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Bauern und Burgen des Burzenlandes

von: Juliana Fabritius-Dancu


Die fruchtbare Burzenebene, vormals Meeresboden - "nun ein Meer von Ährenwogen"- mit waldgesäumten Ufern - wie es im "Siebenbürgenlied" heisst -, liegt in dem sie als Halbkreis urnschliessenden Karpatenbogen eingebettet, umgeben vom dunklen Wälderkranz der Vorberge, über denen die schneebedeckten Spitzen der felsigen Hochgebirgszüge aufragen. Die Landschaft selber hat hier ein Gebiet abgesondert und zu eigenständiger geschichtlicher und ethnographischer Entwicklung ausersehen. Jedes der grossen sächsischen Siedlungsgebiete Siebenbürgens besitzt seine besondere Prägung, die in den Unterschiedlichkeiten der Mundart, der Volkstracht und Volkskunst der bäuerlichen und sakralen Architektur, im Charakter der Wehrbauten zu Tage tritt, und letztlich auf die Verschiedenheit demographischer Zusammensetzung der Siedlergruppen und ihrer geschichtlichen Entfaltung in der neuen Umwelt zurückzuführen ist.

Keines der durch diese differenzierenden Merkmale voneinander sich abhebenden Gebiete bildet jedoch eine derart in sich geschlossene Einheit wie das Burzenland, dessen Wesensverschiedenheit gegenüber dem "Alten Land" in allen äusseren Erscheinungsformen klar zum Ausdruck kommt - nimmt es doch auch geschichtlich eine Sonderstellung ein. Während der Landstrich zwischen Broos und Draas, zwischen Mieresch und Alt, sowie das Nösnerland zur Regierungszeit Geisas II. (1141-1162) von deutschen Einwanderern besiedelt wurden, sind die deutschen Ortschaften des Burzenlandes Gründungen des deutschen Ritterordens, der 1211 von Andreas II. zum Schutze der Südostgrenzen seines Reiches gegen die Kumanen, zur Stärkung des Königtums gegenüber den Machtbestrebungen des Adels und in der Hoffnung auf Gewinnung von Neuland nach Siebenbürgen berufen wurde.

Die Bestrebungen des Ritterordens, das ihm verliehene Burzenland mit Einverständnis und Unterstützung der römischen Kurie zu einem unabhängigen Ordensstaat auszugestalten, führten 1225 zu seiner Vertreibung. In den knappen 14 Jahren ihres Wirkens im Burzenland hatten die Ordensritter aber schon den Grundstein einer lebensfähigen deutschen Siedlung gelegt, die neben der rumänischen autochthonen Bevölkerung bestand, welche in einem Dokument aus 1211 als "jetzige und zukünftige Bewohner des Burzenlandes" bezeichnet wird.

In dieser kurzen Zeitspanne war es dem Orden gelungen, ein defensives System auszubauen, das seinen Machtbereich an allen Einfallstoren - vier breiten Gebirgsübergängen - gegen das südöstliche heidnische Gebiet der Kumanen sicherte. Das strategische und administrative Zentrum bildete als Hauptsitz der Ritter Feldioara / Marienburg, an der Verbindungsstrasse zum Alttal, die nordwärts nach Mittelsiebenbürgen führt, gelegen.

Was wir heute als Urmarienburg, dem nach ihrer Schutzpatronin benannten Hauptsitz der Ordensritter, ansehen, ist eigentlich nur das im Osten der Gemeinde, auf einem Bergkegel gelegene Vorwerk: ein ovaler, der Form des Bergplateaus angepasster, zwei bis vier Meter starker Mauergürtel, von vier vorspringenden Türmen bewehrt, deren westlicher, als einziger zur Gänze erhalten, die Bauart erkennen lässt. Der Ostturm ist bis auf das tonnengewölbte Kellergeschoss abgetragen, der Nordturm fehlt gänzlich, vom südlichen Torturm stehen noch die niedrigen Seitenmauern. In halber Höhe der sechs bis sieben Meter hohen Ringmauer deuten ein Vorsprung und die Einsatzlöcher der Tragebalken den Verlauf eines Wehrgangs an, der auch innen an den Türmen entlanglief, von wo aus die Pechnasen und Schiessscharten bedient wurden.

