Donauschifffahrt bis ins Donaudelta, Bessarabien und Karpaten ...
- im Jahre 2011 -
Bericht: Wolfgang Post ... wolfglobetrotter@gmx.de
Die
Donau hautnah erleben: auf dieser Schiffsfahrt von Passau bis ins Donaudelta
zeigt sich der große Strom von seiner eindrucksvollsten Seite. Das „Eiserne
Tor“ auf der Kataraktenstrecke bietet die wildeste Donaulandschaft und das
Donaudelta zugleich die sanfteste, mit einer erstaunlichen Vielfalt an Flora
und Fauna.
Dazwischen
die großen Donaumetropolen Wien, Preßburg, Budapest und Belgrad. Aber auch
kleinere Städte, Kirchen und barocke Klöster sowie liebliche Tallandschaften
und unberührte Auenlandschaften bieten einen spannenden Einblick in das Leben
entlang der Königin der Flüsse.
Am Zusammenfluß von Donau, Inn und Ilz
gelegen, lädt die Drei-Flüsse Stadt Passau,
auch das Bayrische Venedig“ genannt, zum Verweilen ein.
Ab dem 14. Juli 2011 hatten wir eine
Fahrt mit dem Schiff „MS
Ukraina“ von Passau bis
zum Donaudelta gebucht.
Begrüßung an Bord der Ukraina mit Salz und Brot |
In den Hauptstädten legte das Schiff
an und wir hatten Gelegenheit, uns die Beine zu vertreten oder an einem der
angebotenen Besichtigungsprogramme teilzunehmen.
So machten wir in Dürnstein und Wien
Rast.
Preßburg/Bratislava, die Hauptstadt
der Slowakei war stolz
herausgeputzt und ich nutzte die Gelegenheit meine Cousine Elvira mit ihrem
Mann Stani im nahegelegenen Nebojsa bei Galanta zu besuchen und am Grab meiner
kurz vor ihrem 100. Geburtstag verstorbenen Tante Mitzi ein Gebet zu sprechen.
Angenehm ins Auge fiel die Stadt
Budapest. Wir unternahmen Landgänge in dem von Serben zerstörten
Vukovar/Wolfsburg in Kroatien, in
Belgrad in Serbien, Vidin in Bulgarien
und Turnu Severein in Rumänien.
Während auf bequeme Art und Weise die
schöne Donaulandschat an uns vorüberzog, änderte sich die Landschaft und
wir durchfuhren eine der imposantesten Taldurchbrüche: das
Eiserne
Tor , ein etwa 130 km langes Tal, in dem die Donau die Karpaten und
Ausläufer des Balkangebirges durchbricht. Die hoch aufragenden, bisweilen
fast senkrechten Felswände bilden eine der wildesten und großartigsten
Landschaften des gesamten Flußlaufes.
Das Donaudelta
ist eine der bedeutendsten Naturlandschaften Europas mit unzähligen
Seen und natürlichen Kanälen. Eine fast schon tropische Vegetation ist
Heimat der unterschiedlichsten Tierarten.
Nach 10 Tagen Schiffahrt erreichten wir
am Sonntag, d. 24. Juli 2011 die Stadt Tultscha/Tulcea,
wo alle Passagiere ausgeschifft wurden.
Den Ort Tultscha und die
Dobrudscha
, diese rumänisch-bulgarische Landschaft an der Schwarzmeerküste wollte ich
mir ein bißchen näher anschauen.
Am 25.7.2011 war ich nun wieder auf
mich alleine gestellt und fuhr mit einem wesentlich kleineren Schiff auf einem
der Deltaarme nach SF.
Gheorghe, wo ich am Zeltplatz nächtigte.
Sonnenuntergang auf Deck ... |
Auf der anderen Flußseite lag die
Ukraine. Aus Erzählungen klang mir der Name Bessarabien
im Gedächtnis, und diese Landschaft lag nun in Reichweite. Politisch
hat sich in den letzten Jahren viel geändert und das eigentliche Bessarabien
mit einer Stadt namens Basarab ist nur noch Geschichte: seit alters her ein
Durchzugsgebiet der Völker aus den Steppen Südrusslands und Asien auf den
Balkan. Im 14. Jahrhundert gehörte der südliche Teil zur Herrschaft Basarab
I. in der Walachei.
Die Landschaft zwischen Pruth, Dnister,
Donau und Schwarzem Meer ist fruchtbares Ackerland.
