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Burgen im Repser Land

Autorin: Juliana Fabritius-Dancu


Unsere Burgenfahrt beginnen wir diesmal in RUPEA / RFPS , dem ehemaligen Vorort des "Repser Stuhls". Es war der östlichste der "Sieben Stühle" - der nach Gerichtsstühlen benannten Verwaltungseinheiten -, die der alte ,,Königsboden" umfasste. Auf diesem schmalen Landstrich, im Norden der Südkarpaten und des Altflusses, zwischen den west-östlichen Endpunkten Broos und Draas, hatten sich Mitte des 12. Jh. deutsche Kolonisten - die späteren Siebenbürger Sachsen - niedergelassen.

Reps, eine der Städtegründungen der Ansiedlungszeit, liegt an einer der Hauptverkehrsadern, die aus dem Burzenland nach Nordsiebenbürgen führt - an der Verbindungsstrasse (E 15) zwischen Brasov / Kronstadt und Sighisoara / Schässburg - war also nicht nur Handelszentrum und Umschlagsplatz der achtzehn freien Stuhlsgemeinden, sondern ein wichtiger, von einer grossen Fliehburg geschützter strategischer Punkt. Ihre auf dem Kohalmer Berg breit hingelagerte Ruine beherrscht noch heute die Stadt als Wahrzeichen und Mahnmal. Der innerste Mauergürtel, auf der Kuppe des Basaltkegels, soll noch vor der sächsischen Ansiedlung, von älteren Grenzwächtern angelegt worden sein. Gemeinsam mit den Bauern der nächstgelegenen Gemeinden, die gleichfalls in der Burg Schutz fanden, haben die Repser während des 14.-17. Jh. die Ringmauern der vier Burghöfe aufgeführt. Mit dem Felsgrund verwachsen scheinen die beiden konzentrischen Mauerringe der "Oberen Burg", die als erstgebaute eine Grundfläche von 1500 m² einschliessen. Hölzerne Wehrgänge und Kornkammern, wie sie unseren Lesern von den Kirchenburgen her bekannt sind, erhielt die "Obere Burg" erst bei Wiederherstellungsarbeiten.

 

Die Repser Burg

im Osten

Anfang des 18. Jh., nachdem die aus der Burzenebene heraufdrängenden Türken 1421 die Fliehburg zerstört hatten, bauten Bürger und Bauern den mittleren Burghof, dessen Kapelle, der "Gatterturm", der fünfeckige Ostturm, aber erst bei der Erweiterung von 1643 hinzukamen. Der östliche, am Fusse des Berges erst im 17. Jh. rechteckig angelegte vierte Hof - die "Untere Burg" - ist von einer 5 m hohen Zinnenmauer umgeben, von Ecktürmen und Torturm geschützt. Ein System von Torwehren verband die Burghöfe miteinander, ihre insgesamt zehn Wehrtürme trugen meist Pultdächer. Heute verschwinden sie, dachlos, fast zwischen den hohen Bäumen, die Zeit hatten heranzuwachsen, seit die Burg - zur Abwehr nicht mehr nötig - dem Verfall preisgegeben wurde. 1790 hatte ein heftiger Orkan das Holzwerk, die Wehrgänge, abgerissen, und da die Türkennot mit dem 18. Jh. in Siebenbürgen zu Ende war, gebot niemand mehr dem Ruin Einhalt.

Die Konsolidierungsarbeiten von 1954 beschränken sich darauf, den heutigen Zustand der Mauern zu wahren. Die so weitläufig angelegte, immer weiter ausgebaute Fliehburg war aber doch vor allem Zuflucht der Repser Bürger und Stuhlsobrigkeit, den Bewohnern entlegener Dörfer bedeutete sie keinen Schutz, da die feindlichen Scharen - vorzugsweise in diesem Grenzgebiet - urplötzlich und unvermutet hereinbrachen, der Landbevölkerung also keine Zeit blieb, erhebliche Entfernungen zu überwinden, um die Stuhlsburg zu erreichen. So waren denn - wie allerorts in Siebenbürgen - die sächsischen Siedler auch des "Repser Stuhls" genötigt, um die drei Jahrhunderte der Türken- und Tatareneinfälle zu überstehen, ihre Wehrburgen zu bauen. Ausgangspunkt und Kernzelle der Wehranlage war auch hier allemal die Kirche, als einziger solider Steinbau des Dorfes, gross genug, die ganze Gemeinde zu fassen.

 

Die Repser Burg

von Westen

Der vorherrschende Sakralbautyp des Königsbodengebiets ist die während des 13. Jh. als erster steinerner Kultbau entstandene romanische dreischiffige Pfeilerbasilika, selten turmlos, meist mit einem der Westfront eingegliederten Glockenturm. Die Vorliebe für diese Grundrissform hatten die Siedler aus ihrer moselfränkischen und mittelrheinischen Stammheimat mitgebracht - wenngleich die Baumeister ihrer ersten Kirchen wohl eher von Bauhütten des süddeutschen Raumes herkamen -, wie die Viliation zahlreicher Ornamentdetails beweist. Einschiffige romanische Sakralkirchen des 13. Jh. sind hier eine Seltenheit, erhalten haben sich bloss die beiden, innerhalb der Kirchenburgen von Viscri / Deutschweisskirch und Homorod / Hamruden, die wir nun besuchen.


