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...auf Großfahrt nach Siebenbürgen, Maramuresch und dem Buchenland

Rumänien 2007 - ein Bericht von Wolfgang Post (wolfglobetrotter@gmx.de)


Eine Wanderfahrt in die Karpathen war und ist immer faszinierend: Ursprünglichkeit - ausgedehnte Wälder - malerische Bergketten und Menschen, die im Einklang mit der Natur leben. Es war mir zur Gewohnheit geworden, in den vorangegangen Jahren regelmäßig nach Rumänien zu fahren. Von diesen Fahrten hatte ich in Wort und Bild berichtet und so hatte sich bald eine lustige Gruppe "Wandervögel" zusammengefunden, die eine erneute Reise in die Welt der Karpaten unternehmen wollte.

Wir - die Wandervögel - sind:

  - Gertrud Lau aus Andernach

- Claus Greger aus Bayreuth

- Wolfgang Post aus Herborn

Die Wandervogelbewegung erstand aus dem Phänomen der Jugendbewegung am 4. November 1901 mit Gründung des Wandervogels in einem Hinterzimmer des Ratskellers von Berlin-Steglitz mit einem Kreis wanderfreudiger Schüler. Der Begriff "Wandervogel" ist die romantische Umschreibung für den Zugvogel. Der Wandervogel bereitete seine Schwingen aus und eröffnete tausenden junger Menschen verschiedenster Generationen eine Tür zum Fahrtenglück. Zünftig wie einst die Wandervögel hatten wir unsere Siebensachen in den Felltornistern, den "altehrwürdigen Affen", verstaut.

Das Lied der Wandervögel
Ihr Wandervögel in der Luft,
im Ätherglanz, im Sonnenduft
in blauen Himmelswellen!
 
Ein Wandervogel bin ich auch
mich trägt ein frischer Lebenshauch,
und meines Sanges Gabe
ist meine liebste Habe.
 

Das Lied der Wandervögel entstammt Otto Roquettes Märchenepos "Waldmeisters Brautfahrt".

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Als ersten Ausgangspunkt hatte ich das mir bis dahin unbekannte "Siebenbürgische Erzgebirge" mit seinen interessanten Höhlen in den Westkarpaten ausgewählt. Dieses Gebirge beeindruckt weniger durch seine Höhe (1.849 m) als vielmehr durch die Vielfalt der einzelnen Gebirgsabschnitte. Höhlen, Karstgebiete und alte Vulkankegel üben einen besonderen Reiz aus.

Angeregt durch weitere Wanderberichte und nach dem Studium von Wanderkarten suchten wir uns als Ausgangspunkt das Städtchen Karlsburg/Alba Julia aus, zu dem wir uns von Deutschland mit dem Touring-Bus bequem fahren ließen. Am Freitag, den 27. April 2007, traf ich mich mit Gertrud am Bahnhof in Frankfurt/Main um von hier per Bus nach Rumänien zu fahren. In Diemrich/Deva in Rumänien trafen wir Claus, der mit einem anderen Bus bis hierher gefahren war. Wir begrüßten uns als Wandervögel und überzeugten uns in Karlsburg vom rumänischen Bier und nahmen eine gute Mahlzeit.

Die heutige Stadt Karlsburg ist auf dem antiken Appulum gebaut und war die ehemalige Hauptstadt Transsilvaniens, was sinngemäß "im Lande jenseits der Wälder" heißt. Die Burg wurde im 9. - 10. Jahrhundert die "Weiße Burg" genannt. Die Burg hat die typische Vaubansche Form eines Sterns. Am Samstag Abend waren die Leute ordentlich gekleidet und auch einige Brautpaare unterwegs. Zigeuner spielten auf und wir hörten die ersten rumänischen Klänge.

Nach einem kurzen Regenschauer fuhren wir mit einem Auto heraus und begannen unsere Wanderung in die Westkarpaten - in das Trascaugebirge - über Krapundorf/Ighiel zum Ighielsee. Die Trascauberge verdunkelten den Horizont und der Ighielsee bringt wie eine Meerauge eine Ahnung von Ruhe und Frieden in diese Landschaft. Das Gebirge ist ein massiver Kalksteinblock, eine Art Monolith. Es bildet eine eigene Burg in der großen Burg der Westkarpaten.

