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Rumänien`98 / Teil 3

Berichte von der geographischen Rumänienexkursion vom 29.August bis 12.September 1998 unter der Leitung von Prof.Dr.Manfred Hofmann

Redaktion: Ileana Kasper und Jörg Beineke


Datum: 07.09.1998

Themen: Stadtgeschichte und Festung von Alba Iulia; Apuseni- oder Westgebirge

Route: Sibiu (Hermannstadt) - Sebes - Alba Iulia - Zlatna - Abrud - Cimpeni - Arieseni

Protokoll: Dietmar Denger

Sebes

Sebes ist eine der vielen Städte, deren Gründung auf die Initiative der Siebenbürger Sachsen zurückgehen. Noch bis in die siebziger Jahre lebten in der Stadt 5.000 Deutsche. Doch die Auswanderungswelle nach dem Fall des eisernen Vorhangs machte auch vor Sebes nicht halt. So tendiert heute der deutsche Bevölkerungsanteil gegen Null. Bemerkenswert ist eine der schönsten sächsischen Kirchenburgen, deren Bau das Schicksal der sächsischen Gemeinde widerspiegelt. Nach dem Tatarensturm im 13. Jahrhundert wollte man die romanischen Kirche in einen gotischen Bau umwandeln. Die Fertigstellung des großen Chores ging einher mit dem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, und so verband man den fertigen Teil mit dem alten Schiff. Der Chor ist genauso lang wie der Rest der Kirche.

Alba Iulia

Alba Iulia (deutscher Name ursprünglich Weißenburg, im 18. Jahrhundert in Karlsburg umbenannt) ist mit seinen 70.000 Ew. eine der größten Städte Siebenbürgens, sowie eine der bedeutendsten historischen Attraktionen Rumäniens. Die ehemalige Festung, deren alter Name "Apulon" bereits um das Jahr 100 Erwähnung findet, liegt im Grenzbereich zweier Großlandschaften. Im Südosten erstreckt das weite Transsilvanische Becken, im Nordwesten erhebt sich mit den Muntii Trascäului die Ostabdachung des Apuseni- oder Westgebirges. In der Stadt mündet der Aries in den drittgrößten Fluß des Landes, den Mures.

Archäologische Funde bezeugen eine Besiedlungsgeschichte, die bis ins Neolithikum (5000 v.Ch.) reicht. Die Römer, die die Daker ablösten, bauten mit dem "Castrum Apulum" die Siedlung in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zum Munizipium und wirtschaftlich / politischen Zentrum von Dazien aus. Mit Beginn der Völkerwanderung wuchsen die Probleme, das Gebiet gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Die Festung fiel wüst und verarmte. Unter den neuen Bewohnern hielten sich die Slawen am längsten, beeinflußten Sprache und Kultur. Noch heute legen kyrillische Beschriftungen an orthodoxen Kirchen Zeugnis ab von dem Einfluß dieses Volksstammes. Die im 12. Jh. von ungarischen Königen erbaute Burg Gyulafehervar (Weißenburg) erfuhr nach der Zerstörung durch die Mongolen im 14 Jh. eine prachtvolle Wiedererrichtung, deren Substanz sich bis heute erhalten hat. Im 16. Jh. wurde Weißenburg die Hauptstadt des neuen Fürstentums Siebenbürgen: Fürst Mihai Viteazu (Michael der Tapfere) gelang für kurze Zeit bereits die Vereinigung der Fürstentümer Moldau, Walachei und Transsilvanien. Im 18. Jh. begann unter den Habsburgern die Errichtung der heutigen Festung. Die Stadt wurde nach dem Bauherrn Karl VI. in Karlsburg umbenannt und verlor in der Folgezeit an Bedeutung. Dies änderte sich erst wieder am 1.Dezember 1918, als in der orthodoxen Kathedrale der Anschluß Siebenbürgens an Rumänien proklamiert wurde. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde des modernen rumänischen Staates.

Die Stadt teilt sich in Ober- und Unterstadt. Die ursprüngliche Stadt im oberen Teil wurde im Zuge des Festungs-Neubaus 1711 geschliffen und unterhalb der Anlage neugegründet. Stadtteile im oberen Bereich rund um die Festung sind, wie die sozialistische Plattenbauweise vermuten läßt, durchweg jüngeren Baudatums.

Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend innerhalb der Festung sind der römisch-katholische Dom sowie die orthodoxe Kathedrale. Letztere wurde in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts nach dem Vorbild der Fürstenkirchen in Tirgoviste, Krönungsstätte Ferdinands und Marias von Großrumänien, erbaut. Die Anlage besteht aus einem rechteckigen Hof und einer Kreuzkuppelkirche. Der Innenhof wird flankiert von vier Pavillons und zwei Doppelarkaden, die sich im Tor- und Glockenturm treffen. Unmittelbar neben der Kathedrale erhebt sich der Dom, der im Gegensatz zum homogenen Baustil der Kathedrale Elemente von Renaissence, Gotik und Barock in sich vereint. Bereits im 12. Jh. begann man mit dem Bau einer dreischiffigen Basilika, wie wir sie heute sehen. Der Figurenschmuck und die Ornamentik an den Portalen und Kapitellen zeigen viele Parallelen zu mitteleuropäischen Sakralbauten, die in der selben Zeit erbaut wurden, wie z.B. dem Magdeburger Dom.

Andere bedeutende Bauwerke innerhalb der gewaltigen Festungsanlage sind der 1670-1690 im Renaissence-Stil erbaute Apor-Palast, sowie nicht zuletzt das sogenannte "Batthyneum". Ursprünglich als Kloster gestiftet, wurde der Bau von Bischof Ignaz Batthyany zur Bibliothek umfunktioniert. In der Sammlung existieren bis heute mehr als 60.000 Dokumente und weit mehr als 11.000 Urkunden aus der Zeit des 13.-18. Jh.. Weiterhin befinden sich auf dem Gelände das barocke Bischofspalais sowie die 1792 installierte, erste Sternwarte des Landes. Auf dem Römerplateau, mit Aussicht auf die Unterstadt, erinnert seit 1965 ein Obelisk an die Hinrichtung aufständischer Bauern im 17. Jh..

Apuseni- oder Westgebirge

Das Apuseni-Gebirge, welches sich, von Alba Iulia aus gesehen, unmittelbar in westlicher Richtung erhebt, besteht aus 13 kleinen Gebirgsstöcken, die zusammen ein Gebiet von etwa 20.000 km² einnehmen. Die Kämme erreichen eine Höhe von maximal 1800 m. Das schroffe Kalk-Massiv der Muntii Trascäului bildet dabei den östlichsten Ausläufer. Vorherrschend sind hier mesozoische Sedimentgesteine. Auffallend sind die engen und tiefen Kerbtäler. Der Wald dominiert, wurde jedoch an vielen Stellen zugunsten der Weidewirtschaft zurückgedrängt. Unter den Baumarten ist die Buche am häufigsten anzutreffen. Wir befinden uns im Bezirk Alba, der zu den schwach besiedelten Bezirken Rumäniens zu rechnen ist. Die Bevölkerungsdichte liegt bei unter 70 Einwohnern / km². Oberhalb der Stadt Zlatna erreichen die Muntii Trascäului mit 1369 m seinen Kulminationspunkt. Zlatna ist eines der Zentren der Buntmetallverarbeitung. Diese Industrie ist arbeitsintensiv und ökologisch problematisch, da die Metalle mit Blausäure ausgelaugt und konzentriert werden. Die dabei entstehenden, hoch kontaminierten Abwässer gelangen zumeist in den Fluß, ein riesiger Schlot verteilt die Abgase weit über das Land. Die notwendige Konzentration von Arbeitskräften am Ort führte auch in Zlatna zu den immer wieder anzutreffenden, tristen Plattenbausiedlungen, die in der Berg- und Agrarregion wie Fremdkörper wirken.

Der traditionelle Baustil in der Region des Apuseni weist dagegen sehr individuelle Züge auf. So sind die Gebäude der Gehöfte eher klein und fast immer quadratisch. Die Walmdächer sind mit Schindeln gedeckt, die geringe Bevölkerungsdichte erlaubte eine weiträumige Anordnung der Wohnbauten, Ställe und Scheunen.

Bedingt durch das Relief ist eine verkehrstechnische Erschließung des Apuseni immer schwierig gewesen. Bis heute durchziehen nur einige, wenige Straßen das Bergland. So geht z.B. der Wohlstand der Bauern, die auf den Verkauf ihrer Erzeugnisse in den Städten angewiesen sind, einher mit deren Anbindung an den Straßenverkehr. Anders formuliert: Je ungünstiger sich die Infrastruktur gestaltet, umso ungünstiger wirkt sich dieser Umstand auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Höfe aus.

