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Eine Wanderung im Retezat und erste Höhlentouren im Sureanu-Gebirge

Bericht von Willi aus Jüterbog

Fotos zur Story!


28.08.90:

Gestern, 14:14 Uhr startete der Zug von Berlin-Lichtenberg. Ich teilte das Schlafwagenabteil mit einem älteren Herr`n. Er ist Agraringenieur und wohnt nahe dem Donau-Delta. Wir verstanden uns sehr gut. An den Grenzübergängen geht alles so locker ab, daß man fragt, wozu es diese überhaupt noch gibt? Heute nun kam der Zug in Simeria mit zwei Stunden Verspätung an. Das störte mich für kurze Zeit nicht, denn der Anschlußzug nach Subcetate geht ja erst in einer Stunde. Am Fahrkartenschalter klärte man mich auf. Natürlich, ich hatte ja die eine Stunde Zeitverschiebung nicht bedacht. Der Zug um 16:10 Uhr ist mir somit gerade davongefahren. So nahm ich den nächsten Zug und kam da auch gleich mit zwei charmanten Frauen ins Gespräch. Auch sie fuhren dann von Subcetate weiter mit dem Bus nach Hateg. Die Jüngere der beiden Damen war aus Oradea und wollte hier ihre Oma besuchen.

Es war schon spät und ins Gura-Zlata Tal würde ich es heute nun nicht mehr schaffen. Das Fräulein wollte mir ein Hotel zeigen. Zuerst jedoch brachten wir deren Gepäck zur Oma, welche in einem Neubauviertel wohnt. Die Oma saß mit einigen anderen Leuten vor der Haustür. Wo ich hinwill, wurde ich gefragt. In ein Hotel? Das muß nicht sein, gab mir ein jüngeres Pärchen zu verstehen. Ihr Untermieter ist ja gerade auf Reisen und da sei doch wohl genug Platz für mich, denn sie hatten dessen Wohnungsschlüssel in Verwahrung. Noch lange, bis tief in die Nacht hinein saß ich mit Dorin und Liliana beisammen. Wir redeten viel über die neuen Verhältnisse hier in Rumänien. Irgendwann lag ich im Bett meiner "eigenen" Neubauwohnung in Hateg.

29.08.90:

Früh ließ ich mich wecken und bekam noch ein deftiges Frühstück gereicht. 6:15 Uhr brachte mich Dorin zum Busplatz. Mit einem Arbeiterbus fuhr ich in Richtung Gura-Zlata. Das Tal war malerisch. Immer steiler wurden die dicht bewaldeten Berghänge. Schließlich trampte ich noch ein zweites Stück mit einem LKW direkt bis zur Cabana Gura-Zlata und machte dort eine zweite Frühstückspause. Dann endlich begann der Aufstieg. Die lange Strecke hinauf durch die Waldzone war besonders mühsam. Sozusagen eine von den Strecken, wo man sich fragt: "Warum verflucht noch mal mache ich das überhaupt?".

Über der Waldgrenze bot sich ein überwältigender Anblick auf das Tarcu-Gebirge. Mein Gemüt war wieder besänftigt. Dann irgendwann, geschafft. Ich stand auf einem kleinen Paß überhalb des Lacul Zänoaga. Ein wunderschöner kreisrunder Bergsee. Gelegen in einer Höhe von 1997m (Tiefe: 25m). Feierabend Junge! Hatte vorhin da irgend jemand den Sinn dieses Aufstiegs angezweifelt? Blödsinn! Nach kurzem Abstieg errichtete ich mein Zelt am See.

Auf der anderen Seite war eine kleine Stina (Hirtenhütte). Kühe hütete man hier oben. Auch ca. 20 Pferde genossen an diesem Ort für 2 - 3 Monate die Freiheit. Einige Fohlen waren darunter. Nach später Kaffeezeit ging ich hinüber zu den Hirten und tauschte Zigaretten gegen eine richtige Käsekugel ein. Dazu bekam ich gratis noch Zwiebeln und Knoblauch gereicht. Gegen 17:00 kamen noch zwei Wanderer des Weg`s. Auch sie schlugen hier ihr Zelt auf. Dorin und Florin luden mich zu einem gemeinsamen Abendbrot ein. An einem Lagerfeuer plauderten wir bis tief in die Nacht. Es war ein wunderschöner Sternenhimmel. Dorin war 42 und Florin 21 Jahre. Wir verstanden uns von Beginn an fantastisch.

