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Reise nach Rumänien 27.4.-14.5.

mit Marion, Pusi, Alwin im Passat

Reisebericht von: Frank ...


Die Idee für diese Reise stammt noch aus dem Mexikourlaub 2001. Damals haben Marion und ich uns überlegt, daß Mexiko eine herrliche Kombination von Kultur, Strand, Kulinarischem und Atmosphäre (mit Abstrichen) bietet, allerdings sündhaft teuer ist. Daraufhin suchten wir nach ähnlich reizvollen Zielen, die erschwinglicher sein sollten, und landeten mit unseren Gedanken bei Südostasien, wo wir beide schon einmal gewesen waren. Also lag es nahe, zu überlegen, daß einige Wochen (es sollten mehr als die üblichen 2-3 sein) in Indonesien (Lombok, Bali, ?), Malaysia oder Vietnam nur durch eine Verknüpfung von 2 Jahresurlauben möglich wären, d.h. von Dezember 2002 bis irgendwann im Januar 2003. Was aber tun, wenn von Januar bis Dezember 2002 nur 15 Urlaubstage reichen müssen ? Und vor allem wann und wofür diese verwenden ?

Und so geschah es, daß ich an Frühlingstage in Rumänien dachte. Zum einen ist der Frühling dort normalerweise sehr schön – alles blüht, es ist warm, aber noch nicht heiß, es fängt an, frisches Gemüse zu geben, die Schwalben fliegen, die Tage sind lang. Dann war Marion dabei, Rumänisch zu lernen – das tut sie jetzt wieder (vor allem in der Straßenbahn), und zudem, Interesse über meine Herkunft zu zeigen, und was liegt näher, als eine Sprache vor Ort (außerhalb Offenbachs ;-) zu üben. Schließlich gab es Anfang Mai in D 2 Feiertage, was bedeutete, daß wir nur 8 Urlaubtage für insgesamt 16 geplante Tage benötigten und das orthodoxe Osterfest – die rumänische Hauptfeier des Jahres stand am 5.5. an.

Von der Idee bis zur Umsetzung fehlt nicht viel bei mir, solange es um Urlaubsangelegenheiten geht ! Marion war von Anfang an Feuer und Flamme, mein Mutterland zu erfahren und ich wollte auch mehr darüber erleben, als nur das übliche, d.h. Parties in Bukarest, 2 Mai und vielleicht ein Wochenende in Busteni ... Darüber hinaus wollte ich Marion meine Verwandtschaft präsentieren und vor allem auch ihre Augen und Herz öffnen für rumänische Gastfreundschaft, Humor, savoir vivre und Traditionen.

Ende 2001 reiften die Pläne soweit, daß Gentiana und Stefan sich entschlossen, die Reise mitzumachen – es sollte in den Norden gehen, zu den weltberühmten Moldauklöstern und dann durch die Karpaten Richtung Bukarest für die Verwandtenstippvisite.

Im Laufe des Frühlings ergaben sich 3 große Planänderungen: Gentiana und Stefan zogen sich wegen neuer Jobs zurück, statt dessen waren Pusi und vor allem Alwin gleich bereit, mitzufahren oder besser gesagt, die Reiseführerschaft zu übernehmen, und drittens war der Entschluß für unsere Hochzeit gefaßt und wir wollten für die Familie in RO eine kleine Feier geben, weil es ausgeschlossen war, daß sie im Juli zur Feier nach Linden kommen können.

Damit waren die Personen, der Zeitraum, das Fahrzeug (Alwins Passat hat großartiges geleistet und verschwindend wenig verbraucht !) und die Route fest, wobei Alwin (und wir werden ihm alle ewig dankbar sein) die Maramuresch statt Karpaten und Siebenbürgen als erstes Ziel aufnahm, dann Süd-Bukowina und schließlich Bucuresti / Slänic.

Aber jetzt geht es nun endlich los mit der Reise selber! Gestartet sind wir am Samstag, den 27. April um 09:00 Uhr aus Bad Nauheim nach mehreren sehr schlafarmen, stressigen Wochen (Hochzeitseinladungen, Umzug, Autoreparatur, HBM, etc.) mit einem knallvollen Passat (unser Gepäck, 2 Koffer mit Sachen für RO, dabei vor allem Kleider von Marions Mama, ein großes Gemälde für Ilinca, Proviant, Karten und Reiseführer, CD-Spieler und Alwins FAZ cuttlets).

