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Im Frühling nach Rumänien / Karasch-Klamm und Sureanu-Gebirge

Die drei Herren vom "Grill"

Christian, Rudi, Willi 1999

Fotos zur Story


Die Anreise

22.04.99:

Drei Männlein (Christian, Rudi und Willi) aus dem Brandenburger Land (Jüterbog und Woltersdorf) machten sich auf nach Rumänien. Wiedereinmal, endlich und lang ersehnt! Wir hatten ja die Wahl, einen Zug eher nach Berlin zu fahren, doch der Glaube in die Deutsche Bahn AG und deren Pünktlichkeit saß tief und so sollten ja eigentlich 15 min. Umsteigezeit ausreichen. Zunächst pünktliche Abfahrt von Jüterbog, aber kurz vor Berlin-Schönefeld wurden wir eines Besseren belehrt. Der Zug hielt auf freier Strecke. Minuten vergingen, kurzes Anfahren und wieder Stop. Ratzibatzi, da wars geschehen und unser Anschlußzug nach Budapest war fort. Wir gingen zum Serviceschalter und warfen die Tickets auf den Tisch. Die ganzen Reservierungen, alles im A. . Eine recht korpulente Angestellte bewahrte die Ruhe, telefonierte umher und suchte dann einfühlsam das Gespräch mit uns. Das war sicher nötig, denn ich ging schon alle Kochrezepte durch, die irgendwie mit Fleisch zu tun hatten. Kurz nach 11:00 Uhr geht nun der nächste Zug nach Budapest. So hatten wir sechs Stunden Zeit, den Ärger zu verdrängen. Die Dame vom Serviceschalter versogte uns in dieser Zeit gut mit Kaffee-Kupons als vorerst kleine Entschädigung. Die Reservierungen wurden umgeschrieben und irgendwie verging die Zeit recht schnell. Dann der Zug und wir verstauten unsere großen Kraxeln. Bei den Tschechen hatte der Zug erneut eine ziemliche Verspätung eingefahren. Aber wir sahen es gelassen, denn in Budapest hatten wir gut sieben Stunden Aufenthalt. Kurz nach 23:00 Uhr kamen wir dort an. Ein junger Mann warb für eine Übernachtung in einer Jugendherberge, wenige Bushaltestellen entfernt. Wir nahmen ein Taxi. So waren uns gut 5 Stunden Schlaf sicher. Pro Person zahlten wir 15,-DM für die Übernachtung.

23.04.99:

7:15 Uhr saßen wir im Zug nach Arad / Rumänien. An der rumänischen Grenzen wollten wir pro Person 300,-DM umtauschen. Der Kurs: 1 DM zu 7716 Lei. Christian tauschte als Erster. Ich danach und da wurde das rumänische Geld knapp. Ich tauschte erst 150,-DM. Die zuständige Dame deutete an, wir sollen warten und eilte hinaus. Wir standen zu allem Glück an der Wagontür. Die Dame kam und deutete uns an, daß der Zug gleich abfährt. Ich gab ihr weitere 150,-DM. Der Zug rollte an und das Fräulein warf uns die rumänischen Lei noch gerade eben in den Zug hinein. Eine Menge Geld schien das zu sein, was da auf dem Fußboden lag. In eine Hosentasche paßte das nicht und so wurde ein Teil der Scheine tiefer im Gepäck verstaut. Im Prinzip hatten wir genug getauscht und würden damit auch zu dritt ganz gut leben.

12:30 Uhr Ankunft in Arad. Gerüchte gingen um, daß ein Hochwasser eine Eisenbahnbrücke nach Timisoara beschädigt hätte und so einigten wir uns mit einem Taxifahrer auf einen Preis von 30,-DM für alle drei Personen. In Timisoara ließen wir uns direkt am Bahnhof absetzen. Der nächste Zug (Personal) nach Resita geht 16:00 Uhr. Ich kaufte eine Telefonkarte (50.000 Lei) und telefonierte schnell mit Herr`n Neff, der uns schon in Resita erwartete. Schließlich blieb uns noch etwas Zeit und wir gingen in eine nahe gelegene Gaststätte auf eine erste Ciorba (Suppe). Erste Klasse!

Gegen 19:00 Uhr kamen wir im strömenden Regen dann endlich an unserem Ziel in Resita an. Der Sohn von Hans Neff hat uns schon mit dem Auto erwartet. Wegen dem Regen natürlich, denn der Weg zum Haus ist eigentlich nicht weit. (Dankenswerter Weise muß ich hier mal erwähnen, daß der Kontakt mit Herr`n Neff über den "Speleo-Club Resita" zustande kam. Denn unser Ziel waren Höhlen in der Karasch-Klamm und natürlich auch diese selbst!!!) Horst erwartete uns an der Haustür. Ein hochgewachsener Pensionär von äußerster Agilität. Ein richtiger Naturbursche und ausgestattet mit einem außerordentlichen Wissen über dieses Ländle hier. Wir wurden gut bewirtet und dann kam das Nötige zum Ländle eben zur Sprache. Viele Tips gab es und hoffentlich bringe ich da nichts durcheinander.

 

Die Karasch-Klamm (Cheile Carasului)

24.04.99:

Gegen 9:00 Uhr hat uns Horst mit seinem Auto nach Iabalcea gefahren. Unser Ziel war ja heute die Pestera Comarnic (Comarnic-Höhle). Hier bekamen wir noch eine kurze Wegbeschreibung und dann wanderten wir bei leichtem Regen los. In zwei Tagen wollen wir uns hier wieder mit Horst treffen. Der Speleo-Club hat nahe der Höhle eine Hütte. Dort lernten wir zwei junge Höhlenforscher Namens Ionel und Cätälin kennen. Wir kamen schnell ins Gespräch und man bot uns eine Unterkunft in der Hütte an. Es wären noch einige Liegen frei. Also, Gepäck danieder und die Lampen zur Hand. Mit Ionel gingen wir dann gemeinsam in die Comarnic-Höhle. Ein lang gehegter Wunsch meinerseits ging nun endlich in Erfüllung. Wir durchwanderten die Höhle bis zum anderen Ausgang. Dort inspizierten wir ein wenig das karstige Gelände und dann ging es durch die Höhle wieder zurück. Also Bingo Bingo, sehr schöne Kalkformationen und mein Fotoapparat hat sich mächtig einen "abgeblitzt". Das heißt ab heute schlaflose Nächte, gequält von der Frage: werden die Fotos gelungen sein?

