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Oktober 2001 nach Rumanien?

Ein Reisebericht von Paul-Gerhard Gleiniger


Hast du Lust mitzukommen? So fragte mich mein Sohn. Lust immer, aber erst kurz überlegen. Dann: "Es lässt sich machen" meine ich. So wurde die Fahrtroute festgelegt, das Auto bestimmt und alles organisiert. Der große Kofferraum war vollgestopft mit Gepäck für Wanderungen, Geschenke für Freunde dort, Verpflegung und Dingen die schon lange zu Horst gebracht werden sollten.

Das Auto war gerammelt voll, als wir am 4. Oktober losfuhren. Durch Dresden ging es ganz gut, Zinnwald war bald erreicht.Die Grenzabfertigung war kein Problem. Die armen Lastwagenfahrer, die vor jeder Grenze lange warten mussen, sind da echt zu bedauern. Auf böhmischer Seite fuhren wir bald auf die neue Autobahn, die schon weit nach Norden vorgedrungen ist. Da sparten wir dann viel Zeit und auch Sprit. Durch Prag kamen wir gut, und erreichten trotz heftigem Regen noch bei Tageslicht das Motel hinter Brno. Es war günstig im Preis für eine Nacht, und das Zimmer mit Bad. Ein gutes Frühstück und los ging es zur slowakischen Grenze.

Der gestrenge tschechische Zöllner prüfte unsere Ladung und legte fest, dass wir Abfall transportierten. Er hatte zwei gebrauchte Waschbecken gefunden, mit denen wir nach Deutschland zurückfahren sollten. Wir bestritten energisch, mein Sohn musste mit in das Zollgebäude und hörte sich eine Strafpredigt auf tschechisch an. Nach einer halben Stunde wurde uns dann angeboten eine Strafe von 300,- DM zu bezahlen. Wieder lehnten wir energisch ab, was dann einen "Kompromiss" zur Folge hatte. 150,- DM ohne Quittung und schnell fahren! Mein Sohn zahlte, das Geld war weg, und eine ärgerliche Stunde auch. Im Grunde war nichts nachweisliches passiert. -- Zöllner, wie es sie auch schon zu biblischen Zeiten gab! --

An der rumänischen Grenze wurde es schon dunkel. An die hundert Erntearbeiter drängten sich am Kontrollpunkt, mit schwer beladenen Fahrrädern. Sie kamen von ungarischen Apfelplantagen zurück und hatten für sich selbst Apfel dabei. Für uns gab es etwas Wartezeit und etwas Hin und her wegen des vollen Autos. Dann waren wir endlich auf rumänischem Boden.

Die verlorene Zeit und die andere Zeitzone (eine Stunde vor), waren nicht mehr aufzuholen. Die Straße, von früher her bekannt, fuhr sich ganz gut, wenn man von den unbeleuchteten Fuhrwerken und Fahrrädern einmal absieht. Die Freunde in Coltau bei Baia Mare freuten sich sehr als wir um 21:00 Uhr auf den Hof fuhren.

Nächster Tag, Sonntag, waren wir zu Gast in der neu gebauten ungarisch, reformierten Kirche in Baia Mare. Ca. 500 Leute waren zum Gottesdienst gekommen. Eine sehr beeindruckende Stunde, ein besonderes Erlebnis, in dieser modernen schönen Kirche.

Am Montag ging die Fahrt an die Theiß, nach Sighetu Marmatiei , heute Grenze zur Ukraine. Früher war es mal slowakisch, und vor 1918 alles ungarisch. Heute wird mit Hilfe der EU dort eine gigantische Holzbogenbrücke errichtet.

Die Brücke besteht aus dicken Holzbalken, die mit Eisenmuffen zusammengehalten werden. Eigentlich sollte sie schon fertig sein, aber welche Termine werden schon eingehalten. Aber nächstes Jahr ist sie bestimmt fertig. -- Wer baut so eine Brücke etwa zwischen Nord- und Südkorea? --

Einige Besuche waren danach noch zu absolvieren, bevor wir spät abends in Coltau zurück waren. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns, denn es sollte weiter nach Süden gehen, tiefer ins Landesinnere. Mein Sohn kannte sich gut aus, weil er früher mit Hilfsgütern und im Urlaub diese Gegenden bereist hatte. Manche interessante Sehenswürdigkeit wurde nur gestreift und im Vorbeifahren besprochen, weil wieder mal die Zeit knapp wurde. Am Abend bei der Ärztin in Simeria wurden Schulbücher für die deutsche Schule entladen und andere wichtige Dinge. Nach einem guten Abendessen schliefen wir fest, schon in Erwartung des nächsten Tages, wo wir uns in Pui mit "Karpatenwilli" und Mario aus Jüterbog / Leegebruch treffen wollten.

