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In den Schluchten des Balkan wie einst bei Kara Ben Nemsi

- frei nach Karl May (im Jahr 2019)

Bericht: Wolfgang Post ... wolfglobetrotter@gmx.de






In den Schluchten des Balkan - das ist das karstige Land von dem alten Adrianopel mit dem orientalischen Gepräge, dem heutigen Edirne, bis hin zum heute südslawischen Ostromdscha oder Strumnitza. Es ist ein vielfältig in sich gegliedertes Gebirgsland mit nur wenigen größeren Ebenen. Hier haben sich die Völker seit der Vorzeit ein Stelldichein gegeben.
Wie Karl May beschreibt, ist dieser Landstrich fern und fremd und vor 150 Jahren  vielumstritten als 1872 Kara Ben Nemsi mit seinem treuen Hadschi dieses mit jener heimlichen Trauer der überreifen Fülle historischer und folkloristischer Vergangenheit getränkte Land bereiste, wo die Türken noch immer die Herren waren.

Sinnig zwischen beiden Welten
sich zu wiegen, laß ich gelten,
also zwischen Ost und Westen
sich bewegen, sei's zum besten!

Etwas bequemer als Kara Ben Nemsi hatte ich es schon, als ich am Mittwoch, d. 15. Mai 2019 von Frankfurt/Main mit dem Flugzeug nach Sofia -  Bulgariens  Hauptstadt flog.

Seit meinem letzten Besuch im September des Jahres 1976, wo ich noch Reisepaß und ein Visum benötigte, hat sich natürlich hier viel zum Modernen hin gewandelt. Trotzdem waren es gerade die alten Plätze um die Banja Bashi Mosche, die St. Nedeliakirche, die Alexander-Newski-Gedächtnis-Kathedrale und der überdachte Markt, denen mein Interesse galt.
Zwei Tage später schaute ich mich in  Plovdiv,  der Kulturhauptstadt Europas 2019 - die wohl größte und schönste Stadt in Thrakien - um. Hier war überall was los und Musiker spielten auf alten Dudelsäcken. Bewundernswert sind die alten, schön restaurierten Häuser in der Altstadt wie z.B. das Haus von Argir Kujumdschioglu und die Ruinen der Festung. Junge, hübsche Mädchen ließen sich von Fotografen ablichten und da hatte ich jedesmal meine Freude; denn ich nutzte die Gelegenheit einen Schnappschuß zu tätigen.

Mein eigentliches Ziel in Bulgarien war der Westen mit dem Rila- und Piringebirge. So fuhr ich mit dem Zug von Plovdiv nach Sevtembri um von hier die als "Rhodopenbahn" bezeichnete Schmalspurbahn zu nehmen.
125 km lang ist die Rhodopenbahn, Bulgariens einzige Schmalspurbahn. Sie führt von Septemvri (Ausgangspunkt, 238 m + Lok-Depot, Spurweite 760 mm = Bosnische Spur) im Westen der Oberthrakischen Tiefebene durch die drei Gebirge Rhodopen, Rila und Pirin nach Dobrinischti. Als Reisender muß man Zeit mitbringen, das schwierige Gebirgsterrain erlaubt  nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h. Die Reise führt durch 35 Tunnels und 4 Kehrschleifen. Und so dauert die Fahrt etwa 5 Stunden. Aufgrund der malerischen Gebirgslandschaft nennt man die Rhodopenbahn auch die "Alpenbahn des Balkans".
Die Fahrt geht über Avramovo – die höchste Bahnstation des Balkans (1 246 m) - bis Belitza, wo sich hoch im Rila Gebirge (1300 m) ein Reservat für Tanzbären befindet. Das Reservat wurde im Jahr 2000 gegründet und umfasst 120 000 qm, wo man die natürliche Lebensweise  von erfolgreich geretteten Bären beobachten kann und wo ich gerne in einem Unterstand nahe den Bären nächtigte. Selbstverständlich waren die Bären mit einem Zaun vor mir geschützt...!!!!
Von der Bahnstation Belitza ging es nach Bansko, eine der wichtigsten Stationen mit einer Seehöhe von 890 Metern. Bansko ist nicht nur der größte Skikurort in Bulgarien, interessant sind die vielen bulgarischen Renaissance-Häuser, die als Schatzkammern bezeichnet werden können.
Sogleich begann ich mit dem Aufstieg zur Vichren Hütte. Die Berghütte lag im Schnee, kein Wunder bei 1 950 Metern Höhe und zu dieser Jahreszeit. Ich mußte bei Kälte und Eis meine geplante Bergwanderung durchs Piringebirge ausfallen lassen. Der Berg Vichren, der zweithöchste Berg mit 2 914 Metern, erstrahlte im weißen Glanz.


