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Rumänien 1986

Ein Reisebericht von Petra Watzka & Hella Pohle

 


06.08.86

Früh Start von Ilmenau Richtung Dresden per Anhalter. Wir kamen schlecht weg und waren erst gegen 20 Uhr in Dresden. Erstes Probeschlafen in unserer "Tüte" vor den Toren der Stadt. Die Tüte war eine Schrumpffolie für Paletten, oben und unten zu, an den Seiten offen. In Ermangelung eines geeigneten Zeltes hatten wir sie zum drin oder drauf schlafen gedacht. Drin schlafen erwies sich gleich in der ersten Nacht als Blödsinn, wir waren durch das Kondenswasser total nass.

 

07.08.86

In Dresden stundenlanges Anstehen nach Platzkarten, dann endlich konnten wir stolz die Sektflasche öffnen - im Zug nach Rumänien, wo wir uns bis dahin noch nicht hatten sitzen sehen, wegen vielfältiger Hinderlichkeiten. Als da waren: Betreuung unserer Kinder, Verletzung des einen Kindes usw. ...

Fahren, fahren, fahren, in zunächst leerem Abteil, dann vor der tschechisch-ungarischen Grenze Zuwachs von tschechischen Jungs, von denen einer leider nicht über die Grenze gelassen wurde. Ihr Schnaps schmeckte prima. Budapest verschlafen; fahren, fahren ...

Aufgeregt erblickte Hella, die zum ersten mal hierher kam, nach der Grenze die ersten Rumänen. Fahrt durch herrliche Landschaft.

 

08.08.86

Ankunft in Cluj. Hella war alles fremd und unheimlich. Die Stadt war uns nicht sehr sympathisch. Gewitter zogen auf, aber selbstverständlich hat es nicht geregnet. Wo übernachten? Bahnhof! Schlafwartesaal, wo man unwahrscheinliche Menschenstudien betreiben kann, statt zu schlafen. Der Geruch im Saal war etwas völlig Neues für unsere Sinne.

 

09.08.86

Von Cluj durch mühseliges Trampen (Konkurrenz durch lustigen Hüpfer, hier sahen wir zum ersten mal die rumänische Anhaltergebärde) mit zwei schmucken vermutlichen Gangstern, die im Auto aus einer Schnapsflasche tranken und ständig verfolgt wurden, bis Turda gefahren. Der Inhalt der Flasche erwies sich als Kaffee und die beiden waren sehr nett. Schweißgebadet langten wir in Turda beim Zeltplatz an. Wir Idis! Wahnsinnspreis von 64 Lei für ein Tütenfleckchen bezahlt, trotzdem war kein Wasser da!

 

10.08.86

Erstmalig Kocher angeworfen und viieel Nudeln mit Gulasch gekocht. Später Rucksäcke am Eingang abgegeben und auf zum Bier beim nahegelegenen Bad. Keine Chance, da uns die Ellenbogenkräfte fehlten. Einladung zum Bier von drei rumänischen Jungs, die sehr sympathisch waren. Verständigung war schwierig, von Beruf waren sie: ein Geflügelelektriker, ein Dreher und ein Zementtischler. Bei der Suche nach einem billigeren Schlafplatz begleiteten sie uns. Da kam doch plötzlich ein Auto angefahren, die drei an Händen und Füßen eingesackt und ab! Wie bei der Mafia! Wir waren noch ziemlich geschockt, da kam noch ein Auto, nun sollten wir mit. Nach langem Gerangel um unsere Ausweise, die wir wiederhaben wollten (wir Sieger) mußten wir mit. Funktion der Leute (in Zivil) war uns unklar. Die fuhren uns in die Stadt zur Miliz. Dort machten wir Sitzstreik vor der Tür. Nachdem ein anscheinend höherrangiger Polizist unsere Ausweise gesehen hatte, wollten sie nichts mehr mit uns zu tun haben.

