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... unterwegs in den Waldkarpaten

Mai/Juni 1999

ein Bericht von: Wolfgang Post (Herborn) wolfglobetrotter@gmx.de


Der Gebirgskamm der Waldkarpaten zieht sich vor der Slowakei/Polen über Ukraine bis ins siebenbürgische Rumänien hin.

Der Mai war gekommen, die Lust am Wandern erwachte, und sogleich schulterte ich meinen Rucksack. Den Füßen noch ein wenig Ruhe gönnend, ließ ich mich auf bequeme Weise per Autobus vom Frankfurter Hauptbahnhof bis zum Fuß der Hohen Tatra / Slowakei fdahren. Nach der langen Busfahrt was es eine Wohltat, ab dem Tschirmer See (Strbske Pleso) bergan zu marschieren.

Die Hohe Tatra bildet den nördlichsten Eckpfeiler der Karpaten mit Gipfeln bis über 2500 Metern. Herrliche Täler und eindrucksvolle Granitgipfel verschmelzen zu einer großartigen Gebirgslandschaft mit dutzenden Seen, mit Gemsen und Murmeltieren, sogar der Bär ist hier noch zu Hause.

Die Wanderwege (hier: Magistrale) waren gut markiert und schneebedeckte Gipfel grüßten. Spätestens ab dem Poppersee (Popradske Pleso) wurde mir klar, daß ich jahreszeitlich zu früh unterwegs war und an einen Aufstieg zur höchstgelegensten Hütte, der Hütte unter der Meeraugspitze (Chata Pod Rysmi - Unterkunft nur für Bergsteiger), nicht zu denken war. Die Meeraugspitze (Rysy) ist der berühmteste Aussichtsberg der Hohen Tatra, der von der polnischen wie auch von der slowakischen Seite aus gern bestiegen wird.

Notgedrungen änderte ich meine geplante Wegrichtung, um zum Schlesierhaus (Sliezky Dom - 1667 m) zu gelangen. In den Schneefeldern vermißte ich schmerzlich meine Gamaschen; aber irgendetwas vergißt man ja immer zu Hause. Der Blick über die Reste der Schneefelder, in welche ich tief einsank, ließ die Augen weit über das Zipser Land schweifen. Müde und völlig durchnäßt erreichte ich am Abend das Schlesierhaus.

An eine Besteigung der Gerlachspitze (2655 m) war wegen meiner mangelnden Ausrüstung und wegen der Schneereste nicht zu denken, und ich blieb noch eine Nacht in der hübschen Bilikova-Hütte. Lohnenswert von hier aus der Weg ins Kohlbachtal und zu den Kohlbachwasserfällen.

Mit der Zahnradbahn fuhr es sich leicht ins Tal, und ich hatte nun Zeit, die einst deutschen Städte Deutschendorf (Poprad) und Käsmark zu besuchen und jedesmal das hübsche Stadtpanorama mit dem faszinierenden Hintergrund der schneebedeckten Gipfel der Hohen Tatra zu bewundern.

Wer sich für die deutsche Siedlungsgeschichte interessiert, der wird von dem kleinen Ort Hobgart (Chmelnica) überrascht sein. Dies ist nämlich ein deutscher Ort: am Ende des 2. Weltkrieges flüchtete die ortsansässige deutsche Bevölkerung beim Herannahen der tschechoslowakischen Soldaten in die umliegenden Wälder. Sie kamen erst wieder in ihre Häuser zurück als die Luft rein war. Beim Anmarsch der Russen wurde dieses Spiel wiederholt. Und so kam es, daß es in der Slowakei einen Ort gab, in welchem kein slowakisch gesprochen wurde. ... Eine Schlafgelegenheit für einen deutschen Wandergesellen bietet scih auch heute noch allemal.

Lohnenswert ist unbedingt ein Besuch der einst königlichen Freistadt Leutschau (Lecova), das Zipser Rothenburg. Das alte Rathaus mit der Jakobskirche ist attraktiver Mittelpunkt des Stadtlebens. Nicht weit entfernt thront auf einem hohen felsigen Kegel die Zipser Burg (Spissky hrad). Heute gilt sie als eine der größten Burgruinen Europas.

