Das Fogarascher (Fagaras-) Gebirge ist ein Teilstück der Südkarpaten und erstreckt sich vom Königstein (Piatra Craiului) im Osten bis zum Roten-Turm-(Turnu-Rosu-) Pass im Westen. Der schmale, schartige Hauptkamm ist rund 70 Kilometer lang. Diese Gebirgskette stellt das gösste, massivste und wichtigste Hochgebirge dar, welches in Rumänien die meisten Gipfel über 2500 Meter Höhe aufzuweisen hat.
Von dieser West-Ost-Hauptkette zweigen im rechten Winkel Nord- und Südausläufer wie richtige Stützpfeiler ab. Die Nordausläufer sind steile, zum Teil rissige, felsige Grate, die in einer Länge von 10 km zum Alt-(Olt-)Fluss abfallen, der in einer Entfernung von ca. 20 km parallel zum Hauptkamm fliesst. Insgesamt gibt es 34 Nordausläufer, die fast alle gleich weit voneinander entfernt sind und schmale Täler und Schluchten einschliessen.
Wenn der Herbst naht, ist die Fogarascher Gebirgskette, vom Alt-Fluss oder, noch besser, von den oberen Dörfern am Fusse des Gebirges betrachtet, einfach märchenhaft: Durch Frosteinwirkung prangen die Blätter des Laubwaldes in den wunderbarsten Farben: golden, rot, bronzebraun; einige saftgrüne Bäume und gelbliche Wiesenflecken ergänzen das bunte Bild. Über dem Farbband der Laubbäume trauert der dunkelgrüne Tannenwald und weiter oben grenzt die majestätische Reihe der im Neuschnee glitzernden Gipfel das Gebirgspanorama gegen den blauen Himmel ab.
Noch schöner als im Oktober ist die Gebirgskette im Mai, wenn oben noch der Winterschnee die Augen blendet und blauschwarzer Tannenwald darunter die Gipfel von der untersten, der frühlingshaften Vegetation abgrenzt. Am Fusse dieser schroffen "Transsilvanischen Alpen", wie der französische Gelehrte Emmanuel de Martonne das Fogarascher Gebirge benannte, liegen zahlreiche Siedlungen.
Zum auffallenden Unterschied von den Nordausläufern sind die Südausläufer lange, flache Bergrücken mit ausgedehnten Almen, die bis zu 40-50 km Luftlinie messen. Kennzeichnend für die für die Nordseite der Fogarascher sind ferner das gänzliche Fehlen der Vorberge, die Steilheit der Waldregion, das Fehlen der Gliederung von Ausläufern, die keine oder zumindest keine nennenswerten seitlichen Verzweigungen besitzen. Hingegen spielen gerade diese Seitenausläufer der Südkämme dort eine wichtige Rolle.
Es ist äusserst interessant, dass viele Hauptgipfel von ihren Ausläufern durch einen 60-100 m tiefen Sattel getrennt sind, und jeder dieser Ausläufer hat seinen entsprechend hohen Gipfel. Der mittlere Teil des Fogarascher Gebirgszuges bildet dessen höchste Strecke (zwischen Negoi und Galasescu) und ist für den Bergwanderer am interessantesten.
In vielen Tälern sind vier bis fünf stufenartige Terrassen und übereinanderliegende Kessel vorhanden, wobei sich im oberen ein schönes Meerauge (See) befindet. Diese obersten Hauptkessel liegen gewöhnlich in einer Höhe von etwa 2000 m; oft haben sie noch höhere, sekundäre Seitenkare (Kessel) aufzuweisen.
Die grössten Seen befinden sich alle auf der Nordseite des Gebirges: Bâlea-See (Lacul Bâlea, 4,65 ha); Podragu-See (2,86 ha); Urlea-See (2 ha), Gemsen-(Capra-)See (1,83 ha). Der tiefste ist der Podragu-See: 15,5 m. Es folgen der Caltun-See (11,8 m) und der Bâlea-See (11,35 m). Die höchstgelegenen befinden sich aber alle auf dem Südhang. Es sind dies der Mioarrelor-See auf 2282 m Höhe, der Scarisoara-See (2265 m) und der Podul-Giurgiului-See (2264 m).
Geologisch gesehen, besteht das Gebirge aus metamorphem Gestein, das durch Umwandlung vorhandener Eruptiv- und Sedimentgesteine unter ungeheurer Druckwirkung in bedeutender Tiefe entstand. Die Hauptmasse des Gebirges ist kristalliner Schiefer. Stellenweise wird diese Eintönigkeit durch das Auftreten einiger Kalkschichten unterbrochen. Diese bringen eine gewisse Abwechslung in das Landschaftsbild, und zwar nicht nur hinsichtlich der Farbe, sondern auch der spezifischen Bodenformen und des dazugehörigen Pflanzenwuchses. Wo Kalkstein auftritt, blüht unter anderem das Edelweiss.
Eine Besonderheit: die topographischen Ortsnamen
Dem Bergwanderer sind die Gipfel die Hauptsache, dem Schafhirten jedoch die Täler und Weideplätze, und er benennt diese in erster Linie. Wenn der Bauer oder Schafhirt ucea mare sagt, so denkt er dabei nicht an einen hohen Gipfel namens Ucea, sondern er meint einfach das grössere Ucea-Tal im Unterschied zum kleineren, dem Ucisoara. Für den Gipfel selbst, den er mit seinen Schafen nie besteigt, hat er keinen Namen. Und wenn er die Gegend noch bezeichnen soll, so behilft er sich mit einer Umschreibung und sagt "Vârful la Ucea Mare", das ist der höchste Punkt über dem Ucea-Mare-Tal. Nun ist aber in der Topographie und in der touristischen Umgangssprache eine Vereinfachung eingetreten und man sagt "Vârful Ucea Mare", also Ucea-Mare-Gipfel.
Noch eine weitere Besonderheit muss bemerkt werden: jeder Bergname stammt aus dem Dorf, auf dessen Gebiet die betreffende Berglehne, z.B. die Westlehne, liegt. Wenn die Ostlehne desselben Berges zum Gebiet einer anderen Gemeinde gehört, so kann diese Berglehne einen ganz anderen Namen haben und ebenso der Gipfel. Auf diese Art kann ein Gipfel auch drei richtige Namen tragen, doch in der touristischen Umgangssprache hat sich mit der Zeit - um Verwechslungen vorzubeugen - ein einziger Name durchgesetzt.
Die ersten Bergsteiger
Unsere Berge sind schön zu jeder Jahreszeit. Im Früling, wenn ein violetter Krokusteppich die Bergwiesen schmückt, im Sommer, wenn die Alpenrose glüht und auf den Felswänden das Edelweiss blüht, im Herbst, wenn die klare Luft eine Fernsicht in ungeahnte Weiten enthüllt, im Winter, wenn ihnen die Schneedecke ein neues Antlitz verleiht - immer wieder sind uns die Berge neu und immer wieder ziehen sie uns Menschen aus den Städten zu sich hinauf. Doch die meisten Gebirgsbewohner sahen und sehen zum Teil auch heute noch die Berge als ihre Feinde an. Kaum ein Bergbauer in den Alpen, kein "cioban" (Schafhirte) in unseren Bergen und kein "Sherpa" eines Gebirgsdorfes in Nepal steigt ohne Grund "einfach aus Spass" in die Berge. Wenn er irgendwo einen Berg besteigt, so geschieht das nicht ohne Grund: Entweder sucht er ein entlaufenes Tier, oder er muss Heu herabholen. Diese Menschen leben das ganze Jahr, jaihr ganzes Leben im Gebirge und mit dem Gebirge. Und das Gebirge bedeutet ihnen noch und noch Schwierigkeiten: karger Boden mit geringer Ernte, unwegsames Gelände, Kälte, Schnee und Lawinen im Winter. Wer sein Leben lang mit dem Gebirge zu kämpfen hat, verspürt kein Bedürfnis, auch in seiner Freizeit einen Gipfel zu erklimmen.
