Via
Transilvanica

Bericht:
Wolfgang Post ... wolfglobetrotter@gmx.de
Mit der "Via Transilvanica" ist
ein rumänischer Wanderweg vom Kloster Putna an der Grenze
Rumäniens zur Ukraine bis nach Dobreta-Turnu Severin/Donau an
der Grenze zu Serbien geschaffen worden. Die Gesamtstrecke
beträgt ca. 1 400 km und ist mit einem orangefarbenen
„T“ markiert. Jeder Kilometer ist mit einem
Meilenstein gekennzeichnet, die individuell von Künstlern
gestaltet wurden. Die Via Transilvanica, der neue Jakobsweg des
Balkans, führt auch durch Siebenbürgen mit den alten
sächsischen Dörfern und interessanten Wehrkirchen.
Da
ich Siebenbürgen und die Bukowina (Buchenland) von vorherigen
Wanderungen kennen und lieben gelernt habe, ist es für mich
eine große Freude diesen Weg zu gehen ... und entsprechende
mir bekannte Ortschaften mit einem Abstecher vom Wanderweg aus zu
besuchen. Am Dienstag, d. 17. Juni 2025 flog ich die weite Strecke von
Frankfurt/Main mit der rumänischen Fluggesellschaft TAROM
über Bukarest nach Suczawa/Suceava im Nordosten von
Rumänien.
Die Bukowina oder zu deutsch "Buchenland" ist eines
der waldreichsten Länder Europas. Inzwischen zweigeteilt im
Norden zur Ukraine gehörend, im Süden zu
Rumänien, ist die Bukowina eine Landschaft am Ostabhang der
Karpaten, wobei mir der südlichere, bergige Teil
landschaftlich besser gefällt. Auf engstem Raum haben hier
verschiedene Völkerschaften gelebt. Hier waren
Rumänen, Ukrainer, Deutsche, Polen, Huzulen und auch Ungarn,
Lipowaner, Slowaken, Armenier und zu guter Letzt Zigeuner mit all ihren
Besonderheiten und Eigentümlichkeiten zu Hause.
Aufgrund ihrer
geringen Anzahl haben die Deutschen in der Bukowina kaum Chancen ihr
Volkstum zu erhalten. Am Friedhof in Sereth sagte eine Frau "Wir sind
zwar Deutsche, aber sprechen nicht mehr Deutsch“. Das
Deutsche Forum (Forum der Buchenlanddeutschen) und die Deutsche Kirche
in Suczawa waren geschlossen und ich besuchte wenigstens das Bukowina
Museum. Mit dem Bus fuhr ich über Radautz, leider war auch
hier das Deutsche Haus geschlossen. Entlang des Tales bei Oberwikow
fuhr ich bis an die ukrainische Grenze bis Ulma weiter.
Tatsächlich war hier der „Hund begraben“
und nach einem erfrischenden Bier nahm mich der Busfahrer wieder ein
Stück des Weges zurück. So gelangte ich nach
Oberbrodina, das ich von vorgehenden Reisen kannte. Zwischenzeitlich
sind auch in Rumänien Wege und Straßen ausgebessert
worden und durch den Wald gelangte ich nach Argel.
Wie der Zufall es
will traf ich die liebenswerte Tochter Maria vom alten Eisenbahner
Niculaie, die mich nach der Begrüßung sofort zu
ihren Eltern nach Rasca mitnahm, wo ich bestens verpflegt wurde und
übernachten konnte. Niculaie fuhr damals auf der alten
Waldeisenbahn – meiner Lieblingsbahn, woran ich immer noch
herrliche Erinnerungen habe. Nun war der Ort Moldawitza nicht mehr
weit, ich erfreute mich an den vielen Störchen und quartierte
mich wieder bei Eduard ein. Die Schulferien begannen und das wurde mit
einer Schülerfolklore und Tänzen gefeiert. Im
Eiermuseum bewunderte ich die kunstvoll bemalen typischen Ostereier. An
den Ort habe ich viele gute Erinnerungen und ich besuchte Ilie, bei dem
ich im Jahr 1993 Trauzeuge gewesen war. Zwischenzeitlich hatte er als
Opa eine ansehnliche Nachkommenschaft. Das Haus der verstorbenen Tante
Mitzi war abgerissen und ein Neubau ließ meine Erinnerungen
weit in die Vergangenheit schweifen. Die alte Waldeisenbahn
„Hutzulca“ war reaktiviert worden und fuhr nun auf
einer malerischen Strecke unter Dampf nur für die Touristen,
was ein großes Spektakel war und eine einzigartige Attraktion
in der Bukowina ist. Natürlich war ich dabei ...
