Teofil Rachiteanu & Mina Purcel

 

 

Während meiner Reise durch die Muntii Apuseni im September 2007 kam ich auch durch Rachitele. Wie immer war ich versucht, den dort lebenden Menschen etwas über ihr Leben, ihre Historie u.a., zu entlocken. Mehrmals verwiesen mich die Dorfbewohner von Rachitele auf Herrn Teofil Rachiteanu. Diesbezüglich solle ich mal im Dispensarul (dem örtlich-medizinischen Versorgungsstützpunkt) nachfragen, wo Frau Dr. Rachiteanu als Ärztin arbeitet. Das tat ich natürlich und hatte Glück. Frau Dr. Rachiteanu rief ihren Mann per Telefon herbei. "Rachiteanu"? Ja, der Name war mir von irgendwoher schon ein Begriff, aber woher nur? Nach einer kurzen Phase des Kennenlernens erfuhr ich, dass Herr Rachiteanu nicht nur ein grosser Naturfreund, sondern auch einer des "Schreibens" ist. Teofil Rachiteanu hat bisher einiges an Literatur verfasst, auch wenn das für ihn in der Vergangenheit immer mit einem Wechselbad von Hoffen und Verzweifeln in Verbindung stand. Ja und jetzt kam es mir auch ein, woher ich den Namen "Rachiteanu" kannte, nämlich als Mitautor des hervorragenden Buches und Bildbandes "Muntii Apuseni" (Oradea 2006 / © Federatia Romana de Speologie / ISBN 10 973-0-04652-2). 

Auf meine Frage nach historischen Informationen des Ortes Rachitele ging Teofil nur zögernd ein, sicher auch, weil die Geschichte des Ortes noch nicht über Jahrhunderte zurückreicht. Dafür aber zeigte mir Teofil ein Buch: "CAZUL SUSMAN in Judecata Rachitenilor". Autoren des Buches sind Teofil Rachiteanu und Teodor Boc. In dem Buch werden Einheimische, mitunter auch Mina Purcel, die Mutter von Teofil Rachiteanu, über ihr Leben und die Ereignisse zur Region befragt. Nichts ahnend, von den bewegenden Schilderungen, kaufte ich Teofil ein Buch ab und er genehmigte mir die Übersetzung und Veröffentlichung des Interviews mit seiner Mutter Mina Purcel. ... Für die Übersetzung des Textes möchte ich Herrn Klaus Danielis rechtherzlich danken, leider hatte ich noch andere Themen für meine Webseite zu bearbeiten, so dass erst jetzt (Stand Jan. 2009) die Übersetzungen zur Biografie von Herrn Teofil Rachiteanu und der unglaublichen Lebensgeschichte von Mina Purcel der Öffentlichkeit des Web zugänglich werden. 

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Teofil Rachiteanu

Text: Interview mit Teofil Rachiteanu in der Zeitschrift Tribuna (Übersetzung Rumänisch ins Deutsche von: Klaus Danielis) ... Die Veröffentlichung des Interviews auf der Karpatenwilli-Seite erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung durch Teofil Rachiteanu!

Durch die Berge des Westens,

bis in alle Ewigkeit.

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-         Teofil Rachiteanu, vor zwanzig Jahren hast du die Stadt verlassen um in einem abgelegenen Gebirgsdorf zu leben. Warum?

-         Ich lebte in der Stadt, in Cluj (Klausenburg), zehn Jahre lang, während dem Studium und noch einige Jahre danach. Soviel ich Verdiene, so viele Verluste, allen Hoffnungen entsprechen Enttäuschungen. 1969 absolvierte ich in Cluj meine philologischen Studien. Schon in der Grundschule schrieb ich Gedichte, das ging so weiter am Gymnasium und auch an der Uni. 1964 hatte ich mein Debüt bei der Tribuna und im Jahr 1969 erschien beim ehemaligen Literaturverlag mein Band „Elegie sub stele“ (Elegien unter den Sternen), in der damaligen Sammlung „Luceafarul“ (Morgenstern).

 

-         War das Debüt mit einem Band, zu jener Zeit kompliziert?

-         Oho! Es war Herbst 1964; es war ein Traum bei Luceafarul zu publizieren, wo dazumal Eugen Barbu herrschte. Gerade die Jahre wurden Ion Alexandru, Marin Sorescu, Ana Blandiana, Gh. Pitut, Adrian Paunescu gewidmet. Im Luceafarul jener Zeit veröffentlicht zu werden, war eine Ehre. Ich nahm all meinen Mut zusammen und schickte an den Luceafarul eine Gruppe von Poemen, es folgte eine beängstigende Wartezeit; ein Monat, zwei Monate, neun, ein Jahr und … / nichts. Hatte mich schon damit abgefunden, dass es eben ein Versuch gewesen ist, als, an einem verregneten Novembersonntag, beim gewöhnlichen Kauf des Luceafarul, in der vor kurzem von Ionache Olteanu geführten Rubrik „Redaktionspost“ mein Name zu sehen war. Herr Olteanu vermerkte dort, dass ihm mein Name beim durchwühlen seines Schreibtisches aufgefallen sei, wo die Postsendung über ein Jahr lag und dass ihm vor allem die Gedichte sehr gefallen hätten. Etwas weiter unten veröffentlichte er drei meiner Gedichte. Hatte ihm einen Dankesbrief geschickt, er antwortete und meinte ich solle ihm noch Gedichte einsenden. Dieser Aufforderung folgte ich frohen Mutes. Er regte an, ein Album zusammenzustellen und wollte sich um dessen Veröffentlichung kümmern. Ich schickte ihm den Band – doch blieben seine Bemühungen erfolglos. Seine guten Absichten trafen auf eine ungeheuere Wand von Unverständnis. Fünf Jahre verbrachte der Band beim Verlag, bis er im Sommer des Jahres 1969 erschien. Im Jahre meines Uni-Abschlusses, gab es mein Debüt mit Gedichten die ich noch am Gymnasium geschrieben hatte. Ein Widerspruch zu meiner eigenen Entwicklung.

 

-         Dein Abgang aus der Stadt in die Berge, war nach meinem Wissen ein Rückzug um nicht zu sagen eine Flucht. Ich war sehr jung damals, doch hörte ich vieles über dich.

-         Nach der Uni bemühte ich mich um eine Stelle in Cluj. Hätte gerne bei einer Redaktion gearbeitet. Hatte eine bedeutende Anzahl von Rezensionen in der Presse von Cluj veröffentlicht, ich war Autor eines Gedichtbandes, einige Redakteure von Zeitschriften waren mir gut gesinnt und ich hoffte mein Ziel erreichen zu können. Mircea Borcila, einer der sympathischten Männer der Stadt, kannte mich, es bestand ein freundschaftliches Verhältnis, er versuchte mir bei der Findung eines Postens zu helfen, doch blieb alles, ohne sein Verschulden im  Stadium der guten Absichten. Dreimal hatte Borcila für mich eine Stelle bei einer Redaktion gefunden, es wurden ihm feste Zusicherungen gemacht, doch jedes Mal erschien im letzten Moment jemand der noch bessere Beziehungen hatte und schnappte mir die Stelle weg. Noch einige Jahre darauf, verbrachte ich meine Zeit auf den Straßen von Cluj, ohne Geld, ohne Wohnung ohne Essen, ohne Hoffnungen, schlief bei Freunden – danke lieber Freund Nicolae Mocanu für die Unterkunft die du mir so oft gewährtest! – ich las im großen Saal der Unibibliothek, all das was mir während dem Studium entgangen war, besuchte Fachkreise, verewigte meine Enttäuschungen in Versen, die kein Verlag je veröffentlicht hätte.

Ab und zu veröffentlichte ich etwas in der Tribuna, Steua, Echinox, manchmal sogar im Luceafarul, sicher nicht was ich gerne gehabt hätte, sondern nur was angenommen wurde. Hoffnungslosigkeit, Not, Elend und Verzweiflung überwältigten mich dermaßen, dass ich mich an einem Silvesterabend umbringen wollte. An jenem Abend bin ich zur Zentralpost gegangen, kaufte Umschläge, Briefpapier und an einem Tisch, dort bei der Post schrieb ich Abschiedsbriefe. Ich schrieb fleißig, fieberhaft, als sich plötzlich die Hand eines Bekannten, der zufällig an jenem Abend zur Post gekommen war, auf meine Schulter legte. Es war die Hand von Mircea Borcila. Er hatte wohl heimlich gesehen was ich da tat, betrachtete mein Gesicht, worin er auch lesen konnte und begriff worum es ging. Mit sanften Worten, die sich wie Balsam auf meine Seele legten, fasste er meine Hand und überzeugte mich, zu ihm nach Hause zu gehen um gemeinsam die Neujahrsnacht zu feiern.  Bei ihm fand ich, durch die Gutmütigkeit seiner Frau, warmes Essen, eine Schlafstelle – Vorteile die ich schon lange nicht genossen hatte. Als ich erwachte, erfüllte ein sanfter Sonnenschein die Stube und sein Licht umhüllte mich. Ich freute mich bei den Lebenden zu weilen … 

Nach einiger Zeit zog Mircea Borcila für mehrere Jahre in die USA, es war eine kulturelle Aufgabe. Ich blieb zurück auf den Straßen von Cluj, mit meinen Hoffnungen und meiner Verzweiflung. Einmal wollte die Zeitschrift Echinox eine Seite mit Gedichten von mir veröffentliche, der Zensor von Cluj verhinderte dieses. Es handelte sich um zehn meiner schönsten Gedichte. Enttäuscht darüber, entwand ich die Spalte mit meinen Gedichten, legte sie in einen Umschlag und sandte ihn nach Bukarest an Geo Bogza. In einem Begleitschreiben klagte ich, wie vor einer moralischen Instanz die Zeiten an in denen ich lebte, wo die Gedichte so verpönt sind. Sehr überraschte mich, dass Geo Bogza, auf der ersten Seite des Contemporanul einige meiner Gedichte veröffentlichte. Durch seine Großzügigkeit entschädigte mich Geo Bogza für all die Pein die ich im Gedichte-feindlichen Cluj erdulden musste. Obwohl mir daraufhin Stellen angeboten wurden, wollte ich in Cluj keine mehr haben. Die Stadt hatte mich zur Verzweiflung gebracht, so dass ich sie nicht mehr lieben konnte. Ich zog mich zurück, im Herbst 1974, in die Berge, ins Dorf meiner Herkunft. Journalist wollte ich nicht mehr sein, diesen Beruf konnte man nicht ausüben ohne seine Schreibfeder zu vergewaltigen. Ich meinte es sei besser anstatt Lügen über meiner Unterschrift zu verbreiten, lieber Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Seither, mein lieber Freund Christofor sind zwanzig Jahre vergangen.