Die allerersten Anfänge des Bergwanderns als zweckfreies Tun liegen in den Erfahrungen des Soldaten, des Bauern, des Bergmannes und vor allem des Jägers. Hinzu kam, dass Jean-Jaques Rosseau seinen Zeitgenossen im 18. Jahrhundert die Augen öffnete für das Romantische in der Natur. Aber selbst nach ihm blieb das Bergwandern und Bergsteigen lange Zeit nur einer kleinen Gesellschaftsschicht vorbehalten. Die lange, umständliche Anreise aus den Städten ins Gebirge konnten sich nur wenige Menschen leisten. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde das Wandern eine europäische Sehnsucht. Um es den Menschen zu erleichtern, wurden die Alpenvereine gegründet.
Wohl unter dem Eindruck der imposanten, mit jedem Jahr neue und bedeutende Erfolge aufweisenden Tätigkeit der Alpenvereine entdeckte man auch bei uns in den siebenbürgischen Städten das Gebirge als Wanderziel: In Brasov (Kronstadt), wo die uralten Wälder bis an die Gärten der Stadt reichen, in Sibiu (Hermannstadt), wo vom Zentrum aus die Fogarascher Bergkette öfters deutlich sichtbar ist. Bis dahin waren die Siebenbürgischen Karpaten fast alleiniger Lebens- und Wirtschaftsraum der Hirtenbevölkerung am Fusse der Berge gewesen.
Im Jahre 1873 versuchte der junge Naturforscher Julius Römer, einen "Siebenbürgischen Alpenverein" ins Leben zu rufen, der in der Hauptsache ein Freundeskreis war. Dieser Verein konnte jedoch nicht recht Wurzel fassen. Trotzdem gebührt Römer das Verdienst, als erster einen Zusammenschluss Gleichgesinnter zur Pflege des Tourismus auf dem Gebiete des heutigen Rumänien vorgenommen zu haben. Das Zustandekommen dieses Vereins liefert uns ausserdem den Beweis dafür, dass ein Wanderbedürfnis vohanden war. Weder führten damals Bahnlinien zu den Ausgangsorten für Gipfelbesteigungen, noch waren die besten Zugangswege zu den Gebirgstälern bekannt. Auf den verwirrend vielen Weidewegen konnte man den Hauptpfad, der wirklich durch die unübersehbaren Wälder auf Grat und Gipfel führte, nur zu leicht verlieren. Benützbare Gebirgsunterkünfte gab es nicht, und die Sennhütten der Schafhirten waren nur luftig gebaut und boten keinen Schutz gegen Regen oder Schnee. Ausserdem bot so eine Sennhütte nur wenigen Personen Platz, und ihr Standort wechselte oft. Deshalb musste man bei Gebirgstouren alles Notwendige - Verpflegung, Kleidung, Dcken u.a. zum Übernachten - mitschleppen, was nur mit Hilfe von Tragtieren möglich war. Diese wierderum brauchten Führer und Treiber, und alle zusammen mussten in einer am Fuss der Berge gelegenen Ortschaft gemietet werden. So nahmen Gebirgsausflüge oft den Umfang einer Expedition an und kamen sehr teuer. Der Bau von Schutzhütten und das Anlegen von Wegen wurden dringende Voraussetzung.
Die Organsisation des Bergwanderns unter solch schwierigen Umständen konnte also nur ein auf Selbstlosigkeit und Begeisterung gegründeter Verein übernehmen. So fand dann am 28. November 1880 die gründende Hauptversammlung des "Siebenbürgischen Karpatenvereins" in Hermannstadt, kurz SKV, statt. Erst dieser Verein hat dann die touristische Erschliessung der Karpaten eingeleitet und - soweit es in seinen Kräften stand - vorangetrieben.
In Cluj-Napoca wurde zehn Jahre nach der Gründung des SKV der Karpatenverein EKE ins Leben gerufen, und in Bucuresti die Touristenvereine wie "Societatea turistilor din România" und "Hanul drumetilor" gegründet, die als Zielgebiete die nähere Umgebung des Predeal-Passes und das Bucegi-Gebirge ins Auge gefasst hatten. Der "Touring Clubul României" trat in Siebenbürgen ab 1927 mit der Gründung je einer Sektion in Brasov und Cluj-Napoca auf.
Was bezüglich Wegbau und Markierungen im Rahmen des Siebenbürgischen Karpatenvereins geschaffen wurde, bleibt vielfach in der Anonymität der Schaffensfreude zahlloser einfacher Vereinsmitglieder und sonstiger von den Sektionen aufgebotener Helfer. Das Ergebnis spricht jedoch für sich. Wo früher einsame, nur den Schafhirten bekannte Pfade das Fogarascher Gebirge durchquerten, spannte sich nun alsbald ein Netz vielbegangener Wege. So zum Beispiel der Drachensteig zum Negoi-Anstieg. Das wesentlichste Kapitel jedoch in der Geschichte des SKV - der Hüttenbau - bildet zugleich sein schönstes Ruhmesblatt.
Der Siebenbürgische Karpatenverein, der 65 Jahre bestand und dessen Bestrebungen im Jahre 1944 unter neuen Bedingungen fortgesetzt wurden, hat durch seine achtunggebietenden Leistungen wie Hütten- und Wegebau allen Bewohnern unserer Heimat einen neuen Lebensbereich - die Berge - erschlossen und bis in die Gegenwart kenntliche Spuren hinterlassen.
Bergrettung
Als ein besonderes Ereignis in der Geschichte des Siebenbürgischen Karpatenvereins gilt die Gründung der "Alpinen Rettungsstellen" in den beiden Sektionen Brasov und Sibiu, die sich sowohl aus Liebe zum Mitmenschen als auch aus der Verantwortung des SKV ergaben.
An die Freiwilligkeit und jederzeit kameradschaftliche Einsatzbereitschaft beruhende Arbeit der Mitglieder erinnern im Fogarascher Gebirge u. a. zwei Gedenksteine: der eine unterhalb der Fedeles-Spitze, wo am 11. März 1928 die zwei jungen Bergwanderer Franz Hentes und Gerhard Krauss während einer Skiwanderung von einer Lawine erfasst wurden; der andere auf dem Verbindungskamm zwischen dem Arpasul-Mic- und dem Arpasul-Mare-Gipfel, wo am 30. Juni 1934 zwei lebensfrohe junge Menschen , Prof. Richard Nerlinger und Herta Ruzicska abstürzten und den Tod fanden.
Ein Kreuz erinnert an ein anderes Unglück: Am 20. januar 1940 ereignete sich gelegentlich einer Skifahrt im Sâmbata-Tal ein Unfall mit tödlichem Ausgang. Das grosse Holzkreuz auf halbem Weg zum "Grossen Fenster", zur Erinnerung an diesen Lawinenunfall errichtet, wird heutzutage fälschlicherweise als "Hirtenkreuz" (crucea ciobanului) bezeichnet. So benennen es auch die letztangebrachten Wegweiser. Im Laufe der Kriegsereignisse stellten all diese Vereine ihre Tätigkeit ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis Ende der 60er Jahre gab es keine offiziellen Rettungsmannschaften mehr. Immerhin fanden sich jedesmal hilfsbereite Menschen, die in Notfällen einsprangen. Als Bergsteiger lebte man im Bewusstsein, dass einfach nichts Ernsthaftes passieren durfte.
