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Rund um den Rosenplatz

Ewalt Zweier


Anziehendes in Tîrgu Mures, der alten und wiederum neuen Stadt am Mieresch

Wer als Tourist Siebenbürgen besucht, der sollte sich auch für Tîrgu Mures Zeit nehmen. Die Stadt mit ihren alten und neuen Anziehungspunkten ist ihren grösseren siebenbürgischen Schwestern CIuj-Napoca, Sibiu, Brasov durchaus ebenbürtig. Wodurch sie sich empfiehlt? Wie auch andere, durch Bauten und Anlagen, Erholsames und historisch Interessantes, die Lage und die Atmosphäre. Zwischen Tg. Mures und Cluj-Napoca, Sibiu, Brasov betragen die Entfernungen 127, 189 und 282 Kilometer mit der Eisenbahn, bzw. nur 105, 124 und 171 Kilometer auf der asphaltierten Strasse. Also ist eine Autofahrt nach Tg. Mures im Prinzip vorzuziehen.

Beginnen wir also den Stadtrundgang oder die Rundfahrt im sonnigen Tg. Mures beim Denkmal für den Luftfahrtpionier Aurel Vlaicu, der im August 1912 über dieser Stadt seinen für die damalige Zeit phänomenalen Flug vorgeführt hat. Das wäre an der Stadteinfahrt aus Richtung Cluj-Napoca und Turda, eine der meistbenützten. Das Chemiekombinat Azomures reckt dem Ankömmling seine Silbersäulen und die Riesenfussbällen ähnelnden Gas- und Ammoniakbehälter entgegen. Mineraldünger in Hunderten Waggon täglich sind das Hauptprodukt.

 

Neue Stadtteile

Die Industrien, an denen wir anschliessend vorbeikommen, sind von verschiedener Art: Bekannt ist die Leder- und Handschuhfabrik, es folgt die Baumwoll- und Seidenweberei, die Baustoffindustrie, das Werk für Autoreparaturen, Metalotehnica und IMATEX, Konservenfabrik und Grossmolkerei usw. . Schliesslich gelangen wir nach dem neuen Autohof und dem Bahnhof Tg. Mures Süd zum elegantesten Wohnquartal, das einmal ,,Dîmbul Pietros“ (Steiniger Hügel) hiess und jetzt meist als Stadtviertel 1848 bezeichnet wird. Mit 35 000 Menschen beherbergt es alleine fast so viele wie ganz Tg. Mures im Jahr 1930 als Einwohner hatte. Heute wohnen auf dem eigentlichen Stadtgebiet 156 000 Menschen. Mit den vier suburbanen Gemeinden und den kurzfristig hier Wohnhaften, sowie Schülern und Studenten erreicht die Einwohnerzahl langst schon die 200 000. Wir können uns nun nicht darauf einlassen, alle neuen Stadtteile zu erwähnen, in denen über 100 000 Menschen zuhause sind, oder die Industriebetriebe Revue passieren zu lassen. Bloss diesen einen Hinweis: Mit rund 15 Milliarden Lei Warenproduktion im Jahr ´84 ist das Industriepotential des Munizipiums Tg. Mures gegenüber 1965 auf das Vierfache gestiegen. Und die grösste exportierende Möbelfabrik Rumäniens und vielleicht Europas, ,,MOBEX“, stösst, wie wir erfuhren, wenn grosse Serien in Arbeit sind, jede zweite Minute eine fertige Möbelgarnitur aus. Wo die lange und breite und zum Teil noch unzureichend ,,möblierte“ Dozsa-György-Strasse am schlanken neuen Post- und Fernmeldehaus einen würdigen Eckpfeiler hat, ist auch der berühmte Rosenpark (Piata Trandafirilor) auf dem Hauptboulevard der Altstadt nicht mehr weit. Viele tausend blühende Rosen erfreuen monatelang jedermanns Auge, im Mittelpunkt der Anlage als Blickfang die Blumenuhr.