Besonders an der Südfront über dem steilabfallenden Hang bilden die erkerartig vorspringenden Pechnasen einen dichtgedrängten wehrhaften Kranz. In Syrien an den Burgen der Johanniter hatten die Ordensbrüder diese Abwehrvorrichtungen gesehen, an der Burg "Krak der Ritter", die zum Überschütten der Feinde mit Pech und siedendem Wasser dienten und die sie erstmalig in Siebenbürgen an der Urmarienburg anbrachten. In den drei durch Balkenplattformen getrennten Turmgeschossen öffnen sich je vier nach innen zu ausgeweitete Schiessnaschen fur Bogenschützen. Ein 70 Meter tiefer Brunnen befand sich im Westsektor der etwa 20 Meter über der Gemeinde gelegenen Burg. Wetterfester Mörtel verbindet das Bruch- und Flussgestein der Mauern, deren oberer Teil auch Ziegelfüllungen aufweist, die von einer späteren Restaurierung herrühren.

Im Mongolensturm und beim Türkeneinfall 1457 wurde die Burg zerstört und unter König Sigismund wieder aufgebaut. Ihren Südwestteil schützt eine Zwingermauer, von der nurmehr ein Ansatz vorhanden ist. Einige innerhalb des Mauerringes stehende Fruchthäuschen sowie der dem südlichen Torturm vorgelagerte Wehrturm des Zwingers sind abgetragen. Der Rundblick vom Ostturm über die weit sich öffnende Burzenebene hin, mit dem Mäander des Homorod im Vordergrund, dem mattgrauen Spiegel des Alt zur Linken, dem schneeigen Höhenzuge der Karpaten zur Rechten, ruft ein so erhebendes Gefühl herrlicher Freiheit hervor, dass man mit einem Male - jenseits aller strategischen und machtpolitischen Gründe - versteht, was die Ordensritter dazu veranlasste, noch zehn Jahre nach ihrem Abzug immer wieder zu versuchen, das Burzenland zurückzugewinnen.

 

Westansicht

der

Ur-Marienburg

Auf unserer diesjährigen Wanderung durchs Burzenland wenden wir unsere Aufmerksamkeit vorwiegend den Wehranlagen zu, den stattlichen Bauernburgen (die Sakralbauten waren bereits in unserem Aufsatz "Zisterziensergotik in Siebenbürgen" Gegenstand unserer Betrachtungen. "Komm mit 77".)

 

Die "Pechnasen"

- Maschikuli - oder Gusserker sind

bei fast allen Burgen verschieden gestaltet.

Oben: Marienburg

Mitte links: Rotbach

die übrigen: an verschiedenen Teilen der

Tartlauer Burg.

Ein gemeinsames Kennzeichen aller in der weiten Burzenebene gelegenen sächsischen Burgen ist ihre nahezu ringförmige Anlage, der an seiner Innenseite rundum mit mehrgeschossigen Wohn- und Vorratskammern umbaute hohe Mauergürtel, in dessen Mitte der gänzlich unbefestigte Sakralbau steht - zum Unterschied von den Burgen des "Alten Landes", wo die Wehranlagen meist einem oder mehreren Teilen des Kirchenkörpers angegliedert sind, und so der Typus der Wehrkirche entstand.

 

Das "Radere Bisken" - die Drehbüchse -

kleine "Todesorgel" im Tartklauer Wehrgang,

von innen und aussen gesehen.

Prejmer / Tartlau, als die am weitesten gegen Osten hinausgerückte, dem Buzáu-Pass vorgelagerte Grossgemeinde des Burzenlandes, besitzt auch die grösste und stärkste Kirchenburg - nicht allein des Burzenlandes, sondern ganz Siebenbürgens. Gemeinsam mit der im Tatarenpass liegenden Kreuzburg schützte sie denn auch das Einfallstor, durch das immer wieder feindliche Scharen plündernd und zerstörend ins Land drangen.

Der mächtige innere Bering der Burg von Prejmer mit seinen 11,80 - 14 Meter hohen, an der Basis fünf Meter starken Mauern, die, im oberen Teil von Schiessscharten und Gusslöchern durchbrochen, von fünf nach aussen vorspringenden, viergeschossigen Türmen geschützt sind, deren heute noch zwei - der Südost- und der Nordwestturm - stehen, entstand nach 1427. In zehn Meter Höhe verläuft ein fast zwei Meter breiter Wehrgang rund über die ganze Mauer, von einem Satteldach überdeckt und nur spärlich durch die schmalen Schlitze der Schiessscharten erhellt. Im Südostsektor des Wehrgangs ist eine in unseren Burgen einmalige kleine "Todesorgel", ein Eichenbrett in einem Fensterrahmen eingesetzt, das sich um eine eiserne Achse dreht und auf beiden Seiten mit je fünf Vorderladerschiessrohren belegt ist.

