Banat & Mehedinti / Teil 3 / Juni 2008

Fotos: Wilhelm Scherz

 

 

Oft ist es so, da kommt man aus den Bergen, zumeist ins flache  Land und lässt zugleich alle Schönheiten an Landschaft und ländlicher Kultur hinter sich. Das Leben im flachen Land ist weniger nahe der Isolation und orientiert sich so viel schneller am urbanen Rhythmus und seinen Werten - letzteres im Stückmass freilich. Auf unserer Tour durch die Mehedinti-Berge ist alles anders ... Wir verlassen unser schönes Lager auf über 1000 Meter nahe des Passes, östlich des Vf. lui Stan und fahren mit Sack und Pack in die tieferen Lagen östlich des Hauptkammes der Muntii Mehedinti. Zum Ersten wechseln wir damit in ein anderes Kulturgebiet, d.h. vorerst Abschied nehmen von den "banateni" und besuchen jetzt das traditionelle Gebiet der "olteni", einer Region des Alt-Rumänischen Landes, dessen Menschen wir ja schon auf den Höhen der Mehedinti-Berge kennenlernten. Das heutige oltenische Gebiet ist in fünf Landesbezirke (judete) aufgeteilt: Dolj, Gorj, Mehedinti, Olt und Valcea, wobei wir wir uns weitgehend auf die Mehedinti beschränken und nur am Rande einige Dörfer des Judetul Gorj besuchen. Das Gebiet innerhalb des Jud. Mehedinti ist ein klassisches Flächenland und die wenigen urbanen Zentren begrenzen sich auf die Städte Baia de Arama, Orsova und Drobeta-Turnu-Severin. 344 Dörfer zählen zur Mehedinti-Region, die zu Grossgemeinden zusammengefasst und entsprechend verwaltet werden. 

Während die rumänische Mehrheitsbevölkerung innerhalb des Banat durch Jahrhunderte hindurch vielen Einflüssen anderer Machthaber und Kulturen ausgesetzt waren, gab es in dieser Hinsicht innerhalb der alt-rumänischen Gebiete - trotz jahrhunderte währender Besatzung durch die Türken weniger Veränderungen. Sitten und Bräuche haben sich hier stärker manifestiert und wurden durch die Art türkischer Besatzungspolitik ganz ungewollt noch zusätzlich gefördert. Für die Rumänen war ihre orthodoxe Kirche mehr als nur eine Glaubensgemeinschaft, vielleicht ist der Begriff "Staatsgemeinschaft" etwas unglücklich gewählt, aber dennoch passend. Gegen die Einflüsse damaliger Grossmächte konnten die Rumänen wenig ausrichten und so waren ihre einzigen Fürsprecher, die Vertreter des orthodoxen Klerus nach oben hin, während an der Basis alle gesellschaftlichen Werte durch den einheitlichen Glauben verbindlich das Leben bestimmten, was sich letztendlich im Brauchtum noch heute hier wiederspiegelt.  

"banateni" und "olteni" hatten über alle Jahrhunderte hindurch ihre Kontakte aufrechterhalten, zum einen durch den Handel und durch saisonale Arbeit, zum anderen durch die Transhumanz schlechthin, so zogen oltenische Hirten über alle Zeit in die banater und siebenbürger Berge hinüber und auch aus anderer Richtung kamen Rumänen aus verschiedenen Gründen nach Oltenien hinüber. Damit in Verbindung gibt es in Oltenien eine interessante Tatsache, die oft zu sprachlichen Missverständnissen führt: an den Randzonen des oltenischen Landes kam es gar zur Herausbildung einiger "Ungureni"-Dörfer, bzw. zur Entwicklung machner "Ungureni"-Viertel in bereits bestehenden Ortschaften. Man neigt schnell dazu, den Begriff "ungureni" (ungurean / Sing.) einer ungarisch-stämmigen Volksgruppe zuzuordnen, was aber nicht der Fall ist. Früher verstanden die Rumänen diesen Begriff als "Rumänen, die aus Siebenbürgen kommen". In der rumänischen Sprache gibt es diesbezüglich oft solche Formen einer Wortbildung, welche auf den Ursprungsort und nicht auf die ethnische Spezifik Bezug nimmt. So sind uns ja auch solche Wortkombinationen wie "moldovean" und "bucurestean" sehr vertraut. Anbei bemerkt würde der rumänische Begriff für einen Ungarn = "ungur" bedeuten. ...