 

-         Hattest du als Lehrer Schwierigkeiten?

-         Beruflich gab es keine. Meine Art zu lehren gefiel den Kindern, den Kollegen, den Fachinspektoren, die mich zwar bedrängten meine Haare zu schneiden. „Mit einer solchen Haarpracht kannst du nicht unterrichten“, brüllte einer mich an. Über das kulturelle Niveau dieses Inspektors erübrigt sich jeder Kommentar (ob er auch heute noch Inspektor ist?). Meine Haare ließ ich nicht abschneiden, obwohl ich in jenem Schuljahr siebenmal inspiziert wurde, zur Verzweiflung meiner Kollegen die nun wirklich unschuldig waren. Echte Probleme bereiteten mir einige Genossen die als Kulturaktivisten auftraten, die im Gebiet meiner Tätigkeit zuständig waren, vor allem Braica Ion, ein Halbanalphabet, der das „Stefan Gheorghiu“ (Kaderschmiede) absolviert hatte ohne dabei etwas gelernt gehabt zu haben. Er setzte mir zu, Texte in Versform für die „Cantarea Romaniei“ (sozialistischer Kulturwettbewerb) zu schreiben und weil ich dem nicht folgte, drohte er mir mit dem Ausschluss aus dem Lehramt. Glücklicher Weise gab es da noch den Inspektor Iuliu Parvu, für den der Beruf echte Wissenschaft war und dessen Menschlichkeit unermesslich. Iuliu Parvu federte alles ab. 

Schwieriger wurde es mit der Securitate, sie hatten mich beobachtet, obwohl es wirklich keinen Grund dazu gab. Die Securitate wusste welche Witze ich im Sprechzimmer erzählte, was ich Geo Bogza schrieb, was dieser antwortete, was Augustin Buzurea über mich schrieb, was ich irgendwann, in einer Kondi in Cluj mit Mircea Borcila sprach, nachdem dieser aus den Staaten zurückgekehrt war, was ich in irgendeinem Blatt veröffentlicht hatte, usw., usw. Trotzdem kann ich nicht über schlimme Erlebnisse klagen. Der Herr Major Benea von der Securitateazweigstelle aus Huedin hat mich dreimal verhört, es herrschte immer zivilisierter Ton, er fühlte sich dabei nicht gut – glaube ich festgestellt zu haben- musste aber den Weisungen seiner Vorgesetzten folgen. Er möge mir nicht böse sein, weil ich hier seinen Namen erwähne, weil – und dieses sage ich ganz ohne Ironie – er ein menschlicher Mensch war, ein anständiger Securist.

 

-         Diese Flucht in die Berge, hatte sie Auswirkungen auf deine poetische Tätigkeit, auf deine Gedichte?

-         Mein in Rückzug in die Berge, war vorteilhaft. In meiner Abgeschiedenheit habe ich sieben Bücher mit Gedichten geschrieben, davon konnte ich bis jetzt drei drucken lassen. Es war sehr schwierig. Glück hatte ich, weil meine Gedichte den Leuten, denen ich sie vorlegte, gefielen. Sorin Marculescu, einer der bedeutendsten Herausgeber Rumäniens, den ich niemals gesehen habe, hat mir in seiner Großherzigkeit geholfen. Den Band „Somn de voevod“ (Schlaf des Fürsten) bei der „Cartea Romaneasca“ zu drucken, es war dieser, zu jenen Zeiten ein berühmter Verlag. Dann Herr Virgil Bulat, von der „Dacia“ aus Cluj, gab sich große Mühe und scheute selbst die Auseinadersetzungen mit dem schrecklichen Dulea nicht, damit mein „Planetel de Melancolie“ gedruckt wurden. Beiden sei hiermit herzlichst Dank und Anerkennung ausgesprochen.

 

-         Du warst mit Geo Bogza befreundet. In wieweit hat sich diese Freundschaft auf deine Gedichte, auf deine menschliche Biographie ausgewirkt?

-         Durch seine unermeßliche Grosszügigkeit hat er mir das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückgegeben. Das ich nach dem Zwischenfall mit dem Echinoxul überhaupt noch geschrieben habe, verdanke ich ihm. Er konnte die Lügner, die Ungerechtigkeit, die Charakterlosigkeit nicht ertragen, er verurteilte sie bei jeder Gelegenheit. Er war unbestechlich, eine echte moralische Instanz. Er war stets an meinem Schicksal interessiert. Einmal im Januar, zum Geburtstag von Eminescu, hatte er mich nach Bukarest gerufen wo ich zusammen mit einer jungen Frau - die er auserwählt hatte – den üblichen Nelkenkranz, den er kaufte, an der Statue vor dem Atheneum niederlegen sollte. Kann nicht sagen warum ihm meine Gegenwart dort wichtig war. Weis bloß, dass ich kurz vor der Abreise erkrankte und nicht bei der Zeremonie teilnehmen konnte. Musste das Bett hüten, hatte keinen Arzt und keine Medikamente. Geo Bogza interessierte sich nach meinem Befinden, er telefonierte mit Herrn Octavian Fodor aus Cluj, forderte diesen auf einen Arzt zu mir zu schicken, das geschah dann auch. Octavian Fodor schickte einen Rettungswagen der mich nach Cluj brachte, an seine Klinik, so wurde ich kuriert. In Briefen fragte er nach meinem Zustand, er fühlte sich irgendwie verantwortlich für mein menschliches Schicksal nicht nur um das poetische, er beantwortete all meine Briefe und ich hatte gut hundert Stück geschrieben. Er gestand niemandem aber wirklich niemandem so viele Briefe geschrieben zu haben. Ich stand mit ihm in Verbindung bis kurz vor seinem Tod. Er war ein geistiger Vater für mich, ein Beispiel an Gewissenhaftigkeit und moralische Haltung. Habe ihn mehr als nur geliebt.

 

-         Nach dem Erscheinen deines ersten Buches hast du zehn Jahre lang „geschwiegen“. Warum?

-         Es bleib mir nichts anders übrig. Hatte keine Beziehung zu der hoch oben angesiedelten literarischen Welt, meine Bücher mussten unüberwindbare Hürden bewältigen, um zum Druck zu gelangen. Sie mussten jahrelang in Schubladen verbringen bis jemand grünes Licht erteilte. Darum sind sie stets erst viele Jahre später erschienen als ich sie geschrieben hatte – mit Zeitverschiebung. Leider ist es auch heute nicht leicht ein Buch zu veröffentlichen. Die wirtschaftliche Zensur ist genau so schlecht wir die vorherige. Habe ein Manuskript für Bücher mit Poemen und Liedern – aber die Aussichten sind gering veröffentlicht zu werden. Woher soll ich das Geld nehmen für Papier, den Druck usw., usw.

 

-         Trotzdem, habe es nicht gesehen, ist ein Band mit Poemen von dir erschienen. Wie kam es zu diesem Wunder?

-         Zu Verdanken haben wir es meinem Freund Constantin Dumitrescu vom R.T.V Cluj, der einen privaten Verleger gefunden hat, den er überzeugen konnte mein Buch zu drucken, zu günstigeren Bedingungen als sonst wo. Habe 350.000 Lei aufgetrieben und der Druckerei gezahlt. Es war, du musst es mir glauben, ein sehr großer Aufwand für mich. Einen Teil dieses Geldes musste ich vom Munde meiner Kinder abnehmen – habe zwei Zwillingstöchter, Sanzaiana und Simina, so schön wie ein Gedicht – einen anderer Teil brachte meine Heuernte ein, das Gras habe ich selbst gemäht auf einem Grundstück, das ich vom Honorar für meine „Planete de Melancolie“ erhalten hatte. Ein Drittel dieser Summe haben mir meine ehemaligen Schulfreunde aus Rachitele – die Eheleute Anca geborgt. Der Band heißt „Poezii de mai de mult“ (Gedichte von einst) und enthält Texte die ich vor 1990 nicht veröffentlichen konnte. Trotzdem bin ich froh, dass ich in diesen schweren Zeiten ein Buch veröffentlichen konnte.

 

-         Von denen die sich zu deinen Büchern geäußert haben, wer hat dich am besten verstanden?

