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In Rumänien Natur pur erlebt – im Juni 2000

Bericht von Helene Rümer / Haßfurt


Ein ganz anderes Rumänien, als man es von Touristen üblicherweise geschildert bekommt erlebte Helene Rümer, als sie mit einem Kurs der Volkshochschule Nürnberg in die West-Karpaten reiste. Ziel der Initiative der Volkshochschule Nürnberg ist es, die Agenda 21 auf kommunaler Ebene umzusetzen.

Gestreßten Großstadtmenschen aus Deutschland soll in der Bergnatur am Fuße der Karpaten klar werden, wie einfach Menschen leben können und zwar im Einklang mit der Natur, im äußerst sparsamen Gebrauch der Ressourcen.

Während der Kurse leben die Teilnehmer in den Bergen. Sie sind untergebracht in den einfachen Bergbauernhöfen rings um die Casa Sicoe, die Ort der Veranstaltung ist. Die Bauernhöfe haben unzuverlässige und sehr knappe Stromversorgung, einen Brunnen in der Nähe des Hauses und statt Badezimmer einen Eimer Wasser neben einer Waschschüssel. Manchmal ist dieser Badezimmer-Ersatz ganz im Freien, manchmal in einer der typischen Vorbauten mit mehr oder weniger intakten Glasscheiben. Bei Trockenheit muß das Wasser auch von weiter her transportiert werden, in selbstgefertigten traditionellen Holzzubern – 2 lange Stecken durch die Griffe gesteckt - wird der Zuber dann von 2 Leuten getragen. Die Toilette ist selbstverständlich außerhalb des Hauses und ohne Wasserspülung. Es gibt hier keine Straßen, nur Fußwege. Die Leute sind wackere Fußwanderer, ein mitteleuropäischer Normalverbraucher muß schon in leichten Trab fallen, wenn er mitkommen will.

Versorgt werden die Kursteilnehmer in einer Holzhütte an der Casa Sicoe von Köchinnen aus der Gegend mit hausgemachten Speisen, die die Städter als köstlich empfinden: selbstgemachtes Brot, hausgemachte Marmelade, Käse, Butter, Wurst, Krautsalat. Die liebevoll zubereiteten Mahlzeiten sind jedes Mal ein Genuß.

Als Gegenleistung für die gastfreundliche Aufnahme bringen die deutschen Partner den technischen Fortschritt, aber nicht, wie so häufig, mit großtechnischen Einrichtungen die die Natur und den wunderbaren Lebensraum auf die Dauer zerstören würden, sondern mit einfachen Hilfsmitteln zur Nutzung der Sonnenenergie.

Während beider Kurse werden in einem halbtägigen Solarseminar einmal eine Photovoltaik-Anlage exemplarisch aufgebaut, die dann während der gesamten Zeit ein Haus mit Strom versorgt, und einmal eine thermische Solaranlage.

Auf geführten Wanderungen kann man die naturbelassene Umgebung kennenlernen, die geprägt ist von extensiver Land- und Weidewirtschaft. Die Bergbauern pflegen die Natur ohne sie auszubeuten und leben mit und von ihr - solange sie erhalten bleibt. Man findet allerdings sehr wenig junge Leute in den Höfen, so daß man um den Fortbestand dieser Idylle fürchten muß. Wo in Deutschland viel Geld ausgegeben wird für den Erhalt der Kulturlandschaft, scheint es lohnend, hier in den Karpaten zu investieren, um die Bevölkerung dazu zu bewegen, ihr bescheidenes Leben möglichst lange aufrecht zu erhalten.

Gerne möchten wir mit dieser Reise den ersten Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines sanften Tourismus tun, z. B. Wanderrouten für kleine Gruppen ausarbeiten und beschreiben, Bauern anregen, auf ihren Höfen für die Wanderer Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeit anzubieten.

Beim Wandern wird man von einem kleinen Pferdewagen begleitet, der Wasser und Essen für unterwegs mitführt und auch einmal einen Fußkranken auflädt. Die werden dann allerdings so durchgerüttelt, daß die Fußkrankheit manchmal leichter zu ertragen ist! Am Wege liegen die Schönheiten der Natur, wie uralte Bäume, Wasserfälle, Höhlen, blumenreiche Bergwiesen und schattige Wälder.

Die handwerklichen Tätigkeiten, die die Leute hier ausüben, können beobachtet und auch selber ausprobiert werden. Die Selbstversorger hier auf dem Lande sind wahre Multitalente. Sie beherrschen viele Techniken, die es z.T. auch in Deutschland gab, die aber bei uns bereits ausgestorben sind. So ist es auch ein Weg zurück zu unseren eigenen Wurzeln, wenn wir wieder lernen, Heu mit der Hand zu machen, Holz zu bearbeiten, Holzkohle herstellen, Kalk brennen oder Töpfern, Brot backen, oder gar einer Seifensiederin über die Schultern sehen dürfen.

Die Schnapsbrennerei hat einen hohen Stellenwert - vielleicht hilft das über die strengen, schneereichen Winter hinweg, wie auch die aufwendigen Handarbeiten, die man von den Bäurerinnen hin und wieder gezeigt bekommt.

Zum Schluß, nach rührenden Abschiedsszenen, war allen Kursteilnehmern klar: diese Fahrt muß wiederholt werden.

Helene Rümer
ruemer_h@schnell-im-netz.de

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