In den
Schluchten des Balkan wie einst bei Kara Ben Nemsi
- frei nach
Karl May (im Jahr 2019)
Bericht:
Wolfgang Post ... wolfglobetrotter@gmx.de
In den Schluchten
des Balkan - das ist das karstige Land von dem alten Adrianopel mit dem
orientalischen Gepräge, dem heutigen Edirne, bis hin zum heute südslawischen
Ostromdscha oder Strumnitza. Es ist ein vielfältig in sich gegliedertes
Gebirgsland mit nur wenigen größeren Ebenen. Hier haben sich die Völker seit
der Vorzeit ein Stelldichein gegeben.
Wie Karl May
beschreibt, ist dieser Landstrich fern und fremd und vor 150 Jahren vielumstritten als 1872 Kara Ben Nemsi mit
seinem treuen Hadschi dieses mit jener heimlichen Trauer der überreifen Fülle
historischer und folkloristischer Vergangenheit getränkte Land bereiste, wo die
Türken noch immer die Herren waren.
Sinnig zwischen beiden Welten
sich zu wiegen, laß ich gelten,
also zwischen Ost und Westen
sich bewegen, sei's zum besten!
Etwas
bequemer als Kara Ben Nemsi hatte ich es schon, als ich am Mittwoch, d. 15. Mai
2019 von Frankfurt/Main mit dem Flugzeug nach Sofia - Bulgariens Hauptstadt flog.
Seit
meinem letzten Besuch im September des Jahres 1976, wo ich noch Reisepaß und ein
Visum benötigte, hat sich natürlich hier viel zum Modernen hin gewandelt.
Trotzdem waren es gerade die alten Plätze um die Banja Bashi Mosche, die St.
Nedeliakirche, die Alexander-Newski-Gedächtnis-Kathedrale und der überdachte
Markt, denen mein Interesse galt.
Zwei
Tage später schaute ich mich in Plovdiv,
der Kulturhauptstadt Europas 2019 - die
wohl größte und schönste Stadt in Thrakien - um. Hier war überall was los und
Musiker spielten auf alten Dudelsäcken. Bewundernswert sind die alten, schön
restaurierten Häuser in der Altstadt wie z.B. das Haus von Argir Kujumdschioglu
und die Ruinen der Festung. Junge,
hübsche Mädchen ließen sich von Fotografen ablichten und da hatte ich jedesmal
meine Freude; denn ich nutzte die Gelegenheit einen Schnappschuß zu tätigen.
Mein
eigentliches Ziel in Bulgarien war der Westen mit dem Rila- und Piringebirge. So
fuhr ich mit dem Zug von Plovdiv nach Sevtembri um von hier die als "Rhodopenbahn" bezeichnete
Schmalspurbahn zu nehmen.
125
km lang ist die Rhodopenbahn, Bulgariens einzige Schmalspurbahn. Sie führt von
Septemvri (Ausgangspunkt, 238 m + Lok-Depot, Spurweite 760 mm = Bosnische Spur)
im Westen der Oberthrakischen Tiefebene durch die drei Gebirge Rhodopen,
Rila und Pirin nach Dobrinischti. Als Reisender muß man Zeit mitbringen, das
schwierige Gebirgsterrain erlaubt nur
eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h. Die Reise führt durch 35 Tunnels
und 4 Kehrschleifen. Und so dauert die Fahrt etwa 5 Stunden. Aufgrund der
malerischen Gebirgslandschaft nennt man die Rhodopenbahn auch die
"Alpenbahn des Balkans".
Die
Fahrt geht über Avramovo – die höchste Bahnstation des Balkans (1 246 m) - bis
Belitza, wo sich hoch im Rila Gebirge (1300 m) ein Reservat für Tanzbären
befindet. Das Reservat wurde im Jahr 2000 gegründet und umfasst 120 000 qm,
wo man die natürliche Lebensweise von erfolgreich geretteten Bären
beobachten kann und wo ich gerne in einem Unterstand nahe den Bären nächtigte.
Selbstverständlich waren die Bären mit einem Zaun vor mir geschützt...!!!!
Von
der Bahnstation Belitza ging es nach Bansko, eine der wichtigsten Stationen mit
einer Seehöhe von 890 Metern. Bansko
ist nicht nur der größte Skikurort in Bulgarien, interessant sind die vielen
bulgarischen Renaissance-Häuser, die als Schatzkammern bezeichnet werden
können.
