Die pfiffigen Ungarn aus Izvoru Crisului (Körösfö) im Apuseni-Bergland

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Einen Einblick in das Leben und die Geschichte ungarischer Minderheiten in Rumänien zu bekommen, war mir schon lange ein grosses Anliegen. Bisher lernte ich hier und da mal Freunde ungarischer Abstammung in Rumänien kennen, aber ein ganzes Dorf, bzw. eine Region, die in sich geschlossen alle Spezifika und Besonderheiten ungarischer Kultur bewahrt hat, lag bisher einfach noch nicht im Bereich meiner Reiseplanungen und Routen. Während der Vorbereitung meiner Frühjahrstour durch die Apuseni im Frühjahr 2006 gab mir mein Freund Csaba Akos Papp dann den entscheidenden Tipp und das war die Adresse von Pfarrer Ferencz László in Izvoru Crisului (ungarisch: Körösfö). Ferencz László spricht zudem fliessend Deutsch, was mir den Einblick in das Leben der Menschen vor Ort sehr erleichterte.

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Historie

Der Ort Izvoru Crisului (Körösfö) befindet sich unmittelbar an der -E 60- (1) zwischen Oradea (111 km) und Cluj-Napoca (26 km). Die Fernstrasse verläuft direkt durch den Ort. Unzählige Souvenierläden und Stände prägen das Strassenbild. Was es damit auf sich hat, soll aus der ungarischen Geschichte des Ortes heraus beantwortet werden.

Hier in dieser Gegend des Apuseni-Berglandes gibt es ein ungarisch-traditionelles Gebiet namens "Kalotaszeg" in dem ca. 40.000 Ungarn (Stand 1991) leben. Es erstreckt sich zwischen Oradea (Nagyvárad) und Cluj-Napoca (Kolozvár) und wird von den Gebirgszügen der Vladeasa und des Mezes, sowie des Gilau begrenzt. Das ethnografische Gebiet "Kalotaszeg" ist untergliedert in mehrere kleine Landkreise: Felszeg (zu dem auch Körösfö zählt), Alszeg, Nádasmente, Kapus-Gebiet, ... Zu "Felszeg" zählen die heutigen Ortschaften: Huedin (Bánffyhunyad), Manastireni (Magyargyerömonostor), Valeni (Magyarvalkó), Horlacea (Jákótelke), Domosu (Kalotadámos), Sâncraiu (Kalotaszentkirály), Zamul Bihorului (Zentelke), Alunisu (Magyarókereke), Nearsova (Nyárszó), Saula (Sárvásár), Izvoru Crisului (Körösfö). Hier in diesem Gebiet gibt es viele der alten ungarischen Wehrkirchen zu besichtigen! Im Gegensatz zu den Wehrkirchen der Siebenbürger Sachsen sind die historischen Bauwerke der Ungarn leider nur wenig bekannt, stellen aber ohne Zweifel ein hohes touristisches Potential dar!

Die regionale Bezeichnung "Kalotaszeg" stammt von der einstigen Landnahme des ungarischen Stammes "Kalatha" her. Schriftliche Überlieferungen findet man aus dem Jahre 1443 unter der abgeleiteten Bezeichnung "Kalathazeg". Die heutigen untergliederten Landkreise befinden sich auf verschiedenen Höhenlagen, beginnend ab 310-480 m (Alszeg), 345-520 m (Nadas) und nicht zuletzt die höchstgelegenen Dörfer des Kreises Felszeg, die sich zumeist in einem kleinhügeligen Bergland am Fusse grösserer Berge in 554-710 m befinden. Die Zahl der Einwohner tendiert in kleineren Dörfern zwischen 300-500 und in grösseren Gemeinden zwischen 1000-1500 Einwohnern.

