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Bezaubernde Höhlenwelt

Ferienerinnerungen aus Padis

Von Holger Petrau (Berlin)


Vom Text eines Zettels an der Touristenhütte in Padis verstand ich das Wort "excursie", Ort und Zeit, Unterschrift "Raráu Aurel, student".

Am nächsten Tag schlängelte ich mich zwischen zwanzig anderen Urlaubern durch die Cetatea Rádesii, ein Mädchen dolmetschte mir Erläuterungen ins Englische. 212 m lang und 15 m hoch ist diese Durchgangshöhle, ihr Bach vereint sich hinter der Klamm am Ausgang mit einem anderen Arm zum Warmen Somes.

In der dem Somes gleichsam als Geburtsöffnung dienenden Schlucht flussabwärts wurde das Wasser unausweichlich knietief. Es spritzte unter den Bergschuhen unseres Führers auf, sprudelte um seine Hose. Er drehte sich um. Was ist, wollen Sie nicht? Hier entlang ist es doch schöner als oben herum. Mit den Letzten erreichte ich den windgeschützten, sonnigen Rasenplatz an einem Hang, die Dolmetscherin hatte schon Textilien zum Trocknen ausgebreitet.

"Hallo, wie fühlen Sie sich?" "lrritiert. Erstens verdirbt solche Strecke die Kleidung, und zweitens ist sie für normale Touristen eine absurde Zumutung." Sie übersetzte, Gelächter und Verwunderung. Eine Spinne krabbelte auf einer Bluse, wurde mit den Spitzen lackierter Fingernägel in die ungeschminkte Natur zurückbefördert. Man öffnete Konservendosen, jemand schnitt für mich Speck und Brot. Ich wehrte ab, doch ein Befehlston ersetzte kurzerhand fehlende fremdsprachige Überredungskunst.

Cetátile Ponorului, drei bis zu zweihundert Meter tiefe Dolinen an einer fast zwei Kilometer langen unterirdischen Galerie - ein Nonplusultra europäischen Karstes! Raráu verbringt die Ferien immer in Padis. Warum er zu seinen Exkursionen Leute mitnimmt, weiss ich auch nicht - vielleicht, weil er die Menschen liebt. Als er vor dem siebzig Meter hohen Galerieportal in einer Dolinenwand Kombi, Gummistiefel und Schutzhelm aus der Plane seines Tragegestelles wickelte, schauerten Mädchengesichter unter den Kapuzen eben übergezogener Anoraks nicht nur im feuchtkühlen Hauch aus der Grotte. - Nach zweihundert Metern strebte die Gruppe über die Moräne in die Helligkeit des hinteren Kessels.

"Raráu geht mit einigen Jungen noch in Richtung zum Siphon, kommen Sie nach oben." Der Abschnitt in den Berg hinein war wohl nichts für mich. lch wollte aber wenigstens einmal sehen . . . ein Drahtseil, ein Baumstamm führten einen nach dem anderen über Schroffen und Stromschnellen.

Felsen schienen die Wildnis abzuriegeln, alle fünf Jungen konnten plötzlich englisch: ,,Hand, höher, Fuss, links, Achtung, Kopf, gut." Während die Lichtkegel unserer Taschenlampen von oben das Chaos abtasteten, hiess es einstimmig: "Beautiful". Vom Leitkabel über dem ersten der vierzehn Teiche, das Schlauchbootfahrern die Paddel erspart, kosteten die dreihundert Meter zurück noch einmal eine Stunde. Oder mehr? Oder weniger? Ich sah auf dieser Spur von Jahrtausenden nicht auf die Uhr.

Das Mosaik der Karsterscheinungen in der Barsa-Senke hatte für uns einen Mittelpunkt - den halbmeterdicken Eisstreifen der Barsa-Höhle, ihre schmalen, verlehmten Wasserzugänge aus Zeiten feuchteren Klimas im oberen und der mit einem Fünfzehnmeterseil erreichbare mittlere Teil, von dem ein Rinnsal in uns unerreichbare Tiefe stürzte.

Der Barsa-Senke benachbart, glitzerte unter einem teilweise eingefallenen grau- und rosafleckigen Gewölbe der Widerschein des Himmels in Eiskerzen - Focul Viu, Das Lebende Feuer; wir kletterten am Seil zum Eisstalagmiten auf der Höhlenbasis hinab, der keiner Kerze mehr, eher einer Rakete glich.

Eines Nachmittags besuchten wir die fossilen Tropfsteine der Sura Boghii an einem jenseitigen Hang des Padis-Bassins. Wir fuhren zum Höhlenbärenfriedhof Onceasa. - Auf die Spalten der Padis-Höhle verzichtete ich für dieses Mal - Erinnerung an zu viele Eindrücke verliert sich schnell im Nichts.

"Eine Exkursion ohne Feuer am Abend ist nur halb." Jugendliche hatten sich um ein Abendessen am Feuer bemüht, aus ihren Jacken und Schuhen war die Feuchtigkeit des Tages verdampft, sie krochen in ihre Schlafsäcke. Raráu warf trockene Nadelzweige auf die Glut, Funken stiegen auf. "Sehen Sie, Herr Petrau?" Er zeigte zu den Sternen. Die Nacht war klar, Hunde bellten irgendwo an einem Schafpferch. Dann griff er wieder zu seinem Stock als imaginärer Gitarre und sang laut mit heller Stimme. Volkslieder sang er, ein selbstgemachtes Lied vom In-die-Berge-Gehen, Studentenlieder und seine Padis-Hymne. Sie hatte ich an diesen Abenden so oft gehört, dass ich mit dem Blättern im Wörterbuch nachgekommen war.


Dieser Artikel wurde mit ausdrücklicher Genehmigung durch die "Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien" (ADZ - Nachfolgezeitung und Rechtsnachfolger des "Neuen Weg") der Karpatenwilli-Homepage zur Verfügung gestellt!

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