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Wandern von Kloster zu Kloster in der Süd-Bukowina

Ein Reisebericht von Ursula Bachmann und Urs Gröbli (Zürich)


9. bis 15. August 2006

Ursula verbringt auf Einladung der Unesco Rumänien im Sommer 2006 zwei Wochen in einem "Art Camp" in Medgidia in der Nähe der rumänischen Schwarzmeerküste. Wir entschliessen uns, unsere gemeinsamen Ferien im Anschluss an das Art Camp ebenfalls in Rumänien zu planen. Als Künstlerin ist Ursula beim Studium der Reiseführer stark von den berühmten Freskenklöstern an der Moldau angezogen. Nach einigen Diskussionen entscheiden wir uns, die Klöster und die Gegend der Süd-Bukowina wandernd zu erkunden. Ich suche im Internet intensiv nach brauchbaren Karten und Hinweisen, ob man in der Süd-Bukowina wandern kann. Ich finde die Notiz im Lonely Planet, dass Prinz Charles vom Kloster Sucetiva zum Kloster Putna gewandert ist. Dieser Hinweis genügt! Ich gehe davon aus, dass noch weitere Wege bestehen. Schliesslich finde ich noch eine von der Friedrich Ebert Stiftung mitfinanzierte Touristenkarte der Bukowina im Massstab 1 zu 200'000. Diese Karte wird uns als Wanderkarte dienen. Vorsorglich nehme ich einen Kompass mit auf die Reise - den Höhenmesser packe ich leider nicht ein.

Suceava - Gura Humorului - Voronet (9.8.2006)

Am Vorabend sind wir in Suceava von Bukarest her kommend angekommen. Ich hoffe, noch etwas mehr Informationen über mögliche Wanderungen in der Süd-Bukonwina zu finden. Diese vagen Hoffnungen werden enttäuscht. Die Reisebüro bieten nur Busfahrten zu den Klöstern an. Die Stadt Suceava empfinde ich im Zentrum als öde und tod. Besseres Kartenmaterial der Gegend finden wir keines. Bald wollen wir nur noch möglichst schnell abreisen.

Wir nehmen einen Bus von Suceava nach Gura Humorolui. Der Bus ist sehr alt und fährt schätzungsweise mit höchstens 40 h/km durch die immer waldreicher werdende Hügellandschaft. Die Mitfahrenden sind einfache Leute aus der Gegend. Das tiefe Tempo ist eine Einführung auf die Wandergeschwindigkeit. Ich betrachte die Gegend aus dem Bus heraus wie im Kino. Wir gehen an diesem ersten Tag keinerlei Wegrisiken ein, und wandern in Gura Humorului angekommen der normalen Strassenroute entlang zum Kloster Voronet.

Kaum sind wir auf der Nebenstrasse Richtung Voronet, hält ein alter zahnloser Mann seinen Pferdewagen an und bietet uns die Mitfahrt an. Mit unseren Rucksäcken haben wir kaum Platz auf der kleinen Bank. Ursula sitzt sehr unbequem und bald schläft ihr ein Bein ein, aber mit dem Ritt auf dem Pferdewagen geht schon am ersten Tag ein Wunsch von ihr in Erfüllung. Der Mann versucht mit uns zu sprechen; leider können wir nicht rumänisch. In seinem Wagen führt er ein Rind sowie die Eingeweide eines geschlachteten Tieres - ebenfalls ein Rind? - mit. Im Zentrum von Voronet zweigt er ab, wir entrichtem ihm einen Obulus und gehen die letzten Meter zum Kloster zu Fuss.

Voronet ist ein typisches Strassendorf. Sehr viele Häuser erscheinen saniert und für mögliche Übernachtungsgäste herausgeputzt. Aber es ist kaum Leben auf der Strasse spürbar. Was ist hier los? Wir haben das Gefühl, dass die Nähe zum berühmten und eindrücklichen "letzten Gericht von Voronet" für dieses Dorf nicht zum Positiven genutzt werden konnte. Wir übernachten in einem Gästezimmer in der Nähe des Klosters. Erst als wir vom Abendessen im nahen Hotel zurückkommen merken wir, dass wir ganz alleine im Hause sind. Die alte Frau, die uns das Zimmer zeigt, ist nicht da, alle Türen sind unverschlossen und ohne Schlüssel.