Im Weston von Reps, genau zwischen den beiden Verbindungsstrassen nach Schässburg und Fogarasch, ganz abseits gelegen, ist DEUTSCHWEISSKIRCH erst in den letzten Jahren durch einen über Dacia / Stein verkehrenden Autobus mit dem städtischen Handelszentrum verbunden. Seiner isolierten Lage verdanken wir hier den Fortbestand einer noch rein mittelalterlichen Frauentracht bis in die Gegenwart. Die gleiche, herzförmig das Gesicht umhüllende Schleierung trugen die Frauen schon im 16. Jh., als die Kirchenburg ihre heutige monumentale Gestalt erhielt. Die Eigentümlichkeiten dieses Baudenkmals stellten die Forscher vor Rätsel, die erst aufgrund der archäologischen Grabungen und Wanduntersuchungen gelöst wurden, die Mariana Dumitrache 1970/71 hier durchführte und ihre Ergebnisse in einer eingehenden Studie in "Forschungen zur Volks- und Landeskunde" 1978/2 Bd. 21 veröffentlichte. Auf die daraus erhellenden, einwandfrei festgestellten baugeschichtlichen Tatsachen stützen wir uns in der Darstellung der Entwicklung des eigenartigen Kultbaus.

 

Anlageplan

der Burg von

Deutschweisskirch

Deutschweisskirch entstand als sächsische Siedlung im letzten Viertel des 12. Jh., als auch der westliche Teil des Repser Gebiets besiedelt wurde. Der Ortsname - Alba Ecclesia - rührt von einem weissgekalkten Kapellchen her, das die Einwanderer auf dem Hügel vorfanden, um den sich ihre Häuser in langen Strassenzügen lagerten. Der aus weissgrünem Kalkstein gebaute, rechteckige Kapellenraum, mit halbrunder östlich anschliessender Apsis, entstammt dem Anfang des 12. Jh. Die in den umliegenden Gräbern gefundenen Münzen und Schläfenringe erlauben sogar eine genauere Datierung zwischen 1100 und 1120, und deuten als Erbauer auf eine der Szeklergruppen hin, die vor Ankunft der deutschen Siedler hier Grenzwacht des ungarischen Feudalstaats hielten.

Der vorgefundene Sakralbau enthob die deutschen Siedler der Mühe, die übliche dreischiffige Basilika zu bauen, sie passten die Kapelle den Bedürfnissen der neuentstehenden kleinen Gemeinschaft und ihrem jeweiligen Entwicklungsstand sowie den historischen Bedingungen an. In der ersten Etappe wurde die Kapelle ohne Grundrisserweiterung benützt und nur eine Westempore eingebaut, die auf vier Rundbogenarkaden ruhte, welche von drei Rundsäulen getragen wurden. Zu dieser Annahme führten drei im Kirchenchor aufbewahrte romanische Würfelkapitelle, denen nach Zahl und vierseitiger Ornamentausführung keine andere Funktion zugedacht werden kann als die Bekrönung der Emporenträger. Die beiden kleineren sind genau gleich gestaltet, das (wahrscheinlich mittlere) Kapitell ist etwas grösser, seine Ornamentierung leicht abgewandelt; es dient heute, mit entsprechender Aushöhlung der Oberseite, als Taufstein.

 

Südfront der Burg von

Deutschweisskirch

Die ihrer Gestaltung nach der ersten Hälfte des 13. Jh. entstammenden Würfelkapitelle entsprechen auch zeitlich der Anlage einer Westempore, wie sie - in anderer Ausführung - auch in Basiliken des Unterwalds (Urwegen, Reussmarkt) vorhanden war. Wichtig ist bei diesem gleichzeitigen Auftreten für uns weniger Form als Funktion der Westempore, die der ortsansässigen, führenden Gräfenfamilie diente, um der Messe beizuwohnen. Der in 4 m Entfernung genau gegenüber dem Westende der Kapelle erbaute Wohnturm erinnert gleichfalls an die Bergfriede der Gräfenburgen von Kelling und Urwegen, ebenso der ovale Mauergürtel, der die so entstandene Burganlage umgab. In der freien Königsbodengemeinde Deutschweisskirch kommt als Bauherr nur der Graf und Anführer der Einwanderer in Frage, der den Wohnturm in der zweiten Hälfte des 13. Jh. zum Schutze siner Familie errichtete.

Da eine seiner Grundmauern quer über einem der Gräber steht, die zum Begräbnisplatz der Kapelle gehörten, und dieser für die Neuankömmlinge keine Bedeutung mehr besass, erhellt, dass der Turm später gebaut wurde als die Kapelle, auch besteht diese aus Kalkstein, der Turm ist aus grauem Basalt erbaut. Das tonnengewölbte Erdgeschoss hatte keinen Eingang: Eine heute zugemauerte Öffnung in der Ostwand bildete den Einstieg in das zweite Turmgeschoss, über eine nachziehbare Leiter. Da auch das zweite Geschoss gewölbt ist, stand es mit den Obergeschossen, ebenso mit dem Parterre durch in der Mauerdicke ausgesparte Treppenstollen in Verbindung. Mannshohe Nischen mit schmalen langen Schiessschlitzen für Armbrüste sind in den Wänden der Obergeschosse eingetieft. Ein niedriges Zeltdach deckte den Wohnturm. Als das Gräfengeschlecht erloschen war, ging im 14. Jh. die Burg in Gemeindebesitz über. Die Kirche erhielt nun einen neuen Chor, der durch Verlängerung der alten Apsiswände trapezförmig ausfiel, wieder rund geschlossen und mit Stützpfeilern umstellt wurde.

 

Eisenbeschlagene

Tür zum

Bergfried

Mit der Wehrbarmachung unter dem Druck der Türkengefahr setzt in der ersten Hälfte des 16. Jh. die dritte Bauphase ein. Zunächst verlängert man die Kirche nach Westen und schliesst den Saal an den Wohnturm an, der so zum Bergfried und Glockenturm wird. Das Erdgeschoss erhält einen Eingang aus dem Saal, sein Spitzbogensteintürstock erinnert durch sein Profil an das identische des rundbogigen spätgotischen Eingangs an der Nordfront der Hamrudener Saalkirche. Das vierte Turmgeschoss wird durch Erweiterung einer Schiessnische mit dem Kirchendachboden verbunden und so auch der Zugang zum Chorwehrgeschoss gesichert. Ein fünftes Geschoss wird dem Turm als Glockenstube aufgesetzt - wie die vier grossen Schallfenster beweisen -, rundherum läuft ein auf hölzernen Hängeböcken vorgekragter Wehrgang, von einem schmalen Dächlein gedeckt. Darüber wächst die Turmwand noch ein Stockwerk hinaus, das mit kleinen Schiessluken versehen ist und ein Pyramidendach trägt.