Das Wetter wurde während der Fahrt über Wien nach Budapest immer besser und pendelt sich schließlich für die nächsten fast drei Wochen bei angenehmen 22°C an – wir hatten an einem einzigen Tag für ein paar Stunden einige Regentropfen (in Plopis), ansonsten blieben Pullis & Co im Gepäck mit Ausnahme der klaren, kalten Nächte in Slänic.

Die Fahrt verlief bestens: Alwin fuhr, Pusi „copilotierte“ und wir schliefen. Schön war die Fahrt durch Budapest und über die Donaubrücke bei Sonnenuntergang. Danach folgte das letzte Stück Autobahn und die Suche nach einem Nachtquartier. Dieses wurde nach diversen Konversationen mit der einheimischen magyarischen Bevölkerung, die mit Händen und Füßen meist sehr unterhaltsam (allerdings im Sand) verliefen, sowie Abstechern zu den Müllhalden und Atomkraftwerken von Gyöngyös (Alwins Spitzname seitdem) auch inmitten einer Seenplatte gefunden: eine kleine neue Pension („Kormoran“ – der Name sagt schon einiges über die Gegend, 25 € das DZ, ausgezeichneter Fisch mit Pilzsoße !!).

Nach bestdurchschlafener Nacht folgte eine Überlandfahrt durch die Puszta mit den charakteristischen Blickfängen: Wasserbrunnen, Störche & andere Seenvögel, Angler, Pferde und immer wieder weites Land. In Debrecen waren wir um die Mittagszeit und hielten beim Flohmarkt, der mit einem kleinen Set von sechs Kaffeetassen (wir verwenden sie jetzt für Oliven, Snacks o.ä.) den Ausgangspunkt von unzähligen „Pumu“-Käufen bildete. Seither häuften sich nämlich die erstandenen Gegenstände – von Töpfen und Holzlöffeln über gefärbte Gänseeier und geräuchertem Käse bis hin zu Teppichen und Ikonen, welche Marion unter sehr tatkräftiger Unterstützung unsererseits im Balkan akkumulierte, auf dem Rücksitz und in allen sonstigen Nischen unseres Vehikels, welches zunehmend von einem zivilisierten Produkt der größten Exportnation der Welt zu einem motorisierten Pferdewagenimitat mutierte. Und das war gut so ! Denn jedes Objekt, welches wir kauften, bedeutete zunächst Kommunikation und Erleben, dann Austausch von Geschichten und Anekdoten und ist jetzt schöne Erinnerung und Praktisches oder Ästhetisches zugleich.

Nach Debrecen folgte die schmerzlose Grenzüberfahrt bei Satu Mare und das erste Reiseziel in der Maramuresch: der „lustige“ Friedhof von Säpinta. Es war 5 Uhr nachmittags und wir waren bereits in der wunderbaren Gemütslage, die uns bis kurz vor den Bukarester Vororten erhalten bleiben sollte: Ruhe, Ruhe, immer wieder Ruhe. Natürliche (außer Hahnengekrähe morgens, Pferdewagenquietschen und Störcheklappern tags und dem Muhen der heimkehrenden Kühe abends) und vor allem seelische: wie ist das schön, das Zeitgefühl zu verlieren, den Sinn des Wortes „Stress“ zu vergessen und man stelle sich vor, daß ich mich – wieder zurück bei gedas – nicht an meine Paßwörter erinnern konnte. Herrlich !!! Der „lustige“ Friedhof von Säpinta (nur einen Kilometer südlich der Ukraine) ist eine Ansammlung von blauen Holzkreuzen, die mit kleinen Skulpturen der Verstorbenen sowie Sprüchen zu deren Leben verziert sind. Naiv, blau, lieb, dem Tod wird hier sehr einfühlsam ein Schnäppchen geschlagen.

