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Zwei Türme - zwei Wahrzeichen der Stadt

Walther Konschitzky


Zu Besuch im tausendjährigen Sathmar und im Sathmarer Land

Es ist noch nicht viele Jahre her, kaum ein halbes Dutzend, da war der imposante alte Feuerwehrturm der Blickfang der Stadtmitte, "unter dem Turm" aber, das war der jedem bekannte Ort der Begegnung. Vom Turm war - und ist - die Stadt rechts und links des Somes und ein weites Stück Sathmarer Land überschaubar. In vielen Darstellungen ist er als Wahrzeichen der Stadt zu erkennen.

Blickt man von ihm aus gegen Süden, so fasst unser Blick, wie schon "unten" aus nahezu jeder Perspektive, einen anderen Turm ein, es ist der Hochbau des neuen Verwaltungszentrums am rechten Somesufer. Die Sathmarer sagen von ihm mit einigem Stolz, das ist der höchste Zivilbau des Landes - 84 Meter hoch. Nur in wenigen Jahren ist er zum zweiten Wahrzeichen der Stadt geworden.

Der alte und der neue Turm, sie liegen nicht weit voneinander entfernt, zwischen ihnen aber erstreckt sich das schönste Stück der tausendjährigen Stadt, das Schönste an wertvoller Altbausubstanz und das Schönste, das sich Architekten unserer Tage für Sathmar einfallen liessen. Zu Füssen des Feuerwehrturms aus dem Jahre 1904 ist der alte Zentralplatz, harmonisch gegliederte Häuserzeilen an allen vier Seiten, in der Mitte des Parks der Springbrunnen.

Unter dem neuen Turmbau der neue Platz der Begegnung, gesäumt ausschliesslich von Bauten, die noch kein Dutzend Jahre alt sind: das Kulturhaus der Gewerkschaften, die Einkaufs- und Wohnhäuserzeile, das Grosskaufhaus und dann das Trio der brandneuen Wohnhochhäuser an der Ostseite. Auch hier ist eine Brunnenanlage die Mitte. Und nun ist man daran, die Verbindungsstrasse zwischen dem alten und dem neuen Platz umzugestalten, eine Fussgängerzone moderner Konzeption soll sie werden.

Kommt man nach Sathmar, so lohnt es sich, die beiden Plätze und was sie verbindet, in Augenschein zu nehmen; man wird dann gewiss auch manches über das Werden der Stadt in den letzten hundert Jahren erfahren. Eines soll vorweggenommen werden:

Es tut gut zu sehen, dass hier das gute Alte dem zweckentsprechenden Neuen nicht weichen muss, nein, beides hat sehr wohl nebeneinander Platz - ein Stück Baugeschichte und ein Stück Weg durch die Zeit ist da abzulesen.

An der Stirnseite des neugotischen Baus am Hauptplatz wird mitgeteilt: "Diese Tafel wurde anlässlich der Erfüllung eines Jahrtausends seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Sathmar angebracht. Oktober 1972" Was die Bronzetafel kurz sagt, darüber wird in dem Haus beste Auskunft erteilt, denn hier ist das Museum der Stadt und des Kreises untergebracht.

Sathmar - "sat" und "mar" - die beiden Komponenten der Bezeichnung deuten auf eine alte Siedlung in feuchter Umgebung, vermutlich auf einem befestigten Ort inmitten von Sümpfen als natürlicher Schutzwehr, hin. "Castrum Zotmar" ist der Name im ältesten Beleg. Wer das Museum mit seinen Abteilungen Archäologie, Geschichte, Ethnographie und bildende Kunst besucht, kann einen umfassenden Einblick in die bewegte Geschichte der Stadt und des Landstrichs am Somes und an der Crasna im nordwestlichsten Eck Rumäniens erfahren.