Von
Moldawitza trampte ich nach Putna. Berühmt sind die
Moldauklöster aus der Bukowina. Markenzeichen sind die
bemalten Außenfresken. Bruder Miachel (Mihai) vom Kloster
Putna gab mir den ersten Wanderstempel von der Via Transilvanica in das
Wanderheft und zeigte mir mein Zimmer. Am Montag, d. 23. Juni 2025
begann ich meine Wanderung auf der Via Transilvanica. Leider
schwächte mich Durchfall, der nach 3Tagen einige Fettreserven
schmelzen ließ...
Nicht nur die bezaubernde Landschaft der
Bukowina haben es mir angetan, auch die Klöster wie Sucewitza
und Moldawitza sind sehenswert und wenn man will findet man ein ruhiges
und besinnliches Plätzchen zum Meditieren. Im Wald waren
Holzfäller mit Rückepferden bei der Arbeit.
Erstaunlich viele Wanderer machten sich vom Kloster Putna aus auf den
Weg. So marschierte ich anfangs mit einem Rumänen und einem
Deutschen. In Dorna Watra/Vatra Dornei trennten sich unsere Wege. Nur
allzu gerne nahm ich einen Abstecher nach Cirlibaba. Die Erinnerungen
gingen an viele ausgewanderte Deutschstämmige und an das alte
Forsthaus, wo ich mit dem verstorbenen Förster im Jahr 1994
auf einen Auerhahn Waidwerken dufte. Zudem gab es am Sonntag in
Kirlibaba ein Folklorefest, das ich mir nach dem katholischen
Gottesdienst nicht entgehen ließ.
Über die Almen
wanderte ich weiter, wobei ich bei passenden Gelegenheiten gerne in
Scheunen mit und ohne Heu nächtigte und stets den Abendhimmel
bewunderte. Der am Borgo-Paß ansässige Verein
„Tășuleasa Social“ (http://www.tasuleasasocial.ro/)
hat diesen Wanderweg von der Grenze Rumäniens zur Ukraine bis
zu jener nach Serbien ins Leben gerufen und bietet für
Wanderer eine Übernachtungsmöglichkeit nebst
Verpflegung.
Auf meinem Weg traf ich Schäfer mit ihren Herden
und deren Hunde. Diese Hütehunde waren nicht unbedingt
freundlich, da sie ihre Aufgabe sprichwörtlich „sehr
ernst“ nahmen; doch sollte ich in nur eine brenzlige
Situation geraten.
In Bistritz, eine der sieben sächsischen
Festungen in Siebenbürgen, traf ich einen Bekannten mit dem
ich einen gemeinsamen Abend im beschaulichen Städtchen
verbrachte. Allerdings wanderte er bei der Hitze nur 2 Tage mit. In
Bistritz erinnert ein Vertriebenendenkmal an 1944, wo viele
Deutschstämmige aus dem Nösnerland ihre Heimat
verlassen mußten. Dann kam die Regenzeit und ich war
überrascht als der Besitzer eines
Lebensmittelgeschäftes/Magazin mixt vor einem bevorstehenden
Gewitter warnte und mich sicherheitshalber zum Übernachten
einlud, was ich dankbar annahm. Anderntags schien wieder die Sonne.