Sogleich
begann ich mit dem Aufstieg zur Vichren Hütte. Die Berghütte lag im
Schnee, kein Wunder bei 1
950 Metern Höhe und zu dieser Jahreszeit. Ich mußte bei Kälte und Eis meine
geplante Bergwanderung durchs Piringebirge ausfallen lassen. Der Berg Vichren,
der zweithöchste Berg mit 2 914 Metern, erstrahlte im weißen Glanz.
Die Schluchten des
Balkans zu zwingen, die die Legende erwähnt,
mit den Dämonen zu
ringen, die diese Felsen gezähnt:
riefen wir die
heimliche Schar, die von Göttern auserwählt war zu suchen,
zu wägen, zu
zweifeln, zu hoffen, zu wissen, was wirklich, was wahr. #
Den Ungeist des
Menschen zu zwingen, der uns das Schwert gürten heißt,
gegen den Sturmwind
zu singen, der uns die Fahne zerreißt:
Kämpfen, verlieren
oder siegen, wer wird versklavt, wer ein Held?
Zu entscheiden oder
zu erliegen fordert uns diese Welt:
Anderntags
fuhr ich von Bansko mit der liebgewordenen Rhodopenbahn zurück in das
Pomakendorf Cherna Mesta, das mich schon
tags zuvor mit seiner hübschen Moschee und dem Minarett gegrüßt hatte. Frauen
mit blumenverzierten Kopftüchern,
klapprige Karren und großen weißen Säcken und nach Gras suchende Kühe führen
ein eigenes Leben am Rande der Gleise. Die Pomaken sind eine muslimische Minderheit in Bulgarien
und hier auf den Anbau von Tabak spezialisiert. Gerne wäre ich eine Nacht
geblieben, aber da es anfing zu regnen und ich kein Plätzchen zum Übernachten
fand, fuhr ich notgedrungen mit der Bahn zum Endbahnhof Dobrinischte.
Über
Gotse Delchev trampte ich zum Roschen
- Kloster bei Melnik. In
diesem Kloster hatte ich 1976 schon einmal übernachtet, als mich bulgarische
Studenten einschleusten.
Die
zauberhafte Landschaft der bizarren Melniker Sandpyramiden an den Südhängen des
Piringebirges hat mich seitdem in ihren Bann gezogen und da wollte ich
unbedingt noch mal hin. Darüber hinaus ist die Gegend für ihre hervorragenden
Rotweine bekannt, was nicht zuletzt einigen Händlern zu Wohlstand verholfen
hat. Einige dieser wohlhabenden Häuser mit ihren Weinkellern - wie z.B. das
Kordopul-Haus - bieten Besichtigung mit einem guten Tropfen an. Das ließ ich
mir gerne gefallen.
Nach
den verführerischen Tagen wanderte ich gerne durch diese Landschaft, hörte den
Kuckucksrufen und schaute den weidenden Herden zu. Aber ach o Schreck wie sahen
die abseits gelegenen Dörfer aus. Verwahrlost, von den meisten Menschen
verlassen - ich hatte Glück und eine alte Frau reichte mir Brot und Käse, da
auch kein Geschäft mehr vorhanden war. So ist es kein Wunder, daß Melnik mit
nur 200 Einwohnern zur kleinsten Stadt Bulgariens geworden ist.
Nahe
der St. Peter-Kapelle bei Gorna Suschitsa fand sich ein feines und
geschütztes Plätzchen zum Übernachten. Während der grollende Donner eines
Gewitters über Makedonien zu hören war, ging die Sonne unter und ich schaute zusätzlich
nach Griechenland und Bulgarien und bestaunte die Pyramidenlandschaft.
Über
Sandanski, von hier stammte Spartakus, der in Rom den Sklavenaufstand
organisierte, fuhr ich mit dem Bus zum
Rilakloster, Wallfahrtsort und
prächtiges Wahrzeichen orthodoxen Glaubens in Bulgarien. Das Kloster bietet
einen besonderen Blick in die orthodoxe Glaubenswelt.
Da
Klöster meistens in einer wunderbaren Landschaft liegen, begann ich den 2.
