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Von Nattern, Ottern und Vipern

Von Werner Klemm


Wer von Natur aus das „Schlangengezücht“ nicht liebt, hat Ursache diesen Beitrag ruhig zu überblättern und sein Interesse genehmeren Dingen zuzuwenden; manche Leute „haben was“ gegen die Schlangen. Aber, obwohl schon A. Brehm behauptet, dass Affen eine angeborene Abneigung gegen diese Art von Reptilien äussern, meine ich doch, dass die so verbreitete Abscheu gegen diese Tiere stark auf einem „seelischen Komplex“ aufbaut, der Kindern schon in jungen Jahren eingeimpft und durch leicht histerische Personen wachgehalten wird. Schlangen sind nämlich an sich wunderbar schöne und in ihrem Verhalten - bei naherer Beobachtung - hochinteressante Lebewesen. Vielleicht schon deshalb, weil man eine Kohlmeise oder einen Schmetterling in ihrem Tun und Lassen sehr viel leichter beobachten kann, als die z.T. auch noch nächtlich regsam werdenden Schlangen. Das macht dann, dass jede Schlangenbegegnung irgendwie gleichzeitig auch zu einem bleibenden Erlebnis wird.

Da wanderte ich, etwa 17 Jahre alt, allein und zum ersten Male durch die weiten Gefilde des Donaudeltas von Periprava her kommend dem Leteawald zu, entlang eines Auwaldstreifens, der sich zwischen Dünensand und die angrenzende Balta einschob. Gerade wollte ich über die Fülle der so zahlreich im Walde blühenden und duftenden Maiglöckchen staunen, als mich das Rascheln vor mir auf das langsame Dahingleiten eines schwarzen Schlangenköpers aufmerksam machte. Auch rechts und links raschelte es, und weiter drüben - überall sachte dahinstrebende Reptilien, das ganze Wäldchen voll von ihnen.

Am Rande des Wäldchens ein kaum Quadratmeter grosser, ebener, kaum bewachsener Platz, etwas Bewegung dort. Ich schlich heran: ein Knäul von etwa einem halben Dutzend kleinerer und grösserer Schlangen verschiedenster Färbung lag da in verhaltener Bewegung, und gerade wollte ich mich anschicken, bequemere Haltung anzunehmen, als die Tiere, offenbar doch gestört, strahlenförmig in rascher, gerader Bewegung auseinanderfuhren. Offenbar gehört solches Sammeln zum Paarungsgehaben der Ringelnattern (Tropidonotus natrix), doch begegnete ich diesem Anblick, der lebhaft an das Gorgonenhaupt der griechischen Sage erinnerte, nicht mehr, wenn es auch im März immer eindrucksvoll war, an den Gestaden der Baltagewässer die vielfältig variierenden Farben- und Formenmuster der Ringelnatter an den zahlreichen, die ersten warmen Sonnenstrahlen geniessenden Exemplare zu beobachten. Von hauptsächlich grauen, auf der Unterseite gelblichweiss gefärbten und mit typischen gelben Mondflecken am Kopf gezierten bis bin zu den oft über einen Meter langen einheitlich dunkel gefärbten und an den Bauchringen rötlichen Stücken waren alle Farbübergänge vertreten.

Besonders schöne Stücke, einen Sack voll verschieden ausgeprägter Tiere von der Bisericuta am Razelmsee, büsste ich ein, als über einer stürmischen, windgepeitschten Nacht, die uns die Überfahrt zur gegenüber liegenden Lupilor-Hütte unmöglich machte und uns zwang im Schilf zu übernachten, die Sorge um die Schlangen schwand, so dass die Hälfte der Gefangenen durch ein Loch im Sack entwich. Die Behaltenen wurden nachmals die vielbestaunten Insassen unseres Schulterrariums, und eine besonders, schliesslich zu anderthalb Meter Länge herangewachsen, blieb über zehn Jahre Gegenstand eingebender Beobachtung.