Zu Fuß, per Eisenbahn und mit Autostop gelangte ich schließlich nach Kaschau (Kosice), der zweitgrößten Stadt in der Slowakei. Übernachtungsmöglichkeit fand ich beim einzigen deutschen Studenten. Er hatte sich wahrlich ein schönes Städtchen ausgesucht. Wie schön ist doch so ein Studentenleben, wo man sich noch freut, einen deutschen Landsmann zu treffen: in herrlicher Atmosphäre das städtische Treiben von einem Straßenkaffee aus zu verfolgen und mit den erstaunlich schlanken und hübschen Mädchen zu plaudern.

Von Kaschau aus fahren Busse in die Grenzstadt Ushgorod (ungarisch: Ungvar) in die Karpatenukraine (in alten Landkarten noch als Karpathenrußland aufgeführt). Die Abfertigung an der slowakisch/ukrainischen Grenze geht relativ schnell vonstatten, vorausgesetzt man hatte als Deutscher ein Visum (hier ist auch Geldwechsel möglich, empfehlenswert ist die Mitnahme von US-Dollar. ...

Von Ushgorod ist es nicht weit bis nach Munkatsch (Mukacevo), welches von einem alten Schloß überragd wird. Für Wanderer ist es von Bedeutung, daß in Munkatsch topografische Karten im Maßstab 1:200.000 erhältlich sind. Interessant ist die deutsche Besiedlung durch die Grafen von Schönborn aus Würzburg in einigen umliegenden Ortschaften um Munkatsch:

Im Zuge der Besiedlung durch die Grafen von Schönborn vor etwa 200 Jahren erstanden mehrere deutsche Siedlungen um die Kreisstadt Munkatsch. So ist bis heute der fränkische Dialekt unverfälscht.

Für einen Besuch der Ukraine, Rußland ... sollte man sich neben einigen Sprachkenntnissen auch mit den Schriftzeichen vertraut machen. Da die deutschen Dörfer Autonomiestatus besitzen, sind einige Bezeichnungen in russisch und deutsch angegeben. Dies ist sehr hilfreich bei wichtigen Einrichtungen wie z.B. Wirtshaus, Gemeinde, Schule oder Kindergarten.

Während ich einige Dörfer bewanderte, z.B. Pausching (Pawsin), Niederschönborn (Schenborn), Oberschönborn (Alt-Koropetz), Birkendorf (Berezinka), Blaubad (Sinjak), ... konnte ich ohne Probleme zu haben bei deutschen Familien übernachten.

In Schönborn betraut der Pater Josef Trunk aus Deutschland seine Gemeinden. ... Da Geld nicht alleine glücklich macht, hat er gezielt Beschäftigungsprogramme und Arbeitsmaßnahmen geschaffen, um so einen Teil der arbeitslosen Bevölkerung arbeiten zu lassen. So entstanden Schreinereien oder eine Näherei/Stickerei für krichliche Meßgewänder in Pausching.

Größere Entfernungen überbrückte ich per Bahn (langsames Vorankommen), mit dem Bus oder per Anhalter. Da fast jedes Auto auch als Taxi eingesetzt wird, ist diese Transportmöglichkeit - gegen ein geringes Entgelt - die schnellste Art voranzukommen.

Über die Karpatenpässe (alter Grenzverlauf) gelangte ich nach Galizien, dem Nordteil der Karpaten, einst Zentrum der Ruthenen. ... Über Stryj - südlich von Lemberg (Lvov) - gelangte ich zu den "josefinischen Dörfern". Nachdem Galizien österreichisches Kronland wurde, holte 1782/1783 Kaiser Josef II. deutsche Siedler aus der Pfalz, Baden, Württemberg und Hessen ins Land. Gegen Ende des Krieges 1944/45 verließen die meisten Deutschen Westgalizien als Flüchtlinge und Vertriebene. Somit traf ich keine Deutschen mehr hier an. Ich schaute mir noch die Orte Königsau (Riwna) und Josefsberg (Korosnitza) an.

Noch 1939 war Josefsberg ein rein deutsches Dorf mit 143 Anwesen und rund 1000 Einwohnern. In Josefsberg blieb ich eine Nacht bei einer ukrainischen Familie. Zuvor hatte ich liebe Grüße vom guten alten Johann und seiner Frau, die in meiner Nachbarschaft wohnen und hier einst gelebt hatten, bestellt ... Groß war die Freude und das Gastrecht heilig.

Vielfach wohnen Ukrainer in den verlassenen deutschen Ortschaften; diese wissen nicht einmal von der deutschen Vergangenheit, geschweige denn den deutschen Namen der Ortschaften. Daher hatte ich immer verschiedenes Kartenmaterial (deutsch und russisch) dabei.