Am späten Nachmittag sind wir nocheinmal los, auf der Suche nach der Pestera Racovita. Gefunden haben wir sie nicht, aber die wundeschönen Pfade haben allemal gelohnt. Am Abend machten wir dann gemeinsam ein richtig großes Lagerfeuer.

25.04.99:

Heute gingen wir gemeinsam mit Ionel und Cätälin auf Wanderschaft. Natürlich standen heute wieder Höhlen auf dem "Speiseplan". Wir liefen zunächst den markierten Wanderweg in Richtung Iabalcea. Auf einem Plateau voller blühender Pflaumenbäume zweigten wir nach links zur Schlucht ab. Dann führte ein kaum sichtbarer Pfad steil hinab zur "Pestera <Speo Sport>77 " (Legii Nr.9-1973). In meinem Plan war diese nicht aufgeführt, aber gelohnt hat es sich, soviel sei gesagt. Nahe dieser Höhle besuchten wir gleich noch eine weitere, die "Pestera Tapului". Ein kleiner Durchschlupf führte in diese wunderschöne Höhle. Wirklich Großartig! In diesen Höhlen hier befinden sich sehr helle, weiße Kalkformationen. Irgendwann haben wir wieder das Licht der Welt erblickt und stiegen aus der Schlucht nach oben hinaus. Ionel wollte uns noch eine weitere Höhle zeigen, war sich aber nicht ganz sicher, wo wir erneut absteigen müssen. Bei einem Bergbauern holte Ionel weitere Erkundigungen ein. So liefen wir ein Stück auf dem Plateau entlang. An einem beginnenden Waldrand stiegen wir erneut in die Schlucht hinab. Wieder ein kaum sichtbarer Pfad. Dann erblickten wir das wunderschöne Höhlenportal der "Pestera Cuptorul Porcului". Wir machten eine kurze Rast. Und wieder ging es in die Dunkelheit steinerner Welten und das Licht unserer Lampen machte erneut wunderschöne Kalkformationen sichtbar.

Gegen 16:00 Uhr waren wir wieder an unserer Hütte. Christian hat Feuer gemacht und dann bereiteten wir eine irre kreative "Gebirgssuppe". Lecker lecker und anschließend packte uns nocheinmal der Tatendrang. Wir liefen in Richtung Anina. Nach ca. 2 km zweigt ein verwachsener Weg ab. Es ist eine ehemalige Kleinbahnstrecke, die von Resita nach Anina führte. Gleise findet man hier keine mehr, aber ein verweister Tunnel (ca. 150 m) ist noch vorhanden. Dann noch etwa 3 km das alte Gleisbett entlang und zur rechten Seite befindet sich eine unverschlossene Eisentür. Es ist die "Pestera Popovät". Es folgt eine kleine Eisenluke, durch die man hindurchkriechen muß. Schnell weiten sich die Räumlichkeiten zu einer riesigen Galerie. Rechtsseits ein kleiner Abstieg an einen kleinen unterirdischen Bachlauf. Dort gelangt man in eine tiefergelegene Galerie in der sich ein Höhlensee befand. Aus dem Fels ergießt sich eine kleine Kaskade. Wenn es wenig Niederschläge gibt, dann kann man genau dort hindurchschlüpfen und gelangt in eine weitere riesige Galerie. Aber das war uns heute nicht möglich. Schade, aber auch so war es ein kleines Abenteuer. Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder an unserer Hütte und schürten das Lagerfeuer.

26.04.99:

9:00 Uhr Abmarsch nach Iabalcea. Auch die zwei Höhlis gingen mit uns, und wollen weiter nach Resita. Diesmal liefen wir die blaue Banderole. 10:30 Uhr waren wir am mit Horst vereinbarten Treffpunkt im Ort. Wir hatten noch einige Zeit und ließen uns bei Freunden von Horst, auf einem sehr schönen Bauernhof nieder. Es regnete. Zum Mittag ging der Regen langsam vorbei und Horst kam, uns abzuholen. Wir luden unsere Kraxeln auf den Dachgepäckträger und dann fuhr uns Horst direkt nach Carasova. Carasova ist im übrigen ein kroatisches Dorf. Insgesamt gibt es hier 7 kroatische Dörfer mit katholischer Konfession (Nermed, Carasova, Iabalcea, Clocotici, Lupac, Vodnic, Rafnic). In Carasova hielten wir hinter der großen Brücke. Hier hieß es wieder "Säcke auf!" und erneut gingen wir in die Karasch-Klamm (Cheile Carasului). Ein Stück begleitete uns Horst und gab uns viele Tips mit auf den Weg. Dann liefen wir weiter. Es war ein wunderschöner schmaler Weg, der uns durch die Schlucht führte. Mittlerweile schien die Sonne. In Prolaz schlugen wir auf einer großen Wiese unsere Zelte auf. Ein tolles Fleckchen Erde ist das hier. Christian kümmerte sich um`s Feuer und ich schwatzte ein wenig mit einem Alten, der hier angelte. Sein Gehöft steht auf der anderen Seite des Flußes. Zum Abend bereiteten wir am Lagefeuer eine deftige Nudelsuppe. Nachtens im Zelt schraubte ich noch an meinem kleinen Weltempfänger. Wo ist doch nur die Deutsche Welle? Was macht der Krieg in Serbien, von dem wir ja nur einige Kilometer entfernt sind?