Links:

Der zum Bergfried und Glockenträger umgestaltete Wohnturm des 13. Jh.

Rechts:

Bäuerin aus Viscri / Deutschweisskirch in der Wintertracht

Die Südsaalfront erhält ein zweites Portal im verlängerten Westteil. Die kleinen Vorbauten der Portale, mit hufeisenförmigem Eingang, traten erst im 18. Jh. hinzu. In der zweiten Bauperiode erhielt der Saal statt der alten Flachdecke ein Tonnengewölbe, mit Tonrippennetz überzogen, auch der Chor wurde ebenso eingewölbt, um ein Wehrgeschoss darübersetzen zu können. Neben die alten Stützpfeiler treten neue Strebepfeiler, um zwischen ihnen die etwas vorgeschobenen Verteidigungsbögen spannen zu können, auf denen die mit Schiessscharten versehene Wand des Wehrgeschosses aufruht. Durch den beim Vorkragen der Bogenreihe entstandenen Zwischenraum zwischen den Mauerfluchten schüttete man beim Nahkampf siedendes Wasser, Pech oder Fett auf die den Mauerfuss bedrängenden Feinde. So wurde also im 16. Jh. die kleine Saalkirche zur Wehrkirche ausgebaut, deren Ost- und Westteil im Chorwehrgeschoss und dem Glockenturm starke Verteidigungsanlagen besassen.

Bei der Einwölbung des Saales hatte man aber die Tragfähigkeit der Saalmauern überschätzt, der Gewölbedruck verursachte Risse in den Wänden. Als Widerlager wurden 1715 einige Stützpfeiler aussen angebaut - ein Notbehelf, der sich bald als ungenügend erwies, so dass 1743 das Gewölbe abgetragen und der Saal wieder flach gedeckt werden musste. Die Kassettendecke passt vortrefflich zu den bäuerlich bemalten Holzbrüstungen der Emporen und dem alten Kirchengestühl. Das im 18. Jh. als Wehranlage längst überflüssige Wehrgeschoss über dem Chor wurde nun auch entfernt, das Dach unmittelbar auf die Bogenreihe aufgesetzt. Dabei wurde auch der halbrunde Triumphbogen neurerrichtet, aus Ziegel aufgeführt. An diese Restaurierungsarbeiten erinnert eine Triumphbogeninschrift mit dem Datum MDCCXXXXIII.

 

Verteidigungsbogen

am Chor von

Deutschweisskirch

Aus dieser Bauzeit stammen die einfachen Kirchenfenster. Bei den neuesten Untersuchungen kamen im Chor ein altes Spitzbogenfenster und ein Rundfenster zum Vorschein, eine kleine, noch von der ursprünglichen Kapelle stammende Wandnische. Als die Chorwände zur Errichtung des Wehrgeschosses polygonal erhöht worden waren, hatte man Wandmalereien zerstört, die nun auch fragmentarisch wieder zum Vorschein kamen, doch nicht mehr zu ergänzen waren und daher wieder übertuncht wurden. Ebenso war auch die fensterlose Nordsaalwand bemalt, und diese Fresken wurden nach der Reformation mit Wandsprüchen überdeckt. Die in feinabgestimmten Farbtönen gehaltene Bemalung der Emporenbalustrade und Gestühle gibt dem Interieur seine intime Note, die warme Atmosphäre einer Bauernstube, und stellt einen echten Volkskunstschatz dar. Die ältesten Gestühle an der Westsaalwand sind 1694 datiert, die Blumen in grosse S-förmige Ranken eingeschrieben. Einen elegant stilisierten Renaissancedekor zeigen die Emporenbalustraden, 1717 datiert, aus 1783 stammen die Gestühle der Südsaalwand.

Zugleich mit den an der Kirche vorgenommenen Umbauten und ihren Verteidigungsvorrichtungen wuchsen auch die Mauern der Kirchenburg um sie empor. Vom ersten, noch im 13. Jh. aus Feld- und Flussstein erbauten ovalen Mauergürtel ist heute noch der SO- und NO-Sektor, 5,5-7 m hoch, erhalten. Das Burgtor lag wohl von jeher im SO, wo der Fahrweg den sanften Hang heraufführt. Daher ist der Südsektor die gefährdete Angriffsseite der Burg und wurde im 16. Jh. mit zwei Türmen und zwei Basteien verstärkt, die aussen an die Ringmauer anschliessen, mit Ausnahme des "Portenturms", der hinter das Tor in den Burghof gestellt wurde. Der dreigeschossige Südturm und die westlich anschliessende Bastei tragen beide auf Hängeböcken vorgekragte Wehrgänge, die unter einem Dachstuhl vereinigt und über Holztreppen und Plattformen aus dem Burghof erreichbar sind. Die Geschosse sind mit breiten Maulscharten versehen. Die im Osten vorspringende Bastei hat ihren Wehrgang im 19. Jh. eingebüsst, ihr Obergeschoss diente aber noch bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts als Speckkammer.

Links:

S-förmige Ranken kennzeichnen den ältesten Typ der Gestühlsmalerei.

Rechts:

Emporenmalerei in Deutschweisskirch.