Versuch einer Bergwanderung über die Partisanenalm/Kirliova Poljana ins
Rilagebirge. Auch hier waren die Schneeverhältnisse wie vor einigen Tagen im
Piringebirge. Der Schnee taute und die Krokusse kamen in großer Zahl zum
Vorschein. Es gelang mir noch die Hütte
Ribni Ezera (2 250 m) am See Gorno Ribni zu erreichen.
Ich
war mehr als froh hier zu übernachten. Anderntags blieb nur der Rückweg. Kein
Problem dachte ich, da gehe ich spielend in der Frühe über den noch
festgefrorenen Schnee. Eine Weile kam ich flott voran, doch an den
Schmelzwassern, die wie Trampelpfade aussahen, rutsche ich mehrmals aus und
steckte bis zu den Knien im eiskalten Wasser. Schließlich war kein Pfad mehr zu
erkennen und ich ahnte lediglich die Richtung. Durchs Kieferngestrüpp hangelte
ich mich vorwärts bis ich Gottseidank irgendwann auf den schon nicht mehr
geglaubten Pfad zurückfand. Nach einer kurzen Rast, wo ich die Strümpfe
wechselte, lief ich solange bis die Füße wieder trocken waren. So erreichte ich
wieder das Rilakloster.
"Da
hast Du noch Glück gehabt, daß Dir nichts passiert ist" sagte mir die
deutschsprachige Klosterführerin, die ich am Vortage kennen gelernt hatte.
Nun
machte ich es mir bequemer und fuhr, von den Strapazen gekennzeichnet, mit dem
Bus zurück nach Sofia.
Am
27. Mai nahm ich einen Bus bis Bjala Slatina und wanderte von hier aus
in das Schwabendorf Bardarski geran.
Es
ist interessant mitten in Bulgarien auf schwäbische Kultur zwischen Donau und
Balkan zu treffen. Natürlich waren die meisten Deutschstämmigen ausgereist. Ich
fand mit Hilfe der Bürgermeisterin noch Familien vor.
Einen
Ort wollte ich noch in Bulgarien besuchen: nämlich die Festungsanlage vor
imposanter Kulisse in Belogradtschik.
Die Felsen von Belogradtschik sind
insgesamt rund dreißig Kilometer lang und sechs Kilometer breit.
Noch
einen letzten Tag in Widdin/Vidin an der Donau mit der alten Festung Baba Vida
und schmackhaften Fischspezialitäten. Wäre das Gewitter nicht gekommen, ich
hätte die Nacht am Ufer der Donau verbringen können.
Über
die Donau hinweg grüßte Rumänien, das allerdings bei diesem Unwetter nicht mehr
zu sehen war. Auf die kommunistische Brüderschaft zwischen Bulgarien und
Rumänien war nicht zu setzen. Anders als erhofft, gab es nur einmal am Tag um
die Mittagszeit eine Zugverbindung von Vidin bis Craiova in Rumänien, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte.
So fuhr ich auch gleich per Bus weiter und erreichte am 31. Mai den Ort Orschowa
an der Donau.
Im
Banater Bergland gibt es Ortschaften
von ethischen Minderheiten in Rumänien. So gelangte ich nach Eibenthal, ein
böhmisches Dorf, welches heute noch von Tschechen bewohnt wird. Ein "Dobry
Den" (Guten Tag) ward schnell gesagt, da meine Mutter aus dem Sudetenland
stammte. Zur Einweihung eines Gasthofes mit Musik und allerlei Speisen traf
sich viel Volk. Nach
dem sonntäglichen Gottesdienst in tschechischer Sprache begab ich mich wieder
auf den Weg zurück zur Donau - entlang
dem Eisernen Tor nach Orschowa und weiter, bei einsetzenden Gewitter, bis
nach Wolfsberg / Garana.
Ja
und wenn es in Wolfsberg regnet, dann regnet es. Da war ich mehr als glücklich,
daß ich bei diesem Wetter einige Tage bei den "Banater Schwaben"
Helmuth & Gerlinde zu Gast sein durfte. Sogleich
hatte ich bei Lina die gute schmackhafte Wolfsberger Milch besorgt, die ich
noch von den letzten Besuchen her kannte. Darüber
hinaus unternahm ich mit Helmuth eine Fahrt mit dem Buggy über verwachsene
Waldwege in das verlassene Dorf
Lindenfeld, wo nur noch die Kirche an deutsche Zeiten erinnert. Nachdem
wir noch am Markt in Karansebesch eingekauft und in Weidenthal/Brebou Nou
vorbeigeschaut hatten, erkannten wir uns kaum wieder - so verdreckt waren wir
samt Gefährt. Der
Regen hat natürlich auch gute Seiten. Auf dem Weg zum Kreuzberg, mit herrlicher
Aussicht auf Wolfsberg, fand ich gute Speisepilze. Nun konnte ich etwas zum
Abendessen beitragen und 2 große Pfannen
mit leckeren Stein- und Birkenpilzen zuzüglich Speck und Eiern servieren.