Inzwischen hatte es auch schon einen Menschenauflauf gegeben, einer sprach englisch und übersetzte für uns. Wir sollten uns nun wieder zum Zeltplatz scheren. Da waren wir nun aber auch bockig und verlangten zurückgefahren zu werden. So hielt also ein Polizist ein Taxi für uns an, das brachte uns zum Zeltplatz. In der Menschenmenge entdeckten wir im Vorbeifahren noch einen von den drei Jungs. Am Zeltplatz wurden wir wundersamer weise von den Empfangsdamen herzlich empfangen, mit einem herrlichen Abendessen bewirtet (an das Essen von Speck hatten wir uns aber noch nicht gewöhnt) und erhielten kostenlos Unterkunft in einer komfortablen Hütte. --- Alles unklar!

 

11.08.86

Nur fort aus diesem Turda! Dadurch haben wir noch die geologisch interessanten Gebiete verpaßt, naja, egal. Bis Ocna Sibiului mit vielen Autos, unter anderem einer 6-Personen-und-Hühner-Massenfuhre gekommen. Zeltplatz am Salzsee war prima. Eine dufte Truppe aus Leipzig und Einzelwanderer Egon kennengelernt (kein Wodka da, kein Tralala). Das Baden im Salzsee wurde uns verleidet, nachdem wir die Myriaden von Viecherchen darin entdeckt hatten. Wir stellten uns dann vor, wo die überall hinkriechen könnten und verzichteten fortan aufs Baden.

 

12.08.86

Nach Sibiu mit einem Auto voll Musik und einem sympathischen Herrn gefahren. Für 34,- Mark Ansichtskarten an die Lieben daheim geschrieben und geschickt. Erste Melone verspeist und zurück zum Zeltplatz. Abends legte sich ein Tscheche neben uns schlafen. Schlief bis Mitternacht und wurde durch Happy-Birthday-Gesang geweckt ...

 

13.08.86

... was ihm so gut gefiel, daß er uns zum singen, singen aufforderte. Dann sackhüpfte er in seinem Schlafsack zu uns - so lernten wir Olda aus Polna kennen. Wegen Geburtstag tranken wir schon am Vormittag Bier mit Olda und Egon, dann zogen wir wegen Regenverdachts in die Badkneipe, wo wir viel Wein tranken und mit den einheimischen Leuten schwatzten. Petra bekam von einem Hirten ein Messer geschenkt. Was das wohl zu bedeuten hatte?

 

14.08.86

Faulenzertag mit Egon-Verabschiedung (mit Pfirsichbowle aus dem übriggebliebenen Geburtstagswein, mmhm). Abends lernten wir noch eine Truppe aus Cottbus kennen, bei der nächtlichen Rückkehr zu unserem Tütenplatz großer Angstbefall vor der leuchtäugigen Hundemeute.

 

15.08.86

Mit einem dicken, widerlichen Kerl mit fetten Goldringen nach Sebes. Die große Kirche besichtigt, 2. Melone verspeist und zweimal Uhr nicht verkauft. Rückfahrt nach Ocna Sibului im Auto mit überlauter Musik, aber versorgt mit Limo Und Zigaretten, dafür mußten wir das Huhn hüten. Das letzte Stück des Wegs mit netten rumänischen Sachsen auf dem Pferdewagen.

 

16.08.86

Aufbruch mit dem ziel Fagaras - Breaza. Herzliche Verabschiedung von Olda. Er lud uns ein, auf der Rückfahrt zu ihm nach Polna zu kommen. Die erste Tour mit einem LPG-Hänger bis Sibiu. Vier Männer mußten uns vor zwei betrunkenen Lüstlingen bewahren. Beim Aussteigen in Sibiu konnte uns ein zu Petra in Liebe entbrannter Jüngling folgen. Rettung vor diesem durch zwei freundliche Sachsen. Diese luden uns zum Bier ein, dann zu Matthias nach Hause.

Den ganzen Abend verbrachten wir mit seiner ganzen Familie. Der Junge zeigte uns die Schweine im Garten, die fraßen Dachziegel, die vorher mit dem Hammer zerschlagenen wurden. Wir wurden mit reichlich gutem Essen und Trinken bewirtet und mußten unbedingt bei der Familie übernachten, was anderes wäre uns ja wohl auch nach einer solchen Bewirtung gar nicht möglich gewesen.