Zwei Stunden später waren wir in unserem Maramuresch-Basislager: Botiza, 10 km südlich des Iza-Tales. Ein Dorf, wie „man es sich als Kind immer gewünscht hat“ (Marion). Für fünf Nächte waren wir von der Welt isoliert (wie schön !) am Ende einer kleinen Seitenstraße, wohin sich niemand je verirrt hat, bis George Iurca die Operation Villages Roumaines umsetzte, so daß man nun bei Bauern unterkommen kann und für 15 € pro Tag auch Frühstück (frische, natürlich nur hausgemachte Joghurt, Milch, Butter, Eier, Käse) und Abendessen bekommt (horincä, ciorbä, Hauptgang – Geflügel oder Kalb, Dessert). Wir ließen es uns wahrlich gut gehen bei unserer Gastgeberin Emilia, der Dorflehrerin, die uns mit Tochter, Mutter und Mann verwöhnte mit pläcinte de brinzä, unterschiedlichsten Suppen und ciorbe und und und ...

Der Tagesablauf verlief folgendermaßen. Um 9 Uhr weckte uns Alwin mit einer heißen Tasse Capuccino (mit frischer Milch zubereitet), falls dies nicht schon wegen dem Krähen des Hahnes geschehen war. Dann folgte ein ausgiebiges Frühstück mit anschließendem Waschen, etc. – das Bad hatte einen holzbefeuerten Kessel mit entsprechend angenehmen Geruch. Von 11 Uhr bis (zu dem immer wieder von uns allen heiß ersehnten Abendmahl) gegen 7 oder 8 Uhr waren wir unterwegs ...

Gleich am ersten Tag machten wir die Bekanntschaft der wunderschönen, traditionellen Holzkirchen der Maramuresch – in Bogdan Vodä (ehem. Cuhea) und Ieud konnten wir die später alltägliche Prozedur inaugurieren: Parken bei der meist mitten im Dorf liegenden Kirche (umgeben von Friedhof und blühenden Bäumen), Suchen des Pfarrers wegen dem Schlüssel und dann Eintreten in die unverdorbene, stille, traditionsreiche orthodoxe Welt. Die Schlüsselsuche führte immer dazu, daß wir das halbe Dorf kennenlernten und dabei auch eingeladen wurden, ein Kännchen horincä zu trinken, in Häuser und Höfe einzutreten (Marion lernte so z.B., wie man Truthähne mit Pfeifen zur Rotglut ihrer Halsperlen, Aufplustern ihres Gefieders und zum nervösen „Gurgeln“ bringen kann) oder die lokalen Dorfmuseen zu besuchen – das sind alte Bauernhäuser, in denen Gegenstände ausgestellt werden, welche von Nachbarn und Freunden der Museumsbesitzerin (es sind meistens die Frauen mit Sinn für Ethnologie ;-) geschenkt oder ausgeliehen wurden, wie z.B. Tonkrüge, Bauernmöbel (Truhen), Öfen, in der Maramuresch besonders Stickereien und Taschen (derbe Wollstoffe, rot-schwarz-weiß-grau), aber auch Ikonen oder Holzschnitzereien und regionale Besonderheiten wie der „Baum für das Anzeigen der heiratsfähigen Töchter in der Familie“ – ein mit Töpfen und Pfannen dekorierter Baum.

War der Pfarrer oder Küster erst mal gefunden, dann ging es an die Kinder Bonbons und Schokoladenosterhasen verteilend zur Kirche. Es gibt sehr alte Holzkirchen (sogar aus dem 14. Jhdt), aber erfreulicherweise wird auch heutzutage noch traditionell gebaut, wie etwa das erst ein Jahrzehnt alte Kloster in Bârsana mit all den dazugehörenden Gebäuden (Eingangstor, Glockenturm, Gästehaus, etc.). Die Architektur zeichnet sich durch einen sehr spitz in die Höhe ragende Turm und einem einzelnen, dreigeteilten Schiff(chen) aus. Innen sind die Kirchen oft bemalt und waren gerade jetzt vor Ostern mit Wandteppichen und –stoffen verziert.

Das Highlight des ersten Tages war allerdings der Wochenmarkt in Dragomiresti. Das ganze Iza-Tal versammelt sich bei so einem Markt – jeden Wochentag gibt es ihn in einem anderen Dorf und montags ist Dragomiresti-Tag. Wir hätten alles mögliche kaufen können, aber diesmal blieb es beim Bestaunen, Diskutieren und Fotographieren. Interessant waren vor allem die Tiere: Pferde, in Säcke verschnürte Ferkel, Kälbchen und blütenweiße Ziegen. Witzig, wie die Land- zur Möbelstraße umfunktioniert wurde mit Sofas und ganzen Sesselgruppen.