In Abrud stößt man mit großen Plattenbau-Siedlungen wieder auf sozialistisches Erbe. In Abrud waren Goldvorkommen, die schon zur Zeit der Römer abgebaut wurden Grund für die Industrie-Ansiedlung. Abrud gleicht heute einer Geisterstadt. Nachdem sich der Abbau nicht mehr lohnte, wurden die Arbeiter ausbezahlt, viele zogen fort. Zurück blieben neben den grauen Hochhäusern, riesige Abraumhalden von Quarzsand, die nur langsam vom Regen in den Fluß fortgespült werden.

Hinter Cimpeni steigt die Straße steil an in Richtung Bihor-Kamm, der die Westflanke des Apuseni bildet und mit Höhen bis 1850 m (Bihor-Spitze bei Girda de Sus) die höchste Erhebung des Westgebirges darstellt. Bekannt ist das Bihor-Gebirge durch seine zahlreichen Karsterscheinungen. Mit zunehmender Höhe sind fast nur noch Streusiedlungen anzutreffen. Der Wald lichtet sich und macht Platz für weiträumige Weideflächen.

Die Gemeinde Arieseni liegt auf einer Höhe von 859 m und zählt heute fast 3000 Einwohner, die fast durchweg von der Viehzucht und der Forstwirtschaft leben. Bemerkenswert ist das touristische Potential: So ist in den umliegenden Bergen 4-5 Monate im Jahr Schneesicherheit gegeben. In der Umgebung laden Eishöhlen, Wasserfälle und ein wenig erschlossener Naturraum zu Wanderungen ein; keine Industrie verschandelt die Landschaft, nur die Verkehrsanbindung ist schwach. Noch unter dem sozialistischen Regime begann man deshalb mit der touristischen Erschließung. Ein Skilift wurde gebaut und am Ortseingang wurde ein kleiner Touristenkomplex mit Bungalows, Campingplatz und Restaurant errichtet. Diese Anlage bietet allerdings heute ein erbärmliches Bild. Heruntergewirtschaftet, die Bauten in erbärmlichem Zustand, nutzt der derzeitige Teil-Eigentümer des ehemaligen Staatsbetriebes mit überhöhten Preisen seine Monopol-Stellung im Ort aus. Hinsichtlich einer Erschließung des Gebietes gerade für Erholungssuchende aus dem Westen muß die Anlage als kaum zumutbar bezeichnet werden. Idealerweise kann eine positive Entwicklung einer touristischen Infrastruktur in einem Gebiet, wie es das Tal von Arieseni darstellt, nur auf der Basis von privater Initiative auf kleiner Ebene erfolgen. Nur ein sensibler Umgang mit dem naturräumlichen Potential und dem kulturellen Erbe kann zukünftig etwa dem Wander- und / oder Wintersporttourismus den Weg von den übererschlossenen Alpen in die Karpaten weisen.

Quellen:

Heltmann, Heinz: Reiseführer Siebenbürgen. Thaur bei Innsbruck: Wort und Welt-Verlag 1993

Hagenberg-Miliu, Ebba: Rumänien. Köln: DuMont 1998

Müller, Ronny: Rumänien. Kronshagen: Conrad Stein Verlag 1997

Klein, Horst: Rumänische Landeskunde. Tübingen: Narr Verlag 1995

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Datum: 08.09.1998

Thema II: Das Apuseni-Gebirge

Route II: Arieseni via Straße Nr.75 in Richtung Bäita; am Pasul Virtop beginnt an einer Brücke ein ausgewiesener Wanderweg hinauf zum Virful La Trei Morminti und Groapa Ruginoasä; von hier aus gelangt man über einen markierten Wanderweg wieder Richtung Arieseni. Dabei erreicht man eine kleine Siedlung gegenüber eines Skiliftes (Picknickplatz); über Straße Nr. 75 kommt man nach Arieseni.

Protokoll: Christine Lambregts-Schmidt

Routenskizze: Palczer, Ioan 1998: Curcubata. In: Muntii Carpati. Anul II, Nr. 7, 1998, S. 24