Zunächst legte diese Schlange eine Menge Eier ab, taubeneigross, an beiden Enden gleich stumpf und weichhäutig, die leider nicht ausgingen. Dann aber demonstrierte sie den staunenden Beobachtern kaum bekannte Vorgänge aus dem Schlangenleben: Paarung (doch ohne weitere Eiablage), Beutefang, Häutung, Kriechvermögen, Winterruhe.

Wir fütterten lebende Frösche. Die Schlange begann sofort die Beute zu wittern, lebhaft züngelte sie mit der schwarzen, gespaltenen Zunge, die durch eine Lücke im Oberkiefer auch bei geschlossenem Maul blitzschnell aus- und eingefahren wird (sogar im Wasser). Fortwährend mit der Zunge witternd, fährt sie erhobenen Kopfes hinter dem fliehenden Frosch her. Sitzt der Frosch unbeweglich, so verharrt sie vor ihm, ebenfalls unbeweglich, ja sie lässt von ihm ab, wenn er weiter sich „tot stellt“. Offenbar sehen Schlangen nicht besonders gut, zumindest die bei Licht jagenden. Das Hinunterschlingen der ungeteilten, ja lebhaft sich noch wehrenden Beute ist kein Anblick für zarte Gemüter, aber das ganze ungestüme und gefährliche Leben in seiner Unbarmherzigkeit ist ja nichts für Wehleidige.

Zur Winterruhe pflegte unser Goliath die Glasscheibe des Terrariums hochzustemmen - und spurlos zu verschwinden. Im Frühjahr dann kam sein Kopf, etwa aus einer Schublade zum Vorsehein, und willig, d.h. schon ein wenig von seinen analen Stinkdrüsen Gebrauch machend, liess er sich einfangen, um, schwach und matt nach der langen Fastenzeit, sein erstes diesjähriges Futter aufzunehmen. Einmal fanden wir die im Sommer vermisste Schlange als friedlich die Sonne geniessende Spirale hoch oben am Blumenbord eines Fensters bis heute ein ungelöstes Rätsel, wie man ohne Beine oder Flügel hingelangen konnte.

Unmenschliche Grausamkeit verhilft Modetorheiten zu florieren. Ob wohl die mit Taschen aus Sehlangenleder prunkenden Damen wissen, dass die Schlangenfänger die Paarungszeit der Schlangen nützen, um ihr blutiges Geschäft zu äusserstem Gewinn an bringen? Sie ergreifen die jeweils grössten Exemplare am Schwanze, treten ihnen auf den Kopf, schlitzen ihnen mit einem schnellen Schnitt den ganzen Bauch auf und reissen die Haut von dem auf der Erde noch zuckenden Leib. Ihr Handwerk wird, trotz Verbot, so lange blühen, als Menschen Schlangenhaut als Putzware verwenden. Solchen Putzsüchtigen würde ein „Schlangenfangplatz“ in schlimmster Erinnerung bleiben.

Würfelnattern (Tropidonotus tesselatus) findet man weniger häufig, aber oft in gleichen Lebensräumen wie die verwandten Ringelnattern. Im Wasserbecken unseres Terrariums konnte man gut beobachten, wie sehr geschickt diese Natter Fische zu erbeuten versteht. Kam sie jedoch ans Trockene, um die Beute zu verzehren, so packte alsbald die grössere Ringelnatter den Fisch vom andern Ende her und begann mit dem Verschlingen. Der kleineren Schlange blieb bei dem wilden Ringen, das einsetzte, sobald Schnauze an Schnauze gelangt war, nichts weiter, als zeitgerecht loszulassen, andernfalls sie in Gefahr war, mitsamt der Beute im Rachen der grossen zu verschwinden. Mehrmals verhinderte unser Eingreifen in letzter Minute diesen unbeabsichtigten Kannibalismus.

