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Wanderungen in den Karpaten (Rumänien)

Stand: 1991-1995

ein Bericht von: Wolfgang Post (Herborn) wolfglobetrotter@gmx.de


Eine Wanderung in den Karpaten war schon immer etwas Besonderes. Tatsächlich vermitteln manche Stellen in den Karpaten den Eindruck, dass dieses Gebirge die furchtbarste aber auch schönste Gegend der Erde sei. Wie eine drohende Wolkenwand sieht man von der Ebene her die Berge aufragen. Der Zugang ist nur durch überwinden vieler Hindernisse einer unberührten Natur zu erreichen. Doch dort in der Einsamkeit wirkte Mutter Natur überschwenglich, wenn die Karpatenwiesen in voller Blüte stehn.

Eine der längsten Bergwanderungen ist der Weg in den Südkarpaten von Hermannstadt (Sibiu) bis kurz vor Kronstadt (Brasov). Dieser Bergkamm (hier: Fagaras-Gebirge) weist die höchsten, felsigsten und ausgedehntesten Gebirge der Karpatenkette auf. Der Kamm misst über 70 km und hat zahlreiche Gipfel in über 2.300 Meter Höhenlage (Moldoveanuspitze, 2.544 m). Die nördlichen Ausläufer sind kurz und steil, während die südlichen, bedeutend längeren, sanfte Höhenzüge oder wiederum stolze Grate aufweisen. Das Fogarascher Gebirge gilt als Prüfstein des winterlichen Bergsteigens. Eine gute Woche sollte für diesen Weg veranschlagt werden.

Ich begann meinen Aufstieg von Ciieni (Hundsdorf). Ein anderer Weg kann auch von Sebesu de Sus direkt zur Suruhütte erfolgen. Die Hütten, die sich allesamt im miserablen Zustand befinden, liegen teilweise 1/2 bis 1 Stunde Wegstrecke unterhalb vom Hauptkamm. Viele der Berghütten (cabana ...), die einst von den Siebenbürger Sachsen errichtet wurden, werden heute mit Unterstützung des Deutschen Alpenvereins wieder renoviert und in Stand gehalten.

Die Wanderung ist nichts für komfortverwöhnte Bergtouristen. Gepäck, Schlafsack und ausreichend Verpflegung muss für mehrere Tage mitgenommen werden. Für die Strapazen entschädigt nicht nur die bezaubernde Landschaft, sondern auch eine Tier- und Pflanzenwelt, wie wir sie uns in Deutschland kaum mehr vorstellen können. So ist z.B. der Anblick eines Rudels Gemsen keine Seltenheit.

Auf diesem Hauptweg befinden sich mehrere bewirtschaftetet Hütten (Suru, Barcaciu, Negoiu, Bileasee, Podragu, Valea Simbata, Urlea und Plaiul Foii). Darüber hinaus gibt es noch in mehr oder weniger gutem Zustand Biwakhütten.

Im Norden der Südkarpaten liegt Siebenbürgen. Die grossen Städte wie Hermannstadt oder Kronstadt bieten viel Interessantes. Auch auf den kleinen Strassen und Wegen in Siebenbürgen kann man getrost wandern und gerne liess ich mich von Pferdefuhrwerken ein Stück des Weges mitnehmen. So kann sich bei einer Fahrt mit Zigeunern gar manch lustiges Gespräch ergeben.

Die Kirchen- und Dorfburgen grüssen von Weitem. Die Aussicht von so einem bewehrten Turm reicht weit in das Land und das Auge erfreut sich an den bebrüteten Storchennestern.

Noch haben sich dem Exodus - der deutschen Aussiedlung - einige Sachsen wiedersetzt und ein Nachtlager findet sich irgendwo im Heu oder in der Guten Stube. Interessant sind dann die Erzählungen dieser Leute aus einer unbeschwerten Zeit mit Brauchtum und Wohlstand durch Arbeit. Das unsagbare Leid und die schlechte Behandlung von Deutschen in ehemals deutschen Siedlungsgebieten im Osten ist unvorstellar. In vielen Fällen haben wohl Organisationen wie Amnesty International taube Ohren! (... dies entspricht ausdrücklich der Meinung des Verfassers dieses Beitrags!).

Besonders interessant sind die Kirchenburgen in Bierthälm (Biertan), Tartlau (Prejmer), Mediasch (Medias), Törzburg (Bran), Michelsberg (Cisnadioara), Honigberg (Harman), Hamruden (Homorod), Klausenburg (Cluj-Napoca) sowie Schäßburg (Sighisoara), das "Siebenbürgische Rothenburg".

Im Norden des Landes liegen die hügeligen Ausläufer der Karpaten: die Bukowina (Buchenland). ... In dem Gebiet Rarau- Giumalau-Gebirge, das sich zwischen dem Kurbad Dorna Watra (Vatra Dornei) und Kimpolong (Campulung) erstreckt, lässt es sich prima wandern. Da die Hütte am Giumalau verfallen ist, übernachtete ich bei Schafhirten. Die ganze Nacht brannte ein Feuer, da die Milch verarbeitet werden musste. Liegeplätze sind keine vorhanden und man nimmt auf dem Holzboden sein Nachtlager.

In der Nacht schlagen die Hunde an, Wölfe heulen, der Qualm des Feuers dringt beissend in die Augen und am Morgen nach einer Maismahlzeit verlässt man die urige Hütte. Für Jäger und Naturfreunde ein Paradies: ich fand in Schlingen verendete Wölfe und konnte die Auerhahnbalz erleben. Die einzge bewirtschaftete Unterkunft befindet sich im Berghotel Rarau.