Im Dunkeln suchten wir uns oberhalb des Sees unter einer Buche eine Schlafstelle. Schnell errichteten wir unser Lager und verkrochen uns in die Schlafsäcke. Der Mond schien durch die Äste und die Schatten der Bäume und Äste verliehen etwas von Drakulas Glanz. Und tatsächlich: mitten in der Nacht weckte mich Claus, der ein lautes und verdächtiges Geräusch in unserer Nähe wahrnahm. In der Ferne bellten Hunde und wir hatten das Gefühl als ob sich ein riesengroßes Tier im dunklen Wald lautstark seinen Weg in unsere Richtung suchte ... sicherlich ein Bär! Claus hatte einen großen Stock griffbereit. (Ich legte meinen Fotoapparat parat und hätte in Memorium vom heldenhaften Einsatz von Claus sicherlich ein allerletztes Bild von ihm mit dem Bären geschossen..?) Gottseidank passierte nichts, das lautstarke, unbekannte Wesen verdrückte sich. Wir waren froh am Morgen ungeschoren davon gekommen zu sein und uns anschließend am See ein Süppchen kochen zu können.

  "Guten Morgen"

Am See war es frisch, die Natur enfaltete sich, Blumen blühten und wir fanden den richtigen Wanderweg zur einer Alm und genossen die Frühlingssonne. Von der noch nicht bewirtschafteten Alm führte ein Pfad in ein Tal nach Necrilesti und wir folgten einem Weg, an dem wir auf die typischen Motzenhäuser trafen. Die Häuser sind durch das hohe und schräge Dach aus Stroh gekennzeichnet, das im Winter hilft eine zu hohe Schneelast zu vermeiden.

  Im Motzenland ...

Unterwegs hörten wir die ersten Kuckucksrufe in diesem Jahr, sie begleiteten uns auf dem gesamten Weg. Beim ersten Kuckucksruf griff ich nach meinem Geldbeutel; denn eine alte Weisheit sagt, wenn beim ersten Ruf der Geldbeutel gefüllt ist, hat man für das weitere Jahr keine Geldprobleme mehr. Endlich trafen wir an diesem Sonntag auf einen Alimentara (kleiner Laden, der Lebensmittel anbietet, aber auch Getränke ausschenkt - der Dorfmittelpunkt sozusagen). Die Nacht auf dem harten Waldboden noch in den Knochen waren wir froh hier rasten und Bier trinken zu können. Und wir hatten diesen Platz zur rechten Zeit erreicht, denn ein Wolkenbruch verhinderte jede Bewegung im Freien. Noch dazu reichte uns der nebenan wohnende Bauer seine selbstgemachten und soeben gebratenen Hackfleischstücken "Mici-Mici", die hervorragend schmeckten.

Mici-Mici ist eine Art Nationalgericht der Rumänen. Zusammen mit dem Tuika, dem beliebtesten Getränk in Rumänien, bildet er eine landestypische Einheit. Der Tuika ist ein hochprozentiger Zwetschgenschnaps (50 %) und wird zu jeder Tageszeit getrunken. Es gibt wohl kaum eine Familie auf dem Land, die keine eigene Destille besitzt. Nach dem Regen war es nicht mehr weit in das Dorf Moldolesti. Auf dem Weg dorthin lasen wir eine betrunkene Bäuerin auf, die am Wegesrand lag. Der junge Dorfpfarrer war nicht gerade begeistert als er uns sah, aber er verhalf uns zu einer Schlafgelegenheit im Haus von Anna, machte eine Kirchenführung und kredenzte uns schmackhaften Wein. So kamen wir an diesem Sonntag doch noch zu einem privaten Gottesdienst. Nach vielen geistvollen Getränken sanken wir todmüde in die Betten.

Anderntags bewunderten wir die typischen Hausgegenstände, wobei wir auch die Destille bewunderten. Dann zogen wir wieder in das sagenhafte und pittoreske Apuseni-Gebirge mit den spektakulären Landschaften. Hier tummeln sich im Sommer auf blumenübersäten Wiesen Millionen von Schmetterlingen. Noch waren es nicht so viele - aber das erblühende Naturerwachen wird uns wohl in Erinnerung bleiben!