Mit
dem ersten Sonnenschein fuhren wir am 6. Juni nach Herkulesbad. Das Heilbad
begrüßte uns mit dem schmucken Bahnhof und deutete an, daß der Ort bessere
Zeiten gesehen haben mußte. Nach einem Bad in den heißen Quellen und dem Verzehr
einer schmackhaften Forelle zog ich wieder alleine weiter um das Tal der Cerna
zu erkunden. Das
tief eingeschnittene Tal der Cerna,
das ich in seiner Länge durchqueren wollte, ist ideal für Wanderer und
Kletterfreunde. Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg aufwärts linker Hand
in Richtung Dombrava. Sicherlich war ich nach dem heißen Bad und dem Verzehr
der Riesenforelle ein wenig träge, sodaß ich es nur bis zu einer
Schäfersiedlung schaffte. Aufgrund der tagelangen Regenfälle war es allerorten
feucht und ich durfte nicht bei den abweisenden Schäfern übernachten. Glücklicherweise
fand ich im Dunklen eine kleine Kirche bei Botezatozul vor, deren
Silhouette sich gegen den Himmel abzeichnete. Hunde
bellten und einer wagte es näher an mich heranzukommen, jedoch mein beherztes Schlagen mit einem
Stock ließ ihn zurückweichen, sodaß ich
Ruhe hatte. Die
Nacht war mild, ich genoß den Anblick der Sterne und ein herrlicher Morgen war
die Belohnung für die Nächtigung im Freien.
Wenn die Sonne
erwacht in den Bergen
und der Mond sagt
der Erde gut' Nacht
fliehn die Schatten
der Nacht vor dem Morgen,
neues Licht macht
die Welt wieder klar.
Gedanken von dir
die trägt der Wind zu mir,
was er dir erzählt
wirst du verstehn.
Wenn die Sonne
erwacht in den Bergen
wünsch ich mir sie
soll nie mehr untergehn.
Das
Cernatal zog sich gewaltig in die Länge, ich bekam noch eine Mitfahrgelegenheit
bis in die Gemeinde Cerna, wo ich die kulinarische Gelegenheit nutzte um
an einem Schafgrill zu speisen. Auch
am nächsten Morgen hatte ich Glück, als mich ein Holzfällerauto ein gutes Stück
des Weges um die Talsperre Lacul Ivanul mitnahm, denn die Waldwege waren durch
den starken Regen in einem erbärmlichen Zustand. Auf
morastigen Forstwegen kam ich nur zu Fuß voran, denn Erdrutsche hatten eine
Durchfahrt für Fahrzeuge unmöglich gemacht. Ich hatte Zeit die einzigartige
Schlucht in vollen Zügen zu genießen und mit ein wenig Glück schaffte ich es am
Abend noch zur Hütte/Cabana Buta im Retezatgebirge
(1 530 m). (Warum ich nicht eine weitere Nacht blieb um
die bezaubernde Berglandschaft zu erwandern bleibt mir selbst ein Rätsel?)
Über
Petroschen/Petroschani gelangte ich durch ein Seitental, wo sich die
Sonnenhungrigen entlang des Bachlaufes sonnten, zur Transalpina. Das war so vor
sich gegangen: mich hatte ein junges
Pärchen mit dem Auto mitgenommen und sie wollten mir die Schönheit dieser
grandiosen Bergstraße zeigen - und sie hatten wahrlich recht mit den
fantastischen Ausblicken. An
einer Staina/Unterkunft für Schafhirten probierte ich einen Schafspelz mit der
typischen Hirtenmütze. Zur
Nacht blieb ich in der Cabana Obarsia Lotrului.