Von 1814 bis 1940 gab es im damaligen
Bessarabien mehr als zweihundert blühende deutsche Gemeinden und Kirchspiele.
Leider konnte ich aber nicht ohne
Weiteres über die Grenze. In Flußnähe gab es für mich keinen Grenzübertritt.
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Windmühle in Celic Dere |
Anderntags erreichte ich Galatz und ich
versuchte von hier mit dem Bus nach Odessa zu reisen.
Am Sonntag, d. 31. Juli erreichte ich
die Hafenstadt Odessa
in der Ukraine.
Odessa:
Pastor Oleg Schewtschenko spielt ein Liedchen |
Mit einem Minibus fuhr ich von Odessa
nach Sarata, welche mit den Orten
Tarutino und Arzis das Zentrum der bessarabiendeutschen Siedlungen im heutigen
ukrainischen Teil bildeten.
Das zaristische Russland siedelte die
deutschen Auswanderer in Bessarabien planmäßig an.
Bedeutendster Vertreter dieser
Volksgruppe ist der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler (Jahrgang 1943).
Heimatlied der Bessarabiendeutschen |
Gott segne
dich, mein Heimatland! |
Ich grüß’
dich tausendmal, |
dich Land, wo
meine Wiege stand, |
durch meiner Väter
Wahl! |
Du Land an
allem Gut so reich, |
ins Herz schloß
ich dich ein; |
ich bleib’
dir in der Liebe gleich, |
im Tode bin ich
dein! |
So schirme, Gott, in Freud und Leid |
Du unser
Heimatland! |
Bewahr der
Felder Fruchtbarkeit |
Bis hin zum Schwarzmeerstrand! |
Erhalte du uns
deutsch und rein, |
send’ uns ein
freundlich Los, |
bis wir bei unsern Vätern ruhn |
im heimatlichen
Schoß! |
Über Arzys erreichte ich Friedenstal/Mirnopolj,
wo ich das bessarabiendeutsche Dorf- und Bauernmuseum „Edwin Kelm“
besichtigte und mehr über das Schicksal dieser Landsmannschaft erfuhr.
Am anderen Tag zeigte er mir mit seiner
Mutter seine riesigen Sonnenblumenfelder …
Über Kaschpalat/Kaplani – Teplitz
– Neu-Elft/Novoselivka – Alt-Elft/Sadove – Katzbach/Lushanka lernte ich
einige der einstigen bessarbiendeutschen Orte kennen.
Als ich Katzbach/Lushanka
erreichte, ging an der ehemaligen deutschen Kirche die Sonne unter. Ich
erhaschte noch irgendwo eine große Flasche Bier und legte mich zum Schlafen
außerhalb auf einer Anhöhe unter Sophorabäumen hin.
Dann steigt die
Lerche hoch empor und singt ihr frohes Lied mir vor, |
und singt ihr frohes
Lied mir vor. |
Und kommt die liebe
Sommerzeit, wie ist da mein Herz erfreut, |
wenn ich vor meinem
Acker steh und soviel tausend Ähren seh, |
und so viel tausend
Ähren seh.“ …. |
Über den klangvollen Ort
Paris/Veselyi Kut, der nur einige Häuser aufwies, erreichte ich
Tarutino , wo sich
auch das Bessarabiendeutsche Haus und somit eine Unterkunftsmöglichkeit
befand.
Fürstentum
Moldawien.
Wenn Du wissen willst wo Moldawien
liegt, frag nach dem Paradies,
sagen die Leute hier, es liegt irgendwo auf dem Weg hier hin. So ganz unrecht
haben die Leute nicht.
In dunkler Nacht erreichte ich früh
Morgens Kischinau /Kischinew. Gut, daß ich mich noch
2-3 Stunden bei dem moldawischen Reiseleiter Vladimir Andronachi aufs
Ohr legen konnte.
Das Wochenende hatte ich mich mit dem
Pastor Valentin Dragan aus Kischinau – Deutsche Gesellschaft „Einigkeit“
verabredet. Er ist der einzige evangelisch-lutherische Pastor in Bessarabien,
der 3 Gemeinden in Kischinau, Belz und Bender betreut.