Die ungarisch-reformierte Wehrkirche ...

von Körösfö (Izvoru Crisului). Informationen zur Kirche von Körösfö werden in Kürze von Pfarrer Ferencz László nachgereicht. Etwa 150 Meter links der Kirche wird derzeit ein altes Gebäude restauriert. Hier soll künftig ein Museum eingerichtet werden. Das Potential dafür ist sicher gross und an interessanten Exponaten besteht keinerlei Mangel. Alles hängt aber wie so oft auf dieser Welt vom Gelde ab. Kleine finanzielle Spenden und bereitwillige Sponsoren bedeuten insofern ein grosses Glück für dieses Projekt!

Pfarrer Ferencz László ...

der amtierende "Schirmherr" der Kirche von Körösfö.

Anschrift:

Ferencz László, Nr. 188, Izvoru Crisului, Tel.: 0264-257125 ... Mobiltel.: 0745-598883, Mail: laci1946@freemail.hu

Im Pfarrhaus können nach rechtzeitiger Voranfrage auch Einzelreisende und Kleinreisegruppen beherbergt werden.

Blick ins Innere ...

der reformierten Kirche von Körösfö. Die Kanzel (links im Bild) befindet sich etwa mittig innerhalb des Hauptschiffes. Frauen und Männer sitzen hier während der Gottesdienste getrennt je zu einer Seite (Frauen rechts, Männer links der Kanzel). Eine Tafel neben dem seitlichen Zugang zur Haupthalle listet einige Familiennamen der Kirchgemeinde auf. Jeder Familienname ist zugleich gekennzeichnet mit einem "Spitznamen", der für alle Mitglieder der Familie zutrifft. Würde beispielsweise eine der Familien aussterben oder wegziehen und eine andere Familie das Haus käuflich erwerben, so überträgt sich automatisch der "Spitzname" auf die Neueinzügler. Diese erwerben damit auch zugleich ihre Sitzplätze in der Kirche.

Ein Kuriosum ...

stellt der in der Decke der Kirchenhaupthalle eingelassene Sargdeckel dar, auf dem sich eine "Inschrift" befindet.

Die Orgel ...

der Reformierten Kirche von Körösfö stammt aus dem Jahre 1841.

Die ältesten Deckentafeln ...

stammen aus einer früher hier befindlichen Kirche und sind unter einer Empore über dem vorderen Eingang zum Kirchenschiff angebracht.

Die Deckenornamentik innerhalb des Hauptschiffes der Kirche von Körösfö ist von ausserordentlicher Motiv-Vielfalt und Detailhaftigkeit. Mit aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um eine der schönsten Deckengestaltungen innerhalb der ungarischen Kirchen dieser Region.
Neben den ungarisch-reformierten Gemeinden gibt es in dieser Region auch Ortschaften mit teils römisch-katholischen Gemeinden: Huedin (Bánffyhunyad), Floresti (Szászfenes), Vlaha (Magyarfenes), Chinteni (Kajántó). Der Ort Leghia (Jegenye) ist von seiner ungarischen Bevölkerung her vollständig römisch-katholisch. Die Ungarn dieser Gemeinde weichen von den umliegenden Gemeinden in Kultur und Sprachgebrauch ab, was sich nur dadurch erklären lässt, dass sie zu späterer Zeit hier angesiedelt wurden. Neben den römisch-katholischen Gemeinden gibt es zudem auch einige ungarische Baptistengemeinden.

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Gewerbe & Handel

Die relativ hoch gelegenen Ansiedlungen von Felszeg, die sich wie schon erwähnt, auf Höhenlagen zwischen 554-710 m befinden, sind geprägt von kargen Böden und relativ kurzen Vegetationsperioden. Letzteres wird besonders durch die abfliessenden Kaltluftmassen des westlich gelegenen Vladeasa-Gebirges (Vlegyaza) bedingt. Eine extensive Bewirtschaftung des hier vorhandenen Hügellandes ist nur in wenigen Fällen möglich. Die hier lebenden Menschen mussten sich also neben dem landwirtschaftlichen Erwerb, zusätzliche Einnahmequellen erschliessen. Über Jahrhunderte kam es so mitunter von Dorf zu Dorf zu ganz spezifischen Ausrichtungen des Hand- und Kunstgewerbes. In den Jahren des Sozialismus in Rumänien kam es teils zu Kollektivierungen dieser handwerklichen Ausrichtungen, die sich aber nach der politischen Umwälzung wieder vollständig privatwirtschaftlich reorganisiert haben, ...