Die Schluchten des Balkans zu zwingen, die die Legende erwähnt,
mit den Dämonen zu ringen, die diese Felsen gezähnt:
riefen wir die heimliche Schar, die von Göttern auserwählt war zu suchen,
zu wägen, zu zweifeln, zu hoffen, zu wissen, was wirklich, was wahr. #
Den Ungeist des Menschen zu zwingen, der uns das Schwert gürten heißt,
gegen den Sturmwind zu singen, der uns die Fahne zerreißt:
Kämpfen, verlieren oder siegen, wer wird versklavt, wer ein Held?

Zu entscheiden oder zu erliegen fordert uns diese Welt:


Anderntags fuhr ich von Bansko mit der liebgewordenen Rhodopenbahn zurück in das Pomakendorf  Cherna Mesta, das mich schon tags zuvor mit seiner hübschen Moschee und dem Minarett gegrüßt hatte. Frauen mit blumenverzierten Kopftüchern, klapprige Karren und großen weißen Säcken und nach Gras suchende Kühe führen ein eigenes Leben am Rande der Gleise. Die Pomaken  sind eine muslimische Minderheit in Bulgarien und hier auf den Anbau von Tabak spezialisiert. Gerne wäre ich eine Nacht geblieben, aber da es anfing zu regnen und ich kein Plätzchen zum Übernachten fand, fuhr ich notgedrungen mit der Bahn zum  Endbahnhof   Dobrinischte

Über Gotse Delchev trampte  ich zum Roschen - Kloster bei Melnik.  In diesem Kloster hatte ich 1976 schon einmal übernachtet, als mich bulgarische Studenten einschleusten.
Die zauberhafte Landschaft der bizarren Melniker Sandpyramiden an den Südhängen des Piringebirges hat mich seitdem in ihren Bann gezogen und da wollte ich unbedingt noch mal hin. Darüber hinaus ist die Gegend für ihre hervorragenden Rotweine bekannt, was nicht zuletzt einigen Händlern zu Wohlstand verholfen hat. Einige dieser wohlhabenden Häuser mit ihren Weinkellern - wie z.B. das Kordopul-Haus - bieten Besichtigung mit einem guten Tropfen an. Das ließ ich mir gerne gefallen.

Nach den verführerischen Tagen wanderte ich gerne durch diese Landschaft, hörte den Kuckucksrufen und schaute den weidenden Herden zu. Aber ach o Schreck wie sahen die abseits gelegenen Dörfer aus. Verwahrlost, von den meisten Menschen verlassen - ich hatte Glück und eine alte Frau reichte mir Brot und Käse, da auch kein Geschäft mehr vorhanden war. So ist es kein Wunder, daß Melnik mit nur 200 Einwohnern zur kleinsten Stadt Bulgariens geworden ist.

Nahe der St. Peter-Kapelle bei Gorna Suschitsa fand sich ein feines und geschütztes Plätzchen zum Übernachten. Während der grollende Donner eines Gewitters über Makedonien zu hören war, ging die Sonne unter und ich schaute zusätzlich nach Griechenland und Bulgarien und bestaunte die Pyramidenlandschaft.
Über Sandanski, von hier stammte Spartakus, der in Rom den Sklavenaufstand organisierte, fuhr ich mit dem Bus zum

Rilakloster, Wallfahrtsort und prächtiges Wahrzeichen orthodoxen Glaubens in Bulgarien. Das Kloster bietet einen besonderen Blick in die orthodoxe Glaubenswelt.
Da Klöster meistens in einer wunderbaren Landschaft liegen, begann ich den 2. Versuch einer Bergwanderung über die Partisanenalm/Kirliova Poljana ins Rilagebirge. Auch hier waren die Schneeverhältnisse wie vor einigen Tagen im Piringebirge. Der Schnee taute und die Krokusse kamen in großer Zahl zum Vorschein. Es gelang mir noch die
Hütte Ribni Ezera  (2 250 m) am See Gorno Ribni zu erreichen.