30.08.90:

Gegen 3:00 Uhr in der Frühe lärmte es auf der anderen Seite vom See. Hunde bellten, die Hirten schlugen mit was auch immer auf ein Blech ein. Dafür gab es nur ein Indiz: Ursu - der Bär, trieb sein Unwesen. Irgendwann schlief ich wieder ein. Gegen 9:00 Uhr erwacht. Dorin und Florin sonnten sich schon. Sie hatten beschlossen, noch einen Tag hier zu verweilen. Sozusagen zum Ausspannen. Denn ihre Tour endet mit dem Abstieg in das Gura-Zlata Tal.

Wir saßen gerade beim Frühstück, da kam ein Hirte mit einem Eimer Milch zu uns. Natürlich interessierte uns, was denn des Nachtens da los war. Ein Bär wollte eine Kuh reißen. Die hat er auch kurz am Hinterschenkel erwischt, schließlich ist sie im See ersoffen. Aber das sei ja Vieh von der Kollektivwirtschaft, so daß keine Familie einen direkten Schaden erlitt. Nach dem Frühstück machte ich dann eine ausgiebige Rundtour in diesem Bergkessel. Eine sehr schöne Flora findet man hier noch vor. Besonders da, wo das Weidevieh nicht hinkommt.

Gegen 16:00 Uhr war ich wieder am Zelt. Kaffeezeit und sonnen am See. Abends plauderten wir wieder lange am Lagerfeuer. Dorin und Florin sind übrigens aus Pui. Das ist witzig, denn dort sollte in einigen Tagen meine Retezat-Tour enden. Dorin lud mich ein in sein Haus. Ich sagte zu, konnte aber nicht genau sagen, an welchen Tag. Das sei egal. Wenn ich da bin, bin ich da. So ist das hier eben.

31.08.90:

Gegen 10:00 Uhr erwacht und gespeist. Dann wurden die Säcke geschnürt. Meine Freunde stiegen ab nach Gura-Zlata und ich ging zum Bucura-See hinüber. Es ist der größte See im Retezat-Gebirge. In drei Stunden war ich da und baute mein Zelt nahe der Salvamonthütte auf. Die Jungs dort boten mir gleich einen Kaffee an und am Abend war ich zu Suppe, Tee und Wein geladen. Die Nacht wurde sehr kühl.

01.09.90:

Heute machte ich eine Tour mit kleinem Gepäck über den Bucura2 (2372m) und Bucura1 (2439m), zum Vf. Retezat (2485m). Ich hatte eine ausgezeichnete Sicht. Auf dem Gipfel des Vf. Retezat verweilte ich lange Zeit. Besonders der Blick in Richtung Godeanu und Tarcu löste in mir große Neugierde aus. Was da wohl alles in Zukunft noch auf mich wartet? 16:30 Uhr war ich wieder am Zelt. Ganz in meiner Nähe hatten inzwischen zwei junge Herren aus Alba Julia ihr Zelt errichtet. Abends kamen wir ins Gespräch. Die Temperatur am heutigen Abend war etwas milder.

02.09.90:

10:00 erwacht. Waschen, Frühstück und dann auf zur nächsten Rundwanderung. Vf. Judele (2410m), Vf. Släveiul (2346m), runter ins Tal des Läpusnicul Mare. Dann bin ich am Bucura-Bach wieder hinaufgehangelt. Wunderschöne Pflanzenwelt hier. Dann weiter hinauf zum Lacul Lia, Lacul Ana, Lacul Viorica und Lacul Florica und schließlich zurück zum Bucura-See. Besonders am Lacul Lia, -Ana und -Bucura stören einen die weggeworfenen Flaschen, Plastiktüten und Konservendosen in der sonst so einzigartig schönen Landschaft. Am Abend zogen Wolken auf und es wurde sehr kalt. Die Jungs von der Salvamontgruppe luden mich zum Kaffee ein.