27.04.99:

9:30 Uhr machten wir uns mit kleinem Gepäck wieder auf den Weg. Die "Pestera Tolosu" sollte unser Ziel sein. Der Caras führte viel Wasser und so konnten wir nicht den kürzesten Weg nehmen. Wir querten den Fluß an einem Übergang, der aus zwei Drahtseilen bestand und dann ging es ersteinmal bergauf. Weiter ging es über den "Vf. Pavana" (548 m). Die Landschaft verläuft hier oben plateauartig. An einem Bauerngehöft frugen wir nach den Abstieg zur Höhle. Die Bäuerin begleitete uns bis zum Abstieg. Abstieg? Na ja, sie selbst wäre noch nie dort gewesen, aber hier müsse es runtergehen. Wir fanden aber keinen Pfad und das mit Sträuchern bewachsene Gelände war sehr steil. Wir liefen ein wenig hin und her und schließlich hangelten wir uns durch die Wildnis hinab. Weiter unten ging es über einige Schotterhalden. Wir hielten uns rechts und überstiegen dort noch einen absteigenden Grat. Dann sahen wir eine glatte aufragende Felswand. Dort mußte die Höhle sein. Wir fanden im aufsteigenden engen Tal riesige Geröllsteine und es war ersichtlich, daß hier gelegentlich viel Wasser abgehen muß. Horst hatte uns erzählt, wenn es sehr viele Niederschläge gibt, dann kann es geschehen, daß aus dem Höhleneingang eine Wasserfontaine über 15 m hinausschießt. Schließlich standen wir davor. Der Eingang, welcher absteigend in die Höhle führt, stand bis oben zu mit Wasser. Wir hatten Pech. Dennoch eine überwältigende Landschaft war das hier. Weiter unten am Fluß sollen noch einige große Strudeltöpfe zu sehen sein. Wir stiegen aber weiter den Hang entlang in Richtung Prolaz. Es ging durch dichtes Gestrüpp, über brüchigen Kalk und Geröll. Mühsam kamen wir vorwärts. Die Sonne schien und ich bemerkte, daß wir hier bestimmt noch einige Schlangen sehen werden. Kaum 15 min. waren vergangen, da hatten wir ein sehr schönes Kreuzotterpärchen entdeckt. Fotopause. Ein Stück weiter stiegen wir auf und kamen wieder zum Vf. Pavana. Kurze Pause.

Wir hatten einen mächtigen Durst, das Brot war nicht sonderlich reichlich bemessen und der Tuica war uns ebenfalls ausgegangen. Welche Schmach! Aber Iabalcea liegt doch nicht weit, nur wo genau? Wir liefen ein Stück über`s Plateau und frugen einen alten Hirten nach den Weg. Alles weitere gestaltete sich recht einfach. Gegen 15:00 Uhr waren wir, ausgedörrt wie Trockenblumen im Ort angelangt. Wir glichen einer Wünschelrute, die das Bier sucht. Unser Ziel war das "Magazin Mixt". Es war zu. Aber wir wußten bereits, wo die Frau des Geschäftes wohnt. Wir hatten Glück und wenig später hielten wir ein kühles Bier in der Hand. Brot gab es auch, nur mit dem Tuica, da bedurfte es eines kleinen Aufwandes mehr. Die Verkäuferin ging einige Häuser weiter, kam zurück und nannte uns einen Preis. Wie einigten uns auf 2 Liter. Nun war die Welt in Ordnung. Für die Rücktour suchten wir uns einen anderen Weg nach Prolaz. Es ging runterwärts durch den Ort und dann ein Stück Richtung Carasova. Dann in Sichtweite einer Starkstromleitung stiegen wir zum Vf. Stocic (495 m) hinauf. Von hier oben hatten wir einen schönen Blick auf Prolaz. Unten kamen wir an einem Gehöft vorbei. Ein Mann kam auf uns zu. Es war der Alte von gestern. Ob er Milch und Käse hat? Ja und am Abend gegen 20:00 Uhr sollen wir kommen. An den Zelten angekommen, bereiteten wir ein frühes Abendbrot. Zeit war noch genügend und so entschlossen wir uns, das aufragende Massiv hinter unserer Zeltwiese noch ein wenig zu erkunden. Es ging steil hinauf. Wir stiegen über eine Schuttrinne durch dichten Wald. Oben am Fels angekommen, fanden wir eine Grotte. Vor ihr stand ein Kreuz zum Gedenken für einen verunglückten Kletterer. Ein Stück weiter fanden wir auch noch eine kleine Höhle. Ein Felsengang führte steil hinauf und endete an einem Portal mitten in der Felswand. Der anschließende Abstieg war recht rasant. Wir huschten auf der Geröllrinne wieder durch den Wald hinunter. Da ging die Post ab.

20:00 Uhr waren wir wieder bei dem Bauern. Der war mit seiner Alten noch beim Pflügen. Sie spannten die Ochsen aus und wir ließen uns an einem schönen Sitzplatz vor dem Haus nieder. Die Milch mußte ja schließlich erst frisch gemolken werden. Es war eine schöne Abendstimmung hier. Wir zahlten schließlich gut für Milch und Käse, verabschiedeten uns und gingen zum zweiten Abendbrot, während ein schönes Lagerfeuer daherknisterte.

28.04.99:

10:00 Uhr war gepackt. Der Alte kam noch mit einer 2-Literflasche frischer Milch zu uns. Gratis, zum Abschied sozusagen. Und wenn wir wiederkommen, dann sollen wir doch direkt bei ihm schlafen. In der Nacht hatte es wieder geregnet. Auf unserem weiteren Weg flußabwärts mußten wir sehr aufpassen, nicht auszurutschen. Konzentration war angesagt. Gegen Mittag war unser Ziel erreicht. Eine sehr schöne Zeltwiese am Fluß und gegenüber in der Felswand ein riesiges Höhlenportal der "Pestera Liliecilor" (Fledermaushöhle / 640 m). Zeltaufbau im Sonnenschein. Kaffeepause. Dann hielt uns aber nichts mehr. Wir furteten den Fluß und nichts wie rein in die Höhle. Zum Portal muß man an der Felswand etwa 10 m steil hinaufklettern. Rauf mag gerade noch gehen, aber runter wird schon schwierig. Zum Glück hatten wir ein Seil dabei. Rudi fand einen alten Haken. Die Gänge in der Höhle waren mitunter sehr schön geformt. Fledermäuse sahen wir auch. An dem Punkt "Trecera Dificilä" erreicht die Höhe des Höhlenganges ein sehr niedriges Niveau. Ich kroch dann allein noch bis zum Abschnitt "Dopul de Nisp". Dann kam eine Passage, die ich doch nicht allein wagen wollte und ging zurück. Natürlich haben wir auch einige Fotos gemacht.

