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Jean Cuisenier

Das Gedächtnis der Karpaten

Rumänien und sein kulturelles Erbe: Innen- und Außenansichten

Band 6 der Schriftenreihe zur Dendrochronologie und Bauforschung

vom Jonas-Verlag

ISBN 978-3-89445-394-7


Rezension zum Buch

Wer schon einmal eine der traditionellen Bergregionen des heutigen Rumänien besucht hat, dem ist das eine und andere Brauchtum, manche Festlichkeit oder eine grosse Beerdigung sicher nicht entgangen. Die einzelnen „Stationen“, die für ein Individuum von Bedeutung sind, wie etwa die Geburt, die Taufe, die Wahl eines Partners für´s Leben oder etwa der Tod, sind hier in den traditionellen Regionen der rumänischen Karpaten von einer hohen Vergesellschaftung innerhalb der Dorfgemeinschaften geprägt. All diese Ereignisse sind zu einem Grossteil in das kirchliche Leben eingebunden, wobei deren Ursprünge bis weit in die Zeit vor der Christianisierung zurückreichen.

Dieses enorme Potential an noch vorhandenem Brauchtum macht das Gebiet der rumänischen Karpaten für den westlichen Besucher zu einem Unikat. Für den Fremden, der schon einmal eine Hochzeit in der Maramures oder eine Beerdigung im oltenischen Bergland miterlebt hat, erschliesst sich zunächst nur das, was er unmittelbar erlebt. Allein dies unterscheidet sich schon so sehr von seiner „Kultur des globalisierten Westens“, dass seine Sinne eine „emotionale Vollbeschäftigung“ erfahren und zunächst kein tieferes Nachdenken zulassen. Erst später, wenn die Erinnerungen einen zurückholen in das einst Erlebte, tun sich erste Fragen auf ...

Ich selbst habe schon viele Reisen in diese Region unternommen und durfte zahlreiche Höhepunkte rumänischer Traditionen – auch Dank der rumänischen Gastfreundschaft – miterleben. Allein meine ungenügenden Sprachkenntnisse bilden eine unüberwindbare Barriere, um sich diese Traditionen und deren Ursprünge auch nur annähernd erklären zu können. An sich bräuchte ich an dieser Stelle nur noch ein „Dankeschön“ zu richten an die Autoren des Buches „Das Gedächtnis der Karpaten“, allen voran natürlich Jean Cuisenier und dem Jonas-Verlag, der dieses Buch veröffentlichte.

Um ein Haar wäre es geschehen, dass ich lediglich das Erscheinen des Buches wahrgenommen hätte. Der Grund: Das Buch erschien als „Band 6 der Schriftenreihe zur Dendrochronologie und Bauforschung“. Nicht unbedingt das, wofür ich mich tiefergehend interessiert hätte. Dank des Begleittextes zum Buch auf der Webseite vom Jonas-Verlag (http://www.jonas-verlag.de) wurde ich dann doch neugierig, denn hinter dieser Schriftenreihe verbirgt sich ein exzellentes ethnologisches Werk, welches im wesentlichen auf das traditionelle Leben der Menschen in den Karpaten fokussiert ist (siehe nachfolgendes Vorwort der Herausgeber des Buches)!

Jetzt hielt ich ein Buch in der Hand, das all meine Erlebnisse im wahrsten Sinne des Wortes wieder neu „aufschlägt“, mit einem kundigen Berater namens Jean Cuisenier an meiner Seite. Das er Franzose ist, verwundert nicht, denn in Frankreich besteht schon immer ein grosses Interesse an der Kultur der Rumänen. Was eher verwundert oder sagen wir besser begeistert, ist die Art und Weise, wie Jean Cuisenier den interessierten Leser an seinen Forschungen teilhaben lässt. Statt wissenschaftliche Fakten präsentiert zu bekommen, nimmt man als Leser unmittelbar teil an den Forschungsreisen, die sich über einen Zeitraum von einigen Jahrzehnten erstrecken.