 

Viergeschossig umgeben die Vorrats- und Wohnkammern den Mauergürtel des inneren Burghofs von Tartlau.

Während sie eine Serie abfeuert, kann die andere geladen werden, und beim raschen Umdrehen wird alles wiederholt. Die kleinkalibrigen Büchsen dienten jedoch mehr zur Abschreckung des Feindes als zu seiner Vernichtung. An der dem Burghof zugekehrten Seite des Berings sind, gleich den Waben eines Bienenstocks, dicht aneinandergereihte Kammern in vier Geschossen übereinandergestellt, die über ein blickverwirrendes System von Holzplattformen und Treppen erreichbar sind. Auf den Türen stehen noch die Hausnummern der Höfe - jede Bauernfamilie besass eine solche Kammer, wo Korn und Speck - die Hauptnahrungsmittel - gehalten und in Belagerungszeiten auch gewohnt wurde. Zwei grössere Räume im Südostwinkel der Burg tragen noch die Bezeichnung "Alte Schule" - ein Beweis dafür, dass der Unterricht nicht einmal dann ausfiel, wenn die Feinde vor den Mauern standen.

Eine 30 Meter lange Toreinfahrt, ein niedriges Tonnengewölbe, mit Fallgittern und Eichentoren versperrbar, gewährt im Süden Einlass in den Burghof. Eine Zugbrücke senkte sich hier über den die ganze Anlage umgebenden, acht Meter breiten, vier Meter tiefen Wassergraben, der aus dem Tartelbach gespeist und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet wurde.

Im 16.-17. Jahrhundert baute man der langen Torwehre eine Vorburg an, den "Rathaushof", dessen Mauern nach aussen hin mit Pechnasen und Gusserkern gespickt sind, im Innern von den gleichen Vorratskammern umgeben, deren Gesamtzahl auf 267 anwuchs. Eindrucksvoll ist die dem Markte zugekehrte Fassade durch eine doppelte Reihe von Blendarkaden geschmückt - ein anmutiger Renaissancedekor, wie er vielfach auch an rumänischen Kirchen anzutreffen ist. Hier im Rathaushof öffnet sich der überwölbte Einstieg zu einem unterirdischen Gang, der aus der Burg ins Freie führte, heute aber nur ein Stück weit verfolgt werden kann, seine Mündung ist nicht mehr bekannt.

 

Blick in den im 18. Jh. angebauten Bäckerhof der Tartlauer Burg

Eine dritte ummauerte Zone, aber ohne eigentliche Wehrfunktion, entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts, der sogenannte "Bäckerhof", in den zwischen Rathaushof und dem Westabschnitt der Hauptringmauer gebildeten Winkel eingeschoben. Gleichzeitig wurde auch der lange, von Barockarkaden getragene Eingangstunnel dem Rathaushof vorgelagert. Dieser Säulengang nimmt die Stelle der Zugbrücke ein, die sich über den Wassergraben legte. Bekanntlich flüchtete die ganze Gemeinde beim ersten Zeichen der Sturmglocke in die sichern Mauern der Burg, das Vieh wurde in den Zwinger getrieben und die Brücke hochgezogen. Alle wehrhaften Männer besetzten die Verteidigungsposten in den Türmen und im Wehrgang.

Einige wenige Daten veranschaulichen die Bedrängnisse, denen diese Gemeinde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgesetzt war. Schon 1242 war der Ort im Mongolensturm eingeäschert worden, 1278 und 1285 brannten die Tataren Tartlau nieder. Zwischen 1336 und 1345 brandschatzten sie zu wiederholten Malen die Gemeinde. 1421 zerstörten die Türken Tartlau und nach zehn Jahren abermals. Bei dem grossen Türkeneinfall von 1493 hatte auch Tartlau zu leiden, 1520 wurde der Ort völlig niedergebrannt. 1547 und 1551 fielen die Türken plündernd in Tartlau ein. 1564 brannte der ganze Ort vollständig ab, die Burg nur teilweise. 1583 erlitt sie durch ein Erdbeben grossen Schaden. 1620 wurde die Gemeinde wieder zerstört und brannte in den folgenden Jahren fünfmal ab. 1652 vernichtete ein Brand alle Bauernhäuser bis auf acht und die halbe Burg dazu.

Nach all der erlittenen Unbill wurde die Burg 1753 einmal restauriert und 1960 von der Direktion für historische Baudenkmäler einer durchgreifenden Generalrestaurierung unterzogen, die nicht weniger als zehn volle Jahre währte, dem Monument aber sein ursprüngliches Aussehen zurückgab und seinen Bestand für die nächsten Jahrhunderte sicherte.