 

17.08.86

Fahrt mit der Familie nach Viktoria ins Schwimmbad. Dieses schien weit und breit das einzige Bad zu sein, es war Sonntag und das Bad proppevoll. Für uns war das nicht das reine Vergnügen, aber aus Höflichkeit blieben wir dabei. Auch hatten wir ein schlechtes Gewissen, weil wir schon wieder ausgiebig Essen angeboten bekamen. Wir blieben dann lieber hungrig. Es ist schon schwer für uns, die wir nicht mit solcher Gastfreundschaft aufgewachsen sind.

Hella holte sich einen üblen Sonnenbrand, auf dem dann der Rucksack lag. Von Viktoria hatten wir einen ersten Blick auf die Berge des Fagaras, der uns sehr beeindruckte. Gegen Abend fuhren wir mit einem unglaublich vollen Bus (wir standen meist gar nicht mehr auf dem Boden, die Rucksäcke schwebten irgendwie über den Leuten) zur Hauptstraße.

In der Abenddämmerung standen wir dann am Straßenrand, kurz vor Dunkelwerden nahm uns dann der Mann unseres Lebens mit nach Fagaras. Wir wollten ja noch nach Breaza weiter, wir fuhren erst noch mit ihm kreuz und quer durch die Stadt, um die richtige Straße zu finden, dann stellte er sich mit seinem Kleinbus einfach quer auf die Straße Richtung Breaza, aber ohne Erfolg, da kam einfach nichts mehr. Also Rückkehr zum Bahnhof, Übernachtung da auf harten Bänken.

 

18.08.86

Milch gekauft!! Mit dem Bus nach Breaza, ins Paradies. Unser Lager am Fuße der Berge, ein zwischen Bäumen und Sträuchern verstecktes Flüßchen, Sonne, Schatten, wunderschön. Noch mal zum Dorf, kein Brot, aber viel, viel heiß! Abends Einladung ans Feuer zu unseren Nachbarn Ion und Maria und ihren beiden Kindern. Sie luden uns ein zu Schafskäse (solchen hatten wir nie zuvor gegessen), Tuica und selbstgemachtem Wein, der herrlich schmeckte. Leider bekamen aber Maria und Petra einen schweren Trommelschaden.

 

19.08.86

Wir sind bewegungsunfähig durch Hitze! Uns und Wäsche im Fluß gewaschen. Von Ion und Maria bekamen wir ein kräftiges Frühstück mit viel Speck und Eiern. Gegen abend ein kleiner Ausflug Richtung Gebirge. Pfefferminztee und Thymian gesammelt. Zum Abend mußten wir wieder unbedingt mit Ion und Maria essen, Pommes und Wildschweingulasch. Wir bewunderten sehr, was sie so alles mit wenig Hilfsmitteln am Lagerfeuer zauberten. Aber die ausgiebige Bewirtung und "Extrawurst" für uns beschämten uns auch hier wieder.

 

20.08.86

Aufbruch in die Berge! Rucksack schwer und schwerer. Wir hatten etwa 1000 Höhenmeter auf sechs Kilometer aufzusteigen. Nach dem ersten, gemächlich ansteigenden Drittel kochten wir erst mal ein ausgiebiges Nudelessen unter einem überhängenden Gold- Silber- und Edelsteinfelsen am rauschenden Bach. Dort überstanden wir dann auch trocken den Gewitterguß.

Das zweite Drittel ging durch ein wildromantisches Gebirgsbachtal. Unser Schutzengel sandte uns einen Unterstellfelsen für den nächsten Regenguß. Eingetütet (ein Lob unserer Schlaftüte!) überstanden wir den dritten Regen auf einer hohen Bank. Hier begegneten uns zum ersten mal die intelligenten vierfüßigen Esel des Fagaras-Gebirges. Wir hatten ja selbst gemerkt, wie schwierig es manchmal ist, einen sicheren Tritt für zwei Füße zu finden, welche Fähigkeit braucht es da erst für vier Füße! Das letzte Drittel war ein mörderischer Aufstieg fast senkrecht bis zur Urlea-Hütte. Dort Übernachtung auf dem Fußboden zu acht in der casa de mese.