Jean Cuisenier beleuchtet viele Aspekte dieser bergbäuerlichen Kultur des Karpatenraumes. Er analysiert alte Texte liturgischer Spiele in der Maramures, er beschäftigt sich mit den weltberühmten Aussenwandfresken der Moldauklöster und den dort lebenden Menschen. Er beleuchtet das Handeln eines Popen und eines Exorzisten innerhalb einer Dorfgemeinschaft, man lernt den Sinn der Hora kennen oder etwa die Botschaft des Herodes-Spiels zu verstehen ... . Die wissenschaftlichen Abhandlungen des Buches sind von einem belletristischen Charakter ummantelt, so dass es auch dem ganz normalen Leser eine grosse Freude bereitet, an der Wissenschaft, speziell den ethnologischen Abhandlungen, teilzunehmen.

Wilhelm Scherz 

http://www.karpatenwilli.com 

 


Vorwort der Herausgeber

Man mag darüber erstaunt sein, in dieser Schriftenreihe, in der bisher ausschließlich Abhandlungen über das Rheinland und die Pfalz publiziert worden sind, einen Band über die Karpaten zu finden. Die Beschränkung auf Westdeutschland als Forschungsgebiet ist aber nicht zwangsläufig. Mit der Übersetzung von Jean Cuiseniers "Mémoire des Carpathes" (2000) ins Deutsche hat sich die Gelegenheit ergeben, die Sicht weit über das Rheinland hinaus zu richten und eine Gegend des Balkans näher ins Blickfeld zu rücken. Jean Cuiseniers Arbeit  basiert auf seinen ethnologisch-anthropologischen Forschungen in den Jahren zwischen 1971 und 1991, die aufgrund der politischen Wende von 1989 einen markanten Einschnitt erfahren haben.

Die Studie wird vor allem von der "observation participante", der teilnehmenden Beobachtung, getragen und  ist in ihrer Methodik vom Strukturalismus geprägt. Ergänzend zu dem immensen Forschungsfeld, das drei Regionen der rumänischen Karpaten umfasst, haben die Herausgeber versucht, auch eine Parzelle der historischen Hausforschung und Dendrochronologie zu bestellen. Die Karpaten-Region der Maramures hat sich hierfür besonders angeboten. Insofern ist auch dieses Buch inhaltlich in die Schriftenreihe eingebunden. 

Wir danken an erster Stelle Herrn Prof. Dr. Jean Cuisenier, dass er sich auch mit unseren bauhistorischen Anliegen identifiziert. Es freut uns gleichfalls, dass Frau Prof. Dr. Bärbel Kerkhoff-Hader, Lehrstuhl für Volkskunde/Europäische Ethnologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, sich dazu bereiterklärt hat, den Prozess des Forschungs- und Ausstellungsprojektes "Nahe Fremde. Einblicke in die Lebenswelten der Karpaten. 1971-1991. Texte und Fotografien von Jean Cuisenier" (2004) in den biographischen, theoretischen und museologischen Bezügen darzustellen. 

Es handelt sich um ein universitäres Studienprojekt, mit dem Studierende  des Faches Volkskunde/Europäische Ethnologie praktische Erfahrungen in der Konzeption und Realisation  einer Ausstellung sammeln konnten. Herr Martin Rill vom Donauschwäbischen Zentralmuseum  in Ulm hat dankenswerterweise die komplizierte rumänische Geschichte Rumäniens im Überblick zusammengefasst. Dies erleichtert das Verständnis der anderen Beiträge. Die Idee, Jean Cuiseniers "Mémoire des Carpathes" ins Deutsche zu übertragen, ist 2004 während der Ausstellungseröffnung von "Nahe Fremde" im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim entstanden. Es war damals ein leichtfertiges Versprechen des künftigen Übersetzers dem Autor gegenüber. 

Dank gilt Herrn Prof. Dr. Konrad Vanja, Direktor des Museums Europäischer Kulturen in Berlin, ohne dessen Einsatz die Finanzierung dieser Arbeit arg ins Stocken geraten wäre. Letztlich konnte sie erfreulicherweise durch das französische Kultusministerium (Ministère francais  chargé de la Culture - Centre national du livre) umgesetzt werden, das die Übersetzung von Jean Cuiseniers "Mémoire des Carpathes" unterstützt hat. Gleichermaßen engagiert zeigte sich das rumänische Kulturinstitut in Bukarest (Institutul Cultural Român, Bucuresti), das die Finanzierung der Drucklegung ermöglicht hat. 

