Die Gemeinde Sârbi in der Maramures

Die "eierlegende Wollmilchsau" von Opris Gheorghe


Faur Petru vor seinem Hoftor

Von Calinesti kommend, ...

... stösst der Besucher auf der Landstrasse, welche rechts vom Cosau-Bach verläuft, alsbald auf die typischen maramureser Hoftore. Auffällig ist zur rechten Seite der Strasse das riesige Hoftor neueren Datums von Faur Petru, Nr. 4.

Sârbi ist ein schönes Dorf, mit vielen traditionellen Holzhäusern und den typischen maramureser Holztoren. Es liegt im Cosau-Tal, 27 km südlich von Sighet. Erste urkundliche Aufzeichnungen über Sârbi stammen aus dem Jahre 1405. Man gelangt nach Sârbi von Baia Mare aus auf der -18-. Die landschaftlich schöne Strecke führt über den 987 m hohen Gutâi-Pass und steigt dann durch das Tal der Mara ab in Richtung Sighet. In Harnicesti verlässt man die -18- und zweigt nach rechts ab in Richtung Ocna Sugatag. Von Ocna Sugatag fährt man nach Calinesti, zweigt dort nach rechts ab und erreicht so nach 3 km das Dorf Sârbi. Vom Iza-Tal kommend, kann man in Bârsana den Abzweig über Valeni nach Calinesti nehmen. Eine weitere Möglichkeit ist die südliche Anreise über den 1040 m hohen Neteda-Pass in Richtung Budesti. Von dort sind es noch 4 km bis Sârbi. Von Sighet kommend, erfolgt die Anreise Richtung Harnicesti, mit Abzweig über Ocna Sugatag - Calinesti. Zur weiteren Orientierung: siehe Karte!

Menschen in Sârbi

Grosse Gastfreundschaft , ...

... prägt die Menschen auch hier, wie beinahe überall in Rumänien und so kam vor einigen Jahren ein junges Pärchen aus England auf Kurzbesuch in die Maramures. Die Begeisterung für das Dorf Sârbi war schliesslich so gross, dass die Engländer dann ganze sechs Monate bei einer Bauernfamilie in Sârbi verblieben.

:-)))

Sârbi gehört zu den eher abgelegenen Dörfern, da hier keine der Hauptverkehrsstrassen verläuft. Den populären Dörfern des Iza-Tales steht Sârbi jedoch in nichts nach, was Brauchtum und alte Holzbauarchitektur betrifft. Es gibt auf dem einen und anderen Hof eine Vâltoare (als Waschmaschine fungierendes wasserbetriebenes Strudelbecken), Kornmühlen und andere traditionelle Gewerke zu besichtigen. Einzige Voraussetzung ist eine elementare Neugierde und persönliche Aufgeschlossenheit gegenüber den Dorfbewohnern. Wer darüber nicht verfügt, der muss sich wohl oder übel einer grösseren geführten Reisegruppe anschliessen :-) !!!

Biserica de Lemn

Sârbi Josani

Die Holzkirche im "unteren Sârbi"

Südansicht

Von Calinesti kommend, befindet sich die Kirche rechtsseits über der Strasse auf einer Erhebung. Ein kleiner Nebenweg führt zu der Holzkirche hinauf.

Bauplan der Holzkirche

Sârbi-Josani

Die Biserica de Lemn "Sârbi-Josani" ...

... besteht aus Eichenholz und wurde im Jahre 1665 erbaut. Im 19. Jahrhundert kam es zu Erweiterungen in der Heiligtümerabsis. Über dem Naos befindet sich ein halbzylindrisches Gewölbe, hingegen der Pronaos mit einer flachen, ebenen Decke versehen ist, worüber sich der Glockenturm erhebt. Das Hauptdach ist zweifach abgesetzt.

Im Innern der Kirche sind beinahe keine der alten Wandmalereien mehr vorhanden, abgesehen von wenigen Fragmenten.

Biserica de Lemn

"Sârbi Josani"

in der Nordansicht

Im Innern ...

der Kirche befinden sich einige Ikonen (auf Holz), welche etwa aus der Zeit um 1775 vom Maler Radu Munteanu stammen.

Die fein bearbeiteten "Heiligtümertüren" stammen aus dem Jahr 1764 und wurden von Alexandru Ponehalski bemalt.

Sârbi hat neben der Biserica de Lemn "Sârbi-Josani" noch eine zweite Holzkirche. Wer von Calinesti kommend, bereits der ersten Holzkirche einen Besuch abgestattet hat, der folge der Dorfstrasse weiter in Richtung Budesti. Auf selbiger Anhöhe rechts der Strasse, befindet sich auch die zweite der alten Holzkirchen ...

Biserica de Lemn

"Sârbi-Susani"

2001 ...