Die beiden unteren, zu heizbaren Räumen ausgebauten Geschosse erhielten Parterreeingänge im W und S. Ebenso wurden die Untergeschosse der Südbastei zu Nutzräumen umgewandelt. Über dem mit eisenbeschlagenen eichenen Türflügeln geschlossenen Tor wacht der "Portenturm", seine Last ruht auf den starken Längswänden, zwischen denen sich die Bögen der Einfahrt spannen und das Tonnengewölbe, in das Radnaben eingemauert sind, um die Seile der Glocken durchzuführen. Sein Wehrgang steht mit dem des Südturms über Holzplattformen in Verbindung, ebenso die vier schiessschartenbewehrten Turmgeschosse. Zwischen den Steinstufen, die zum hochgelegenen Fussgängertürchen emporführen, dessen eisenbeschlagenes Blatt sich in hölzernen Angeln dreht, wuchern leuchtende Büschel von Löwenmäulchen.

 

Die Burg in

Deutschweisskirch

von Südosten

Der Steilhang im Westen machte eine Verstärkung der Burg auf dieser weniger gefährdeten Seite erst im 17. Jh. nötig. Der ovale, innere Bering erhielt im NW einen erweiterten rechteckigen Abschluss mit zwei vorspringenden Türmen. 1630 erbaute Architekt Johann Hartmann den dreigeschossigen Nordturm, 1648 den viergeschossigen Westturm - als einer der wenigen Bauleiter, deren Namen uns bekannt sind. Die an den abfallenden Hang gebauten Türme sind aussen viel höher als gegen den Burghof zu, von wo aus das zweite Geschoss ebenerdig betreten wird. Das dritte Geschoss stand mit dem die Ringmauer innen umgebenden Holzwehrgang in Verbindung; von hier wurden die mit Eichenrahmen und Drehbolzen versehenen, 1,3 m unter der Mauerkrone gelegenen Schiessscharten bedient, die mit Gusslöchern abwechseln. Beide Türme tragen Wehrgänge, deren Fachwerkbrüstung später durch Bretterverschalung ersetzt wurde. Fensterchen und Rauchloch im Obergeschoss lassen erkennen, dass der Westturm bewohnbar war, und in Belagerungszeiten als Pfarrstübchen diente.

Im 18. Jh. umgab man die Burg mit einem zweiten, heute nur noch 1 m hohen Mauergürtel, der nur teilweise noch vorhanden ist. Als man im friedlicheren 19. Jh. auf den Wehrgang verzichten konnte, trug man ihn ab und baute Schopfen an die Ringmauer an, indem eine Dachschräge von der Mauerkrone auf eine niedrige Mauer herabgegezogen wurde, die, mit grossen rechteckigen Eingängen, die Schopfen vom Burghof abgrenzt. Hier stellte man nun die Kornkästen der Bauern trocken auf. Der schöngeschwungenen, den ganzen Burghof umziehenden Dachschräge verdankt der Innenhof seine geschlossene Wirkung, die an der Aussenfront durch die einheitlich weissgekalkten glatten Mauern, die eleganten Neigungen der Dachflächen hervorgerufen wird. Zu Beginn der siebziger Jahre erfolgte die durchgreifende Restaurierung der Burg, die ihren Fortbestand für weitere Jahrhunderte gewährleistet und uns ein Stück Mittelalter in einer der malerischsten sächsischen Kirchenburgen bewahrt.

Links:

Der Portenturm aus dem Burghof gesehen (Deutschweisskirch)

Rechts:

Der Bergfried beherrscht die Burg von Hamruden. Südostansicht.

Auch in dem östlich von Reps gelegenen HOMOROD / HAMRUDEN wuchsen die doppelten Ringmauergürtel der sächsischen Kirchenburg um eine kleine Saalkirche empor, die dem letzten Drittel des 13. Jh. entstammt und von den deutschen Kolonisten errichtet wurde, die das Dorf gründeten. Im Osten schliesst der quadratische Chor mit halbrunder Apsis, an der Westfront vorgebaut stand der schlanke Glockenturm ursprünglich auf drei Seiten frei, sein Erdgeschoss bildet somit eine kleine Vorhalle des einzigen Kircheneingangs, eines romanischen Rundbogenportals. Im zweiten Turmgeschoss öffnete sich die Westempore in einer Rundbogenarkade gegen das Kirchenschiff. Hier war die Turmempore nicht als Sitzplatz der Grafenfamilie, sondern zum Aufstellungsort der Chorsänger bestimrnt, wie sie allen romanischen Glockentürmen der zweiten Halfte des 13. Jh. in Siebenbürgen eignete. Ihr Vorhandensein und der Rosettenschlussstein mit dem typischen Zisterziensermotiv der "Sonnenblume" im Chor datieren den Bau in dieser ursprünglichen Form um 1270. Zudem sind im Chor die ältesten siebenbürgischen Wandmalereien erhalten, in denen die Verschmelzung romanischer und gotischer Stilcharakteristiken erstmalig auftritt - sie müssen bald nach Vollendung des Kultbaus, noch im 13. Jh., ausgeführt worden sein. In der Konche der Apsis ist das Thema der Majestas Domini - Christus im Strahlenkranz der Mandorla zwischen Maria und Johannes - dargestellt, darunter verläuft entlang der Apsiswände ein Apostelfries unter einer in roter Linie einfach gezeichneten Architektur von kleeblattförmigen Arkaden, zwischen denen schlanke Türmchen aufstreben.