Eines Tages brachte ein Schüler eine aus dem Banat stammende Äskulapnatter (Elaphe longissima) von mittlerer Länge, ausgewachsen erreichen sie zwei Meter, die für längere Zeit unser Gast war, ehe sie in freier Natur wieder ausgesetzt wurde. Zunächst verweigerte sie alle vorgesetzte Nahrung; Eidechsen, Frösche, Mäuse, selbst eine Werre setzten wir ihr versuchsweise vor. Eines Tages kam ein aus dem Nest gefallener halbfügger Sperling in den Käfig, und damit Leben in unsere Natter. Sachte pirschte sie sich heran und hatte in blitzschnellem Zugriff den Kopf des Vogels gepackt. Einige Minuten stillhalten, und dann geschah das Unglaubliche: der grosse befiederte Körper des Vogels verschwand langsam, aber sicher, wenn auch von Pausen unterbrochen, in dem Riesenrachen, der an dem kleinen, zierlichen Schlangenkopf gehörte. Diese Schlange war anfangs liebenswürdig friedfertig; man konnte sie jederzeit anfassen, auch in die Tasche versenken, wo sie ruhig blieb, oder Freunden und Feinden als glitzerndes, unendlich elegantes Halsband umlegen, die Schönheit selber. Eines Tages aber biss sie mich heftig in den Finger und war von Stund ab die ungezähmte Wildheit, die sich zur Wehr setzte, wenn der Käfig geöffnet wurde.

Ia uite, uite!“ rief Dr. Cätuneanu den ihm folgenden Ornithologen auf der Beringungstahrt 1969 in der Dobrudscha zu. Im Feldstecher ein seltsames Bild: zwei besorgt herumfliegende und warnende Vögelchen (Braunkehlchen) und eine stattliche lange Schlange, die an dem mit spärlichem Bewuchs von Gras und Zwergsträuchern besetzten Steilhang geschickt und offenbar nestsuchend herumkletterte. Als sie, von uns beunruhigt, in einem Loch verschwand, bediente ich mich alsbald eines erstaunlicherweise vorhandenen Eispickels, um mich an der wasserzerfurchten Lösswand hochzuarbeiten, indem ich Treppen schlug. Wie ein Reiter mit halbem Fuss im Steigbügel, so stand ich, an die Wand geschmiegt, endlich vor dem Loch. Und siehe: ein Kopf schob sich langsam, zögernd hervor, auf einen halben Meter Entfernung sah mich furchtlos und forschend ein sehr grosses, helles Auge längere Zeit an, setzte sich wieder in Bewegung und Zentimeter um Zentimeter entwand sich der mäusegrossen Öffnung ein Schlangenleib von beachtlicher Stärke, oben mit grauen, wohlabgegrenzten Schuppen in geometrischer Anordnung, unten die Bauchspangen von Rötlichgelb bis zum schönsten Rosenrot der Flanken.

Was tun? Unter mir 5-6 Meter Abgrund, freilich dann mit einer steilen Schutthalde verlängert, wo ich, einem Skispringer ähnlich, beim Aufsprung gleich weitergerollt wäre, nur dass mein Auslauf Disteln und Dornen waren. Ich konnte versuchen, die sich langsam, sehr langsam hervorwindende Schlange mit der freien Hand im Nacken zu packen und über der Rückwirkung der schnellen Bewegung mitsamt der Schlange hinunterzupurzeln, oder ich konnte, mich mühsam im Gleichgewicht haltend versuchen, die Natter mit Hilfe des Pickels herunterzuwerfen. Das Letztere geschah, doch mit dem fatalen Ergebnis, dass die noch halb im Loche steckende und nur am halben Leibe erfasste Schlange Rückhalt im Loch fand und mir in Sekundenschnelle vorexerzierte, dass diese Reptilien ausser den geschilderten Kletterkünsten auch noch diese aufweisen, in Eile nach rückwärts kriechen zu können. Sie blieb mir verloren. dieses Prachtexemplar einer Zornnatter (Zamenis gemonensis oder Coluber jugularis) und mit ihr sicherlich interessante Beobachtungen. Den Namen Zornnatter verdankt dieses bis 2 Meter lange in der Dobrudscha und im Südbanat vorkommende Tier seinem Verfahren, Feinde durch furchtlosen Drohangriff in die Flucht zu treiben bzw. so zu erschrecken, dass in der hervorgerufenen Verwirrung geschwinde Flucht möglich ist. Selbst der für Rumänien zuständige Reptilienfachmann Dr. Fuhn erfuhr die Schockwirkung, die von einer drohenden Zornnatter ausgeht, und findet sie effektvoll lebenserhaltend für diese Art.