Ich war mehr als froh hier zu übernachten. Anderntags blieb nur der Rückweg. Kein Problem dachte ich, da gehe ich spielend in der Frühe über den noch festgefrorenen Schnee. Eine Weile kam ich flott voran, doch an den Schmelzwassern, die wie Trampelpfade aussahen, rutsche ich mehrmals aus und steckte bis zu den Knien im eiskalten Wasser. Schließlich war kein Pfad mehr zu erkennen und ich ahnte lediglich die Richtung. Durchs Kieferngestrüpp hangelte ich mich vorwärts bis ich Gottseidank irgendwann auf den schon nicht mehr geglaubten Pfad zurückfand. Nach einer kurzen Rast, wo ich die Strümpfe wechselte, lief ich solange bis die Füße wieder trocken waren. So erreichte ich wieder das Rilakloster.
"Da hast Du noch Glück gehabt, daß Dir nichts passiert ist" sagte mir die deutschsprachige Klosterführerin, die ich am Vortage kennen gelernt hatte.
Nun machte ich es mir bequemer und fuhr, von den Strapazen gekennzeichnet, mit dem Bus zurück nach Sofia.

Am 27. Mai nahm ich einen Bus bis Bjala Slatina und wanderte von hier aus in das Schwabendorf  Bardarski geran.
Es ist interessant mitten in Bulgarien auf schwäbische Kultur zwischen Donau und Balkan zu treffen. Natürlich waren die meisten Deutschstämmigen ausgereist. Ich fand mit Hilfe der Bürgermeisterin noch Familien vor.
Einen Ort wollte ich noch in Bulgarien besuchen: nämlich die Festungsanlage vor imposanter Kulisse in Belogradtschik.

Die Felsen von Belogradtschik sind insgesamt rund dreißig Kilometer lang und sechs Kilometer breit. 
Noch einen letzten Tag in  Widdin/Vidin  an der Donau mit der alten Festung Baba Vida und schmackhaften Fischspezialitäten. Wäre das Gewitter nicht gekommen, ich hätte die Nacht am Ufer der Donau verbringen können.

Über die Donau hinweg grüßte Rumänien, das allerdings bei diesem Unwetter nicht mehr zu sehen war. Auf die kommunistische Brüderschaft zwischen Bulgarien und Rumänien war nicht zu setzen. Anders als erhofft, gab es nur einmal am Tag um die Mittagszeit eine Zugverbindung von Vidin bis Craiova in Rumänien, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte. So fuhr ich auch gleich per Bus weiter und erreichte am 31. Mai den Ort Orschowa an der Donau.

Im Banater Bergland gibt es Ortschaften von ethischen Minderheiten in Rumänien. So gelangte ich nach Eibenthal, ein böhmisches Dorf, welches heute noch von Tschechen bewohnt wird. Ein "Dobry Den" (Guten Tag) ward schnell gesagt, da meine Mutter aus dem Sudetenland stammte. Zur Einweihung eines Gasthofes mit Musik und allerlei Speisen traf sich viel Volk. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst in tschechischer Sprache begab ich mich wieder auf den Weg zurück zur Donau  - entlang dem Eisernen Tor nach Orschowa und weiter, bei einsetzenden Gewitter, bis nach  Wolfsberg / Garana.

Ja und wenn es in Wolfsberg regnet, dann regnet es. Da war ich mehr als glücklich, daß ich bei diesem Wetter einige Tage bei den "Banater Schwaben" Helmuth & Gerlinde zu Gast sein durfte. Sogleich hatte ich bei Lina die gute schmackhafte Wolfsberger Milch besorgt, die ich noch von den letzten Besuchen her kannte. Darüber hinaus unternahm ich mit Helmuth eine Fahrt mit dem Buggy über verwachsene Waldwege in das verlassene Dorf  Lindenfeld, wo nur noch die Kirche an deutsche Zeiten erinnert. Nachdem wir noch am Markt in Karansebesch eingekauft und in Weidenthal/Brebou Nou vorbeigeschaut hatten, erkannten wir uns kaum wieder - so verdreckt waren wir samt Gefährt. Der Regen hat natürlich auch gute Seiten. Auf dem Weg zum Kreuzberg, mit herrlicher Aussicht auf Wolfsberg, fand ich gute Speisepilze. Nun konnte ich etwas zum Abendessen beitragen und  2 große Pfannen mit leckeren Stein- und Birkenpilzen zuzüglich Speck und Eiern servieren. 

