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Rumänien - ein besonderes Erlebnis!

Reisebericht von Heinz Panholzer (Puchenau, im Juni 2003)


Seit zwölf Jahren besuche ich hauptsächlich den westlichen Teil Rumäniens; Siebenbürgen und das Banat, wo die „Österreichisch rumänische Kinderhilfe“ einige Projekte betreut: das Kinderdorf in Sântana nahe Arad, und seit drei Jahren im Rahmen des Familien-Hilfe-Projektes auch bedürftige Kinder in deren Familien.

Bei einer meiner bisher über 70 Rumänienfahrten „schenkte“ ich mir im Herbst 1999 eine Reise zu den Moldau-Klöstern in der Bukowina, dem nordöstlichsten Teil Rumäniens, der bis 1918 Teil der Österreichisch Ungarischen Monarchie war.

Die Fahrt quer durch Rumänien von Arad bis Bacâu dauerte beinahe 11 Stunden, länger als die Fahrt von Linz bis Arad. Zuerst ging es durch das Tal der Mures bis Sebes, dann weiter über Sibiu und Brasov, vorbei an weiten Kartoffelfeldern, wo jeweils 20 bis 30 Erntearbeiter neben aufgereihten Kartoffelsäcken die Erdäpfel auflasen. Als auf einem Feld ein Bauer mit einem Pferdegespann mit einscharigem Pflug die Furchen zog, tauchten bei mir Erinnerungen an meine frühe Kindheit auf. Zuletzt überquerte ich die waldreichen Karpaten, wo entlang der Straße viele Kinder und Frauen in Körben frisch gesammelte Pilze feilboten. Bacâu, eine moderne Stadt mit vielen Hochhäusern, wo ich Marius, meinen jungen Reisebegleiter und persönlichen Tourguide traf, bildete einen Kontrast zur vorangegangen „Fahrt durch die Vergangenheit“.

Da ich mit rumänischen Verhältnissen etwas vertraut bin, erwartete ich keinen westlichen Standard, den wird das Land noch lange nicht bieten können, diesen Mangel machten die durchwegs liebenswürdigen Gastgeber jedoch durch nicht zu überbietende Gastfreundschaft mehr als wett. Gerne möchte ich ein Beispiel anführen, das stellvertretend für eine Reihe ähnlicher Erlebnisse steht:

Da unsere Reiseroute nahe am Domizil einer Familie vorbei führte, mit der mein Reisebegleiter befreundet war, besuchten wir diese spontan und unangemeldet an einem späten Nachmittag. Vater, Mutter und Tochter empfingen uns sehr herzlich, auch mich, der ich für sie vollkommen fremd war. Die Mutter des Hauses lud uns anschließend ebenso herzlich ein, doch bei Ihnen zu übernachten. Mir war dies eher peinlich, doch mein Freund nahm das Angebot gerne an. Ich bat ihn, der Hausfrau zu übersetzen, daß ich normalerweise gerne ein Gastgeschenk mitbringe, wenn ich eingeladen werde, doch ich sei nicht darauf vorbereitet gewesen. Sie antwortete: „Doamne fereste!“ („Gott behüte!“ es hörte sich jedoch an, als wollte sie sagen: „Was fällt denn dem ein!“) Wir verbrachten einen gemütlichen Abend, wir wurden reichlich und ausgezeichnet bewirtet, und mein Zimmer war mit größter Sorgfalt bereitet. Und als wir uns am nächsten Morgen verabschiedeten – überreichte die Gastgeberin mir ein Gast-geschenk: eine Flasche feinsten Moldauer Weinbrands und ein landestypisches handgewebtes handbesticktes Schultertuch. Ich wußte nicht wie mir geschah!