Die ständig wachsende Zahl der Touristen im Fogarascher Gebirge, unter ihnen viele Unerfahrene, führte dazu, dass auch alpine Unfälle nicht ausblieben. So sah man sich genötigt, auf Landesebene eine Rettungsformation zu gründen. 1969 wurde "Salvamont" ins Leben gerufen, dessen Tätigkeit durch Ministerratsbeschluss geregelt wird. Unfallmeldungen werden von jedem Hüttenwart tagsüber und nachts entgegengenommen und über Funk an Salvamont weitergeleitet. Jeder Zeuge eines Unfalls sollte sofort helfend eingreifen. Er sorgt für die möglichst schnelle Weiterleitung der Meldung, die er am besten schriftlich in Stichworten zusammenfasst, und kehrt, wenn möglich, zum Verletzten zurück. Aufgrund der meldung kann Salvamont leichter die Art des Einsatzes bestimmen und schneller mit den notwendigen Hilfsmitteln an Ort und Stelle sein.
Falls man selbst verletzt ist oder den Unfallort nicht verlassen kann, gibt man das alpine Notsignal ab. Dies besteht aus einem akustischen oder optischen Zeichen, das sechsmal pro Minute in regelmässigen Abständen gegeben wird. Nach einer Minute Pause wiederholt man das Notsignal, und das so lange, bis jemand Antwort gibt. Diese besteht aus drei in der Minute abgegebenen Zeichen. Diese Antwort gibt jeder Bergsteiger, der Hilferufe oder das alpine Notsignal hört. Er bricht die eigene Wanderung sofort ab, hilft, wenn möglich an der Unfallstelle und eilt um Hilfe. Dies ist selbstverständliche Pflicht eines jeden Bergwanderers.
Die Hauptsache des Bergrettungsdienstes besteht keinesfalls darin, nur Tote zu bergen, sondern vielmehr alpinen Unfällen vorzubeugen, denn das Sprichwort: "Vorbeugen ist besser als heilen" trifft ganz besonders auch in den Bergen zu. Zu diesem Zweick wurde der Patrouillendienst in den Sommermonaten (zwischen dem 20. Juni und 15. September) eingeführt, zu einer Zeit also, wenn die Fogarascher Gebirgskette regelrecht von Berwanderern überlaufen ist. Dieser Patrouillendienst hat folgende Stützpunkte: Negoi-Schutzhütte, Caltun-Notunterkunft, Bâlea-See und Podragu-Schutzhütte.
Bergwandern kann eigentlich jeder, ganz gleich ob jung oder alt. Die Wahl des Wanderweges richtet sich nach persönlichen Können, Kondition und Erfahrung. Bergwandern ist wohl die beschaulichste Art des Bergsteigens, beinhaltet aber wesentlich mehr als nur einen "Spaziergang" im Gebirge. Bergwandern ist eine gesunde Anstrengung in einer wunderbaren Landschaft, die man auf diese Art unbeschwert und ohne an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu gelangen, geniessen kann.
Leider gibt es jedoch viele Menschen, die meinen, das Bergwandern sei so einfach, man müsse dafür nichts lernen und sich auch nicht besonders vorbereiten. Ausserdem sind dem Stadtmenschen schon längst Instinkte und wichtige Kenntnisse über alpine Gefahren und Überlebensverhalten abhanden gekommen. Es ist daher notwendig, auf Gefahren hinzuweisen, die auch in unseren Bergen drohen und deren sich der Wanderer, der nicht wirklich bergvertraut ist, nicht bewusst wird.
Von den Wandergebieten der Südkarpaten haben der Retezat, der Parâng, das Fogarascher Gebirge und die Bucegi durch Höhe und Gliederung den Charakter eines Hochgebirges. Ihre Gipfel ragen über 2500 Meter hoch. Breite, in der Eiszeit entstandene Gletschertäler und wilde Felswände prägen das Bild. Hinzu kommt noch, dass sie isch nicht in langen Ketten aneinanderreihen, sondern als einzelnstehende Gebirgszüge aus der Hochebene aufwachsen und daher Wind und Wetterstark ausgesetzt sind. Mit ungebrochener Wucht brausen Winde und Schneestürme über ihre Gipfel hinweg - die Zeit höchster Gefahren. Schon im Sommer kann ein plötzlicher Wettersturz in den Bergen unangenehme Folgen haben, in viel grösserem Ausmass ist dies aber im Winter der Fall. Deshalb muss immer wieder jedem, der in der Gebirgswelt Entspannung sucht und Kräfte sammeln will, zugerufen werden: "Sei vorsichtig!" Allzuviele Opfer haben unsere Berge schon gefordert.
Wer nicht wirklich bergvertraut ist, sollte die Warnungen ortskundiger Hüttenwarte oder Salvamont-Bergretter unbedingt beachten. Sie werden erteilt, um uns zu helfen. Wege, die man nicht gut kennt und über deren Gangbarkeit im Winter Zweifel bestehen, sind besser zu meiden. In den meistbegangenen Teilen der Fogarascher sind viele Wege ausser mit der farbigen, auf Steinen und Felsen angebrachten Markierung auch durch Stangen gekennzeichnet. Bei Nebel halte man sich gewissenhaft an diese Markierung, ein Abweichen vom Weg kann böse Folgen haben.
So schön das Wandern allein auch sein mag, im Hochgebirge ist es nicht ratsam. Es ist zu jeder Jahreszeit geboten, in Gesellschaft von noch mindestens zwei Bergkameraden zu gehen. Wenn man gut ausgerüstet und mit dem Vorhaben, vorsichtig zu sein, in die Berge steigt, so kann das im Bewusstsein geschehen, subjektiven Gefahren nach Möglichkeit vorgebeugt zu haben. Dann wird jede Bergtour, ganz gleich ob sie uns nun bei strahlendem Sonnenschein über schneebedeckte Gipfel führt oder ob der Sturmaus zum Einsatz aller Kräfte zwingt, zu einem Freuden- und Kraftquell werden, zu einem Erlebnis, das noch lange in uns wach bleibt.
Karte: Kammverlauf ... Cab. Surul - Ciortea - Serbota | Karte: Kammverlauf ... Serbota - Bâlea Lac - Arpasu Mic | Karte: Kammverlauf ... Arpasu Mare - Moldoveanu - Cab. Sâmbetei |
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Kammwanderung
Man möchte nicht glauben, wie schwer es jedesmal ist, sich zu entscheiden, welchen Ausgangspunkt man für die Durchwanderung des Fogarascher Gebirges wählen soll. Leicht ist für den "Gebirgler" nur die erste Wahl, sofern es darum geht, zwischen der Monodie des Meeres und der Polyphonie des Gebirges zu entscheiden, zwischen dem süssen Ausruhen am Meeresstrand und der "aktiven Erholung" in den hohen Bergen.
Für jene Bergwanderer, die sich im Frühling aus Zeitmangel keine entsprechende physische Konsition erworben haben, ist es ratsam, die Kammwanderung durchs Fogarascher Gebirge von der Suru-Schutzhütte anzutreten. Der direkte Aufstieg zur Suru-Schutzhütte (rotes Dreieck) ist das nötige Pensum des ersten Wandertages für eine richtige "Aklimatisierung". Desshalb wird im folgenden der Kammweg von hier ganz kurz beschrieben, und nicht von der Bahnhaltestelle Valea Marului, wo die Hauptkammmarkierung anfängt.