In Hárman / Honigberg, der westlich von Tartlau gelegenen Nachbargemeinde, steht eine ebenso eindrucksvolle und stattliche Burg mitten auf dem Marktplatz des Ortes. Hier deutet eine Senke rund um die Burg noch den Verlauf des Wassergrabens an, heute ein kastanienumstandener Wiesengrund. Im Gegensatz zum prachtvoll restaurierten Tartlau wirkt die Honigberger Burg durch das Pittoreske ihrer Patina, den verwitterten farbigen Anstrich und die Holzschnitzereien an den Balustraden der zu den Vorratskammern führenden Gänge wärmer und intimer. Den acht bis zehn Meter hohen Mauergürtel umgeben noch all seine sieben vorspringenden, viergeschossigen Türme, deren einige mit Pyramidendächern, andere mit Pultdächern gedeckt, noch die ursprüingliche Form bewahren. Hingegen ist der über den zweigeschossigen Kammern gelegene Wehrgang nur noch im Südsektor erhalten - ehemals umgaben sie den ganzen Burghof. Eine zweite niedrige Zwingermauer umgibt auf der Südseite den Innenring, am Eck des Westturmes ansetzend, bis zum Nordostturm.

 

Honigberg:

Fleischerturm über der Torwehre und zweigeschossige Vorratskammern

Die Nordseite ist weit weniger befestigt, da hier ein weites Sumpfgelände den Nahangriff der Feinde verhinderte. Gusserker und breite Schiessnischen umziehen dichtgedrängt den Mauergürtel unterhalb der Mauerkrone, während der Nordsektor, als weniger gefährdet, nur einfache Gusslöcher besitzt, wie sie auch in Tartlau vorkommen. Hier ist die Mauer auch bedeutend niedriger. Auch in Honigberg gibt eine langgestreckte Torwehre unter dem achteckigen Fleischerturm Zutritt in den Burghof, und wie in Tartlau wurde auch hier im 18. Jahrhundert ein von Säulenarkaden getragener Gang dem Tore vorgelagert.

 

Rekonstruktion der ursprünglichen Ansicht (Nordfront) der Burg von Honigberg.

Nach Heinrich Lukesch.

Sehenswert sind die Fresken vom Anfang des 15. Jahrhunderts in dem zweiten Geschoss des Ostturmes, einem Baptisterium, das im 19. Jahrhundert als Totenkapelle diente. Eine Episode aus der wechselvollen Geschichte der Burg lebt ihres fabulösen Charakters wegen im Volksmund fort: Als 1610 der junge, wilde Fürst Gabriel Báthory, von den Chronisten "Die Pest Siebenbürgens" genannt, sich in den Kopf setzte, alle deutschen Städte, die Schlüsselstellungen Siebenbürgens einzunehmen, belagerte er 1612 auch Honigberg. Gegen ein meineidiges Friedensversprechen rückten die Bürger all ihr Gold und Silber heraus, mussten aber danach zusehen, wie trotz dieses Opfers ihre Gemeinde niedergebrannt wurde. Als den in der Burg Verschanzten die Lebensmittel ausgingen, gedachten sie, durch eine gewagte List den Feind über ihre verzweifelte Lage zu täuschen: Sie mahlten das letzte Korn, buken daraus "Kolatschen" - eine Art Pfannkuchen -, die sie übermütig den Belagerern hinabwarfen, zudem eine Sau und eine Ziege an den Füssen über die Mauer hinaushängten, um dergestalt ihren Überfluss an Lebensmitteln zu bekunden - eine List, die tatsächlich die Belagerer zum Abzug bewogen haben soll. Ein Privileg, das die Honigberger zum Gedächtnis an dieses Bravourstück von Kronstadt erhielten und bis ins 19. Jahrhundert ausübten, nämlich jeden Freitag am Stadtmarkt solche Kolatschen verkaufen zu dürfen, verbürgt zusätzlich die geschichtliche Tatsache.

 

Petersburg

Im Zwinger, zwischen der inneren und zweiten Ringmauer

Das zwischen Honigberg und Brasov gelegene Sînpetru / Petersberg besitzt in seiner Bauernburg noch einen dreifachen Mauerhügel, wie er sich sonst nirgend mehr im Burzenland erhalten hat. Der älteste Teil der Burganlage, der bis zu vier Meter Höhe aus Fluss- und Bruchstein und Kalktuff errichtete innere Bering, besass einen Laufsteg für die Verteidiger und einen Zinnenkranz, hinter dem die Bogenschützen Deckung fanden. Dieser untere Teil des Innenringes entstammt dem 13. Jahrhundert, noch aus der Zeit der Ordensritter oder der Zisterzienser, die 1240 hier das Erbe der Ritter antraten.