Wieder an den Zelten, kurze Kaffeepause. Schließlich war für heute ja noch die "Pestera de dupä Cirsä" (363 m) unser Ziel. Das Eingangsportal hatte uns ja Horst schon gezeigt, aber wie genau es dort weitergeht, das ist uns bei der Informationfülle verloren gegangen. So fanden wir auch das Portal. Rudi suchte ein zweites darüberliegendes Portal ab. Unten fanden wir nur eine Grotte vor und oben fand Rudi auch kein Weiterkommen. War es doch nicht das richtige Portal?. Wir liefen ein Stück weiter Richtung Carasova. Zwei kleine Jungen sammelten in einer Plastiklflasche Schlangen für die Schule. Wir frugen nach der Höhle. Die wäre hinter uns. Wir zweifelten und gingen gemeinsam zurück. Die zwei Bengels stiegen zum oberen Portal hinauf. In jener Grotte stiegen sie hochwärts durch einen kleinen Spalt in eine offene Doline. In dieser setzte sich dann ein weiteres Höhlenportal fort. Das war sie also doch, unsere Höhle. Hier ging es wieder hinein. Die zwei Jungen sind zurückgegangen. Nach der ersten Galerie zweigen drei Gänge ab. Wir mußten den mittleren nehmen und dann wurde es auf lehmigen Untergrund recht abschüssig. Ca. 5 m ging es hinab in einen aktiven Höhlengang. Ein kleiner Bach fließt hier. Ich schlenderte durch das recht flache Wasser noch bis hinauf zu einer kleinen Kaskade. Es war ein recht interessanter Weg. Christian hat im vorderen Teil der Höhle noch ein ganz kleinen senkrecht absteigenden Durchschlupf entdeckt. Ich ging dann nocheinmal dorthin und kroch hinein. Einige Meter schlüpft man abwärts und dann kommt ein Vorsprung, welcher ca. 6 - 8 m steil hinabfällt, in eine neue Galerie. Ich konnte das Seil zur Sicherheit an einem kleinen Stalagmit befestigen und stieg hinab. Hier zweigt ein kleiner Gang ab und endet nach einigen Metern. Die Galerie ist leicht abschüssig und unten findet sich links ein schmaler absteigender Durchschlupf. Ich leuchtete ihn aus und er schien weiterzuführen. Aber der Durchschlupf war mir für eine Solotour dann doch zu arg. Ich kletterte zurück. Christian hat oben gewartet. Rudi ist mittlerweile zu den Zelten zurückgegangen.

Nach dieser Höhlentour faßten dann Christian und ich noch den Beschluß, das kleine Stückchen Weg noch nach Carasova zu laufen. Dort kauften wir uns in einem Lebensmittelladen je zwei Bier und wohlschmeckende Würste. Für Rudi steckten wir zwei Bierchen ins Gepäck. Anschließend inspizierten wir noch eine neu eröffnete Bäckerei und kauften frisches Brot. Auf dem Rückweg stöberten wir noch ein wenig durch den Fels. Vielleicht ist hier noch eine weitere Höhle? An den Zelten angekommen, hatte Rudi für uns gerade die Suppe fertig. Wenn das kein Timing ist? Zum Lohn überreichten wir ihm das Bier. Wenn das keine Überraschung war? Den Abend beendeten wir mit einem Lagerfeuer und Tuica. Das große Höhlenportal der Fledermaushöhle nahm jetzt im Schatten beginnender Dunkelheit die Form des afrikanischen Kontinents an. Witzig und beeindruckend zugleich.

29.04.99:

Wieder Regen in der Nacht und Sonne am Morgen. 10:00 Uhr hieß es "La revedere Cheile Carasului" und wir liefen nach Carasova. Dort verewigten wir uns ersteinmal auf der Terrasse von einem Restaurant und traken einige Bierchen. Wir genossen den Ausblick auf das Dorfleben. Einige Zeit später begaben wir uns in eben dieses. Eine Korbflechterei machte uns neugierig. Der Chef kam uns entgegen und wir baten ihn um eine Besichtigung, der anstandslos statt gegeben wurde. Der Chef selbst führte und durch die Produktionsstätten. 18 Leute, vorrangig Frauen arbeiten hier. Die Waren werden auch in das westliche Ausland exportiert. Das Preisdiktat obliegt natürlich den westlichen Importören und so bekommt die Firma hier für die verschiedenen Korbmodelle (incl. Korbpuppenwagen) ca. 50 Pfennige pro Stück. In Deutschland bezahlen wir dann zwischen 20 - 30 DM für solche Produkte. Eine Frau in dieser Firma konnte ich noch überreden, sich in traditioneller Tracht der hiesigen Kroaten fotografieren zu lassen. Sie wohnte ganz in der Nähe und der Chef hatte keine Einwände. Multumesc foarte mult!

Gegen 16:30 Uhr sind wir dann mit Gepäck zur großen Brücke über dem Ort gegangen. Horst wartete schon dort mit dem Auto auf uns. Ein wenig wehleidig war mir schon, als wir diese schöne Gegend verließen und zurück nach Resita fuhren. Am Abend sind wir dann mit Horst noch ein wenig durch Resita gebummelt. Auf einer Anhöhe über der Stadt, hatten wir einen guten Überblick über die riesigen Industrieanlagen, welche von bewaldeten Bergen umgeben sind. Horst hat uns viele Details zur Geschichte dieser Stadt erzählt, er lebt so richtig mit Herz in ihr.

30.04.99:

Noch am Abend zuvor haben wir schon unser Gepäck neu geordnet, denn wir hatten während der Zeit in der Karasch-Klamm einige Geschenke für Freunde in Pui hier bei Horst hinterlegt. Nun mußte alles wieder in den "Sack".

5:30 Uhr war die Nacht vorbei. Waschen und ein gemütliches Frühstück und dann hat uns Horst zum Bahnhof begleitet. Wir haben uns nocheinmal für all die Mühe und Gastfreundschaft bedankt und 7:15 Uhr ging unser Zug. Die Entfernung Resita - Pui ist laut Luftlinie nicht sonderlich weit, aber mit dem Zug wurde eine recht interessante Tagestour daraus. Die Strecke führte uns über Caransebes, Bäile Herkulane, runter zur Donau, entlang der serbischen Grenze, Turnu Severin bis Filiasi. Hier mußten wir umsteigen und hatten nit 14:40 Uhr noch zwei Stunden Zeit. Vor dem Bahnhof waren reichlich Imbißmöglichkeiten vorhanden und wir ließen es uns gutgehen. Dann der Anschlußzug, weiter über Tirgu Jiu, hinauf das Jiul-Tal (ein wirkliches Bahnfahrererlebnis in irrer Landschaft!!!), Petrosani und gegen 19:30 Uhr erreichten wir Pui. Wir brachten unser Gepäck zu Dorin und dann gingen wir zu Familie Stanciu, mit denen wir schon längere Zeit befreundet sind. Frau Stanciu hat schon ordentlich gekocht und gebrutzelt und gebacket und wir dann haben ordentlich geesset, getrunken, geesset, getrunken, ... und so weiter. Nur der arme Christian mußte sich etwas zurückhalten. Warscheinlich hat er beim Snak in Filiasi irgendetwas nicht vertragen.