Voronet - Humor (10. August 2006)

Die Wanderung von Voronet zum Kloster Humor entlang der Hauptstrassen ist einfach. Wir stehen ohne Frühstück auf und trinken im ersten Magazine Mixt von Voronet einen Kaffee naturale. Ursula kauft ein paar trockene und weiche Butterbisquits ein. Unterwegs treffen wir auf die Frau, die uns das Zimmer vermietete. Sie will wissen, ob wir die Bezahlung im Zimmer hinterlassen haben.

Heute nimmt uns kein Fuhrhalter mit. Der Weg nach Gura erscheint kürzer als am Vortag. Kurz vor der Abzweigung zum Kloster Humor stossen wir auf eine kleine Bäckerei. Eine Schlange wartender Kunden deutet an, dass frische und gute Backwaren sehr geschätzt sind. Wir decken uns mit Gipfeli und Apfeltaschen ein - kurz darauf sitzen wir in einem Hinterhof und trinken zum feinen Gebäck einen zweiten Kaffee naturale.

Bald sind wir beim Kloster Humor angekommen. Wir bemerken, dass wir anstatt der Hauptstrasse entlang, ebenso gut entlang des Flusses oder auf der anderen Seite des Flusses hätten wandern können. Diese bessere Möglichkeit, war auf der Karte nicht sichtbar. Ich stosse auf eine tolle Unterkunft bei Elena, die uns die nächsten zwei Tage bukowinisch bekochen und verwöhnen wird. In dieser Pension ist viel Betrieb. Die meisten Gäste sind Rumänen aus Bukarest. Die Süd Bukowina ist für besser gestellte Bukarester eine beliebte Feriendestination während den Sommermonaten.

Humor (11. August 2006)

Es regnet am Morgen intensiv. Die Hügel um uns sind tief im Nebel versunken. Von überall her scheint Wasser zu fliessen. Das Wasser in der Toilette ist braun. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm. Bei diesem Wetter wollen wir nicht nach Sucevita wandern. Wir schlafen aus, frühstücken deftig. Ursula ist schläfrig und wird im Tagebuch schreiben. Am Nachmittag hört der Regen auf. Ich erkunde den Weg nach Poiana Micului, welcher uns am nächsten Tag nach Sucevita führen soll. Die Luft ist weiterhin von Feuchtigkeit geschwängert und schwerer Nebel hängt tief über der Landschaft. Ich empfinde mich an die melancholische Schwere und Tiefe des Tarkovskji Filmes "Stalker" erinnert.

Humor - Sucevita (12. August 2006)

Ein strahlender, kühler Morgen. Der schweren Luft von gestern ist Klarheit und Frische gewichen. Schon bald beginnt Poiana Micului. Ob Poiana das längste Strassendorf der Bukowina ist? Auf der Strasse hat es kaum motorisierten Verkehr, dafür umso mehr Tiere. Wir befinden uns für unsere Augen in einem Freiluftmuseum - mit dem Unterschied, dass in Poiana Micului heute gelebt wird. Hügel, Hecken, Heu, einsame menschliche Figuren, Gänse, Hunde, Katzen, Pferde, Hühner, Hähne, Storche und bunte Holzhäuser. All dies zusammen in einem Zeitlupentempo.

Im Magazine Mixt im Zenrum von Poiana kauft eine Mutter ihren Kindern einen Sack mit Junk Food ein. Wir möchten Milka Schokolade einkaufen. Nach Poiana kommen wir zu einer Wegkreuzung. Gemäss unserer Karte sollte eine durchgehende Fahrstrasse bestehen. Wir fragen nach. Wir nehmen die Strasse zur rechten Seite. Nach 1 Stunde entpuppt sich diese Route als Sackgasse. Die Strasse mündet plötzlich in einen Bach. In den Bachrinnen wird Holz transportiert. Zum Wandern sind diese "Wege" wenig geeignet. Bald laufen wir im schuhtiefen, nassen Lehm und mitten im Wald ist der Weg am Ende. Weiter gehen die Holzfäller offenbar nicht. Uns ist es so tief im Wald nicht mehr so wohl. Wir fragen uns, auf welche Abenteuer wir uns einlassen. Wir entschliessen uns mit dem Kompass weiterzuwandern. Es gelingt uns, einen Pass zu ersteigen und mit etwas Glück stossen wir im anderen Tal auf einen Weg, der uns schliesslich nach Sucevita bringen wird. Die Waldstrasse ist wegen Unwettern immer wieder unterbrochen. Ganz Wegstücke sind weggespült und werden offenbar nicht mehr repariert. Ich nehme an, dass dies Schäden der grossen Unwetter der letzten Jahre sind.