03.09.90:

Die Nacht war irre windig. Ich überstand sie recht gut, nur das bei jedem Windstoß mir bei meinem einwandigen Zelt das Schwitzwasser um die Ohren flog. Aber da gibt es weiß Gott schlimmeres. Es war recht diesiges Wetter, aber ich machte noch einmal einen Spaziergang zur Poiana Pelegi. Ein rumänisches Pärchen kam mir entgegen. Der Mann hatte eine Axt dabei und frug mich, ob es hier oben Bären gebe. Die wären am Tage wohl eher hier unten in den Bergwälden, sagte ich und löste bei den beiden eine gewisse Ratlosigkeit aus. Die begannen nun zu diskutieren, ob sie ihr Zelt nicht eher oben am Bucura-See stationieren. Sollte ich vielleicht noch die Bärenstory vom Zänoaga-See erzählen? . . . .Ich schlenderte weiter.

Der Regen wurde stärker und ich ging zum Zelt zurück. Ein weiteres Zelt stand nun in meiner Nähe. Es waren ein älterer Herr, mit seiner Tochter und den zwei kleinen Enkelkindern (vielleicht 8 und 10 Jahre). Das Zelt war ein eigentümliches Rundzelt mit nur einer Stützstange in der Mitte. Es war lebhaft darin. Der Wind wurde wieder stärker und schließlich riß das eigentümliche Rundzelt genau oben an der Aufhängung ein. Aber der Stimmung tat das da keinen Abriß. Alle lachten. Der Alte kroch im Regen heraus und umnähte zuerst den eingerissenen Stoff. Dann machte er aus zwei Deckeln alter Konservendosen eine Art Unterlege- und Abdeckscheibe. Eine Stunde dauerte das und dann waren alle wieder im Zelt vereint.

Plötzlich hektisches Treiben bei der Salvamontgruppe. Ein Kollege hatte beim Kontrollgang am Peleaga-Gipfel Hilferufe gehört. Zwei weitere Helfer machten sich also sofort auf den Weg. Zwei deutsche Wanderer (Wessis) hatten sich bei der schlechten Sicht am Peleaga vertan und sind so blöd in die Wand geraten, daß sie nicht mehr vor und nicht zurück kamen. Die Jungs von Salvamont haben sie befreit und einer von denen brachte die beiden Deutschen noch bis Cabana Pietrele. Am Abend wurde das Vorkommnis mit einem ordentlichen Tuica ausgewertet. Alle lachten über das beträchtliche "Echipament" der Deutschen, die ja ihre Zelte bei Cabana Pietrele stehen hatten. Als wollten sie ins Himalaja oder so. Als man sich dann noch erzählte, daß der eine Deutsche die Frage stellte, ob man mit dem Auto auch bis Poiana Pelegi gelangt, weil das hier ja so unendliche Weiten sind, da lachten sich alle halb zu Tode. Zugegeben, ich auch.

04.09.90:

Auch jetzt am Morgen hielten Wind und Regen an. Gegen 10:00 Uhr hörte der Regen auf und ich war wieder am Abstieg zur Poiana Pelegi. Dann bin ich rüber zur Cabana Buta. Einige Wanderer warteten hier unentschlossen auf Wetterbesserung. Nach einem Tee und Waffeln ging ich zurück zum Bucura-See. Schon ab Poiana Pelegi wurde es immer regnerischer. Oben angekommen, nichts wie rein ins Zelt und eine warme Suppe bereitet. Am Abend plötzlich klarte der Himmel auf. Ich entschloß mich spontan zu einer Wanderung zum Peleaga-Gipfel (2509m). Oben angekommen erlebte ich einen gigantischen Sonnenuntergang. Dann schnell noch oben lang zur Curmätura Bucurei und kurz vor Einbruch der Dunkelheit war ich wieder am Zelt. Die zwei Rumänen aus Alba Julia sind inzwischen mit Sack und Pack abgestiegen. Aber zwei Ungarn-Rumänen (aus Tirgu-Mures) haben hier mittlerweile neu Quartier bezogen. Laszlö, der eine von denen, sprach sehr gut Deutsch.