Und am Abend hatten wir ein weiteres besonderes Erlebnis: die viltoare sowie die horincärie in Botiza. Wir waren nach den 1700 km von BN und der Erkundungstour in den beschriebenen Dörfern gegen 4pm heimgekehrt und haben einen langen, langen Spaziergang durch Botiza (von N nach S ist das Dorf bestimmt 7km lang, dazu kommen nochmal soviele in Richtung Poienile Izei) unternommen. Und so kamen wir über die holprige Dorfstraße, die sich dann gegen Süden in einen Forstweg verwandelt, vorbei an den Kirchen (neben der traditionellen, alten steht ein neue in dem Baustil, der leider auch fast überall jetzt verwendet wird: Beton und Blechdach), dem „Magazin Mixt“ bis zur sog. viltoare. Diese dient zum Waschen von Wäsche, Teppichen und Tüchern. Dazu wird ein Bachlauf wie bei einer Mühle gebündelt und in eine große Holzwanne geleitet. Darin werden die Stoffe dann wie in einer natürlichen Waschwaschine durch das kalte Flußwasser gewirbelt, geschleudert und gewaschen. Dadurch kann man erklären, warum die Stoffe hier meist schwer und besonders resistent sind.

Die horincärie ist die Stelle in einem Dorf, an der man garantiert gesellige Leute – meist Männer trifft, es handelt sich um die Schnapsbrennerei ! Alte Kupferkessel werden mit noch älteren Kupferrohren zusammengehalten, das Wasser zum Kühlen wird direkt aus dem kalten Gebirgsbach geleitet (links der Wasserstrahl für die arbeitenden Frauen an der viltoare, rechts der für die arbeitenden Männer der horincärie ;-) und aus diesem archaischen Metallgebilde tropft 58%, lauwarme, frisch vor unseren Augen destillierte horincä in eine Schüssel oder einen Eimer. Natürlich wird man gleich zum Probieren eingeladen, und das nicht zimperlich: aus Teekannen ! Gegenüber der rumänischen tuicä ist die horincä raffinierter (weil doppelt oder dreifach destilliert) und viel stärker. Wir waren davon so angetan und hatten bei Frau Emilia auch die Zeit ausgiebig zu Testen, daß wir letztendlich auch insgesamt 9 Liter mit nach Buk. und D nahmen – Noroc !!!

Di.: Lange Fahrt über Bârsana (neues, sehr schönes Kloster, s. oben), Holzschnitzer (von kleinen Figuren bis zu Holztoren), Budesti (Holzkirche, gespaltener „Wunderholzklotz“ mit Innenkreuz), Plopis (die höchste Kirche) und einer greco-katholischen Kirche in Surdesti.

An den letzten beiden Maramuresch-Tagen hatten wir uns entschlossen, autofrei zu bleiben und dafür die Zeit der strahlenden Sonne beim Wandern, Sonnenbaden und Faulenzen zu verbringen. Dazu gehörte auch mein historischer Haarschnitt auf dem Sattel zwischen Botiza und Poienile Izei, wobei Marion und ich abwechselnd eine ameisenhügelähnlichen Erderhebung zum Sitzen bzw. Stehen nutzten. Besonders gut haben uns die Innenmalereien der Holzkirche in Poienile Izei gefallen – mir insbesondere die sehr detaillierten Darstellungen der Bestrafung von Sündern.

