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"Wer einmal in Rumänien war, kommt wieder..."

Eine Reise nach Siebenbürgen und zu den Moldau-Klöstern.

von Annemarie Giger


Eine kleine Gruppe aus Nesslau, die am Adventsmarkt 1998 für den Umbau eines Kinderheimes in Rumänien gesammelt hat, machte sich zwischen Auffahrt und Pfingsten zusammen mit anderen Reiseteilnehmern aus der ganzen Schweiz auf die Reise nach Rumänien, um zu sehen, was aus dem gesammelten Geld geworden ist. Die Reise wurde privat, von zwei Teilnehmer am Bauprogramm des Kinderheims, organisiert. Geplant war ein Aufenhalt in Siebenbürgen und eine dreitägige Reise zu den Moldauklöstern.

Am Morgen des Auffahtstages traf sich die Gruppe in Buchs, um mit dem Transalpin nach Wien und von dort über Nacht mit dem Dacia-Express nach Brasov (Kronstadt) zu gelangen. Mit gemischten Gefühlen ging’s dem Ziel entgegen, ist doch allen bewusst, dass Rumänien ein sehr armes, von seiner Vergangenheit geprägtes Land ist. Das Gepäck wurde am Bahnhof abgeholt und der Transver nach Ghimbav (Weidenbach) erfolgte mit dem öffentlichen Bus.

Herzlicher Empfang

Der Empfang im Kinderheim, dem Casa Prichindel, war überaus herzlich. Das Heim wird von Sonja Kunz, einer ehemaligen Angestellten vom Heilpädagogischen Zentrum Johanneum, geleitet. Das Casa Prichindel setzt sich zum Ziel, verlassenen und verwahrlosten Kindern ein Heim und damit eine bessere Zukunft zu bieten. Zur Zeit sind es 9 Kinder, die ein "Zuhause" gefunden haben. Dank dem Umbau und dem Zukauf einer weiteren Liegenschaft ist es möglich, nochmals mindestens so vielen Kindern eine Heimat zu bieten. Innerhalb des Heimes sollen Wohngruppen, von rumänischen Pflegeeltern geführt, entstehen. Damit verbunden sind die für Rumänien so wichtigen Arbeitsplätze für einheimische Personen.

Tolle Arbeit geleistet

Mit berechtigtem Stolz zeigten die Baufachleute aus der Reisegruppe den am Haus ausgeführten Umbau. Unter der Leitung des Nesslauers Christof Deutsch, wurde am ehemaligen Bauernhaus der Dachstock ausgebaut und ein neues Treppenhaus eingebaut. Dadurch entstanden neue, grosse Räume, die als Schlaf-und Aufenthaltsräume für die Kinder dienen. Beim Umbau haben rumänische Arbeiter gegen eine angemessene Entlöhnung mitgeholfen. Während die Baufachleute aus der Schweiz, (im Auftrag des Bauordens), ehrenamtlich, das heisst ohne Lohn arbeiteten. Ihre Arbeit und Einstellung zu der wirklich guten Sache, verdient höchste Anerkennung und Lob.

Effiziente Hilfe

Die Gruppe hatte Gelegenheit, auch andere Hilfswerke zu besichtigen. Unter anderem ein Heim für grössere Kinder, eine Verteilorganisation von Hilfsgütern aus dem Westen, der Aufbau eines Mahlzeitendienstes für alte, mittellose Menschen, sowie eine Betreuung, verbunden mit Aufgabenhilfe für arme Stadtkinder. Angesichts der Armut und der Grösse Rumäniens sind das alles nur kleine Tropfen, aber dank ihrer Effizienz bewirken sie sehr viel.

Wunderbare Gastgeber

Siebenbürgen, das heutige Transsilvanien, war bis vor dem 2. Weltkrieg grösstenteils deutschsprachig. Der Krieg und die nachfolgende Zeit unter kommunistischer Herrschaft hat es fertig gebracht, dass es fast keine deutschstämmige Bevölkerung mehr gibt. So auch in Weidenbach, dem heutigen Ghimbav. Es leben nur noch wenige ältere Wittfrauen im Dorf. Vier von ihnen haben sich bereit erklärt, den Reiseteilnehmern eine Schlafgelegenheit zu bieten. Sie entpuppten sich als wunderbare Gastgeberinnen und schätzten ihrerseits den Kontakt mit Menschen aus dem Westen, die ihre Sprache sprechen und die ihnen auch zuhörten. Sie haben vieles erlebt und entsprechend wissen sie viel spannendes, aber auch eine ganze Menge trauriges zu erzählen.

Wie vor 50 Jahren

Mit einem, für rumänische Verhältnisse modernem Car, ging die Reise über die Ostkarpaten in die Moldau - Gegend. Der Weg führte in eine liebliche Landschaft, durch Wälder und Täler, über Passübergänge und durch eine Schlucht. Das für die Land- und Viehwirtschaft bestens geeignete Land wird von den Bauern noch in mühsamer Handarbeit gepflegt. Die Bauern fahren mit Ross und Wagen auf die Felder und der Boden wird mit Pflug und Hacke bearbeitet. Da gerade Heuernte war, sah man Bauern, die wie bei uns vor 50 Jahren, ihre Wiesen mit der Sense mähten.