 

Kulturpalais bewahrt seine Reize

Damit wären wir im historischen Stadtzentrum. Links von den Rosenbeeten der Platz mit einem wuchtigen Denkmal, rechts der Theaterplatz mit dem einzigartigen Kunstwerk moderner Architektur, dem Nationaltheater, und den darauf abgestimmten Luxor- Galerien und dem Universalkaufhaus gleichen Namens. Links von den rosengeschmückten Geschäftszeilen das auf originelle Art weiss, hellblau und rosa gedeckte Kulturpalais mit seinen Fresken, Vitralien und anderer Innenausschmückung sowie dem Spiegelsaal von europäischem Ruf, dann das ehemalige Rathaus und das imposante Hotel Grand (230 Wohnplätze, zwei Restaurants, überdachte Terrasse, Konditorei, Kaffeebar; von der Terrasse ein reizvoller Rundblick auf die Stadt).

Rechts dann noch das fast ebenso hoch aufgeschossene elfstöckige Hotel Continental (Geburtsjahr 1980) und nicht weit davon, in einem schon herausgeputzten Altbau, das ,,Hochzeitshaus“. Was sich dem Touristen allein im Kulturpalais darbietet, ist einen mehrstündigen Besuch wert: Ständige Archäologie- und Geschichtsausstellung des Kreismuseums, die Kunstsammlung, deren Bestand von etwa 80 Exponaten bei der Gründung des Kunstmuseums jetzt auf über 1700 Malereien, Graphiken und Skulpturen angestiegen ist, dann die Kreisbibliothek, die Zweigstellen der Künstlerverbände, der Grosse und der Kleine Konzertsaal mit 800 bzw. 300 Plätzen, Ausstellungssäle, ein Kunstgewerbeladen, nicht zuletzt im Kellergeschoss auch eine Gaststätte mit Lokalkolorit. Die Akustik im Grossen Saal ist von vielen Musikerpersönlichkeiten gelobt worden, darunter George Enescu, Béla Bartók, Pablo Casals, George Georgescu, Traian Grozävescu. Über die Orgel, eine der grössten im Land, hat der berühmte deutsche Organist Ludwig Schmidthauer sich wie folgt geäussert: ,,Wie wunderbar wäre es, wenn ich mir für mein morgiges Konzert diese Orgel ausleihen könnte, denn leider haben wir (in Berlin) keine gleichwertige“. Im Kleinen Saal finden regelmässig Konzerte mit Kammermusik statt.

 

Iancu und Petöfi zum Gedenken

Verweilt man noch am Rosenplatz, so hat man einen Blick für das Reiterstandbild Avram Iancus, des aufgeklärten, unerschrockenen Kämpfers für Gerechtigkeit and nationale Unabhängigkeit der Rumänen, ein Werk des Bildhauers Florin Codre, das im Jahr 1978 eingeweiht wurde. Ferner steht hier das Monument des rumänischen Soldaten, dessen Autoren die Bildhauer Izsák Márton und Csorvassy István sind. Am Nordende des Platzes erinnert eine Gedenktafel an einem Haus aus dem 18. Jahrhundert, dass es einer der letzten Aufenthaltsorte des revolutionären Dichters Petöfi Sándor war, bevor er auf dem Schlachtfeld bei Schässburg fiel. Vergebens wird man nach dem ,,Haus mit den Pfeilern“ suchen, das von fahrenden Kaufleuten im 18. Jahrhundert benützt wurde. Durch das Verschliessen der Pfeilerarkaden hat es sein einstiges Aussehen  eingebüsst. Ob eine Restaurierung sinnvoll wäre? Jedenfalls tut sich dank der Initiative der Stadtväter einiges in Bezug auf Fassadenkosmetik nach dem Vorbild anderer siebenbürgischer Städte, besonders Alt-Hermannstadt und AIt-Schässburg. Viele alte Häuser und damit der ganze alte Stadtkern haben in letzter Zeit ihr gepflegtes Aussehen zurückbekommen.