Der Abschied aus der Maramuresch fiel uns sehr schwer. Umso „unvergeßlicher“ werden uns die letzten Stunden sein: Trachtenschau und Friedhofskerzen. Die Fotos von Marion und mir in der lokalen Tracht sind prächtig. Die ganze Gastgeberfamilie hatte Kleider und Schuhe herbeigeschafft. Wir wurden angezogen, umwickelt und besohlt wie Einheimische und dann ging es raus in den Hof, wo Alwin bei der Nachmittagssonne bestens fotographieren konnte, wir alle viel lachten (Marions Kopftuch, meine weiten Hosen, ...) und großen Spaß hatten. Nach dem Abendessen sind wir zum Friedhofshügel, wo sich alle Dorfbewohner versammelt hatte. Der ernste Hintergrund war die vorosterliche Kerzenaufstellung, was zu späterer Stunde ein sehr schönes Bild darstellte: pechschwarze Nacht (zu Ostern ist immer Neumond) mit Hunderten flimmernden Kerzen auf dem recht steilen Hang. Der eigentliche Grund aber war das etwas unsicher und verschämt wirkende Mädchenschauen der Jugendlichen, das Getuschel der babe und das mit viel Gekicher begleitete Registrieren der auf sie gerichteten Blicke seitens der Mädel.

Nach fünf sehr erholsamen Nächten, ebensovielen üppigen Abendessen und vier herrlichen Tagen (Ruhe, großartige Holzkirchen und -klöster, phantastisch liebe und gastfreundliche Menschen, kräftige horincä, Souvenirs: der generationenalte Krug aus Ieud, die Tischuntersetzer von Frau Emilia) ging es Freitag weiter in Richtung Osten: unser Ziel waren die Klöster der Bukowina und Moldau, wo wir auch die Osterfeiertage verbringen sollten. Als Übernachtungsort hatten wir Vama gewählt, weil es inmitten aller Klöster der Süd-Bukowina liegt und wir dort auch eine gute Adresse von G. Iurca reserviert bekommen hatten.

Die Fahrt nach Osten parallel zu der nur wenige Kilometer nördlich verlaufenden Grenze zur Ukraine verlief nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“: wir hielten überall, wo eine Kirche, ein altes Bauernhausmuseum oder ein Verkaufsstand zu sehen waren und zudem an den bereits zuvor eingeplanten Sehenswürdigkeiten: Töpfer in Säcele, Massakerdenkmal in Moisei und Prislop-Paß. Wir hatten keinen Zeitdruck, da wir unsere Unterkunft schon fest hatten und wir in hervorragender Urlaubs- und Besichtigungsstimmung waren.

„Der“ Töpfer von Säcele ist der einzige in der Maramuresch, der noch in der traditionellen Technik töpfert. Das bedeutet, daß aus dem (sehr arbeitsintensiv) gestochenen Ton Gefäße in klassischen Formen entstehen, die allesamt beige sind, keine Lasuren vorweisen und nur traditionell mit einer dunkelbraunen zackigen Linie bemalt werden. Dadurch, daß die entstehende Keramik nicht glasiert wird, ist sie wasserdurchlässig und muß demzufolge vor Gebrauch (vor allem Vasen oder Milchkrüge) eingeölt werden (am besten mit Gänsefett). Wir hatten eine Menge Spaß mit dem über 80 Jahre alten Meister, der inzwischen seine Kenntnisse an Sohn und Enkel weitergegeben hat, sowie seiner Schwiegertochter, die uns zu den gekauften Krügen und Tellern noch ein paar Schnapsgläschen schenkte und uns auch den Ofen vorführte. Dieser ist ganz weiß getüncht und erinnert in seiner Form an einen großen Elefantenrücken. Er ist in einer Scheune untergebracht und hat nur zwei Öffnungen: eine am etwas abschüssig gelegenen Ende, wo das Holzfeuer brennt, und eine größere, elliptische am entgegengesetzten höher gelegenen Ende, wo die ganzen „Rohwaren“ hineingestapelt werden, bevor die Öffnung mit Scherben verschlossen wird.

Mit den erstandenen Töpferwaren (wie alles in der Maramuresch sehr, sehr billig, z.B. eine kleine Vase 50 Pfennige) fuhren wir weiter bergan von Säcele nach Moisei. An diesem Ort haben die ungarischen Besatzungstruppen im 2. Weltkrieg unter der rumänischen Bevölkerung ein Massaker angerichtet. Unter Ceausescu entstand ein Denkmal, das an die 10 (?) Gefallenen und die 2 Überlebenden erinnern soll. Jede Person wird durch einen hohen quaderartigen Steinpfeiler mit aufgesetzter Büste symbolisiert, wobei die Ermordeten durch individuell gestaltete Masken repräsentiert werden, während die beiden Überlebenden „in natura“ gemeißelt wurden. Die Pfeiler sind in einem Kreis angeordnet (Durchmesser ca. 15m), so daß die Gesichter nach außen gerichtet sind. Wenige kennen dieses Denkmal, so daß es durch seine etwa 100 m von der Landstraße an der Waldgrenze auf einer kleinen Anhöhe befindliche Lage sehr gut für ein Picknick geeignet war.