Suru-Schutzhütte (1450 m) - Suru-Sattel (2110 m); rotes Dreieck; 2 Stunden
Von der Suru-Schutzhütte folgen wir der Roten-Dreieck-Markierung. Bald schwenkt der Pfad nach rechts und überquert ein kleines Tal und wir betreten eine Almwiese. Jetzt beginnt der Steg in kurzen Serpentinen hochzuführen, und nach 40 Minuten erreichen wir eine Abflachung der Fruntea-Moasei-Berglehne, wo das Denkmal zur Erinnerung an den Bergretter Robert Ungurean-Baltres steht. Hier macht uns ein Wegweiser auf die Weggabelung aufmerksam. Geradeaus steigt man zum Apa-Cumpanita-Sattel (blaues Dreieck, 3/4 Stunde) hoch.
Südostwärts steigen wir in den Gavanul-Kessel ein und bald beginnt ein stetiger Anstieg. Wirüberqueren mehrere Rinnsale und im Endteil dieser Wanderoute macht der Pfad mehrere Wegschleifen, um an Höhendifferenz zu gewinnen. Nach ungefähr 1 1/2 - 2 Stunden der Wanderung erreichen wir den Suru-Sattel; ein Wegweiser macht uns auf den Hauptkammweg aufmerksam.
Suru-Sattel - Buduslavu-Gipfel - Avrigului-See (2011 m) - Gârbova-Sattel - Scara-Gipfel (2306 m) - Scara-Sattel (Saua Scarii, 2146 m); rotes Band; 3 1/2 - 4 1/2 Stunden
Den schönsten Blick auf den trapezförmigen Suru-Gipfel genisst man aus der Alt-Ebene. Aus dem Suru-Sattel, von wo der Gipfel nicht so imposant aussieht, umgehen wir ihn auf einem ebenen, holprigen Saumweg am Südhang. Unter uns breitet sich der umfangreiche Suru-Kessel aus. Bald erreichen wir den Budislavu-Sattel, von wo wir auf einem ansteigenden Serpentinenweg den abgerundeten Budislavu-Gipfel etwas unterhalb der Bergspitze westlich umgehen. Auf Almmatten geht es in östlicher Richtung leicht abwärts - der flache Vârtopu-Rosu-Gipfel wird umgangen - und gelangen in den See-Sattel (Saua Lacului, 2178 m).
Vor uns erhebt sich die dreiköpfige Hohe Scharte (Vârful Ciortea, 2427 m) in deren nördlichen Abstürzen ein wildromatischer Kessel liegt; in der Landschaft bewirkt das einen angenehmen Kontrast. In diesem Kessel leuchtet bei Sonnenschein der blaue Avrig-See (2011 m). Ein leichter Abstieg führt zu ihm. Vor dem Ausfluss des Sees befindet sich die Wegabzweigung zur Barcaciu-Schutzhütte (blauer Punkt, 2 Stunden).
Unser Pfad überquert den Ausfluss des Sees, und wir steigen mässig, über mehrere abschüssige Rinnsale der Norflanke der Hohen Scharte hinweg bis in den Westsattel des Gârbova-Gipfels. Wer genügend Zeit zur Verfügung hat, dem empfehlen wir eine Besteigung des Gipfels; sie lohnt sich. Von oben blicken wir nördlich die senkrechten Felswände und Furchen hinab in die Tiefe auf den mittleren Kessel des Avrig-Tales.
Den Gârbova-Gipfel umgehen wir südlich und erreichen den östlichen Sattel. Im leichten Anstieg über saftige Mastten, vorbei an der Weggabelung zur Barcaciu-Schutzhütte (rotes Kreuz, 2 - 3 Stunden), die wir links lassen, erreichen wir den Scara-Gipfel. Oben angelangt, öffnet sich das Panorama der höchsten Gipfel des Fogarascher Gebirges: Negoiu und Caltun. Vom Scara-Gipfel verläuft unser Weg über den Puha-Gipfel zum Scara-Sattel bergab. Hier stossen wir auf den mit blauem Kreuz markierten Wandersteg, der die Verbindung nach Norden zur Negoiu-Schutzhütte (2 Stunden) und nach Süden ins Topolog-Tal hestellt.
Scara-Sattel - Serbota-Gipfel (2331 m) - Kirchendach (Custura Saratii) - Cleopatra-Sattel - Negoiu-Gipfel (2535 m); rotes Band; 4 - 5 Stunden
Vom Scara-Sattel bis zum Serbota-Gipfel beschreibt der Fogarascher Kamm einen nordwärts geöffneten Kreisbogen mit mehreren Erhebungen. Etliche Meter bevor wir den Serbota-Gipfel erreichen, stossen wir auf den Abstiegspfad zur Negoiu-Schutzhütte (blaues Band, 2 Stunden). Dieser Gipfel gewährt uns einen grossartigen Ausblick auf den wilden, steilen oberen Osthang des Serbota-Grates, gegen Osten auf den furchtbar schroff abfallenden, wildklippigen Grat der Custura Saratii, der den Beinamen Kirchendach erhalten hat, und auf den Negoi-Gipfel im Hintergrund.
Das Kirchendach, das berüchtigste Joch des Gebirges, ist mit Vorsicht zu überschreiten, vor allem wenn man einen Rucksack mit Traggestell hat! Bei Nebel und feuchtem Wetter ist es ratsam, auf diesen Wegabschnitt zu verzichten. Grosse Felsblöcke und unregelmässige, phantastisch aussehende Nadeln tauchen auf dem schmalen Kamm immer wieder auf. Unser markierter Steg schlängelt sich geschickt durch dieses Felsengewirr hindurch und wir gelangen zur tiefsten Einsattelung (2177 m), wo seitlich unter uns sich schwindelerregende Abgründe öffnen.
Nach Bewältigung dieser Strecke mit wilden Felszacken dauert der schwere Teil nicht mehr lang. Der Kamm wird massiver und die grossen Felshindernisse werden durch das Wechseln der Markierung von einem Hang zum anderen umgangen. Nach rund 2 Stunden - vom Serbota-Gipfel gerechnet - erreichen wird den Cleopatra-Sattel. Hier zeigt ein Wegweiser die nach links absteigende Abzweigung zur Negoiu-Schutzhütte (blaues Dreieck, 2 1/2 - 3 Stunden). Auf einem gut passierbaren Steg wandern wir, auf der Südlehne neben dem Kleinen-Negoiu-Gipfel bergauf und besteigen den zweitgrössten Gipfel Rumäniens: den Negoiu (2535 m).
Negoiu-Gipfel - Teufelskamin (Strunga Dracului) - Caltun-See (2135 m) - Laitel-Gipfel (2390 m) - Paltinu-Sattel - Gemsen-Sattel (Saua Caprei, 2315 m); rotes Band; 4 1/2 - 5 Stunden
Vom Negoiu-Gipfel wandern wir in südöstlicher Richtung weiter und bald sehen wir den halbverdeckten Caltun-See zu unseren Füssen; er liegt aber in weiter Ferne. Nach 10 min. erreichen wir einen kleinen Sattel mit einer Weggabelung. Der Steg mit der Gelben-Band-Markierung umgeht den beschwerlichen Teufelskamin durch den äusserst bequemen Frauenkamin (Srunga Doamnei).
Der Kammweg wendet sich in den sehr steilen Teufelskamin, den wir hinuntersteigen. Nachher traversieren wir auf Geröllhalden und Schneefeldern den Steinkessel des Laita-Tales. Von rechts kommt der Steg, der durch den Frauenkamin führt, und etwas unterhalb stossen wir auf den Pfad, der durch die Bergscharte (Strunga Ciobanului) herüber führt. Bald erreichen wir den Caltun-Sattel (Portita Caltunului) und blicken auf den wildschönen Caltun-See (2135 m) inmitten von hausgrossen Felsblöcken.