-         Artur Silvestri. Ohne ihn gekannt, oder uns auch nur einmal gesehen zu haben, habe ich ihm ein Exemplar meiner „Planete de Melancolie“ geschickt. Er hat es gelesen, es hat ihn interessiert und er hat im Luceafarul, wo er Redakteur gewesen ist, eine Chronik darüber geschrieben. Artur Silvestri ist kein geckenhafter Kritiker jener Art, die dir zu verstehen geben, dass sie dir gewaltig entgegenkommen wenn sie deine Arbeit zur Hand nehmen, er ist eine Mensch mit Seele. Drücke dieses nicht deswegen aus weil er mich gelobt hat, sondern einfach nur darum, weil er sich die Mühe gemacht hat einen Unbekannten wie mich zur Hand zu nehmen, weil er die Geduld aufgebracht hat meinen Band zu lesen und weil er darüber redlich geurteilt hat. Viele der Kritiker von vor 89 gaben sich nur mit bekannten Schriftstellern ab, die an Schlüssel-Positionen standen, im kulturellen Leben und an der Macht, von denen sie gewisse Vorteile zu erwarten hatten. 

Es gab zu jener Zeit keine Autoren, die an der Leitstelle einer Zeitschrift, eines Verlages oder anderer wichtiger kultureller Institution standen, die nicht gelobt wurden. Solch geartete Kritiker gaben sich nicht mit unbekannten Leuten ab. Artur Silvestri war eben anders geartet. Er war bescheiden, großherzig, konnte sich begeistern und auch wenn man ihn ins Abseits stellte, ich ändere meine Meinung über ihn nicht. Solche Leute gibt es selten, die auch einem unbeachteten Schriftsteller die Hand reichen und ihn freundlich behandeln. Geschrieben haben über meine Bücher auch Mircea Vaida, Cornel Regman, Z. Sangeorzan, Z. Carlugea (ein ausgezeichneter Kritiker, von dem ich nach 89 nichts mehr erfahrten konnte), Al. Cistelcan, Dorin Serghie (der beste, gegenwärtige Journalist in Cluj) Gh. Nistor, Horea Badescu (möchte ihn nicht loben, da er mir ein guter Freund ist und man sagen könnte …), Constantin Cublesan und andere. Ich respektiere ihre Meinungen, auch wenn diese nicht immer gerechtfertigt waren, und ich danke ihnen.

 

-         Auf deinem Weg durch die Schulen sind dir doch viele Lehrer begegnet, gibt es von diesen einen der dich besonders geprägt hat?

-         Ganz gewiss. Es war Nicolae Steiu, vom Gymnasium aus Huedin, wo er auch z.Z. noch unterrichtet. Unter anderem ist er Autor eines Buches über Avram Iancu. Ich war sein Schüler dort am Gymnasium von Huedin.

Als ich dort anfing, hatte ich Opanken an den Füßen, trug einen geflickten Anzug, den mir ein älterer Vetter geschenkt hatte. Ich war unentschlossen, schüchtern, armselig (wir waren zehn Geschwister, Halbwaise (frühzeitig ohne Vater geblieben, alle unter 15, unsere Mutter hatte es sehr schwer, oft wurde sie verhaftet und von der Securitate gefoltert, weil, angeblich unser Vater etwas gegen die Kommunisten gehabt haben sollte). In der ersten Gymnasialklasse hat er mir geholfen ein Stipendium zu bekommen, in den folgenden Jahren brachte er mich auf illegale Weise unter, im Internat, weil mir ein Recht auf Stipendium abgesprochen wurde. Er borgte mir Bücher, und zwar die wichtigsten, die meine Neigung zur Kultur anregten. Er war ein großer Lehrer, der die Kinder beseelen konnte. Wenn es ihn nicht gegeben hätte, wäre ich heute irgendein Waldarbeiter und hätte mich an der – nie dagewesenen – Vernichtung unserer Wälder beteiligen müssen. Er war der beste Lehrer der mir je begegnet ist, ich verehre ihn ohnegleichen und bin ihm dankbar. Jedes mal wenn wir uns begegnen - und das geschieht recht oft in letzter Zeit - bleibe ich in seiner Gegenwart stets sein Schüler …

 

-         Teofil Rachiteanu, welche Bedeutung, hat für Dich das Gedicht?

-         Eine Form der Aufhebung unserer zermürbenden Zeit, eine himmlische Laune, eine Religion ohne Zwänge, Antimaterie.

 

-         Wie würdest du den Dichter definieren?

-         Darauf hat Eminescu geantwortet, vor mehr als einem Jahrhundert. Als ob er´s gestern getan hätte: „Denn was der Dichter, ist auf der Welt, was ist der Dichter heute? / Der einzelnen Stimme möge lauschen wer will / Unerkannt berieselt langsam die Welt / und niemand wird fragen ob er dazu da gewesen ist …“

 

-         Nach einer solch pessimistischen Definition, kannst Du noch an die Zukunft der Poesie glauben?

-         So lange man die Frage über den Sinn des Lebens nicht beantworten kann, wird das Gedicht nicht verschwinden …

 

-         Du bist ein Mensch der Berge. Was bedeutet dir der Berg?

-         Der Berg ist mein Schicksal. Nichts auf der Welt wird mich von ihm trennen. Wo auch immer auf der Welt ich mich aufhalten sollte, ich wäre ein unbeholfener Mensch ohne den Berg in meinem Rücken. Der Berg ist die Grundmauer meines Wesens, darum bin ich sehr besorgt über dass was mit unsern Wäldern geschieht. Zur Zeit werden die rumänischen Wälder geplündert, auf eine Art, wie es noch niemals geschehen ist. Ganze Räuber-Kohorten mit Fuhrwerken, Gespannen, Traktoren, Lastkraftwagen verschiedenster Art wimmeln auf den Wegen die aus den Bergen und Wäldern führen, zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Es wird geschlagen was schön und gut ist; alte Bäume, und junges Holz, jährlich tausende von Tannen, Fichten, mit denen zu Weihnachten das große Geschäft gemacht wird. Der Brauch mit dem Weihnachtsbaum schadet schon längst unserem Wald. Wenn es in meiner Gewalt stünde, ich würde ihn abschaffen. Ich glaube, dass sobald eine Überlieferung Schaden anrichtet, sollte man davon lassen. Heute ist der Wald nicht mehr der Bruder des Rumänen, es ist kein „rumänisches Heim“ mehr, so wie es ein anonymer Dichter ausdrückte; er ist ein Schatz den alle plündern, sogar diejenigen die ihn schützen sollten. Das ist die traurige Wahrheit. Buchen und Tannen – einige davon wahre Patriarchen der Wälder – werden umgelegt, es dröhnt wie bei riesengroßen Tempelsäulen. Die Wälder werden vernichtet. Ich kann ihr Wehklagen vernehmen. An wen kann ich meine Klage richten? …

 

-         Es ist mir bekannt, dass du in jedem Sommer durch die Westkarpaten streichst, dass es trotz allem noch Winkel gibt wo die Natur in Ordnung ist und dass du diese kennst. Einmal hast du mich an eine solche Stelle geleitet – es war der Someschpass (cheile somesului) – diese werde ich nie vergessen, ein Tempel in dem die Götter noch gegenwärtig sind. Was empfindest du wenn du solche Orte aufsuchst?

-         Sowohl im Winter als auch im Sommer, bei Sonnenschein oder Tauwetter, habe ich das Bedürfnis zu wandern, ganz alleine, über die Berge, durch die Wälder, entlang von Wasserläufen. Bevorzuge Stellen die nicht von Menschen aufgesucht werden. Die aufgehende Sonne begegnet mir oft auf einem Höhenzug, an einem Wasserlauf, mit einer Haselgerte in der Hand bei den Forellen. Es ist die Stunde wenn mir der Bär begegnet, der Hirsch, der Marder oder das Wildschwein und mir wähnt, es seien gute Bekannte. Beim Sonnenaufgang steigen sie ab zur Tränke, wir behindern uns nicht gegenseitig, jeder macht seine Sache, und geht weiter, in Frieden zu den Seinen. Es sind dieses für mich Momente höchsten Einklangs mit der Natur. Der Sonnenaufgang in den Bergen, zur Sommerzeit, erlebt am Buteasa, Briteiu oder auf der Magura Vanata, ist derart beeindruckend, dass es nichts Größeres in meinem Leben gibt. Wer dergleichen erlebt vergisst, dass es auch noch Städte gibt auf dieser Welt. 

In den Bergen entfaltet die Poesie ihren natürlichen Zustand. Ich spüre sie in der Luft, im Wasser, im Windhauch eines Gedankens, in einer erlebten Sehnsucht, unbedarft, indem ich die Berge durchstreife, im Rhythmus meiner Schritte entstehen die Rhythmen meiner Poeme, die Worte erscheinen und reihen sich aneinander, geflüstert, verzaubert, gut überlegt gelangen sie auf die weißen Papierblätter, jedes an seinen Bestimmungsplatz, schicksalhaft. Bei jeder Wanderung hole ich mir einen Vers aus dem Bergen, Eindrücke, Ideen, letztendlich wird daraus das Poem. An einigen Stellen, in den Bergen meine ich da schon mal gewesen zu sein in einem vorherigen, ja in mehreren vorherigen Leben. Vielleicht gerade darum sind mir Orte an denen ich noch nie gewesen bin so vertraut, bekannt, seit jeher. Dann stelle ich mir die Frage, ob ich wohl ein anderer sei, der schon mal da gelebt hat, dessen Freuden, Traurigkeit, Schmerzen wiederkehren?

 

-         Nach einem solchen Poem in Prosaform, wäre es doch angebracht, lieber Teofil Rachiteanu unser Gespräch mit einem Poem zu beenden das noch in deiner Seele steckt?

-         Wenn du es niederschreiben möchtest, da ist es: „Durch die Berge des Westen´s mit Wasser und Wind / Bis unsre Sehnsucht so schwer wie Erde wird / Durch die Berge des Westen´s im Sonnenschein und unter den Sternen / Bis auch das Schweigen erdenschwer wird / Durch die Berge des Westen´s bei Sonnenuntergang / Bis auch die Wünsche beginnen zu altern und schmerzen / Durch die Berge des Westen´s bis in alle Ewigkeit / Eingehüllt in meine melancholische Wolke“.