05.09.90:

Nebel, Wind und Nieselregen den ganzen lieben Tag lang. Mit Laszlö habe ich lange im Zelt geplaudert. Am Abend waren wir mit den Jungs von der Salvamontgruppe zusammen. Die verbrachten heute hier oben ihren letzten Tag. Morgen steigen sie mit allem Gepäck und Gerät über Buta nach Lupeni ab. Die Saison ist für sie hier oben zu Ende. Fast alles, was eß.- und trinkbar war, wurde noch vor Ort "verschluckt".

06.09.90:

Ruhetag am Bucura-See. Das Wetter gebietet es. Ruhig ist es geworden, seitdem die Salvamontgruppe abgestiegen ist. Die beiden Ungarn-Rumänen wollen am nächsten Tag, so es das Wetter erlaubt, ebenfalls in Richtung Pui wandern.

07.09.90:

Diese letzte Nacht hier oben hat uns richtig "eingeheizt". Minusgrade herrschten vor. Bereits in tiefster Nacht wurde ich wach, als sich meine beiden Zeltnachbarn warmhüpften. Das war aber eher ein Akt der Selbstironie. Hat mir gut gefallen, hoher Unterhaltungswert sozusagen. Nun, jedenfalls haben wir diese Nacht gut überlebt. Meine sonst mit Schwitzwasser benetzten Zeltwände waren steif gefroren. Was wollte ich mehr, ich hatte jetzt eine "feste" Unterkunft. Auch die kleineren Tümpel oberhalb unserer Zelte, waren zugefroren. Aber dafür war heute strahlend blauer Himmel. Gegen 10:00 Uhr gingen wir des gemeinsamen Weg`s. Zuerst hinauf zum Peleaga-Gipfel. Das Gestein hier war vereist und man mußte sehr aufpassen. Oben genossen wir die herrliche Sicht. Dann stiegen wir hinüber zum Vf. Päpusa (2500m). Von dort hatten wir schon einen schönen Einblick ins Tal des Riul Bärbat.

Weiter führte der Weg über den Vf. Päpusa Mica (2370m) und dann folgte auch bald der Abstieg nach "Stina din Riu". Dort ist eine Stina und eine Jagdhütte. Lange dauerte der Abstieg in dieses wunderschöne Endtal. Ich habe es spontan zu meinem vorläufigen Lieblingstal erkoren. Das Jagdhaus ist leer. Die Hirten meinten, wir sollen nur hineingehen. Wir heizten den Ofen an und richteten uns ein. Dann begannen wir zu kochen, was das Zeug hielt. Spät erst begaben wir uns in die "Betten". Draußen wüteten kräftige Fallwinde und das Haus knarrte an allen Ecken. Idealer Schauplatz für einen Geisterfilm.

08.09.90:

Gegen 2:00 Uhr in der Nacht wurde es laut. Stimmen waren zu hören. 4 Jäger kamen hinein und mußten sich nun die zweite Kammer mit zwei Liegen teilen. Aber hier ist man eben kulant und macht sich gegenseitig keine Probleme. Mit dem ersten Sonnenstrahl sind die Jäger dann wieder fort. Wir brachen gegen 10:00 Uhr auf in Richtung Cabana Baleia. Da mußten wir erst wieder ein Stück zurück und dann stieg der Weg wieder an. Ein wunderschöner Wanderweg. Der Weg war lang, schön und auch etwas mühsam. Fast hätten wir uns verlaufen und das kurz vor der Cabana. Aber das Schicksal war uns gnädig gestimmt. Gegen 16:00 Uhr hatten wir dort Quartier bezogen und machten ein Picknick auf der Stube. Draußen zogen sich die Wolken zu. Dennoch machten wir hier noch eine kleine Rundtour. Abends im Gastraum, ließen wir uns von der Köchin ordentlich etwas zubereiten.