 

Auf in's Sureanu-Gebirge (Muntii Sureanu)

01.05.99:

Heute war Sonnabend und zudem großer Markt in Pui. Nach dem Frühstück bei Stanciu`s haben wir uns das Spektakel nicht nehmen lassen. Ich habe mir beim Viehmarkt einige Viehglöckchen als Andenken gekauft. Der Markt war in mehrere Zonen eingeteilt. An einem Platz verkauften vorrangig Zigeuner Bekleidung und Schuhwerk. An der Hauptstraße gab es Dinge aller Art, vom Werkzeug über Lebensmittel, Kinderspielzeug, Rundfunkgeräte, Ersatzteile, Autozubehör, und und und. Auf einem Weg, der Riu Bärbat abzweigte, standen die Viehhändler.

Dann Mittagbrot bei Familie Stanciu. Eigentlich wollten nach dem Mittag Dorin, Christian, Rudi und ich wieder auf Wanderschaft ins Suranu-Gebirge gehen. Christians Gesundheitszustand hat sich aber sehr verschlechtert und wir einigten uns beim Mittag darauf, daß Rudi und ich ins Sureanu-Gebirge einsteigen und Christian mit Dorin morgen oder übermorgen, je nach Besserung nachkommen. Unsere Aufenthaltsorte haben wir abgestimmt. Um 14:00 Uhr hat dann Herr Stanciu Rudi und mich samt Kraxeln noch ein Stück ins Valea Fizesti hineingefahren. An einer Furt war dann Schluß. Es kamen zwei Pferdegespänne und so sind Rudi und ich noch ein Stück mit dem Pferdewagen hinaufgefahren. Es hat zuvor sehr stark geregnet und die Bergwege hier bestanden nur noch aus Schlamm. Als der Weg steiler wurde, sind wir alle vom Pferdewagen gestiegen. Wir haben unsere Kraxeln aufgeschnallt und sind dann endlich wieder zu Fuß gelaufen. "Nach dem reichlich Mittagbrot tat das mal richtig Not".

Unser Ziel war Familie Danut, die in einem isolierten Bauernhof im Gebirge wohnen. Die zwei Söhne kamen uns unterwegs entgegen, um die Mama mit dem Esel vom Markt in Pui abzuholen. Als wir am Haus ankamen, war niemand dort. So stellten wir unser Gepäck ab und besuchten nicht weit entfernt zunächst ein anderes Gehöft. Dort hatte ich vor zwei Jahren Fotos gemacht und nun wollte ich diese dort überbringen. Aber auch hier war niemand anwesend. Heute sind wohl alle Bauern zum Markt nach Pui gegangen. Macht nichts, die Bilder haben wir in den offenen Hausflur gelegt. Wieder unten bei Familie Danut, war nun die Großmutter eingetroffen. Wir ließen uns in der schönen Veranda nieder und bekamen einen großen Krug Tuica gereicht. Es dauerte nicht lange, da war auch Maria mit ihren zwei Söhnen ran und wir begrüßten uns. Dan, Marias Mann kam mit dem Pferdewagen einige Zeit später am Gehöft an. Er wollte ca. 10 Ferkel auf dem Viehmarkt in Pui verkaufen und ist nicht eines losgeworden. Sie währen wohl nicht fett genug gewesen. Schwere Säcke wurden in den Keller geladen und die zwei kleinen Jungens halfen fleißig mit. Auch wir wollten zur Hand gehen, aber das ließ Dan nicht zu und ich sagte, dann würden wir ihm den Tuica wegsaufen. Er lächelte nur darüber. Dann saßen wir endlich beisammen. Es war Abend geworden. Wir hatten auch viele Gastgeschenke im Gepäck und Maria tischte kräftig auf. Der Vater von Dan war bis zum Abend auch da und dann mußte er aber wieder zu den Schafen. Zu später Stunde sind wir dann zu "Sack" gegangen.

02.05.99:

"Sus sus sus la Muntii sus", so sollte uns der Berg rufen. Aber hier ist der Abschied schwerer als der Aufstieg. Denn in aller Frühe hatte Dan mit seinen zwei Burschen extra für uns ein Lamm geschlachtet. Das konnten und durften wir nicht ungegessen zurücklassen. Erst dann kann eine Lammseele so richtig in den Himmel aufsteigen. Und weil wir dem Lamm alles Gute wollten, so waren wir von ca. 9:30 - 12:00 mit Essen beschäftigt. Maria wollte uns noch Käse und Speck mit in die Berge geben, aber wir winkten ab. Hatten ja genügend dabei. Nun war der Abschied nah und wir machten noch einige Abschiedsfotos. Ich war doch etwas wehleidig, denn wieviele schöne Tage hatte ich hier schon verbracht.

"Zwölfuhrzehn, da gehts durch Lehm", so würde ein Poet seine Reisestory fortsetzen. Hier ist mit einem Auto kein hochkommen. Da gehts nur mit Pferden. Unsere Schuhe waren bald doppelt so groß und dreimal so schwer, aber wir kamen dennoch gut vorwärts. Unser Ziel war ja die Lämmerhöhle (Pestera Mielului). Dan meinte, wir müssen zum mittleren Bergsattel hinauf. Ich hatte aber mehr den linken in Erinnerung. Wir waren oben und die Gegend sah so aus, als das ich mit ihr nichts so recht anfangen konnte. Wir trafen Bergbauern und die verwiesen uns auf jenen linken Bergsattel. So mußten wir eine Bergkuppe umgehen und es ging durch einen Wald mit rutschigen Abhang. Alte Blätter machten den Lehm noch rutschiger, als er eh schon war und unter dem Blattwerk verborgene Steine machten mich schließlich "wankelmütig". Ich stürzte mit meiner schweren Kraxel hangüber. Alles weitere überließ ich sozusagen dem Schicksal: Linker Unterarm ... schramm schramm, linke Augenbraue beschaute sich einen Stein von ganz nah ... schwerer Rucksack drückte ganzes Gesicht gegen Stein (plus voller Mageninhalt), jetzt erneuter Überschlag ... totale Schwerelosigkeit, dann bumm bumm, linker Oberschenkel versuchte Stein zu spalten ... Stein hat zurüchgebummert und dann kam ich in den Vorruhestand. Die Augenbraue schwoll schnell an und die Oberschenkelprellung tat es dieser nach. Kurze Verschnaufpause. Eigentlich wollten wir ja zur Lämmerhöhle und so setzten wir unseren Weg fort. Natürlich nicht mehr ganz so fesch, wie zuvor.

