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Diesmal war es das Donaudelta...

Rumänienreise 2001

Annemarie Giger


Am 8. Juli 2001 traf sich eine Gruppe von Leuten, die eine Beziehung zu einem Kinderheim in Siebenbürgen haben, im Grenzbahnhof Buchs ein. Sie wollten nach Rumänien reisen, das Kinderheim in Ghimbav besuchen und Land und Leute besser kennen lernen. Die Reise ging durch Österreich, nach Wien und von dort mit dem Nachtschnellzug nach Brasov. Die beiden Grenzpassagen verliefen ohne irgend welche Zwischenfälle. Nach vierundzwanzig stündiger Reisezeit erreichten die Reisenden ihr Ziel und bezogen ihre Quartiere bei deutschstämmigen Einwohnern von Weidenbach (wie Ghimbav auf deutsch heisst). Das hatte den Vorteil, dass man sich in deutscher Sprache unterhalten konnte. Es gab überall einen herzlichen Empfang.

Am ersten Tag nach der Reise galt es die nähere Umgebung von Ghimbav zu erforschen. Die Besichtigung der beiden Kirchen, evangelisch und orthodox, stand auf dem Programm. Der anschliessende Dorfrundgang machte anschaulich, dass das Zentrum früher hauptsächlich von deutschstämmigen Rumänen, den sogenannten „Sachsen“ bewohnt wurde. Von diesen „Sachsen“ ist heute allerdings nur noch eine kleine Minderheit hier wohnhaft, weil fast alle junge Leute nach der Öffnung Rumäniens das Land verlassen haben und nach Deutschland gezogen sind. Der Rundgang führte auch zum „Casa Levizzi“, ein Haus, das zum Kinderheim gehört.

Zur Zeit sind allerdings keine Kinder dort, sondern eine Gruppe von meist jungen Schweizern, die während ihren Ferien hier sind, um das Dach zu erneuern. Junge Handwerker, die unter der Leitung von Christof Deutsch, das Haus so instand stellen, dass eine rumänische Familie zusammen mit vier bis sechs Pflegekindern gut darin wohnen kann.

Am zweiten Tag war ein Ausflug zum Schloss Peles in Sinaia vorgesehen. Ein herrschaftliches Schloss, dass von der ehemalige Königsfamilie gebaut wurde. Im gleichen Dorf gab es auch noch ein orthodoxes Kloster zu besichtigen. Auf dem Rückweg besuchte man Brasov, die zweitgrösste Stadt Rumäniens. Die Stadt, wird überragt von der grössten gotischen Kirche Südosteuropas, der „schwarzen Kirche“. Ein imposantes Bauwerk inmitten einer noch gut erhaltenen Altstadt.

Am nächsten Tag war früh Tagwache. Mit einen Reisebus, begleitet von Reiseführer und Dolmetscher „Radu“, ging es auf eine viertägige Reise ins Donaudelta. Der Weg führte über die Ostkarpaten in die „Dobrudscha“. Unterwegs, in der Nähe von Berca, gab es Gelegenheit eine eigenartige, geologische Erscheinung zu besichtigen. Es handelte sich dabei um sogenannte Schlammvulkane. Eine einzigartige Landschaft, bestehend aus vielen kraterartigen Gebilden, entstanden durch Erdölgase, die aus dem tonartigen Boden austreten. Das Gas-Schlammgemisch ist ständig in Bewegung und hinterlässt eine einzigartige, fast vegetationslose Landschaft.

Weiter ging es durch eine Tiefebene zwischen Ostkarpaten und dem Schwarzem Meer. Eine ganz flache und fruchtbare Gegend. In der Nähe von Braila wurde die Donau mittels einer Fähre überquert. In Tulcea, dort wo sich die Donau in drei Arme teilt, stand ein Hotelschiff bereit, auf dem die Reisegesellschaft während den nächsten drei Tagen wohnte. Das Hotelboot, das von einem Schlepper auf dem mittleren Donauarm in Richtung schwarzes Meer gezogen wurde, war mit allem Komfort eingerichtet. Es waren noch zwei kleinere Motorboote angehängt, mit denen unterwegs Ausflüge in die Seitenkanäle geplant waren.