Menschen verschiedener Muttersprache hatten und haben hier ihr Zuhause, als "jüngste" Bevölkerungsgruppe leben in der Karoler Gegend und in Dörfern am Fuss der Bükker Berge die Sathmarschwaben, die Nachkommen jener Siedler, die Anfang des 18. Jahrhunderts aus Württemberg in diesen Raum gekommen sind. Über alle hier lebenden Nationalitäten ist in den Sammlungen des Museums viel Dokumentation enthalten. Aber auch in den kleineren Museen draussen in den Dörfern und in den Städtchen Carei und Negresti-Oas ist wertvolles Gut gehortet und einsehbar. Insbesondere über die im Gesamtbild Rumäniens so interessanten ethnographischen Zonen Oaser Land und Codru-Gegend.

Es sind gewissermassen "Rückzugsgebiete" in Sachen Überlieferung und Volkskultur in unseren Tagen; wer also Neigung zur Volkskunde mitbringt oder doch einfach Interesse am Nachbarn hat, der kommt auf einer Fahrt durchs Sathmarer Land ganz sicher auf seine Rechnung. Zum einen sind es die Museen - wir möchten auch auf die Ortsmuseen von Täsnad, Chilia, Supuru de Sus, im besonderen aber auf das Freilichtmuseum in Negresti-Oas hinweisen -, zu jeder Jahreszeit können sie besucht werden.

Zum zweiten sind es die grossen Folklore- und Brauchtumsveranstaltungen die auch im Reiseprogramm von OJT Sathmar stehen, und über die uns beim Reiseunternehmen im Bau des neuen Hotels "Aurora" am alten Zentralplatz ausführlich berichtet wird. Manches aber haben wir selbst schon miterlebt, und die handfesten Informationen wie auch der athmosphärebestimmte Erlebnisgehalt decken sich. Der nordöstliche Teil des Kreises Sathmar ist Hügel-, Berg- und Waldgegend, malerische Landstriche mit guterhaltener bäuerlicher Architektur, und das Leben der Bewohner von heute bietet volkskundlich Interessierten einen aufschlussreichen Einblick in das Fortwirken alter Über1ieferungswerte in den Gegebenheiten unserer Zeit. Davon sprechen auch die Folkloreveranstaltungen, die in jedem Jahr zur gleichen Zeit stattfinden und Tausende Besucher von nah und fern immer wieder heranlocken. Man kommt, und man ist nicht enttäuscht.

Wer Volksfeste besucht hat, wird hier merken, dass die Darbietung lebendiger, unmittelbarer wirkt; das kommt daher, dass etwa die Oaser "Hochzeit in Negresti" für das Hirtenfest nicht eingelernt werden muss, sondern einfach aus der heute noch üblichen Art des Feierns auf die Bühne gebracht wird. Da muss nicht "rekonstruiert" werden, da lebt Brauchtum in einem unabgerissenen Überlieferungsstrang fort. Und so ist es auch mit den Tänzen und Liedern bei diesem Fest oder am 24. August in der Codru-Gegend bei Chilia (Oteloaia), wo sich Folkloregruppen aus dem gesamten Kreis treffen. Wir waren dabei.

Da wetterbedingt, ist der Termin des Hirtenfestes "Sîmbra Oilor" nicht genau zu nennen, es ist aber der erste oder der zweite Sonntag im Mai, wenn in dieser Gegend - es ist das Grenzland zwischen dem Oaser Ländchen und der Maramures - der Almauftrieb stattfindet und die "Schafprobe" fällig ist. Da werden die Schafe vor den Augen der Besitzer und vor Tausenden Touristen gemolken, und nach der Milchmenge, die in den Melkeimer fliesst, wird dann der Käseanteil des jeweiligen Besitzers errechnet. Der traditionelle, in festliches Kleid eingebundene Arbeitsvorgang heisst in der Sprache der Menschen dieses Landstrichs "Sîmbra Oilor" - das Messen der Schafe -, und die Bezeichnung wurde zum Namen der Herberge, die nur wenige Kilometer nordöstlich von Huta Certeze (Strasse Nr.19) genau an der Grenze des Kreises errichtet wurde. Die Freilichtbühne unterhalb dieser Einkehr ist einmal im Jahr Schauplatz der grössten Folkloredarbietung, und die Oaser Braut deren hochattraktiver Mittelpunkt. Ein lebendiges Museum - und vielleicht noch viel mehr! - ist dieses Fest. Und ähnlich ist es im August in der Codru-Gegend.