Die Hauptstadt Kischinau beeindruckte
mich sehr durch ihre Sauberkeit. Am Wochenende waren allerlei Heiratswillige
zu sehen und man konnte schöne Fotos von Brautpaaren und –trauungen in den
Kirchen machen.
Am Sonntag, den 7. August wurde das
kleine Restaurant umgestaltet und ein Gemeindegottesdienst abgehalten.
Evangelischer
Gottesdienst in Kischinau mit Pastor Valentin Dragan + Frauen in
bessarabischer Tracht |
Einen Katzensprung entfernt von
Kischinau liegt westlich des Flusses Dnister die von Moldawien abtrünnige
Provinz Transnistrien
mit seinem Hauptort Tiraspol. Die Transnistrische Moldauische Republik, so
die offizielle Bezeichnung, liegt im Nordosten von Moldawien und wird nur von
Russland anerkannt. Die politischen Meldungen hierzu sind dürftig und
zweifelhaft.
Wir besichtigten die alte türkische
Festung und ich war mehr als überrascht, als ich in der Festung ein
nagelneues Denkmal vorfand. Und dieses neue Denkmal war – und das ist keine
Lügengeschichte – dem Baron von Münchhausen geweiht, der ja bekanntlich
als Offizier auch in den Diensten des Zaren von Russland stand.
Wahrlich: bei Wein – Weib … hatte er hier ein schönes Leben geführt!
Denkmal
von Baron von Münchhausen in Bender in Transnistrien |
Durch die Mitfahrgelegenheit mit dem
Pastor hatte ich mit meinem deutschen Reisepaß keinerlei Probleme bei der
Ein- und Ausreise nach Transnistrien.
Bessarabien ist als ein blühendes Land
mit Melonen und Weingärten bekannt. Überall auf den Landstraßen gab es
Obstverkäufer und ich freute mich, eine schmackhafte Melone zu erwerben, die
wir dann teilweise am Abend genossen.
Am Montag, den 8. August hatte ich
genug von den Segnungen einer Großstadt und ich fuhr per Bus in die Nähe des
Ortes „Marienfeld“. Diese
Ortsbezeichnung gibt es nur in deutscher Sprache, auch wenn die deutschen
Bewohner schon lange nicht mehr da sind. Ich streifte im Ort und am Friedhof
umher, um anschließend in der sängenden Hitze auf ausgetrockneten Wegen an
endlos scheinenden Sonnenblumen- und Maisfeldern weiter zu marschieren. Die
Sonne war bereits als glutoter Ball untergegangen, ich hatte mich schon nach
einem Schlafplatz umgeschaut, als ein Laster des Weges kam und mich noch bis
zu meinem Zielort Eichendorf
/Doina mitnahm.
„Wenn man nicht mehr weiter weiß“
fragt man in Moldawien einfach nach dem „Primar“, das ist der Bürgermeister.
Hier handelte es sich um die Bürgermeisterin Ludmilla, in deren Haus ich dann
übernachten durfte.
Gegen Mittag brachte mich Frau Bürgermeisterin
noch zum Bus, der mich bis nach Cahul
brachte.
Im Restaurant „Select“ traf
ich die liebenswerte Wirtin Rodica mit ihrem Personal wieder an. Tatsächlich
hatte sie mein nicht benötigtes Gepäck wie Jacken, Isomatte, Landkarten usw.
vor Abfahrt in die Ukraine sicher aufbewahrt. Bei der Hitze in Bessarabien hätte
ich all diese Sachen nicht benötigt und schon gar nicht mitschleppen wollen.
Mit dem Bus fuhr ich nördlich über
Focsani nach Andreasu.
Die alte Waldlok war in einem Schuppen
versteckt, und da es nun an Gleisen mangelte, war sie wohl auch nicht mehr
fahrtüchtig. Die Strecke von Comandau war für Eisenbahnfreunde aus früheren
Jahren eine Besonderheit; denn steile Strecken wurden mit Hilfe von Zugpferden
überbrückt.
Im Morgennebel ließ es sich auf dem
schlammigen Waldweg bis ins Tal nach Papautz einigermaßen gehen.