09.09.90:

Gegen 10:00 Uhr brachen wir auf nach Pui. Anfangs war der Weg sehr schön. Aber in der Tiefebene war das Laufen nur noch eine Notwendigkeit. Es fuhr auch kein Fahrzeug nach Pui und so bewältigten wir alles "pe jos". Auf dem Bahnhof in Pui hatten die zwei Freunde auch gleich einen Anschlußzug. Wir verabschiedeten uns und ich begab mich auf die Suche nach Dorins Haus. Das war nicht weit vom Bahnhof.

Ich klingelte und gleich kam mir ein kleiner, schwarzer, dicker, bellender Hundemops, Namens "Fetitia" (bedeutet auf Deutsch = kleines Mädchen) entgegen. Nachdem Fetitia mir ordentlich eingebellt hatte, kam Ani (Dorin`s Frau) und öffnete das Tor. Wir begrüßten uns und ich wurde ins Haus geleitet. Dann kam auch Dorin, welcher für eine Weile "Fetitia" unter Kontrolle halten mußte. Ja, irgend etwas wollte die sicher von mir? Doch nach etwa einer Stunde verstanden wir uns prima und ich durfte Streicheleinheiten verteilen.

Mittlerweile waren auch die zwei Söhne (Gerlu und Dorotu) der Familie eingetroffen. Dann gingen wir zu Tisch. Wenn jetzt noch einer denkt, die Wandertour von Baleia nach Pui war anstrengend gewesen, der irrt. Jetzt machte ich die Erfahrung, daß Essen noch anstrengender als Wandern sein kann. Ani tischte auf, was das Zeug hielt. Ich hätte mitschreiben sollen.

Was gab es zuerst? Brot, Speck, Käse, Tomaten? - Oder war es die Ciorba (Suppe)? - Ach nein, ich glaube diese gebratenen Schnitzel gab es zuerst! -Oder etwa die Eierkuchen, mit den eingerollten Blaubeeren? - Nein, der Kuchen und diese irren Törtchen waren es. - Oh, wie konnte ich mich irren, es gab diese Pasteten zu Beginn. Ach ja, zum Schluß gab es ja noch Mamaliga. Aber wie auch immer, zwischen jedem Essen gab es einen überaus starken Tuica. Hier und jetzt machte ich eine der wichtigsten Erfahrungen, die für einen guten Gast lebenswichtig sind. Du kannst das alles hier nicht essen, ohne zu trinken und du kannst soviel nie trinken, ohne das viele Essen. Spricht man da etwa schon von einem Suchtverhalten? Spät Nachtens im Bett hatte ich das Gefühl, zu zweit zu sein. Aber es war wirklich nur mein Körper, der darin lag.

10.09.90:

Schon Im Retezat-Gebirge hat mich Dorin ganz neugierig auf Höhlen gemacht. So gingen heute Dorin, Gerlu, Dorutu und ich nach Ohaba Ponor. Zuerst besuchten wir die Pestera Lui Cocolbea (Pestera = Höhle). Ein wunderbares Eingangsportal erwartete uns. Wir hatten Glück, aus dem oberen Geschoß der Höhle stützte kein Wasserfall. Dorutu stieg vor und wir folgten am Seil. Nach dieser schönen Tour besuchten wir die Pestera Sura Mare. Man muß durch ein Bauerngehöft. Von dort aus geht es durch eine kleine Schlucht zum Höhleneingang. Diese Höhle ist 4500m lang. Aber ohne Ausrüstung ist da nichts zu machen. Nach ca 70 Meter geht es nur durch eiskaltes Wasser. Ein kleines Schlauchboot wäre sehr hilfreich. Am Abend dann wieder eine ausführliche kulinarische Expedition.

11.09.90:

Heute waren Dorin und ich zuerst in Hunedoara. Unser Ziel war das dortige Kastell. Sehr beeindruckend. Allerdings hat Hunedoara ganz andere Superlativen zu bieten. Das dortige Stahlwerk ist der blanke Wahnsinn und es prägt die Stadt, mit allen Konsequenzen. Schließlich sind wir zurück nach Deva. Zuerst hinauf zur Burgruine über der Stadt. Schöner Ausblick. Anschließend gingen wir auf Besuch zu Ani`s Schwester, welche direkt im Stadtzentrum wohnt. Sehr spät waren wir wieder in Pui. Abendessen gegen 3:00 Uhr in der Frühe.