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Zeitschrift „Tribuna“, Julie – August 1994

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Die orthodoxe Kirche

... befindet sich auf einer Anhöhe über dem Dorf Rachitele, dessen Häuser sich weitgehend entlang des schmalen Tales der Valea Rachitele befinden. Ca. 50 m neben der Kirche stehen zwei Steinkreuze mitten auf der Wiese, ein wahrscheinlich sehr altes (nicht datierbar) und eines von einem verstorbenen Pfarrer des Ortes (1824-1902). 

Rachitele gehört zur Gemeinde Margau (Jud. Cluj). http://www.margau.ro Die Gemeinde besteht aus den Dörfern und Weilern Margau, Buteni, Rachitele, Bociu, Ciuleni, Scrind-Frasinet, Doda-Pilii und Ic. Ponor. Ca. 1890 Einwohner leben hier, wovon 874 EW auf Rachitele kommen. Die Gemeinde Margau erstreckt sich über eine Fläche von 21127 ha und befindet sich an den nord-östlichen Ausläufern des Muntii Vladeasa. Der älteste Ort der Gemeinde ist Margau, der erstmals um 1200 und 1340 Erwähnung findet. In der Gemeinde Margau lebt eine durchgehend rumänische Bevölkerung. Man erreicht den Ort Rachitele auf schnellstem Wege über die -E 60- und zweigt in Huedin ab. Von hier aus gelangt man über eine gut ausgebaute Landstrasse nach Rachitele (ca. 26 km). 

 

 

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Purcel Mina

Text: Eine Interview mit Purcel Mina, geführt von Constantin Dumitrescu ... (Übersetzung Rumänisch ins Deutsche von: Klaus Danielis)

PURCEL MINA

89 Jahre alt, Rachitele Nr. 368, die Gattin des Purcel Petru alias Petrea lui Indrei, er wurde von Mitgliedern der Susmangruppe ermordet

 

- Wie alt sind Sie, Frau Mina?

- Noch ein Jahr und ich werde neunzig, ja ich habe dieses Leben satt, denn es war kein Leben, es war die Hölle auf Erden. Habe es dem Susman zu verdanken, er ist ein krimineller, ein gefährlicher Mensch, der meinen Mann umbrachte als dieser 36 und ich 33 Jahre alt war und neun Kinder hatte.

- Wer war Susman?

- Einer von hier aus Rachitele, einer der reichsten von hier, er hatte einen Laden, beschäftigte sich mit dem Wald, mit Hölzern, er machte Bretter daraus und verkaufte sie an die Criseni (Menschen aus der Crisana - Bihor), auch an andere. Alle Bewohner von Rachitele hatten nach dem ersten Weltkrieg Anteile des Waldes bekommen. Susman hatte Geld und kaufte von allen die verkaufen wollten, ihre Anteile ab, meistens von den Armen, da diese eher bereit waren zu verkaufen, einigen hat er nichts dafür gezahlt. Ich kenne einen der seinen Wald für drei Flaschen Schnaps hergegeben hat. Damals hatten die Leute hier wassergetriebene Sägewerke, sie schnitten Bretter und verkauften diese wo es nur möglich war, aber wie gesagt, meistens an jene aus der Crisana. Susman war auch Jäger, beim Jagen hat er meinen Mann kennen gelernt, der auch Jäger gewesen ist. Susman nahm ihn mit zur Jagd, mein Mann ging gerne mit, er wurde dafür bezahlt. Susmann ging nur noch mit meinem Mann jagen, man meinte sie seien die besten Freunde. Es gibt da so einen Spruch: „Die Freunde bringen dich um deinen Kopf“. So sollte es auch meinem Mann ergehen. Susman hat ihn umgebracht, genau dieser von dem mein Mann meinte es sei sein bester Freund.

- Warum hat er ihn umgebracht?

- Das, mein Lieber ist eine lange und hässliche Geschichte, wie gut wenn es nur eine Geschichte gewesen wäre. Als die Kommunisten an die Macht kamen war dieser Susman Bürgermeister, kurz darauf wurde Pascu Bontii eingesetzt, den Susman nicht mochte. Dann wurden jene die zu viel besaßen enteignet, auch der Susman verlor viel Hölzer, Bretter, behauene Balken, an denen auch mein Mann gearbeitet hatte, denn er war auch Zimmermann. Susman wollte die Hölzer nicht hergeben, er verkaufte so viel möglich war. Dafür wurde er zur Verantwortung gezogen, er sollte verhaftet werden, konnte aber fliehen und sich in den Wäldern verstecken. Die Miliz (Polizei zu kommunistischen Zeiten) suchte nach ihm. Tagsüber versteckte er sich und Nachts kam er heimlich und holte sich Verpflegung. Da sein Haus von der Miliz beobachtet wurde gaben ihm auch andere Leute Lebensmittel, er hatte auch Freunde; viele schimpften über ihn, aber nicht alle. 

Susmann forderte meinen Mann auf zu ihm in den Wald zu gehen, damit er nicht alleine sei. Er hatte auch seine Söhne mitgenommen, den ältesten Traian, den Visalon und den Todor, ich habe alle gut gekannt, sie sind oft in meinem Haus gewesen, wenn sie zur Jagd gingen oder von der Jagd kamen. Traian kannte ich am besten, er war gutmütig, ähnelte seiner Mutter, redete ruhig und leise, man meinte es plagen ihn Schmerzen. Dieser Traian kam zu uns, jedes Mal wenn sein Vater zur Jagd ging, um meinen Mann abzuholen, ihm zu sagen wo der Begegnungsort ist. Todor hatte eine rauere Art, redete schnell und schlug schnell zu wenn er Hader hatte. Visalon war kleiner als Todor, er war kein schlechter Mensch, doch ließ er sich von seinem Bruder beeinflussen. 

Der Vater hatte nun aus seinen Söhnen auch Flüchtlinge gemacht, Partisanen, daraus kam alles Elend und er starb. Zu erst starb seine Mutter aus Herzleid, danach hat sich Susman erschossen, danach auch die Söhne, außer Traian, er wurde vorher festgenommen, da man ihm aber nichts nachweisen konnte wurde er nicht verhaftet. Mein Mann hatte dem Drängen der Susmans nachgegeben und war mit ihnen in die Wälder gezogen; Susman meinte, die Amerikaner würden kommen und die Kommunisten vertreiben und dann würde wieder alles gut sein. Er hörte Nachrichten am Radio und informierte die Leute des Dorfes, die meisten glaubten ihm. Mein Mann hätte vor den Kommunisten nicht flüchten müssen, er hatte kein Vermögen, man konnte ihm nichts wegnehmen, er besaß nur ein armseliges Haus, geerbt von seinen Eltern, er hatte mich und die Kinder. Ich sagte ihm er solle nicht mit Susman fliehen, er meinte auch wie Susman, die Amis würden kommen und die Kommunisten vertreiben. Daran glaubte er und davon kam alles Übel. 

-  Wie lange ist Ihr Mann mit Susman zusammengeblieben?

-  Nicht lange, einige Monate, es wurde immer ernster, die Miliz kam zu mir nach Hause, und wollte erfahren wo mein Mann sich aufhält, ich sagte ihnen: „Mehr als ihr sowieso wisst kann ich euch auch nicht sagen“. Sie kamen nachts ins Haus, die Miliz konnte es nicht stets im Auge behalten, es kam auch Susman mit seinen Söhnen, mit ihnen kam auch Ilie Jerului und Volce und Merghis, und Tartai. Diese hatten sich um Susman geschart, es war auch ein Ciota aus Calata dabei.

An einem Abend kam Susman, mein Mann, die Susmansöhne, mir scheint Traian war nicht dabei, und sie wollten dass ich ihnen Brot backe. Ich hatte nicht genügend Mehl im Haus. Susman schickte meinen Mann mit einem Briefchen zu Gheorghie Schiopului, der eine Mühle besaß, um einen Sack Mehl zu holen. Es war nach Mitternacht, als mein Mann losgegangen war, vor Tagesanbruch war er mit dem Mehl zurück. Als es hell wurde, zogen sich alle zurück um nicht entdeckt zu werden. Am nächsten Abend habe ich den Teig gemacht in den Ofen geschoben und nach zwei Stunden habe ich die Brote herausgeholt. Um Mitternacht kam Susman mit seinen Leuten, mit meinem Mann, es waren sechs Männer, ich hatte sechs große Brote gebacken, jeweils fünf Kilo jedes, jeder steckte sich eines in den Rucksack, und vor Sonnenaufgang waren sie wieder weg. Danach ist mein Mann auch sonst noch nachts gekommen, alleine, ohne den Susman. Dann ging er zu Susmans Frau, diese füllte ihm den Rucksack mit Lebensmitteln, damit kehrte er zu den Männern in Wald zurück. Er hatte Glück, die Miliz hat ihn nicht packen können. 

Mir ging es aber nicht gut, ich hatte neun kleine Kinder, die Reserven waren bald verzehrt und ich konnte ihnen nichts zum Essen geben. Die Miliz kam stets und fragte nach meinem Mann, geschlagen haben sie mich damals nicht, sie beschimpften mich, und die Kinder mussten das mit anhören. Die Miliz hatte Verstärkung bekommen, Tag und Nacht waren sie auf der Lauer, rings ums Haus, auch die Häuser der andern Flüchtlinge wurden überwacht. Wir hatten zu Hause nichts mehr zum Essen. An einem frühen Morgen stand plötzlich mein Mann im Haus, die Militz hatte ihn nicht erspäht. „Es wäre besser wenn du nicht mehr kommst, denn du machst mir nur noch Schwierigkeiten, lass den Susman zum Teufel, geh und stell dich bei der Miliz!“, hatte geweint und ihm gezeigt, dass ich die Kinder nicht mehr satt kriegen kann. Ich weinte und bat ihn, sich von Susman zu entfernen, bevor es zu spät ist. Er schwieg, blieb zwei Stunden am Tisch sitzen. Als es hell wurde, stand er auf und sagte: „Ich gehe zur Miliz und stelle mich“. Das hat er auch getan. 