Beim See angelangt, befinden wir uns unter der schroffen Nordwand des Caltun-Gipfels. Hier wurde in den Jahren 1973-1974 eine Biwakschachtel gebaut, die bei Einbruch eines Schlechtwetters sicheren Unterschlupf bietet.
Nun folgt die bestimmt ermüdenste Wegstrecke bergauf zum Laitel-Gipfel. Von dort geht es über einen schmalen Verbindungskamm dem nächsten Hauptgipfel entgegen. Es ist der Laita-Gipfel, den wir auf der Südseite auf schönen Grashalden umgehen; der Weg führt dann in den oberen, mit rieigen Felsblöcken übersäten Doamnei-Kessel hinunter. Vor dem Paltinu-Turm (Turnul Paltinului) schwenken wir nach rechts in einen Sattel ein und umgehen südlich diese Felsenbastei. Bald darauf betreten wir einen quellreichen kleinen Kessel und steigen nachher hoch zum Paltinu-Sattel hinauf, wo ein Wegweiser den leichten Abstieg zum wunderschönen Bâlea-See (blaues Band, 30-40 min.) anzeigt.
Es folgt der Wegabschnitt vom Paltinu-Sattel zum Gemsen-Sattel, der verhältnismässig selten begangen wird, da die meisten Bergsteiger zum Bâlea-See absteigen. Wir umgehen am Südhang den Paltinu-Gipfel und erreichen den Hauptkamm in einer Einsattelung, die Bâlea-Fenster (Fereastra Bâlei) genannt wird, von wo sich nördlich ein herrlicher Ausblick auf das Bâlea-Tal öffnet. Das Landschaftsbild wird vom Asphaltband der Fogarascher Hochstrasse, der Kabinenseilbahnstrecke, dem Bâlea-See und der Schutzhütte beherrscht. Südwärts liegt der Caldarusa-Lunga-Kessel, der zwei kleine Seen beherbergt.
Wir übersteigen den Gemsen-See-Gipfel und wandern bergab dem Gemsen-Sattel zu. Von dort gibt es eine Abstiegsmöglichkeit zur Bâlea-See-Schutzhütte (blaues Dreieck; 30 Minuten).
Gemsen-Sattel - Portita-Arpasului-Scharte - Podragu-Sattel (2307 m); rotes Band; 4-5 Stunden
Ein Abstecher aus dem Gemsen-Sattel zum Vânatoarea-lui-Buteanu-Gipfel (blaues Kreuz, 45 min.) ist empfehlenswert.
Aus dem Gemsen-Sattel steigen wir zum reizenden gleichnamigen See (2230 m) hinunter, an dessen entgegengesetzten Ufer ein Denkmal steht, zur Erinnerung an vier Bergsteiger, die im Winter 1963 durch eine Lawine verunglückt sind. Daneben befindet sich ein Wegweiser, der die Abzweigung zur Pârâul-Caprei-Schutzhütte (blaues Band, 1 1/2 - 2 Stunden) angibt.
Wir besteigen gemächlich den südlichen Ausläufer des Gemsen-Gipfels, der den Gemsen-Kessel vom Fundul-Caprei-Kessel trennt. Jenseits des Grates geht es steil bis zur Talsohle der Südwand des Arpasel-Kammes in einen langgestreckten felsigen Kessel hinab, der noch zum grossen Capra-Tal gehört. Die Überquerung in den Monaten, wenn grosse Schneefelder im Kessel liegen, erfordert Vorsicht. Am Ende des Abschnittes steigt der Pfad steil eine grasbewachsene Berglehne hoch bis zur Portita-Arpasului-Scharte; nebenan hat die Natur ein Loch (Fereastra Zmeilor) gemeisselt, das wie von einer Kanonenkugel gerissen aussieht.
Der Wegweiser macht uns auf die Wegkreuzung aufmerksam; man kann in südwestlicher Richtung zur Pârâul-Caprei-Schutzhütte (gelbes Dreieck; 1 1/2 Stunden) absteigen oder nach Osten eine andere Wegvariante zur Podragu-Schutzhütte (blaues Band, 3-4 Stunden) einschlagen.
Die Wanderstrecke von der Portita-Arpasului-Scharte bis zu den nordwestlichen Felsabstürzen des Arpasu-Mic-Gipfels ist etwas schwieriger; sie hat den touristischen Beinamen "Die drei Todesschritte" (La trei pasi de moarte) erhalten. Nachher wenden wir uns nach links, überqueren einen Stützpfeiler des Gipfels und wandern, auf gleicher Höhe bleibend, dem Hauptkamm zu.
Ein kurzer Aufstieg und wir errreichen den Hauptkamm neben dem Nerlinger-Denkmal. Unter uns vertieft sich im Süden das Buda-Tal, in dessen westlichen Kessel der Buda-See eingebettet liegt. Nach der Traversierung eines langen schmalen Verbindungsgrates beginnt der Aufstieg zum Arpasu-Mare-Gipfel. Kurz unterhalb der Spitze wenden wir uns nach Süden dem Mircea-Gipfel zu, und bald folgt der steile steinige Abstieg zum Podu-Giurgiului-See, welcher sich in einem malerischen Kessel befindet.
Wir wandern am Ostufer des Sees entlang und es folgt eine geringe Steigung am Südhang des Podragu-Gipfels dem Podragu-Sattel zu. Von hier können wir zur Podragu-Schutzhütte (rotes Dreieck, 30 min.) absteigen.
Podragu-Sattel - Vistea-Mare-Gipfel (2527 m) - Grosses Fenster (Fereastra Mare a Sâmbatei, 2188 m); rotes Band; 6-7 Stunden
Der Wanderweg verläuft bis zum Vistea-Mare-Gipfel immer auf der Südlehne, etwas unterhalb vom Kamm. Aus dem Podragu-Sattel wandern wir ostwärts, an dem linker Hand aufragenden Tarâta-Gipfel vorbei, überqueren den Podu-Giurgiului-Bergrücken und steigen in den Ucea-Mare-Sattel hinab. Dann umgehen wir - es geht bergauf - den Corabia-Gipfel und später den langen dachähnlichen Ucea-Mare-Gipfel. Vor uns öffnet sich bei Schönwetter ein überwältigender Ausblick auf den trapezförmigen Bergriesen mit seinen zwei Spitzen: Vistea-Mare und Moldoveanu.
Nach den Orzaneaua-Sattel beginnt der Aufstieg in kurzen Serpentinen zum Vistea-Mare-Gipfel, wobei ein Höhenunterschied von 222 m zu überwältigen ist. Oben angekommen, halten wir wegen des grossartigen Rundblicks eine längere Rast.
Ein Abstecher zum Moldoveanu-Gipfel (roter Punkt, 30 Minuten) über die schmale steinige Kante des Bergrückens ist wohl ein Hochgenuss. Dieser Gipfel mit seiner Höhe von 2544 m ist der erhabendste Punkt Rumäniens.
Vom Vistea-Mare-Gipfel steigen wir in den Vistea-Sattel (Portita Vistei, 2310 m), wo ein Wegweiser die Kreuzung anzeigt: Der nördliche Abstieg führt nach Orasul Victoria (rotes Dreieck, 5-6 Stunden), der in südlicher Richtung durch das Valea-Rea-Tal nach Slatina führt.