Nach all den einführenden Worten scheint einem dieses Gebiet schon etwas vertraut und ein bischen Neugierde ist sicher schon geweckt. Noch interessanter wird es, wenn wir uns die landschaftlichen Aspekte dieser wunderschönen Landschaft östlich des Mehedinti-Hauptgebirgskammes vor Augen halten: Vom Hauptkamm fällt das gesamte Areal in drei Stufen gegen Osten ab: 1. das Hauptgebirgsmassiv, dessen Höhen bis zu 1466 m betragen ... 2. die Karstplatte des Podisul Mehedinti, deren Höhenniveau zwischen 900-300 m beträgt ... und 3. die Getic-Platte auf einer Höhe von 450-150 m. Das Karstplateau "Podisul Mehedinti" zählt mit zu den bedeutendsten Karstregionen des Landes und birgt noch heute unzählige Geheimnisse. Die Stärke (Dicke) der Kalkplatte Podisul Mehedinti beträgt 200-300 Meter und breitet sich aus über ein Gebiet zwischen Baia de Arama und Ciresu (NO/SW). ... Verbinden wir jetzt mal ganz emotional alle Faktoren vorliegender Kultur- und Naturschönheiten, dann gibt´s doch eigentlich kein "Halten" mehr :-))) !  


 

Traditionelle Viehstallung

... in Godeanu (Comuna Obarsea Closani). Im gesamten Gebiet von Podisul Mehedinti werden uns immer wieder diese typischen Stallungen begegnen - sozusagen "Punkt 1" unter den Besonderheiten des ländlichen Kulturkreises innerhalb der Mehedinti-Region. 

Die Biserica de Lemn "Sf. Voievozi"

... in Godeanu (Comuna Obarsea Closani). Und schon sind wir bei "Punkt 2" der regionalen Besonderheiten: Allen Holzkirchen dieser Region ist es ein typisches Merkmal, dass sie von aussen her mit einem Kalkputz versehen sind. ... Die Kirche wurde zwischen 1783-1786 in Obarsia Closani erbaut und vor ca. 100 Jahren nach Godeanu umgesetzt. Leider wurden bei fast allen Kirchen im Podisul Mehedinti die alten traditionellen Holzschindeldächer durch Blecheindeckungen ersetzt. Die Holzkirche von Godeanu zählt sicher von Aussehen her zu den schmucklosesten Bauwerken dieser Art. 

 

Im Innern 

... beherbergt die kleine Holzkirche einige schöne Ikonen.

Hram: Sf. Arhanghel

 

 


Die Klosterkirche von Baia de Arama 

Text: Infotafel vor dem Kloster  / Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis

 

Die heilige Kirche befindet sich auch heute, nach gut 300 Jahren auf der Stelle des Mönchsstifts das nicht mehr genug Raum bot. Das entnehmen wir einigen Unterlagen aus dem Jahre 1660.

Gleich nach dem Jahre 1690, als der Fürst Constantin Brancoveanu in Baia de Arama, gemeinsam mit dem Ban (Würdenträger/Gouverneur) von Craiova Cornea Brailoiu, bei ihrem guten Freund Milco Baiasul, Vogt der Kupfergruben und Vertrauensmann in diesem Gebiet des Herren, Halt machte, wurde auf seine Initiative und nach dem Wunsch der Händler dieses Marktflecks die Errichtung einer gemauerten Kirche, auf dem Berg „Cornet“, an die Stelle des alten Mönchsstifts beschlossen – zum Gedenken an seinen Sohn Nicolcea, die Klosterkirche, „Die Heiligen Fürsten Mihail und Gavril“ im Jahre 1699, Monat Mai – abgeschlossen wurden die Bauarbeiten am 7. Mai 1703.

Gebaut wurde mit Mauerziegeln, Steinen und Schlacke der Kupferschmelzöfen. Alle Baumaterialien spendete Milco Baiasul, und die Grubenarbeiter verpflichteten sich Steine, Ziegeln, Kalk, Zimmerer- und Tischlerarbeiten kostenlos vorzubreiten. Vier Jahre wurde gebaut. Gestiftet haben noch Cornea Brailoiu (Ikonen, Ornate, Möbel) und Herr Constantin Fürst Brancoveanu das Kirchengestühl, welches sich auch heute noch in der Kirche befindet. Die Wandmalereien führten zwei Mönche vom Kloster Tismana durch. 