Schließlich fanden wir sie, die Pestera Mielului. Es ist ein unscheinbarer Trichter auf einer Bergwiese, in dem eine Birke wächst. Unten im Trichter liegen stachelige Zweige. Rudi machte sich daran, diese zu entfernen und ein kleines Loch öffnete sich uns. Wir stiegen ein. Wer hat eine Geburt schon zweimal erlebt !? Der schmale Einstieg führt nach einigen Metern in eine anschließende Galerie mit sehr schönen braunen Kalkformationen. Ein kleines Wunder ist das hier. Dann verengt sich die Galerie zu einem Gang und nach weiteren Metern ist nur noch ein schmaler Durchschlupf. Eine Passage haben wir nicht gewagt, aber in jedem Falle gehts dahinter weiter, keine Frage.

Wie setzten unsere Tour nun Übertage fort. Ponoricilor lag nicht mehr weit (ca. 4 km) und wir bummelten zum Tagesziel bei schönstem Sonnenschein. Dort plauderten wir kurz mit zwei Hirten und bauten dann die Zelte auf. Kaffeezeit! Anschließend sammelten wir Brennholz für`s Lagerfeuer. Würden Dorin und Christian heute noch eintreffen? Am Abend waren wir immer noch ziemlich satt von den Gaben unserer Gastgeber in Fizesti.

03.05.99:

Mein linker Oberschenkel war schon gestern angeschwollen und so hinkte ich mich bei schönstem Sonnenschein aus dem Zelt. Gut, daß wir heute mit kleinem Gepäck unterwegs sein werden. Christian und Dorin sind leider noch nicht eingetroffen.

Wir jedenfalls machten uns heute zunächst auf Tour in die nahe gelegene Ponoricilor-Höhle. Der Speleoclub Hunedoara hat neue Bezeichnungen an den Höhlenportalen angebracht. Darauf war nun zu lesen: "Pestera Ponorici-Cioclovina cu Apä" ... "Reservatie Speologicä / 72063" ... ... "CUSTODE-PROTEUS HUNEDOARA" . Diese Höhle steht in Verbindung mit der "Pestera cu Apä" und verfügt über eine Ausweitung von 7890 m. Wir besichtigten den vorderen Bereich "Sala Mare" und ein folgender Gang führte uns zu einem Absatz, der ohne Seil nicht zu machen ist. Am Abend wollten wir es dort noch einmal versuchen. Ein verkeilter Baumstamm kurz vor dem Absatz eignete sich ja gut zur Befestigung eines Seiles.

Aber nun gingen wir ersteinmal weiter zur "Pestera Ciclovina Uscatä" / "... 82063" ... . Dort führt ein alter Stollen in die eigentliche Höhle, in der zu Zeiten des ersten Weltkrieges mitunter Phosphor für das deutsche Militär abgebaut wurde. Eigens dafür wurde eine Kleinbahntrasse errichtet, die von Pui bis hier oben hinaufführte. Reste des alten Trassenverlaufs finden sich hier noch reichlich. Mein Freund Dorin hat vor zwei Jahren darin einen schönen Eckzahn des ausgestorbenen Höhlenbären gefunden. Die Höhle hat eine Länge in ebenem Verlauf von 763 m.. Ich war schon oft darin, aber immer wieder finden sich neue fantastische Details. Nach dieser Begehung stiegen wir ca. 100 m den bewaldeten Hang hinunter, zum großen Höhlenportal der "Pestera cu Apä". Schließlich wanderten wir wieder zurück zur nächsten Berwiese und unser nächstes Ziel waren Freunde im Bergdorf Cioclovia, wo ich vor zwei Jahren Fotos gemacht hatte. Nun warteten diese bereits im Rucksäckel auf ihren Bestimmungsort. Zunächst war der Weg zum Dorf recht einfach. Ein schmaler Fußpfad führte immer am Berhang entlang dorthin. Aber am Beginn des Dorfes mußten wir uns doch noch etwas durchfragen.

Wir trafen Herr Arsenie bei der Feldarbeit an. Er und zwei junge Damen waren gerade dabei, mit Pferd und Pflug, das Maisacker zu bereiten. Eines der Mädchen hatte ich auch damals fotografiert und übergab nun das Bild. Die Freude war groß und dann gingen wir ersteinmal zu Arsenie`s Haus. Es gab Tuica und Milch. Der Tuica war aber wegen der schlechten Pflaumenerträge im letzten Jahr nicht von hoher Konzentration. Das sagte ich Herrn Arsenie und der ging mit einem Gummischlauch hinters Haus. Es dauerte nicht lange, da überreichte er uns eine Flasche des guten alten Destillates. Ja, das war er. Aber wo der lagert, das weiß wohl nicht einmal genau die Ehefrau. Wir übergaben die Fotos und ich machte natürlich gleich neue Bilder für`s nächste mal. Frau Arsenie gab uns noch frischen Käse mit auf den Rückweg. Aber zuvor wollten auch die zwei Mädchen nocheinmal fotografiert werden. Sie huschten schnell in ihre Butzelhäuschen und statt Gummistiefel und grauer Kluft standen binnen 5 Minuten zwei Grazien in lockendem Gewand vor uns. Natürlich alles selbst genäht. Alle Achtung! Ich glaube in einigen Jahren richtet die internationale Modewelt ihr Auge auf die rumänischen Bergdörfer, jede Wette!!!