Das Apuseni-Gebirge, die sog. Westkarpaten, grenzt mit seinen Ausläufern Rumänien gegen Ungarn (ungarische Tiefebene) ab. Es setzt sich aus mehreren Gebirgszügen zusammen, u.a. Pädurea Craiului, Muntele Ses Mezes, Codru-Moma, Zarand, Metaliferi, Muntii Giläu, Muntele Mare und das Bihor-Gebirge. Letzteres soll im vorliegenden Exkursionsbericht im Zentrum der Betrachtung stehen. Das Bihor-Gebirge ist eines von mehreren Kalkgebirgen in Rumänien, die mit dazu beitragen, daß sich die Physiognomie des Landes vielfältig gestaltet (...). Aufgrund seiner Nord-Süd-Erstreckung bildet der Gebirgsstrang eine natürliche Wasserscheide in einem Gebiet, das von zahlreichen Wasserläufen größeren und kleineren Ausmaßes durchflossen und aufgrund der erosiven Kräfte des Wassers gestaltet wird. Das Gebirge erreicht Höhen von mehr als 1000 m ü.NN.; die höchste Erhebung des Bihor-Gebirges liegt im Cucurbata Mare, der mit einer Höhe von 1849 m gleichzeitig die höchste Erhebung des Apuseni-Gebirges bildet. Neben den hier anstehenden alten Kalken und Kalkstöcken, tritt auch Schiefer auf. Die Wasserläufe haben sich im Laufe der Zeit in das Kalkgestein eingetieft und teiweise tiefe Kerbtäler geformt z.T. mit sehr steilen Hängen. Das Landschaftsbild in dieser Gegend fällt darüber hinaus wegen seines großen Waldreichtums (Buchen-Tannen-Wälder, ähnlich dem Prahova-Tal) und kleinen Streusiedlungen auf. Die Häuser sind im Stil des Motzenlandes gestaltet, d.h. in der Blockbauweise, relativ klein und meistens mit Walmdächern, die mit Schindeln bedeckt sind. Die meisten Siedlungen finden sich entlang der Straßen, die relativ gut ausgebaut sind. Daneben trifft man auf einzelne, verstreut liegende Bauernhöfe. Die landschaftlichen und klimatischen Bedingungen bestimmen die ackerbauliche Nutzung, die eine wichtige Rolle für die Bewohner dieser Region einnehmen, obwohl das Apuseni-Gebirge insbesondere für seine Goldvorkommen bekannt ist. Neben Vieh- und Forstwirtschaft, werden Kartoffeln angebaut. Es wachsen hier auch viele Pilze. Die Pilze werden, wie Befragungen ergaben, gesammelt und bis nach Italien ausgeführt. An den Straßenrändern finden sich überdies zahlreiche Obstbäume (Apfel und Pflaume).

Der gößte Unterschied zwischen den rumänischen Karpaten und einer vergleichbaren deutschen Landschaft liegt in der stärker ausgeprägteren Kontinentalität. Die Spuren der heißen Sommer und der kalten Winter lassen sich augenfällig in der Landschaft nachverfolgen. Am Baumbewuchs kann man erkennen, welche Schneehöhen hier im Winter erreicht werden. Zudem belegen zahlreiche Wintersporteinrichtungen, wie z.B. der Skilift und die Skipiste in der Nähe des Virtop-Passes, daß das Bihor-Gebirge zu den Wintersportregionen Rumäniens zählt. Der Vergleich mit anderen Regionen hinsichtlich der Übernachtungskapazitäten stützt diese Vermutung (...).

Das Bihor-Gebirge setzt sich, wie bereits erwähnt, aus alten Gesteinen, insbesondere Kalken und Quarziten zusammen. Daneben trifft man auch auf quarzitisches Gestein. Vermutlich wurden diese alten Gesteine während des Tertiär angehoben, teilweise aufgeschmolzen und das Bihor-Gebirge aus dem Apuseni als eigenständiger Gebirgszug herausgeformt. Bewegt man sich vom Virtop Pass aus in nördliche Richtung, so steigt man zunächst über quarzitische Blockhalden (Brekzien) hinauf. Nach wenigen Kilometern gelangt man auf eine Lichtung, die zu ihrem Ende hin steil nach unten hin abfällt. Dem Betrachter präsentiert sich eine gewaltige Grube, die 450 m breit und eine Tiefe von bis zu 100 m erreicht. Die rötliche Farbe der Lockermaterialien (wahrscheinlich sehr eisenhaltig) haben der Grube vermutlich den Namen gegeben - Groapa Ruginoasä = Rostgrube. Es darf davon ausgegangen werden, daß der nördlich dieses Standortes fließende Luncsoara das hier anstehende weiche Gestein stark erodiert, während die zu beiden Seiten angrenzenden harten Gesteinsschichten stehen bleiben. Durch rückschreitende Erosion entstand der steile und tief eingeschnittene Talschluß.

Literatur:

Muntii Carpati, revistä lunarä editatä de Concept Ltd., anul II, nr. 7, 1989

Rumänien: Materialien zur Landeskunde, zusammengestellt für die geographische Rumänien-Exkursion 29.Aug. - 12.Sept. 1998, von Manfred Hofmann unter Mitarbeit von Ileana Kasper. Paderborn: Universität Paderborn, Fach Geographie 1998.