Schon unter dem polnischen Königen wurden im Mittelalter deutsche Siedler bis an den San und in die Lemberger Gegend geholt, die von dem umwohnenden Polen "Gluchoniemcy", d.h. "Waldmenschen" genannt wurden.

Eine weitere deutsche Sprachinsel gab es um Felizienthal (Dolinowka) und Annaberg (Nagorne). Landestypisch sind die eigenartigen Heuhaufen, hier Obru genannt, Weit reicht der Blick von Annaberg nach Felizienthal: Karpatenglockenblumen auf den Wiesen. Und immer wieder das Blau der Karpaten, das von den Berghängen in den Himmel reicht.

Die gute Faru Bauer aus Felizienthal hatte anläßlich der bevorstehenden Hochzeit ihrer Enkelin ein Schwein geschlachtet. Bei solchen Hausschlachtungen war ich öfter zu Gast, und brachte keinen Mangel an Nahrung zu leiden. Auch meinen Bedarf an Wodka habe ich für die nächsten Jahre gedeckt. Hier eine Hochzeit auf dem Lande mitzuerleben, ist eine unvergeßliche Angelegenheit.

Der Bürgermeister persönlich zeigte mir das Dorf und sein Bruder, der Förster klarte mich auf, warum ich so wenig Wild zu Gesicht bekam. Hatte ich mir doch für Naturbeobachtungen eigens ein kleines Fernglas mitgenommen. Bedingt durch einen harten Winter und viel Schnee, waren sogar Wölfe nahe an die Dörfer gekommen. Das ausgehungerte Rehwild suchte Zuflucht bei den MenschenM die Huzulen betrachteten dies gleich als Aufforderung ihren Speisezettel zu bereichern.

Frisch gestärkt wanderte ich am frühen Morgen los, erreichte die alte Karpatengrenze - mancherorts sind noch Gräber aus dem 1. Weltkrieg zu sehen - gelangte über Volovoc und Mischgira nach Sinewir. In den entlegensten Winkeln traf ich auf Reste von ungarischen Bunkern, und ich wanderte einzelne Flußtäler entlang. Erdrutsche im letzten November hatten bedauerlicherweise Brücken, Straßen und Almhütten zerstört, und ich war froh, u.a. in alten Holzhauerhütten (hier: Koliwn) übernachten zu können. Die Morgenwäsche ging schnell vonstatten, war doch das Wasser gefroren, so daß man sich nicht einmal die Zähne putzen konnte.

In den Tälern herrschte rege Tätigkeit, die Zeit war gekommen, die Felder zu bestellen. Gar manchesmal nutzte ich die Gelegenheit, um auf Pferdefuhrwerken ein Stück des Weges mitzukommen. Auf meinem Weg wurde ich unverhofft aufgefordert, auf einem LKW mitzufahren. Holzarbeiter waren unterwegs, und die fuhren geradewegs den Gebirgspaß hinauf. Überall hieß die Zauberformel "Schnaps und Speck", wobei auch keineswegs Zigaretten fehlen durften.

So fühlte ich mich jedesmal als König der Landstraße, wenn die Fahrt unterbrochen wurde, um unsere neue Freundschaft mit Schnaps zu begießen, dazuverzehrten wir Speck - auch ohne Brot - und rauchten die köstlichen Zigaretten, welch kulinarische Hochgenüsse. Arm aber gastfreundlich sind die Menschen!

Auf dem Paß erklärte mir der Fahrer, wie ich zu meinem Reiseziel nach Deutsch-Kokra (Komsomolsk) gelangen sollte. Durch das Unwetter war hier der Weg nicht mehr vorhanden, so daß man im wahrsten Sinne des Wortes von den unwegsamen Karpaten sprechen konnte. Ich schlug mich mit dem Rucksack durchs Unterholz dem Tale zu und lief schließlich durch den Gebirgsbach, um mich meinem Ziel zu nähern. Bis vor kurzem war Deutsch-Mokra wegen des Hochwassers nicht einmal von der Straße aus zu erreichen gewesen.