Wir setzen unsere Kammwanderung fort und gehen auf der glatten begrasten Südlehne des Hârtopu-Ursului-Gipfels aufwärts. Nach kurzer Zeit überqueren wir einen Ausläufer und betreten den nächstfolgenden Sattel. Weiter geht es über den felsigen Südhang des Galasescu-Bergrückens, dessen Gipfel linker Hand bleibt, bergauf. Von hier steigen wir in den Vistisoara-Sattel hinunter, der einen Blick in das interessante schöne Vistisoara-Tal gewährt, auf dessen oberste Terrasse sich der nicht allzu grosse romantische Vistisoara-See befindet. Danach müssen wir die Südlehne des Galasescu-Mare-Gipfels traversieren und nähern uns wieder dem Hauptkamm. Auf leichten Matten geht es abwärts dem Racorele-Sattel (Fereastra Racorelelor) zu, der uns einen Blick in den mittelgrossen und wildesten Kessel des Sâmbata-Tales erlaubt.
Aus dem Racorele-Sattel steigen wir bis zum abgeflachten Bergrücken des Galasescu-Mic-Gipfels hoch, umgehen den Gipfel, um dann bergab den Sattel, das Kleine Fenster (Fereastra Mica a Sâmbatei), zu erreichen, wo geübte Bergwanderer nach Norden zur Sâmbetei-Schutzhütte absteigen können. Wieder folgt die Überquerung eines Ausläufers, diesmal des Slanina-Gipfels, und dann breitet sich das Panorama des Quellgebietes des Bândea-Baches bis zu den Urlea- und Fundul-Bândei-Gipfel vor uns aus. Bergab gelangen wir bald in den Sattel, das grosse Fenster, von wo ein Abstieg zur Sâmbata-Schutzhütte (rotes Dreieck, 1 1/2 Stunden) möglich ist.
Das imposante steinige Fogarascher Gebirge kommt von hier an einen "lieblichen" Charakter, und die Wanderung durch die ganze Gegend östlich bis zum Curmatura-Foii-Sattel oder zur Plaiul-Foii-Schutzhütte ist ein Spaziergang.
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Die Barcaciu-Schutzhütte (1550 Meter Höhe)
...liegt auf dem gleichnamigen Berggipfel, umringt von Tannenwald unweit der oberen Waldgrenze, mit einer guten Perspektive auf die Bergspitzen Surul, Budislavu, Vârtopu Rosu und Hohe Scharte (Ciortea). Sie besitzt 20 Pritschenlager in einem Massenraum. Die Hütte wurde eigentlich im Sommer 1922 aus einer Militärdienststelle für touristische Zwecke hergerichtet und erhielt 1931 einen Anbau. Nach dem zweiten Weltkrieg waren dringende Investitionen notwendig, um die Schutzhütte vor dem Zerfall zu retten. Erst im Jahre 1964 standen die Mittel zur Verfügung um die Hütte nach neuen Bauplänen umzugestalten.
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Die Arpas-Schutzhütte (600 Meter Höhe)
... war ursprünglich ein Wohn- und Gasthaus, das 1901 errichtet wurde, zu dem 1944 ein zweites hinzukam. Dem Tourismusbetrieb wurden sie allerdings erst 1951 erschlossen. Durch ständigen Ausbau erhielt die eine Hütte ihre jetzigen Ausmasse; die andere wurde 1918 abgetragen. Die Arpas-Schutzhütte hat 42 Schlafstellen in Zimmern mit kleinerer und grösserer Bettenzahl. Die Hütte hat elektrisches Licht, besitzt einen geräumigen Speisesaal und verfügt über Telefonanschluss. Bei den Einheimischen wird sie auch "Fata Padurii" genannt. Das ist darauf zurückzuführen, dass der frühere Eigentümer ein Enkelkind namens Elena hatte, das mit seinem Grossvater lange Streifzüge durch die Karpatenwälder unternahm und bald über die Geheimnisse der Tierwelt Bescheid wusste. Die Liebe dieses Kindes für die Natur wurde bekannt, und bald hiess sie überall "Fata Padurii". Später ging dieser Beiname auf das Anwesen über und wenn man heute die Einheimischen sagen hört, sie gingen zur "Fata Padurii", so meinen sie damit die Arpas-Schutzhütte.
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Die Turnuri-Schutzhütte (1520 Meter Höhe)
... Um die lange Wegstrecke zwischen der Arpas- und der Podragu-Schutzhütte zu überbrücken, wurde in den Jahren 1963-1964 die Turnuri-Schutzhütte (1520 m) errichtet. Die Hütte liegt im Podragu-Tal auf einer nahe der oberen Waldgrenze befindlichen Plattform und wird westwärts von den Podragu-Türmen überragt. Mit 20 Pritschen in einem Massenraum sind ihre unterkunftsmöglichkeiten stark begrenzt.
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Winterüberquerung
Eine Kammwanderung durch das Fogarascher Gebirge im Winter ist eine beachtliche Leistung. Zu den bekannten Schwierigkeiten einer Wintertour kommt der Umstand hinzu, dass im Kammbereich Nordwestwinde vorherrschen und es somit empfehlenswert ist, die Routen von Westen nach Osten in Angriff zu nehmen.
Die Marschdauer für die Strecke zwischen den extremgelegenen Schutzhütten Suru (im Westen) und Plaiul Foii (im Osten) lässt isch nicht genau berechnen. Es ist vorgekommen, dass eine Seilmannschaft, vom Schneestrum behindert und Schönwetter abwartend, sogar 13 Tage brauchte; bei äusserst guten Schneeverhältnissen ist die Strecke Suru-Schutzhütte - Sâmbata-Schutzhütte in zwei Tagen zurückgelegt worden. Somit lässt sich weder eine etappenmässige Gliederung des Kammes vornehmen, noch der benötigte Proviant abschätzen, doch alle Schutzhütten sind auch wintes bewirtschaftet.
Eine bewährte Erfahrung der älteren Bergsteigergeneration lehrt uns, dass man eine Wintertraversierung des Fogarascher Gebirges im Monat März vornehmen soll, da der Tag bereits länger ist, die Temperatur höher liegt und der Schnee sich schon gesetzt hat. (Selbstverständlich soll eine Überquerung nach grossen Schneefällen nicht unternommen werden.)
Auf einige Wegabschnitte soll aufmerksam gemacht werden. Sie sind in den Kartenskizzen blau eingezeichnet, mit Buchstaben versehen und im folgenden Text kurz beschrieben.
A. Von der Abflachung des Fruntea-Moasei-Bergrückens, wo sich das Denkmal des Bergretters Robert Ungurean-Baltres befindet, folgt man nicht der Sommerroute durch den Gavanul-Kessel, sondern steigt den Grat bergauf zum Hauptkamm des Gebirges. Falls es die Schneelage gestattet, kann man den Surul-Gipfel über seinen Südhang umgehen.
B. Den Kammabschnitt der Hohen Scharte (Vârful Ciortea) pflegt man winters äusserst selten zu besteigen. Vom See-Sattel (Saua Lacului) steigt man zum Avrigului-See über den sehr abschüssigen Berghang hinauf, wo sich während grosser Schneefälle sehr leicht Lawinen bilden. Es gibt aber Perioden, in denen der Abstieg leicht ist, weil der Wind den Schnee völlig verweht hat.
Äusserst gefährlich ist der darauffolgende Aufstieg in den Gârbova-Sattel (Saua Gârbovei). Diese Strecke darf man nur nach reiflicher Überlegung in Angriff nehmen. Üblicherweise überquert man nicht diesen Nordhang, sondern beginnt ungefähr 300 m nach dem Avrig-See einen direkten Aufstieg auf einer schmalen Bergkante dem östlichen Gipfel der Hohen Scharte zu.