Mit dem ersten Sonnenschein fuhren wir am 6. Juni nach Herkulesbad. Das Heilbad begrüßte uns mit dem schmucken Bahnhof und deutete an, daß der Ort bessere Zeiten gesehen haben mußte. Nach einem Bad in den heißen Quellen und dem Verzehr einer schmackhaften Forelle zog ich wieder alleine weiter um das Tal der Cerna zu erkunden. Das tief eingeschnittene Tal der Cerna, das ich in seiner Länge durchqueren wollte, ist ideal für Wanderer und Kletterfreunde. Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg aufwärts linker Hand in Richtung Dombrava. Sicherlich war ich nach dem heißen Bad und dem Verzehr der Riesenforelle ein wenig träge, sodaß ich es nur bis zu einer Schäfersiedlung schaffte. Aufgrund der tagelangen Regenfälle war es allerorten feucht und ich durfte nicht bei den abweisenden Schäfern übernachten. Glücklicherweise fand ich im Dunklen eine kleine Kirche bei Botezatozul vor, deren Silhouette sich gegen den Himmel abzeichnete. Hunde bellten und einer wagte es näher an mich heranzukommen,  jedoch mein beherztes Schlagen mit einem Stock ließ ihn zurückweichen, sodaß  ich Ruhe hatte. Die Nacht war mild, ich genoß den Anblick der Sterne und ein herrlicher Morgen war die Belohnung für die Nächtigung im Freien.

Wenn die Sonne erwacht in den Bergen
und der Mond sagt der Erde gut' Nacht
fliehn die Schatten der Nacht vor dem Morgen,
neues Licht macht die Welt wieder klar.
Gedanken von dir die trägt der Wind zu mir,
was er dir erzählt wirst du verstehn.
Wenn die Sonne erwacht in den Bergen

wünsch ich mir sie soll nie mehr untergehn.

 
Das Cernatal zog sich gewaltig in die Länge, ich bekam noch eine Mitfahrgelegenheit bis in die Gemeinde Cerna, wo ich die kulinarische Gelegenheit nutzte um an einem Schafgrill zu speisen. Auch am nächsten Morgen hatte ich Glück, als mich ein Holzfällerauto ein gutes Stück des Weges um die Talsperre Lacul Ivanul mitnahm, denn die Waldwege waren durch den starken Regen in einem erbärmlichen Zustand. Auf morastigen Forstwegen kam ich nur zu Fuß voran, denn Erdrutsche hatten eine Durchfahrt für Fahrzeuge unmöglich gemacht. Ich hatte Zeit die einzigartige Schlucht in vollen Zügen zu genießen und mit ein wenig Glück schaffte ich es am Abend noch zur Hütte/Cabana Buta im Retezatgebirge (1 530 m). (Warum ich nicht eine weitere Nacht blieb um die bezaubernde Berglandschaft zu erwandern bleibt mir selbst ein Rätsel?)

Über Petroschen/Petroschani gelangte ich durch ein Seitental, wo sich die Sonnenhungrigen entlang des Bachlaufes sonnten, zur Transalpina. Das war so vor sich gegangen:  mich hatte ein junges Pärchen mit dem Auto mitgenommen und sie wollten mir die Schönheit dieser grandiosen Bergstraße zeigen - und sie hatten wahrlich recht mit den fantastischen Ausblicken. An einer Staina/Unterkunft für Schafhirten probierte ich einen Schafspelz mit der typischen Hirtenmütze. Zur Nacht blieb ich in der Cabana Obarsia Lotrului.

