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Europäische Malerei und siebenbürgische Kunst

Rohtraut Wittstock-Reich


Anregung zu einem Besuch des Klausenburger Kunstmuseums

In einem der imposantesten Gebäude Klausenburgs, im ehemaligen Bánffy-Palais in der Stadtmitte, ist heute das Kunstmuseum dieser Stadt untergebracht. Es könnte kein geeigneteres Gebäude für diese Gemäldegalerie geben, als eben diesen festlichen, späten Barockbau, der in den Jahren 1773—1785 vom Hermannstädter Stadtbaumeister Johann Eberhard Blaumann errichtet, wurde. Es ist ein Prachtbau mit stark gegliederten Fassaden, einem axialen Vorbau mit Säulenloggia, mit Attika und Statuen, der trotz des Formenreichtums im Verhältnis zu ähnlichen Bauten jener Zeit in Mittel- und Westeuropa durch eine gewisse Zurückhaltung und Sparsamkeit der Mittel gekennzeichnet ist. Der reiche plastische Schmuck, die Statuen und die Konsolen erinnern daran, dass Klausenburg das Hauptzentrum der siebenbürgischen Barockplastik war, vor allem durch das Wirken der beiden Bildhauer Johannes Nachtigall und Anton Schuchbauer. Das Gebäude erhielt durch eine gründliche Restaurierung in den siebziger Jahren sein ursprüngliches Aussehen, nachdem die Innenräume bereits durch eine frühere Neugestaltung ihrem neuen Zweck angepasst wurden.

Das Klausenburger Kunstmuseum zeigt zur Zeit in seiner ständigen Ausstellung Kunst aus Rumänien, wobei die siebenbürgische Kunst besonders berücksichtigt wird. In den Beständen des Museums befinden sich trotzdem auch manche Kostbarkeiten europäischer Kunst, die in zeitweiligen Ausstellungen gezeigt werden. Dazu gehören beeindruckende Gemälde des italienischen Barocks, bemerkenswerte Werke der niederländischen Meister, zahlreiche Kunstwerke der ungarischen Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, der deutschen Plastik bis zu Ernst Barlachs Lesender Mann oder zur Sitzenden Frau von Georg Kolbe.

Die Bestände des Museums gehen auf die Sammlung des früheren Siebenbürgischen Museums zurück, die durch eine grosszügige Schenkung des Mäzens Virgil Cioflec — 31 Gemälde von Nicolae Grigorescu und 19 Ölbilder und Pastelle von Luchian kamen durch ihn in den Besitz des Museums —, erweitert wurden. Spätere Schenkungen und regelmässige Ankäufe trugen zur Bereicherung der Sammlung bei. Der erste Kustos dieser Pinakothek, der die Bestände systematisch ordnete und einen Katalog zusammenstellte, war Professor Virgil Vätäsianu. Er arbeitete auch das Ausstellungskonzept aus, das heute noch von den Mitarbeitern des Museums befolgt wird. Dieses sieht vor, dass jedes Bild bestmöglich zur Geltung kommen kann, dass die Räume nicht überladen werden und in den Ausstellungssälen eine intime Atmosphäre herrscht, dass bei jedem Maler oder Bildhauer seine künstlerische Entwicklung, seine spezifische Ausdrucksweise und seine Bedeutung im Zusammenhang mit der Kunst Siebenbürgens oder Rumäniens offensichtlich wird.

Was die Besonderheit dieses Museums ausmacht, das ist sein reicher Besitz an siebenbürgischer Kunst. Der Saal, in dem die mittelalterliche Kunst Siebenbürgens gezeigt wird, ist vom Sommerburger Altar beherrscht, ein grossartiger Flügelaltar mit sieben Statuen und einer Tafelmalerei in leuchtendem, kostbarem Kolorit. Der im 16. Jahrhundert entstandene Altar mit der grossen Marienstatue im Mittelschrein und Szenen aus dem Marienleben auf den Seitenflügeln steht an der Wende zwischen Gotik und Renaissance, wobei die erneuernden Elemente stark betont sind. Weitere Statuen aus dem 16. Jahrhundert, beispielsweise der Heilige Ladislaus, beweisen, mit welchem Widerhall der Barock in der siebenbürgischen Kunst aufgenommen wurde. Neben diesen, im Anschluss an die gesamteuropäische Kunst entstandenen Werken hängen Ikonen, die auf die Traditionen der rumänischen Kunst in Siebenbürgen hinweisen. Das Glanzstück, das hier zu nennen wäre, ist der Erzengel Michael, eine Maramureser Ikone aus dem 18. Jahrhundert, an der besonders deutlich wird, wie in die byzantinisch ausgerichtete Kunstauffassung barocke Anregungen aufgenommen werden.

