Zu den Haustieren Rumäniens
Traxler Berthold / Österreich
berthold_traxler@hotmail.com - http://www.sauschneider.info/
Ich bin Student der Veterinärmedizin und organisierte 1996 zu Ostern eine zweiwöchige Studienreise durch Rumänien. Das Interesse an den Haustieren, besonders den ursprünglichen und heute oft gefährteten, hat Professor F. D. Altmann in seinen Vorlesungen bei mir geweckt. Zustande gekommen ist diese Reise durch eine Reihe von Zufällen. Bei einer Winterreise durch Osteuropa lernte ich einen Experten für Tierzucht kennen, der mir einige interssante Informationen gab. Bei einem Kongreß in Salzburg gelangten wir überdies an die Adresse eines Professors der Bukarester Universität, der uns bei der Planung der Reiseziele und Buchung der Hotels sehr behilflich war. Nach monatelangem Schriftverkehr ging es am 30. März dann los.
Weil der Weg nach Rumänien bekanntlich durch Ungarn führt, haben wir auch hier schon einiges besichtigt. So war in Üllö die Haustiersammlung der DAGENE unsere erste Station. Hier sahen wir neben dem grauen Steppenrind, Mangalizaschweinen, Eseln, Wasserbüffeln im osteuropäischen Typ, auch Landziegen und verschiedene Geflügelrassen. Neben Zigaiaschafen werden hier auch letzte Ciktaschafe gehalten. Diese stehen unseren Waldschafen genetisch sehr nahe, denn sie kamen mit deutschen Siedlern nach Ungarn. Nach dem Noniusgestüt und einer Hühnerzucht für ungarische Lokalrassen ging es auch schon weiter Richtung Osten. Auf einen Tip von Herrn Punz besuchten wir in Egyek eine Mangalizafarm. Hier werden in einer großen Außenanlage mehr als hundert blonde Wollschweine gezüchtet. Ein unvergeßlicher Anblick bot sich uns in der untergehenden Sonne, als der Betreuer mit tiefen Rufen die Schweine zu den Futtertrögen rief. Tags darauf ging es dann in den Pußtanationalpark Hortobagy, wo wir in den großen reedgedeckten Stallungen beim Melken der 400 Zackelschafe zusehen durften. Diese Tiere weiden im Sommer zusammen mit großen Steppenrinder- und Noniusherden im Nationalpark.
Dann ging es aber zum eigentlichen Ziel, ins Karpatenland! Rumänien hat eine Fläche von 240.000 km und 23 Mio. Einwohner. Unsere Tour führte uns durch nahezu alle Landesteile:Über Siebenbürgen in die Walachei, durch die Dobrudscha mit dem Donaudelta nach Moldau und nach Marmatien. Am frühen Morgen wartete schon ein Höhepunkt der Reise auf uns, der Viehmarkt von Carei. Die Bauern der ganzen Gegend fahren mit ihren Gespannen und Fuhrwerken ins zum Bersten gefüllte Gelände. Gehandelt wird hier von der russischen Motorsäge über Saatgut bis zum gebundenen Besen mit allem. Ferkel, Rinder, Pferde und Ziegen werden auf teils abenteuerlichen Wägelchen mit lauten Rufen feilgeboten.Bei den Schweinen handelte es sich meist um undefinierbare Kreuzungen, jedoch gab es auch reinrassige Duroc, Basner Sattelschweine und Mangaliza zu sehen .Bei den Rindern, die auf unserer Uni wohl allesamt als arge Kümmerer gelten würden, sahen wir auch schon die erste Pinzgauer Kuh, Nachfahrin der vor 150 Jahren mit Auswanderern ins Land gekommenen Rinderrasse. Die Rinder verteilen sich in Rumänien zu je 30 % auf Fleckvieh, Braunvieh und Schwarzbunte. Raritäten sind Pinzgauer, verschiedene Steppenrinderschläge, Rotvieh und Mocanizarind. Nahezu alle Rassen entstanden auf Basis der Verdrängungskreuzung von lokalen Steppenrindern, was man den Tieren auch noch des öfteren ansieht. Auf dem Viehmarkt sahen wir unter den verschiedensten Karpatenziegen auch eine Kurzohrziege, bei den Hendln auch schon einige Nackthalshühner. Unser nächstes Ziel war die Veterinäruni in Klausenburg, wo uns der Tierzuchtprofessor über die Rassen seines Heimatlandes informierte. Auf der Weiterfahrt in die Südkarpaten sahen wir auf den Äckern und in den Dörfern auch gleich verschiedenste Haustiere. Einige Bauern fuhren gerade Mist mit ihren Wasserbüffelgespannen auf die Felder, andere ackerten mit zwei Eseln ein kleines Feld um. Ein Bauer säte gerade Korn, dazu hatte er zwei graue Steppenrinderochsen eingespannt Im Wald sahen wir scheckige Schweine auf der Suche nach Eicheln und ein stolzer Ochsentreiber mit dem klingenden Namen Bala Bela, präsentierte uns seine Zugochsen.