Während einer Rast auf dem Höhenrücken im
Schatten großer Bäume im Wald, flatterten
Schmetterlinge lustig um meine Füße. Gerne
hätte ich an so einer Stelle im Wald übernachtet aber
aufgrund der vielen Warnhinweise vor Bären ließ ich
das sein.

So bemerkte ich noch rechtzeitig die aufziehenden, dunklen
Wolken. Ich beeilte mich und erreichte eine leerstehende
Hirtenunterkunft als ein heftiges Unwetter hereinbrach. Es
stürmte so sehr, das ich befürchtete das Dach der
Hütte könne weg fliegen. Auf alles gefaßt,
verbrachte ich bei grellen Blitzen und prasselnden Regen die Nacht.
Während ich durch dichten Nebel marschierte, erinnerte ich
mich an das Gedicht von Nikolaus Lenau:
Du, trüber Nebel, hüllest mir
Das Tal mit seinem Fluß,
Den Berg mit seinem Waldrevier
Und jeden Sonnengruß.
Nimm fort in deine graue Nacht
Die Erde weit und breit!
Nimm fort, was mich so traurig macht,
Auch die Vergangenheit!
Auf den nun verschlammten Wegen zeichnete sich deutlich eine
Wolfsfährte ab. Alsbald erwischte mich der Regen. Unter einer
Hutebuche Schutz suchend half auch mein Regenponcho wenig.
Durchnäßt und dreckig erreichte ich das Tagesziel,
ließ meine Klamotten waschen und stärkte mich an
einer gebratenen Forelle. Auf meiner Wanderung erreichte ich das
Szeklerland, ein Gebiet, welches von Ungarn besiedelt ist und wo
ungarische Wörter im Sprachgebrauch äußert
nützlich sind. Der Regen hielt bis Mittag an als ich dann
endlich weiter gehen konnte. Im Wald war ein Bach so angeschwollen, ich
fand keinen Steg, keine Brücke – ich mußte
im Regen Schuhe und Strümpfe ausziehen um mit Hilfe eines
Stockes auf die andere Seite zu gelangen. Da die Wege so verschlammt
waren, zog ich es vor bei passender Gelegenheit den Wanderweg zu
verlassen und über Umwege auf die Straße zu gelangen
und den Weg dort fortzusetzen. Nach dem Regen war es einfach Tierspuren
zu erkennen: trotzdem beunruhigte mich eine frische
Bärenfährte an der Kapelle kurz vor dem schmucken
Szeklerdorf Atia.
In der römisch-katholischen Kirche suchte
ich Unterschlupf. Ich hatte mich schon für die Nacht auf eine
Bank hingelegt als der Pfarrer vorbei kam, der sehr überrascht
war aufgrund meiner Anwesenheit. Ich erklärte die Situation,
zeigte das Foto mit der Bärenfährte und meinen
Wanderausweis und Pilgerpaß und durfte dann
tatsächlich liegenbleiben. Ein Dankeschön unserm
Herrgott und dem verständnisvollen Pfarrer.
Unterwegs kam ich
in das Dorf Inlaceni, das auch als Labyrinthdorf bezeichnet wird; denn
die Anzahl der Straßen übersteigt die Anzahl der
Häuser. Mittlerweile schrieben wir Samstag, d. 12. Juli 2025.
Die Tagen wurden mächtig heiß, so daß ich
schon in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen war. So schaffte
ich an manchen Tagen 2 Tagesetappen. Überall wurden Feste
gefeiert und wie hier in Lupeni geheiratet. Bei dieser Gelegenheiten
bieten sich hübsche Fotogelegenheiten. In der Nähe
grüßt vom Gordonhügel die mächtige
Statue „Herz Jesu“ mit herrlichem Ausblick auf die
Landschaft. In den Dörfern traf man auf Zigeuner, die
friedlich waren: Begrüßung, ein paar nette Worte und
ich zog ungehindert weiter.
Sanpaul ist bekannt für die
Salzseen mit unbeschreiblich vielen Störchen. Erschreckend ist
die Umweltbelastung durch die Rumänen. Unrat und
Plastikflaschen werden einfach in den Bach geworfen ... In Iasu
überraschte mich eine junge Frau als ich nach Wasser fragte.