Tatsächlich, das Treffen klappte genau und der Hals blieb dabei nie trocken. Mit 6 Mann ging es anschließend in die Berge. Der Schuldirektor half mit seinem alten Lada den Weg zu verkürzen, bis zu der Stelle, wo das Frühjahrshochwasser den Weg weggerissen hatte. Zu Fuß ging es noch einmal durchs Flussbett und dann nur noch bergan, einen ausgewaschenen Lehmweg entlang, den kein Auto mehr fahren kann. Selbst ein Traktor hätte wohl Schwierigkeiten bis zum Bergbauern zu kommen, wo wir bin wollten. Das bevorzugte Transportmittel ist der Esel in dieser Gegend. Ehnlich gesagt, mir blieb manchmal die Puste weg. Aber Dorin, ein Einheimischer, spornte mich immer wieder an: "Opa, du schaffst das".

Und dann waren wir oben, große Freude bei allen, besonders bei der Familie Danuts. An Selbstgebranntem fehlte es auch hier nicht, selbst Bier war mit raufgekommen. Für mich, mit meinen 74 Jahren, war dasAlkoholische nichts mehr, aber es gab prima frisches Bergwasser. Die Jüngeren wurden lustig und lebhaft, sangen auch. An die Gastgeber wurden Geschenke verteilt, wie zum Beispiel eine Bohrmaschine, Gewürze zum Schlachten und ein "Mensch ärgere dich nicht - Spiel". Letzteres wurde am Abend mit viel Eifer gespielt. Der eine von zwei Söhnen gewann knapp vor Karpatenwilli.

In der Abendsonne waren oberhalb noch viele Höfe zu sehen. Kleine Bauernhäuser mit einigem Vieh nur. Aber die Leute dort können gut davon leben, auch wenn es harte Arbeit bedeutet. Die Kinder wandern jeden Morgen zwei Stunden zur Schule bergab und danach wieder berauf. Geschlafen haben wir in der Stube, eine kratzige schwere Wolldecke, aus eigener Produktion, wärmte recht gut. Nur das WC-Häuschen war etwas schwierig zu erreichen, springend von Stein zu Stein. Ein Wassenhahn auf dem Hof tat seinen Dienst, in Bezug auf die Morgentoilette. Nach ausgiebigem Frühstück und herzlichem Abschied, stiegen wir wieder ab ins Tal.

Der Lada stand natürlich noch da und wir kamen damit gut zu unserem Auto, dass auf einem Hof untergestellt war. Nach langem, herzlichem Abschied, von der Familie des Schuldirektors, hatten wir nun noch die Strecke nach Resita vor uns. Willi und sein Freund wollten in die Berge und wir wurden von Horst und seiner Frau erwartet.

Nach einer interessanten Fahrt, vorbei an einer ausgegrabenen Römersiedlung, erreichten wir am späten Nachmittag Resita. Eine Industriestadt für Eisen und Stahl, zu Zeiten der Habsburger gegründet, und für Lokomotivbau berühmt. Inzwischen liegt das Werk still, es arbeitet nicht mehr. Amerikaner haben die Industrie übernommen und bauen nur noch ab. Seit langem tobt der Arbeitskampf, doch leider ohne Enfolg.

Schon auf der Straße treffen wir Horst und fahren gemeinsam rauf nach Wolfsberg, weil in dem Haus in Resita kein Wasser mehr funktioniert. Alle Leitungen sind zugesintert. Eine Reparatur wäre sehr aufwendig und teuer. Horst gehört zu den banater Berglanddeutschen und könnte nach Deutschland auswandern. Aber was soll er im "Ausland", wenn in dieser schönen Gegend seine Heimat ist. Wasser, Wälder, Höhlen und Berge ohne Ende gibt es dort soviel man möchte.

Wolfsberg selbst liegt in etwa bei 1000 m Höhe auf einem Bergrücken. Früher hatte das Dorf mal 2000 Einwohner. Die Dorfschule ist mal für 300 Kinder gebaut worden. Es gab zwei Blasmusikorchester im Dorf für alle Gelegenheiten. Das ist aber Vergangenheit. Die meisten Deutschen sind hauptsächlich nach Süddeutschland ausgewandert, leben und arbeiten jetzt dort. Im Urlaub, im Sommer, kommen sie dann "nach Hause" und genießen das Dorf und die schöne Gegend. Sobald dann der Herbst kommt sind alle wieder weg, bis auf die letzten paar Einwohner die noch dauenhaft dort wohnen und von der Landwirtschaft leben.