Unweit von hier bei Tatarau zweigte ein etwa 41 Kilometer langer Forstweg durch das Frumosatal ab, der in das Zoodttal/Valea Sadului überging und mich nach Siebenbürgen brachte. Bis dahin war es ein weiter Weg und ein Gewitter durchnäßte mich gehörig. Mit nassen Klamotten schlief ich in einem Schuppen am Wildbach.  Wesentlich besser erging es mir dann in Freck/Avrig, wo ich in der Orangerie des Brukenthal Schlosses nächtigte.
Vor einigen Jahren waren die Kulturwanderwege Brukenthal geschaffen worden. Nur noch schlecht markiert und zugewachsen versuchte ich auf diesen mein Glück im Weiterkommen. Ein Forstauto hatte ein Einsehen und nahm mich bis Kerz/Carta mit. Kerz ist durch seine Zisterzienserabtei bekannt geworden, die aber mittlerweile eine Ruine ist.
Mein Weg führte über den Fluß Alt - Konradsdorf/Poenita und als die Wege endeten, folgte ich den Bachläufen, kraxelte die Hänge an Wurzeln festhaltend hoch, kroch durch den Wald und atmete auf den Almen frisch durch, als ich endlich einen Schäfer nach dem Weg fragen konnte. Verdreckt wie ich war, nutze ich die Gelegenheit der technischen Segnungen und konnte in der Kirchenburg Holzmengen/Hosman meine Klamotten in der Waschmaschine säubern.

In Rothberg/Rosia kehrte ich - wie auf den vorhergehenden Fahrten - beim Pfarrer Eginald Schlattner ein. Während eines Cafes, stellte der durch Fernsehsendungen und Veröffentlichungen von Büchern bekannt gewordene Pfarrer seine neuesten Bücher vor. Nach seinem Segen und guten Worten setzte ich meinen Weg fort und war jedes Mal dankbar bei der Hitze von Pferdefuhrwerken als Faulenzer mitgenommen zu werden. In den Dorfläden - wie hier in Burgberg/Vurpar - war es dann eine helle Freude ein kühles Bier zu genießen.
Auf unbekannten Wegen wanderte ich beschwingt über die Almen und gelangte über Ziegenthal/Tichindeal ins Harbachtal nach Leschkirch/Nocrich.  In dem Ort horsteten viele Störche, was eine harmonische Stimmung bewirkte,  und ich blieb im Pfadpfinderhaus gerne zur Nacht.
An einem Sonntag, d. 16. Juni gelangte ich über Alzen/Altina zum Gottesdienst nach Agnetheln/Agneta. Mit dem Küster konnte ich zur Kirchenburg Roseln/Ruja mitfahren, da ich dort hinwollte und er auch dort wohnte. Und die Kirchenburg gefiel mir und besonders die Pirschfahrt mit seinem Schwiegersohn, der Förster ist. Da in den unzugänglichen Wäldern des Landes noch Bären und Wölfe herumstreichen, war es für mich ein unvergeßliches Erlebnis einen dieser Bären in freier Wildbahn zu beobachten.

Ein wenig mulmig war mir schon als ich am Tag darauf durch den Wald über Neudorf/Nou Sasesc bis nach Malmkrog/Malincrav lief. Gottseidank blieb eine Begegnung mit Meister Petz aus, den sollte ich am abendlichen Pirschgang mit einem Jäger aus sicherer Entfernung beobachten können. In Malmkrog verweile ich gerne, der Ort ist durch Wiederansiedlung von Sachsen bekannt geworden  und bietet im Gästehaus des Pfarrhauses eine gute Übernachtungsmöglichkeit, zumal es am Abend ordentlich gewitterte.

Auf meinem Weg durch Siebenbürgen sah  ich weitere Kirchenburgen wie  Lasseln/Laslea - Rauthal/Roandola - Waldhütten/Valchid - Großkopisch/Copsa Mare - Bierthälm/Biertan - Reichesdorf/Richis (mit dem grünen Mann) - Almen/Alma Vii - Meschen/Mosna - Mediasch - Frauendorf/Axente Sever.
In Frauendorf liefen gerade die Vorbereitungen zum Kronenfest, das am Sonntag feierlich mit einem Gottesdienst eröffnet wurde. Eigens zu diesem Fest waren viele bereits ausgewanderte Sachsen in ihren Heimatort zurückgekehrt um mit Gaudi, Musik und Volkstanz dazu mit einer guten Verköstigung dabei zu sein. Gut gestärkt fuhr ich am Nachmittag zur Stolzenburg/Slimnic und anderntags nach Hermannstadt/Sibiu. Über Hermannstadt ist viel berichtet worden, auch ich hatte viel gesehen und bei der Hitze noch mehr getrunken.