Spontan bot sie mir Cafe und Suppe an. Da ich im
zurückliegenden Dorf im Magazin mixt ordentlich gegessen
hatte, schien sie erstaunt als ich weitere Essensangebote von ihr
ablehnte. Vergnügt machte ich es mir auf einem Hänger
mit Heu in einer Scheune gemütlich und ließ mich von
den letzten Strahlen der untergehenden Sonne in den Schlaf wiegen.
Am
Kilometerstein „491“ erreichte ich
Siebenbürgen und kurz darauf Arkeden/Archita mit seiner
schönen Kirchenburg. Leider sind nicht nur hier viele
Siebenbürger Sachsen heim ins Reich gezogen und die Orte sehen
teilweise verwahrlost aus. Zudem besteht Landflucht; dafür
werden von Neureichen neue aber meistens unbewohnte
Ferienhäuser gebaut,die nicht in die Gegend passen und somit
die hübsche Landschaft verschandeln.
Siebenbürgen, Land des Segens,
Land der Fülle und der Kraft
mit dem Gürtel der Karpaten
um das grüne Kleid der Saaten,
Land voll Gold und Rebensaft!
An der Kirchenburg in Radeln/Radenthal/Roades hat der Musiker Peter
Maffay das Tabalugahaus (Peter Maffay-Stiftung) errichtet. Allerdings
hatte ich bei meinem letzten Besuch an diese Einrichtung keine guten
Erinnerungen. Ab Radeln wurde zwischenzeitlich ein Abstecher auf der
Via Transilvanica bis nach Kronstadt/Brasov eröffnet. Was mich
betrifft blieb ich auf dem Hauptweg in Richtung Donau. Der Ort war von
Polizei umstellt, die augenscheinlich einen Zigeuner suchten, der etwas
verbrochen hatte. Ich nahm ein Frühstück im
Geschäft und zog nach Deutsch-Kreuz/Crit weiter, wo noch die
alten Bräuche der Nachbarschaften gelebt werden.
Am
Donnerstag, d. 17. Juli bei Kilometerstein „524“
war es dann endlich soweit: früh um 6 Uhr war ich
aufgebrochen, durch den gestrigen Regen waren die Wege verschlammt und
ich hatte gefühlt unter jedem Schuh ein Pfund Lehm kleben.
Geräuschlos gehend bemerkte ich um 7 Uhr auf etwa 40 Meter
Entfernung im Wald einen Bären. Er schien etwas zu beobachten.
Für mich als Naturfreund war dieser Anblick ein freudiges
Ereignis, denn ich hatte mir insgeheim so eine Begegnung
gewünscht. Als der Bär mich erblickte, richtete er
sich auf, machte am Absatz kehrt und verschwand blitzschnell. Darauf
hin sprangen 2 Rehe ab, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Der
Bär war also auf Rehwild aus und ich stand nicht auf dem
Speiseplan ...
Der Morgen ist eine herrliche Zeit um viele Tiere wie
Marder, Fuchs und Rehwild zu beobachten, die ich in der Hitze ab
mittags nicht mehr zu Gesicht bekommen hätte. Im
nächsten Ort Klosdorf/Cloasterf im Geschäft -
gegenüber einer alten sächsichen Wehrkirche -
genoß ich den Capucino und erzählte mein
Bärenabenteuer und zeigte stolz die Fotos dazu.
Siebenbürgen ist bekannt für seine schmucken
Wehrkirchen und ich konnte einige von ihnen besichtigen. Gegen Abend
überraschte mich wieder der Regen und in Sapartoc kam ich in
ein kleines fast menschenleeres Dorf, das aber immerhin drei Kirchen
hatte. Der Regen hatte die Wege so stark aufgeweicht, das man kaum noch
gehen konnte ohne Auszurutschen. Auf eine befestigte Straße
ausweichend erreichte ich Schäßburg/Sighisoara, das
siebenbürgische Rothenburg.
