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Ein neues Leben in der Fremde

Wer´s mag, kann daran teilnehmen!

Ein Bericht von: Elvira Göres

http://www.ferienhaus.home.ro 


Mein Jüngster wäscht sich gerade. Er steht gebeugt über der Waschschüssel und schüttet sich Wasser über den Kopf. Später macht er sich eine Wärmflasche und geht ins Bett.
Warum leben wir wie früher?
Leben wir wie früher?
Sicher nicht, denn wir hatten die Freiheit, unter ungezählten Möglichkeiten der Lebensformen zu wählen- was früher wohl kaum jemand konnte.
Wir kamen vor ca. sechs Jahren hier nach Siebenbürgen, weil uns das der einzige Ort in Europa schien, wo noch eine bäuerliche, traditionelle Landwirtschaft möglich ist und es gleichzeitig deutschsprachige Schulen gibt. 

Man kann in D nicht die Milch von vier Kühen an die Molkerei abgeben, man bekommt keine Quote und die Erfassungskosten wären viel zu hoch. Die Milch muss ja analysiert werden, auf Keimzahlen, Zellgehalt, Fett etc., danach wird bezahlt. Auch findet man niemanden mehr, der einem zeigt, wie man Pferde vor den Wagen spannt, wie man auf dem Feld mit ihnen arbeitet. Das haben wir hier lernen können. Es gibt noch einen Hufschmied, der beschlägt und wir können ohne Auto in einem abgelegenen Dorf auskommen.

So kamen wir nach Roandola/Rauthal, wo die beiden jüngeren Kinder zunächst  den rum. Kindergarten und die einklassige Grundschule besuchten, wobei sie sehr schnell rumänisch lernten.
Nun fahren sie täglich mit dem Bus nach Schäßburg. Das ist sicher nicht "wie früher", aber unsere Kinder haben nicht unser Leben gewählt, und so gibt es jetzt auch Internet und Fernsehen bei uns.

Was möglich ist, machen wir so, wie es bis vor kurzem noch war: wir heizen und kochen mit dem Holz aus dem Wald, das wir mit unserem Pferd heimbringen, mit Ziehsäge und Spaltaxt zerlegt, trocknet es bis es auf Ofengröße gesägt und gespalten in den Ofen wandert. Mein Mann ist jetzt im Winter von 5 Uhr früh bis halb neun im Stall beschäftigt, mit ausmisten, füttern, Wasser aus dem Brunnen ziehen, melken.
Das gleiche nachmittags von halb vier bis halb sieben. Wir haben vier Milch- und zwei Jungkühe, Kälber je nachdem, und alle vier bis fünf Tage sammelt sich ein Wagen Mist an, den unser Pferd zum Feld zieht.

Heute steht der große Wäschetopf auf dem Herd, ein andermal der Topf mit Milch zum Käsemachen  oder Zuckerrübensirup oder Marmelade oder Zacusca...es ist fantastisch , was man alles selbst machen kann und konservieren auch ohne Gefriertruhe. So viel Leckeres Eingemachtes, Getrocknetes, in Öl, Eingelegtes, Gesalzenes... sogar der Essig ist heuer gelungen und der Wein, der Schnaps allerdings ist schauderhaft ...

Zum ersten Mal können wir mit eigenem Roggen unser Brot backen, mit der elektrischen Getreidemühle gemahlen. Wir erheben keinen Anspruch auch Konsequenz!
Nach vielem Ärger mit unzuverlässigen Leuten arbeiten wir seit ca. drei Jahren mit einer netten Zigeunerfamilie zusammen. Sie helfen uns bei allem, was allein nicht zu bewältigen ist: beim Pflügen, Kartoffeln- Rüben- und Maishacken, beim Gras- und Luzernemähen, beim Auf- und Abladen des Heus, bei der Ernte.

Wir leben sehr stark mit dem Wetter und den Jahreszeiten. Das Schöne ist, dass die Arbeiten sich im Jahreslauf ständig ändern. Das Leben ist völlig anders im Frühjahr oder im Herbst, im Sommer z.B. haben wir unsere Sommerküche draußen. Ich koche nur mit den abgerebelten Maisstengeln auf dem alten Eisenofen (Stiefelofen). Am frühen Nachmittag halten wir eine Siesta, weil es zu heiß ist. Abends dann wird es spät, manchmal kommen wir erst bei Mondschein noch mit einer Fuhre Heu heim, was besonders schön ist ... Dann fällt man nur noch ins Bett, und früh wieder raus. Im Winter ist eher Schluss, so halb sieben abends. Doch man braucht auch mehr Ruhe. Tags über in der Kälte draussen zu sein, zehrt sehr an den Kräften. Holz sägen und hacken, Mist und Gülle fahren alle 4-5 Tage, und der Weg zum Feld ist ziemlich weit. Es geht nur wenn der Boden trocken bzw. gefroren ist, sonst versinkt man im Schlamm. 