Besonders schön fügen sich die alten Dörfer in die Landschaft ein. In den Tälern kommt man durch eine fast unberührte Natur. An einigen Häusern mit vorbeifließenden Bächen sahen wir eine Naturwaschmaschine. Das aufgestaute Wasser spritzte in ein Holzgitter, so daß das Wasser schäumte und sich drehte. Der Wäsche tut dies gut.

  Bei Cheia ...

oberhalb Cheile Râmetului

  Bergsteigerrast ...

über der Klosterklamm

Ab Cheia teilte sich der Weg: entweder durch das Flußbett oder entlang des Berges in eine der zahlreichen Klammen. Wir nahmen den Felspfad, genossen die bizarre Aussicht, waren dann aber froh, an dem Sicherungsseil in der berühmten Rimet-Klamm herunterzuhangeln. Gut, das ging nicht ganz ohne empfindliche Blessuren und Schrammen. Gertrud hatte noch einige Zeit nach Beendigung der Wanderfahrt ihre Reiseandenken. Wie war doch gleich Gertruds Spruch:

"es gibt kein größer Leid
als was der Mensch sich selbst andeit!"

Zur Klosterklamm zählt eine Naturhöhle und der Weg war nicht mehr weit zum Ramet-Kloster, in dem wir übernachten und uns erholen konnten. Einige rumänische Wörter für die Berge:

Guten Tag - buna ziua / Gute Nacht - nopt buna
ja - da / nein - nu
bitte - va rog / danke - multumesc
wo - und e / wieviel - cit
rechts - la dreapta / links - la stinga
Berghütte - cabana / Weg - drum
Stein - piatra / Wiese - Poina
Fluß - riu / Tal - vale

Am 1. Mai - die Rumänen hatten wohl alle lang gefeiert - wanderten wir frohgemut in den Mai hinaus. Bäume blühten, der Wacholder zeigte sich, Hunde gesellten sich zu uns und wir bewunderten die schöne Landschaft mit den Motzenhäusern. An einem Paß sahen wir die schneebeckten Berge - die "Munti Apuseni" = Berge im Westen, gemeint sind die Westkarpaten. Dies bedeutet nicht nur eine geografische Reliefform, sondern auch eine eigene Lebensweise. Denn die Täler und Höhen beherbergen hier die höchstgelegenen Dörfer Rumäniens.

Von diesem Paß sahen wir herunter zum Kloster Schitul Sub Piatra (Kloster unter dem Felsen) mit der nahegelegen Höhle Huda lui Papara. Da ich in einem der Motzenhäuser übernachten wollte blieb ich zurück. Claus und Gertrud zogen es vor nach den Wanderstrapazen in einem Bett zu übernachten und gingen zum Kloster weiter.

  Die Nacht verbrachte ich in einer alten Motzenscheune und war froh einen guten Schlafsack dabei zu haben.

In aller Frühe war ich auf den Beinen, lief an der Höhle "Huda lui Papara" vorbei, die ich aber wegen des Wassers nicht besuchen konnte, und überraschte die Kameraden bei der morgendlichen Andacht in der Klosterkapelle.

Von hier war es nicht mehr weit bis in den nächsten Ort Saltschiua/Salciua, wo wir es uns in einer Pension gemütlich machten. Gerne hätten wir eine der berühmten Höhlen besucht, doch eine Fahrt dorthin ohne Auto ist aus Zeitgründen nicht gerade einfach. So entschlossen wir uns ein Stück mit dem Bus zu fahren und die wildromantisch schöne Thorenburger Schlucht (Turda-Klamm) zu durchwandern.

Der Eingang zur Klamm ist wie ein riesiges Tor in eine mysteriöse Welt, rechts und links hohe Felswände. Die Schlucht ist zum Naturreservat ernannt worden. In dieser Zone gibt es zahlreiche Pflanzenarten und Vögel: vom Edelweiß und dem Kohlröschen bis zum wilden Knoblauch. Der Pfad durch die Klamm hat noch einen weiteren romantischen Beinamen "Allee der Verliebten". Ein Kuß im Herzen der Berge ist sozusagen Pflicht.