Viele sächsische
Dörfer scheinen verlassen, nicht so Malmkrog/Malancrav, das
von der Kirchenburg und dem Apafi-Herrenhaus beschützt wird.
Einige der ausgewanderten Sachsen kehrten zurück: in
Deutschland ist ja auch nicht alles Gold was glänzt
… Zusätzlich sind Deutsche zugezogen. Auf
unzähligen Reisen habe ich mich in diesem Ort immer wohl
gefühlt. Im benachbarten Birthälm/Biertan steht die
stärkste sächsische Bauernburg und in der Kirche von
Reichesdorf/Richis grüßt der
„Grüne Mann“. Aus seinen Augen und Ohren
wachsen grüne Blätter, daher der Name. Bei der Hitze
klebte der Rucksack auf dem Rücken und ich war mehr als froh
in einer Herberge in Baaßen/Bazna Baden zu können
und in der Hängematte mit einem Bierchen zu dösen.
Manche Wegabschnitte waren schlecht oder gar nicht markiert, da half
nur die Wanderapp. Außerdem waren einige Wege zugewachsen,
was bei Nässe nicht unbedingt ein Vergnügen war.
Eigens für die Via Transilvanica hat man ein Stempelheft
herausgegeben, damit die Wanderer auf der Wegstrecke Stempel sammeln
können. Diese Stempel sind bei Privatpersonen, Pensionen,
Hotels usw. um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Gut
gedacht, doch ist das Ganze nicht ausgereift, denn oft waren diese
Personen unterwegs oder Übernachtungsbetriebe waren
geschlossen. So fehlen mir halt einige der Stempel... Nach der letzten
sächsischen Ortschaft Feigendorf/Micasasa zeigten die
Kilometersteine noch die „700“ an. Weil
anschließend die Kilometerangaben fehlten, stellt sich die
Frage ob die Rumänen nur bis zur Zahl 700 zählen
können?
Suczawa – Oberbrodina – Rasca –
Moldawitza – Kloster Putna - Via Transilvanica –
Bukowina: Sucewitza – Moldawitza – Sadova
– Paß Mestecanis – Dorna Watra/ Vatra
Dornei + Abstecher nach Cirlibaba – Dorna Watra –
Poiana Negri - Hochländer: Lunca Ilvei – Tasuleasa
Social – Bistritz Bargaului - Bistritz – Jeica
(Schelken) – Monor (Mindorf) – Deleni –
Schäferhütte bei Uricea-Bradatel – Campu
Cetati (Burgfeld) - Szeklerland: Sovata – Atia –
Lupeni ((Schylwolfsbach) - Odorheiul Secuiesc (Oderhellen) –
Iasu - Siebenbürgen: Arkeden/Archita –
Deutsch-Kreuz/Crit – (Begegnung mit einem Bären)
– Sapartoc – Peschendorf/Stejareni –
Malmkrog/Malancrav – Niemesch/Nemsa - Baaßen/Bazna
– Frauendof/Axente Sever – Land der Daker:
Langenthal/Valea Lunga – Heidendorf/Secasel –
Abstecher über Hermannstadt nach Holzmengen/Hosman Ich
marschierte noch bis Karlsburg/Alba Julia, wo ich vor 3 Jahren meine
Fahrt ins Motzenland angetreten hatte. Von hier nahm ich den Bus nach
Hermannstadt/Sibiu um einen Abstecher zu unternehmen. In
Holzmengen/Hosman, mit Blick auf die Karpaten, nächtigte ich
in einem halbseitig offenen Turm der äußeren
Ringmauer an der alten Wehrkirche. Ein leises Lüftchen wehte
und ich fühlte mich frei als Wandervogel, während vom
Dorf her Zigeunermusik schallte:
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt,
dem will er seine Wunder weisen
in Berg und Wald und Strom und Feld.“
Die Harbachtalbahn, eine Schmalspurbahn, im Volksmund
„Wusch“ genannt, ist wieder teilweise in Gang
gesetzt worden. Jetzt von einer Diesellok gezogen fährt diese
von Harbachsdorf/Cornatel bis nach Holzmengen und zurück.