Kollektive Fertigung von Schachspielbrettern zu Zeiten vor der Revolution in Körösfö (Izvoru Crisului). Das Originalfoto befindet sich im Besitz von Familie Mihály in Körösfö (Foto: All rights by Family Mihaly).

... sofern ein Absatz der traditionellen Waren auch heute noch Bestand hat. Die traditionell-handwerkliche Spezialisierung einiger Ortschaften sei an dieser Stelle kurz aufgelistet:

  • Incucu (Inaktelke) - etwa die Hälfte der Einwohner ging dem Schuhmacherhandwerk nach, andere beschäftigten sich mit der Flauschnäherei (Verarbeitung von weichem Wollgewebe)
  • Horlacea (Jákótelke) - spezialisiert auf die Herstellung von Strohhüten
  • Manastireni (Gyerömonostor / Magyargyerömonostor) - Herstellung von Holztruhen
  • Valko - spezialisiert auf Tellerbemalung
  • Macau (Mákófalva) - Holzschnitzerei
  • Vadu Crisului (Körösfö) - spezialisiert auf Holzarbeiten verschiedener Art, bis hin zum Souvenierhandel. Dieses ausgeklügelte Wirtschaftssystem soll uns an dieser Stelle weiter auf dieser Seite beschäftigen -> ...
Ilona Mihály

Mitten im Ortszentrum, dort wo sich ein kleiner Parkplatz befindet und eine Seitenstrasse abzweigt, befindet sich gegenüber der Souvenierladen von Familie Mihály. Die Souvenierläden sind vom frühen Morgen bis zum späten Abend geöffnet. Die Grossmutter sitzt in ihrer Wohnstube und fertigt derweil die hier so begehrten Tischdecken. Oft sind die offenen Läden ohne Verkäufer anzutreffen, aber geht man dort hinein, so erscheint wie durch ein Wunder ein Ansprechpartner. Wie das funktioniert, konnte ich - eingeladen auf einen Kaffee - bei László Mihály in dessen Wohnstube erleben. Dort nämlich stehen zwei Fernseher nebeneinander. Während der eine die Fernsehkanäle bedient, ist am zweiten eine Aussenkamera angeschlossen.

László Mihály ...

(Izvoru Crisului, Nr. 28)

präsentiert mir nach einem Kaffee schliesslich die Kunst des Drechselns. Hier werden Schachfiguren gefertigt. Der Rohling wird eingespannt und los gehts. Es braucht nur Sekunden, da ist ein "Bauer" zum "Schachleben" erweckt. Das ganze wiederholt László genüsslich und ich bin äusserst erstaunt, mit welch präziser Gleichheit die Figuren entstehen - wohl bemerkt, ohne jegliche Schablone!!!

Souveniergeschäft von:

Familie Kovács (Izvoru Crisului, Nr. 58, Tel.: 0264-257031). Den Laden, in der Hauptstrasse gelegen, bewirtschaftet Margareta Kovács. Die Frauen betreiben diese Familiengeschäfte als unabhängige Unternehmen und verfügen somit über eine grosse Selbstständigkeit. Angeboten wird hier alles, angefangen von den im Hause selbst produzierten Holzartikeln, über Keramik, Tischtücher, Puppen u.a. ...

Nicht alle Schachfiguren ...

lassen sich vollständig an der Drechselbakn fertigen. Nach einem ausgeklügelten, an der Drechselbank vorgefertigten Rohling, sind es nur noch wenige Schnitzer mit dem Messer und das Endprodukt ist fertig. Nun braucht es nur noch einer Behandlung mit Farben oder Lacken, ganz nach Geschmack der Kunden.