Das Heilige Kloster Baia de Arama wurde dem Berg ATHOS geweiht – dem Kloster HILANDAROS aus Griechenland. Es funktioniert als Mönchskloster, einer Unterlage aus dem Jahre 1724 entsprechend gab es einst 8 Nonnen. Nach der Verstaatlichung der klösterlichen Vermögen funktioniert es als Pfarrkirche, bis heute noch.

Die Architektur: Der Kirchbau ist ein kreuzförmiges Gebäude, in den Grundmauern wurde Stein und Schlacke verarbeitet, er ist 24, 5 m lang und 8 m breit, die Wände sind 80 cm dick, das Dach ist mit Blech eingedeckt.

In dem  Kirchturm befinden sich die drei Glocken und eine „toaca“. Die Glocken wurden einst am Ort aus Kupfer gegossen. Der Ikonostas besteht aus Lindenholz, die Schnitzereien im Brancoveanu-Stil. Rings um die Kirche gibt es eine Wehrmauer.

Nach der Säkularisation dienten in dieser Kirche folgende Pfarrer: Pfarrer Gheorghe (Geburts- und Todestag unbekannt), Ioan Stefan + 1898, Ioan Predescu, Sebastian Chilee + 1990, Petre Tamasi + 1991, Haralambie Predescu ging 1996 in den Ruhestand.

     Text von Pfarrer Professor MUNTEANU V DUMITRU

 

 

Biserica din Baia de Arama

Die Kirche erstreckt sich über einen Grundriss von 8 m Breite und 24 m Länge. Sehr prägnant für diesen Kirchbau ist der wuchtige aber in seiner Höhe begrenzte Glockenturm, der neben den drei Glocken auch eine "Toaca din metal" (metallenes Schlagbrett) beherbergt.

 

Traditionelle Trachten

... in der Mehedinti-Gegend. Wir haben grosses Glück, während unseres Aufenthaltes in Baia de Arama begegnen wir einigen Kindern, die gerade einen Auftritt vorbeireiten, innerhalb eines Schülerprojektes.

 

Besuch bei Familie Constantin

Wir werden Podisul Mehedinti etwas untreu und verlassen das Gebiet für kurze Zeit gen Ost, dem sich die Getic-Platte anschliesst. Ziel unserer Begierde ist der Töpfermeister Danile Constantin, von dessen Töpferkunst wir uns bereits an einer Stana auf Poiana Beletina überzeugen konnten. Dort bekamen wir den Hinweis, dass jener Töpfermeister nahe Comuna Glogova wohnt. Unsere Suche entlang der Strassendörfer war nicht ganz einfach, aber schliesslich bekamen wir vor Ort heraus, dass jener Mann im Dorf Olteanu (Com. Glogova) lebt. Aber selbst dort mussten wir erfahren, dass nicht jeder im Dorf jenen Töpfermeister kennt. ... Leider war bei unserem Besuch nur Elena, die Ehefrau von Herrn Constantin zugegen.  Im Bild zu sehen: Der Brennofen, welcher aus runden Flusssteinen besteht, die durch ein Metallgeflecht stabilisiert und von Innen und Aussen mit einer Lehmschicht überzogen sind. Nach der Befeuerung bleibt die Töpferware ganze zwei Tage im Brennofen.

 

Ein Auszug aus der Modell-Palette

Neben Kannen und Krügen fertigt Danile Constantin, auch Teller und Schalen. Auffällig an dieser Töpferware ist, dass nur die verzierten Abschnitte mit einer Glasur überzogen sind. Danile führt diese Handwerkskunst schon über 30 Jahre aus. Gelernt hat er all dies von seinem Vater.

Kontaktadresse: Danile & Elena Constantin, Nr. 57, Sat. Olteanu, Comuna Glogova, Judetul Gorj, Romania ...

 

Elena Constantin (64)

Die Ehefrau von Danile Constantin gewährte uns Eintritt und liess all unserer Neugierde freien Lauf! Es braucht glaube keiner Erwähnung, das wir (Gudrun Pauksch, Christian Gleiniger und  meine Wenigkeit) fast die gesamte Produktion aufgekauft haben :-) !!! Danile Constantin produziert nicht ständig Töpferwaren. Er folgt einer natürlichen Logik die da sagt: Erst wenn die vorher produzierte Ware ausverkauft ist, wird neue hergestellt. Das kann drei Wochen dauern, oder einen Monat oder ein halbes Jahr - wer weiss es schon so genau!

