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Das wundertätige Adlerbad vom Semenic

von Prof. Edith Guip Cobilanski


Wenn im Juli im Banater Bergland die Wiesen nach Heu duften und die Steinlinden blühen, steigt das Bauernvolk, das auf diesen Anhöhen noch die Sense führt, zum Adlerbad, ungefähr drei Kilometer vom Villenkomplex der Semenik-Spitze gelegen, die jetzt ziemlich leer dastehen, da sobald keiner, der "arbeitend sein Geld verdient", die 500.000 Lei für Tageslogie aufbringt.

Jenseits der Zeiten im Wandel vollbringt das Adlerbad noch immer seine Wunder, obwohl dieses nicht mehr bietet als ein Wasserauge, aus einer eiskalten Gebirgsquelle gespeist. Die Wiesenfläche ringsum ist ziemlich eben, versehen mit zerstreuten mächtigen Steinen, die man im Ausland Megaliten, Findlinge oder Lapidarien der Urahnen nennen würde. Da das Quellenwasser stets abrinnt, erreicht es bloß die Tiefe von 60-70 Zentimeter - ich höre, manchmal auch einen Meter.

Die Sage erzählt, dass vor vielen Jahren ein Hirte mit seinem blinden Sohn Wasser aus der Quelle schöpfte und dass jener den Jüngling aufforderte, sein Gesicht und Augen damit zu waschen, um sich zu erfrischen. Da rief der Sohn plötzlich: "Vater, ich sehe! Ich sehe Dich und die Welt!" Es sollen Hinkende, Lahme, unfruchtbare Frauen ins Adlerbad gestiegen sein und das Erhoffte geschah oft, wenn auch nicht immer.

Das Wasserauge wurde vom Volk "Adlerbad" genannt, weil frühmorgens, wenn die Sonne in den Sommermonaten sich prächtig am Berghang erhebt, die Adlerin in diesem Wasser ihre junge Brut tränkt und sie auch baden läßt, damit sie Kraft schöpfen und Könige der Lüfte werden.

Unzählige junge Burschen und Mädchen kommen an den Tagen der vielen Heiligen, die den Sommerkalender schmücken, zum Adlerbad, um aus der Quelle der ewigen Jugend zu trinken und ins Wasser des ewigen Lebens zu steigen. Man denke an Ispirescus Märchen, das diesen Traum der Menschen wunderbar beschreibt.

Wie sollte ich, begleitet von der in die Banater Literatur eingegangene Pankowa Wawi und der langjährigen Glöcknerin aus Wolfsberg Ilona (auch Leni Basl für nicht heimische Touristen), auf gewundenem Pfad nicht zum Adlerbad steigen?!

Wir erweckten großes Aufsehen, da Frauen in unserem Alter es nicht mehr wagten, durchs eiskalte Wasser zu waten. Wir taten es und jeder Zuschauer versicherte uns, die 90 Jahre zu erreichen, "wenn die Welt inzwischen nicht untergeht" (so die Meinung der Bewohner aus dem Karasch-Tal). Irgendwie verspürte ich das Wunder, denn ich spürte eine wohltuende Durchblutung der Hände, Füße und des Kopfes und war zwei Tage danach auf Hochtour am ganzen Wolfsberger Gelände, ohne eine Müdigkeit zu verspüren. Wahrscheinlich ist es der Effekt der weltbekannten Kneip-Kur, oder müsste man das Wasser endlich auf seine Mineralstoffe untersuchen, es auch ausbauen und irgendwie pflegen, damit kein trübes Etwas entstehe, wenn 50 Paar Füße es innerhalb einer Stunde durchwaten. Man sollte auch das Hineinwerfen des Geldes alles Art verbieten, da unsere Landesmünzen rosten und das Romavolk herbeikommt, das vor dem Fischen der Münzen die bunten Kopftücher der stolzen Bäuerinnen abbettelt oder gar das silberne Kreuzlein, das der bescheidene Pilger am Hals trägt, verlangt.

Kehrt man zurück zur Einfahrt aud das Semenik-Gelände, bemerkt man gleich, dass nur die SRL Birta-Group-Villen gepflegt dastehen. Leider sind sie von einem hohen Zaun umgeben, Hausdrachen stehen vor den Türen und lassen Dich wissen, dass der Tourist weder zu einer Toilette noch zu einem Waschbecken Zutritt hat. Das Gozna-Restaurant und alles andere sieht traurig aus. Nur gut, dass die mioritische Stimmung alles deckt, da Hirten, wortkarg und ohne Stress, auf den Stock gestützt, wie vor Tausend Jahren, über das Gelände spähen und wohlwollend der Hektik "herrischer" Touristen, die mit Bündel Johannisblüten, Thymianstauden und Schafsgarbensträußen hin- und herhasten, mit den Heidelbeerverkäufern aus Werendin feilschend, damit sie die ersehte "Sulz"(Mus, Marmelade auf Wolfsbergisch) kochen.

Ja, man muss diesen Höhen treu bleiben, denn wer sie mal erlebte, kommt immer wieder.

Wolfsberg, Juli 2002 (Dieser Artikel erschien auch in der ADZ - 27.Aug.2002)

Prof. Edith Guip Cobilanski

Baba Dochia D8 Ap.3

1900 Timisoara

Rumänien


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