Der Beginn der modernen siebenbürgischen Malerei im 18. Jahrhundert fällt mit einer Blüte der Bildnismalerei zusammen. Es ist eine Reihe von Porträts siebenbürgischer Adliger erhalten geblieben, aus denen ersichtlich ist, dass die Maler in Wien oder anderen europäischen Kunstzentren gelernt haben. Oft ist der Name des Malers unbekannt, wichtig war die dargestellte Person, die mit dem ganzen Glanz der spitzenbesetzten, kostbaren Gewänder, mit dem Stolz und Prestige eines sozial hochgestellten Menschen erfasst werden musste. Und trotzdem gibt es Bildnisse aus dieser Zeit, wie das Porträt der Therese Kemény von einem unbekannten Maler, die durch den Liebreiz der Dargestellten, durch die feine Malweise einnehmen. Von betonter Natürlichkeit ist der Gesichtsausdruck in den Frauenbildnissen von Ferenc Simo, Eszter Sambori und Henriette Barabás, während in den Bildnissen der Gräfin Bethlen von Franz Neuhauser d. J. und des György Bánffy von Johann Georg Weickert das Gewicht stark auf Äusserlichkeiten wie Schmuck, Kleidung, Orden fällt, wobei aber auch den Gesichtszügen grosse Ausdruckskraft verliehen wird. Ausgestellt sind hier auch weitere Porträts, die von Malern stammen, die als Vorläufer der rumänischen Malerei gelten: das Porträt des Alecu Racottä von Constantin Lecca, Alecu Väcärescu in Bojarentracht von Anton Chladek, ein Kinderbildnis von Constantin Daniel Rosenthal, das Porträt des Alexandru Kirilov von Gheorghe Tattarescu.

Die Malerfamilie österreichischer Abstammung Neuhauser, die sich Ende des 18. Jahrhunderts in Hermannstadt niederlässt und eine Schule gründet, lenkt das Interesse vom Bildnis auf die Landschaft. Von Joseph Neuhauser ist eine Schlosslandschaft ausgestellt, die nicht ganz frei von Akademismus ist und doch durch die meisterhafte Komposition, die harmonische Farbgebung und die Weite des erfassten Raumes beeindruckt. Die Neuhauser-Schüler Miklós Barabás und Miklós Sikó sind durch ein Frauenbildnis mit lebendigem Ausdruck beziehungsweise durch ein ausgezeichnetes Selbstbildnis vertreten.

Eine reiche Auswahl von Bildern bietet Einblick in das Schaffen der Klassiker der rumänischen Malerei. Bei Theodor Aman wird man länger vor dem mit feinem Pinsel ausgeführten Interieur verweilen und die Kraft zu schätzen wissen, mit der eine spezifische Atmosphäre bildlich wiedergegeben ist, bei Nicolae Grigorescu vor dem Wucherer, diesem stark ausgeprägten Gesicht eines alten, traurigen Mannes, vor den Türkischen Kriegsgefangenen, einem skizzenhaften Gemälde in Grautönen, vor der besonnten Landschaft am Ufer der Seine. Ion Andreescus poetische Sicht auf Stadt- und Naturlandschaften finden wir in der Landschaft in Frankreich wieder.

Bei der Malerei des 20. Jahrhunderts stösst man schliesslich auf die umfassende Stefan-Luchian-Sammlung dieses Museums, auf die vielen Blumen- und Landschaftsbilder, auf die Landschaft bei Brebu mit dem Hain zarter Bäume in lichten Farben, auf die stimmungsvolle Klosterkirche, auf das Selbstbildnis, aus dem uns der Maler mit stechendem Blick und tiefem Ernst entgegenblickt. Eine schöne Ergänzung zu diesen Lucian-Gemälden stellt Dimitrie Paciureas Büste von Stefan Luchian dar, der Kopf mit der bewegten Oberfläche auf eine zarte, zerbrechliche Hand gestützt. Von Paciurea sind übrigens noch mehrere Plastiken ausgestellt, auch seine Beethoven-Büste, die im Konzept ähnlich ist, und eine Sphinx. In ihrer modernen Formensprache heben sich diese Bildwerke von den Kinderbüsten Ion Georgescus und von der Frauenplastik von klassischer Einfachheit und Eleganz von Ferenc Kolozsvári Szeszák ab. Die Skulpturensammlung wird noch durch Werke von Cornel Medrea, Ion Jalea, Oskar Späthe, Constantin Lucaci, Jenö Szervátiusz, Romul Ladea und Vida Geza ergänzt.

Das Klausenburger Museum beherbergt auch einige Arbeiten, die im Schaffen von Hans Mattis-Teutsch von wesentlicher Bedeutung sind. Da wäre ein kleines Gemälde aus der Serie Seelenblumen zu nennen, der Tanz, in dem zwei Gestalten zu einem Ganzen verschmelzen, doch vor allem Der blaue Reiter mit seiner straffen Rhythmik in konvexen und konkaven Formen. Von Hans Eder ist hier das Gemälde Kolomea zu sehen, ein erschütterndes Gleichnis für Krieg und Zerstörung.

Auffallend wenige Ansichten von Klausenburg sind hier ausgestellt, obwohl die Stadt für ein künstlerisch sensibles Auge viele malerische Blickwinkel bereithält. Die einzige stammt von Walter Widmann, sie zeigt Klausenburg vom Burgberg aus gesehen, mit dem Blick auf die Michaelskirche.


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