Bekannt geworden ist die Bukowina durch ihre Klöster. Die historischen Moldauklöster Putna, Moldovita, Voronet, Humor, Sucevita, Arbore sind durch ihre Aussenfresken und Wandmalereien von unübertroffenem künstlerischem Wert. Diese Wandmalereien, die einer "illustrierten Bibel" gleichen, sind in der Welt einmalig in ihrer Art. Die Klöster sind untereinander durch Wanderwege / Pilgerpfade verbunden.

Allen (markierten) Wanderwegen in Rumänien gemeinsam ist, die schlechte Wegmarkierung nach der Zeit des Umsturzes. Aber ein guter Wanderer, der die Waldeinsamkeit liebt und der sich einmal in die Karpaten verliebt hat, kehrt hier gerne immer wieder zurück.

Anreise: ... Für Personen, die ihr Auto lieber zu Hause abstellen empfielt sich neben der Anreise mit der teuren Eisenbahn verschiedene Busverbindungen. Mehrmals in der Woche verkehren ab Frankfurt und anderen deutschen Städten Buslinien nach Hermannstadt, Kronstadt usw. ... hier: Kessler-Bus aus Siegen; Deutsche Touring GmbH, Frankfurt; Tavi-Tours, Siegen-Eisern usw.

In Rumänien selbst gibt es gute Zug- und Busverbindungen, wobei man die Geschwindigkeit und den Komfort der Beförderungsmittel, nicht mit deutschen Massstäben messen sollte. Auskunftsmaterial über Land und Leute sowie Wanderprospekte (es gibt ein Wanderprospekt über die grossen Wanderungen im Land) sind u.a. beim Rumänischen Touristenamt in Frankfurt erhältlich.

Für die Eisenbahnfreunde einen kleinen Gaumenschnalzer: ... Beeindruckend ist die Fahrt mit einer der Waldeisenbahnen, die einmalige Fotomotive und Eindrücke liefert. Mitzubringen ist ausser Verpflegung allerdings eine gute Kondition, denn eine Fahrt mit der Schmalspurbahn verbreitet schon mehr als einen Hauch "Wildwestromantik".

Zweck dieser um die Jahrhundertwende errichteten Bahnen ist der Transport des in den Bergen eingeschlagenen Holzes in die Sägewerke bzw. zur Bahnverladung. Auch hier hält die Technik (LKW) Einzug, so dass auch die Waldeisenbahnen (Caile Ferate Forestiere, CFF) seltener werden. Neben Holz werden zusätzlich Waren für die Waldlebensmittelläden (Alimentara Forestiere), Vieh, Heu, Brot usw. befördert.

Am mehr oder weniger frühen Morgen (pünktliches Erscheinen; manchmal geht der Zug aber auch erst einen Tag später!), dampft ein Leerwagenzug in die Berge. Geduld ist allerdings für die stundenlange Fahrt nonnöten, zumal zum Dampfkochen Wassernehmen (meist aus Bergbächen), Absetzen von Wagen, Brückenreparaturen oder auch mal wegen Viehherden öfter Zwischenhalte eingelegt werden. Beim Rangieren ist wegen des unorthodoxen Verfahrens in Gleisnähe stets Vorsicht geboten.

Am Nachmittag rollt der Zug (oder man übernachtet in einer Waldhütte um mit dem nächsten Zug in ein oder mehreren Tagen später wieder mit zurück zu fahren), schwer beladen mit Holz, wieder talwärts. Bei der Talfahrt werden Wagengruppen mit einem Bremser besetzt, um sie ohne Lokomotive abrollen zu lassen (einmal musste ich heran: bei zu viel Tempo springen die Wagen aus den Schienen; das war´s dann wohl!).

Der Triebfahrzeugpark besteht in erster Linie aus D-gekuppelten Dampflokomotiven mit Aussenrahmen (Baureihe 764), die in verscheidenen Ausführungen ab der Jahrhundertwende bis in die 50er Jahre von den Firmen O&K, Ganz-Mavag und Resita gebaut wurden. Ein Augenschmauss für Fotofreunde.

Da eine Fahrt mit allen Waldeisenbahnen (Info bei der Zentralverwaltung in Bukarest) wohl den Wenigsten vergönnt ist, empfehle ich das Netz von Oberwischau (Viseu de Sus), dessen längster Streckenast über 40 km beträgt. Die Bahn liegt im äussersten Norden des Landes, in den Maramures (ein Ausläufer der Karpaten). Sie führt entlang des Wasserflusses über viele Brücken und drei Tunnel bis nahe der ukrainischen Grenze. Ich erlebte wie die Lok aus den Schienen sprang und erst nach Stunden die Fahrt fortgesetzt werden konnte.

Meine Lieblingsbahn ist die CFF Moldawitza in der Nähe des Berühmten gleichnamigen Klosters. Auch bei Risca führt eine Waldeisenbahn durch eine herrliche Landschaft und die Atmosphäreklingt noch lange nach.

In den Bergen, abseits der Touristengebiete, ist auch das Risiko bestohlen zu werden, nicht höher als anderswo; denn die Bevölkerung ist zwar nicht reich, aber ehrlich und sehr gastfreundlich. In der Bukowina erlebte ich oft wie mir die letzten Deutschen stolz ihre Pässe, ausgestellt vom Forum der Buchenlanddeutschen, zeigten. Eine sichere Unterkunft war immer gegeben und einmal folgte gar eine Einladung als Trauzeuge bei einer Hochzeit.

Skizzen von Wolfgang Post


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