Das Auftreten dieser, durch wandernde Meister vom Abendland her übermittelten Thematik und die graphische Darstellungsweise im "linearerzählenden" Stil der Übergangszeit von Romanik zur Gotik beweist den Anschluss der siebenbürgischen Wandmalerei an die europäische Tradition des provinziellen Milieus, wo dieser Stil von Frankreich bis Böhmen verbreitet war. Kaum noch erkennbare Szenen an der Südchorwand stellen den Leidenszyklus dar und gehören der gleichen Stilperiode an. Ein auf der Nordchorwand erhaltenes Fragment lässt zwei später, zu verschiedenen Zeitpunkten aufgetragene Malschichten unterscheiden: einen "Schmerzensmann" vom Ende des 14. Jh., unverkennbar vom Einfluss der Malerei des italienischen Trecento geprägt, und, den unteren Teil dieser Szene überdeckend, einen Kruzifixus, der um 1420 datiert werden kann, weil das Fragment mehrere Stilelemente aufweist, wie sie identisch an der von "Pul de Ung" signierten und 1419 datierten Wandmalerei der reformierten Kirche von Dîrjiu Derj vorkommen, wo die Legende des hl. Ladislaus dargestellt ist, so dass wir für die als letzte in Hamruden ausgeführte Schicht der Wandmalerei den gleichen Meister annehmen. Dass diese Fresken hier erhalten blieben und nicht, wie sonst üblich, nach der Reformation übertuncht wurden, verdanken wir dem mächtigen Bergfried, der bei der Wehrbarmachung der Kirche um 1500 über dem Chor errichtet wurde, so dass seine Last das Ausfüllen des Triumphbogens mit Mauerwerk gebot und somit der Chor, vom Kirchensaal abgetrennt, als Kultraum unbrauchbar wurde.

 

Südwestansicht der Saalkirche

im Burghof.

Zur Errichtung dieses achtgeschossigen Bergfrieds, der als letzte Zuflucht der Bauern den wichtigsten Verteidigungsbau der Kirchenburg darstellt, ummantelte man den Chor und seine halbrunde Apsis, wobei die Aussenmauern sich der Saalbreite anpassten, zu 3 m Dicke anwachsend. Der aus Sandsteinquadern und Bruchstein errichtete Turm misst 11 m im Geviert und erreicht 27,70 m Traufenhöhe. Da der Chor eigentlich das Erdgeschoss des Turmes ist, erfolgt der Einstieg zu den Obergeschossen durch einen in der Mauerdicke hochführenden Treppenstollen, der durch die spitzbogige Steineinfassung eines in die Südwand der Apsis eingesetzten Fensters zugänglich ist. Weil auch das zweite Turmgeschoss gewölbt ist, führt eine Steintreppe in der Dicke der Westmauer zum dritten Geschoss empor, das wie die übrigen eine Balkendecke trägt und mit langen, schmalen Schiessschlitzen für Armbrustschützen in nach innen zu erweiterten Nischen ausgestattet ist, die in den freiliegenden Wänden eingetieft sind. Im Inneren des Turms fallen die zahlreichen, in horizontalen Reihen liegenden Gerüstlöcher auf, durch die das Tageslicht hereinschimmert. Sie rrüren von den vermoderten Rundstämmchen her, die als Gerustträger quer über die aufwachsende Matter gelegt und nach Vollendung des Baus einfach dicht an der Mauer gekappt wurden.

Das achte Geschoss des Bergfrieds bildet der vorgekragte, auf Hängeböcken ruhende Wehrgang mit holzverschalter Brüstung, der heute auch die 1932 mittels Flaschenzug hinaufbeförderten Glocken beherbergt. Dieser ausserordentlich starken Ostbefestigung der Wehrkirche gegenüber fällt kaum ins Gewicht, dass auch der westliche Glockenturm zwei seitliche Anbauten erhielt, die, 20 cm hinter seiner Mauerflucht zurücktretend, die Westfassade auf Saalbreite ausdehnen, wodurch der Gesamtgrundriss der Kirche die Form eines länglichen Rechtecks erhielt. Ihre Pultdächer schliessen in Firsthöhe des Saaldaches an die Turmwände an. Im südlichen Flankenbau führt eine vom Saal her zuängliche Wendeltreppe zum Kirchendachboden hinauf, über den auch der Bergfried zu erreichen ist, die Wehranlagen miteinander verbindend. Auch der aus dem Erdgeschoss des Westturms in die Empore des zweiten Geschosses führende, durch die Mauerdicke aufsteigende Treppenstollen öffnet ein 1641 datiertes Holzttürchen in die Wendeltreppe des Südflankenbaus.

 

Anlageplan der

Kirchenburg von

Hamruden

Durch den nördlichen Seitenanbau gelangt man in den Kirchensaal und zu den drei übereinanderliegenden, an der Westsaalwand angebrachten Emporen. Diese hier "Glater" genannten Holzgalerien vermehrten die Sitzplätze des durch Abtrennung des Chors noch mehr beengten Kirchenraums. Auf der obersten, der "Kälberburg" sassen stets die frisch eingesegneten "Knechte", die jungen Burschen, bis sie im nächsten Jahr eine Empore tiefer bei den grossen Knechten sitzen durften; die unterste Empore nahmen die jungen Männer ein, die Alten sassen im Gestühl entlang der Wände, die Frauen auf den Bänken im Saal. Die wachsende Einwohnerzahl machte aber schliesslich doch eine räumliche Erweiterung des Sakralbaus nötig, die nicht anders geschaffen werden konnte, als durch den Anbau eines neuen Chorraums an die Südflanke des Saales. 1784 durchbrach man daher die Südsaalwand und schob den neuen Chor auf einen Meter Abstand an die alte Ringmauer heran, eine in Siebenbürgen einzigartige Lösung. Daraus erhellt, wie in Siebenbürgen die ländlichen Sakralbauten weitgehend vom Wehrcharakter her bestimmt wurden, oft architektonisch eigenartige und malerische Formen zeitigten.

Im Zuge der Wehrbarmachung hatte um 1500 der Saal statt der alten Flachdecke ein gotisches Gewölbe erhalten, das von vier angeblendeten Ecksäulen gestützt wurde. 1792 brachte ein Brand das gotische Gewölbe zum Einsturz, worauf der Saal wieder eine flache Kasettendecke erhielt, deren Ornamentmedaillon die Jahreszahl 1792 trägt. Die neue Holzdecke fügt sich dem Interieur harmonisch ein, wo das Holz mit bunt-bäuerlicher Bemalung an den Emporen, die auch den neuen Chor umgeben, so reich in Erscheinung tritt.