Zur Mühle ins nächste Dorf zu fahren, um den Mais für die Kühe mahlen zu lassen, nimmt einen ganzen Tag in Anspruch. Das machen wir alle zwei Wochen. Ich habe mehr Zeit, Briefe zu schreiben, zu lesen, Brot und Kuchen zu backen, ausführlicher zu kochen als im Sommer. Auch habe ich die ersten Jahre sehr viel mit den Kindern für die Schule lernen müssen, damit sie von der Dorfschule in die dt. Schule in Schäßburg überwechseln konnten. Es ist ein rundherum ausgefülltes Leben, das auch viele Freiheiten bietet, in der Gestaltung unserer selbstgewählten Aufgaben.

Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren bieten wir auch zum Verkauf an, was im Dorf gut angenommen wird. Alle zwei Tage kommt das Milchauto (wir haben eine kleine Kühlung), und abends holen viele Leute mit Töpfen, Flaschen und Kannen bei uns ihre Milch.

Wir sind - laut Auskunft der Agrarstelle in Bukarest, die einzigen Ausländer hier, die für Ihre kleine Landwirtschaft die üblichen Subventionen beantragen und erhalten. Es gibt sicher mehr, aber diese haben große Güter und Verwalter...
So reicht unser Einkommen hier auch für unser eher bescheidenes Leben. Ein Faktor ist, ob wir die immerhin über 200 Lei Geld für den Schulbus zurückerhalten oder nicht.
Auch könnten wir keine Fahrt nach Deutschland zu unseren Verwandten und Freunden damit bezahlen.

Die letzten Jahre sind öfters meist junge Leute bei uns gewesen, um eine zeitlang ihr Leben mit uns zu teilen, neue Erfahrungen zu machen und alte Kulturtechniken zu erlernen.
Vorletztes Frühjahr konnten wir ein kleines Häuschen als  Unterkunftsmöglichkeit herrichten.
Wir freuen uns weiterhin über Besucher und tatkräftige Helfer und bieten das nette Häuschen auch als Ferienwohnung an.
Unter
http://www.ferienhaus.home.ro  kann man sich davon und von uns ein paar Bilder anschauen.
Nie hätte ich gedacht, einmal Kühe vor mir her zu treiben, schon gar nicht in Rumänien. Das Leben hat erstaunliche Wege und Möglichkeiten bereit.

Wir halten diese Art der Landwirtschaft für die beste für Mensch, Tier und die Umwelt. In solch einer kleinbäuerlich bewirtschafteten Kulturlandschaft gedeihen nicht nur mit der größten Effizienz, d.h. mit geringem Einsatz von Fremdenergie (bei uns ohne,  Kunstdünger, Spritzmittel, Diesel, Maschinen) die größtmögliche Vielfalt sowohl an Nutz- und auch an Wildpflanzen und allgemeiner Biodiversität.
Die Weidehaltung ist gut für die Gesundheit der Tiere und ebenfalls für die Natur.

Der Mensch hat eine mit dem Jahreslauf sich verändernde, niemals langweilige Arbeit, immer nahe am Boden, Wetter, und um Erfolge und Ertrag zu erzielen, ist eine ständige Präsenz in Gedanken und Kräften nötig, nämlich das Richtige zur rechten Zeit, zu machen. Wann hat der Boden die richtige Struktur, um wie bearbeitet zu werden? Wann ist der 3. oder 4. Luzerneschnitt fällig, wie kann ich die Arbeit in Abstimmung mit den anderen Arbeiten, z.B. der 1. und 2. Maishacke erledigen? Wir sind jeweils ca. 2 Wochen mit einem Luzerneschnitt beschäftigt, sie ist saftiger und hat dickere Stengel als Heu, und muss tagelang gewendet, abends wegen dem Nachttau zusammengerecht, gegen 11 Uhr wieder ausgebreitet werden. Auch darf sie nicht zu trocken werden, weil sonst die eiweißreichen Blätter abfallen. In diesem Fall macht man solche Haufen, wie sie hier in Rumänien noch zu sehen sind, bis man die Zeit hat sie einzufahren ... 

38 - 40 solcher Pferdewagen brauchen wir für 6 Monate, während denen das Vieh im Stall steht. Außerdem noch die Maisstengel, welche im Oktober/November mit der Sichel geschnitten und mit Schnüren gebündelt werden.
Die Futterrüben müssen 3-4 mal gehackt werden, damit sie ordentlich groß und dick werden. So erreicht man auf kleiner Fläche (wir haben 1,5 ha Luzerne, 0,7 ha Mais, 0,3 Weizen, 2 ha Heuwiesen, z.T. am Steilhang und kleinere Stückchen mit Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln sowie Hafer und Roggen.) einen hohen Ertrag.