Vom westlichen Gârbova-Sattel umgeht man den Gârbova-Gipfel möglichst nahe der Kammlinie und wechselt auf den Südosthang hinüber, wo wegen starker Neigung eine der schwersten Strecken zu bewältigen ist.
C. Von dem Serbota-Gipfel gibt es, je nach der Wetter- und Schneelage, mehrere Möglichkeiten den Negoiu-Gipfel zu besteigen: 1. Überquerung des Kirchendaches (Custura Saratii); diese Route wird äusserst selten und nur von Extrembergsteigern gewählt. ... 2. Bergsteiger pflegen das Kirchendach zu umgehen, indem sie in den sehr abschüssigen Steinkessel und nachher in den Mioarelor-Kessel hinabsteigen oder, ... 3. entlang des südlichen Ausläufers des Serbota-Gipfels, das Negoiu-Tal durchqueren und sich direkt dem Frauenkamin zuwenden. Für den Aufstieg wählt man jenen Abschnitt, wo die Felsen aus dem Schnee herausragen.
D. Um den dunklen, einem Dom ähnlichen Paltinu-Turm zu umgehen, steigt man aus dem Doamnei-Sattel in nordöstlicher Richtung in den steilen Doamnei-Kessel hinunter. Nachher schwenkt man nach rechts in den Bâlea-Sattel hinauf, aus welchem man mit Leichtigkeit zum Bâlea-See absteigt, an dessen Ostseite die Schutzhütte liegt.
E. Der Aufstieg in den Gemsen-Sattel wird recht frühzeitig unternommen, um der Lawinengefahr zu entgehen. Vom zugescheiten Gemsen-See steigt man auf den südlichen Ausläufer des Gemsengipfels hoch, um unterhalb einer krummen Felsnadel, die Revolver genannt wird, in den Fundul-Caprei-Kessel hinab zu steigen. (Bei Ost-West Wintertraversierung des Fogarascher Gebirges ist diese Felsnadel - der Revolver - bei Schönwetter ein markantes Orientierungsobjekt.)
Die Kammwanderung im Fogarascher Gebirge erfolgt im restlichen Abschnitt meist am Südhang, so dass zur grössten Vorsicht ermahnt wird, da der Schnee hier an wärmeren Tagen und besonders 24 Stunden nach Neuschnee zu Lawinenbildung neigt.
Einsamer Gipfel: Hohe Scharte / Ciortea
Innerhalb der ersten Etappe der Fogarascher Kammwanderung Suru - Negoi bietet sich ein abseits liegender Gipfel, die Hohe Scharte / Ciortea, als lohnender Abstecher. Im westlichen Gebiet des Fogarascher Gebirges ist noch wenig vom Hochgebirgscharakter zu sehen, man wandert meist über ausgedehnte, begraste Hochflächen. In diesem Kammteil ist die Hohe Scharte / Ciortea die einzige Ausnahme. Sie überragt mit ihrer dreigipfeligen Spitze und der südlich gelegenen Boia-Spitze die 2400-m-Grenze und damit ihre "zahmen" Nachbarn Suru, Budislavu, Vârtopu Rosu, Gârbova und Scara.
Aus der Suru-Gegend kommend, wandern wir auf der roten Bandmarkierung bis in den Seesattel / Saua Lacului (2178 m), auch Portita Avrigului genannt. Hier ändert sich mit einem Schlag die Landschaft. Gegen Südwesten erblicken wir den sehr felsigen Kessel des Valea Budislavului mit dem tiefer unten gelegenen seichten Teich, der in trockenen Jahreszeiten verschwindet. Südöstlich, überragt von den drei köpfen der Ciortea, befindet sich, in einem wilden Kessel eingebettet, der romatische Avrig-See (2011 m).
Vor uns ragt der Seeturm in die Höhe mit seinen schroffen Felsabstürzen dem Avrig-See zu; wir besteigen den Turm. Bald erkennen wir blassrote Punkte und Streifen auf den Felsen, es sind die alten Markierungszeichen. Nach Überquerung des alten Seeturmes, der auch westlich umgangen werden kann, erreichen wir den schartigen Turmsattel. Hier umgehen wir westlich eine schmale Felsspitze, verlassen für kurze Zeit den Hauptgrat und steigen schräg südöstlich dem Geröllfeld der aufgetürmten Hohen Scharte entgegen. In den Jahren mit schneereichen Wintern ist hier mit einem vereisten Schneefeld bis spät in den Hochsommer hinein zu rechnen. Dehalb besondere Vorsicht. Ausrutschgefahr!
Oberhalb des Geröllfeldes erblicken wir die alte Markierung, die nach rechts durch eine Rinne sich dem Hauptgrat zuwendet. Hier auf der felsigen Kante des Grates klettern wir anfangs steiler, später sanfter der Mitte zu und erreichen den Westzacken, der zuglecih der höchste Gipfel der Hohen Scharte (2427 m) ist. Wir fühlen uns da in einer wahren Felsen-Zitadelle. Die Hohe Scharte ist einer der schönsten Aussichtspunkte unseres Gebirges.
Die Ciortea ist eine 390 m lange, dachförmige Felsenbastei, aus der drei Gipfelzacken hochragen, die durch zwei Einsattelungen getrennt sind. Der östliche Sattel ist wesentlich tiefer; aus ihm besteigen wir mit grosser Vorsicht über riesige schräge Felsplatten den Ostgipfel (2422 m).
Von der Ciortea laufen zwei mächtige Ausläufer nach der Südseite, die von weither sichtbar sind. Der eine, vom Westgipfel beginnend, verläuft über die zackige Felsenspitze Capul Gemenilor (2395 m) und setzt sich dann in einem grasigen Bergrücken fort. Er bildet die Wasserscheide der Boia Mica und Boia Mare.
Vom Ostgipfel zweigt der anfangs wilde Kamm mit dem Gipfel der Boia-Spitze (2426 m) ab; nach vielen Kilometern endet er in den geologisch interessanten Cozia-Bergen, nördlich vom Badekurort Calimanesti. Zwischen diesen beiden Südausläufern beifndet sich der mit Gesteinstrümmern bedeckte, einsame und unwegsame Grohotis-Kessel.
Der Abstieg vom Ciortea-Ostzacken in den westlichen Gârbova-Sattel (ca. 2140 m), wo wir die Fogarascher Hauptkamm-Markierung (rotes Band) wieder erreichen, findet anfangs über steile Grashänge statt, wobei der Grat immer links bleibt.
Zeitaufwand: Vom Seesattel hinauf auf die Hohe Scharte und hinunter in den westlichen Gârbova-Sattel 1 1/2 Stunden.
Die Ostspitze der Ciortea können alle Wanderer, auch ohne Kletterkenntnis, bequem aus dem westlichen Gârbova-Sattel erreichen, wobei ein Höhenunterschied von knapp 300 m bewältigt werden muss.
Naturerlebnis: Buda-Museteica-Berggrat
Tageswanderung für schwindelfreie und erfahrene Bergfreunde
In der unmittelbaren Nachbarschaft des Hauptkammes des Fogarascher Gebirges gibt es einen Südausläufer, der vom grossen Touristenstrom verschont geblieben ist: Bergrücken Arpasul Mic - Buda - Râiosu - Museteica, und wer am alpinen Wandern Freude hat, der ist hier gerade richtig.