Mit an Bord war ein junger Rumäne, namens Daniel, der das Delta kennt wie kaum ein Zweiter. Er ist im Dorf Caraorman aufgewachsen. Das ist Festland in Mitten des Deltas, das nur mit dem Schiff erreicht werden kann. Es gab eine Führung durch dieses Dorf und gleich bei der Einfahrt in den Hafen wurde man an vergangene Zeiten erinnert. Wollte doch der ehemalige Diktator in diesem Dorf eine Industrie aufbauen. Es sollte eine Glasfabrik entstehen. Es kam aber nie dazu, denn während des Bauens wurde der Diktator gestürzt. Was man heute noch sieht, sind Bauruinen der Fabrik und von Wohnhäusern, die hätten entstehen sollen. Es sind auch schon grosse Krananlagen gebaut worden, die heute langsam vor sich hin rosten. Das Dorf selber ist ein Bauerndorf, in dessen Schulhaus immerhin noch ca. 80 Schüler zur Schule gehen.

Die Schifffahrt ging dann weiter durch einen Nebenarm der Donau, vorbei an grossen Schilfbeständen. Ständige Begleiter waren Seevögel aller Art. Es waren vor allem verschiedene Reier- und Entenarten, aber auch eine Kormorankolonie und als Höhepunkt einzelne Pelikane, die im Delta beheimatet sind. Aber auch im Wasser sah man vieles, wie verschiedene Fische, Seeschlangen und Blutegel. Besonders eindrücklich zeigte sich ein grösserer Weiher mit mehreren hundert Fröschen darin. Auch die Flora des Deltas war hoch interessant. Daniel erklärte den Unterschied zwischen festen und schwimmenden Inseln, zeigteverschiedene Seerosen und machte auf seltene Wasserpflanzen aufmerksam. Weil es ausserordentlich heiss war, ankerte das Schiff verschiedentlich und es bot sich Gelegenheit zum Schwimmen. Die Mahlzeiten wurden an Bord eingenommen. Es versteht sich von selbst, dass immer fangfrische Fische, die ausgezeichnet zubereitet waren, serviert wurden. Die schöne Landschaft, die vielen Vogelstimmen und die malerischen Sonnenauf- und untergänge werden noch lange in Erinnerung bleiben.

Wieder zurück in Tulcea galt es Abschied von der Mannschaft und von Daniel zu nehmen. Mit dem Bus ging es wieder zurück und in Galati, eine fast orientalisch anmutende Stadt, gab es mittels einer Fähre nochmals eine Donauüberquerung. Gegen Abend war Ankunft in Odobesti, wo ein Hotel bezogen werden sollte. Leider entsprachen die Verhältnisse nicht den Abmachungen. Es gab Zimmer da hatte es kein Licht, bei anderen kein Wasser. Anstelle einer Dusche gab es mit Wasser gefüllte PET-Flaschen, aber auch die Bettwäsche entsprach nicht einmal den geringsten Anforderungen. Es gelang dem Reiseleiter, Zimmer in einem Hotel in der nahegelegenen Stadt zu organisieren.

Der folgende Tag war ein Sonntag. Es war geplant, einen orthodoxen Gottesdienst zu besuchen. Vorher war die ganze Reisegesellschaft aber noch zum Frühstück bei der Pfarrersfamilie eingeladen. Man stelle sich das vor. Eine dreissigköpfige Gesellschaft wird im Pfarrhausgarten fürstlich bewirtet. Die Gastgeber haben zusammen mit Helferinnen alles nur denkbare aufgetischt. Das ist rumänische Gastfreundschaft. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es noch Gelegenheit, eine Weinkellnerei zu besichtigen, denn Odobesti befindet sich in mitten eines Weingebietes.