Freilich ist ein Theaterbesuch unbedingt zu empfehlen, eben um auch die architektonischen Details der Vorhallen und Foyers sowie des 600 Sitzplätze bietenden Saales zu geniessen. Die Innenstadt erfordert, wie gesagt, allein schon einen mehrstündigen Aufenthalt für einen Rundgang und zusätzliche Stunden für den Einkaufsbummel zwischendurch im Luxor und einigen der über 100 Handelseinheiten, die sich da aneinander reihen. Freilich sollte man auch genügend Zeit für einen Besuch der Gaststätten einplanen, etwa der rustikalen Herberge ,,Zum goldenen Hahn“, oder der Weinstuben ,,Zum weissen Rössl“ oder des schwimmenden Restaurants ,,Pescärusul“ (Die Möwe) auf dem See im Erholungspark, den die Einheimischen ,,Weekend“ nennen.

 

Einkehr bei Teleki und Bolyai

Da unser Text schon aus Raummangel keine Museumstüren öffnen sollte, beschränken wir uns noch auf eine Einladung ins Teleki-Bolyai-Haus, vom Hotel Transilvania - bitte, noch immer Rosenplatz - über die Bolyaigasse in wenigen Minuten zu erreichen. Die Dokumentarbibliothek Teleki wurde im 18. Jahrhundert von Graf Samuel Teleki (1739 - 1822) gegründet, war ab 1802 öffentliche Bibliothek und umfasst ausser etwa 40 000 alten Drucken auch viele Manuskripte mit Seltenheitswert und wertvolle Museumsstücke. Über 80 000 alte Biicher gehören zum Bolyai-Dokumentarbestand, eine Weiterentwicklung der Bibliothek des Reformierten Kollegiums, der ältesten Schule der Stadt, heute Farkas-Bolyai-Lyzeum für Mathematik und Physik. Der Bücherfonds dieser beiden Sammlungen, für Forscher eine wahre Fundgrube, ist heute durch Neuerwerbungen und Schenkungen auf über 200 000 Exemplare, darunter zahlreiche Unikate, angewachsen.

Höflich wird dem Besucher ein auf Karton aufgeklebter Einführungstext in der erwünschten Sprache angeboten. Man erfährt, dass es da 66 Inkunabeln gibt, ferner zahlreiche Editio-princeps-Ausgaben, Bücher über die Weltgeschichte, Medizin und Technik usw. In der Manuskriptensammlung befindet sich auch ein Dokument mit der Unterschrift und dem Siegel des Wojewoden Michael der Tapfere, in einer Vitrine die Geschichte Rumäniens betreffend der historisch bedeutsame ,,Supplex libellus Valachorum“ aus dem Jahr 1741, durch den die Gleichberechtigung der Rumänen im damaligen Habsburger Imperium gefordert wird. Wir sehen eine Prachtausgabe von Jean Jacques Rousseaus ,,Du contrat social“ (Paris, 1795), einen Klausenburger Erstdruck aus dem Jahr 1571, ein Tibetanisch-englisches Wörterbuch von Alexander Csoma de Körös, dem aus Tg. Mures stammenden Sprachforscher, 1834 im indischen Calcutta herausgegeben, die 33-bändige Enzyklopädie von Diderot und d´Alembert aus den Jahren 1770 - 1779, sehr interessante alte kartographische Werke, die Hess´ische Daktylothek aus dem 18. Jahrhundert, die 1803 weisse Gipsabdrücke enthält, usw.