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Datum: 09.09.1998

Route: beginnend in Arieseni, die Bundesstraße 75 entlang in Richtung Lunca, von dort nach links auf die Bundesstraße 76 (E 79) in Richtung Brad, nach Deva (Übernachtungsort)

Themen: Wasserfall Vircioroc bei Arieseni; Goldbergbau bei Brad

Protokoll: Bruno Braun

1. Standort: ein Bachzufluß des Aries bei Arieseni

Die Ortschaft Arieseni befindet sich im Bihor-Gebirge in einer Höhe von etwa 1000 m. Das Bihor-Gebirge unterteilt sich in den Nord- und Südbihor, dazwischen erstreckt sich das Ariestal mit dem Fluß Aries, der nach Osten ins Siebenbürgische Becken abfließt und in den Mures mündet. Die höchste Erhebung des Bihor-Gebirges liegt direkt südlich von Arieseni. Es ist der Bihor, er wird auch Cucurbäta Mare genannt, mit einer Höhe von 1849 m. Das Bihor-Gebirge gehört zum Gebirgsmassiv des Apuseni-Gebirges und befindet sich westlich des Siebenbürgischen Beckens und nördlich der Südkarpaten.

Arieseni liegt in einem ländlich geprägten Raum, der für den Tourismus nur wenig erschlossen ist. Die Infrastruktur ist noch weitgehend unerschlossen. Trotzdem bietet der Naturraum Potential für eine Förderung des Tourismus. In den Wintermonaten hat man hier eine Schneegarantie, das könnte das Skilaufen fördern.

Der ländliche Charakter dieses Raumes bietet Potential zur Erschließung des Wandertourismus. Es gibt Wanderwege zu Höhlen, Eishöhlen und einem Wasserfall, aber oft fehlt die Kennzeichnung und es mangelt an gutem Karten- und Informationsmaterial.

Der Wasserfall Virciorog befindet sich nordöstlich von Arieseni und ist über einen Wanderweg zu erreichen. Auf dem Weg zum Wasserfall gehen wir durch einen Wald aus Fichten und Buchen. In einer Baumschule werden aus Samen Fichten gezogen, die später verpflanzt werden. Die Forstwirtschaft in Rumänien ist gut ausgebildet und staatlich organisiert. An einigen Stellen des Waldes befinden sich Schneisen, die dem Abtransport des geschlagenen Holzes dienen. Die ins Tal transportierten Bäume bringen auf dem Weg nach unten Bodenmaterial mit, das im Flußbett abgelagert wird und einen Schwemmkegel bildet.

Auf dem Weg zum Wasserfall kommen wir im unteren Teil an zahlreichen, stattlichen Häusern vorbei, die vermutlich als Zweitwohnsitz dienen.

Das Gestein im Flußbett ist Kies. Es ist Berggestein, das mit dem Wasser nicht weit transportiert wurde. Die Quarzkörner weisen eine Korngröße von mehr als 2 mm auf. Wir finden hier auch Brekzien, ein Sedimentgestein, in welchem eckige Gesteinsbruchstücke zu einem neuen Gestein verkittet wurden. Zwischen dem grobkörnigen Material befindet sich eine feine Masse aus Kieselsäure.

Der Bachlauf ist typisch für einen Gebirgsbach. Der Bach fließt treppenförmig ab, d.h. steilere Stufen stehen im Wechsel mit Verflachungen. Die Verflachungen und die Stufen werden als Stille (Pool) und Schnelle (Riffle) bezeichnet. Der Wechsel von Stille und Schnelle bedingt eine gute Selbstreinigung des Flußes. In dem Bereich der Schnelle wird durch die erhöhte Turbulenz viel Sauerstoff aufgenommen. Im Bereich der Stille wird vom Wasser mitgeführtes, zerriebenes Material abgelagert und organisches Material abgebaut (...).

Wir finden Pflanzen und Tiere, die sich an speziell diese Umgebung angepaßt haben. Sie leben unter den im Bachbett liegenden Steinen, z.B. kleine Krebse und Steinfliegenlarven. Der Bestand dieser Kleintiere weist auf eine gute Wasserqualität hin. Im Gegensatz dazu würde man bei schlechter Wasserqualität Blutegel, Zuckmückenlarven u.a. Indikatoren vorfinden. Der Wasserfall schließlich befindet sich in einer Höhe von ca. 1090 m und weist eine Fallhöhe von 15 m auf.