Bei der Miliz wurde er befragt, wo sich Susman aufhält, er nannte einen Ort an dem sich Susman aufgehalten hatte. Die Miliz ging mit ihm hin, dort war keiner, er wurde weiter bei der Miliz festgehalten, sie schlugen ihn, weil er sie in die Irre geführt hatte. Das stimmte ja auch, er hatte gelogen. Bei der Miliz wurde er eine Zeit lang gehalten, gefoltert, um Susman zu verraten. Er musste sich schriftlich verpflichten, bei der Auffindung der Susmanleute mitzuhelfen. Das hat er auch getan, weil er die Folter nicht mehr ertragen konnte. Er wurde entlassen und streifte durch die Wälder, jeden Samstag musste er sich bei der Miliz melden und berichten wo er nach Susman gesucht habe. Er wusste genau wo sich Susman aufhielt, belog aber weiterhin die Miliz, er wollte ihn nicht verraten. 

Susman erfuhr, dass er sich der Miliz gestellt hatte, und war ihm deswegen sehr böse, schickte stets Zettelchen, die uns heimlich zugesteckt wurden, unter den Türen oder an Fensterrahmen. Darin gab er Begegnungsorte an und forderte meinen Mann auf, sich dort mit ihm zu treffen. Dorthin ging mein Mann nicht, auch durch Gefolgsleute von Susmann wurde er aufgefordert sich mit Susman zu treffen, auch darauf ist er nicht gegangen. Es verging eine Zeit ohne mit Susman Kontakt gehabt zu haben, dieser ärgerte sich immer mehr. An einem Morgen fand ich in einer Fensterspalte einen Zettel, darin stand: „Wir werden dich in Brand setzen weil du dich gestellt hast und uns verraten wolltest!“ Mein Mann steckte diesen Zettel in die Jackentasche, einer Jacke die er nur an Feiertagen trug, die Jacke blieb am Kleiderständer hängen. 

Später als er von Susman ermordet worden war, kamen nachts Leute der Securitate ins Haus und stöberten überall herum, sie stießen auf die Jacke und fanden den Zettel. Nachdem sie ihn gelesen hatten, lachten sie und sagten zu mir: „Dieses ist ein Trick deines Mannes, damit wir nicht glauben, dass er zu Susman zurückgekehrt sei“. Ich sagte ihnen er sei nicht bei Susman, darauf sagten sie : „Du lügst, du Teufelshure!“ und stießen mich mit dem Gewehrkolben an die Brust. Ich stürzte auf den Fußboden, wurde bewusstlos, dort blieb ich liegen bis es Tag geworden war und ich das Weinen eines Kindes hörte, das in der Wiege lag. Drei Wochen lang hatte ich Schmerzen in der Brust, dachte daran sterben zu müssen, mit Gottes Hilfe ging es mir dann besser und sie ließen mich bei den Kindern. Aber nun zurück zu meiner Schilderung, ich hatte da etwas vorgegriffen. Meinen Mann verhörten und schlugen die Milizleute immer wieder, sie warfen ihm vor eine Waffe zu haben, die er abgeben müsste. Es war damals generell so, dass alle Leute die Waffen hatten, diese abgeben mussten. 

 

-  Besaß denn ihr Mann eine Waffe?

-  Er hatte eine. Er hatte zwei, schon aus der Kriegszeit, als er Abgerüstet hatte, kehrte er mit der Waffe heim. Als die große Hungersnot wütete hatte er mit seiner Waffe Glück, sonst wären wir verhungert. Er ging jagen, brachte Fleisch und dieses aßen wir ohne andere Beilagen, auch Brot gab es nur selten. Aus den Fuchs- und Rehfellen machten wir Kleider, es gab sonst nichts anderes. Die Kleider fertigte ich von Hand an, es gab damals keine Nähmaschinen bei uns. Bärenfelle benutzten wir als Bettdecken. Wir aßen Fleisch vom Hirsch, Reh, Kaninchen, Wildschwein, ab und zu auch Bärenfleisch. Das Bärenfett benutzten wir auch zum einfetten der Pferdegeschirre, der Schuhe und des Gewehrriemens. 

-  Hatten sie viele Kinder?

-  Ja, jedes Jahr kam eines zur Welt. Ich war Gottesgläubig und da gab es keine Verhütung oder Abtreibung. Ich hatte fünf Jungen und fünf Mädchen. Zu erst kamen die Töchter, danach die Söhne. Mein Mann hatte sich über den ersten Sohn sehr gefreut; an jenem Tag ist er jagen gegangen und brachte einen Rehbock heim, dessen Kopf präpariert wurde und an Brettchen befestigt, zum Gedenken an die Geburt seines ersten Sohnes.

-  Wie heißt ihr erster Junge?

-  Teofil!, nur er lebt noch, die andern Buben sind gestorben, die armen. Drei starben als sie noch klein waren und einer im Jahr 1991 bei einem Eisenbahnunfall, es blieb nur noch Teofil und er hat mir auf meine alten Tage viel geholfen. 

-  Gibt es den Rehbockkopf noch?

-  Nein, ich habe ihn nicht mehr. Ich hatte Teofil gesagt was es mit dem Kopf auf sich hat. Er hatte aber einen Herrn in Bukarest, einen Schriftsteller, der ihm viel geholfen hatte als er ein Buch gemacht hatte, denn er schreibt Bücher, dieser mein Sohn, welch Elend, denn ich kann weder lesen noch schreiben. Teofil dachte er solle dem Herrn aus Bukarest etwas schönes schenken und er schickte ihm diesen Rehbockkopf, der ein Erinnerungsstück an seinen Vater war.

-  Wie heiß der Herr aus Bukarest?

-  Weis es nicht mehr, fragen sie Teofil.

-  War es Geo Bogza, der ihn auch hier in Rachitele besucht hat, erinnern sie sich?

-  Ja, jetzt schon, ich hatte ihn nicht gesehen, da ich damals nicht zu Hause war. Aber nun bin ich wieder abgewichen, von meiner Geschichte! So geht es nun mal, beim Erzählen, es werden dabei auch andere Erinnerungen erweckt und man hat nicht genügend Zeit um alle zu erzählen.

-  Macht nichts, sagen sie mir was dann mit ihrem Mann geschehen ist.

-  Susman war böse weil er sich von ihm getrennt hatte. Der arme Petru wird von der Securitate gefoltert um zu verraten wo sich Susman aufhält, verlangt von ihm er solle den Susman suchen, er weis wo sich Susman aufhält, verratet es aber nicht, er erzählt bei der Securitate wo er ihn überall gesucht hat, ohne ihn finden zu können. Mein Mann war stets betrübt, saß oft mit dem Kopf in die Hände gestützt und redete nicht mit mir, auch wenn ich ihn fragte was ihn bedrückt. Einmal ist die Mutter von Volorian bei uns gewesen, sie hatte uns Maismehl gebracht, sie hat ihn so bedrückt gesehen und gefragt was ihm den fehle, darauf sagte er ihr: „Mütterchen, es weiß niemand wie es mir geht. Susman ist wütend, weil ich nicht mehr bei ihm bin, die Miliz schlägt mich damit ich ihn verrate“; mach dem doch eine Ende, geh hin zur Miliz und sag denen wo sie Susman finden können“ ... sagte sie darauf. „Das kann ich nicht machen, denn wenn ich das tue wird er umgebracht, und ich möchte seinen Tod nicht auf meinem Gewissen haben“. Darauf ist er aufgestanden, hinausgegangen und erst spät am Abend zurückgekommen.

Darauf, um noch etwas Brot für die Kinder zu beschaffen, hat ihn die Gemeinde eingestellt, als Holzarbeiter und was noch so anfiel. Er wollte auch unser altes Haus erneuern, darum hatte er die Ochsen verkauft, davon sollte ein neues Dach gemacht werden. Mit ihm arbeiteten noch viele Leute aus dem Dorf, auch ein Merghis, der so tat als sei er sein Freund, doch es war ein Spitzel von Susman, der sich vorgenommen hatte ihn umzubringen, weil jemand Susman zugetragen hatte, dass Petru die Securitate angeleitet hatte als es fast zu einer Festnahme gekommen war. Das war aber eine Lüge, ich glaube es war Volce. Bei der Gelegenheit wurde Traian, ein Sohn von Susman gefasst, zu seinem Glück, ansonsten wäre es ihm wie auch seinen Brüdern ergangen. 