Von Moisei ging es vorbei an Borsa und den nördlichsten Skiregionen Rumäniens. Am Horizont schneebedeckte Gipfel und Berghänge („Muntii Rodnei“), die Wälder wurden jetzt nadeliger – Laubbäume immer spärlicher. Und dann waren wir auch schon am Prislop-Paß bei über 1400 Höhenmetern und um uns herum ein Meer von violetten Krokusen mit vereinzelten in der Sonne dahinschmelzenden Schneeflecken. Von oben sahen wir bei einer Tasse Espresso noch einmal etwas wehmütig zurück in Richtung Maramuresch („wir kehren bestimmt hierher zurück !“) und dann ging es steil hinunter in die Bukowina. Diese Bergseite ist schöner: die Straße windet sich entlang eines Bergbaches, der sehr schöne Auen bildet und alles scheint etwas zerklüffteter und wilder. Die Architektur der Häuser ist auch ganz anders – keine geschnitzten Holztore mehr, keine spitzen Kirchtürme, sondern robuste, nicht mehr su putzig erscheinende, einstöckige Häuser mit bedeckten Veranden – man merkt, daß es hier im Winter richtig kalt wird!

Der nächste Halt wurde durch ein schräges, vom Winde verwehten Schildchen mit einem Pfeil zum „Muzeul rädäcinilor“ bedingt. Abseits jeglichen Dorfes auf mindestens 1000 Metern Höhe steht ein kleines Holzhaus in dessen Diele von vielleicht 6 Quadratmetern ein Naturliebhaber Wurzeln ausgestellt hat, die entweder schon krumm gewachsen sind und damit die skurilsten Formen vorweisen oder noch künstlerisch nachbearbeitet und arrangiert wurden. So sind in dieser 5fachen Telefonzelle einige Natur-Kunst-Objekte zusammengetragen, die nur „din an in paste“ jemand sehen will, so daß der Besitzer uns gleich das ganze Museum verkaufen wollte. Wir (besser gesagt Marion) wollten aber „nur“ eine Wurzel, die „colacul miresii“ getauft war, nämlich eine Holzschlinge aus einer schwarzeneggerarmdicken Wurzel, die jetzt rötlich auf unserer Wohnzimmerkommode steht.

Bis Vama trat zu unserer melancholischen Stimmung, der Maramuresch den Rücken gekehrt zu haben, noch eine gewisse Enttäuschung über das Bild der Dörfer und Menschen (keine Trachten mehr, kaum Pferdewagen, wo sind die Holztore, –türme und –kirchen ?), eine Ungewissheit bzgl. unserer nächsten Gastgeberfamilie, eine richtige Verärgerung über den Zustand der Straßen sowie eine regelrechte Empörung über die Anzeichen von Industrie in Gura Humorului (d.h. Schornsteine, schäbige Geschäfte, noch schäbigere Menschen, die ersten paar Zigeuner, Abgasgestank).

Kaum waren wir in Vama angekommen, so beruhigten sich schon die ersten Bedenken: unsere Pension war der in Botiza ebenbürtig. Zum einen hatten wir eine ganze Haushälfte (3 Zimmer mit Bad im ersten Stock, Esszimmer im Erdgeschoss) für uns ganz alleine, dann war die Gastgeberin eine unvergleichliche Köchin, die jeden Abend berauschende Mahle zauberte (zunächst salatä de vinete oder mämäligutä cu brinzä oder salatä de boeuf, dann ciorbä de miel oder supä de lobodä, dann miel oder pui oder vitel oder hribi und schließlich fursecuri, präjituri, dazu vin de la Putna) und schließlich hatten wir vor unseren Schlafzimmerfenstern ein Storchnest mit einem brütenden Paar!