Es wäre nur eine "halbe Sache", wollten wir hier nicht auch die Trachten, das Marktgeschehen, die Unterhaltung im Freien und nicht zuletzt die Köstlichkeiten für den Gaumen anführen. Letzteres, da es in einem Foto ja kaum festzuhalten ist: Bei der "Sîmbra Oilor" kann man sehen, wie der erste Schafkäse des Jahres zubereitet wird, aber nicht nur das - man kann ihn auch sofort probieren und dazu einen echten "balmos" essen. Eine Übersetzung für dieses Gericht kennen wir leider nicht, und so wollen wir es beschreiben: Die Mamaliga - der Maisbrei - wird nämlich nicht mit Wasser gekocht, sondern mit der frischen Molke vom ersten Käsen. Und da gibt es noch eine Variante: Mamaliga mit Schafkäse, in den auch Grammel - gut ausgebratene Speckwürfel - getan werden. Beim Fest in der Codru-Gegend aber sind es die "boace" und die "cocuti", denen fest zugesprochen wird. "Boace", das sind Krautwickel, in die neben den bekannten Zutaten auch Maismehl kommt, das sie dann so appetitlich macht, die "cocuti" aber sind eine lokale Variante des "cozonac", eine Art Kranzkuchen oder Gugelhupf. Aber: Nicht beschreiben - selbst probieren!

Kommt man an einem Sonntag nach Negresti-Oas, so sollte man einen kleinen Abstecher in die Dörfer der Umgebung im vorhinein fest einplanen. Schon das Städtchen selbst und sein Freilichtmuseum mit Haustypen aus dem Oaser Land, der Innenausstattung traditioneller Bauernhäuser, aber auch mit Werkstätten des überlieferten Handwerks können Reiseziel sein, ebenso aber auch der sonntägliche Tanz im Freien - die "hora din sat" - in dem nahen Dorf Ciuperca. Dort hört man auch ein schon ganz selten gewordenes altes Instrument, die "cetera", das ist eine Art Geige mit zwei Saiten. Und die "cuconii" - die Burschen des Dorfes - rufen beim Tanz ihre heiteren Reime. Ähnliches ist jedoch auch in vielen anderen Dörfern der Gegend zu erleben.

Ist man aber in Negresti-Oas oder im nur zehn Kilometer entfernten Einkehrwirtshaus "Sîmbra Oilor", so kann auch ein Abstecher hinüber in die Maramures ins Auge gefasst werden, bis Säpînta mit seinem "Heiteren Friedhof" des Stan Pätras ist es von hier nur ein Katzensprung, und von dort ein noch kürzerer bis ins Iza-Tal und zu den Holzkirchen mit ihren nadelspitzen gotischen Türmen. Doch davon wie auch vom "Heiteren Friedhof" haben wir schon in anderen Komm-mit-Ausgaben gesprochen.

Das Sathmarer Land - das ist aber auch Carei mit seinem neugotischen Schloss, in dem Kulturhaus und Museum heute ihren Sitz haben, ein sehr gepflegtes Städtchen, das einem auf der Durchreise Unterkunft bieten kann. Es liegt im westlichen Teil des Kreises, im fruchtbaren brettebenen Land, umgeben von stattlichen und reichen Dörfern, durch die man vielleicht doch nicht einfach durchfahren sollte. In mehreren leben die Sathmarschwaben des Karoler Raumes, und in allen gibt es einen guten "Brenntewei", jenen fünfzig- und mehrgrädigen Schnaps, dem Pendant der "Tuica de Turt", einem ebenbürtigen Getränk aus Zwetschgen, das oben im nördlichsten Zipfel des Kreises, im Dorf Turt, hergestellt wird und landesweit einen guten Namen hat.