Gastlichkeit im Kloster

Das Kloster Varatec war das erste Ziel der Reise. Bei den ganz in Schwarz gekleideten Nonnen wurde übernachtet. Sie wohnen in einzelnen, kleinen Landhäusern sodass sich die Reisegesellschaft verteilte. Die Gastlichkeit der Nonnen fand ihren Höhepunkt im Servieren eines mehrgängigen Nachtessens, und mit einem ebenso reichhaltigen Frühstück. Unglaublich, was sie aus dem Wenigen, dass sie haben alles anbieten konnten. Schade, dass sie nicht die gleiche Sprache sprechen wie ihre Gäste. Zum Glück gibt es da noch Radu, ein Rumäne, der als Organisator die Reisegruppe begleitete und sich als Dolmetscher angeboten hat. Beim Abschied spürt man die Herzlichkeit und Wärme, die diesen Klosterfrauen eigen ist.

Klosterbesichtigungen

In der Gegend der Moldau gibt es mehrere Klöster, die innen und aussen mit farbigen Fresken bemalt sind. Diese aus dem 16. Jh. stammenden Bilder sind noch sehr gut erhalten und stellen biblische Motive dar. Die Besichtigung der beiden Klöster Voronet und Moldovita standen auf dem Programm. Im letztgenannten Kloster gab es eine interessante Führung durch eine deutsch sprechende Nonne. Sie erklärte, die einzelnen Bilder und erzählte etwas über die für die Fresken verwendeten Naturfarben, die so lange erhalten blieben, obwohl sie dem Wind und Wetter ausgesetzt sind.

Zurück ging die Reise wieder über einen Pass, auf dem man eine wunderbare Aussicht geniessen konnte. Der Blick nach Osten reichte bis weit nach Moldavien und gegen Westen sah man die hügelige Gegend der Vorkarpaten. Der Buschauffeur steuerte seinen Car mit sicherer Hand über die kurvenreichen Strassen. Als er kürzlich seinen Car als Occasion aus der Schweiz günstig kaufen konnte, ist er selbständiger Unternehmer geworden. Nur zu gerne würde er in Zukunft wieder Gruppen aus dem Westen befördern und ihnen sein schönes Land zeigen. Durch Radu liess er ausrichten, dass er vom Abholen auf dem Flugplatz, über die Unterkünfte bis hin zur Betreuung alles organisieren würde.

Weiteres Schweizer Projekt kennen gelernt

Wieder zurück in Siebenbürgen stand noch ein Besuch der Kirchenburg Tartlau auf dem Programm. Die schon im 13.Jh. von den Sachsen, zum Schutz gegen die Türken, errichtete Burg ist eine von mehreren Kirchenburgen in dieser Gegend, die noch sehr gut erhalten ist. Zurück in Brasov bietet sich die Gelegenheit, ein weiteres Projekt von Schweizern in Rumänien kennen zu lernen. Eine Orgelbaufirma aus Zollikon hat sich zum Ziel gesetzt, die Orgel in der "schwarzen Kirche" zu restaurieren. Sie macht das teilweise mit Spendengelder aus dem Westen und teilweise im Ehrenamt. Gleichzeitig wollen sie junge Rumänen zu Orgelrestauratoren ausbilden und ihnen damit zu Arbeit verhelfen.

Zum Abschied haben die Reisenden aus der Schweiz alle Freunde, Gastgeberinnen und Kinderbetreuerinnen vom Casa Prichindel zu einer Gartenparty, die ein rumänischer Gastwirt organisiert hat, eingeladen. Es hiess sich zu verabschieden und sich zu bedanken für die wunderbare Gastfreundschaft. Die Gastgeberinnen ihrerseits taten kund, dass sie sehr gerne wieder einmal Gäste aus der Schweiz beherbergen würden.

Anschliessend ging es wieder zum Bahnhof, und von dort mit dem Nachtzug nach Wien und mit dem Transalpin zurück in die Schweiz.

Es wird Zeit brauchen um all die vielen Erlebnisse und Eindrücke dieser Reise zu verarbeiten. Hut ab vor den jungen und teilweise auch pensionierten Berufsleuten aus der Schweiz, die ohne Lohn in einem fernen, armen Land einen selbstlosen Einsatz zum Wohle von unschuldigen Kindern leisteten. Hochachtung für all die Menschen, die sich ehrlich darum bemühen, dass im Land Rumänien Arbeitsplätze geschaffen werden, sodass es dem Volk mit der Zeit wieder besser gehen wird.

Rumänien ist eine Reise wert! Was hat doch Radu zum Abschied gesagt? "Wer einmal in Rumänien war, kommt wieder..."

Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht in den Lokalzeitungen:

"Der Toggenburger" (www.toggenburg.ch) und in den "Toggenburger Nachrichten"

 

Annemarie Giger

gigeram.@bluewin.ch


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