2. Standort: Brad

Brad liegt am Westrand des Siebenbürgischen Erzgebirges im Tal des Flusses Crisul Alb. Hier haben sich reiche Erzlagerstätten gebildet. Nördlich und südlich erheben sich ältere Basaltgebirge, in denen sich Karstlandschaften gebildet haben. Brad ist ein wichtiges Zentrum für den Abbau von Gold. Brad ist gleichzeitig ein altes Wirtschafts- und Kulturzentrum. Es ist das an Edelsteinen reichste Gebiet Rumäniens und bildet das Zentrum der Edelmetallförderung.

Die Vielfältigkeit der Bodenschätze des Kreises prägte seine wirtschaftliche Entwicklung. Die gold- und silberhaltigen Erze der Westkarpaten wurden schon zur Zeit der Daker und Römer ausgebeutet. Die Eisenerze waren der Ansatz für die Entwicklung des Hüttenwesens in diesem Gebiet.

In Brad selbst besuchten wir das "Museum des Goldes", in dem sich angeblich die größte Sammlung von gold- und silberhaltigen Erzen und von Halbedelsteinen Europas befindet.

Die Adresse des Museums lautet: Muzeul Aurului, Str. Independentei Nr.2, Brad-2775, Jud. Hunedoara, Romania. Das Museum bietet einen geschichtlichen Überblick über den Bergbau in Rumänien und zeigt Proben, der aus dieser Gegend stammenden Mineralien.

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Datum: 10.09.98

Themen: Nationalpark "Retezat"; glazialer Formenschatz

Route: Deva - Simeria - Cälan - Hateg - Ohaba de sub Piaträ - Sälasu de Sus - Mäläiesti - Nucsoara - Deva

Protokoll: Sigurd Gringel

Zur Route:

Die Fahrt zum Nationalpark "Retezat" führt von Deva auf der E 79 nach Simeria. Von dort geht es weiter über Cälan nach Hateg.

Dieses Gebiet zwischen Deva und Hateg ist von der Industrie, speziell der Erzverarbeitung, geprägt. Bei Hateg befindet sich ein Nationalpark, in dem u.a. aus Polen wieder eingeführte Wisente, sowie Bären und Wölfe leben. Der Weg führt jedoch weiter nach Ohaba de sub Piaträ. Dort besteht die Möglichkeit, von Mietwagen zum Nationalpark "Retezat" gebracht zu werden.

Wir fahren aber mit dem Bus weiter über Sälasu de Sus nach Mäläiesti, und erreichen Nucsoara.

Hier setzt sich die Straße nur noch als steiniger Feldweg fort, was uns zwingt, den restlichen Weg zu Fuß zurückzulegen. Daß der Nationalpark gern als Wanderziel besucht wird, merken wir an einheimischen Wanderern, die freundlicherweise von uns im Bus einige Kilometer mitgenommen werden und den gleichen Aufstieg haben.

Beobachtungen zum Thema:

Der Fußweg bietet die Möglichkeit, die "glaziale Serie" eines ehemaligen Talgletschers zu vefolgen. Er beginnt auf einem Schwemmfächer aus glazialen Schmelzwassersedimenten, in den sich mittlerweile (nacheiszeitlich) ein aus dem Tal kommender Fluß eingeschnitten hat. Der Schwemmfächer beginnt dort, wo das Festgestein endet. Das ist hier gut ausgeprägt, da am Talende hartes Gestein ansteht und eine Klamm ausgebildet ist. Weiter geht es einige Kilometer über Moränenreste, in die sich der Fluß ebenfalls eingeschnitten hat. Man kann sehr gut den für ein Trogtal typischen Steilhang erkennen. Heute wird die Moräne als Weidefläche genutzt, der Abhang zum Fluß ist jedoch bewaldet, da dort die steile Talwand Sonneneinstrahlung hemmt und der Abhang für landwirtschaftliche Nutzung zu steil ist. Zudem kann man von hieraus mehrere Erosionsformen sehen. Zum einen die am vegetationsfreien, steilen Talhang befindliche Schliffgrenze. Unter dieser ist das anstehende Gestein von der Gletscherwirkung glattgeschliffen, darüber, oberhalb des ehemaligen Gletschers, ist das Gestein ziemlich kantig und zeigt Verwitterungsspuren, wahrscheinlich durch Frostsprengungsverwitterung. Zu anderen ist talaufwärts, in weiter Ferne ein Berg zu sehen, der pyramidenförmig aus der Landschaft herausragt. Es handelt sich dabei um einen Karling, einen Berg, der von allen Seiten von Kargletschern angeschnitten ist.