Und wie sah es hier aus: die Schienen der Waldeisenbahn waren weggerissen oder wie von einer unsichtbaren, starken Hand verbogen, der Fluß hatte sich ein neues Bett gesucht, einige der Häuser waren fortgerissen, und überall lag der Schlamm herum. Ein ehemals hübsches deutsches Dorf - nun eine Naturkatastrophe. Einst wurden die Bewohner des Theresientals - Deutsch-Mokra und Königsfeld - von der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1775 zur Erschließung der Wälder und Nutzung ihres Holzreichtums für die Salzbergwerke ins Land gerufen. Die Waldarbeiterfamilien kamen aus dem Salzkammergut und hielten an der ererbten Sprache, an Lied und Brauchtum fest.

Nach meiner Wanderung war ich wohl äußerlich so verdreckt, daß Margarethe gleich Wasser warm machte und meinte: "Sicherlich willst Du Dich erst mal richtig waschen?" ... In alten Büchern hatte ich Berichte über dieses Dorf gelesen, und ich hätte zu gerne die einst schöne Alm am Stanjak besucht.

Aufgrund der zerstörten Häuser, Brücken und Wege wurde am Tage meienr Ankunft eine finanzielle Hilfe von der Deutschen Bundesregierung an die Bewohner ausgezahlt: an Deutsche, wie auch an Ukrainer. Und das war es, was die letzten Deutschen hier ärgerte: kommt ein Ukrainer und verlangt Hilfe von einem Deutschen, die dieser nicht erbringen kann, so wird der Deutsche als Faschist beschimpft. Hilft der Deutsche, dann war er halt ein guter Mensch. Aufgrund der schlechten Behandlung verspüren die verbliebenen Deutschen in den Karpaten wenig Lustm im Land zu bleiben, und so macht Jahr für Jahr einer nach dem anderen die Tür zu, macht sich davon, "heim ins Reich".

So erzählte mir Josef, der Vater von Margarete, daß er kürzlich bei der Deutschen Botschaft in Kiew gewesen sei. Es standen ein paar hundert Menschen auf der Straße vor der Deutschen Botschaft als ein Botschaftsangehöriger heraustrat und die Wartenden aufforderte, sich in zwei Gruppen aufzuteilen: in Deutschstämmige und Ukrainer. Von den hunderten von Menschen blieben 8 Deutsche übrig, der Rest war jüdischer Abstammung. Die 8 Deutschen mußten -Gerechtigkeit hin und her- bis zum Schluß warten!

Da auch die Waldwege wegen des Unwetters in Mitleidenschaft gezogen waren, kehrte ich noch in Königsfeld (Ust-Corna) und in Dombo (Dubove) im Theresiental ein. Der liebe Franz aus Königsfeld gab mir noch einen großzügig abgeschnittenen Speck mit auf den Weg, und ich zog nach Süden, der rumänischen Grenze zu.

Die Menschen in der Ukraine sind freundlich, aber die Unordnung schreckte mich ein wenig. Und solch ein Land zu verlassen ist nicht einfach: zu widersprüchlich waren die Aussagen über mögliche Grenzübergänge. Es existieren mehrere Grenzübergänge nach Rumänien in die Maramuresch, doch leider nicht für deutsche Fußgänger. Unverrichteter Dinge zog ich von Grenzübergang zu Grenzübergang um am 3. - nach dem ich einen Tag vergeudet hatte - schließlich nach Nordungarn zu gelangen.

Wie es an einem Samstag Abend ist, klappte das Trampen nicht, an öffentlichen Verkehrsmitteln war nichts zu sehen, und ich genoß den Abend im freien Regen. Ungarn ist eine Reise wert, wäre nicht das Problem mit dieser verzwickten Sprache.

Nachdem ich auch kein Geld wechseln konnte, war ich wenigstens froh, 2 große Bier zu erstehen. Nach einer Trampernacht im Bahnhof von Fehergyarmat gelangte ich über kleine Dorfstraßen, die Natur genießend, zur rumänischen Grenze nach Sathmar (Satu Mare). ...

In der Maramuresch fand ich es wesentlich schöner als in der Ukraine und das lag nicht nur am heutigen Pfingstsonntag. An diesem Feiertag trugen die Rumänen festliche Trachten und die Augen hatten ihre Freude insbesondere an den hübschen Mädchen. Unvergleichlich schön war die Pfingstprozession in Sapinta auf dem "Lustigen Friedhof" (kleiner Ort an der Grenze zur Ukraine).