Als ich die stolze Kirchenburg von
Tartlau mit ihren gut erhaltenen Wehrgängen erreichte, musizierten Zigeuner
anläßlich einer Zigeunerhochzeit. Auf einigen Dächern des Ortes horsteten
noch Störchenpaare; sie sollten aber in den nächsten Tagen gen Süden
fliegen.
Einen Katzensprung enfernt befindet
sich Kronstadt/Brasov,
das ich dann um die Mittagszeit erreichte.
Über Schulerau/Poina Brasov gelangte
ich nach
Rosenau/Rasnov, von Weitem
schon an der Burgfestung zu erkennen.
Ende August ist hier in den Bergen
gutes Wetter angesagt und ich beabsichtigte über den Königstein/Piatra
Craiului – die Fogarascher Berge (der Weg ist etwa 90 km lang) – bis zum
Roten Turm-Paß/Turnu Rosu zu wandern.
Käsebäuerin
in Magura |
Nicht weit entfernt befand sich die
„Villa Hermani“ von Hermann Kurmes, einem Siebenbürger Sachsen, der sich
mit naturnahem Tourismus einen guten Namen gemacht hat, und den ich von
vorangegangenen Reisen kannte. Natürlich war in seinem Gästehaus kein Platz
mehr, aber mit dem Heulager war ich auch zufrieden, zumal ich aus der Scheune
einen schönen Blick auf die von der untergehenden Sonne rot strahlende
Bergkette
Für die bevorstehende Kammwanderung
nutze ich das sonnige Wetter um all meine Kleidung zu waschen.
Unter dem Königstein wollte ich nächtigen
und bald brannte mein zünftiges Lagerfeuer. Doch diese Romantik währte nicht
lange. Von den hohen Bäumen verdeckt, zog ein mächtiges Gewitter heran, das
innerhalb von 5 Minuten mein Lagerfeuer löschte und mich in die Schutzhütte
flüchten ließ. Wenigstens blieb ich dort trocken.
Der Abstieg durchs Bärental/Valea
Ursului war nun eine glitschige Angelegenheit, aber fortan hatte ich gutes
Wetter.
Die nächsten Tage erlebte ich bei
Kaiserwetter die Karpaten und war eins
mit der Natur.
Über Refugio
Zarnei/Zarnea (1 970 m) -
Schutzhütte Ref.
Portita Vistei (2 310
m) am See Valea Rea gelangte ich auf den Gipfel des höchsten rumänischen
Über die Naturbelassenheit und Schönheit
der Karpaten ist schon so viel geschrieben worden, daß ich es mit den
Auf der
Berghütte
Podragu übernachtete ich,
und aß die Speisekarte vor- und rückwärts. Eine mehrtägige
Karpatenwanderung ist anstrengend; muß man doch zu seinem Gepäck auch für
die Wegstrecke Verpflegung und immer ausreichend Wasser zum Trinken mitnehmen.
Der Gebirgskammpfad eröffnete den
Blick auf Siebenbürgen, man begegnete Schäfern mit ihren Schafherden, wobei
die Hirtenhunde wohl an die Bergwanderer gewöhnt waren. Man tut gut daran für
brenzlige Situationen bezüglich der Hunde ein paar Dinge mitzuführen. Gerne
tauschte ich Dinge wie Zigarillos, Feuerzeug, Taschenmesser gegen den guten
Schafskäse ein. Ein Schafhirte überreichte mir zum Dank sogar Edelweiß.
Hinter dem Gemsensee erwartete mich der
Baleasee. Aber oh Schreck, hier führte die noch von Ceaucescu gebaute
Gebirgsstraße her. Und die motorisierten Touristen strömten mit allerlei
Gehupe herbei um sich von oben fotografieren zu lassen.
Aufgrund des strengen Windes sanken die
Temperaturen und mancher Bergwanderer mit Zelt zog es vor auch in der Biwakhütte
zu übernachten. Bald war diese Schutzhütte rappelvoll. Zu allem Überdruß
stürzte eine junge Ungarin im sogenannten „Engpaß des
Teufels“(Teufelskamin) / Strunga Dracului oberhalb der Hütte
ab. Nun war erste Hilfe nötig, die in Form der Bergrettung/Salvamont
erschien. Auf einer Bahre wurde die Ärmste in dunkler Nacht in die Hütte
gebracht. Da auch die Bergretter bis zu Tagesbeginn ruhen wollten, mußten die
Personen, die ein Zelt hatten, diese Hütte verlassen, was auch kontrolliert
wurde. Da ich kein Zelt hatte war ich froh, liegen bleiben zu dürfen – an
Schlaf war sowieso nicht zu denken.