An den auch heute noch im SO-Eck gelegenen Burgeingang schliesst sich entlang der Südfront ein langgestrecktes Gebäude an, das ehemalige Zisterzienserklöster - heute in Vorratsräume umgewandelt. Stellenweise erhaltene Wandmalereien mit floralen Motiven in Grün und Braun, wie sie nur einen Festsaal ausschmücken konnten, zeugen von dem ehemaligen Zweck des Gebäudes, das in seiner ganzen Breite vor den inneren Mauerring vorspringt. Die Zwischenwände der tonnengewölbten Kellerräume werden von Rundbogenöffnungen mit behauenen Steintürstöcken durchbrochen. Die im NO-Eck der inneren Ringmauer eingebaute Kapelle stammt gleichfalls noch von den Zisterziensern her, die klobigen Rippen des schlusssteinlosen Kreuzgewölbes haben den typischen balkenartigen Querschnitt mit abgeschrägten Kanten. In der Westwand gab eine grosse Rundbogenöffnung Zutritt zur Kapelle, die im SO noch einen Eingang besass.

Ein steingefasster Rundbogen führte auch zu einer imKellergeschoss gelegenen Krypta hinab. Leider diente die vollständig mit Fresken ausgeschmückte Kapelle zeitweilig als Speckkammer, eine von Balken getragene Zwischendecke trug zur Zerstörung der Malereien bei, deren Stilcharakteristiken noch ins 13. Jahrhundert weisen. Besonders interessant die Caritas-Szene der Nordwand, wo neben den Trachten sächsischer Bürger auch rumänische Hirten mit Pelzmütze und Schultertasche auftreten, milde Gaben bringend, um eine Seele aus dem Fegefeuer zu erlösen. Eine weitere Bauphase setzt im 15. Jahrhundert mit der Erhöhung der Ringmauer ein.

Damals entstand das mit Guss- und Schiessscharten versehene Wehrgeschoss über der Kapelle, das mit dem von Hängeböcken getragenen, die Mauer rings umgebenden Wehrgang in Verbindung stand. In einer dritten Phase baute man dann die Vorratskammern in zwei Geschossen innen an den Mauergürtel an, und die von der Mauerkrone herabgezogene Dachschräge deckte zugleich den Wehrgang und die Kammern. Darin wurde das Korn in zwei Meter hohen Fässern gehalten, deren einige noch vorhanden sind. Fast jedeBurg hatte ihre besonderen Kornbehälter, die meist kastenartig geformt waren. Die drei vor die innere Mauer vorspringenden Wehrtürme, im Süden, Westen und Norden, sind im unteren Teil an die ursprüngliche Ringmauer angebaut, im oberen Teil aber mit der erhöhten Mauer verwachsen, was besagt, dass sie zugleich mit dieser entstanden. 1610 setzte man rechtwinklig vor das Klostergebäude einen Anbau in den Burghof, die "alte Schule" - ein Beweis dafür, dass auch hier der Unterricht in Belagerungszeiten nicht unterbrochen wurde.

 

Rekonstruktion der alten Burgeinfahrt mit Torwehre und -turm, die dem Neubau des Rathauses weichen mussten. Nach Heinrich Lukesch.

Westlich von Brasov treffen wir in Ghimbav / Weidenbach die gleiche ringförmige Burganlage des 15. Jahrhunderts an, die ursprünglich auch von einem Wassergraben umgeben war, über den sich, vor der alten Torwehre, eine Zugbrücke senkte. Halbrunde Seitentürme flankierten die Einfahrt, über der sich basteiartig zwei mit Gussscharten und Schiesslöchern bewehrte Geschosse erhoben. Diese alte Torwehre wurde im 19. Jahrhundert zugunsten des neuen Rathauses abgetragen, wobei auch der SO-Turm geschleift wurde; den Eingang zum Burghof verlegte man damals in die Südmauer. Von den ursprünglich sieben Türmen erheben heute noch fünf die steilen Stirnseiten, mit Gusslöchern versehen, unter den Pultdächern. Nur die drei Obergeschosse sind zur Verteidigung ausgebaut, im Erdgeschoss führte ein Durchlass unter den Türmen hindurch, deren Aussenecken mit einer niederen Zwingermauer verbunden waren - wie in Tartlau und Honigberg.