Drei Wochen vor diesem Ereignis hatte man meinen Mann mit einem Rucksack voller Munition erwischt, die er brauchte da er ja noch Waffen hatte. In den Bergen begegnete er fünf Männer in Zivil; er hatte sie nicht rechtzeitig gesehen um sich noch verstecken zu können, es war sehr neblig an dem Tag. Einer forderte ihn auf die Hände zu erheben, und richtete eine Pistole auf ihn. Er musste sich fügen. Es waren Securisten, sie hatten ihn durchsucht, und die Munition gefunden. Er wurde festgenommen, nach Beius gebracht, dorthin ins Zuchthaus gesteckt, dort wurde er geschlagen um das Versteck der Waffe zu verraten. Das hat er aller Qualen zum Trotz nicht getan. Sie kamen zu mir nach Hause, zwei Securisten, sie forderten mich auf die Waffe herzugeben, es sei der Wille meines Mannes: „Er hat keine Waffe, die hatte er abgegeben“. „Dass kann nicht sein, dein Mann sagt er hat eine und du bestreitest das“; „wenn er eine hat warum hat er ihnen dann nicht gesagt wo sie sich befindet, damit ich sie ihnen geben kann?“ Da sie das nicht sagen konnten, war Beweis genug für mich, dass mein Mann nichts von der Waffe preisgegeben hatte. „Wenn er eine hat, bringt ihn doch her damit er sie euch gibt“, sagte ich. All ihre Bemühungen blieben ergebnislos. Die Waffe befand sich unter dem Strohsack (Matratze) des Bettes in dem ich schlief, sie hatten überall gesucht aber nicht dort.

Zu der Zeit als er in Beius eingesperrt war, sollten sie den Susman erwischen. Traian, ein Sohn Susmans wurde festgenommen und nach Beius in die Zelle zu meinem Mann gesteckt. So stellte sich heraus, dass mein Mann die Securitate gar nicht hätte zum Versteckt geleiten können. Er konnte doch nicht zu gleicher Zeit an zwei Orten gewesen sein. So sind halt die Leute, sie hegen stets Verdacht, bilden sich irgendetwas ein und meinen es habe gar nicht anders sein können. Mein Petrea wollt zu keiner Zeit man solle Susman erwischen, doch weil er Susman verlassen hatte, glaubte dieser er hätte sich gegen ihn gestellt. Nachdem er aus Beius entlassen wurde, musste er wieder in den Wäldern nach Susman suchen. Er tat dieses, da ihm nichts anders übrig blieb; immer Samstags ging er zur Securitate und berichtete. Dann durfte er wieder arbeiten bei der Gemeinde. Dabei kam dieser angebliche Freund Merghis zum Zuge, er hatte erfahren wo Petru die Waffe hielt, hatte diese entwendet und sie dem Susman gebracht, er hatten von diesem den Auftrag bekommen. 

- Wie wurde er dann umgebracht?

Es war an einem Sonntag, im Oktober 1950, ich war schwanger, hatte noch einen Monat bis zur Niederkunft. Mein Mann war zu Hause, um sich Verpflegung für die nächste Arbeitswoche zu holen. Er hatte seinen Rucksack gepackt und machte sich auf den Weg. An dem Abend sollte ein Crisan zu uns kommen, dem wir die Ochsen verkauft hatten, er sollte das Geld bringen, hatte es auch abgegeben und übernachtete darauf bei jemandem aus Rachitele. Ich traf ihn und er sagte, dass er das Geld dem Petre gegeben habe. An seiner Arbeitsstelle war Petru alleine, die andern Kollegen waren noch nicht von zu Hause zurückgekehrt. Susman wusste, dass er bis Montag in der Früh alleine dort sein wird, er wurde von Merghis informiert. 

In der Nacht hatte er seinen Jagdhund angebunden, und sich schlafen gelegt. Es war eine einfache Schlafstelle im Heu, er hatte sich nicht ausgezogen. Um Mitternacht ist Susman gekommen, mit seinen Söhnen Todor und Visalon, mit dabei waren noch Ciota, Tartai und Gheorghe Tortuli, der Hund hatte angeschlagen, Susman sagte: „Petre, komm heraus damit wir uns vernehmen“. Petre hatte seine Stimme erkannt, eine Leuchte angezündet, und damit hinausgegangen, jeden mit Handschlag begrüßt und sie gefragt: „Wie geht es euch noch Brüder?“. „Mit uns warst du Bruder, das bist aber nicht mehr, jetzt ist es aus mit dir“ sagte Ciota. „Geh zum Teufel Ioane, sagte mein Mann, was sind das für Witze?“ Darauf ist Tortului ihm in den Rücken gesprungen, er war noch Jung und kräftig, wie ein Berg, die andern griffen auch ein, es kam zu einem Handgemenge, denn auch mein Mann war kräftig, doch sie waren sechse und er nur alleine. Sie hatten ihn überwältigt, die Hände gefesselt und an eine öde Stelle gebracht, als Chicerea cu Colac bekannt. Dort gibt es Höhlen, tief im Gestein, ihr Ende konnte nicht erblickt werden, sie hatten ihn festgebunden und Tartai hat ihn erschossen, auf Susmans Befehl. Sie haben ihn in eine Höhle geworfen, und er wurde nicht mehr gefunden. Sie glaubten, dass diese Tat niemals bekannt würde, doch es gibt nichts auf der Welt was nicht ans Tageslicht käme.

Von wo wissen sie all dieses?

-  Eine Frau aus Rachitele, die Mina Motului, hat es mir erzählt, die sich mit Todor Susman gut kannte, sie trafen sich immer im Geheimen miteinander. Eine Nacht dem mein Petre ermordet wurde, haben sie sich getroffen, am Varful Franturilor, die Begegnung war schon vorher verabredet. Minuta ist hingegangen, hat ihn getroffen, sie sagte mir, dass sie sich den ganzen Tag über in den Armen gelegen seien und im Gras gewälzt hätten. Sie war sehr in ihn verliebt. So im Gespräch hat er ihr alles erzählt was mit meinem Petre geschehen war. Bei der Verabschiedung am Abend, hat er ihr Geld gegeben: „Er hat mich ausgestopft mit Geld, nur Hundert Lei Scheine, zwischen Haut und Bluse, rundherum und in den Ärmeln nur Geld“, das hat mir Mina Motului gesagt, aber nicht gleich darauf, sondern nur nach der Revolution, als sie nicht mehr Angst hatte es zu sagen. 

Todor Susman hatte Geld, denn sie hatten, in den Bergen Kassierer beraubt, die den Waldarbeitern das Geld bringen sollten, das ganze Geld. Außerdem habe ich von der Ermordung meines Mannes noch von Lucretie und Roman gehört, denn nur die beiden wurden lebend gefasst. Roman hat mehr erzählt, vor Gericht, über die Ermordung von Petre. Er ist bei der Tat nicht dabei gewesen, wusste aber von den andern bescheid. Nach seiner Festnahme wurde Roman von der Securitate zu der Höhle gebracht. Ein Offizier suchte mich damals, doch ich war nicht daheim gewesen, ich war bei der Weizenernte im Banat um Brot für meine Kinder zu besorgen. In zwei, drei Wochen konnte man soviel Weizen verdienen, dass es für den ganzen Winter reichte. Auf diese Art hatte ich nichts erfahren und hätte doch gerne gewusst wo die Gebeine meines Mannes sich befinden. Als Teofil herangewachsen war, ist er nach Oradea gefahren, wo Roman und Lucretie verurteilt wurden, und konnte dort schwarz auf weis lesen wie sein Vater ermordet wurde. 

Lucretia Jurj schreibt in einem Buch, worin es um die Susmans geht, dass ihr von der Ermordung des Petre, durch Susman nichts bekannt ist.

Sie lügt. Lucretie war nicht dabei als Petre ermordet wurde, sie hat Susman einen Monat danach getroffen und es ist nicht möglich, dass sie davon nichts erfahren hätte. Lucretie wollte nicht, dass die Leute erfahren, dass er mit Kriminellen zusammen gewesen ist. Er hatte ja Geld von Susman bekommen, wie hätte er denn schlecht über Susman reden können? Aber es ist nicht recht, dass er lügt. Ich habe diese Frau nicht beneidet, ich kann sie verstehen, sie wollte nicht ausgelacht werden.

 

Was ist nach der Ermordung von Petrea geschehen?

Am Morgen, nach der Ermordung, ist unsere älteste Tochter zur Arbeitsstelle ihres Vaters gegangen; wir hatten das verabredet, damit sie das Geld, das er von dem Crisnaer für die Ochsen bekommen sollte, abholt und ich damit zu Hodin fahre um es ihm für das neue Dach zu geben. Als sie dort angekommen ist hat sie nur seinen Hut und Scherben der Leuchte gefunden und einige Blutspritzer. Das Mädel ist heim gekommen, hat mir berichtet, darauf bin ich hin gegangen, die Arbeitskollegen meines Mannes waren verstört, sie wussten nicht was vorgefallen war. Ich habe die restlichen Sachen meines Mannes genommen und sie nach Hause gebracht. In seinem Tornister sollte das Geld aufbewahrt werden, doch dieser war leer, Susman hatte es genommen. So bin ich arm geblieben, ohne Mann und ohne das Geld von dem das Haus repariert werden sollte. 

Als ich heim gekommen bin, ging ich zur Miliz, die hörten sich meine Klage an, und nahmen sie zu Protokoll. Es vergingen ca. zwei Wochen, danach wurde ich zur Securitate gerufen, die sich in den Häusern von Susman befand, und einer von denen sagte zu mir: „Warum ist dein Mann wieder zu Susman gegangen?“. „Glaube nicht, dass  er das getan hat“, sagte ich. „Doch er hat es getan, nur willst du uns das nicht sagen, aber wir werden dich schon zum Reden bringen, dann wirst du uns sagen was du weißt und auch was du nicht weißt. Am Abend steckten sie mich in Susmans Keller, bis am nächsten Morgen, dann brachten sie mich in ein Zimmer, und begannen mit der Befragung. Ich habe schon gemerkt, dass sie meinten mein Mann sei erneut bei Susman, es hätte ja auch sein können, und ich ärgerte mich über Petre, warum er mir nichts davon gesagt hatte. Dann verwarf ich diesen Gedanken und meinte es ist doch nicht möglich, dass er mich alleine mit den vielen kleinen Kindern lassen würde, ohne Geld und ohne Ochsen. Sagte dann, dass ich von dem was sie sagen keine Ahnung habe, dass ich unschuldig sei. Ich war hochschwanger, kurz vor der Niederkunft, vielleicht hatte das sie beeinflusst, denn sie schlugen mich nicht, ich konnte nach Hause gehen. 