Am frühen Morgen hatte sich der Wind
gelegt und im See spiegelte sich die Teufelsschlucht. Die Verletzte hatte zwar
kein Bein gebrochen, konnte aber nicht mehr auftreten. Sie wurde später von
einem Hubschrauber herausgeflogen.
Auf dem Gebirgskammpfad gibt es einige
schwierige Passagen, die mit Seilen und Ketten gesichert sind; nichts für
Ungeübte. Meine Isomatte, die ich hinten am Rucksack befestigt hatte, und mit
der ich überall hängen blieb, sah nach der Wanderung sehr beansprucht aus.
Blick
vom Negoi zurück auf den Caltun-See
|
Ich hatte mir angewöhnt nach der
Bewunderung der Sonnenuntergänge in den Schlafsack zu kriechen und bei
Tagesanbruch, wo es noch angenehm kühl war, loszuwandern. So war es keine
Seltenheit in dieser Morgenstimmung ein Rudel Gemsen zu beobachten.
Am Frecksee /Avrigsee traf ich einen
Schäfer, mit dem ich nochmals ein paar nicht mehr benötigte Dinge
eintauschte: na klar, ich hatte wieder Hunger und da schmeckt
ein frischer Schafskäse ganz hervorragend … Aber Vorsicht: auch der
Hirtenhund war hungrig und lauerte – schwupdiwup hatte er das Brot gepackt,
das er aber dann doch wieder fallen ließ …
Ich übernachtete noch eine Nacht im
Wald und gelangte über das Kloster
Roter Turm/Turnu Rosu mit dem Bus in die große Stadt nach Hermannstadt
/ Sibiu, wo ich mich für die nächsten Tage in der Pension Greenhouse vom
Deutschen Forum im Stadteil Neppendorf/Turnisor
einquartierte und ich mich an einer Dusche und meine Wäsche an der
Waschmaschine erfreuten.
Neppendorf liegt nicht weit vom
Stadtzentrum von Hermannstadt entfernt und ist nach der Besiedlung der Siebenbürger
Sachsen durch die Ansiedlung von deportierten Protestanten aus Österreich im
Jahr 1734, daher auch als Landlergemeinde,
bekannt geworden. In ihrem Brauchtum, Tracht und Sprache unterscheiden sie
sich von den Sachsen. Ein Landlermuseum
ist in der evangelischen Kirche untergebracht.
Hermannstadt ist ein schmuckes Städtchen,
mir gefiel besonders das Jagdmuseum von August von Spieß.
Am Freitag,
den 26. August waren meine „Sieben Sachen“ wieder auf Vordermann und ich
besuchte das Freilichtmuseum ASTRA mit seinen vielen alten Mühlen und
sehenswerten Gehöften aus verschieden Gegenden. Man sah Rumänen in Trachten,
die mit altem Handwerk wie der Spinnerei beschäftigt waren.
Über Rasinari – Poplaca erreichte
ich zum Wochenende die Landlergemeinde Großau
/Cristian.
Nach dem sonntäglichen Gottesdienst
setzte ich die Reise fort um ein Moorbad in einem der Salzseen in Bad
Salzburg/Ocna Sibilui zu nehmen. Um die
Mittagszeit wurde es mir dann zu warm, ich verzehrte noch schmackhafte Mici
mici und zog über Stolzenburg/Slimnic – Hermannstadt nach
Holzmengen
/Hosman ins schöne Harbachtal.
Durchs Harbachtal
wandernd, besuchte ich Orte wie Marpod und Kirchberg
/Chirpar .
Ende August waren die Temperaturen so
heiß, daß ich es vorzog nachmittags ein Magazin mixt aufzusuchen, und den Flüssigkeitsverlust
mit gutem rumänischen Bier auszugleichen.
Über Agnetheln/Agnita erreichte ich Jakobsdorf
/Jacobeni.