Das Seitental bei Sucevita ist wiederum sehr malerisch und war offenbar früher kaum bewohnt. Heute ist eine rege Bautätigkeit von Ferienhäusern ersichtlich. Ich staune erschrocken über die protzigen Villen in dieser herrlichen Landschaft. Auch die Autos vor den Häusern sind riesig. Die Besitzer kommen aus Bukarest. Beim Kloster angekommen herrscht touristischer Hochbetrieb. In leicht depressiver Stimmung besichtigen wir das Kloster und finden eine einfache Unterkunft und essen im nahe gelegenen ex-kommunistischen Hotel. Wir wollen sofort weiter nach Putna.

Sucevita - Putna (13. August 2006)

Diese Route ist durchgehend gekennzeichnet, der Einsteig befindet sich direkt vor dem Kloster Sucevita. Obwohl es Sonntag und schönes Wetter ist, treffen wir wiederum auf dem ganzen Weg auf keine Personen. Die Ruhe in den weiten, wilden Laubwäldern ist bei Windstille ungewohnt und flösst mir Respekt ein. Weit vor Putna beginnt die Besiedlung mit bäuerlichen Kleinstbetrieben. Ich bin bewegt von der Farbigkeit, die Sinneseindrücke sind betörend. Vor Putna trinken wir Ursus in einem typischen Magazine Mixt. Der Betreiber hat grosse Freude an Ursula´s schönen Augen. Aus den Lautsprechern erklingt rumänische Popmusik. Im Abendlicht überschauen wir das langsame Treiben von Mensch und Tier in diesem Tal.

Putna ist ein für meine Begriffe "richtiges Dorf", da es neben der Hauptstrasse auch einige Querstrassen und damit eine gewisse Ausdehnung hat. Das Dorf ist geprägt von der grossen Klosteranlage.

Putna (14. August 2006)

Putna bereitet sich auf Maria Himmelfahrt, einem grossen Pilgerfest vor. Die Menschen befinden sich in Feststimmung. Trotzdem erscheint mir die Atmosphäre heute aggressiver als bei unserer Ankunft. Auf den Strassen hat es viele junge Männer. Ich empfinde mich und Ursula als ständig etwas misstrauisch betrachtet. Nach einem verregneten Vormittag machen wir ausgedehnte Spaziergänge in der Umgebung und trinken das obligate Ursus bei Nello. Vor dem Klostereingang hat es bereits heute viele Verkaufsstände. Schuhe, Kleider, Süssigkeiten, Früchte werden angeboten. Die Ware ist billig und reflektiert die tiefe Kaufkraft der Besucher. Wir entscheiden, nicht in Putna zu bleiben und am kommenden Tag den Weg nach Moldivita zu suchen.

Putna - Moldovita (15. August 2006)

Am Vortag haben wir Tschechen getroffen, die die Strecke Moldovita - Putna gewandert sind. Sie haben zwei oder drei Tage benötigt. Die Strecke, so sagen sie uns, sei gelb markiert. Die Tschechen haben Karten im Internet gefunden und ausgedruckt. Wir vergleichen das Kartenmaterial und finden einstimmig, dass wir über die bessere Karte verfügen. Wir wandern zu Einsiedelei Putnei und wollen dort in ein Seitental gelangen um über einen Pass ins Tal der Sacries zu gelangen.