 

Rückblick auf das Jahr 2010

Nach einem turbulenten und erfüllten Jahr ist hier nun die winterliche Ruhe eingekehrt. Nicht, dass es nichts zu tun gäbe- die tägliche Stallarbeit allein nimmt 6-7 Stunden von Gerhards Zeit in Anspruch, und auch ich helfe so zwei Stunden draußen mit. Kaum zu glauben, wie viele Schubkarren Mist die Tierchen jeden Tag produzieren, welche Heuberge in ihren Mäulern verschwinden - abgesehen von 40 Eimern Wasser ...

Vor zwei Wochen mussten wir leider unsere erste Kuh, die gute Berna mit den schönen langen Hörnern, zum Schlachter geben. Sie war ca. 17-18 Jahre alt, so genau weiss man es nicht, ein stolzes Alter. Wir haben unseren Stall voll mit ihren Nachkommen. Bestimmt 20 Menschen haben diesen Sommer an ihr die ersten Melkversuche gemacht, und genauso ruhig und selbstverständlich, wie sie damals 30 km vom Viehmarkt zu uns in den Stall ging (zu Fuß !), ging sie nun auf den Anhänger, ohne Schläge, ohne Probleme. Mir ist, als sei sie uns ein Vorbild , im Hinnehmen des Unvermeidlichen ...

Wir haben dieses Jahr über 70 Personen bei uns in irgendeiner Form beherbergt, im Gästehaus, in Zelten, in der Scheune ... zum Teil zahlende Urlauber, zum Teil mit uns lebende Praktikanten, die hauptsächlich über Wwoof (willing workers on organic farms) zu uns kamen, doch auch deren Freunde, Geschwister, die auch noch zu Besuch kamen ... Ein reiches Jahr an Begegnungen, denn alle kamen mehr oder weniger auch aus Interesse am Landleben und unserer traditionellen Landwirtschaft, die man sonst kaum noch in Europa findet.

Gern denke ich an Ayla aus England, die unser Fremden gegenüber sonst so widerborstiges altes und blindes Pferd so ins Herz schloss, dass es sich willig von ihr beschmusen ließ ... und die mit Tränen von ihm Abschied nahm...("I love him" )
Oder an Lorrie aus Frankreich, die mit Saxophon auf dem Fahrrad angereist kam und unsere Musik beim Johannisfeuer, das natürlich aus Dornen bestand (siehe unten!), oder die beiden Martins, die meine Küche so zu schätzen wussten und die in unserem Freiluft-Fitness-Studio mit Schwung mit Spaltaxt und Ziehsäge für unseren winterlichen Holzvorrat sorgten.

Leider hatten wir oft zu wenig Zeit, mit den Urlaubsgästen gemütlich zusammen zu sitzen, denn unser Tag beginnt früh, auch sonntags natürlich, und ist körperlich sehr anstrengend, was vor allem unsere Sommer-wwoofer kräftezehrend zu spüren bekamen. Dank an alle, die mit uns in der Hitze von Mai bis September Heu und Luzerne gemäht, gewendet, gerecht und geladen haben! Fast 40 Wägen, mit Schweiß und Staub, und am Abend, nach der Stallarbeit, wenn man schon sooo müde ist, wartet noch ein Wagen in der Scheune aufs Abladen, denn morgen geht´s weiter ... nach einer Katzenwäsche ins Bett fallen ...

Nun leben wir von den Vorräten von Feld und Garten, und freuen uns auf neue Gäste im nächsten Jahr, für die das Eingemachte auch noch reichen muss, denn bis in den Sommer hinein gibt es nicht viel zu ernten ... und 6-8 hungrige Esser hatte ich viele Monate am Tisch, ohne jede Woche zum einkaufen zu gehen. Das Allermeiste kam aus eigener Wirtschaft, und gekocht wird am alten Holzherd, mit durchgebrannter Röhre  ... eigentlich ist es eine Kunst, darin überhaupt noch Brot und Kuchen zu backen. Statt Holz habe ich die abgerebelten Maisstengel zum Kochen, die müssen alle 10 min. nachgelegt werden, sonst ist das Feuer aus... aber es macht Spaß, mit Phantasie jeden Tag ein abwechslungsreiches Essen, mit Salat und Nachtisch auf den Tisch zu bringen, fast immer vegetarisch, und zu sehen wie es geschätzt wird ... Allerdings gibt es auch manchmal Probleme mit den ungewohnten Keimzahlen ... meine Milchprodukte sind alle aus Rohmilch, und Kühlschrank haben wir nicht ... aber es haben alle ohne Schaden überlebt!