Im Geschäft von Margareta Kovács ...

kann man Schachspiele ganz verschiedener Grösse kaufen. Die Preise orientieren sich dabei nach der Grösse gestaffelt und beginnen ab: 150.000 Lei, über 200.000, 250.000, 300.000 bis maximal 450.000 Lei.

Das zweite wirtschaftliche Standbein ...

der Familie Kovács wird vom Eheman, Albert Kovács, betrieben. Mit seinen 56 Lebensjahren kann er bereits auf 40 Jahre Holzhandwerk zurückblicken. Nun verstehe ich auch, warum die Männer hier keinerlei Schablonen und Vorlagen für ihre Figuren benötigen. Im Deutschen sagt man in diesem Falle: "Es ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen".

Souveniergeschäft von:

Vincze Tiberiu (Izvoru Crisului, Nr. 54). Hier gibt es, gleich den anderen Läden alles, angefangen von Schachspielen, über Keramik, die ebenfalls hier in Körösfö hergestellten Geheimkästen, Stickereien und vieles mehr. Wer zudem einen guten Selbstgebrannten oder einheimischen Wein kaufen möchte, der ist hier ebenfalls richtig. Man muss nur danach fragen!

Márton Piroska (65 Jahre)

(Izvoru Crisului, Nr. 45)

Die alten Damen der Familien sitzen bevorzugt in ihren Stuben, um das Handwerk des Deckenbestickens auszuüben. Bei Interesse wird man gern ins Haus geladen. In diesem speziellen Fall wird eine einfache, Technik angewendet. Ein Muster wird auf dem weissen Tuch vorgezeichnet, dann werden die vorgesehenen Areale in Feinarbeit ausgeschnitten. Die jeweiligen Schnitte werden dann an ihren Kanten vollständig umstickt.

Antal Elisabeta ...

in ihrem Laden in der Hauptstrasse (Izvoru Crisului, Nr. 41). Sie bietet neben Holz- und Keramikprodukten auch Tischdecken an, die zumeist in einer anderen Technik gefertigt werden.

Antal Emese

(Izvoru Crisului, Nr. 37, Tel.: 0264-257171)

Hier werden neben allen bereits erwähnten Artikeln auch Wollprodukte (Pullover und Strickjacken, ...) angeboten.

Im Souveniergeschäft von Péntek Anna

(Izvoru Crisului, Nr. 306)

Neben den bereits erwähnten Artikeln werden hier ein grosses Keramiksortiment und Holzeier angeboten. Das besondere an den Holzeiern: Sie sind mit einem Perlenkostüm überzogen. Auch Puppenkostüme fertigt man hier.

Szabó Ileana ...

(Izvoru Crisului, Nr. 252, Tel.: 0264-257088)

... spricht fliessend Deutsch. In ihrem Laden, ebenfalls an der Hauptstrasse gelegen, hat sie neben all den anderen Sortimenten, ein grosses Angebot von Decken, Tüchern, traditionellen Hemden und Kleidern.

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Arbeitsteilung und Spezialisierung sind hier ein grosses Gut!

Es gibt Familien hier im Ort, die Produktion, Vertrieb (Handel) und Einkauf gewerblich komplett vereinen. Andere Familien hingegen sind auf das eine oder andere spezialisiert. Das Besondere speziell am Handel sei an dieser Stelle erst erwähnt. Viele Rumänienreisende haben zu Zeiten der Saison schon die Händlerstände am Schwarzen Meer, oder jene in der Cheile Bicazului, oder anderswo gesehen. All diese Leute mit den typischen Sortimenten an Schachspielen, Geheimkästen, Puppen, Keramik, ... bis hin zu Holzlöffeln, stammen aus dem kleinen Ort Izvoru Crisului (Körösfö). Sogar in Ungarn betreibt man an einigen Stellen in der Saison Souvenierstände. Kurz eine Erklärung zu den Geheimkästen: Diese kleinen Holzladen, die die Ungarn "Titkos Kazetta" und die Rumänen "Cutia secreta" nennen, sind auf den ersten Blick nicht zu öffnen. Der Schlüssel zur Lade befindet sich in einer kleinen Nebenkammer, die nur durch ein ausgeklügeltes verschieben einiger Hölzchen zugänglich wird. All das wird hier im Ort gefertigt.

