 1472. Der Altar ist eine Mischung aus katholischen und evangelischen Stilen, nur die Seitenaltäre sind nach der Reformation entfernt worden. Die Kirche wird von einer türkisch-anatolischen Teppichsammlung aus dem 17./18.Jh. geschmückt. Diese spiegelt den damals blühenden Handel wieder, aber auch die religiöse Offenheit, die in ganz Siebenbürgen Tradition war. Die schönsten türkischen Teppiche wurden von den Händlern den Kirchen zum Dank geschenkt. Man findet hier eine Sammlung von 145 Stücke. Das ist die größte Sammlung in ganz Europa. Aufgrund der Länge der Kirche befindet sich die Kanzel in der Mitte. Damit auch jeder etwas sehen kann, sind die Bänke umdrehbar. Die Orgel, eine Buchholzorgel, wurde vor ca. 150 Jahren gebaut. Sie besitzt 4.000 Pfeifen, 27 Pedalen und 75 Gegister. Die größte Pfeife ist 2,4 m und die kleinste Pfeife 4 cm. Im Sommer 1998 wurde die Orgel das erste mal restauriert.

Drahtseilbahnfahrt auf den Timpaberg (Zinne)

Der Berg Timpa (955 m) ist das landschaftliche Wahrzeichen von Brasov. Der Fernblick vom Gipfel bietet ein großartiges Panorama von Brasov und Umgebung (Burzenland).

Fahrt nach Bran über die E 572

Im Burzenland leben nur noch 6.000 Sachsen. In Cristian (Neustadt) leben 9.700 Einwohner, davon 46 Sachsen. Neustadt ist eine typisch sächsische Gemeinde mit kennzeichnender Siedlungsstruktur. Am Rande der deutschen Siedlungen findet man auch andere Siedlungsstrukturen. Dort lockert sich die Bebauung auf, und es sind rumänische Siedlungselemente zu erkennen. In Risnov (Rosenau) leben 16.500 Einwohner. Bran hat 5.500 Einwohner und die meisten sind in der Tierhaltung beschäftigt. Berühmt wurde Bran durch die Törzburg, die aus der zweiten Hälfte des 14.Jh. stammt. Sie wurde von den Sachsen gebaut, für die Überwachung des Bran-Passes, einer der wenigen Handelswege über die Karpaten. Die Burg wird Touristen als Wohnstätte Draculas offeriert. Heute befindet sich ein Museum für mittelalterliche Kunst in ihr.

Gespräch mit Persönlichkeiten der Stadt

Gesprächspartner waren: Herr Traian Popa (Geographielehrer), Herr Dieter Simon (Forstwirt, Chef des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt) und Herr Dieter Drotleff (Chefredakteur der "Karpatenrundschau", die seit 2 Jahren auf Landesebene, am Samstag als Beilage in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien erscheint)

Frage: Was für Folgen hatte die Wende von 1989 für Sie persönlich bewirkt?

Herr D.: Bis `89 wäre so etwas wie dieses Gespräch nicht zustande gekommen, denn es gab keine Demokratie. Für solche Treffen gab es immer einen kontrollierten Protokollraum. Presse- und Meinungsfreiheit waren nicht vorhanden.

Herr P.: Ich hatte vor der Wende als Geographielehrer viele Probleme. So konnte man zum Beispiel nicht einfach in das Gelände gehen. Alles was gelehrt wurde, kam aus den Büchern. Es war sehr kompliziert. Exkursionen waren nur in Rumänien oder in anderen sozialistischen Ländern möglich.

Frage: Warum gibt es nördlich der Karpaten weniger typische sozialistische Stadt?

Herr D.: Selbst hier in Brasov gibt es die sozialistische Stadt, nur, daß hier der historische Stadtkern erhalten und restauriert wurde. Im Neubauviertel existieren die Wohnblocks, teilweise sind sie noch im Bau. Diese Neubauviertel sollten damals das neue Ortszentrum werden.