Zu Weihnachten wird  mir wieder bewusst, wie nahe wir an den elementaren Bildern der Bibel leben: ... Das erste Weihnachten fand in einem Stall statt, da gab es Mist und eine Futterraufe ... logisch, dass man dort Unterschlupf sucht, denn ein Stall ist auch im Winter warm. Und die Hirten kommen daher, sicher waren es auch damals die Ungebildetsten, so wie hier bei uns Analphabeten, die schon als Kinder Hütebuben waren. Ein Leben mit den Tieren, was für eine Stille, ab und zu ein Besuch im Dorf, sich einen Rausch antrinken ... draußen den ganzen Winter, bei -20 Grad, nur mit einem Bretterverschlag, oder gar nur einem überdachten Schlafplatz mit Schaffellen .... Mir ist, als ob wir hier das Urbild der Feindschaft zwischen Kain und Abel hautnah erleben ... ("und Abel war ein Schäfer, Kain aber ein Ackerbauer ... und als sie miteinander auf dem Felde waren, erhob Kain sich wider seinen Bruder Abel und erschlug ihn") ... Warum wohl? Ich denke mir, als die ersten Menschen sesshaft wurden, mussten sie ihr Land verteidigen gegen die umherziehenden Nomaden mit ihren Herden.

Jeder, der hier in Rumänien seine Felder bestellt, wird ein Lied davon singen können ... die Schäfer gehen auch nachts umher, vor allem im Sommer, wo sie tagsüber im Waldesschatten ruhen ... und respektieren oft genug keine Grenzen. Jedes Jahr haben wir Schaden, die Schafe gehen über die Heuwiesen, Pferde, Esel und Schweine des Schäfers und Ziegenbesitzers, die im Sommer draußen "stationiert" sind, tun sich in unserem Maisfeld, in den Futterrüben und den Kartoffeln gütlich ... Manche Menschen sind so primitiv, ich kann es nicht anders sagen, mit Vernunft, Freundlichkeit und auch mit Polizeidrohung kommt man ihnen nicht bei ... Dieses Jahr haben wir Schilder "Gelände vergiftet" (sahen wir auch anderswo) aufgestellt, woraufhin der Schäfer Gerhard mit der Axt bedrohte. Nicht ungefährlich die Leute, vor allem in betrunkenem Zustand ... naja, es half einige Zeit.

Auch Zäune werden  attackiert, aus Spaß durchgeschnitten, von den Tieren eingerissen ... so müssen wir damit  damit leben ... und diesen ist der Engel erschienen in der heiligen Nacht! Und wir, die wir im Schweiße unseres Angesichts unser Brot essen und wahrlich wissen, was Disteln und Dornen sind? Jeder, der einmal mit der Axt Dornen gehackt hat, dieses zähe, widerspenstige Gestrüpp, das die Kuhweide zu einem Dornwald macht, (Maria durch ein Dornwald ging, kyrie-eleison...), und auch noch schlecht genug brennt, auf Haufen geworfen, jeder, der abends mit blutig zerkratzten Armen und abgebrochenen Dornspitzen in den Händen heimkam, weiß was die Vertreibung aus dem Paradies heisst ...

Und die Disteln erst, heuer nach dem regenreichen Frühjahr besonders prächtig im Maisfeld, man konnte wegen der Nässe lange nicht hacken, danach kam die Hitze und der Boden wurde betonhart ... ein Lob den fleißigen Zigeunerinnen und meinen drei wooferinnen Anais, Lorrie und Gunn aus Norwegen, die auch  an meiner  Seite gegen die Disteln gekämpft haben. Man lernt Ausdauer, bei solchen Arbeiten, und Geduld, viel Wertvolles kann man lernen beim Landleben, uff!!!

Dennoch war die Ernte bescheiden, der viele Regen hat auch den Kartoffeln geschadet, sie standen teilweise im Wasser und wir hatten wenig zu verkaufen, trotz guter Bearbeitung. Dafür gab es Gras und Heu in Fülle, und die Kühe kamen auch im Herbst noch satt von der Weide.

Ich wünsche mir, dass alle, die uns als Gäste und Helfer von ihrer Kraft, ihren Gedanken und Ideen gaben, auch von hier etwas mitgenommen haben: Erfahrungen, Eindrücke, auch Know-how für die, die von Selbstversorgung träumen, auf dass sie etwas davon in ihrem Leben gebrauchen können!


Elvira Göres
557119 Roandola/Rauthal Nr. 104
Tel. 0269/428034
elviragoeres@yahoo.de

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