Kommt man aber in die Bildegger Gegend, so muss man an der Erdeeder Burg vorbei, den sagenumwobenen Ruinen der bedeutendsten und besterhaltenen mittelalterlichen Wehranlage im Sathmarer Land. Auch an Weingärten kommt man vorbei, die richtige sathmarschwäbische Weingegend aber das sind die Dörfer Sagas, Schandra, Sukunden und das grosse Bildegg. In diesen Ortschaften, wo das Hügelland beginnt, sind die schönsten Kellerdörfchen am Dorfrand auf den Anhöhen zu sehen; tief in den Berg hinein sind die Keller gegraben, und jeder hat einen Giebel, und auf einer Bank davor lässt es sich nach einem Arbeitstag gut ausruhen.

Man kehrt gerne hier ein, und man lernt den goldgelben Wein kennen, der die Zungen löst, und man kann dann auch bald einige Lieder und Liedchen aus dem Volksgut der Sathmarschwaben hören. Und mitsingen. Im Frühjahr, zur Zeit des "Aierboale", des Eierlaufens, eines Wettlaufs im Freien, sollte man hierherkommen oder zur Zeit des "Wimmla", der Weinlese. Dann ist immer auch Hochbetrieb in den Kellern, dann ist Gebratenes und Gesottenes da, und immer ist da auch ein gutes Glas Brenntewei dabei. Doch ob so vielen Lobs sollten auch die noch nördlicher gelegenen Dörfer Hamroth und Scheindorf nicht vergessen werden, in denen wir ähnliche Begegnungen hatten, an die wir beste Erinnerungen bewahren. Im Winter zur Faschingszeit aber kann man in Sukunden noch - allerdings nicht mehr in jedem Jahr - den "Funkesunntig", einen Winter-Frühjahrsbrauch mit Höhenfeuer und Scheibenschlagen erleben. Und das ist etwas vom Schönsten im Brauchtum der Sathmarschwaben.

Doch zurück nach Sathmar, dem Ausgangspunkt aller Fahrten durchs Sathmarer Land. Wer nicht mit dem eigenen Wagen anreist, dem kann die Stadt selbst einige schöne Tage bieten, und OJT hält Kurzfahrten in den Kreis und ausserhalb des Kreises bereit. Man sollte also unbedingt einkehren im Hotelhochhaus "Auroar", wo das Reiseunternehmen seinen Sitz hat; Prospekte liegen auf, Karten werden angeboten, die Reiseziele genauestens genannt. Kommt aber die Rede, auf die Schutzhütte "Cälinesti", so sollte man aufhorchen und sich näher beraten lassen: Die Hütte liegt nahe von Negresti-Oas an einem malerischen Stausee, schon im Oaser Land. Mit dem Ausflüglerschiff "Osanul" sind Fahrten zu unternehmen, die Gegend ist malerisch schön. Es gibt hier auch Camping-Häuschen, und weitere sind im Bau.

Das Sathmarer Land - es hat so manches zu bieten, und vieles davon ist nur wenig bekannt. Wollen Sie hin? Im Reiseprospekt von OJT Sathmar wird vieles vorgestellt, und da ist nach der Aufzählung der Reiseziele wörtlich die Einladung zu lesen: Also, komm mit!


Dieser Artikel wurde mit ausdrücklicher Genehmigung durch die "Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien" (ADZ - Nachfolgezeitung und Rechtsnachfolger des "Neuen Weg") der Karpatenwilli-Homepage zur Verfügung gestellt!

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