Frage: Wie konnte Ceausescu überzeugt werden, den historischen Stadtkern zu erhalten?

Herr D.: Ceausescu wollte die historischen Denkmäler und Stadtkerne erhalten, da er von der Verbundenheit des Volkes zu diesen Denkmälern und Stadtkernen wußte. Dies wurde jedoch nicht immer eingehalten.

Frage: Trifft dies nur auf Siebenbürgen zu?

Herr D.: Nein. In Bukarest wurden zum Beispiel wertvolle Bauten abgetragen und dann transferiert. Historische Denkmäler von Minderheiten wurden abgeschafft.

Herr P.: In den Städten aus der Ebene galten die Wohnblocks als Fortschritt. So wurden z.B. sehr viele kaputte Altbauten abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Das war hier in Brasov anders. Die Gebäude im historischen Stadtkern waren zu wertvoll, so daß sie verschont wurden. So entstanden die Neubauviertel am Rande der Stadt.

Frage: Womit beschäftigt sich eigentlich das Deutsche Forum?

Herr S.: Das Deutsche Forum ist der Polit-Verband der Rumänien-Deutschen. Das Forum ist keine politische Partei. Es vertritt die Interessen der Rumänien-Deutschen im In- und Ausland. Das Forum hat auch das Recht bei Wahlen anzutreten. Die hauptsächliche Tätigkeit liegt in der Betreuung der deutschen Schulen (Gastlehrer, Busfahrten, Ausrüstung), in der ärztlichen Betreuung der Mitglieder und die Betreuung im kulturellen Bereich wie Musik und Kunst. Das Forum ist kein Dienstleistungsbetrieb, sondern eine GmbH zu gegenseitiger Hilfe. Das Forum simuliert ein Amt. Wir haben eine einzige Angestellte, unsere Raumpflegerin, und wir haben von 8 - 12 Uhr geöffnet. Die anderen arbeiten ehrenamtlich oder halbehrenamtlich.

Frage: Kann das Forum etwas gegen die Auswanderung der letzten Deutschen tun?

Herr S.: Wir wollen keine Leute festhalten, denn die Auswanderung ist eine persönliche Entscheidung. Für die, die bleiben ist das Forum da. Heute werden die deutschen Schulen aber auch zu 70-80% von Nichtdeutschen besucht. Wir tragen dem Rechnung, indem wir von ethnischen Gruppen abgehen. Im Kern sind wir noch ein ethnischer Verband, aber bald werden wir nur noch ein sprachlicher Verband sein. Wir können mitteleuropäische Kulturwerte vermitteln, und wir haben die Möglichkeit, sypathisierende Personen aufzunehmen, welche bis auf das Wahlrecht alle Rechte haben.

Frage: Die Wende hatte viele Folgen. So zum Beispiel sind viele Deutsche ausgewandert. Was passiert mit den leerstehenden Häusern und Dorfzeilen? Kann die Dorfstruktur erhalten bleiben?

Herr S.: Bis zur Wende mußte jeder Auswanderer sein Haus dem Staat verkaufen und zwar sehr billig. Nach der Wende wurden die Häuser privat verkauft, und die Menschen versuchten in der BRD Fuß zu fassen. Teilweise wurden auch Verwalter für die leerstehenden Häuser eingesetzt, aber häufig verfallen die Häuser auch.

Herr D.: Die Häuser sind aber auch sehr beliebt. Ein sächsischer Hof in Honigberg kostet bis zu 150.000 DM. Ein Haus kann jeder in Rumänien kaufen, nicht aber Grund und Boden.

Frage: Gibt es Regelungen oder Satzungen, wie und was an einem Haus renoviert werden darf?

Herr S.: Der Kern der Stadt ist sächsisches Kulturerbe. Es ist schon viel renoviert worden aber viel Vertsändnis für Kulturgeschichte ist nicht mehr vorhanden. Zugezogene haben nicht die Bindung und so wird oftmals anderes Material verwendet. Das Forum hat nicht die personelle Kompetenz, um überall einzugreifen. Dennoch haben wir zwei Möglichkeiten: Zum einen die Öffentlichkeitsarbeit und zum anderen Mitarbeit im Stadtrat durch die versucht wird, Entscheidungen zu beeinflussen.