Neben den Holzartikeln kaufen die Händler von Körösfö auch von anderswo handgefertigte Waren hinzu, um so das Sortiment beträchtlich zu erweitern. Etwa 30 Familien hier im Ort leben allein vom saisonalen Handel in Rumänien und Ungarn. Man hat langjährige Kontakte zu Handwerkern anderer Orts und so lebt das Handwerk manch eines Dorfes mitunter nur durch die Emsigkeit der Händler von Körösfö fort, die einen Absatz der produzierten Waren erst möglich machen. Übrigens zur Saison gibt es allein in Körösfö an die 40 Souvenierläden und -stände.

Momentan bekommen die Händler von Körösfö grosse Konkurrenz durch chinesische Händler, die ebenfalls mit ihren Billigprodukten auf den Souveniermarkt drängen. Wie dies alles sich entwickeln wird, ist noch nicht absehbar. Aber ich bin überzeugt, dass den Menschen in Körösfö neue Ideen einkommen werden. Eine Möglichkeit wäre sicher auch, höherwertigere Waren zu produzieren, in Form von Unikaten oder lizensierten Produkten z.B. ... Zu den chinesischen Billigwaren zumindest kann man auf Dauer keine Konkurrenz aufrechterhalten. Ein künftiges Potential, das den Bürgern von Körösfö noch vollkommen offen steht, ist schliesslich der Tourismus. Ausflugsmöglichkeiten sind von hier aus in alle Himmelsrichtungen von grossem Reiz und die benachbarte ungarische Gemeinde Sâncraiu (Kalotaszentkirály) praktiziert das schon mit gutem Vorbild: http://www.davincze.ro/ .

Abseits der Hauptstrasse ...

von Körösfö gibt es zwar keine Souvenierläden, aber auf vielen Hinterhöfen kann man den Spuren der gewerblichen Holzverarbeitung nachgehen, so auch hier bei Familie Péntek, Nr. 183. Der junge Mann schnitzt Muster in die Deckelteile künftiger Geheimkästen. Für eine vollständige, flächendeckende Ornamentik, braucht er keine Minute und auch hier werden keine Vorlagen verwendet und nichts vorgezeichnet. Alles ist reinweg im Kopf des Handwerkers fixiert. ...

Péntek János (Csaba) ...

(Izvoru Crisului, Nr. 183, Tel.: 0264-257070)

beim Drechseln von Schachfiguren. Die Hauskatze von Familie Péntek lässt sich von der lauten Drechselbank keinesfalls beeindrucken und hält ihren Mittagsschlaf! Familie Péntek erledigt vielerlei Holzsarbeiten und arbeitet auch als Subunternehmen für andere Auftraggeber.

Die Grossmutter ...

der Familie Péntek präsentiert nicht ohne Stolz einige Familienstücke, die einst ihr Mann kunstvoll gefertigt hat. Zum damaligen Repertoire gehörte auch kunstvoll verziertes Mobiliar. Man braucht es ansich kaum mehr zu erwähnen, auch Grossmutter Péntek fertigt die traditionellen weissen Decken und andere Stickereien, die man in dem einen und anderen Souvenierladen zum Kauf angeboten bekommt.

Zu Besuch bei Kovács István (Penzsi)

(Izvoru Crisului, Nr. 108, Tel.: 0264-257046)

Schon auf dem Hof sah man die langen Routen junger Wallnusstriebe. Klar, dass auch hier Schachfiguren produziert werden. Über einem kleinen Ofen in der Werkstatt, werden die neu gefertigten Schafiguren einem Nachtrocknungsprozess unterworfen. Familie Kovács hat aber noch etwas ganz besonders vorzuzeigen ... (siehe nachfolgender Abschnitt)!