Unweit
von hier bei Tatarau zweigte ein etwa 41 Kilometer langer Forstweg durch das
Frumosatal ab, der in das Zoodttal/Valea Sadului überging und mich nach Siebenbürgen brachte. Bis
dahin war es ein weiter Weg und ein Gewitter durchnäßte mich gehörig. Mit
nassen Klamotten schlief ich in einem Schuppen am Wildbach. Wesentlich
besser erging es mir dann in Freck/Avrig, wo ich in der Orangerie des
Brukenthal Schlosses nächtigte.
Vor
einigen Jahren waren die Kulturwanderwege Brukenthal geschaffen worden. Nur
noch schlecht markiert und zugewachsen versuchte ich auf diesen mein Glück im Weiterkommen.
Ein Forstauto hatte ein Einsehen und nahm mich bis Kerz/Carta mit. Kerz
ist durch seine Zisterzienserabtei bekannt geworden, die aber mittlerweile eine
Ruine ist.
Mein
Weg führte über den Fluß Alt - Konradsdorf/Poenita und als die Wege endeten,
folgte ich den Bachläufen, kraxelte die Hänge an Wurzeln festhaltend hoch,
kroch durch den Wald und atmete auf den Almen frisch durch, als ich endlich
einen Schäfer nach dem Weg fragen konnte. Verdreckt
wie ich war, nutze ich die Gelegenheit der technischen Segnungen und konnte in
der Kirchenburg Holzmengen/Hosman meine Klamotten in der Waschmaschine
säubern.
In
Rothberg/Rosia kehrte ich - wie auf den vorhergehenden Fahrten - beim Pfarrer
Eginald Schlattner ein. Während eines Cafes, stellte der durch Fernsehsendungen
und Veröffentlichungen von Büchern bekannt gewordene Pfarrer seine neuesten
Bücher vor. Nach seinem Segen und guten Worten setzte ich meinen Weg fort und
war jedes Mal dankbar bei der Hitze von Pferdefuhrwerken als Faulenzer
mitgenommen zu werden. In den Dorfläden - wie hier in Burgberg/Vurpar -
war es dann eine helle Freude ein kühles Bier zu genießen.
Auf
unbekannten Wegen wanderte ich beschwingt über die Almen und gelangte über
Ziegenthal/Tichindeal ins Harbachtal nach Leschkirch/Nocrich. In
dem Ort horsteten viele Störche, was eine harmonische Stimmung bewirkte, und ich blieb im Pfadpfinderhaus gerne zur
Nacht.
An
einem Sonntag, d. 16. Juni gelangte ich über Alzen/Altina zum Gottesdienst nach
Agnetheln/Agneta. Mit dem Küster konnte ich zur Kirchenburg Roseln/Ruja
mitfahren, da ich dort hinwollte und er auch dort wohnte. Und
die Kirchenburg gefiel mir und besonders die Pirschfahrt mit seinem
Schwiegersohn, der Förster ist. Da in den unzugänglichen Wäldern des Landes
noch Bären und Wölfe herumstreichen, war es für mich ein unvergeßliches
Erlebnis einen dieser Bären in freier Wildbahn zu beobachten.
Ein
wenig mulmig war mir schon als ich am Tag darauf durch den Wald über
Neudorf/Nou Sasesc bis nach Malmkrog/Malincrav lief. Gottseidank blieb
eine Begegnung mit Meister Petz aus, den sollte ich am abendlichen Pirschgang
mit einem Jäger aus sicherer Entfernung beobachten können. In
Malmkrog verweile ich gerne, der Ort ist durch Wiederansiedlung von Sachsen
bekannt geworden und bietet im Gästehaus
des Pfarrhauses eine gute Übernachtungsmöglichkeit, zumal es am Abend
ordentlich gewitterte.
Auf
meinem Weg durch Siebenbürgen sah ich
weitere Kirchenburgen wie Lasseln/Laslea
- Rauthal/Roandola - Waldhütten/Valchid - Großkopisch/Copsa Mare - Bierthälm/Biertan
- Reichesdorf/Richis (mit dem grünen Mann) - Almen/Alma Vii -
Meschen/Mosna - Mediasch - Frauendorf/Axente Sever.