Und nach dem ersten Tag verflogen auch die restlichen Bedenken: die industriellen Städte (eigentlich nur Gura Humorului, Suceava und ???) mieden wir, dann entdeckten und erkundeten wir die außen und innen bemalten Klöster mit unzähligem Kunsthandwerk drumherum und was die Straßen betrifft, so blieb uns nur das Fluchen (und jetzt das Warten auf Alwins Werkstattrechnung – vor allem bzgl. Stoßdämpfer ...).

Die außen bemalten Klöster der Bukowina sind weltweit einzigartig. Sie sind in der Zeit zwischen 1380 und 1520 während der Regierungsphasen Stefan cel Mares und seines Sohnes Petru Rares entstanden. Es gibt heute noch sieben erhaltene Klöster mit bedeutenden Außenmalereien, die über viele Gemeinsamkeiten, aber vor allem auch sehr ausgeprägte Eigenheiten verfügen. Wir haben 5 dieser Stätten des Weltkulturerbes besucht und selbstverständlich auch unterschiedlich (stark)e Gefühle zu den einzelnen mänästiri entwickelt.

Humor ist unweit von Vama und war unser erster kultureller Kontakt zur Bukowina. Dadurch daß wir zum ersten Mal in diesem Urlaub mit anderen Touristen „konfrontiert“ wurden (wenige, aber immer noch mehr als keine) und wir uns erst wieder an das damit einhergehende Rauschen (Kamerasurren, Kinderlachen, lautes Reden, Automotoren, etc.) gewöhnen mußten (welch Luxus eine Kirche alleine zu betrachten !!!), ist die Erinnerung an Humor etwas blaß. Besonders schön waren die Teppiche, welche vor der kleinen Anlage feilgeboten wurden – wir erstanden 4 (2 für P&A, 1 M&F, 1 für Elli&Norbert zur Hochzeit).

Am gleichen Tag besuchten wir das nur 15 km südlich gelegene Voronet. Dieses Kloster hat (neben Sucevita) die vielleicht beeindruckendsten Außenmalereien. Vor allem die stark blau- und goldbetonte Westwand mit der Heiligen Dreifaltigkeit (der Heilige Geist als weiße Taube), dem Letzten Gericht (Hand Gottes mit Waage, Strom der Sünder), Adam & Eva und den unterschiedlichsten Heiligenbilder sowie Völkerschaften (Polen, Tataren, etc.) ist imposant und subtil zugleich ohne allzu prächtig oder gar pompös zu wirken. Nachdem wir schweigend und später den Erklärungen einer Nonne lauschend die Wand betrachtet hatten, umrundeten wir die ganze Anlage mit dem (allen Klosterkirchen gemeinsamen) Abstammungsbaum auf der Südseite und der verwitterten Nordwand sowie der Kalenderdarstellung im pronaos. Nur 100 Meter von dem Kloster entfernt verläuft ein Fluß, dessen Lauf wir entlangspazierten und schon waren wir wieder ganz alleine – ein einziger Rucksacktourist hatte den gleichen Pfad genommen ... Vor der Abfahrt aus Voronet, machten wir dann noch die Bekanntschaft eines Skulptors, der sehr schöne Masken und ähnliches schnitzt und kauften dann außer einer Holzmaske, die wie ein Dolch gekrümmt ist, einige Holzschüsseln von einem weiteren Holzschnitzer.

Nach einem weiteren exzellenten Abendessen und dem allabendlichen Beobachten der Störche folgte ein Nickerchen, denn um Mitternacht wollten wir die Ostermesse besuchen. Dafür wurde uns von der Gastgeberin das Kloster Moldovita empfohlen, weil es an einer kleinen (in der Tat kaum zu befahrenen) Straße liegt und eine sehr intime Atmosphäre bietet. Marion hatte diese außergewöhnlichste und sicherlich wichtigste orthodoxe Feier des Jahres noch nie erlebt und ich hatte ihr letztens auch immer nur „im Exil“ beigewohnt (London Greek Chapel, Darmstadt Mathildenhöhe, etc.). Wir waren pünktlich (wohl gegen 11:30pm) aus Vama aufgebrochen, aber als wir endlich in Moldovita ankamen (die Straße ähnelte einem Schützengraben... und es war pechschwarze Nacht) wurden wir mit einem uns entgegenkommenden Strom von Menschen empfangen, die allesamt zwischen den sich durchdrängenden Autos schon mit angezündeten Kerzen auf dem Weg nach Hause bzw. zum Feiern waren. Wir befürchteten schon, alles sei vorbei und wir wären umsonst gefahren. Umso schöner war dann das Erleben der weiteren Messe in der Klosterkirche, wo sich gerade so viele Menschen versammelt hatten, daß wir im pronaos unsere Kerzen anzünden und an die Kirchentür gelehnt das Singen „Christos a inviat“ erleben konnten. Der Weihrauchgeruch, die flimmernden Kerzen, das repetitive Kommen und Gehen der Pfarrer, der Gesang, die Nähe und Wärme der Menschen in der kleinen Kirche waren eines der schönsten Erlebnisse in diesem Urlaub – zumal umgeben von den wunderschönen Malereien!