 

Westfront

der Burg von

Hamruden

Ende des 15. Jh. umgaben die Bauern ihre Kirche mit einem für die Repser Gegend charakteristischen, rechteckigen Bering von 8 m hohen Mauern. An seinen abgestutzten Ecken springen vier zweigeschossige Türme vor. An der hohen Stirnseite und den Flanken sind sie mit Gusserkern und Schiessschlitzen versehen, die steilen Pultdächer fallen schräg zum Burghof ab. Diese weniger feuergefährlichen, direktem Beschuss nicht ausgesetzten Pultdächer wurden an den Türmen des 16. Jh. bevorzugt. In den zwischen Turm und Ringmauer gebildeten stumpfen Winkeln waren Abtritterker vorgekragt, wie noch zwei an der Südfront erhalten sind.

Der den oberen, von Schiessscharten und Gusslöchern durchbrochenen Mauerteil des inneren Berings umgebende Wehrgang ist mit Ausnahme der Südseite noch gut erhalten und läuft auch an der Hoffront der Türme entlang. Ein Scharwachttürmchen schützt den Eingang der Westfront. Eine zweite, niedrigere, turmlose Ringmauer umgibt den inneren Burghof - heute nur im S und W erhalten. 1657 ersetzte man den baufälligen SW-Turm durch einen 10 m hohen, viergeschossigen Turm von fünfeckigem Grundriss, dessen holzverschalter Wehrgang ein 1954 erneuertes Schindeldach trägt. Zu jedem der durch Holzplattformen geschiedenen Geschosse führt eine leiterartige Treppe hinauf. Eine blau-rote Bemalung zierte die Aussenfronten, drei verschiedene lateinische Inschriften führen das Erbauungsjahr 1657 an. Hamruden besitzt einen der schönsten fünfeckigen Türme Siebenbürgens, wie sie um die Mitte des 17. Jh. mit Vorliebe gebaut wurden.


 

Ein solcher ist auch das Wahrzeichen der Kirchenburg von UNGRA / GALT am Alt, genau im Süden von Hamruden gelegen. Die auf einer Bergnase oberhalb des Dorfes um 1500 entstandene Kirchenburg besteht aus einem einfachen Bering, der im O halbrund, im W rechteckig die Basilika des 13. Jh. umgibt, an den Ecken von vorspringenden Türmen bewehrt, die von aussen viergeschossig, sehr hoch wirken, im inneren Burghof aber nur zweigeschossig sind, da sie, an den Berghang gebaut, die hohen Stirnseiten dem Feind zukehren, während die steilen Pultdächer gegen den Hof abfallen. Nur der über einem langen Einfahrtstunnel in SO stehende Torturm trägt ein Pyramidendach.

Dem 17. Jh. gehört der auf fünfeckigem Grundriss erbaute NO-Turm an, dessen Pultdach mit einer Bekrönung von kreuzförmigen Zinnen geschmückt ist, wie wir es ähnlich nur noch am Zeidner Weberturm finden. Die Schiessscharten in Ringmauer und Türmen sind in Eichenrahmen mit Drehbolzen gefasst - zu ihrer Bedienung war ein Wehrgang unerlässlich, von dem heute aber jede Spur fehlt. Sind die hier erhaltenen Wehranlagen weniger eindrucksvoll als die der beiden erstbesuchten Orte, so ist es um so mehr der weite Rundblick vom Burgplateau über die Flussaue des Alt mit weidenbestandenen Ufern, und die grosse Basilika aus roten Basaltquadern mit dem monumentalen Rundbogenportal der Westront, deren niedrige Seitenschiffe im Zuge der Wehrbarmachung zur besseren Verteidigung des Mittelschiffs abgetragen wurden.

Das eigenartige Baumaterial dieser typisch romanischen, um 1270 entstandenen Basilika hat eine ungewöhnliche Herkunft: es stammt vom römischen castrum der 13. Legion Gemina, die 2 km entfernt, am linken Altufer ihr Lager hatte. Zu Beginn des 19. Jh. standen noch die 2 m dicken Grundmauern des rechteckigen 140 x 100 m Seitenlänge messenden castrums, das von einem Graben umgeben war. Heute ist nur dieser noch sichtbar, die Mauern sind verschwunden, über den Lagerplatz wird gepflügt. Auch 150 Schritt vom Kirchplateau entfernt, auf dem "Burgrech", gab es ein römisches castrum, und der heutige Gemeindefriedhof war schon ein römischer Begräbnisplatz, wo man steinerne Sarkophage, Bronzestatuen, Münzen, Schwerter und Hausgerät gefunden hat. Die Existenz des castrums ist auch durch zwei Urkunden belegt, die sich auf die Abgrenzung des Ordensgebietes beziehen, das Andreas II. dem Deutschen Rittenorden im Burzenland verlieh.

 

Die ehemalige Basilika

- heute Saalkirche -

in Galt, Nordosten.

In der Urkunde von 1211 wird ein Abschnitt des Grenzvenlaufs "von den Verhauen des castrum Halmagen bis zu denen des castrum Galt" festgelegt: "usque ad indigines castri Noilgiant". In der Urkunde von 1222 wird den Ort im gleichen Kontext als castrum Noialt bezeichnet. (1366 wird die freie Gemeinde des Repser Stuhls als Ugra, um 1400 als Galt, 1493 als Galth erwähnt - was sowohl auf ungarisch als auch mittelhochdeutsch "unfruchtbar" bedeutet.) Mit 36 m Gesamtlänge ist die Basilika von Galt nächst Grossschenk die grösste ländliche Basilika. Vom ursprünglichen Bau sind der quadratische Chor, die halbrunde Apsis, der romanische Triumphbogen, die Langswände des Mittelschiffs und der Unterbau des Glockenturms am Westende erhalten. Das Schiff trägt nicht mehr die alte flache Holzdecke, sondern einen Stuckplafond. Chor und Apsis haben ihr Kreuzgratgewölbe und Halbkalotte gegen Tonnengewölbe mit Stichkappen eingetauscht.