Natürlich wollte ich mir diese Fahrt nicht entgehen lassen.
Die nächsten Tage verbrachte ich in der bewundernswerten Stadt
Hermannstadt/Sibiu. Zu viel zu sehen gibt es als das ich das alles
aufzählen könnte... Am Samstag Abend gab es ein
Konzert mit in Schwarz gekleideten Zuhörern. Bei lauter Musik
und Hitze war an ein Einschlafen nicht zu denken.
Hermannstadt/Sibiu -
Mühlbach/Sebes – Rumänisch Pien/Pianu de
Sus – Kudsir – Kloster Magureni – Pension
Casuta din Valea Regilor – Alm Fundatura Ponorului
– Nucsoara – Sarmizegetusa Ulpia Traiana
– Bucova - Banat: Otelu Rosu/Ferdinandsberg –
Karansebisch – Lindenfeld – Wolfsberg/Garana
– Sura Banatului am Secusee – Reschitz –
Jabalcea – Canton Cosava – Prigor –
Crusovat – rumänischer Teil: Bergdorf Prisacina
– Cernatal – Obarsia Closani – Isverna
– Ciresu – Balotesti – Dobreta
Turnu Severin.
Am 28. Juli nahm ich wieder den Bus von Hermannstadt
nach Karlsburg um die Wanderung auf der Via Transilvanica über
Mühlbach/Sebes fortzusetzen. Ab jetzt hatte ich Glück
mit dem Wetter,den wenn es regnete fand ich rechtzeitig eine
Unterbringung. In einem Dorf fragte ich einen Rumänen nach
Trinkwasser. Sofort nahm er mich mit zu seinem Haus und es gab noch
obendrein Cafe und Kuchen. So gestärkt erwanderte ich die
Rumänische Schweiz. Da es in den Bergdörfern keine
Geschäfte gab, machte ich Rast an einer Pension, die auch als
Stempelstelle diente. Die Tochter des Hauses machte mir belegte Brote.
Auf dem Tisch standen je eine Flasche mit rotem und weißem
Schnaps. Selbstverständlich habe ich den Kirsch- und auch die
Pflaumenzuika probiert. Und weil mir der weiße Pflaumenzuika
besser mundete, trank ich zum Abschied noch einen. Der Weg
führte an einem langen Bachlauf entlang, bei dem ich
stundenlang kein menschliches Wesen zu Gesicht bekam. Ich labte mich an
den leckeren Himbeeren und erfreute mich an den von Blume zu Blume
flatternden Schmetterlingen, von denen ich einige das erste Mal gesehen
habe (Russischer Bär oder Spanische Flagge). Es fing schon an
zu dunkeln als ich das höchst gelegene aber verlassene Dorf
Magureni mit seinem Kloster erreichte. Hier verbrachte ich die einzige
Nacht, die kalt wurde.
Verborgen im Wald liegt Sarmizegetusa Regia, die Dakische Festung und
einst Hauptstadt im dakischen Königreich. Die Waldwege waren
nicht einfach zu gehen, zu oft hatten Stürme und Unwetter die
Wege zerstört. An einer schönen Stelle nahm ich meine
Wegzehrung und lauschte der Natur: mir war es wie ein ewiger Sonntag im
Gemüte, dabei fiel mir die Geschichte „Aus dem Leben
eines Taugenichts“ von Eichendorff ein. Auf der Alm Fundatura
Ponorului waren die Bauern dabei das Heu auf die dort typischen
Heuhaufen aufzuschichten. Von hier hatte man einen atemberaubenden
Blick in eine Karstschlucht.
In Sarmizegetusa Ulpa Traiana hatten die
Römer ihre Macht nach dem Sieg gegen die Daker demonstriert
und eine große Stadt mit Amphitheater protzend aufgebaut.