Am Ostersonntag unternahmen wir eine Fahrt bis ganz weit in den Norden: bevor wir abends (traditionell) Lamm essen konnten, fuhren wir wieder nach Moldovita (bei Tageslicht auch sehr schön) und danach weiter über Sucevita nach Putna.

Sucevita hat uns von der Lage am besten gefallen. Alleine die Fahrt dorthin steht der Prislop-Überquerung in nichts nach – im Gegenteil: steile Kurven, Berge ringsum, Nadelwälder und Vogelgesang (natürlich auch der in RO omnipräsente Kuckuck). Das Kloster ist inmitten bewaldeter Hügel gelegen und einer Festung ähnlich mit einer hohen und dicken Steinmauer quadratisch umgeben. Sehr interessant sind das Museum, die sehr gut erhaltene Nordwand mit Himmelsleiter (alle Tugenden: Liebe, Glaube, ...), der Kirchturm mit „Kolzkragen“ und die nur hier sehr kunstfertig mit Wachs gefärbten Gänseeier. Eine Nonne (mäicutä), welche gut Deutsch sprach, machte eine kleine Privatführung für uns, dann saßen wir noch am Brunnen in der Sonne und kauften gefärbte Eier bevor wir weiterfuhren nach Marginea.

Marginea ist in Rumänien berühmt für die lokale schwarze Keramik. Um es kurz zu machen: wir kauften in der Tat (wieder ;-) ein, allerdings „ceramica“ von Horezu (dem anderen Keramikort Rumäniens), denn die gefiel uns besser. Jetzt war das Auto aber wirklich voll und so konnten wir uns der letzten Tagesetappe zuwenden.

Putna ist das nördlichste Kloster und meines Wissens das einzige für Mönche. Telegramm: Museum sehenswert, die Felshöhle des Einsiedlers Daniil interessant, aber häßlich gelegen (staubige Straße, Fabrik).

Montag war wieder Erholungs- und Wandertag, diesmal in den Bergen von Vama – da wurde die in Botiza geborene Idee der Geschenkliste für die Hochzeit weiterentwickelt.

Dienstag war bereits der letzte verbliebene Tag für die Bukowina, den wir für die (bisher weiteste) Autotour zu den Moldauklöstern bei Piatra Neamt nutzten. Auf dem Weg hielten wir bei Räsca, einem gänzlich unbekannten Klösterchen mit nettem Brunnen davor und guten Übernachtungsangeboten. Agapia enttäuschte uns auf ganzer Linie (Ausnahme: serbet aus Waldbeeren). Es war der einzige ungepflegt aussehende Kulturort in RO, obwohl dort einige Hundert Nonnen leben und (angeblich) arbeiten. Es ist besser, ein Buch darüber zu lesen, wie schön es da mal gewesen sein muß und wie Eminescu & Co. dort dichteten, malten und schrieben. Der Tag wurde gerettet durch den Besuch von Väratec nach einer gut zweistündigen Waldwanderung von Agapia aus. Väratec ist wie ein kleiner gekapselter botanischer Garten mit einer blütenweißen Kirche mittendrin.

Am Mittwoch folgte der große Abschied vom Norden. Mit allen Souvenirs, Geschenken, horincä, etc. ging es auf direktem Weg (über Bacäu, Rimnicu Särat) nach Bucuresti.

Bucuresti:

Slänic:


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