12.09.90:

Heute ging es sehr zeitig auf Wanderschaft. Höhlen standen auf dem Programm. Dorin, seine zwei Söhne, meine Wenigkeit und ein weiterer junger Mann aus dem Dorf, wanderten in Richtung Ponoricilor ins Surean-Gebirge. Unser fünfter Mann war der Einzige, der von einer noch unbekannten Höhle wußte, die nicht unweit von Ponoricilor liegt. Einen dicken Ledergürtel (wie ihn die Hirten tragen) und Karabinerhaken hatten wir dabei. Wir liefen ewig. Gegen 15:00 Uhr waren wir endlich am Ziel.

Ein kleines Tal, in dem ein Bächlein in das Talende hinein fließt und kurz vor einer Felswand in der Erde verschwindet. Wo war nur die Höhle? Genau unterhalb der Felswand lag ein viereckiger Betonblock in einem Loch verkantet. Nun suchten wir ein stabilen Baumstamm und legten den Hirtengürtel um den Betonblock. Nach mehreren Versuchen konnten wir den Block aushebeln. Eine Kleine Öffnung lag vor uns. Das sollte die tolle Höhle sein? Unser fünfter Mann stieg als erster ein und ich folgte als zweiter. Wir krochen eine S-Kurve entlang. Fels am Bauch und Fels am Rücken. Unheimliche Situation. Es folgte ein größerer Hohlraum. Dort sammelten wir uns. Dann wieder eine enge Passage. Eine weitere folgte. Ein senkrechtes Loch sozusagen, in das man sich nur hineingleiten lassen kann und ersteinmal nichts unter den Füßen findet. Dann hatte ich doch einen Halt.

Es folgte ein steiler Abstieg über eine wackelige Eisenleiter, die recht schmal und beweglich war. Irgendwelche Höhlenforscher müssen die zurückgelassen haben. Schließlich befanden wir uns in einer riesigen Galerie, die stets bergab führte. Und hier erwarteten uns die wunderschönsten Kalkformationen. Man könnte glauben, daß der Teufel wohl eher im Himmel sitzt, von so göttlicher Gestalt ist das alles hier. Riesige Gesteinsbrocken versperren oft den Weg. Immer wieder Umwege, um weiter hinab zu gelangen. Ein Wasserfall ist schon von weitem zu hören. Dann kommen wir daran vorbei. Wunderbar. Irgendwann sind wir am Ende angelangt und müssen wieder zurück. Der letzte Teil mit seinen engen Passagen war wieder sehr anstrengend. Wir haben uns einmal in einem engen Kamin verstiegen. es war der Falsche. Alles wieder zurück. Wieder hoch, nun waren wir richtig und erblickten irgendwann das Tageslicht. Viereinhalb Stunden dauerte die Tour. Unsere Sachen waren voll eingemoddert.

Anschließend besuchten wir noch die Pestera Cioclovina. Eine Höhle, in der zu Zeiten des ersten Weltkrieges Phosphor für die Deutschen abgebaut wurde. Unmengen von Knochen findet man hier. Interessant auch die oft rötlichen Färbungen in dieser Höhle. Aber es war wohl an der Zeit zum Rückmarsch. Die Dunkelheit ist allmählich über uns gekommen. Es begann zu regnen. Die Pfade waren lehmig und matschig. Im Schein der Taschenlampen stapften wir noch über viele Kilometer zurück nach Pui. Was für eine Tour!!!

13.09.90:

Ruhetag!!! Dorin`s Jungs schliefen den ganzen Tag. Aber gegessen wurde wieder sehr ordentlich.

14.09.90:

Heute habe ich mich in Pui verabschiedet und ein Wiedersehen ist allemal ausgemacht. Ich bin nach Sibiu gefahren. Ani hat mich mit allerlei Köstlichkeiten eingedeckt. 14:27 Uhr dann Ankunft in Sibiu. Zuerst machte ich mich auf zum Campingplatz. Für vier Nächte zahlte ich 35,-DM. ...Rundgang durch die Stadt.