Auf dem Rückweg kamen wir erneut an einem Sommerhaus vorbei, wo zwei Herren mit Ausbesserungsarbeiten an der Hütte beschäftigt waren. Ein kurzer Regenschauer hatte uns eingeholt und ich machte mir einen Spaß und belabberte die zwei Herren: "ja, da habt ihr zwei Fremde erblickt und heimlich beim Herrgott schlechtes Wetter erbeten." Die lachten und winkten uns in die Hütte. Wir holten unseren Tuica hervor und dann wurden die Gläschen gefüllt. "Noroc!" Als ich ein zweitesmal einschenken wollte, da sagte der Alte es wäre genug. Ich verwies auf deutsche Tradition, daß man ja auf einem Bein nicht stehen könne und der Alte konterte, er wäre nicht zu Fuß hier, sondern mit dem Pferd. Da hatte er sich nun so richtig "reingeritten", denn wie jeder weiß, ein Pferd hat bekanntlich vier Beine und nach viermaligem Anstoßen hatte unser Fläschchen dann auch sein Minimalgewicht erreicht. Heiter und beschwingt schlenderten wir nach Ponoricilor zu unseren Zelten zurück.

Mittlerweile schien auch die Sonne wieder. Späte Kaffeepause. Dann packten wir unser Seil ein und gingen nocheinmal in die "Pestera Ponoricilor". An dem schon bekannten Baumstamm fixierten wir unser Seil und Rudi stieg hinunter. Aber die 30 m Seil reichten nicht aus. Es fehlten etwa 5 m. Schade und Rudi stieg wieder hinauf. Aber wir steckten noch voller Tatendrang und so entschlossen wir uns, die "Pestera din Valea Stinii" (1500 m Länge) aufzusuchen. Ein alter Hirte beschrieb uns den kürzesten Weg und wir fanden die Höhle recht schnell. Das Laub und einige Steine wurden zur Seite geräumt und eine Blechplatte aufgehoben. Dann war der sehr kleine Einstiegskanal frei. Nach einigen Metern mühsamer Kriecherei kam dann der Schock für mich. Die Höhle war verschlossen. Drei dicke Eisenstangen mit je einem Schloß blockierten in einem einbetonierten Eisenrahmen den weiteren Durchschlupf. Es war kein Reinkommen und wir mußten zurück. Nur gut für mich, daß ich dort in dieser Höhle schon drei Exkursionen gemacht hatte. Aber trotzdem wollte ich zu gerne noch weitere Fotos machen. Na, dann beim nächstenmal vielleicht mit Leuten vom Speleo-Club Hunedoara. Und eigentlich bin ich mir ja auch im Klaren darüber, daß diese wunderschöne Höhle wirklich vor Beschädigungen geschützt werden muß. Auf dem Rückweg sammelten wir noch Brennholz für unser abendliches Lagerfeuer.

Spät am Abend dann doch noch eine Überraschung. Dorin und Christian sind eingetroffen. Allerdings sah mein rumänischer Freund Dorin nicht sonderlich gesund aus. Er ging auch gleich schlafen. Und wir saßen noch lange bis tief in die Nacht hinein am Feuer und tauschten unsere unterschiedlichen Erlebnisse aus.

04.05.99:

Gegen 8:30 Uhr sind wir erwacht. Christian hat gleich das alte Lagerfeuer entfacht. Es war herrlichster Sonnenschein. Gegen 10:00 Uhr lag Dorin noch immer im Schlafsack. Wir gaben ihm 20 min. Dann stiegen wir gemeinsam mit großem Marschgepäck zur Forststraße über Ponoricilor hinauf. Dorin sah wirklich schlecht aus. Er würde den heutigen Marsch sicher nicht überstehen. Wir machten eine Pause und einigten uns darauf, daß Dorin wieder nach Pui absteigt. So konnte er in dieser Zeit für uns schon die Platzkartenreservierung für unsere Rückfahrt besorgen, denn seine Lebensgefährtin wohnt direkt in Deva und arbeitet bei der Bahn. Nun waren wir wieder zu dritt. Der Weg führte uns zunächst nach "Fundätura Ponorului". Eine malerische Region!!! Bei einer alten Bäuerin machten wir Halt und erkundigten uns nach den weiteren Weg ins Valea Rea. Aber dafür mußten wir ersteinmal durch das riesige Ponor und dann ging es wieder bergauf. Aber da machten wir nocheinmal Rast an einem anderen Bauernhof. Eine Bäuerin bewirtete uns mit frischer Milch. Dann weiter hinauf, bis zu einer Forststraße. Hier hatten wir einen sehr schönen Überblick über die Gegend. Selbst der "Vf. Sureanu" (2059 m) war zu sehen. Am "Vf. Bulzu" (1192 m) besuchten wir noch eine kleinere Höhle. Der Forstweg verlor sich in einen Trampelpfad. Hier sollte irgendwo ein Pfad nach unten führen. Am Waldrand irrten wir etwas hin und her, aber dann fanden wir ihn, den ins Valea Rea hinabführenden schmalen Fußpfad. Ein malerischer Weg.

Unten im Valea Rea (Valea = Tal) kamen wir an einer Blockhütte raus. Ein alter Mann hackte Holz und wir machten am Bach eine Mittagspause. Die Frau des Alten lief zu uns hinüber und wir kamen locker ins Gespräch. Ich hatte längst die Kühe gesehen und erkundigte mich nach frischer Milch. Wir zahlten ein kleines Entgeld und dann ging ich mit der Alten zur Hütte. Der Mann ist 84 Jahre. Ich bekam eine große Flasche Milch abgefüllt. Schließlich schenkten wir dem Pärchen noch ein kleines Fläschchen Tuica. Da kam die Bäuerin gleich mit einem Nachschlag frischer Milch zu uns. Das war ein Schmaus!

Nun folgte der Abmarsch über das Valea Rea in das Valea Streiului. Noch einige Kilometer schleppten wir uns bis zu einer Blockhütte. Dort errichteten wir unsere Zelte am Strei-Fluß. Am Abend regnete es. Wir nutzten die Auszeit zur Erholung unserer Glieder. Etwas witziges ist mir heute noch in Erinnerung geblieben. Oben in den Bergen hat sich Christian mit Rudi unterhalten: "Rudi, du warst doch auch schon öfters in den Alpen? Was ist denn so der Unterschied zu den rumänischen Bergen?" Rudi ist kein großer Erzähler, aber er verinnerlicht sehr viel. Er antwortete Christian: "Na ja, in den Alpen, da sind es die Berge. Aber hier sind Berge und Menschen ein Erlebnis." Eine großartige Aussage. Kann man nicht deuticher beschreiben.