Herr D.: Es gibt beim Bürgermeister eine Sonderkommission hierfür, aber auch in Rumänien gibt es Hintertüren. So versucht die Presse aufzupassen.

Frage: Fragt das Forum bei der UNESCO um Hilfe an?

Herr S.: Die UNESCO hat einige Denkmäler unter Schutz gestellt, dennoch müssen die Denkmäler vom Land erhalten werden.

Frage: Können die Regionen nicht von den unter Schutz gestellten Denkmälern profitieren?

Herr D.: Sicherlich ist das eine große Chance für den Tourismus in Rumänien, aber es gibt noch viel zu viele Vorurteile über Rumänien.

Frage: Wie ist die Beziehung zwischen dem Forum und der BRD?

Herr S.: Jeder der hier lebt, hat Verwandte in der BRD. Jeder der hier herkommen will, bekommt eine Starthilfe von uns, und in der BRD gibt es Stiftungen, die unsere Arbeit hier in Rumänien unterstützen.

Herr D.: Sogar einige politische Stiftungen unterstützen uns hier.

Frage: Der Tourismus läuft nicht nur über die Geographie eines Landes, sondern Tourismus ist vor allem Marketing. Was wird in diesem Bereich getan?

Herr S.: Wir haben es nicht nötig, uns mit Dracula zu schmücken. In Bukarest ist das Grab von Dracula zu sehen, aber mehr wird da nicht getan. Tourismus muß nach meiner Ansicht auf Dauer Hintergrund haben.

Frage: Aber es ist doch sinnvoll, solche Attraktionen wie "Schloß Dracula" zu nutzen, um mit diesen Geldern andere historische Gebäude zu sanieren?

Herr S.: Das Schloß hat das nicht nötig.

Frage: Das Geld ist doch aber wichtig für die Entwicklung des Landes!

Herr D.: Wenn die Politik sich nicht ändert, wird sich auch in diesem Bereich nichts ändern. Die Kultur steht im Haushalt nämlich erst an 3. oder 4. Stelle.

Frage: Man sollte versuchen, den Leuten mehr zu bieten. Zum Beispiel Restaurants gegenüber von Kirchenburgen.

Herr D.: Das ist doch ein ungelöstes Problem, da die Eigentumsrechte noch nicht geklärt sind.

Frage: Die Kaufleute- und Handwerkerschicht ist jetzt weg. Sind deren Wohnungen und Geschäfte schon verpachtet, gibt es schon neue Besitzer?

Herr S.: Im Sozialismus war es verboten, mehr als eine Wohnung zu besitzen. Viele Wohnungen wurden dem Staat übergeben oder verkauft. Es gibt auch viele staatlich-private Haushalte.

Herr D.: Es ist ein neues Gesetz erlassen worden, daß besagt, daß die Mieter nun ihre Wohnungen und Geschäfte kaufen können.

Herr K.: Es gibt derzeit über 600.000 Prozesse wegen ungeklärten Besitztums.

Frage: Gibt es einen TÜV in Rumänien?

Herr S.: Ja, alle 2 Jahre muß man zur Überprüfung. Es gibt aber keinen KAT.

Frage: Gibt es in der bevölkerung Tendenzen zum Umweltschutz?

Herr D.: Ja unsere Müllabfuhr ist privat. Die Bürger zahlen eine Gebühr und dann wird der Müll abgeholt.

Frage: Hat sich nach der Wende der Forst verändert?

Herr S.: Nach der Wende kamen alte Besitzansprüche wieder auf und jeder bekam symbolisch einen halben Hektar zugesprochen. Da hier noch mit Holz geheizt wird, wird auch sehr viel gerodet. Es besteht die Gefahr, daß der Wald nicht so erhalten bleibt, wie es unter staatlicher Verwaltung gewesen ist.


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