Auch das Turmerdgeschoss war kreuzgewölbt, über der Westempore des zweiten Turmgeschosses ist noch ein Viertel des Gewölbes erhalten. In den Westecken der Empore öffnen sich noch die Einstiege zu den durch die Mauerdicke ins Erdgeschoss führenden Treppenstollen. In der Westfront des Glockenturms liegt das durch die klare Einfachheit seiner Formen riesig wirkende Rundbogenportal mit viermal abgetrepptem Gewände, dessen eine weitere Gliederung bewirkende Rundsäulen verloren gingen. Ein einfacher Abakus fasst die Gewändegliederung in dreistufigem Gesimse zusammen und trägt die Archivolte, deren achtfache Gliederung die des Gewändes wiederholt. Die Lünette ist heute zugemauert, früher enthielt sie vielleicht ein Relief. Links vom Portal waren zwei Basaltsteine mit hervortretenden Löwenköpfen eingesetzt, die gegen Ende des 19. Jh. ausgebrochen wurden. Der eine Stein liegt heute stark verwittert in der Sakristei, der andere im Lapidarium des Brukenthalmuseums.

Von den Seitenschiffen sind die Ansätze der Ost- und Westschmalwände erhalten, da die Steine in die Mittelschiffsmauern übergriffen und nicht ganz ausgebrochen werden konnten. Fünf Rundbogenarkaden öffneten sich in jedes der Seitenschiffe und wurden vermauert, als bei der Wehrbarmachung, die nach 1493 einsetzte, die Seitenschiffe abgebrochen wurden. Aussen an den Längswänden sind sie noch deutlich erkennbar, dazwischen stehen die quadratischen Pleiler, ganz aus Basaltquadern gefügt, einige tragen auch noch die vorstehenden Gesimse von Trachyttuff, aus abgeschrägter Platte und Viertelstab bestehend. Auch im Turmerdgeschoss, an dem die Seitenschiffe entlanggeführt waren, öffneten sich seitlich Rundbogenarkaden, einen Meter niedriger als die des Mittelschiffs. Über den aus rotem Basalt gefügten Mittelschiffsarkaden lag noch eine achsengleich gerichtete Reihe von Obergaden in Form von rundbogigen Zwillingsfenstern (wie in Draas und Katzendorf), die von aussen bis zur halben Mauerdicke vermauert wurden.

Der Tatareneinfall von 1658 richtete in Galt grauenvolles Unheil an. Beim Herannahen der Horde waren Frauen und Kinder in ein Versteck im nahen Wald geflohen, die Männer hielten die Burg besetzt und mussten zusehen, wie die Tataren das Dorf verwüsteten und plünderten. Sie waren bereits im Abzug begriffen, als der Schuss eines Burschen, dessen Braut in der Gasse von einem Tataren gefangen wurde, die Feinde auf die in der Burg Verschanzten aufmerskam machte und sie zur Umkehr bewog. Sie drangen in die Burg, töteten einen Teil der Verteidiger, andere hatten sich in die Kirche geflüchtet. Da schleppten die Tataren das hinter der Kirche in trockenen Garben aufgeschichtete Getreide heran, legten es um die Kirche und steckten das Stroh in Brand. So erstickten die Männer im Rauch.

1667 wurde die notdürftig wiederhergestellte Kirche mit einem Strohdach gedeckt, das 1702 erst durch ein Schindeldach ersetzt werden konnte, 1761 erhielt der Bau sein heutiges Ziegeldach. Anfang des 19. Jh. brach man fünf grosse Rechteckfenster in die Südschiffswand, die Südeingänge erhielten kleineVorhallen. Die Erdbeben von 1802 and 1829 hatten den Turm stark beschädigt, so dass er 1843 abgetragen werden musste, wobei das zugemauerte Rundbogenportal wiederentdeckt und freigelegt wurde. An die grauenvollen Geschehnisse von 1658 erinnern die Worte in Mönchsschrift auf der Mittelschiffswand: UBI NULLA CRUX ET TENTATIO IBI NULLA VERA ORATIO.

Erinnern wir uns, dass die sächsischen Kirchenburgen als kollektive Leistung der Landgemeinden entstanden, so ist es interessant zu erfahren, wie gross zu jener Zeit die Dorfbevölkerung war -- ihrer Zahl musste jeweils der Umfang des Burghofs angepasst sein, ebenso die Wehranlagen der Zahl der Verteidiger Rechnung tragen. Um 1500, als in den meisten Orten des "Repser Stuhls" die Wehrbarmachung einsetzte, hatte Deutschweisskirch 51 Wirte, Hamnruden 60, Galt 33 und DACIA / STEIN 60 Wirte. Die siebenbürgische Bezeichnung Wirt meint den Hauswirt des Bauernhofs, und zu einem solchen rechnet man für jene Zeit (wie Statistiken oft seltsam klingen) 4,5 Personen.

 

Saalkirche

mit Wehrchor in

Dacia / Stein

In dem südlich von Reps an der Strasse nach Fogarasch gelegenen Stein lebten also zur Zeit des Burgenbaus etwa 370 Menschen. Bedenkt man, dass die Hälfte davon Frauen waren, von den Männern auch nicht mehr als die Hälfte in wehr- und leistungsfähigem Alter standen, so bleiben höchstens 70 Männer übrig, die zu Beginn des 16. Jh. die 7-8 m hohen Feld- und Flusssteinmauern um den rechteckigen Burghof von 64 m Länge und 55m Breite aufführten - eine gewaltige Leistung neben der fortlaufend zu erfüllenden Feldarbeit. Fragen wir uns, was diese Menschen befähigte, solche Leistungen zu vollbringen? - die Notwendigkeit. Sie hatten nur die Wahl zwischen Beharren oder Verderben, zwischen Leben und Tod.

