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Wolfsberg unter dem Sternenhimmel

von Prof. Edith Guip Cobilanski


Wolfsberg ist kein Bauerndorf mehr sondern ein Sommerfrischlerort der 500 "Reichen" aus dem Banat. Es sind noch ungefähr 20 Häuser von eingeborenen Deutschböhmen bewohnt, wovon die meisten als "Teitschländer" gelten. Das alte Motel (des Furthi Bacsi), das noch auf allen Ansichtkarten zu sehen ist, verkauft Getränke und wirkt ziemlich verlassen (gleich daneben liegt ein Geröll von Alteisen herum - es sollte die Wolfsberger Endstation der Drahtseilbahn auf den Semenik sichern). Im "Zentrum" steht auch die liebliche Bergkirche, versehen mit einem neuen, roten Teppichläufer und vielen bayrischen Kunstblumen, die beide Altäre schmücken, als letzter Gruß des Pfarrers Kandler, bevor er in ein Temeswarer Altenheim zog. Der neue Priester Pal (ein Ungar, der gut Deutsch spricht) will seinen Pflichten nachkommen, kann aber die Messe oben nur einnmal im Monat zelebrieren. Der Anna-Tag, ein besonderer Festtag der Wolfsberger, fiel also in diesem Sommer aus, der noch stets eine Trachtenschau der hiesigen Bauern war.

Die Häuser sind entweder von Leuten mit Geld bewohnt, d.h. gekauft worden, oder von Pächtern aus Reschitza, die sich auch redlich bemühen, alles instandzuhalten. Die einzigen Besitzer eines Hauses hier seit alia tempera, die mir bekannt, sind Ing. Karl Lupsiasca (Deutsches Forum Reschitza), Zahntechnikerin Lizi Quitter und Univ.-Prof. Doina Munteanu. Ansonsten unbekannte Namen, obwohl "klingend", wie das Geld.

Ich zähle im Hotel-Restaurant (ganz Steiermark Autlook) und sechs Gaststätten (pensiune), wo der Tourist ein Bett, ein Zimmer mit oder ohne Mahlzeiten mieten kann. Das sorgenlose Schlafen unter dem Sternenhimmel, den Nikolaus Berwanger einst besungen hat, kostet zwischen 300.000 bis 500.000 Lei. Will der gute Mensch auch etwas essen, steigen die Preise mit 150.000 bis 200.000 Lei. Nehmen wir den Durchschnitt pro Tag, d.h. 5 Millionen Lei für zehn Tage, na bravos Nation (bravos natiune!), bei unseren Renten müsste der "emeritierte Lehrer" mehr als zwei Monate nichts essen und keine Wohnspesen bezahlen, um dann zehn Tage Höhenluft einzuatmen.

Darum ist der soziale Status der jetzigen Luftschnapper doch noch verschieden: reiche Herren, die mit einer Freundin das Wochenende hier verbringen; verlassene, frisch geschiedene reiche Damen, die hier eine gewisse Therapie der Ruhe genießen; heimgekehrte Wolfsberger für einen Monat (Rentner drei Monate), die wie besessen den ganzen Tag tünchen, streichen, säubern und die Müllgrube mit Alteisen füllen; vier bis fünf Fachlehrer, die schweigend im Garten malen, Briefe schreiben, die herrenlosen Hunde füttern oder umfangreiche Bücher unter einer Linde lesen. Die Wolfsberger streichen sie ab mit den Worten "a narrisches Volk".

Selten wird einer heimatstreuen Luftschnapperin der Status einer "Aufpasserin" auf Haus und Hof verliehen, während die "Basels" in Deutschland oder Österreich Urlaub machen. Zu diesen gehörte ich, und ich muss sagen, dass ich mich sehr behaupten musste, um das langgestreckte Haus, das vier Zimmer, zwei Küchen, drei Vorratskammern und einen Flur hatte, als bewohnt hinzustellen. Das laute Herumschreien ist mir ja seit Jahrzehnten gelegen, auch das Auf- und Hinuntertreiben der Hühner am Gartenabhang, das "sich fotografieren lassen" plus Interviews "beim Brunnen". Aber es brennt oft kein Licht nachts auf dieser Nebengasse; schlägt der Blitz ein, fällt der Strom für zwei Tage aus und nicht immer blickt der Mond aus den Wolken. Auch die Hirtenhunde besuchen nachts die Gärten oder heulen unter dem Fenster, was aber zur Romantik gehört.

Niemand soll glauben, dass die gebürtigen Wolfsberger die Unterhaltungen vergessen haben, sie heißen jetzt bloß "in die Party gehen". So wird der Heimatstreue eingeladen, bewirtet mit gutem Schnaps, Wein, Hauswurst und Käse, was alles nicht aus Deutschland kommt. Das Brot bringt Herr Bürgermeister zweimal in der Woche herauf (Montag und Donnerstag). Er versorgt auch jedermann mit Frucht und Mais für die Hühner. Er soll auch Ordnung in den Grundbüchern geschaffen haben, so dass er "a guader Mann" ist und wird immer wieder gewählt.

Im berühmten Lehrerheim weilen zurzeit an die 20 Kinder zwischen fünf und zehn Jahren. Ich bewundere sowohl die Eltern dieser Kinder, die sie allein hier ließen, als auch die Lehrer, die sie betreuen, da die Kleinen manchmal fürchterlich herumschreien, wenn das Licht abends ausfällt.

Die Heuwiesen sind erstaunlich abgemäht, da rumänische Bauern aus Verendin, Poiana und Golet sich das Heu holen.

Ich sage es jedem Banater, der unter der Sommersonne auf der Heide und Hecke schmachtet, heraufzukommen (nur mit dem eigenen Wagen möglich), da hier das Thermometer nicht über +28 Grad stieg, und empfehle die (noch) namenlose Herberge von Nr. 117 dessen Besitzer Herr Zágonescu ist, den ich in "Herr Aculin und die Politik" verewigen wollte. Er wurde zwar kein Politiker, dafür Besitzer eines schmucken Hauses auf der Hauptgasse, wo seine Frau Luci gern ihre Gäste mit Strudel und Früchtekuchen bewirtet.

Wolfsberg wird zum Trutz Wolfsberg bleiben, solange es noch Wolfsberger und Heimatstreue gibt! Ein zweites Sankt Moritz wird es bestimmt nie werden, aber eine "Perle der Karpaten" schon.

(Dieser Artikel erschien auch in der ADZ - 14. Sept. 2002)

Prof. Edith Guip Cobilanski

Baba Dochia D8 Ap.3

1900 Timisoara

Rumänien


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