 

21.08.86

Halsbrecherisches Pilzesuchen am Steilhang, zum Glück gab es "Elefantengras", an dem man sich festklammern konnte. Unter den erstaunten Blicken der anderen Baudengäste Pilzmahlzeit gekocht. Ankunft der "Crazy-man"-Gruppe, ihr Anführer war wirklich ein wilder Typ und es gab viel Spaß am Lagerfeuer, es wurde viel gesungen, auch wir mußten was zum besten geben. Ein Glück, daß das zu Hause keiner gehört hat. Der Anführer wies uns dann ein Bett in seiner Höhle zu (Camera Nr. 7). Dort schliefen viele und es ging die ganze Nacht wild zu. Von einer Truppe erlauschten wir einen merkwürdigen Sprechgesang.

 

22.08.86

Für eine Tour durchs Gebirge waren wir nicht ausgerüstet und trauten uns das auch nicht zu. So stiegen wir wieder ab, von Rauhreif zu Hitze. Den herrlichen Weg können wir beim Abstieg erst richtig genießen. Anschluß an sechs rumänische Studenten, von denen vier mit in unser Paradies am Fluß kamen. Wir unterhielten uns (sehr anstrengend) auf englisch und lernten Bridge spielen.

Im Ort organisierten wir eine Melone von 8 Kilo, Büffelmilch (wonach unsere Trinkflasche fortan roch) und Brot. Riesiges Nudelkochen auf dem Feuer, da kam alles dran, was wir alle noch so hatten. Die vier konnten nicht mit ansehen, daß wir draußen schlafen. So mußten wir also in ihrem Zelt schlafen, die vier in unserer Tüte, angezogen wie zur Polarexpedition. Einer kam dann nachts zitternd (vor Angst?) zu uns ins Zelt. Ein wilder Hund wollte nachts an die Nudelreste und legte sich dann nieder, direkt an Hella, da war nur der Zeltstoff dazwischen. Schon schöner gekuschelt.

 

23.08.86

Allmähliche Auflösung des Lagers, alle mit dem Bus von Breaza nach Fagaras, wehmütiger Abschied von den Bergen! Adi lud uns für nächstes Jahr zur Höhlenfahrt ins Apuseni-Gebirge ein!!!! Dann Verstreuung in alle Winde. Verlustreiche Zugfahrt nach Brasov, irgendwie hatten wir nicht mitbekommen, daß man für den Zug Platzkarten braucht, der Schaffner war sehr garstig und wollte viel Geld von uns haben. Eine freundliche Dame erreichte dann, daß wir nicht ganz so viel bezahlen mußten.

Nach fast hoffnungslosem Stehen am Ortsausgang von Brasov Dunkelfahrt durch schöne Gegend bis Rupea, von dort mit dem Zug bis Sighisoara. Unsympathischer Bahnhof, düstere Straßen, grausige Suche nach einer Tütenmöglichkeit. Wir wußten, daß es einen Zeltplatz gibt, aber wo? Also vom Bahnhof nach Taxi telefoniert (erfolglos), Wiederholung durch Rumänen (erfolgreich). Teure Taxifahrt zu für uns billigem Zeltplatz nach Glaubhaftmachung finanzieller Not. Die Uhr verschleudert. Auch hier kein Wasser.

 

24.08.86

Sighisoara. Besichtigung dieser anheimelnden, liebenswürdigen, herrlichen Stadt. Beim totalen Verspeisen einer >4kg-Melone in die Hosen gelacht. Wir lernten Michael kennen, der uns dann mit zu seiner Eva lotste. Diese war zunächst nicht da, in der winzigen 1-Raum-Wohnung mußte erst mal das Moped in den Hausflur bugsiert werden, später lernten wir dann die liebe, lustige Eva kennen. Gemeinsam gingen wir dann zum Bahnhof. Platzkarten gab es keine. Nach geschickter Umgehung des Schaffners (an einer Station raus aus dem Zug und hinterm Schaffner wieder rein) sehr beengte Fahrt nach Budapest.

 

Tschüs, liebes Rumänien, bis 1987 !!!!!!!!!!

Auf der Rücktour einen Tag in Budapest, dann nach Polna zu Olda, wo wir von seiner Familie herzlich aufgenommen wurden und gemeinsam einen sehr schönen Tag verbrachten.


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