15.09.90:

Heute plante ich einen Besuch im Zigeunerdorf Prislop. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dort. Aber mein mitreisender Kollege damals, legte keinen Wert auf einen allzu langen Aufenthalt hier. Mich interessierte das allerdings sehr. Es ging erst mit der Straßenbahn nach Rasinari. Dort geht ein unscheinbarer Feldweg hinauf nach Prislop. Ich war kaum am Dorfeingang, da fragten mich vier Kinder schon nach "Gumma". Ich gab ihnen welche und wie durch Zauberei waren es nun bereits über 10 Kinder und zerrten an meinem Beutel. Nun kamen auch die Alten und schon hatte ich einen regelrechten Auflauf fabriziert. Im Prinzip war das ja eh unvermeidbar.

Mit drei Müttern kam ich schnell ins Gespräch und bot ihnen an, auch ein Familienfoto zu machen. Nun kam langsam Kontrolle in die Situation. Die Mütter sorgten jetzt für Ordnung. Zuerst ging ich zu einer Familie. Je ein Kind der anderen Familien begleitete uns. Die erste Familie hatte fünf Kinder und wohnte in einem Schuppen, der nur aus einen einzigen Raum bestand. Viele Sachen waren in einer mit Plastiktüten abgedeckten Kiste vor der Hütte verstaut. Ich machte Fotos nach Wunsch und wir tauschten die Adressen.

Dann ging ich zur nächsten Familie. Eine ihrer Hauptbeschäftigung war die Besenbinderei. Diese verkaufen sie dann auf dem Markt in Sibiu oder bei den Bauern in der Umgebung. Schließlich ging ich zu einer dritten Familie. Hier war ich eingeladen zum Mittagbrot. Es gab gekochtes Huhn ohne Salz und alles. Aber ich aß mit. Es war ein großer Wunsch, mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen. Vielleicht kann ich ja mit den gemachten Bildern etwas Hilfe organisieren. Spät abends war ich am Zelt und mußte alles noch einmal richtig verarbeiten.

16.09.90:

Ich machte mich auf nach Heltau (Cisnadia), nahe Sibiu. Ich wollte hier Freunde besuchen und hatte mich in einem Brief vorher angekündigt. Konnte mich aber auf keinen genauen Tag festlegen. Nach Heltau bin ich getrampt. Meine Freunde, die Janik`s traf ich an. Mit einer zweite Familie hatten sie einen Ausflug ins Grüne organisiert und ich war herzlichst eingeladen. Also los. Maria gab mir zu verstehen, daß sie in einem Monat etwa nach Deutschland übersiedeln werden. Wir hatten einen sehr schönen Nachmittag. Abends gab mir Maria noch Speck und andere Köstlichkeiten mit auf den Weg. Würden wir uns je wiedersehen?

17.09.90:

Heute bin ich in die Stadt. Ich besorgte mir ersteinmal die hiesige deutsche Zeitung der Sachsen. Dann bin ich zum Markt. Immer wieder ein Erlebnis, dieses Treiben dort. Schließlich gönnte ich mir im "Römischen Kaiser" ein Mittagessen. Mit am Tisch saß ein Sachse aus Medias. Wir sprachen über das "Zigeunerproblem", die Rentenversorgung, die Wirtschaft und das er auch bald in den Westen geht.

18.09.-20.09.90:

Am 18.09. Bin ich mit dem Zug nach Cluj-Napoca zu Freunden gefahren. Eine wunderbare Familie. Die Eltern sind beide Geologen und haben zwei aufgeweckte kleine Töchter. Abends bin ich mit Robert durch den botanischen Garten von Cluj spaziert. Den nächsten Tag habe ich dann alle Buchläden von Cluj durchstöbert. Schließlich wollte ich noch ganze Teile eines Buches kopieren lassen, welches Robert gehört. Es ist ein sehr interessanter "Höhlenführer". 20.09.um 7:30 Uhr, Abfahrt mit dem Zug nach Berlin. Ein Abschied der weh tut!

 

Fotos zur Story!

Wilhelm Scherz


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