Es ging
nach Siebenbürgen, zur Genreservestelle für Schweine in Turda.
Hier werden 500 Basner Sattelschweine gezüchtet. Diese Rasse ist
außerordentlich fruchtbar und entstand im letzten Jahrhundert
aus der Kreuzung zwischen Berkeshire und Mangaliza. Daneben hält
man hier auch letzte rote Mangalizas. Der Station ist eine
Salamifabrik in Schäßburg
angegliedert. Nachdem wir das größte Lippizanergestüt der Welt
in Untermühlen besucht hatten, fuhren wir zur
Wasserbüffelforschungsstelle von Sercaia. Um die Milchleistung
der 400 Büffel zu verbessern werden in letzter Zeit
Murrahbüffel aus Bulgarien eingekreuzt. Draußen bei den Bauern
kann man aber noch die zäheren Karpatenbüffeln im
Arbeitseinsatz beobachten. Auf der Weiterfahrt sahen wir immer
wieder riesige Wanderschafherden. Meist sind es Walachenschafe,
da diese grobwolligen Tiere die ganzjährige Wanderung am besten
vertragen. Daneben gibt es Zigaiaschafe, ihr Name bedeutet
übersetzt weiche Wolle, sowie viele Merinorassen und Karakuls.
Es ist ein fast biblischer Anblick, wie die Schäfer mit ihren
zottigen Umhängen, begleitet von einigen kleinen Hunden, Eseln
und einer Kuh über die riesigen Felder
ziehen.
Auf der
Bukarester Uni erklärte uns dann der Haustierkundler Draganescu
das Weidesystem Transhumanz, das zur Verbreitung der
Walachenschafe über alle Nachbarstaaten geführt hat. In den
Karpaten sahen wir viele Karpatenziegen, eine bunte Vielzahl noch
nicht genauer bestimmter Landschläge. Auf uns wartete nun die
größte Rassegeflügelsammlung der Welt in Mosneni am schwarzen
Meer. In unzähligen Volieren werden pro Rasse und Linie 80
Hennen und 10 Hähne gehalten. Besonders interessant waren die
verschiedenen Nackthalshühner und die schwarzen Banater. Ein
unvergeßliches Erlebnis der Reise bildete für uns das
Donaudelta.. In diesem 150 x 80 km großen Auwaldparadies leben
die Menschen vom
Fischfang, Schilfschneiden und einfacher Viehzucht. Da die
Menschen im Winter nicht im Delta leben, sind die Haustiere ohne
Fütterung völlig auf sich allein gestellt, sodaß nur die
zähesten überleben. Dementsprechend sehen die roten und
schwarzen Rinder auch aus, ebenso die mageren Pferde. Im
Frühling setzen die Fischer auch Schweine auf den kleinen Inseln
aus. Im Herbst werden die fettesten dann eingefangen und
geschlachtet. Es sind Stocli, langbeinige wildschweinartige
Tiere, die auf der Suche nach Nahrung mit ihren langen,
kräftigen Rüsseln den Boden umackern. Leider kreuzt man hier in
letzter Zeit massiv Mangalizas ein. Nun ging es nordwärts zu den
Moldauklöstern und ins ehemaligen k u. k Gestüt für
Huzulenponys. Es liegt in den Ostkarpaten nahe der ukrainischen
Grenze, einer gottverlassenen Gegend. Man züchtet die zähen
Ponys hauptsächlich als Tragtiere für das Militär. Daneben
stehen einige Zuchthengste der Semi Greu Kaltblutrasse, sowie
einige Rumänenponys. Von September bis April sind die
Angestellten hier vom Schnee völlig eingeschlossen, deshalb
züchten sie im angeschlossenen Hof, Schweine, Landgänse,
Nackthalshühner, Schafe und Pinzgauerkühe.
Im nahen Dornaland in den Ostkarpaten sahen wir später sogar nochbeschlagene Pinzgauerochsen. Hier existiert bis in unsere Tage eine schwarze Varietät der österreichischen Nationalrasse, die Dornakuh. Diese robuste Rinderrasse ließ sich bis heute durch keine andere Rasse verdrängen.
Nach zwei erlebnisreichen Wochen verließen wir das Land der Karpaten, fasziniert vom eigentümlichen Nebeneinander moderner und archaischer Lebensformen und von den zahlreichen Haustierrassen, die man in diesem Land herausgezüchtet hat.
Berthold Traxler (Österreich) - berthold_traxler@hotmail.com - http://www.sauschneider.info/
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