![]() |
Wehrkirche in Jakobsdorf / Jacobeni |
Blick
aus dem Kirchturm der Kirchenburg in Jakobsdorf/Jacobeni |
Als ich durch Wald und Feld den Weg
nach Malmkrog einschlug, kam ich vom Weg ab. Bei einer Rast unter einer Eiche
hatte ich den Weg verloren. Vorbeifahrende Zigeuner nahmen mich in ihrem
Pferdewagen mit und brachten mich dann nach stundenlanger Fahrt nach
Malmkrog
/Malincrav, wo ich wieder im Gästehaus des
Ein Aufenthalt in Schäßburg ist auf
einer Reise durch Siebenbürgen Pflicht und Langeweile kommt dort nicht auf!
Da auf der Landstraße die „Hohen Künste“ zu kurz kommen, wohnte ich
einem Orgelkonzert in der Klosterkirche bei.
Dieses Jahr wollte ich die Weindörfer
zwischen Kleiner und Großer Kokel kennenlernen. Über Dunersdorf/Dunes
erreichte ich Pruden
/Prod und über Elisabethstadt/Dumbraveni das Dorf Kleinalisch
/Seleus.
Michael
Krestel im Pelz in Kleinalisch in Siebenbürgen |
Um die Mittagszeit erreichte ich Bistritz
(früher Nösen) im Nösnerland, einst das nördlichste Siedlungsgebiet
der Siebenbürger Sachsen.
Mit dem Zug fuhr ich über Betheln/Beclean
nach Rodna. Vor 20 Jahren war ich diese Straße, die nur auf der Landkarte
eingezeichnet war, gewandert. Heute führt eine Forststraße hinauf zum
Rotundapaß
/Rodnapaß, den ich mit den unterschiedlichsten Hilfsmittel wie
Pferdefuhrwerk, auf Schusters Rappen oder Holztransport erreichte.
Am nächsten Morgen lief es sich leicht
bergab bis nach Cirlibaba,
im Buchenland /Bukowina.
Meine Liebe galt der alten
Wassertalbahn, und bis dorthin wollte ich über das Zibautal wandern.
Plötzlich tauchte in der Einsamkeit
ein Auto auf und obwohl vollbeladen, nahmen sie mich mit bis nach
Der Wirt war
über mich als einzigem Gast, der einige Brocken Französisch
und Italienisch wußte, sehr erfreut. Er tischte üppig auf … und
trinken mußte ich …
Aber wie sah es hier aus? Von Gleisen
keine Spur und ich mußte erst mal auf verschlammten Wegen und im Fluß talabwärts
eine Passage finden. Entsprechend sahen meine Schuhe aus, so verschlammt waren
sie. Klatschnaß erreichte ich eine alte zusammengefallene Hütte. Und dann
endlich kam ein Hinweisstein mit der Aufschrift „KM 7“…. und dann auch
verrotte Holzschwellen, die eine Gleisstrecke vermuten ließen.
Zum Frühstück gab es saftige Äpfel,
die es in diesem September reichlich gab, und ich lief auf den Gleisen der
Waldbahn talwärts.
Waldeisenbahn
im Wassertal |
Die Schmalspurbahn führt kurvenreich
über Brücken und durch Tunnels entlang dem Wasserfluß in ein
wildromantisches Karpatental.
Abseits der Strecke wollte die Gruppe
etwas erleben und da fiel mir der gute Preot Vasile Lutai aus dem Schradenthal/Valea
Scradei ein. Die Gruppe war von meinem Vorschlag begeistert, diesen rumänischen
Priester mit dem Kloster zu besuchen. An der entsprechenden Haltestelle
stiegen wir aus und liefen zu Fuß bis ins Schradenthal.
Preot
Vasile Lutai aus dem Schradenthal bei einer Trauung |
Bis zum Waldbahnhof in
Oberwischau
/Viseu de Sus war es nicht mehr weit
und mich überraschten die vielen neuen Änderungen seit meinem letzten
Besuch. Nun befand sich hier eine große Dampflok mit einem Eß- und zwei
Schlafwagen, dem Hotelzug Karpatenexpress. Von dieser Übernachtungsmöglichkeit
angetan, blieb ich hier gerne über Nacht.
Es war Sonntag und so bummelte ich im
Städtchen und in der Zipserei umher.