Mit dem Morgenbus fuhr ich nach Reußmarkt/Miercurea Sibilui und wanderte weiter bis nach Urwegen/Garbova in Unterwalden. Vor Jahren verbrachte ich hier das Pfingstfest, doch da meine damaligen Gastgeber in die Jahre gekommen waren, marschierte ich weiter bis zur sehenswerten  Grafenburg Kelling/Calnic. Der Unterwald gehört zu den malerischen Fleckchen Siebenbürgens und ich wäre gerne zur Nacht geblieben, aber ich fand  keine Bleibe. So zog ich nach einem Imbiß im Dorfladen  weiter. Unterwegs zog ein Gewitter auf und der Himmel wurde so schwarz, das ich mich in ein leerstehendes Pförtnerhäuschen des Traktorengeländes in der Nähe des Dorfes flüchtete. Das Gelände war gemäht und das Gras zum Trocknen ausgelegt. Schnell sammelte ich vor dem Regen einen guten Haufen Heu als Unterlage zum Schlafen zusammen. Neben dem Häuschen war eine Wasserstelle und ich hatte somit alles, was ich zum Übernachten benötigte. Als ein Auto vorfuhr fragte mich der ob meiner Anwesenheit überraschte Traktorfahrer, der nur nach dem Rechten sehen wollte, nach meinem Tun. Bereitwillig erklärte ich ihm mein Vorhaben hier aufgrund des Gewitters Zuflucht zu suchen. Als er eine weitere Person aus dem Auto rief, kamen mir dann doch Bedenken. In Deutschland hätte man gleich die Polizei gerufen. Hier aber stand seine Frau vor mir, die in Österreich arbeitete und mich bestens verstand. "Ob ich einen Wunsch hätte?" "An für sich habe ich alles", erklärte ich. Als sie mich aber nach der Unterhaltung ein zweites Mal fragte, wurde ich kecker und sagte lachend " ein Bier hätte ich bei der Hitze noch gerne getrunken."
Gesagt - getan - nach kurzer Zeit kamen sie wieder aus dem Dorf gefahren und überreichten mir freudestrahlend ohne von mir Geld zu nehmen eine eineinhalb Liter Flasche Wasser und eine zweieinhalb Liter Flasche Bier! "Haltet Ihr mich für einen Alkoholiker" lachte ich. Wir hatten noch Spaß miteinander und scherzten. Natürlich habe ich die Riesenflasche Bier bei der Schwüle gleich ausgetrunken...

Und am frühen Morgen war ich wieder auf den Beinen und lief um 6 Uhr früh bei Sonnenaufgang nach Mühlbach/Sebes. Den Frühbus hatte ich verpaßt und so nahm ich den Zug nach Diemrich/Deva. Von hier ging es weiter mit dem Bus nach Eisenmarkt/Hundedoara, wo ich unbedingt das sehenswerte Corvinenschloß besichtigen wollte. Die kurze Busfahrt hatte es in sich: ich traf den Rumänienbekannten Stefan und während der Busfahrt öffnete sich bei dem Geholpere ein Außenfach an der rechten Seite des Busses und ein Gegenstand fiel heraus, gerade da wo ich meinen Rucksack untergestellt hatte. Wir riefen laut  "Halt" und der Bus hielt. Kurze Zeit später brachte der Busfahrer meinen Rucksack zurück. Gottseidank hatte es nicht geregnet und mein Rucksack blieb unversehrt. Natürlich haben wir auf dieses Geschick ein gutes rumänisches Bier getrunken.

Mein letztes Ziel blieb wieder die Stadt Arad an der ungarischen Grenze, von wo aus es nicht mehr so weit nach Deutschland ist. Nach einem stürmischen Abend fuhr ich am 28. Juni 2019 mit dem Bus zurück in die Heimat.


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