Nachdem wir über 80 km im Trascaugebirge gewandert waren, ließen wir uns am Nachmittag ins nahegelegene Thorenburg/Turda fahren. Der Freitagsmarkt in Thorenburg war bäuerlich geprägt, wobei uns die bunt gekleideten Zigeuner auffielen. Kurze Zeit später fuhren wir mit dem Minibus bis nach Klausenburg/Cluj-Napoca, wo wir in der Jugendherberge (Retro Hostel) Unterkunft fanden. Das Leben in so einer Großstadt ist nach einer Wanderung doch etwas anderes: man bummelt durch die hübsche Stadt, genießt Cafe und Kuchen und erfreut sich an den Darbietungen der musikalischen Zigeuner, die bei jedem Brautpaar aufspielten und versuchten ein paar Groschen hinzuzuverdienen.

Pünktlich zum Biertrinken gesellte sich auch der Wanderkamerad Bernd Wolter aus Langenaubach zu uns. Gemeinsam fuhren wir am Sonntag, dem 6. Mai, mit dem Frühzug von Klausenburg bis nach Unterwischau in die Maramuresch. Die Maramuresch ist von Bergen umgeben. In den Ortschaften trifft man wunderschöne alte Holzkirchen sowie traditionelle Bauernhäuser. Nicht weit entfernt liegt Oberwischau/Viseu de Sus, wo wir im Deutschen Forum übernachteten. Hier in der sogenannten "Zipserei" trafen wir viele Deutschstämmige, die uns mit Grüß Gott begrüßten. Ein Rundgang durch den Ort und den deutschen Friedhof ergab neue Erkenntnisse.

Von Oberwischau/Viseu de Sus gelangt man ins Wassertal. Hauptattraktion dieses Tales ist die Schmalspurbahn für Holz- und Passagiertransport. Eine Dampflokomotive versieht ihren Dienst auf dieser in der Periode 1930 bis 1940 gebauten Strecke. Und diese fantastische Bahnfahrt unternahmen wir dann am Montag, den 7. Mai. Die Dampflok machte mächtig Dampf und wir fühlten uns um Jahrzehnte zurückversetzt. Sogar eine Gruppe von Fotografen war mitgefahren, die an Brücken, Gleisabzweigungen, Tunnels und Bahnhöfen die Ereignisse fotografierten.

In der Station Bottisol/Botizu hielt der Zug und im strömenden Regen suchten wir Zuflucht in einer Holzfällerhütte. Leider gab es hier keinen Platz für uns alle. Daher fuhren Claus, Gertrud und Bernd lieber mit dem Zug wieder zurück nach Oberwischau. Ich sprang im Regen auf den nächsten Zug, den ich in der Förster- und Holzfällersiedlung Feinen/Faina (Kilometer 31) verließ. Bei dem Regen war ich froh in der Försterei unterzukommen. Beim Rundgang zu der einsamen Waldkapelle mit der Grabinschrift "Ruht in Gott" erinnerte ich mich an die Auerhahnbalz in 1994.

Anderntags hatte es aufgehört zu regnen und ich lief wie ein Eisenbahntramp auf den Gleisen zurück. An der Abzweigung zum Schradenthal traf ich auf Claus, Gertrud und Bernd. Ich unternahm noch einen kurzen Abstecher ins Schradenthal, das ich von der Fernsehsendung "Winter in den Maramuresch" kannte. Wir blieben noch eine Nacht im Deutschen Forum in Oberwischau.

Am Mittwoch, dem 9. Mai, besuchten wir den Schnapsbrenner Emmerich Schmidt. Ihn hatte ich auch in einer Fernsehsendung über die Waldeisenbahn gesehen. Er ist noch sehr rüstig, freute sich über unseren Besuch und schenkte ordentlich ein. Von dem köstlichen Naß nahmen Claus, Gertrud und Bernd noch eine Flasche mit für zu Hause. In Oberwischau machten wir noch einige Fotoaufnahmen, verzehrten einen kleinen Imbiß und dann trennten sich unsere Wege. Claus und Gertrud fuhren der Heimat entgegen....

  Besuch beim Schnapsbrenner

Emmerich Schmidt

  Oberwischau

an der Schrotholzkirche

Mit Bernd fuhr ich über Borscha zum Prisloppaß, von wo wir wunderbare Aussichten auf die Maramuresch und die Bukowina hatten. Bald darauf waren wir in Kirlibaba im Buchenland/Bukowina. Ich habe so schöne Erinnerungen an Cirlibaba, daß auch der einsetzende Regen nichts an der guten Stimmung änderte. Im Gegenteil: ein Regenbogen verzauberte die Landschaft. In der kleinen, katholischen Kirche versammelten sich Gläubige zur Maiandacht.