Stellenweise sind am Wegesrand auffällig große Gesteinsbrocken zu sehen, die quer zum Talverlauf liegen und scheinbar nicht dorthin passen. Hierbei kann es sich um ein Endmoränenmaterial eines zeitweiligen Glazialstadiums handeln. Das heißt, im Laufe der Zeit verschob sich das Ende der Gletscherzunge bedingt durch ein verändertes Verhältnis von Eismächtigkeit, Gletschergeschwindigkeit und Temperatur mal talaufwärts, mal talabwärts und lagerte dementsprechend mitgeführtes Moränenmaterial an verschiedenen Stellen des Talbodens ab (...).

Hat der nächste Gletschervorstoß nicht genügend Kraft, das Material wieder mit zu nehmen, bleibt ein Endmoränenwall zurück (...).

Nach einem mehrstündigen, trotzdem interessanten Fußmarsch, gelangt man schließlich an einen äußerst steilen Aufstieg. Es handelt sich wahrscheinlich um den Aufstieg vom Talboden zur Trogschulter. Dort erst beginnt der eigentliche Nationalpark "Retezat". Er umfaßt eine Fläche von ca. 20.000 ha, besitzt 20 Gipfel, die 2300 m überragen (höchster Gipfel: 2509 m) und über 80 Gletscherseen (größter See: 8,9 ha).

Von einer Feriensiedlung aus, besteht die Möglichkeit verschiedene Wanderwege zu erkunden (...). Es handelt sich bei diesen Wegen eher um schmale, markierte Pfade. Einige von uns nutzten die Gelegenheit, die "glaziale Serie" weiter zu verfolgen und machten sich auf den Weg zu einem Kar, der Ursprungsmulde des einstigen Gletschers. Der Weg führt durch einen Kiefernwald bis hinauf zur Baumgrenze. Dort befinden sich nur noch strauchartige Latschenkiefern, deren Bewuchs mit zunehmender Höhe immer inselartiger wird. Die Äste der Kiefern sind in Hangrichtung gebogen, damit sie bei großem Schneedruck nicht abknicken.

Man muß eine Kartreppe überwinden, um zum höchstgelegenen Kar zu gelangen. Dieser Umstand läßt vermuten, das die Karbildung in mehreren Schüben verlief. Sie unterscheiden sich von dem "Ursprungskar" dadurch, das sie keine steile Rückwand besitzen, jedoch sind auch in diesen ab und zu kleinere Seen vorhanden (...).

Schließlich gelangt man über die letzte Karschwelle zum Karsee "Stinisoara", der sich in einem kesselförmigen Kar gesammelt hat. Es handelt sich um einen kleinen See, dessen tiefste Stelle etwa 50 cm beträgt. Das Kar wird von einer steilen, nicht begehbaren Rückwand begrenzt. Dort, wo einst die Firnfelder zum Gletscher zusammenwuchsen, kann man eine kleine Pause einlegen und einen weiteren Ausblick über die Landschaft genießen.

Verwendete Literatur:

Leser, Hartmut: Geomorphologie, Braunschweig 1995

Panzer, Wolfgang: Geomorphologie, Braunschweig 1975

Schwarz, Henning: Rumänische Karpaten. Wanderführer, Moers 1995.

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Datum: 11.09.1998

Thema: Das Banater Land

Route: von Deva über die E 673 nach Lugoj, bis nach Timisoara über die E 70 . . . . . . . . . . .

Protokoll: Philipp Schenk

Der letzte Exkursionstag führt uns von Deva nach Timisoara. Wir durchqueren auf dem Weg dorthin Ausläufer des Westgebirges und fahren dann in die Ebene von Timisoara.

Nachdem wir Deva verlassen haben, fahren wir auf der E 673 durch das Mures-Tal. Wir haben nun bereits 18 Bezirke Rumäniens durchquert und kommen nun in das Banat. Dieser Teil Rumäniens, zwischen Donau, Theiss und Mures, ist in der Siedlungsweise und Bauweise der Gebäude, sowie im Denken der Menschen stark an Traditionen aus Österreich und der Habsburger Monarchie orientiert.

Am Ufer des Mures sind häufig Überschwemmungsflächen zu sehen, die teilweise eingedeicht sind. Eine Gasleitung, die auf eine Industrieansiedlung hinweist, führt entlang des Flusses. Tatsächlich befindet sich im Murestal ein E-Werk, das 1972 erbaut wurde. Die Steinkohle zum Betreiben dieses Werkes wird eigens dafür aus dem Süden Rumäniens herbeigeschafft. Die Landschaft ist hügelig und mit gestreuten Baumbestand besetzt. Vereinzelt sieht man hier Zwiebeltürme wie in österreichisch-ungarischen Dörfern.