Heute ist das antike Forum und das Museum Publikumsmagnet.
Über das Siebenbürgische Eiserne Tor erreichte ich
die Landschaft Banat. Der Weg führte oft durch riesige
Farnwälder. Schon am frühen Morgen schien die Sonne
stark und warf lange Schatten. Im Kolpinghaus von Karansebesch
aß ich mit Heißhunger ein Schnitzel, das hatte ich
seit Wochen nicht mehr gehabt. Im Banater Bergland fühlte ich
mich wohl. In Lindenfeld, ein verlassener Ort, wo nur noch die Kirche
steht, ruhte ich aus. Ein Schäferehepaar mit Hunden und
Schafen kam vorbei und ich genoß unter dem Dach einer
Hütte einen herrlichen Sonnenuntergang über der
Banater Ebene.
„Wie schön ist die Erkenntnis, einen neuen Tag
geschenkt zu bekommen.“
Bald darauf war ich in Wolfsberg/Garana, wo ich bei den liebevollen
Banater Schwaben Helmuth und Gerlinde gut aufgehoben war. Uns war es
recht, daß in Wolfsberg Bierfest gefeiert wurde. Eine Banater
Volkstanzgruppe übte Deutsche Volkstänze ein und
Laura stellte sich in Schwabentracht mit ihren Kindern für ein
Foto zur Verfügung. In früheren Zeiten war Wolfsberg
wegen seiner frischen Luft und der nahrhaften Milch berühmt.
Lustig wurde es als ein Bierfaß angeschlagen wurde und
Freibier floß. Zudem spielte die Kapelle und die
Volkstanzgruppe tanzte dazu. Angenehm überrascht war ich als
ein Tanz aus Deutsch-Mokra aus den ukrainischen Waldkarpaten
aufgeführt wurde.
Nach einem guten Frühstück
nahm ich am 12. August Abschied von Wolfsberg. Durch den Wald
führte der Weg an Aquädukten und
Wasserfassungskanälen (hydrologisches Becken) vorbei. Der
Wanderweg war umgeleitet, was ich nicht wußte und so
mußte ich über einige Zäune klettern, was
nicht ganz ohne Blessuren blieb. Am Campingplatz am Secusee angekommen,
war ich enttäuscht kein Bad nehmen zu können. Der
trockene Sommer hatte die Wasserreserven schmelzen lassen. In der
häßlichen Industriestadt Reschitz war lediglich das
Lokomotivenmuseum sehenswert.
In der Nachbarschaft befanden sich
kroatische Dörfer, die typisches Aussehen bewahrt haben.
Leider war wie hier in Jabalcea der Lebensmittelladen ganz geschlossen.
Da auf dem Weg für die nächsten Tage keine
Einkaufsmöglichkeit mehr bestand, fragte ich an einem Haus.
Der Besitzer, der auch einen Wanderstempel hatte, zeigte absolutes
Verständnis, holte mich in die Stube und machte mir einige
belegte Brote. Wir bestaunten die Jagdtrophäen und es gab noch
Cafe und Schnaps dazu. Auf so einer langen Wanderung ist Schmalhans
Küchenmeister. Was das Essen betraf, waren die
Rumänen nicht nur gastfreundlich sondern auch sehr
hilfsbereit. Lediglich einige wenige Übernachtungsherbergen,
die in der Einsamkeit lagen, nutzen die Abgeschiedenheit um
überhöhte Preise zu nehmen.
Ich wanderte durch eine
Karstlandschaft mit vielen Höhlen, wie ich es von zu Hause
kannte. Bekannt war hier die Comarnic Höhle. Die Wege schienen
endlos und ich war erfreut in Borloveni Vechi endlich Häuser
zu sehen. Ein Müller erkannte sofort den Wanderer,
begrüßte mich auf der Via Transilvanica, lud zum
Essen ins Haus ein und zeigte die alten Mühlensteine. Ja, das
lasse ich mir auf einer Wanderschaft gerne gefallen. Auch in den
kommenden Ortschaften gab es alte Mühlen, die die Wasserkraft
von unten nutzen.