Unterkunft fanden wir wieder bei der Försterwitwe. Auch in Cirlibaba hatte sich einiges geändert. Viele Menschen, die wir kannten, waren verzogen oder gar gestorben. Da wohl nirgendwo die Zeit stehen bleibt, gab es auch hier Neubauten. Mit Aufnahme von Rumänien in die Europäische Union ist in Rumänien eine intensive Bauphase in Gang gesetzt worden.

Während Bernd mit dem Bus nach Siebenbürgen fuhr, wollte ich das reizvolle Buchenland erwandern. Über Jedu - Hochalmen - Moldawa-Sulitza erreichte ich Oberbrodina. Mittlerweile war ich über 35 Kilometer gewandert und konnte froh sein noch ein Auto zu erwischen, daß mich bis zum Kloster Putna brachte. Ein besonderes Kleinod sind zudem die herrlichen Moldauklöster mit ihren bis heute erhalten gebliebenen Außenfresken. Putna ist die älteste noch bestehende Klosteranlage der Bukowina: das Kloster wurde um das Jahr 1466 von Stefan dem Großen als dessen Grabstätte gegründet.

Einige der Klöster sind unter einander mit Wegen verbunden, die mehr oder weniger gut markiert sind (hier: blaues Kreuz). So wanderte ich bei herrlichem Wetter durch die liebliche Maienlandschaft, sah das Sprießen der Blätter und Pflanzen, sah den Holzfällern mit ihren Rückepferden bei der Arbeit zu und erreichte das in einer herrlichen Landschaft gelegene Kloster Suczawitza. Die eigentliche Kirche wird durch hohe Mauern mit wuchtigen Türmen und Wehrgängen geschützt.

Übernachtung fand ich bei dem Holzschnitzer Vasile, der ein Meister in der Herstellung von Trophäenschilder ist. Seine Auftraggeber kamen aus Österreich und Deutschland. Trophäen von Hirsch und Rehbock schmücken in den Maramuresch und in der Bukowina Wände und Häuser und werden auch als Schmuckgegenstände von Nichtjägern gerne verwendet. Und hat ein Jäger einen Wolf, Sauen oder andere Tiere erlegt, so werden die Trophäen gern gezeigt.

Von Suczawitza gab es einen auf der Karte eingezeichneten Weg zum Kloster Humor. Diesen Karteneintragungen darf man nicht immer glauben, vor allen Dingen, wenn die Wege über einen Bergpaß führen. Wie in diesem Fall endete der Forstweg (Drum Forestier), man läuft im Bachbett bis dieses endet, versucht sich bis zum Bergkamm durchzuschlagen ... ja, und schaut dann, welches Tal sich zum Abstieg eignen würde. Alsdann läuft man im Bachbett und findet "Gottseidank" wieder einen Forstweg. Pfadfinderwissen schadet keinesfalls; ich orientierte mich auch nach dem Stand der Sonne.

Nach dem dunklen Wald betrat ich die Poina Micului, eine Art Hochalm. Im einsetzenden Regen stellte ich mich unter und nahm meine Wegzehrung. Die Siedlung zog sich kilometerlang auseinander und bestand aus hübschen, kleinen Häusern. Beim Durchwandern kam ich mir vor wie in einem Freilichtmuseum. Diese Leute lebten im Einklang mit der Natur und viele Arbeiten des täglichen Lebens wurde unter anderem auch auf der Straße verrichtet. Dort wurden Tiere gefüttert, hier ein Pferd beschlagen, Gänse von Kindern gehütet, Baumstämme gesägt, Wäsche gewaschen und vieles mehr.

  ...

Der große Weltreisende und schwedische Gelehrte Sven Hedin hätte hier seine Freude gehabt. Ich habe seine Erzählungen gerne gelesen und bewundere seine auf den Reisen angefertigte Zeichnungen von Land und Leuten.

...