Die Holzkirche im "oberen Sârbi"

Ansicht aus Nord. Das Foto zeigt die Kirche im Januar 2001. Kurz zuvor wurde Dach- und Turmkonstruktion neu mit Holzschindeln eingedeckt.

... und im November 2004

Über die Jahre ...

... hat die Biserica de Lemn "Sârbi-Susani" wieder die übliche Patina angenommen.

Bauplan der Holzkirche

Sârbi-Susani

Die Biserica de Lemn "Sârbi-Susani" ...

... besteht aus Eichenholz und wurde im Jahre 1532 erbaut. Dem Altarraum in polygonalem Grundriss schliessen sich Naos und dahinter befindlicher Pronaos in jeweils rechteckigem Grundriss an. Der Eingang befindet sich auf der Südseite zum Pronaos. Das schlichte Kirchendach - ohne Absätze gestaltet-, überzieht den gesamten Kirchengrundriss. Über dem Pronaos erhebt sich der Glockenturm.

Im Innern der Kirche sind nur wenige Fragmente ursprünglicher Wandmalerei erhalten. Es finden sich aber einige alte Ikonen (auf Holz), welche vom Maler Alexandru Ponehalski im Jahre 1760 angefertigt wurden. Auch einige alte Druckwerke soll die Kirche beherbergen.

Das niedere Eingangsportal auf der Südseite

Schöne Ornamentik ...

... schmückt den Rahmen der kleinen Eingangstür auf der Südseite der Holzkirche. Bei der Pforte beginnend und endend, sieht man das verdrehte Seilmotiv, welches die gesamte Kirche umfasst.

Sârbi ist, wie schon erwähnt, ein Ort mit vielen Schätzen alter Holzbauarchitektur. Viele dieser Häuser verbergen sich auf manch einem der Hinterhöfe und so zahlt sich manch eine flüchtige Bekanntschaft mit Einheimischen oft aus. Einer spontanen Einladung folgend, offenbart sich so manch ein Schatz, der flüchtigen touristischen "Massenkonsumenten" so natürlich vorenthalten bleibt.

Altes Holzhaus

Dieses alte Holzhaus ...

... befindet sich unmittelbar an der Strasse.

Zweimal bereits visitierte ich das Dorf Sârbi - bei stets schlechtem Wetter. Und es ist beinahe nicht vorstellbar, wie schön es hier an einem sonnigen Tag im Frühling ist: ... das frische Grün der Bäume und Sträucher, die gelben Blumenwiesen, das Miterleben einer der oft nach den Ostertagen stattfindenden Hochzeiten, oder gar des Osterfestes selbst!!! Die Menschen aber sind der eigentliche Schatz dieser Region, inclusiv ihrer hier so ganz eigenen Mischung aus Offenheit, Ironie und Bauernschläue. Dafür freilich braucht es keine Sonne und keine Blumenwiesen :-))), wenn auch alles zusammen, für einen - aller Ursprünge fernen - Wohlstandseuropäer kaum fassbar ist. Beschreiben freilich lässt sich dies kaum. Um das persönliche Erleben kommt man nicht umhin!

Menschen in Sârbi

Der Mann ...

... trägt die für diese Gegend typische Kopfbedeckung, welche als "clop de paie" (Strohhut) bezeichnet wird.

Ein besonderes "Schmankerl" des Ortes Sârbi soll am Ende dieser Seite präsentiert werden. Hier vereinen sich in konzentrierter Form Tradition, Handwerk, Brauchtum, Gastfreundschaft und überhaupt alles, was für die Maramures oft so typisch ist. Und so halte ich es ganz mit dem einklingenden Satz des Ostdeutschen Sandmanns: "Und nun liebe Kinder gebt fein acht, ich hab euch etwas mitgebracht:" ...

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Die "eierlegende Wollmilchsau" von Opris Gheorghe!

Wem die Bezeichnung zu ungenau ist, der bediene sich der Bezeichnung:

"WassergetriebenesKorndreschKornmühlWaschmaschinenDestillenStoffwalkgerät"

Die eierlegende Wollmilchsau

Strassenansicht

Einigst von Wasserkraft angetrieben, befindet sich hier ein "Multifunktionskomplex" mehrerer Maschinen. Der vordere, offene Teil des Komplexes beherbergt die von Wasserkraft getriebene Korndreschmaschine (Batoza) und eine Kornmühle (Moara). Übrigens vor etwa 7 Jahren hat Gheorghe diesen Komplex neu erbaut und die alte Konstruktion ist jetzt im Freilichtmuseum von Sibiu zu bewundern.

Rückansicht

An der hinteren Seite ...