Doch dieses Land hat noch viel viel mehr zu bieten, als diese für unsere Begriffe unvorstellbare Gastfreundschaft. Eingebettet in einem bewaldeten Hügelland, vergleichbar unserem Mühlviertel, liegt der „Archipel“ der weltberühmten Moldau-Klöster in der Bukowina (dem Buchenland): Putna, das 1466-1469 erbaute Mönchskloster nahe der ukrainischen Grenze, mit der Grabstätte Stefan des Großen (1457-1504) sowie die im 16. Jahrhundert erbauten, durch ihre Außenfresken berühmt gewordenen Klöster Arbore, Sucevita, Moldovita, Voronet und Humor, die heute als Nonnenklöster geführt werden, was bereits die reich mit Blumen geschmückten Klostergärten signalisieren. Mit diesen Fresken, die je nach Kloster in verschiedenen Grundfarben gehalten sind – am bekanntesten ist das Voronet-Blau – brachten anonyme Maler-Mönche des Mittelalters mit religiösen Bildern in byzantinischem Stil dem damals des Lesens unkundigen Kirchenvolk den Glauben nahe. Die Darstellungen spannen einen weiten Bogen vom Stammbaum Jesses, von der Schar der Heiligen, von Cherubinen und Seraphim bis hin zu riesigen Darstellungen des Jüngsten Gerichts, wobei bezeichnenderweise die damaligen Feinde der Orthodoxie, Türken, Armenier, Katholiken und Juden der Verdammnis anheim fielen – eine politische und geistliche „Botschaft an das moldauische Volk“.

Natürlich erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, weder was die Darstellungen der Fresken, noch was die Zahl der Klöster betrifft. Besonders bemerkenswert finde ich, dass die Klöster trotz ihrer einmaligen Kunstschätze, die von der UNESCO zum Welt-kulturerbe erklärt wurden, keinen musealen Charakter haben; einerseits dank des lebenden Gebetes von Nonnen und Mönchen und andererseits dank der vielen Gläubigen, die zum Teil als Pilger kommen, und die sogar in großer Zahl an der drei bis vier Stunden dauernden orthodoxen Sonntagsliturgie teilnehmen.

Gerne möchte ich noch ein weiteres touristisches Juwel aufzeigen, nichts Spektakuläres, nur einfache neuzeitliche Volkskunst, der es gelingt, den Tod zu „vermenschlichen“ und ihm ein wenig von seinem Schrecken zu nehmen: Es ist dies der „heitere Friedhof“ von Sapânta in der Maramures, einem der ursprünglichsten Teile im Nordwesten des Landes, ebenfalls nahe der ukrainischen Grenze gelegen. Dieser Friedhof vermittelt – so absurd dies klingen mag – einen heiter besinnlichen Eindruck. Auf bunten Grabkreuzen, hauptsächlich in hellem Blau gehalten, zeigen naive Bilder Begebenheiten aus dem Leben der Verstorbenen; auf den Schrifttafeln darunter „sprechen“ die Toten zu den Besuchern: So gibt eine Lehrerin ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich die Schüler an sie erinnern mögen, und dass die Kinder das von ihr vermittelte Wissen fürs Leben brauchen können! Ein all zu früh verstorbenes Kind bedauert, dass es seinen Eltern nur Kummer bereitete, und es verspricht, Gott den Herrn zu bitten, dass er den Eltern nochmals ein Kind schenken möge, das ihnen nur Freude bereite! – Fürwahr eine ungewöhnliche Art von Frömmigkeit. Dass man bei der Anreise nach Sapânta durch das bewaldete Bergland viele schöne Holzbauten entdeckt und auch die für diese Gegend berühmten Holzkirchen besuchen kann (z. B. in Surdesti), macht dieses Reiseziel noch attraktiver.

Wenn man Rumänien nicht nur als oberflächlicher Tourist bereist, wenn man sich auf Land und Leute „einlässt“, so wird man feststellen, dass das leider manchmal anzutreffende Klischee von „den Rumänen“ grundlegend falsch ist (oder nur auf ganz wenige schwarze Schafe zutrifft). Man wird feststellen, so wie auch ich dies erleben konnte, dass Rumänien ein kulturell hochentwickeltes Land mit tief verwurzelten Traditionen ist, dass „die Rumänen“ ein liebenswürdiges, äusserst gastfreundliches Volk sind, mit dem es jedoch die jüngere Geschichte leider nicht so gut gemeint hat wie mit uns!

Heinz Panholzer


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