Es dauerte nicht mehr lange und ich gebar einen Jungen, nannte ihn Ionica, er lebte aber nur ein Jahr, der arme Kerl, war krank, ich hatte kein Geld um ihn zum Arzt zu bringen, und er starb. Drei Monate nach der Geburt, als ich mich etwas erholt hatte, riefen sie mich erneut zur Securitate, verlangten von mir ihnen zu sagen wo sich mein Mann aufhält, wann er nach Hause käme, ich solle die Wahrheit sagen, sonst würde ich die Kinder nicht mehr sehen. Ich konnte nichts sagen weil ich nichts wusste: „Was ihr wisst, weiß auch ich“. Darauf stürzten sich zwei Männer auf mich, zogen mich nackt aus, legten mich auf einen langen Holztisch, mit dem Bauch nach unten, banden meine Hände mit Draht jeweils auf einer Seite des Tisches fest, auch meine Beine, jeweils an eine Ecke des Tisches, und fingen ein auf mich zu schlagen, einer von einer Seite, der andere von der andern Seite, mit Gummischläuchen, an deren Enden Metall war. Nach den ersten Schlägen wurde ich bewusstlos, dachte sie hätten mein Rückgrat gebrochen und wünschte mir nichts mehr als gleich zu sterben, doch was sollte aus meinen Kindern werden ohne Mutter. Nach einer Pause fingen sie erneut an zu fragen, doch ich brachte kein einziges Wort heraus. Sie banden mich los, brachten mich erneut in den Keller, dort legten sie mich auf Stroh, zwei Tage bekam ich nichts zum essen, nur Wasser. Darauf wurde ich wieder nach oben gebracht und erneut geschlagen, dieses mal wurde nicht mehr mein Rücken behandelt sondern die Fußsohlen, bis ich wieder das Bewusstsein verloren hatte. „Sag du Teufelshure, wo steckt dein Mann“, brüllten sie immer wieder. 

Es folgten drei Tage Pause, dann wurde ich wieder entkleidet, und mit den Schläuchen geschlagen. Ich schwieg, weil ich ja nichts wusste; dann steckten sie mich in ein WC, es war ein Bretterverschlag, für eine Woche. Dann brachten sie mich wieder in den Folterraum und meinten, wenn ich auch jetzt nichts sage würden sie mein Haus anzünden mit samt den Kindern. Das erschreckte mich sehr, ich dachte denen doch etwas zu erzählen, doch das ging nicht: „Wie soll ich denn etwas sagen was es nicht gibt?“ Auch hätten sie mich sowieso geschlagen wenn sie darauf gekommen wären dass ich gelogen hatte. Ich glaube sie hätten mich nun totgeschlagen, gerettet wurde ich von Mina Motului – der Herr stehe ihr bei wo sie auch immer sie sei. 

Was war geschehen? Gheorghe Trotului war zu Hause vorbeigekommen, bei seiner Mutter, ihr hatte er erzählt, dass Susman meinen Petre ermordet hatte; seiner Mutter habe ich auch zu danken, wenn diese beiden Frauen nicht gewesen wären, die Securitate hätte mich erledigt damals. Die beiden trafen sich und so erfuhr Mina von den Vorfällen, und was so im Ort geschieht: „Ich habe gehört dass Mina, Petrus Frau gefoltert wird, sie werden sie umbringen, was wird dann aus den Kindern? Sagte Mina Motului; „Die arme, sagte Catrina, sie wird unschuldig geschlagen, sie weis doch nicht dass ihr Mann ermordet wurde, von Susmans Leuten, das hat mir mein Gheorghe gesagt, der vor Kurzem daheim gewesen ist. Mina wusste auch dass Petru tot ist, getraute sich aber nicht es zu sagen. Nach dem Gespräch mit Catrina dachte sie: „Es ist besser du gehst hin und sagst was du weißt, damit diese Frau nicht mehr gefoltert wird, wenn ihr mir nicht glaubt, dann geht hin zu Catrina und überzeugt euch!“. 

Das hat sie auch getan. Sie ist zum Kommandanten der Securitate gegangen, dieser befand sich im selben Raum in dem auch ich war, ich wurde erneut befragt, als die Türe aufging hörte ich eine Frauenstimme, die sagte: „Nicht mehr schlagt diese Frau, sie ist unschuldig!“ Mehr konnte ich nicht verstehen. Dann kam der Kommandant und sagte: „Hört auf zu schlagen, bindet sie los und bringt sie in den Keller!“. Das geschah dann. Am nächsten Tag durfte ich nach Hause gehen, sie sagten mir: „Wir glauben dir, das du nichts weißt, aber wenn er zu Hause vorbeikommen sollte ist es besser wenn du uns das meldest, es lohnt sich nicht wegen ihm zu leiden, du brauchst dich nicht zu fürchten wir werden dich nicht mehr schlagen. Ich ging heim. Erst nach einigen Jahren hatte ich erfahren wie es damals gelaufen war, von Mina Motului, der Herr möge ihre Seele schützen, denn sie hat mich vor dem Tod gerettet. Der Kommandant hatte sie gefragt von wo sie das denn gewusst hätte. Sie sagte es von Catrina erfahren zu haben. Darauf wurde sie festgenommen und kam ins Gefängnis – unschuldig. So war das damals, durch ein Wort wurdest du bestraft. 

Erzählen sie mir ein Erlebnis, das sie nicht vergessen können.

-  Kein einziges Erlebnis kann ich vergessen. Sehr schwer war es damals, als ich in einer Nacht ins Gebirge musste. Eines Tages arbeitete ich bei der Müllerin Susana, sie sollte mir als Lohn Mehl geben, damit ich Brot für die Kinder backe, denn ich hatte keines mehr. Hatte den ganzen Tag gearbeitet, Kleider gewaschen, Fußböden geschrubbt, habe den Backofen mit Lehm gefüttert und am Abend hatte sie, wie verabredet mir einen Sack Mehl gegeben. Ich habe den geschultert und ging nach Hause; dort angekommen habe ich Wasser zum kochen gebracht und den Sauerteig bereitet, ließ ihn aufgehen, zündete das Feuer im Backofen an, als er heiß war habe ich fünf Brotlaibe geformt und sie in Ofen geschoben. 

Inzwischen war es Mitternacht und drei von der Securitate rückten an und sagten gleich: „Du backst Brot für die Banditen, darum tust du es doch in der Nacht, es solle niemand etwas bemerken, aber wir haben dich ertappt“. Sie meinten ich mache Brot für den Susman und meinen Mann, von dem sie meinten er würde dabei sein. Ich tat es doch für meine Kinder – denn diese mussten zum Frühstück und fürs Pausenbrot etwas haben. „Wo befindet sich dein Mann, wo sollst du ihm das Brot übergeben?“ fragten die Securisten. Nirgends sagte ich, backe doch für meine Kinder. Sie glaubten mir nicht, sie holten mich aus dem Haus, ich hatte nur einen dünnen Rock an, war barfuss, musste mit in die Berge, bis es Tag war. Wir befanden uns gerade am Dealul Talharului auch Britai genannt. Dort machten sie Halt. 

Es war Oktober, Raureif lag auf dem Gras, ich hatte keine Schuhe an den Füßen, diese waren zerschunden, gefroren und voller gestocktem Blut. Es waren schwierige Bergsteige, nur scharfkantige Steine, die drangen wie Messer in meine Füße. Immer wieder blieben wir stehen und ich musste meinen Mann rufen, er solle doch nach Hause kommen, es gäbe Probleme mit den Kindern. Ich brüllte, wie mir befohlen war, was konnte ich sonst tun – und hören konnte der arme doch auch nicht. Die Männer aßen zum Frühstück Konserven, mir gaben sie keinen Bissen, da wir nun nicht mehr in Bewegung waren wurde mir noch kälter. Plötzlich kamen noch drei Männer, einer, wohl der Kommandant fragte, was denn mit der Frau sei, er wurde informiert, darauf befahl er: „Lasst sie nach Hause gehen, wir quälen keine Frauen“. Derselbe fragte mich, ob ich alleine den Weg heim finden könne? „Ich kenne den Weg, lasst mich nur gehen, meine Kinder leiden Hunger, die sind doch unschuldig“. „Du kannst gehen!“, sagte er, nahm zwei Konserven von den ersteren und gab sie mir: „Iss zu erst, damit du zu Kräften kommst, sonst wirst du nicht gehen können“. Ich nahm die Konserven und dankte Gott für diese Gnade, gegessen habe ich aber nicht, weil ich wusste dass daheim die Kinder hungern. 

Ich ging den ganzen Tag, kam nur langsam voran, die Füße taten weh. Als ich zu Hause ankam war es wieder Abend, zuerst sah ich in den Backofen, die Brote hatten sich zu Kohle verwandelt. Ich setzte mich auf die Türschwelle und weinte, und heulte wie ein Vieh wenn es vom Bären gerissen wird. Das brachte mir etwas Erleichterung – weinen tut gut. Ich habe viel geweint in meinem Leben, ganze Bäche von Tränen, wenn ich nicht geweint hätte wäre ich übergeschnappt. Es war schlimm, in der Zeit als mein Mann Tod war und die Leute dachten er befinde sich bei Susman; mich nannten sie „Banditenweib“ und die Kinder wurden „Banditenbrut“ genannt. Alle Leute machten einen Bogen um mich, keiner redete mit mir. 