Auf dem Lustigen Friedhof werden die Grabkreuze mit lustigen Inschriften und Bildern, die Begebenheiten aus dem Leben der Verstorbenen erzählen, versehen. Bei diesem unbeschwerten Umgang mit dem Tod werden u.a. dargestellt die Untreue einer verheirateten Frau, die Ermordung eines jungen Mannes, ein Holzfäller, der von einem umstürzenden Baum erschlagen wird, oder ein Trinker, der bei einem Saufgelage gestorben ist.

In Oberwischau (Viseu de Sus) in der Zipserei - ein Ableger der Zipser aus der Slowakei - ertönte aus dem Gemeindehaus deutsche Musik "Ich hört' die Sichel rauschen ..." und ich konnte mich bei einem guten Glas Wein nach der liebgewordenen Waldeisenbahn erkundigen. Mit dieser Waldeisenbahn, die heutzutage leider nicht mehr jeden Tag fährt, werden die Holzfällersiedlungen am Wasserfluß angefahren. Hierbei werden nicht nur Holz und Holzfäller, sondern auch alles andere, wie z.B. Viehherden, transportiert.

Die Schmalspurestrecke - immerhin über 40 km lang - führt über viele Brücken und durch drei Tunnel durch eine romantische Landschaft. Die Mitnehme von Verpflegung ist lebenswichtig, gutes Wasser gibt es überall. Auf diese Weise kann man ein paar Tage in den Bergen beleiben. Ich zog es vor, mit den Holzfällern in ein kleines Seitental Richtung ukrainische Grenze weiterzuziehen. Am Abend zeigte mir ein Hilzfäller die landschaftliche Schönheit der Karpaten. Hier herrscht das Grün vor: Hänge, Rücken, Mulden, dazwischen das Dunkelgrün der heraufsteigenden Wälder. Unvergeßlich sind die Abende in den Bergen, wenn bei Sonnenuntergang der wehmütige Klang des Alphorns weit in die scheigenden Täler klingt.

Auf der Rückfahrt werden Wagen mit den gefällten Bäumen, die an den verschiedensten Haltepunkte warten, aneinandergekoppelt und schwerbeladen fährt die Waldeisenbahn talwärts. Ich blieb noch eine Nacht bei den Zipsern in Oberwischau, um dann über den Prisloppaß in die von mir so lieb gewonnene Bukowina (Buchanland) zu gelangen.

Aber so ist das Reisen: es wird niemals mehr so schön, wie man es beim ersten besuch in Erinnerung hatte. So auch hier in Kirlibaba (Mariensee): zu viele Menschen waren nach Deutschland ausgesiedelt oder gar, wie der gute alte Förster Dragos, gestorben. ... Kurz entschlossen wendete ich mich dem Nösnerland zu.

Die siebenbürgischen Kirchenburgen sind die östlichsten Wehrbauten Europas.

Ab dem Bahnhof Nussendorf (Nassaud) wanderte ich ide nächsten Tage durch das Nösnerland. Auf meinen Wanderungen benutzte ich die Dorfstraßen und Feldwege, um einige siebenbürgische Kirchenburgen zu besuchen: Mettersdorf (Dumitra), Lechnitz (Lechinta), Wermesch (Vermes), Kallesdorf (Arcalia), Baiersdorf (Crainimat). Wo ich auch hinkam, die Ausreisewelle hatte die Deutschstämmigen erfaßt, und ich war froh, überhaupt noch Deutsche hier anzutreffen. Aber eine Übernachtung auf dem Feld ist in dieser herrlichen Landschaft auch nicht zu verachten.

In den größeren Städten wie Bistritz und Klausenburg (Cluj-Napoca) gibt es deutsche Schulen und Gottesdienst in deutscher Sprache. So war ich froh, meinen Geburtstag auch teilweise unter deutschen Landsleuten zu verbringen. Eine Runde - auch für die aufspielende Kapelle - war schnell ausgegeben und das Abendessen eingerechnet kostete alles zusammen nur ein paar lächerliche Mark.

Manchmal kam ich in ehemals deutsche Dörfer, in denen heute nur noch Rumänen und Zigeuner leben. Man sieht es gleich. Gerade immer dort, wo die meisten Deutschen weggegangen sind, wird man als deutscher Wanderer liebevoll aufgenommen. ...

Nach einer langen Zugfahrt mit Übernachtung in Budapest und einem schmackhaften letzten Bier auf dem Stephansplatz in Wien, sagte ich der einstigen Donaumonarchie "Adieu" und fuhr Anfang Juni 1999 der Heimat zu.

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Literatur:


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