 

Weidenbach

Südfront der Burg mit der neuen Einfahrt

Aus der hohen inneren Ringmauer kästchenartig hervortretende Pechnasen wechseln mit Schiessnischen für Feuerwaffen ab, sie wurden von dem ganz aus der Mauerdicke ausgesparten Wehrgang her bedient, der über den zweigeschossig an die Innenseite der Ringmauer angebauten Vorratskammern entlanglief. 1940 entfernte man all diese 120 "Häuschen", bis auf zwei Restbestände im NO. Von dem alten Kultbau steht heute nur noch der Westturm mit seinem malerischen zweigeteilten Dach. Über einer sehr hohen Turmvorhalle liegen die mit Schiessnischen für Bogenschützen ausgestatteten Wehrgeschosse aus grobem Steinmauerwerk.

 

Böttcherturm der Burg von Zeiden, deren Bau erst nach 1432 begonnen wurde.

Wenn wir auf die Entstehungszeit der meisten Wehrbauten des Burzenlandes allein aus der Art ihrer Konstruktion und aufgrund von geschichlichen Ereignissen schliessen können, so finden wir für den Baubeginn des "Schlosses oder der Bastei" von Codlea in den "Zeidner Denkwürdigkeiten" von Joseph Dück das Jahr 1432. Die Befestigungsinitiative hatten die Türkeneinfälle von 1421 und 1432 ausgelöst. Ein ovaler, acht bis zehn Meter hoher Mauergürtel schliesst den 85 Meter im Längsdurchmesser betragenden grössten Burghof des Burzenlandes ein, der rundum inwendig mit Fruchtkammern umgeben ist. Auf der Südseite liegen sie hinter einer sehr dekorativ wirkenden Flucht von Rundbogenarkaden, unter dem eleganten Schwung einer lang herabgezogenen Dachschräge, während auf der Nordseite zwei Reihen von Kammern übereinanderliegen, durch einen Zwischenboden geteilt.

 

Fruchthäuschen hinter dem Arkadenbogen an der Innenseite der Ringmauer im Südsektor der Zeidner Burg

Nicht Pechnasen, sondern bloss schräg in die Mauer gebrochene Gusslöcher umgeben die Ringmauer unter der Krone, mit Schiessnischen abwechselnd, die von einem Wehrgang aus bedient wurden, der auf der Breite der sich verjüngenden Mauer ausgespart blieb. Wie die Türme war der Wehrgang aus den Vorratskammern betretbar. Im NO steht noch der massige Koloss des Böttcherturmes, 1975 durch umfassende Restaurierungen von störenden Zubauten befreit. Auch Zeiden besass einen dreifachen Mauergürtel; eine niedrigere Aussenmauer grenzte einen sehr schmalen Zwingerhof ab, der mit Ausnahme der Ostseite noch erhalten ist. Das Westeck ist in Dreieckform hinausgeschoben und bildet einen mauerumstellten Brunnenhof, der vom Wagnerturm geschützt war. An diesem setzte eine weitere Mauer an, die einen "Weiher" oder "See" umgab, einen Wassergraben, der 1836 beim Bau der neuen Schule zugeschüttet wurde.

Die ihrer ausgedehnten Gärtnereien wegen berühmte Blumenstadt hat eine bezaubernde Lage unter dem bewaldeten Zeidner Berg. Viele alte Giebelhäuser mit Inschriften und Stuckornamenten sind Sehenswürdigkeiten, die eine Reise hierher lohnen.

  Vorratskammern im Innenhof der Burg von Wolkendorf

Im Süden von Zeiden, zwischen bewaldeten Hügeln eingebettet, liegt das kleine Vulcan / Wolkendorf, dessen Bauernburg sich heute, von Gehöften umgeben, der Häuserzeile der Hauptgasse einfügt. Die 1521 errichteten, sechs bis zehn Meter hohen Ringmauern bilden ein ovales Vieleck. Sie waren von drei vorspringenden Türmen geschützt, deren nur noch einer, im SW-Eck, als Ruine besteht. Stellenweise ragen noch Pechnasen aus der Ringmauer hervor, die hier nur einen Wehrgürtel bildete. Dem heute sehr gepflegten Burghof geben die Treppchen und Holzleitern, die zu den Kammern emporführen, einen malerischen Anstrich, die weissgekalkten Wände, die braungebeizten Holztüren wirken anheimelnd, ebenso die kleinen Ausmasse der Burg und des Kirchleins - es ist wie eine Spielzeugburg gegenüber den mächtigen Wehranlagen im Osten von Brasov. 1611 äscherten Báthorys Truppen die Gemeinde ein. In jenem Jahre blieben nur fünf Menschen des Dorfes am Leben, doch zehn Jahre später waren die Bauern schon wieder soweit erstarkt, dass sie ihre Ringmauern neuaufrichteten und erhöhten, was auch 1833 nochmals erfolgte.