In der Zeit verteilte das Bürgermeisteramt Weizen an die Ärmsten des Dorfes, auch ich ging hin, da es keinen ärmeren im Dorf gab. Ich hatte einen Sack mitgenommen, doch es wurde mir gesagt, dass die Familien von Banditen nichts bekommen, ich flehte den Bürgermeister an, meine Kinder würden verhungern. Er sagte mir ich solle den lehren Sack hinter die Türe stellen und am Abend noch mal kommen, damit dich niemand sieht. Er hatte Wort gehalten. Ich schulterte den Sack, und ging in Richtung Haus, den Berg hinauf. Mir kam es vor als ob der Sack zu schwer sei, zu Hause band ich ihn auf stellte ich fest dass es Sand war den sie mir gegeben hatten und den hatte ich vier km weit geschleppt. Doch ich lebe auch heute noch, der damalige Bürgermeister ist schon seit langem unter der Erde. Auch jene, die meinen Mann ermordet haben wurden von Gott gestraft, allen war ein schrecklicher Tod zu Teil geworden. 

Susman hat sich selbst getötet, er wird wohl seine Niedertracht nicht mehr ertragen haben können, er hat sich erschossen; er wurde entkleidet, so wie die Securitate es mit mir gemacht hatte und öffentlich ausgestellt damit jeder ihn bespucken solle, darauf wurde er wie auch mein Mann in eine Schlucht geworfen. Gott sorgt für Gerechtigkeit. Mihut Gehorghe, der als erster auf meinen Mann gesprungen war, wurde bei einer Verfolgung von Securisten erschossen, am Somes. Auch Ciota wurde erschossen. Todor und Visalon kamen in den Flammen einer niedergebrannten Scheune um. Kein Mord bleibt ungestraft. Kann nicht sagen wie die Securisten starben, die mich geschlagen haben, denn auch sie waren Verbrecher. Gott wird sie schon auch gestraft haben. All jenen die am Tod meines Mannes beteiligt waren ist kein richtiges Grab beschieden. Ich betete zu Gott er solle sie strafen und er hat mich erhört. Und nun kann auch ich in Frieden sterben.

 

-  Mütterchen Mina, nach der Revolution hätten sie von den Susmanerben Entschädigung fordern können, es gab ja Grundstücke, haben sie keinen Anspruch erhoben?

-  Mein ältester Sohn, der Teofil wollte es machen, doch ich habe ihn davon abgehalten. Ich sagte ihm er solle sich nicht die Finger mit Susmans Dreck bekleckern, dieser sei des Teufels. Sein Grund ist verflucht, wer auch immer ihn besitzen würde, werde keine Freude daran haben. Ich konnte meine Kinder alleine erziehen, auch ohne Susmans Vermögen. Jetzt sind sie erwachsen und sollen auf ihre Ehre achten. Susman kam nicht auf ehrliche Weise zu seinem Vermögen, sondern durch Diebstahl und Betrug.

 

-  Sie waren dreiunddreißig Jahre alt als ihr Mann starb, jetzt sind es fast neunzig geworden, erinnern sie sich nach so langer Zeit noch an ihn?

-  Es gab keinen Tag, von Gottes Gnaden, dass ich nicht an ihn gedacht habe, von ihm geträumt habe, nach solchen Träumen erwachte ich stets traurig, weil er niemals im Traum zu mir gesprochen hatte. Von meiner Mutter weis ich, dass die Toten im Traum niemals sprechen und das stimmt. Obwohl ich so viele Fragen an ihn stellte. Was das wohl zu bedeuten hat? Teofil hat nach seinen Gebeinen gesucht, ist in die Höhlen gedrungen so gut es ging, doch er konnte nichts finden.

Es gibt da noch etwas, das mich verfolgt und das ich nicht vergessen kann. Es erscheint mir immer wieder vor Augen, ein Hirsch, auf einer Lichtung im Gebirge, umgeben von einem Wolfsrudel, sie setzen ihm zu, beißen sich an ihm fest, reißen ganze Stücke aus seinem lebenden Leib; ich sehe ihre Gebisse, verschmiert mit Blut, das sind die Susmans mit ihren Leuten, und der Hirsch ist mein Mann. Dieses Erlebnis hatte ich erstmals, einige Tage vor der Ermordung meines Petru, ein schlimmer Traum den ich nur viel später deuten konnte, es war eine Nachricht Gottes, eine Vorwarnung über das was geschehen sollte. Dieser Traum hat meine Tage und meine Nächte verwüstet, auch Tagträume gab es davon und es wird so weiter gehen bis zu meinem Tod, wenn er nur bald käme ich kann diese Schmerzen nicht mehr ertragen.

 

-  Mütterchen Mina, sie konnten nicht sehen wie ihr Mann ermordet wurde, sind sie davon überzeugt, dass es auch so gewesen war?

-  Mein Lieber, weißt du was? Ich habe das Schwarze Meer kein einziges Mal gesehen, und doch gibt es dieses Meer. So ist es auch mit meinem Petre, ich war nicht dabei als er ermordet wurde, doch weis ich dass es die Susmans waren mit den verfluchten Männern die ich genannt habe. Ich benötige keine beweisenden Dokumente die mir dieses beweisen. Ich weis es und damit hat es sich.

 

-  In diesem  Alter wird man von einigen Gedanken mehr gepeinigt als von andern. Welcher Gedanke gibt ihnen keine Ruhe?

-  Eine meiner Töchter ist seit der Geburt behindert, sie ist 65 Jahre alt und nun auch schon alt, von all meinen Kindern ist sie die einzige misslungene, eine Strafe für mich und meinen Mann, für irgend eine Sünde. Was soll nun aus dieser Tochter werden nachdem ich sterbe – dieser Gedanke quält mich in letzter Zeit sehr. Kinder und Enkelkinder sagen mir, dass ich mir keine Sorgen um sie machen muss, dass sie sich um sie kümmern werden. Diejenigen die den Vater dieser Tochter ermordet haben, müssten ihr auf Lebzeit eine Rente zahlen. Ich habe mich nicht darum bemüht, habe getan was ich tun konnte und sie über die Runden gebracht.

 

-  Sie haben nun fast neunzig Jahre gelebt, ein Alter das nur wenigen beschieden ist. Wie haben sie das den geschafft?

-  Der Glaube an Gott hat mir geholfen, habe ständig gebetet, wollte erleben, dass die Mörder meines Mannes gestraft werden. Aber da war noch was; mein armseliges Leben. Nicht selten in meinem Leben habe ich gehungert. Essen bis zur Sättigung ist ungesund, zu viel und zu gutes Essen beeinträchtigen das Herz. Habe so gelebt als hätte ich mein ganzes Leben über gefastet. Das Fasten härtet ab, nur war es nicht des Fastens wegen, sondern gezwungener maßen, es ging nicht anders. Es gab Zeiten da aßen meine Kinder und ich nur Brot und Zwiebel und auch das nur einmal am Tag. All das hat wehgetan, am stärksten schmerzte die Seele. So war mein Leben, nur Qualen, ohne Ende. Armut war mein bester Freund, davon hatte ich mehr als genug. Mit der Armut geht es wie mit den Feldblumen, an Stellen mit gutem, fettem Boden wachsen keine schönen Blumen; doch wenn man hier bei Rachitele wandert, auf dem Dealul Rasinarilor, dem Varfu Fetii, der Sulita auf den ausgelaugten Hügeln, wo kein einziges Mal gedüngt worden ist, da gibt es die schönsten Blumen. So ist es auch mit den Menschen, wo zu großer Reichtum herrscht geht es letztendlich nicht gut aus. Daraus entnehme ich, dass es einen richtigen Durchschnitt geben muss zwischen gut und übel. So war es auch bei mir, all das Schwere hatte auch seine guten Seiten, so erreiche ich nun bald neunzig Jahre und danke jeden Tag Gott dafür. Alleine koche ich mir täglich das Essen, wasche meine Kleider, Fernsehen kucke ich nicht weil ich keinen hatte und ihn mir auch nie gewünscht habe.

 

-  Was kann sie, auf die alten Tage noch erfreuen?

-  Die größte Freude bereitet mir der Sonnenaufgang.

 

-  Mütterchen Mina, glauben sie, dass wenn es den Kommunismus nicht gegeben hätte, ihr Leben einen positiveren Lauf genommen hätte?

-  Das kann ich nicht wissen, es hätte besser sein können aber auch schlimmer als im Kommunismus. Es gab den Kommunismus weil es Gott so gewollt hat, genau wie er uns Wind und Wetter schickt, das die Menschen auch nicht beeinflussen können, gegen Überschwemmungen können wir auch nichts machen, es musste so sein also haben wir es gewollt. Wir müssen es akzeptieren denn es kam von Gott. Ob es nun gut oder schlecht war? Jeder möge für sich urteilen.

 

-  Danke schön, Mütterchen Mina!

-  Auch ich ihnen!

 ***

Das Interview führte Constantin Dumitrescu

Redakteur bei T.V.R Cluj, Rachitele, am

24. – 25. November 2004

Das Interview ist Bestandteil des Buches: "CAZUL SUSMAN in Judecata Rachitenilor" / Teofil Rachiteanu + Teodor Boc / Casa de Editura NAPOCA / ISBN 973-86373-6-8 ...

Die Veröffentlichung des Artikels auf der Karpatenwilli-Seite erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung durch Teofil Rachiteanu!

 

Weitere Veröffentlichungen von Teofil Rachiteanu:

"Elegii sub stele" (1969), ... "Somn de voevod" (1981), ... "Planete de melancolie" (1986), ... "Poesii de mai demult" (1993), ... "Efulguratii" (2002), ...


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Fotos: Wilhelm Scherz

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