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Kultur & Tradition

Die Kunstfertigkeit der Menschen im Zusammenhang mit der Holzverarbeitung, widerspiegelt sich hier auch in der traditionellen Architektur. In den Dörfern und Gemeinden von "Kalotaszeg" findet man vielerorts noch die schön verzierten Holztore, die mitunter kunstvoll gestalteten Hausgiebel, sowie die Holzschindeldächer manch einer gothischen Kirche.

Die Trachten der Menschen von "Kalotaszeg" gelten als sehr farbenfroh und reich besetzt mit Stickereien. Eine Besonderheit ist der "muszuly", ein vorn gefalteter Tuchrock. Die Trachten der Mädchen, der jungen und älteren Frauen unterscheiden sich voneinander, wobei die älteren Damen pupurote und andere eher dunkle Farben bevorzugen.

Das Originalfoto befindet sich im Besitz von Familie Mihály in Körösfö (Foto: All rights by Family Mihaly).

An Volksdichtung, Balladen und Volksliedern findet man im Gebiet von "Kalotaszeg" grosse Potentiale vor. Zudem zeichnen sich die Männertänze dieser Region als die variationsreichsten des ungarischen Sprachgebietes innerhalb Rumäniens aus, wobei die Solotänze der jungen Männer zu improvisierter Instrumentalmusik erfolgen.

Zu den Festen: Das Weihnachtsfest gilt als das mit den meisten Bräuchen versehene. Die jungen Männer, gehen in Begleitung mehrerer Musiker von Haus zu Haus und wünschen ein frohes Fest. In einigen Dörfern geht der "Vorstand der Gruppe der Junggesellen" an allen drei Weihnachtstagen im Bauernmantel und mit Mariengras geschmückten Hüten zum Kirchgang. Zum dreitägigen Osterfest in "Kalotaszeg" bereiten sich die Menschen schon in der Karwoche vor. Bereits am Karfreitag sind alle Hausarbeiten abgeschlossen. An diesem Tag finden die grössten Festlichkeiten innerhalb der reformierten Gemeinden statt und die Leute gehen in Trauerkleidung in die Kirche.

Das Originalfoto befindet sich, wie auch das erste Foto dieser Seite, im Besitz von Familie Péntek János in Körösfö (Foto: All rights by Family Péntek).

Das Leben der Menschen von "Kalotaszeg" ist mitunter von strengen Sitten geprägt. Wer diese verletzt, kann die Kirche so lange nicht betreten, bis er vor der Kirchgemeinde eine Abbitte leistet. Diese findet öffentlich nach der Sonntagsmesse vor der Gemeinde oder im Pfarramt statt. Wer eine Sünde begangen hat, muss ein Bußgebet halten. Manch eine Regel ist heute sicherlich "aufgeweicht" und das moderne Leben fordert diesbezüglich seinen Tribut. Allerdings lebt manch eine Regel und Tradition in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Kulturen fort - auch, weil Kultur und Tradition ein kostbares Gut für nationale Identität einer Minorität darstellen. Die nebeneinander lebenden Volksgruppen beflügeln sich so gegenseitig im Erhalt ihrer alten Werte - ein Argument, das "unipolaren" Völkern fehlt. Dort vollzieht sich der Verlust alter Bräuche und Traditionen weitaus schneller. Ob das gut oder schlecht ist, sei an dieser Stelle einmal offen gelassen!

Das Traditionszimmer von Familie Kovács ...

(Izvoru Crisului, Nr. 108, Tel.: 0264-257046)

Früher war es die gute Stube, später hat man sich oft ein "Traditionszimmer" bewahrt, heute ist dies nur noch bei einigen Familien vorzufinden.