Im Bolyai-Museumsraum im gleichen Gebäude wird man a priori belehrt, dass ,,die nichteuklidischen Geometrien die wissenschaftliche Grundlage des materialistisch-dialektischen Grundsatzes von der Einheit zwischen Raum und Materie in Bewegung bilden“. Farkas Bolyai, 1775 im Dorfe Bell bei Marktschelken geboren, hatte in Göttingen beim berühmten Mathematiker Gauss studiert und war 1804 als Professor für Mathematik und Physik ans Kollegium nach Tg. Mures übersiedelt, wo er nach 47-jähriger Unterrichtstätigkeit an der Schule, die heute seinen Namen trägt, 1856 starb. Die Authentizität des hier ausgestellten Briefes vom 3. November 1823 aus Temeswar, worin János Bolyai (1802 - 1860) seinem Vater Farkas mitteilt, dass er beim Studium des elften Axioms von Euklides bedeutende Erkenntnisse gewonnen hat, wurde spät bestätigt, gab es doch einen Streit der Wissenschaftler um die Premiere betreffend die Entdeckung der Pseudosphäre und damit der nichteuklidischen Geometrie durch Lobatschewski, Gauss oder Bolyai. Die beiden Bolyai, Vater und Sohn, werden hier in einem Gemälde von András Bordi, offenbar auch im Streit, und dann in einer Grossplastik von Izsák und Csorvássy gut dargestellt.

Darüber Näheres zu erfahren sowie ein Besuch des ehrwürdigen Bibliotheksgebäudes an sich lohnt sich gewiss. Der Besucher erfährt bei dieser Gelegenheit auch, dass die Teleki-Bibliothek früher nur von 11 bis 16 Uir geöffnet war, weil ihr Begründer nicht einmal Kerzenlicht erlaubt hatte. Sein Testament enthält ein Verbot für jede Art von Licht und Feuer im Hause. Heute brennen im Lesesaal, wo acht schone mit dunkelrotem Saint tapezierte Sessel um einen runden Tisch stehen, trotzdem drei Glühbirnen in einem Leuchter; in anderen Räumen wurde Neonlicht. eingeführt. Die anderthalb Meter dicken Mauern des Hauses bewahren aber eine permanente Kühle, die den Büchern wohl nicht schadet, von den Bibliothekaren aber schwerer zu ertragen sein durfte.

 

Und dann noch hinauf zum Zoo...

Tîrgu Mures hat dem Touristen viel zu bieten. Einen halben Tag wenigstens, zumal bei freundlichem Wetter, sollte man auch für die nächste Umgebung erübrigen. Dabei ist ein Ausflug auf das sehr nahe Cornesti-PIateau besonders zu empfehlen. Der grosszügiger als sonstwo im Land angelegte Tierpark - 20 Hektar umzäunter, noch junger Wald mit Gehegen und weitere 20 Hektar für einen Safaripark, 19 grosse Tierarten aus fünf Kontinenten, durch etwa 1000 Exemplare vertreten, das im Jahr 1983 fertiggestellte Vogelhaus mit Aquarium und Terrarium - die Pioniereisenbahn, grosse Kinderspielplätze mit allerlei Geräten darauf, Kutschen im Sommer sowie die Gaststätten im Grünen, im Winter dann die von Eseln gezogenen Schlitten, dies alles sind echte Anziehungspunkte fur jeden Wissbegierigen und Erholung Suchenden.

 

. . . oder hinunter zum See

Ebenso anziehend ist das Naherholungsgebiet am Mieresch-Stausee, das man unter dem Namen ,,Weekend“ kennt. Eine Rudersportstrecke verbindet mehrere Schwimmbecken mit einander. Da gibt es lange Reihen von Ferienhäusern der Betriebe und ihrer Gewerkschaften, ausserdem Spielplätze für Tennis, Volley-, Hand- und Fussball, Minigolf, Ferienklubs im Pionier- und Schülerlager. Der Zufallsbesucher kann sich mit an den Wettbewerben und dem ganzen Geschehen erfreuen, das sich nicht nur auf die Ferien beschränkt, sondern eben hauptsächlich an jedem Wochenende hohe Wellen schlägt. Kurz: Tîrgu Mures ist jederzeit eine Reise weit.


Dieser Artikel wurde mit ausdrücklicher Genehmigung durch die "Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien" (ADZ - Nachfolgezeitung und Rechtsnachfolger des "Neuen Weg") der Karpatenwilli-Homepage zur Verfügung gestellt!

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