... befindet sich der Wasserlauf, welcher das Wasserrad antreibt und zugleich die Vâltoare (Waschmaschine) bedient. Unter dem hinteren Gebäudekomplex befindet sich im Keller eine Walkmaschine (Piva) und die hauseigene Schnapsdestille (Destillerie). Links der Anlage (nicht im Bild zu sehen) verläuft der Cosau-Bach, von dem das Wasser oberhalb des Komplexes abgezweigt wird.

Vâltoare

Die Waschmaschine ...

... wird von jenem Wasser bedient, welches zuvor das grosse Wasserkraftkrad (hinter der Vâltoare) antreibt und -anbei erwähnt - auch das frische Destillat der Schnapsbrennerei abkühlt.

Piva

Die Stoffwalkmaschmaschine ...

... hämmert unentwegt mit vier grossen Holzstempeln auf die gewebten Stoffbahnen ein. Die Achse des Wasserkraftrades ist mit dicken Holzstiften versehen, die in bestimmten Abständen die grossen Holzstempel anheben um diese dann ihrer eigenen Schwerkraft zu überlassen.

Destillerie

Die Schnapsbrennerei ...

... war natürlich auch während meiner Anwesenheit in Betrieb.

Das Ausgangsprodukt

Opris Gheorghe ...

... zeigt mir das Ausgangsprodukt für die Walkmaschine, welches zuvor in einigen Bauernhäusern grob verwebt wird. Die groben Stoffballen werden in verschiedenen Färbungen gefertigt.

 

Das Endprodukt

Nach dem Walkprozess ...

... spleissen einige der verwebten Adern auf und die Zwischenräume der Webbahnen haben sich zudem extrem verdichtet, so dass die Stoffbahnen danach eine stark wasserabweisende Wirkung haben.

 

Nach dem Walken in die Wäsch!

Im Anschluss an den Walkprozess ...

... kommen die Stoffbahnen in die Vâltoare zur Endwäsche und anschliessend wird alles Material zum Trocknen aufgehangen.

Im Hause von Opris Gheorghe

Mit der Besichtigung der "eierlegenden Wollmilchsau" ist es hier aber noch nicht getan. Eine Einladung auf ein Schnäpsle ins Haus, oder gar eine geplante Übernachtung bei der Familie, lüftet weitere interessante Details maramureser Gegebenheiten:

Das Haus von Familie Opris

Von aussen ...

... wirkt das Haus von Familie Opris in jedem Falle etwas eigenwillig, wofür allerdings die maramureser Bauern ab und an bekannt sind :-) !

Das Wohnzimmer

Im Innern ...

... kann der Besucher die "Ruda" bewundern. Diese typische Wandteppichkollektion dient oft der Mitgift, die der Tochter nach einer Hochzeit mit in den Hausstand gegeben wird. Allerdings hat Familie Opris nur zwei Söhne ...

 

Die Söhne

Die zwei Söhne ...

... sind auch schon im gerdiegenen Alter und man sieht - wenn auch nur auf dem Familienfoto - dass die Traditionen fortleben, selbst wenn einer der Söhne in den USA und der andere in Spanien lebt.

 

Die Enkel

Sie lebt und lebt, ...

... die Tradition und auch bei den Enkelkindern scheint sie gelegentlich noch tief verwurzelt.

 

Die Eltern

Opris Gheorghe (62) und seine Frau (52) ...

... bewirtschaften fleissig ihren Hof in Sârbi und es scheint ihnen gesichert, - trotz manch schwerer Arbeit - stets ein erfülltes Leben zu haben!

 

Der Eingang

Von draussen ...

... gelangt man über einen kleinen Flur direkt in die gute Stube. Übernachtungen bei Familie Opris sind übrigens möglich, mehr dazu unten auf dieser Seite!

 

Noch einmal die gute Stube!

Opris Gheorghe fachsimpelt ...

... mit meinem maramureser Freund George Iurca, dem ich beinahe alles Wissen über die Täler der Maramures und deren Menschen zu verdanken habe!

 

Für alle die sich mehr für das Anwesen von Familie Opris interessieren, hier die Anschrift und weitere Infos:

Gheorghe Opris
Nr. 181
Sârbi (Cod. 4942)
Jud. Maramures / România
Telefon: 0262-373898 ... vom Ausland: 0040-262-373898
Preis für eine Übernachtung (Dusche + TV) incl. Frühstück: ca. 12 Euro

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Hallo!

Eine letzte Begegnung in Sârbi ...

... und natürlich hoffe auch ich darauf, eines Tages wieder hier in Sârbi die eine und andere neue Bekanntschaft zu machen, einen guten Schaps zu trinken, einen Hirtenhund zu zähmen, ...

seufzzz ....

Ach ja, manchmal lehrt es die Erfahrung mit Grossstadtmenschen der westlichen Hemisphäre, dass man ihnen noch einen wichtigen Rat mit auf den Weg gibt: "In den Dörfern der Maramures grüsst man sich noch!"

:-)))

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