Zum Sonnenuntergang konnte ich in Prigor ein erfrischendes Bad nehmen.
An den Wochenenden war irgendwo immer ein Fest. In Petnic gab es ab der
Kirche eine Prozession. Ich hatte den Ort kaum verlassen als ein
Gewitter aufzog und ich in einem Schafstall Unterschlupf fand. Nach dem
die Schafherde mit dem Hirten zurückgekommen war, wurden die
Schafe gemolken. Zu gerne esse ich Schafskäse. Als es
aufhörte zu regnen, verabschiedete ich mich, was ein Hund aber
anders gesehen haben muß. Im letzten Moment konnte er
abgehalten werden mich zu beißen.
Trotz des ergiebigen Regens
blieben das Gras und die Wege trocken, so warm war es vorher gewesen.
In Crusovat wurde gefeiert, ich fand kein Quartier, so gesellte ich
mich dazu und erfreute mich an der Musik und den rumänischen
Tänzen. Beim „Hora“ faßten sich
jung und alt an den Händen und tanzten im Kreis herum. Bei der
Schwüle des Tages hatte ich einen Riesendurst: 5 halbe Bier
und 1 Schnaps ließen die Zeit verrinnen. Weit nach
Mitternacht verklang die Musik, keiner achtete mehr auf mich und ich
verdrückte mich still und leise und suchte mir ein
Plätzchen hinter der Dorfkirche zum Übernachten.
Über Bergdörfer und Nebel verhangenen Berge gelangte
ich in das bezaubernde Cernatal. Mit der Pension hatte ich
Glück: ich kannte die leckeren Cernaforellen vom letzten
Besuch und Frau Wirtin zauberte eine Riesenplatte mit 3 Forellen und
weiteren Braten mit den entsprechenden Getränken auf den
Tisch. Natürlich konnte ich das nicht alles
verdrücken und ich hatte Proviant für den
nächsten Tag.
In Isverna tritt der Bach aus einem Felsen
hervor und plätschert das Tal entlang. Ein idealer Ort zum
Übernachten... ja, wenn es nicht um 4 Uhr morgens angefangen
hätte zu regnen. Doch meine Sachen waren schnell getrocknet.
Mehr Glück hatte ich dann in Ciresu. Einmal im Jahr feiert man
das Topolnita Höhlenfest und da blieb ich gerne noch einen
weiteren Tag. Die Höhle ist ansonsten für Besucher
geschlossen und öffnet nur einmal im Jahr zum Patronatsfest
die Tore. Die Höhle ist die zweitlängste
Höhle in Rumänien mit einzigartigen Formationen auf
der Welt. Mit einem Kajak fuhr ich in die unterirdische
Höhlenwelt. Am Abend wurde auf einer Wiese zünftig
mit Musik und Tanz gefeiert.
An einem Sonntag besuchte ich in einem
kleinen Dorf die Kirche. Zum Abschluß schüttelte der
Priester allen Anwesenden die Hände und segnete dargebrachte
Speisen. Mir deutete er an eine Minute zu warten um mir dann eine
Tüte als Marschverpflegung mitzugeben. Diese sollte bis zur
Donau reichen. Ja und dann sah ich in der Ferne das blaue Band der
Donau. Am Montag, d. 25. August 2025 erreichte ich Dobreta-Turnu
Severin (Turm Severin). Ich marschierte gleich durch bis zum Hafen mit
dem Denkmal von König Karl I aus dem Hause Hohenzollern und
zum letzten Kilometerstein an der Stelle, an der die Römer
einst die Trajansbrücke über die Donau gebaut hatten.
Insgesamt 1 366 Kilometer hatte ich in den letzten zwei Monaten auf
Schusters Rappen zurückgelegt. Eine mehr als
abwechslungsreiche Wanderung lag hinter mir. Zur Belohnung gab es in
der Pension Mon Cheri lecker Bier für den durstigen Wanderer.
zurück
/ înapoi