Wir verlassen nun die Talsenke des Mures und überqueren eine Gebirgsschwelle vor der Timisoara-Ebene. Auf der Paßhöhe von Pasul Cosevita kurz vor Cosava halten wir, um in einer längeren Diskussion unsere Rumänienreise zu resümieren. Es wird ein Profil entwickelt, das die durchquerte Landschaft zwischen Schwarzes Meer und ungarische Tiefebene zeigt. Wir dikutieren über den Ist-Zustand, sowie den Zukunftsaussichten Rumäniens als Fremdenverkehrsland, und kommen zur folgenden Schlußfolgerung: das Land bietet zahlreiche touristische Attraktionen, doch die Verbesserung der Infrastruktur, die schnelle Klärung der Besitzverhältnisse, das Umdenken im Dienstleistungsbereich, die Stärkung des Umweltbewußtseins usw. sind unbedingt erforderlich um das vorhandene Potential auszuschöpfen und um das Image Rumäniens zu verbessern.

Wir fahren weiter Richtung Timisoara. Über die allmähliche Abdachung führt unser Weg in die Ebene von Timisoara. Wir erreichen die Stadt Lugoj, die erstmals 1369 erwähnt wurde und ein wichtiges geistiges Zentrum im Bezirk Timis ist. Hier im Umkreis herrscht im Sommer trockenes und heißes Klima, das noch erfolgreichen Weinbau zuläßt. Die Textilindustrie ist ein wichtiger Erwerbszweig in dieser Gegend.

Von hier aus sind es noch etwa 60 Kilometer bis nach Timisoara. Man durchfährt nun eine äußerst fruchtbare Ebene. Die Ebene um Timisoara (Überschwemmungsebene) entspricht der Puszta, einer Ebene die von Menschen baumlos gemacht wurde. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels liegen z.T. Versalzungsböden vor. Die Habsburger bauten bereits Entwässerungskanäle um das Land nutzbar zu machen. Die Straßen werden durch Alleebäume begrenzt. Diese Baumreihen durchziehen die offene Ebene in charakteristischer Weise.

Die Siedlungen sind schachbrettartig angeordnet. Diese Struktur ist historisch zu erklären. Das Banat, seit 1552 osmanische Provinz, wurde durch Prinz Eugen von den Türken an Habsburg zurückerobert (1716-1718) und systematisch kolonisiert. Das Land wurde direkt der Wiener Hofkammer unterstellt. Damit konnte das weitgehend entvölkerte Land nach merkantilistischen Ideen neu besiedelt und erschlossen werden. Als Merkantilismus bezeichnet man eine staatliche Siedlungs- und Wirtschaftspolitik. 1721 setzte dann eine systematische Kolonisation mit Menschen aus den westlichen Landesteilen des Habsburger Reiches ein. In diesem Zusammenhang kamen etwa 12.000-15.000 Deutsche ins Banat. Es wurden 54 Dörfer neu gegründet. Diese vom Staat geplanten Siedlungen wurden schachbrettartig angelegt, und sie erhielten ein klar gegliedertes Flursystem (vgl. Materialienband für die Rumänien-Exkursion 1998, S.135-137). Die typischen Dreiseitgehöfte, mit breiten Zwischenräumen, sind großzügig angelegt. Die Bauern, die hierher umgesiedelt wurden, erhielten einige Jahre Vergünstigungen. Saatgut und Wirtschaftsgeräte wurden vorgestreckt. Auch bei Mißernten wurde ihnen Unterstützung zugesagt.

Zwischen 1737 und 1739 gab es erneut einen Türkenkrieg, wobei große Teile der Kolonisationsleistung wieder zerstört wurden. Unter Maria Theresia (1740-1780) erfolgte ein erneuter Wiederaufbau im Banat.

Wir fahren auf der E 70 ohne Unterbrechungen nach Timisoara weiter. Gegen 14 Uhr erreichen wir unser Ziel und haben den Rest des Tages zur freien Verfügung, um Timisoara zu erleben.

Timisoara ist mit seinen 340.000 Einwohnern, seinem Flughafen, der Universität und seinen zahlreichen kulturellen Einrichtungen die wichtigste westrumänische Stadt. 1989 begann hier die Revolution gegen das Ceausescu-Regime.

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