Mittelpunkt dieser Publikation ist die "Mémoire des Carpathes" - "Das Gedächtnis der Karpaten" von Jean Cuisenier. Die Beweggründe zu dieser Arbeit hat der Autor im "Nachwort zur französischen Ausgabe von 2000" formuliert (ab S. 332). Es freut uns, dass wir dazu beigetragen haben, ein rumänisch-französich-deutsches Projekt auf den Weg zu bringen. 

Die Herausgeber

(Die Veröffentlichung dieses Textes auf der Karpatenwilli-Seite, erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung des Jonas Verlages)

 


Vorwort des Autors

Für einen Autor ist es immer ein bewegender Moment, seine in eine andere Sprache übersetzte Arbeit vor sich zu sehen. Es ist für ihn auch eine Prüfung, wenn er nur über eine gewisse Kenntnis der anderen Sprache verfügt, sogar eine wahrhaftige Herausforderung, wenn er ein genügend großes Verständnis hat, um den Sinn der Sätze zu erfassen, aber es ist für ihn auch eine Qual, wenn die Beherrschung der anderen Sprache nicht ausreicht, um die Übersetzung entsprechend würdigen und die Nuancen dieser Übertragung schätzen zu können. Er ist manchmal erstaunt und sieht sich bei der Suche nach dem treffenden Ausdruck einer schwierigen Passage in einem Gedankenspiel mit dem Übersetzer. Bei dieser Übung ist ar aber jedesmal der Unterlegene. Wie könnte dies auch anders sein? Denn die Besonderheiten, die möglicherweise den ursprünglichen Text charakterisieren, sind nun Aufgabe des Übersetzers. 

Um die Mémoire des Carpathes einer deutschsprachigen Öffentlichkeit zu übergeben, genügte es nicht, diese Arbeit nur zu übersetzen. Es bedurfte auch einer fachlichen Qualifikation, nämlich der Kenntnis der europäischen Kulturen und ihrer Geschichte. Man musste anhand von Publikationen und Ausstellungen schon bewiesen haben, wie diese Kulturen in der Gegenwart weiter bestehen, wie die staatlich-administrative Organisation dieser Länder ist, wie die dortige Architektur beschaffen ist, welche gesellschaftlichen Strukturen bestehen und wie lebendig das religiöse Leben ist. Dr. Klaus Freckmann und Dr. Burghart Schmidt legen in dieser Publikation selber dar, wie dieses Projekt der Übersetzung geboren worden ist, welche Unterstützungen es erfahren hat und wie eine deutsch-französisch-rumänische Zusammenarbeit entstanden ist. Aber was sie nicht sagen und was ich mitteilen muss: Um eine solche Arbeit zu realisieren, bedarf es nicht nur eines Übersetzers und Herausgebers, sondern auch einer Meisterschaft. Frau Prof. Dr. Bärbel Kerkhoff-Hader und den Herrn Dr. Burghart Schmidt, Martin Rill und Prof. Dr. Konrad Vanja, die diese Kooperation mitgetragen haben, spreche ich dafür meine herzliche Anerkennung aus. Dr. Klaus Freckmann gilt vor allem für seine Bemühungen um die Verwirklichung dieser Publikation, die nun auch dank des renommierten Jonas Verlages Marburg vorliegt, ein besonderes Dankeswort. 

Jean Cuisenier                                    Ile de Ré, am 20. März 2008

(Die Veröffentlichung dieses Textes auf der Karpatenwilli-Seite, erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung des Jonas Verlages)

 


 

 

Das Gedächtnis der Karpaten (Neuerscheinung 2008)

Rumänien und sein kulturelles Erbe: Innen- und Außenansichten / Jean Cuisenier (Band 6 der Schriftenreihe zur Dendrochronologie und Bauforschung) ... Jonas Verlag ... ISBN 978-3-89445-394-7 ... 400 Seiten ...

http://www.jonas-verlag.de/shop/Architektur978-3-89445-394-7.html

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