 

Wehrtürme im Ostteil der Burg von Neustadt. Wehrgang und Wohnkammern sind abgetragen.

Fahren wir von Wolkendorf wieder gegen Brasov zu, treffen wir in Cristian / Neustadt eine der eindrucksvollsten Burzenländer Bauernburgen, die mit ihren neun steingrauen, efeuumsponnenen Türmen wie ein Märchenschloss anmutet. Die zwischen sechs und zehn Meter hohen Mauern des Innenrings, an der Basis zwei Meter stark, verbindet eine niedrige, düstere, tonnengewölbte Torwehre mit dem halbrunden Vorwerk, das, nach Westen hinausgeschoben, innen von einem Holzwehrgang umgeben war. Daran schliessen die etwa vier Meter hohen Zwingermauern an, die als zweiter Gürtel die Burg umgeben und einen schmalen Korridor bilden, da sie die Ecken der nach aussen vorspringenden Wehrtürme verbinden, in deren Erdgeschoss schmale Durchlässe liegen. Ein Wassergraben umgab auch diese Burg, der aus dem auch heute noch an der Nordseite entlangfliessenden Weidenbach gespeist wurde. 1899 trug man die inwendig die Ringmauer umgebenden "Häuschen" samt dem Wehrgang ab, der darüber verlief. Dadurch gewann der Burghof sein ursprüngliches Aussehen zurück - er besass ehemals einen Laufsteg auf der Mauerbreite, deren oberer Teil sich um vieles verjüngt.

An der Südseite führen Steintreppen hier hinauf. Der Laufsteg bildete die Verbindung zwischen den Wehrtürmen, die sämtlich ihren Einstieg in dieser Höhe haben. Im Nordsektor springen mächtige, abgestufte Kragsteine vor die Rundbogenöffnungen der Türme vor - man konnte hier Leitern anlegen, um auch vom Hof aus schneller den Turm besetzen zu können. Die Vielgestaltigkeit der Türme macht den besonderen Reiz dieser Burg aus. Im NW und NO haben sie halbrunden Querschnitt und Pultdächer, erkerartig vorspringende Pechnasen in dem vierten, obersten Geschoss. Die übrigen Türme von quadratischem Grundriss tragen Pult- oder Zeltdächer, mit eisernen Windfahnen gekrönt. Am stark vorgeschobenen Westeck des Zwingers steht ein sechseckiger gedrungener Turm, an jeder Seite tritt eine schön abgetreppte Pechnase mit Schlüsselschiessscharte darin hervor. Der NO-Turm war bewohnbar, wie ein Rauchloch und Reste eines Kamins bezeugen - hier kochte man wohl auch das Pech und siedende Wasser, das auf die den Mauerfuss bedrängenden Feinde gegossen wurde. Die ganz aus Bruch- und Flussstein gefügte Burg entstammt dem Beginn des 15. Jahrhunderts, die ersten Türkeneinfälle drängten die Bauern zur Selbstverteidigung. Zweimal brannte die Burg, 1611, als Báthory auch hier einfiel, und 1658, als die Tataren durchs Burzenland zogen.

 

Vorwerk - Barbakane der Rosenauer Burg

Schon allein die Lage der Rosenauer Burg auf dem 150 Meter hohen, gegen die Gemeinde und nach drei Seiten hin steil abfallenden Kalkfelsen deutet darauf hin, dass die erste Anlage noch auf den Ritterorden zurückgeht. Allerdings war es damals eine Holzburg mit Palisaden, mit Wall und Graben - erst die Bauern errichteten die Steinmauern, nach dem Abzug der Ritter. Der älteste Teil ist wohl der weiträumige, von einfacher Steinmauer umgebene Hof, der später dem Vieh als Weideplatz diente und im äussersten Ostteil durch einen rechteckigen Torturm zugänglich war, von dem nur noch das Erdgeschoss als Ruine besteht. Den Haupteingang in die eigentliche Burg bildet das im Südostwinkel gelegene halbrunde Vorwerk, in dessen Mauer auch Ziegeln eingefugt sind, die seine spätere Entstehung beweisen. Pechnasen, Gusslöcher, Schiessscharten durchbrechen die Mauer, an deren Innenseite ein gedeckter hölzerner Wehrgang entlangläuft. Aus dieser Barbakane gelangt man unter einer Bastei hindurch in den eigentlichen Burghof, der, von einer durchschnittlich fünf Meter hohen Ringmauer umgeben, von acht Basteien bewehrt ist.