Solch ein Traditionszimmer ...

beherbergt alles, was für eine häusliche Grundausstattung von Bedeutung ist. Heute ist das eher ein "ideeller" Wert und natürlich auch ein Zeichen dafür, wie wichtig den Menschen hier noch ihre Traditionen sind. Zudem wird in solchen Stuben sicher auch die künftige Mitgift der heranwachsenden Kinder aufbewahrt.

Von besonderer Schönheit ...

ist das bunt bemalte Mobiliar. Dies entspricht einer typischen Tradition der hiesigen Ungarn. Interessant ist, dass der Meister dieser Kunstwerke ein Rumäne war.

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Viscan Vasile

(Lia Laci bácsi)

Das Foto entstammt einem Buch, das die Volkskunst dieser Region präsentiert. Leider ist man auf dieses Foto angewiesen, möchte man Viscan Vasile für sein Lebenswerk noch einmal ins Gedächtnis der hier vorzufindenden Kultur rufen. Viscan Vasile verstarb vor drei Jahren im stolzen Alter von 90 Jahren.

Kovács Edina (penzsi)

Ein grosses Dankeschön ergeht an dieser Stelle an die Tochter der Familie Kovács, die nach einer langen Prozedur des Ankleidens ihre Tracht präsentiert. Von Pfarrer Ferencz László wollte ich wissen, ob jede Familie hier noch ihre Trachten hat. Bezogen auf die kleine Edina sagte er in traditionsbewusster Weise: "Keine Tracht, keine Konfirmation!". Beim Einkleiden leistete die Mutter von Edina wertvolle Unterstützung, wobei der Zeitfaktor dabei beträchtlich ist. Unter einer Stunde ist da nichts zu machen.

Die Krone (der Perlenkranz) ...

der Tracht ist besetzt mit wertvollen Perlenschmuck. Solch ein Kunstwerk wird letztendlich von Nachkommen zu Nachkommen weitergegeben. Die jungen Frauen erhalten diesen Perlenkranz, der als Symbol für die Reinheit steht, von ihren Eltern zur Konfirmation. Erstmalig wird der Perlenkranz dann zum Kirchgang während des Pfingstfestes getragen.

Ein Abschiedsfoto zum Schluss!

Das Traditionsbewusstsein, die Offenherzigkeit und Gastfreundschaft der Menschen von Körösfö hat mich sehr bewegt, wofür ich nochmals ein herzliches Dankeschön aussprechen möchte!

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Weitere Infos

Wer Gefallen an den Eindrücken von Izvoru Crisului (Körösfö) gefunden hat, der ist eingeladen, auch die anderen Dörfer und Gemeinden von "Kalotaszeg" zu besuchen. Unterkünfte kann man bei Pfarrer Ferencz László erfragen: Nr. 188, Izvoru Crisului, Tel.: 0264-257125 ... Mobiltel.: 0745-598883, Mail: laci1946@freemail.hu . Weitere Unterkünfte gibt es in Sâncraiu (Kalotaszentkirály): http://www.davincze.ro/ . Im unteren Bild zu sehen: Das sich weit erstreckende Hügelland südöstlich von Izvoru Crisului (Körösfö), zwischen dem Pasul Izvoru Crisului-Paniceni (702 m) und der Gemeinde Manastireni (Magyargyerömonostor). Im Hintergrund erheben sich die hohen Berge des Vladeasa-Gebirges (Vlegyaza).

Auch nördlich von Izvoru Crisului (Körösfö) kann man weitere ungarische Dörfer mit alten Wehrkirchen besuchen. Auch ist es sehr interessant, als Kontrast zu den ungarischen Wehrkirchen, die weiter nördlich gelegenen orthodoxen Holzkirchen im Raum Salaj zu besuchen. Dort befindet sich auch der Steingarten "Gradina Zmeilor".

Weitere Infos:

  • Buchtipp: ERDÉLY - KALOTASZEG ... Ungarische Kirchen in Siebenbürgen / Verlag: UNIKORNIS KIADÓ / Autoren: Várady Péter Pál und Borbély Anikó / ISBN 963-7519-19-X / 1991

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