Dieser grossmächtige Ausläufer bildet die wichtigste Wasserscheide zwischen den Capra- und Buda-Tal. Er ist auch der am schönsten geformte, langgestreckte Südkamm der Fogarascher Gebirgskette, der auf einer Länge von 2,5 km die 2400-m-Grenze überschreitet.
Um diesen Ausläufer - mit Ausnahme der Spintecatura-Budei-Einsattelung - zu überschreiten, wandern wir frühmorgens vom Bâlea-See auf dem klassischen Kammweg bis zum Nerlinger Denkmal (blaues Dreieck bis in den Gemsensattel, danach rotes Band; 2-3 Stunden). Vom Nerlinger Denkmal, das auf dem Hauptkamm der Fogarascher in einer Höhe von 2287 m liegt, steigen wir zum 0,87 ha grossen dreieckigen Buda-See (2056 m) ab, der am Südrand vom östlichen Bergrücken des Buda-Gipfels begrenzt wird. Auf diesem führen zwischen Felsschroffen zahlreiche Schafs- und Gemsstege zum Gipfel, wobei eine Höhendifferenz von fast 400 Metern überwunden werden muss.
Wer sich im Gelände frei orientieren kann - begünstigt von guten Wetterbedingungen -, der wandert schräg nach Südwesten, um die Felsabstürze des Arpasul Mic unten herum zu umgehen, und erreicht ein Geröllfeld im obersten Buda-Kessel, unterhalb der Spintecatura-Budei-Einsattelung. Hier erkennt man bald ein grasiges Band, auf dem man hochsteigt, und nach einer Stunde die Buda-Spitze (2431 m) erklimmt. Von hier hat man den ersten beeindruckenden Ausblick unserer Wanderung.
Wir folgen südlich einem dachfirstartigem Grat, der stellenweise dermassen zerklüftet (mit steilen Felsabstürzen gegen Osten) ist, dass wir diesen Abschnitt etwas unterhalb des Grates auf den westlichen Grashängen umgehen. An einer kleinen Anhöhe vorbei durchsteigen wir 45 Minuten nach der Buda-Spitze einen kleinen Kamin und nach weiteren 10 Minuten stehen wir auf der Westschulter des Râiosu-Gipfels (2395 m). Nur noch 500 Meter Luftlinie und eine kleine Einsattelung trennen uns von dem sehr hohen, dreieckigen Hauptgipfel: dem Museteica (2448 m), welchen wir in 20 bis 30 Minuten erreichen.
Auf dem Museteica-Gipfel geniessen wir die Einsamkeit und vor allem die Grossartigkeit des Rundblicks. Mächtig ragen im Westen, jenseits des Capra-Tales, die Caltun- und Negoi-Bergriesen aus den Wolken heraus. Zu unseren Füssen liegt das sich zum Vidraru-Stausee hinabschlängelnde Asphaltband der Transfogarascher Hochstrasse. Gegen Norden erkennen wir die beiden "Hasenohren", zwei schroffe, zersägte Felsnadeln des Arpasel-Grates, der von der Capra- und Vârtopel-Spitze flankiert wird. Im Osten überragt das "Dach Rumäniens" mit den beiden Gipfeln Vistea Mare und Moldoveanu den Horizont. Ganz neuartig ist der Anblick all dieser Spitzen von Süden her.
Der Abstieg erfolgt anfangs in Richtung Westen über die bescheidene Nimica-Spitze; nach 600 Metern erreichen wir eine zweite kleine Anhöhe, von wo der eigentliche Abstieg beginnt. Während des Abstiegs erkennen wir am Nordhang des Museteica die drei prachtvoll geformten runden Kessel, in denen leider nur noch sumpfige Teichboden zu sehen sind, welche verraten, dass hier einst kleine Seen die Landschaft verschönten. Auf der scharfen Nordkante geht es schnell bergab, und nach weiteren 15 min. wenden wir uns dem sumpfigen Teichboden-Kessel zu, aus dem ein kleines Rinnsal zu Tale plätschert. Diesem folgen wir anfangs und sehen bald auch erste Schafstege, die dann etwas westlich hinziehen, um den Wasserlauf mit seinen Kaskaden zu umgehen. Nachdem wir strauchartiges Gelände erreicht haben, geleitet uns der immer besser sichtbar werdende Hirtenpfad talwärts. Nach einer guten Stunde von der Museteica-Spitze gelangen wir zu den Sennhütten im Capra-Tal. Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir die Transfogarascher-Hochstrasse.
Zehn Minuten talwärts wandernd, erreichen wir die Pârâul-Caprei-Schutzhütte (1520 m). Hier können wir eventuell übernachten oder mit einer Auto-Gelegenheit die neun Kilometer bis zum Bâlea-See zurücklegen.
So erfreulich diese Tageswanderung auch sein mag, so darf nicht übersehen werden, dass diese Hochtour nur ausdauernden, schwindelfreien und guten Bergwanderern zu empfehlen ist, die über die möglichen und plötzlich eintretenden Unbilden und Gefahren im Hochgebirge genau Bescheid wissen.
Der Frauenkamin (Strunga Doamnei)
Nur wenigen dürfte bekannt sein, dass der Frauenkamin (Strunga Doamnei) nach der Bergsteigerin Fanny Szekulics, einer der besten Kennerinnen unserer Gebirge, benannt worden ist, die unter dem Namen Bucura Dumbrava mehrere Bücher über die rumänische Bergwelt geschrieben hat. Ihr Meisterwerk "Cartea Muntilor" hat mehrere Neuauflagen erfahren. Damit hat sie sich für die Bergsteigerkultur Rumäniens unvergängliche Verdienste erworben.
Bucura Dumbrava hatte während einer Wanderung einen Kamin durchklettert, der zum Unterschied vom Teufelskamin (Strunga Dracului) auch bei Schlechtwetter ohne Schwierigkeiten gangbar ist. Der Kamin erhielt sinnigerweise den Namen "Bucura Dumbravei"; wurde aber später nur noch Frauenkamin genannt. Heute ist dieser Wandersteg mit gelber Bandmarkierung versehen.
Kurze Beschreibung des Pfades durch den Frauenkamin. Marschdauer: 45 Minuten.
Von der Negoi-Spitze (2535 m) führt die rote Bandmarkierung auf dem steinigen Kamm südöstlich und erreicht nach nur 280 Meter Luftlinie eine Scharte, wo die Abzweigung zum Frauenkamin beginnt. (Wer weiter auf dem Hauptkamm wandert, steht nach 25 Metern plötzlich in der Einsattelung des Teufelskamins / Strunga Dracului, der steil abfällt.) Unser Pfad lässt sich nach der erwähnten Abzweigung rechts etliche Meter in eine gut gangbare Rinne hinab, wendet sich dann nach links und führt über einen südwestlichen Ausläufer, der die Wasserscheide zwischen dem Mioarelor- und Berbecilor-Kessel bildet. Nach 20 Minuten erreicht man eine Steggabelung. (Nach rechts, mit blauem Band markiert, verläuft der Steg, der zuerst den Berbecilor-Kessel durchquert, dann den Podeanu-Kamm ersteigt und nachher bis in die Gemeinde Arefu führt.) Der gelben Bandmarkierung folgend, steht man in weiteren 10 Minuten auf dem Hauptkamm des Fogarascher Gebirges in der Einsattelung (2342 m) zwischen den beiden Riesen, die die 2500-Metergrenze überschreiten: Negoi und Caltun. Vor sich erblickt der Wanderer den Frauenkamin, den er in wenigen Minuten hinunterklettert. Am unteren Ende des Frauenkamins erreicht man die Hauptkamm-Markierung (rotes Band) des Fogarascher Gebirges im oberen Laita-Kessel.
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