05.05.99:

In der Nacht hat es geregnet. Auch am Tage war es bewölkt, windig und kühl. Dennoch stiegen wir mit kleinem Gepäck zur "Pestera Tecuri" hinauf. Der Aufstieg durch den steilen Niederwald war mühsam. Oben auf dem Plateau begegneten wir einer Schafherde. Der Weg führte an einer Stelle direkt an der steilen Abbruchkante der hiesigen Felsformationen vorbei. Ein beeindruckender Ausblick. Kurz vor der Tecuri-Höhle machten wir an einer Wasserstelle eine Trinkpause. Es begann zu regnen. Fast wären wir an der Höhle vorbeigelaufen. Dann standen wir vor der Doline, welche in die Höhle führt. Die uralte Holzleiter, welche in die Höhle hinabführte, war komplett demontiert. Wir versuchten es mit dem Seil. Es war kalt und das Gestein sehr rutschig. Der unteren Teil der Doline war weiter ausgehöhlt als oben und so gelang ein Abstieg nicht. Uns fehlte bei dem Wetter auch etwas die Motivation. Nach langem Zögern entschieden wir uns für den direkten Abstieg in das Strei-Tal. Es gab eine Einbuchtung in der riesigen Felswand, wo ein Abstieg möglich ist. Wir schafften es. Es war früher Nachmittag und wir überlegten, wie es heute weitergehen soll. Nach Pui, oder noch hierbleiben? Wir einigten uns auf den heutigen Verbleib und wanderten am Abend mal schnell in das Bergdorf Petros um ein Bierchen zu trinken. Das Magazin Mixt war aber geschlossen. Ein vorbeigehender Mann sagte, wir sollen 15 min. warten, der Chef schaut gerade Fernsehen.

Die Viertelstunde war um und auf dem Hof stand ein älterer Herr und pumpte Luft auf sein Fahrrad. Ob er der Chef hier sei, frug ich und der sagte nein. Ich konterte und sagte, daß ich längst wisse, daß er der Chef ist. Da lachte das alte Schlitzohr und schloß den kleinen Laden auf. Einige Stühle standen darin. Wir kauften einige Bierchen und auch Zigaretten für den Alten in der Blockhütte nahe unserer Zelte, denn vom dem bekommen wir morgen Milch zum Frühstück. Und noch heute am Abend sollen wir bei ihm vorbeischauen. Vorerst aber saßen wir hier. Ein Pferdegespann hielt und ein älterer Herr mit Rauschebart und struppeligem Haar trat ein. Wir begrüßten uns und kamen auch gleich ins Gespräch. Es dauerte nicht lange, da hatten wir hier ein rechtes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Wir kauften eine Flasche Tuika und gaben eine Lage für alle. Einer der Männer schenkte uns eine Flasche Sekt.

Der Alte mit dem Pferdewagen überredete uns, noch mit in sein Haus zu kommen. So schlenderten wir hinterher. Seine Frau öffnete das Hoftor. Ein wundervolles Gehöft, mit einem uralten und gut erhaltenen Gebäudeteil. Wir inspizierten das alte Haus und auch die Wein- und Schnapsvorräte. Im Küchenhaus machte uns die Frau Kaffee und reichte selbstgemachten Rotwein und Tuica. Wo wir ihren Mann getroffen haben, frug sie. Ich antwortete: "In der Nähe vom Magazin Mixt". Die lächelte nur und winkte ab. Auch wir lächelten. Zu später Stunde zeigte uns der Zauselkopf noch sein Saxofon. Aber beim Anblasen klemmten doch einige Knöpfe. Zu später Stunde machten wir noch einige Fotos und verabschiedeten uns. Sehr spät waren wir an der Blockhütte nahe unserer Zelte. Der Alte kam in Unterwäsche heraus und winkte uns ins Haus. Wir schenkten ihm Zigaretten und ein Feuerzeug. In dem schwachen Licht der Petroleumleuchte bekam das alles hier so eine wunderbare Stimmung. Noch lange schwatzten wir hier. Besonders die vielen Schrottteile interessierten uns, die wir beim Abstieg von der Tecuri-Höhle ins Strei-Tal gefunden hatten. Ja, auch hier gab es einmal eine Schmalspurbahn, die dem Holztransport diente. Der Alte kannte das alles ja noch.

06.05.99:

Heute brachen wir die Zelte ab und gingen nach Baru. Dort hofften wir auf einen Anschlußbus nach Pui. Der fuhr aber erst am Nachmittag gegen 15:00 Uhr, direkt von der hiesigen Fabrik ab. Hier werden Schamott- und Keramikprodukte gefertigt. Vorrangig für industrielle Anwendung. Wir hatten Zeit und erwirkten ein Gespräch mit dem Chef der Fabrik. Wir bekamen einen kleinen Einblick in die Produktion vermittelt. Wo geht soetwas schon in Deutschland?

Nahe der Fabrik befand sich ein privates Restaurant. Dort kehrten wir ein und überbrückten die Zeit bis zur Abfahrt mit gutem Essen und Ursus-Bere. Dann gegen 15:00 Uhr fuhren wir mit dem Arbeiterbus nach Pui. Dorin war im Haus und sah doch wieder recht erholt aus. Eine andere befreundete Familie in Pui hatte mittlerweile privat ein Geschäft eröffnet. Wir meldeten uns zum späten Nachmittag zum Besuch an. Oh oh, da wurde kräftig aufgetischt, obwohl wir wußten, daß wir ja längst zum Abendbrot bei Frau Stanciu sein müßten. Und auch dort gab es keine Gnade, wir mußten essen. Mit anderen Worten, es ging uns richtig gut.

07.05.99:

Abreisetag. Doch zuvor sind wir in aller Frühe zu Familie Stanciu zum Frühstück gegangen. Gegen 9:00 Uhr nahmen wir nach schwerem Abschied, gemeinsam mit Dorin den Zug nach Deva. Gegen 10:30 Uhr waren wir dort. Hier hatten wir Zeit bis 14:40 Uhr. Wir schlenderten durch die Stadt und durchkämmten die Buchläden nach Wanderkarten und derlei Material. Nicht ganz ohne Erfolg. Alte Fägäras-Karten tauchten in den Buchläden wieder auf. Haben wir natürlich gekauft. Aus welchen Lagerbeständen mögen die wohl sein? Am Ende besuchten wir noch den Markt in Deva. Dann aber hieß es auch Abschied zu nehmen von Dorin. -Auf ein Wiedersehen, du schönes Land!-

Christian, Rudi und Willi


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