Mir begegneten Kinder mit Blumen und mein Herz war frei aller Sorgen, so daß ich das Eichendorff'sche Lied aus dem Taugenichts sang:

"Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt,
dem will er seine Wunder weisen
in Berg und Tal und Wald und Feld".

Auf einer Wiese rastete eine katholische Gruppe von Rumänen, die in dieses Tal einen Ausflug unternommen hatte. Ein zünftiger Wanderer bot willkommenen Anlaß zum Anstoßen. Guten Wein und Mici-Mici gab es allemal. Froh "Auf Wiedersehen" winkend lief ich den Weg weiter und als mir meine 2 Füße zu langsam wurden, nahm ich eben "8". So erreichte ich mit einem Pferdefuhrwerk das in einem dunklen Rot bemalte Kloster Humor. An der Südfassade ist die Befreiung Konstantinopels dargestellt.

Ab dem Ort Humor gab es mehr Straßenverkehr und es war eine nette Geste, daß mich ein Rumäne ins nahegelegene Kloster Woronetz fuhr. Dieses Kloster ist wegen seiner Außenfresken mit den blauen Teufel von Voronetz berühmt. Nach der heutigen Wanderung fand ich eine gute Pension. Erstaunlich was in den letzten Jahren in Rumänien bewegt wurde. Zwischenzeitlich ist es kein Problem mehr Unterkunftsmöglichkeiten zu finden.

Die Sonntagsgottesdienste dauern mehrere Stunden, sind aber ein Erlebnis: die Gläubigkeit der Kirchenbesucher ist groß und die Gesänge wirken beruhigend. Um die Mittagszeit erreichte ich das Kloster Moldawitza. Hier ist Blau der alles beherrschende Farbton. In der Klosterkirche ist die Belagerung Konstantionopels zu erkennen. Die Klöster sind durch ihre Außenfresken berühmt geworden. Da die Kirchen zu klein sind, alle Gläubigen aufzunehmen, hat man kurzerhand die Außenwände bemalt und so können die Besucher auch im Freien den Gottesdienst mitfeiern.

Vom Kloster lief ich auf der mir lieb gewordenen Landstraße in den Ort Moldawitza. Hier freute ich mich, daß es noch bekannte Gesichter gab und ich wieder bei der nun auch in die Jahre gekommenen Frau Maria Tamas übernachten konnte. Das Brautpaar, bei dem ich vor 15 Jahren Trauzeuge war, erfreut sich eines reichen Kindersegen und über die von mir mitgebrachten Zigarillos freute es sich fast noch mehr.

  Maria Tamas

in Moldawitza

  22.5.1993

Meine Wenigkeit (li. im Bild) als Trauzeuge

bei einer Hochzeit in Moldawitza.

Nach den Klosterwanderungen wollte ich ein bißchen ausruhen und einen Tag faulenzen. Früher war ich hier gern mit der alten Waldeisenbahn gefahren, die aber leider heute nicht mehr in Betrieb ist. Aus dieser Zeit kannte ich noch einige Leute, die ich in der Gegend um Rasca besuchte.

  Haus bei Rasca (Bukowina)

Die gute, alte Frau Tamas hatte wie in den vergangen Jahren üblich, mir einen guten Kuchen gebacken. Ausgestattet mit der besten Wegzehrung und zwei hübsch bemalten Ostereiern aus der Bukowina zum Andenken, zog ich von dannen. In Kimpolung schlug ich den Forstweg über die Izvorul Alb ein. Im Kloster Sihastria Rarau machte ich Rast bevor ich auf dem Felsen "Piatra Soimului" die weitreichende Sicht auf die lieblichen Berge des Buchenlandes genoß.

Heute war gutes Wetter und ich hatte mir vorgenommen über den Berg Giumalau bis nach Dorna-Watra zu wandern. Wenn auch die Landschaft lieblich, so hatte ich doch meine Mühe den Weg zu finden. Noch dazu hatte ich Wegprobleme aufgrund des Windbruchs und des Restschnees. Die Hütte am Giumalau (1.625 m) war wieder errichtet worden und der Hüttenwirt freute sich besonders über meinen für die Jahreszeit frühen Besuch. Zum Sonnenuntergang erklomm ich dann die Spitze und dachte an die bewegte Geschichte dieses Landstrichs.

  ... so ist ein "Affe"

ordentlich gepackt!