In
Frauendorf liefen gerade die Vorbereitungen zum Kronenfest, das am Sonntag
feierlich mit einem Gottesdienst eröffnet wurde. Eigens zu diesem Fest waren
viele bereits ausgewanderte Sachsen in ihren Heimatort zurückgekehrt um mit
Gaudi, Musik und Volkstanz dazu mit einer guten Verköstigung dabei zu sein. Gut
gestärkt fuhr ich am Nachmittag zur Stolzenburg/Slimnic und anderntags
nach Hermannstadt/Sibiu. Über
Hermannstadt ist viel berichtet worden, auch ich hatte viel gesehen und bei der
Hitze noch mehr getrunken.
Mit
dem Morgenbus fuhr ich nach Reußmarkt/Miercurea Sibilui und wanderte weiter bis
nach Urwegen/Garbova in Unterwalden.
Vor Jahren verbrachte ich hier das Pfingstfest, doch da meine damaligen
Gastgeber in die Jahre gekommen waren, marschierte ich weiter bis zur
sehenswerten Grafenburg Kelling/Calnic.
Der Unterwald gehört zu den malerischen Fleckchen Siebenbürgens und ich
wäre gerne zur Nacht geblieben, aber ich fand
keine Bleibe. So zog ich nach einem Imbiß im
Dorfladen weiter. Unterwegs zog ein
Gewitter auf und der Himmel wurde so schwarz, das ich mich in ein leerstehendes
Pförtnerhäuschen des Traktorengeländes in der Nähe des Dorfes flüchtete. Das Gelände war gemäht und das Gras
zum Trocknen ausgelegt. Schnell sammelte ich vor dem Regen einen guten Haufen Heu
als Unterlage zum Schlafen zusammen. Neben dem Häuschen war eine Wasserstelle
und ich hatte somit alles, was ich zum Übernachten benötigte. Als ein Auto
vorfuhr fragte mich der ob meiner Anwesenheit überraschte Traktorfahrer, der
nur nach dem Rechten sehen wollte, nach meinem Tun. Bereitwillig erklärte ich
ihm mein Vorhaben hier aufgrund des Gewitters Zuflucht zu suchen. Als er eine
weitere Person aus dem Auto rief, kamen mir dann doch Bedenken. In Deutschland
hätte man gleich die Polizei gerufen. Hier aber stand seine Frau vor mir, die
in Österreich arbeitete und mich bestens verstand. "Ob ich einen Wunsch
hätte?" "An für sich habe ich alles", erklärte ich. Als sie mich
aber nach der Unterhaltung ein zweites Mal fragte, wurde ich kecker und sagte
lachend " ein Bier hätte ich bei der Hitze noch gerne getrunken."
Gesagt - getan - nach kurzer Zeit
kamen sie wieder aus dem Dorf gefahren und überreichten mir freudestrahlend
ohne von mir Geld zu nehmen eine eineinhalb Liter Flasche Wasser und eine
zweieinhalb Liter Flasche Bier! "Haltet Ihr mich für einen
Alkoholiker" lachte ich. Wir hatten noch Spaß miteinander und scherzten.
Natürlich habe ich die Riesenflasche Bier bei der Schwüle gleich
ausgetrunken...
Und am frühen Morgen war ich wieder
auf den Beinen und lief um 6 Uhr früh bei Sonnenaufgang nach Mühlbach/Sebes. Den Frühbus hatte ich verpaßt und so
nahm ich den Zug nach Diemrich/Deva. Von hier ging es weiter mit dem Bus nach Eisenmarkt/Hundedoara,
wo ich unbedingt das sehenswerte Corvinenschloß besichtigen wollte. Die kurze Busfahrt hatte es in sich:
ich traf den Rumänienbekannten Stefan und während der Busfahrt öffnete sich bei
dem Geholpere ein Außenfach an der rechten Seite des Busses und ein Gegenstand
fiel heraus, gerade da wo ich meinen Rucksack untergestellt hatte. Wir riefen
laut "Halt" und der Bus hielt.
Kurze Zeit später brachte der Busfahrer meinen Rucksack zurück. Gottseidank
hatte es nicht geregnet und mein Rucksack blieb unversehrt. Natürlich haben wir
auf dieses Geschick ein gutes rumänisches Bier getrunken.
Mein letztes Ziel blieb wieder die
Stadt Arad an der ungarischen Grenze, von wo aus es nicht mehr so weit
nach Deutschland ist. Nach einem stürmischen Abend fuhr ich am 28. Juni 2019
mit dem Bus zurück in die Heimat.
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