Der Rückweg führte wieder über die Ostkarpaten. Eine Gegend, die sehr an die Schweiz erinnerte. Es war, wie wenn man über einen Alpenpass fahren würde. Durch Wälder und an Alpweiden vorbei, auf denen die Kühe weideten. Einziger Unterschied, die Strasse war noch nicht geteert und der Bus hinterliess eine riesige Staubwolke. In der Nähe eines Wasserfalls konnte man nochmals die liebenswürdige Gastfreundschaft, die einem in Rumänien immer wieder zuteil wird, erleben. Mihaela, eine Rumänin, die dem Kinderheim „Casa Prichindel“ vorsteht, hat die Reisegruppe in Ihren Garten eingeladen und mit einer mit viel Liebe zubereiteten Verpflegung verwöhnt. Es war eine Wohltat an diesem heissen Tag im schattigen Garten zu verweilen. Es wurde Abend bis die Reisegruppe, müde von all den vielen eindrücken, wieder in Weidenbach eintraf.

Der nachfolgende Montag, war ein Tag ohne festes Programm. Man konnte sich im Kinderheim nützlich machen, mithelfen bei den Renovationen im „Casa Levizzi“, die nahe Stadt Brasov besuchen, oder ganz einfach ausruhen und den Tag geniessen.

Am darauf folgenden Tag gab es noch einmal einen Ausflug zur Kirchenburg in Tartlau. Das ist eine von mehreren, noch gut erhaltenen Wehrburgen, die im 15. Jahrhundert zum Schutz vor den Tartaren, überall in Siebenbürgen gebaut worden sind. Nach einer Rundfahrt und einem kühlen Bad in einem bekannten Mineralbad, ging es am späten Nachmittag nochmals nach Brasov, um in der schwarzen Kirche ein Orgelkonzert mitzuerleben. Das Erlebnis wurde etwas getrübt durch die Tatsache, dass der allmächtige Staatsapparat immer noch funktionerte. Eine Reiseteilnehmerin hat übersehen, dass in der Kirche das fotografieren verboten war. Kaum hat sie ein Foto geknipst, stand der Aufseher neben ihr und riss ihr den Film aus dem Apparat. Sie hat zwar den Fehler eingesehen, aber es ist doch unverständlich, dass in diesem Fall alle anderen Fotos, die sie auf der ganzen Reise gemacht hat, auch zerstört werden mussten. Hätte man das Ganze nicht anders lösen können?

Umso eindrücklicher war anschliessend an das Konzert der kleine Tumult den es gab, weil sich mehrere Rumänienen in ihrer Sprache mit dem Aufseher auseinander- setzten, und ihm zu verstehen gaben, dass er sich hätte anständiger benehmen sollen. Die Rumänen beginnen sich langsam zu wehren, gegen die Allmacht der Staatsbeamten.

Der kommende Tag war der letzte Tag in Rumänien. Bevor es wieder ans packen ging, wollte man noch das tun, was man bisher versäumt hatte. Besuche nachholen, nochmals zum „casa levizzi“ um sich zu verabschieden und noch etwas einkaufen für die Reise und als Andenken. Bei einem guten Mittagessen im Restaurant „casa alba“ nahmen die Gäste Abschied von ihren Gastgeberinnen, von Radu und seiner Familie und von den Leiterinnen des Kinderheimes. Auch diesmal hörte man immer wieder die Aussage: kommt bald wieder nach Rumänien.

Gegen Abend ging es nach Brasov auf den Bahnhof, um die rund 24 stündige Heimfahrt anzutreten. Die Gedanken sind immer noch bei den vielen guten Freunden im fernen Rumänien und die Erinnerung an die einmalige Reise wird alle noch lange begleiten.

Annemarie Giger (Schweiz) gigeram@bluewin.ch


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