Bei der Einsiedelei Putnei baut die Klostergemeinschaft eine neue grosse Kirche im orthodoxen Stil. Die Kirche ist in der Bukowina eine Kraft und scheint über beträchtliche (Geld)Mittel zu verfügen. Kurz nach der Einsiedelei zweigen wir links ab, in der Annahme, in das angesteuert Seitental nach der Einsiedelei zu gelangen. Die Strasse geht sofort bergaufwärts. Wir bemerken erst auf der anderen Talseite, dass wir den falschen Weg gewählt haben. Ursula hat einen sehr guten Orientierungssinn und findet schnell heraus, wo wir uns befinden. Wir sind tendenziell im Kreis gelaufen und es wäre nahe liegend nach Putna zurückzukehren. Ich habe überhaupt keine Lust dazu und so brechen wir an diesem Tag zum zweiten Mal in Richtung Moldavita auf.

Wir befinden uns in einem Seitental in der Nähe des Pasul Ciumarna. Wir stellen dem Kompass ein und versuchen, konsequent die Richtung zu halten. Für diese Überquerung benötigen wir eine gehörige Portion Mut und Glück. Wir laufen mehrere Stunden in weglosem Gelände und durchqueren auch sehr dichte Waldstücke. Irgendwo entscheiden wir uns gefühlsmässig einer Holzffällerrine zu folgen und gelangen bald zu einem Bach dessen Bett wir wohl eine Stunde folgen. Es gelingt uns, am Abend in das Tal der Sacries zu kommen. Das Tal ist sehr dünn besiedelt. Die Häuser stehen nicht beieinander, was ungewöhnlich ist. Die Art der Besiedlung erinnert uns stark ans Emmental in der Schweiz. Um ca. 20.00 Uhr gelangen wir endlich nach Moldovita, wo wir die erste Unterkunft nehmen. Wir werden sofort von einem rührigen jungen Mann in Empfang genommen.

Auch in Moldovita ist ein Festtag. Obwohl müde, laufen wir in der Dunkelheit noch ins Dorfzentrum. Als wir beim Stadion eintreffen, ist das Fest gerade zu Ende gegangen. Wir trinken ein Bier in einer Dorfkneipe. Der Raum ist überfüllt; mit uns am Tisch sitzen junge, herausgeputzte Männer aus dem Dorf. Wir sind Fremde, werden einfach ohne scheinbares Misstrauen registriert. Auf dem Rückweg zur Unterkunft sind wir über die Dunkelheit der Strasse und der Nacht überrascht. Wiederum grosse Stille und Dunkelheit. Der Sternenhimmel ist klar - so viele Sterne sehen wir in der Schweiz nirgends. Auf der Strasse sind primär noch Fussgänger unterwegs. Obwohl zum Teil kräftig betrunken, bemerken wir sie erst bei grosser Nähe zu uns. Wir passieren unsere Pension und finden sie erst nach zweimaligem Hin und Her laufen. Ursula ist am Ende ihrer Kräfte und leidet unter Rückenschmerzen - ich, da ich mich schuldig fühle, am Ende meiner Nerven.

Kloster Moldovita (15. August 2006)

Moldovita macht auf uns einen sehr frischen, lebendigen Eindruck. Wir wandern heute "nur noch" zum Kloster. In diesem Abschnitt betrachten wir nochmals intensiv die verschiedenen Methoden der Heulagerung und der Hecken. Es gibt hier besonders schöne Bilder und Skulpturen. Das Land wird bis zu den Höhen der Hügel gepflegt und bewirtschaftet.

In Moldovita machen wir Autostopp und fahren nach Campulung. Von dort werden wir noch am gleichen Tag mit dem Zug nach Cluj und Brasov weiterfahren.

Fazit

Wandern in der Süd-Bukowina ist möglich und jeder Person mit einer Portion Abenteuerlust sehr zu empfehlen. Es empfiehlt sich, nicht alleine unterwegs zu sein. Wir hatten das Gefühl, dem Puls des Strassenlebens in der Bukowina sehr nahe zu kommen und die feinen Unterschiede zwischen den Talschaften wahrnehmen zu können. Wir empfehlen Kompass und Höhenmesser mitzunehmen. Gerne geben wir Auskünfte.

Bilder der Wanderungen findest du auf der Internetseite von Ursula unter:

www.bachman.ch/html/uhighlights.html

Kontakt:

Urs.groebli1@bluewin.ch

ursula@bachman.ch


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