Die stattlichste aller in Rumänien vorkommenden Schlangenarten ist die Streifennatter (Elaphe quatuorlineatus), eine braune bis 2,60 Meter lange Natter, die sich nur in der Dobrudscha sowie vereinzelt nördlich davon in der Moldau findet. Als Waldbewohner der nördlichen Dobrudscha erbeutet sie, geschickt kletternd, ausser Nagetieren auch junge Vögel, als Steppenbewohner aber hauptsächlich Ziesel. In der Nähe der Ruinenstadt Histria war ich einmal Zeuge, wie ein Schäferhund sich gerade eine solche Schlange um die Ohren schlug. Es war ein nach der Überwinterung schwaches und wohl auf der Nahrungssuche überraschtes, gut entwickeltes Exemplar von 1,5 Meter Länge, das dann ins Museum kam. Wahrscheinlich leben in den Burgruinen von Histria als einem sehr isolierten Biotop dieser Tierart noch andere, wenige Stücke von Elaphe.

Der Kreuzotter (Vipera berus) begegnet man weitaus häufiger im Gebirge (sie ist kälteresistenter als andere Schlangenarten) als in der Ebene. Tagsüber sonnen sich die sonst nachtaktiven Tiere gerne an ungestörten Plätzen. Verbleibt ihnen beim Nahen des Menschen oder grösseren Tieres genügend Zeit zur Flucht, so verschwinden sie möglichst geräuschlos in einem naheliegenden Versteck. Überrascht und gefährdet, reagiert der in Schleifen gelegte Körper im Vorschnellen mit einem Biss, wobei durch die langen, dolchartigen, innen röhrenförmigen Giftzähne ein Tröpfchen des hochwirksamen Eiweissgiftes tief in das Gewebe des Gebissenen und damit in die Blutbahn gelangt.

Die Sandotter (Vipera ammodytes), bei uns häufiger als Hornviper bezeichnet, ist mit 90 Zentimeter Länge die grösste einheimische Viper. In zwei Formen bewohnt sie die Dobrudscha und den Südwestteil des Landes, ist aber, wie es scheint, im Vordringen nach Norden, wo sie schon jenseits des Miereschtals bis Zlatna angetroffen wurde. Seit langem schon kennt man als Fundort den Burgberg von Deva. Im Cernatal gab es geschickte Fänger, die laufend solche Hornvipern fingen und sie lebend pharmazeutischen Betrieben zur Erzeugung von Schlangenserum zuführten.

Das Zubeissen und die Giftwirkung liess mich einmal Prof. Nadra sehen, der im Museum von Temesvar zwei Hornvipern hielt. Die in den Käfig gesetzte Maus suchte sich schnuppernd und der Schlange nicht achtend am neuen Platz zurechtzufinden. Es dauerte eine Weile, bis eine der Vipern auf den Schwanz gestützt und nach vorne federnd der ahnungslosen Maus blitzschnell einen Biss beibrachte. Das Opfer fiel bald hin, taumelte noch einige Male hoch und lag zuckend still. Erst nachdem die sich wieder nähernde Schlange - es mögen inzwischen einige Minuten vergangen sein - die Reglosigkeit des Opfers festgestellt hatte, begann der Schlingakt.


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