Die Bukowina blieb fast eineinhalb Jahrunderte hindurch von Kriegshandlungen verschont. Erst in den beiden Weltkriegen griff Gott Mars auch auf dieses Land. Wiederholt standen die strategisch wichtigen Karpatenpässe im Brennpunkt der Kampfhandlungen, als im ersten Weltkrieg deutsche und österreichische Truppen den Russen in schweren und verlustreichen Abwehrkämpfen gegenüberstanden. Die legendäre Gestalt jenes "Obersten Fischer", der mit einer Handvoll Gendarmen, Zoll- und Forstbeamten und Freiwilligen, mit Kirchweihböllern anstatt Kanonen und Karfreitagsratschen als Maschinengewehre im Herbstg 1914 die russische Offensive zum Stehen brachte und Czernowitz zurückeroberte, hatte damals den gleichen Ruf, wie ... .

Der Hüttenwirt "BeBe" hatte mir geraten, die nicht zu passierenden Forstwege nach Dorna Watra zu meiden und den Weg über Rusca zu nehmen, wie ich es dann auch machte. Von den Schafherden und Schafhirten war weit und breit nichts zu sehen, sie sollten erst ab dem 20. Mai auf die Almen kommen. Schade drum ... somit gab es noch keinen guten Schafskäse. Auf der Straße wartete ich auf ein Auto und erreichte Dorna-Watra/Vatra Dornei.

Wie beim letzten Mal übernachtete ich im katholischen Pfarrhaus; leider war aber der Pfarrer Anton Egner abwesend, da er zur Zeit in der Schweiz weilte. Thema Schweiz, fast so wie in der Schweiz sieht hier die Landschaft aus. Auf Christi Himmelfahrt fuhr ich mit dem Bus von Watra Dorna über Bistritz -Neumarkt/Tirgu Mures und erfreute mich an der Landschaft und sah die schneebedeckten Berge des Rodnagebirges.

Am Abend erreichte ich Schäßburg (Sighisoara), das Rothenburg von Siebenbürgen. Die Stadt gilt mir ihrer bewohnten Burg als die Perle Siebenbürgens. Gerne übernachtete ich im Kolpinghaus und bereitete den letzten Teil meiner Wanderfahrt nach Siebenbürgen vor. Die Stadt Schäßburg ist für sich ein Museum und es gibt unzählige Sehenswürdigkeiten. Vom Stundenturm genießt man einen Überblick über die grünumrandete Altstadt und kann deutsche Handwerkskunst bewundern.

Tags darauf wollte ich das ländliche Siebenbürgen erleben. Vom Turm der Wehrkirche in Lasseln/Laslea beobachtete ich einen Storch mit seinen Jungen im Nest. Das war ein Teil der Romantik nach der ich mich gesehnt habe: Pferdefuhrwerke, der Mensch im Einklang mit der Natur, unberührte Landschaft und der Anblick von Tieren und Pflanzen. Kurze Zeit später erreichte ich Malmkrog/Malincrav. Im Zeichen von einem geeinten Europa waren hier wie auch in anderen Orten die Ortstafeln zwei- oder dreisprachig. Zuerst auf rumänisch, dann in ungarischer oder in deutscher Sprache - je nach Volkszugehörigkeit der Einwohner.

  Rumänische Taufe

in Malmkrog

Die Dorfgemeinden folgten dem Beispiel mittelalter Städte und festigten ihre Kirchen, die dann im Fall von Belagerungen als Schutz dienten, und so entstanden die Bauernburgen. Siebenbürgens Kirchenburgen boten den Bewohnern Schutz vor den einfallenden Tataren und den osmanischen Heeren. Gerne blieb ich wieder in Malmkrog (Malincrav). Besonders erwähnenswert sind die Fresken im Innern des Kirchenbaus. Sie sind die ältesten erhaltenen Werke ihrer Art in Siebenbürgen aus dem Jahr 1405. Bekannt ist Malmkrog durch einige deutsche Neusiedler aus den neuen Bundesländern.