 

Die Rosenauer Burg

Die Unebenheit des Geländes bedingt, dass die Mauerhöhe sehr unterschiedlich wirkt. Ein Wehrgang umgab auch die Hauptringmauer rund um die ganze Burg. Auf dem zerklüfteten Gelände standen etwa 30 Häuschen, die den Bewohnern zur Aufbewahrung der Frucht- und Fleischvorräte dienten, die noch im Revolutionsjahr 1848 ausschliesslich hier gehalten wurden, obgleich der Grossbrand von 1718, der nicht nur die Gemeinde, sondern über den bewaldeten Hang auch die Holzteile der Burg erfasste, viele davon zerstörte. Grossen Schaden richtete ferner das Erdbeben von 1802 an, doch wurde immer wieder Schadhaftes ausgebessert. Auf dem höchsten Felsplateau errichteten die Bauern um 1650 die kleine Burgkapelle, heute auch nur noch als Ruine vorhanden. Die grösste und kostspieligste Arbeit steht aber zweifellos der 1623 begonnene, ursprünglich 146 Meter tiefe Brunnenschacht dar, der nahezu 20 Jahre lang in den Felsen gehauen wurde und dessen Kosten sich auf 2000 Gulden beliefen. Die Rosenauer Burg ist ein wunderschönes und beliebtes Ausflugsziel, das zu jeder Jahreszeit reizvoll wirkt.

 

Rotbach,

nach einer Zeichnung aus 1888, Südfront der Burg

Im Norden von Marienburg liegen noch zwei kleinere Gemeinden, Rodbav / Rotbach und Máerus / Nussbach, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Ihre Sakralbauten sind einfache Saalkirchen, doch waren die Westtürme zur Verteidigung ausgebaut, im Erdgeschoss ummantelt, so dass Westportale und Seiteneingänge in die Turmvorhallen geschlossen wurden. Der Rotbächer Turm besitzt als einziger Kirchturm im Burzenland einen Gussschartenkranz im Obergeschoss. Ein einfacher ovaler Mauerring umgibt hier die im 15. Jahrhundert angelegte Burg.

 

Nussbach,

Fragment der alten Ringmauer, westlicher Teil

Die kleine Bauernburg von Nussbach, die gleichfalls dem Anfang des 15. Jahrhunderts entstammt, ist von einem acht Meter hohen Mauergürtel in unregelmässig vieleckiger Führung umgeben, der im NO eine halbkreisförmig vorspringende Barbakane, im NW einen Wehrturm hatte. Beide wurden 1900 zugleich mit der ganzen Nordmauer abgetragen, aus deren Abbruchmaterial man die neue Schule baute. In dichter Reihe, in nur 80 Zentimeter Abstand, starren die Pechnasen unter der Mauerkrone hervor, zu denen ein innen entlanglaufender Wehrgang führte, von dessen ehemaligem Vorhandensein nur noch eine Reihe von Einsatzlöchern der Balkenköpfe zeugen. Wohn- und Fruchtkammern umgaben auch hier rings den Burghof, sie wurden längst abgetragen.

 

Westansicht der Heldsdörfer Burg, nach einer Zeichnung von Andrea Altomonte, 1727. 1895 trug man die Burg ab, um mit dem Abbruchmaterial eine neue Schule zu bauen.

Eine Ausnahme unter den mit kreisförmigen Ringmauern umgebenen Burzenländer Burgen bildete das "Kastell" von Hálchiu / Heldsdorf, das auf rechteckigem Anlageplan zwei zinnengekrönte Mauergürtel besass, von sechs an die Ecken gestellten Türmen bewehrt. Natürlich gab es auch hier einen Wassergraben mit Zugbrücke darüber, wie eine Zeichnung aus 1727 zeigt. 1895 trug man die gesamte Burg ab, um das Abbruchmaterial zum Bau einer neuen Volksschule zu verwenden. Ausser der Heldsdorfer, wurde auch die Burg von Bod / Brenndorf abgetragen, alle übrigen Burzenländer Gemeinden pflegen und bewahren ihre historischen Baudenkmäler mit vorbildlicher Treue.


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