Wir kamen gerade richtig, denn am Sonntag sollte das Kirchweihfest gefeiert werden. Das Dorf schien voll bewohnt, viele ehemalige Wolfsberger und Gäste waren gekommen. Viele Trachten gab es zu sehen von einst und jetzt. Abends war Tanz im Dorfsaal, wo die letzten vier Dorfmusikanten den Saal so richtig zum Kochen brachten. Eine Polka jagte die selbe und Jung und Alt hielt es nicht auf den Stühlen. Gottesdienst bzw. Messe war in der katholischen Kirche natürlich auf deutsch, anlässlich der Kirchenweihe. Der 86-jährige Pfarrer macht immer noch regelmäßig Dienst, obwohl er ja längst im Ruhestand sein könnte. Ein Maibaum wurde aufgestellt, (mitten im Oktober), und das Fest nahm weiter seinen Lauf. Schon am nächsten Tag waren fast alle wieder weg und das Dorf machte einen ziemlich leeren Eindruck.

Einige Rumänen haben dort Häuser gekauft, Pensionen versuchen Gäste für ca. 10,- DM die Nacht zu finden. Ein Skilift aus Österreich liegt neben der Straße, wo er vor 3 Jahren abgeladen wurde. Wer sollte ihn aufbauen? Auf der Dorfstraße steht ein altes Feuerwehrauto aus Deutschland. Ob es noch fährt, wenn es mal brennen sollte? Und wer könnte sie dann fahren und bedienen? Das wird wohl unbeantwortet bleiben. Aber es bleibt die schöne Landschaft die immer wieder begeistert, noch natürlicher als das Allgäu, was ich ja auch gut kenne.

Einige Tage nur weilten wir in Wolfsberg, wo wir einige schöne Ausflüge in die Umgebung unternahmen. In Resita sahen wir uns das Lokomuseum an. Dort stehen sie aufgereiht, von der ersten bis zur letzten dort gefertigten Dampflok. Für Eisenbahnromantiker ein absoluter Reisehöhepunkt. Zum Glück wird die Anlage jetzt von einem Wächter bewacht, denn alles, was sich abmontieren lässt, ist schon von Zigeunern gestohlen und als Schrott verkauft. Sogar Gullydeckel von der Straße sind auf diese Weise verschwunden, was beim Autofahren Beachtung finden sollte, wenn man keine böse Überraschung erleben will.

Eine schöne Wanderung durch die Karasch-Klamm sei noch erwähnt, Muskeltraining von über einer Stunde bis zu der Öffnung der Fledermaushöhle. Sie soll 1,5 km lang sein, aber wir "machten" sie nun doch nicht mehr. Vor der Höhle war das glasklare Wasser über 2,5m tief, die Sonne schien noch sehr warm und es war windstill. Mein Sohn und Horst gingen baden. Es war wohl trotzdem sehr erfrischend.

Die Rückfahrt ging durch für meinen Sohn bekannte Gegend Richtung Timisoara/Temeschburg. Viele Dörfer machten einen verfallenen Eindruck. Schon lange ist nicht mehr investiert worden. Es gab aber auch solche, die einen neuen Anfang geschafft haben. Es müsste noch so manches Kapital in das Land kommen, damit gut ausgebildete und tüchtige Leute wieder Arbeit haben und es den Menschen dort insgesamt besser geht. Timisoara ist keine schöne Stadt, schlechte Straßen, kaum lesbare Wegweiser und viel Verkehr waren so der Eindruck. Wie durch ein Wunder fanden wir doch die Richtung zur Grenze. Ein neuer Übergang nach Ungarn ist im Bau und wir kamen gut durch. Eine andere Welt hatte uns wieder. Die neue Autobahn nach Budapest, finanziert durch Mautstellen, war wenig befahren, so das wir zügig nach Norden kamen. Nur noch eine Übernachtung in Mosonmagyarovar, wo wir früher die Westler nach Wien haben abbiegen sehen, und wir nach Bratislava mussten. Jetzt war beides möglich und ein leeres Auto rührt die Zöllner nicht sonderlich. Glatt kamen wir durch alle Grenzen und durch Prag. Gut 140 km/h ließ es sich fahren auf der neuen Autobahn Richtung Dresden. Wäre sie nur schon fertig, viel Verkehr brauchte sich nicht mehr durch Dresden quälen. Es war nun schon dunkel, noch 25 km bis Jüterbog. Da tauchte im Scheinwerferlicht ein junges Reh auf, was trotz ABS den Zusammenprall nicht überlebte. Es war sofort tot. Dank Notrufsäule ist die Polizei schnell vor Ort. Der Förster kam 5 min. später und nahm das Tier mit. Das Auto war nun knapp 4000,- DM weniger wert, wurde aber, wie mein Sohn berichtete, in der nächsten Woche zügig repariert. Das letzte Ende bis Niemegk schaffte ich problemlos allein. Ein Bad! Ein Bett! Schön war´s!

Foto + Text: Paul-Gerhard Gleiniger


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