prima paginá
carpatii pesterile raport fotografie hártii informatie Willi si carte
Reportage de
cálátorie vechii
(Komm Mit) linkuri ghid si cazare privire de ansamblu dictionar postá

Heiliger-Ilie-Tag am Semenik

von Prof. Edith Guip Cobilanski


Wenn die Pilgerschar der Katholiken aus dem Banat zum Marientag (15. August) seit zwei Jahrhunderten nach Maria Radna pilgert, so versammeln sich die gläubigen Orthodoxen des Banater Berglands am 20. Juli, dem Tag des Heiligen Ilie (Sfântu Ilie) in der Kirche aus Holz in unmittelbarer Nähe der Semenik- und Gozna-Bergspitze. Der Heilige Ilie ist jener, der Blitze und Donner auf das Bergland, und nicht nur auf dieses, schickt, aber auch schönes Wetter, welches günstig für Ernte und Heumahd ist.

Freudig staunte ich über das Aussehen der Kirche, jetzt - Jahre nach der Wende. Früher hieß der geheiligte Ort nur "die hölzerne Kirche" (bisericuta din lemn). Nun entstand daraus Schitul Sf. Ilie - ein kleines Kloster (Klause), betreut von Mönchen. Innen ist die Kirche mit schönen Ikonen versehen, es gibt Sitzstühle und eine Chorempore. Draußen waren drei Buden errichtet: bei der einen konnten die Pilger aus einem Zuber gesegnetes Wasser trinken oder in mitgebrachte Flaschen füllen. Das Trinken würde ich allerdings nicht empfehlen, da die gläubigen Bäuerinnen tief mit einer Kanne in den Zuber greifen, damit die Hand auch von Sünden gereinigt sei. Ein anderer offener, überdachter Raum wird zwecks Kerzenbrennen benutzt (diese werden auch auf der Anhöhe verkauft) und eine dritte Bude stellt Ikonen, Rosenkränze, Gebetbücher, Halsketten und Armbänder aus Santalholz den Gläubigen zum Kauf zur Verfügung.

Sehr viele Bauern, darunter viele Kraschowener, waren an dem sonnigen Tag um die Kirche versammelt. Ein Kirchenchor sang allerliebst und die Messe unter freiem Himmel dauerte länger als eine Stunde. Gläubige Frauen schrieben unentwegt Namen auf verschiedene Listen, womit entweder die ewige Ruhe der Toten erfleht wurde, die Vergebung der Sünden und das Wohlergehen der Lebenden. Oder man wollte durch "Binden" und "Ent-binden" (a lega si a dezlega) eine bestimmte Person an einen anderen gewissen Menschen annähern oder sie von ihm entfernen. Der Glaube des Volkes ist derselbe geblieben seit 175 Jahren, seit auf den Semenik gepilgert wird, und das ist gut, weil er das Bindeglied ist zwischen allen Generationen, die im Festkleid (leider nicht mehr in Festtracht) zu den 1445 Meter steigen und beten. Viel junges Bauernvolk ist somit auch darunter, das flink auf die Anhöhe des Gozna steigt, die mit Heidelbeerstauden bewachsen ist. Es werden nicht nur die Beeren gepflückt sondern auch Büschel der heilsamen Pflanzen in die Kirche getragen, wo diese gesegnet werden, danach kann sie der Pilger nach Hause nehmen oder die Burschen schenken sie ihrer Liebsten.

Essen wird von daheim in dem Schultersack mitgebracht, noch immer die günstigste Tragtasche, selbst bei "herrischer" Kleidung. Das Hin und Her, Auf und Ab zwischen Kirche, Gozna und Semenik dauert von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei günstigem Wetter, das uns in diesem Sommer auch beglückte.

Ich fühlte mich wiedermal "Zuhause", d.h. auf Banater Boden, da die bunte Menge sich in vier Sprachen verständigte: rumänisch, deutschböhmisch, ungarisch (Pilger aus Lugosch und Karansebesch) und kraschowenisch (dem Serbischen sehr ähnlich). Möge der Glaube unser Banater Volk auch in Zukunft zusammenhalten!

(Dieser Artikel erschien auch in der ADZ - 20. Aug. 2002)

Prof. Edith Guip Cobilanski

Baba Dochia D8 Ap.3

1900 Timisoara

Rumänien


zurück / înapoi