  Haus in Malmkrog

Von einer Anhöhe hatte ich einen schönen Blick auf die alte Wehrkirche mit dem Dorf. Hier flogen sie noch: die Maikäfer. Es bereitete mir Vergnügen ihnen beim Krabbeln und fliegen zuzusehen. Einem Dorfjungen krabbelte ein Maikäfer über den Fuß bis auf die Zehenspitze um dann mit Gebrumm davonzufliegen. Mit einigen Jägern konnte ich abends auf die Pirsch gehen: Rehwild und Füchse konnte ich immer beobachten. Einem der Jäger kam Meister Petz so nahe, daß er zwei Warnschüsse abgeben mußte. Darüber hinaus beobachtete er eine tierische Auseinandersetzung zwischen einer Wildkatze und einem Fuchs. Ein anderer hatte Waidmannsheil, der einen guten Bock erlegte. Anlaß zünftig zu trinken und die Trophäen zu begutachten.

Am Dienstag, dem 22. Mai, wanderte ich durch die Felder und über den bewaldeten Bergkamm und erreichte Jakobsdorf/Jacobeni. Der Wehrkirche hat sich der Straßenpfarrer Pater Don, dem Martin Luther als Vorbild diente, angenommen. Er setzt sich für Straßenkinder ein und er stellt die Kirche allen Religionen zur Verfügung. Ansonsten leben in dem Ort fast nur Zigeuner; die deutschstämmige Bevölkerung ist ausgewandert.

  Unterwegs auf

dem Weg von

Malmkrog nach

Jakobsdorf

Über Henndorf/Bradeni erreichte ich die Kirchenburg Trappold, die aber leider verschlossen war. Kurzerhand kehrte ich um und erreichte Bekokten/Barcut, wo ich wieder bei der Familie Hermann Konnerth übernachtete.

Mit einem Milchwagen fuhr ich Richtung Hauptstraße und kam über Agnetheln/Agneta auf einen Paß, von wo ich nach schönem Marsch eine der stärksten und besterhaltensten Bauernburgen erreichte: nämlich Birthälm/Biertan. Die gesamte, gewaltige Anlage ist sehr imposant.

Über Reichesdorf/Richis gelangte ich nach Almen/Alma Vii. Eine junge Lehrerin gab die Erlaubnis beim Unterrichten der Schüler zuzuschauen. Nach einer Wanderung über den Bergkamm gelangte ich nach Meschen/Mosna, wo ich im Pfarrhaus übernachten und meine Wäsche auf Vordermann bringen konnte. In Meschen kannte ich noch einige Sachsen und ich konnte am Abend in gewohnter Umgebung mein Bierchen trinken.

Am Freitag, dem 25. Mai, unternahm ich die letzte Wanderung und erreichte - begleitet von knallroten Mohnblüten - das nicht weit entfernte Eibesdorf/Ighisul Nou. Auch hier konnte ich im Pfarrhaus übernachten und die schöne Wehrkirche bewundern. Auf dem Berg ruhte ich mich unter Jahrhunderte alten Eichen aus. Wie schon beim letzten Besuch erhielt ich vom Kurator guten Speck und Wein.

  Die schöne Wehrkirche in Eibesdorf

Das Wochenende gehörte der großen Stadt Hermannstadt (Sibiu), der einstigen Hauptstadt Siebenbürgens. Sie hat bis heute ihre durch die deutschen Siedler geprägte Gestalt erhalten. Sogar der Bürgermeister ist deutscher Abstammung und er hat viel getan, das Deutschtum zu erhalten und deutsche Investoren in die Stadt zu holen. Hermannstadt bietet eine mittelalterliche Atmosphäre. Sie ist die repräsentativste Stadt der Siebenbürger Sachsen, von denen sie zuerst als Hermannsdorf, dann Hermannstadt, genannt wurde. Als Europas Kulturstadt 2007 war hier mächtig was los und ich konnte alle Segnungen der Zivilisation mehr oder weniger genießen. Unterkunft fand ich in der Altstadt-Jugendherberge am Kleinen Ring. Am Pfingstsonntag, den 27. Mai 2007 schlenderte ich noch einmal über den Großen Ring von Hermannstadt und besuchte die katholische Kirche um dann Abschied zu nehmen und mit dem Bus zurück nach Deutschland zu fahren:

Dankeschön - multumesc

und

Auf Wiedersehen - la revedere

...zur Erinnerung: meinen treuen Wanderkameraden gewidmet

Herborn, im Juni 2007 - Euer Wolfgang Post

wolfglobetrotter@gmx.de


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