Am Montag, d. 12. September wollte ich
nicht mit der Touristenbahn sondern mit dem Produktionszug,
den die Waldarbeiter nutzen, fahren. In der Frühe fuhr die Diesellok
los, es wurde rangiert, geladen, vor und zurückgefahren, an jeder Station
gehalten, Traktoren aufgeladen und am Nachmittag erreichten wir die
![]() |
Holzfällerhütte in Koman / Coman |
Am Morgen gab es den versprochenen Cafe
bei der Grenzpolizei. Zwei Grenzpolizisten hatten mich am Abend zuvor
angetroffen und nach dem Ausweis gefragt. Wir hatten gescherzt und ich einfach
gesagt, daß ich am nächsten Tag die Gleisstrecke zurückgehe und zum
Morgencafe vorbeikomme. Und so war’s dann auch.
Als ich im Forsthaus in Barthau
/Bardau nach Bier fragte, luden mich die beiden Förster gleich ein. Dazu gab
es leckeres Essen, angeblich „Bärenwurst“. Ob tatsächlich Bären- oder
auch nur Hirschwurst - Tatsache war, es schmeckte. Während wir von der Jagd
sprachen, zeigte mir ein Förster einige Trophäen, wie ein abnormes Rehgehörn
und die Tatzen von einem Bär.
Heute war es bis zu dem Touristenhalt
in Paltin nicht mehr weit und ich wollte die letzten Kilometer mit der lieb
gewordenen Waldlok zurückfahren.
Über eine nahegelegene Almsiedlung
hatte ich in diesem Jahr einen Fernsehfilm gesehen
„Die letzten Bergbauern der Karpaten“.
Ich lief noch einige Kilometer hinaus, traf natürlich nicht auf diese
im Film gezeigten Menschen, übernachtete aber dann doch zünftig bei Luhei
unter dem Berg Farcau in einem Heuschober, den mir die Almbäuerin überlassen
hatte.
Über dem Farcau dunkelte es und ich
erreichte anderntags gerade die Siedlung Poinelle de sub Munte, als sich der
Himmel entleerte. Gottseidank war eine Kneipe in der Nähe, wo ich die Zeit
abwetterte.
Nicht mehr weit war es ins schöne Krasnatal,
wobei ich zurück zur Hauptstraße mußte. Am Ende des Tals ragte der Berg Pop
Iwan in die Höhe, die höchste Erhebung in der Ukraine. Mit dem schweren
Gepäck wollte ich nicht bis hinauf und mir reichte der Talschluß bei dem
Naturparkhaus. Mittlerweile hatten sich auch die Schäfer mit ihren
Schafherden verabschiedet und waren ins Tal gezogen, so daß ich alleine und
abgeschieden unter dem Dach einer Hütte übernachtete. Allerlei Geräusche
des Nachts ließen mich aufschrecken …
Auf demselben Weg, den ich gekommen
war, gings zurück und ich gelangte zum Wochenende nach Sapinta.
Junges
Mädchen in der Maramuresch |
Nach dem sonntäglichen Gottesdienst
verließ ich Sapinta und kam über Sighet in ein Tal, in dem es besonders
viele alte Holzkirchen gibt.
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Holztor in Calinesti |
Über Feresti – Cornesti – Calinesti - Budesti gelangte ich zum Laposchgebirge.
Wasserbüffelgespann
in Rogoz |
Die Region ist für
ihre Holzarchitektur bekannt und Zentrum rumänischer Volkskunst. Am schönsten
ist dies an den Holzkirchen zu bewundern.
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Holzkirche in Rogoz |
Die Landschaft herbstete sehr, das Laub
der Bäume fing an sich zu verfärben, sogar die Herbstzeitlose schaute
neugierig aus den Wiesen, überall grüßten aufgeschichtete Heuhaufen, die
Bauern fuhren voll beladen mit Heu mit ihren Pferdefuhrwerken und gar
manchesmal mit Ochsen- und Büffelgespannen und wenn ich die Hände
ausstreckte, erreichte ich schmackhafte Äpfel. Wahrlich, hier ließ es sich
als Wanderer gut leben!
Zum Abschluß meiner Wanderfahrt wollte
ich die letzten Tage meiner zehnwöchigen
Wanderfahrt geruhsam ausklingen lassen.
Zum Abschluß der
Reise gönnte ich mir das Eisenbahnvergnügen und fuhr bis Arad
, meiner letzte Station.