Mit dem ersten Einfall der Türken iins Burzenland, 1395, begannen die drei Jahrhunderte unentwegter Gefährdung des Lebens durch feindliche Einfälle, die unzählige Male die blühende Kulturlandschaft verwüsteten, die im Schutze des Karpatenbogens erwachsen war. Die Grösse des Burghofs von Stein berechtigt zur Hypothese, dass die heute noch stehende, an den Ecken durch vorspringende Türme befestigte Ringmauer die äussere gewesen sein könnte, und eine innere die Kirche in enger gelegtem Rechteck umgab. Für den Abbruch einer solchen Mauer spräche das im Burghof 1-2 m hoch aufgeschüttete Erdreich -allerdings wurden auch an der Kirche zahlreiche Bauveränderungen vorgenommen. Von den vier vorspringenden, dreigeschossigen, mit Pyramidendächern gekrönten Ecktürmen, die alle Mauerseiten kontrollierten, fehlt nur der im SW, da er dem Bau einer neuen Schule geopfert wurde, die das ganze Eck einnimmt. Vom Wehrgang, der zur Bedienung der hochgelegenen Schiessscharten unerlässlich war, hat sich nichts erhalten. Er lief auch über die Turmfronten weg und gab Zutritt zu ihren Obergeschossen.

Die Schiessscharten sind mit horizontal liegenden Eichenrahmen versehen, die durch einen Drehbolzen, der nur von innen aufgestossen werden kann, verschliessbar sind. Im Zentrum der Nordfront springt noch eine rechteckige Bastei von 9,10 x 5,60 m Seitenlänge vor, die mit einem Pultdach gedeckt und an der hohen Stirnseite mit Pechnasen gespickt ist. Wahrscheinlich verdrängte der Schulbau eine gleichartige Bastei an der breiten Südfront. Mittelpunkt und letzte Zuflucht auch dieser Kirchenburg war der Sakralbau - ursprünglich eine turmlose, dreischiffige, romanische Pfeilerbasilika der zweiten Hälfte des 13. Jh., mit quadratischem, von einem Kreuzgratgewölbe gedecktem Chor, halbrunder östlich anschliessender Apsis mit Halbkalottendecke, einem flachgedeckten Mittelschiff mit vier Paar rundbogigen Obergaden und wahrscheinlich mit von Kreuzgewölben überführten Seitenschiffen. Dieser Kultbau wurde selber wehrhaft ausgebaut, um hinter dem ersten (vielleicht doppelten) Verteidigungswall der Mauer noch eine letzte Zuflucht zu schaffen, deren starke Mauern die Verteidiger schützten, wenn die Feinde die Mauern erstürmt hatten. Natürlich veränderte dieser wehrhafte Ausbau die Architektur der Kirche. Ihre Seitenschiffe wurden abgetragen, die Arkadenbögen des Mittelschiffs ausgefüllt, die Apsis geopfert, der Chor dreiseitig geschlossen und zwischen den ihn umstellenden Strebepfeilern die vorgekragten Verteidigungsbögen gespannt, hinter denen sich die breiten, vom Bogenschatten getarnten Gussscharten öffnen. Auf der Bogenreihe wurde, über Chor und Schiff, je ein Wehrgeschoss errichtet, in dessen Wänden die Schlüsselschiessscharten ausgespart blieben.

Zur Errichtung des Saalwehrgeschosses war ein neues Gewölbe erforderlich, als Ersatz der feuergefährlichen Holzdecke. So erhielt der Saal ein Stichkappentonnengewölbe mit sternförmigem Tonrippennetz, das die Jahreszahl 1517 angeschrieben trägt. Das Gewölbe setzt sehr tief an, der Boden des Saales ist zudem durch Aufschüttngen erhöht, so dass seine Proportionen nun sehr drückend wirken (ähnlich wie bei der Henndorfer Saalkirche). Die Gewölberippen sitzen auf kegelförmig verschiedenartig geformten Konsolen auf. Über dem Gewölbe ragen die alten Mittelschiffswände noch hoch in den Dachboden hinein, die 2 m hohen, 0,8 m breiten Obergaden-Rundbogenfenster sind darin noch sämtlich erhalten. Die Aufgänge zum Saalwehrgeschoss lagen im Westende der Kirche, die Giebelwand des Mittelschiffes über dem Triumphbogen schied die beiden Wehrgeschosse.

Unbestimmten Datums ist die Errichtung eines Glockenturms am Westende des Saales, man weiss nur, dass der erste Turm dreimal durch Erdbeben einstürzte, 1738, 1763 und 1802. 1845 entstand dann der jetzige, stillose viergeschossige Glockenturm, wobei das Wehrgeschoss über dem Saal abgetragen, die Verteidigungsbogen entfernt und die Kirche nach Westen verlängert wurde. Der alte südliche Priestereingang des Chors erhielt einen kleinen Vorbau, an die Ostchorwand trat ein Raum für den Blasebalg der über dem Altar aufgestellten Orgel, beide mit langen Dachschrägen gedeckt, die, zum Chor ansteigend, gleichsam seine Basis verbreitern. Trotz der baulichen Veränderungen, der unpassenden Gestaltung des Glockenturms, wirkt der niedrige, langgestreckte Bau nicht unharmonisch, dank der Vertikalgliederung seiner Strebepfeiler. Dokumente geben Aufschluss über die Bewaffnung der Burg von Stein im Jahre 1750; da waren vorhanden: "6 Doppelhacken (lange Hacken), zwei kleine metallene Mörserchen, ein metallen Stück oder Feldschlange, 4 Radbuchsen". Den Rest der Verteidigung besorgten Steine, Wurfgeschosse, Pfeil und Bogen, siedendes Pech und Wasser sowie alle zum Zuhauen brauchbaren Geräte des Bauernhofs.

Aquarelle und Zeichnungen: die Verfasserin


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