 

Biserica Sf. Nicolae in Clesnesti

Clesnesti (Comuna Glogova) befindet sich abseits der Strassendörfer zwischen Baia de Arama und Motru. Man erreicht das Dorf über eine zwischen Glogova und Olteanu abzweigende Nebenstrasse, die den Motru-Fluss überquert. Wir ahnten es auf unserer Schnuppertour schon, denn abgelegene Dörfer haben oft ganz besondere "Schätze" zu bieten und so wurde unsere Neugierde auch hier in Clesnesti wieder reichlich belohnt ... .  Die Kirche mit ihren auffälligen Aussenwandfresken wurde 1865 erbaut. Eine Kirche ähnlicher Bauart befindet sich in Crainici.

 

Höllenmotive (iadul) 

... in der offenen Vorhalle der Kirche. Malereien genau dieses bäuerlich-naiven Stils findet man in vielen Landesteilen des heutigen Rumänien vor.

 

Interessantes Bauernhaus

... in Crainici. Diese Häuser traditioneller Bauart sind im Landesbezirk Mehedinti nicht selten, noch typischer sind sie aber für den benachbarten Landesbezirk Gorj, weswegen diese Architektur auch als "Arhitectura Gorjeana" bezeichnet wird. 

 

 


Das Bojarenhaus und die orthodoxe Kirche von Glogova ...

Text: Infotafeln vor Ort  / Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis

 

Das Bojarenhaus

Das Haus der Glogoveni wurde um das Jahr 1770 gebaut, wobei das Untergeschoß aus noch älterer Zeit stammt – wohl aus dem VII. Jahrhundert. Die Bauherren orientierten sich bei ihrer Namensgebung an dem Ortsnamen. Es ist dieses ein typisches Bojarenhaus (Großgrundbesitzer).

Charakteristisch für dieses Gebäude ist der Erker, seine Balken ruhen auf mit schönen Holzschnitzereien versehenen Säulen. Hervorzuheben sind noch die Keller mit sehr dicken Wänden mit einer Stärke von 140 – 145 cm.

Im Glogovenilor-Haus erlebte Tudor Vladimirescu seine Jugendjahre, er war der Anführer der Revolutionsbewegung von 1821. ... In den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Haus von Gheorghe Vernescu, seinem damaligen Eigentümer, renoviert. Die wichtigsten Rekonstruktionsarbeiten erfolgten 1966 – 1967.

 

Die Glogova Kirche

Diese Heilige Kirche, die von 1730 bis 1762 von der Bojarenfamilie Glogoveanu erbaut wurde, erfuhr zwischen 1914 und 1915 umgehende Reparatur- und Malerarbeiten. Es war die Zeit von König Ferdinand I. und Bischof von Ramnicu und Arges war seine Heiligkeit Sofronie.

Die Ortschaft deren Namen sich vom Begriff „gloga“ = Kiesberg, ableitet, taucht in historischen Dokumenten des Jahres 1573 auf. Zwei architektonische Denkmäler sind hervorzuheben, das alte wehrfähige Cula Glogovenilor–Haus und die alte Kirche.

Es ist eine Schiffskirche mit Turm, der über dem Pronaos errichtet wurde. Betreten wird die Kirche durch eine reich verzierte Tür – Steinrahmen mit Blumenverzierungen. Der letzte Bauabschnitt wurde von Matei Glogoveanu begonnen, er war Kaiserlicher Berater und starb 1738. Fortgesetzt wurden die Arbeiten von seinem Sohn Ionita Glogoveanu, in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts.

Bedeutsam für diesen Ort ist die Gegenwart von Tudor Vladimirescu, er stand in den Diensten von Ion Glogoveanu als er kaum 18 Jahre alt war. Ion Glogoveanu war überrascht von der Zielstrebigkeit und Lernfähigkeit des jungen Tudor, förderte ihn und bildete ihn auf eigene Kosten aus, daraus wurde ein richtiger Schriftgelehrter. Glogoveanu übertrug ihm die Verwaltung der Güter von Baia de Arama und Glogova – diese umfassten einige zehntausende Hektar Land. An den Innenwänden des Naos gibt es auch heute noch Ringe, die einst von den Türken angebracht wurden. Sie dienten dem anbinden der Kampfpferde. Nachdem die Kirche von den Türken ausgeraubt wurde, fand sie wahrscheinlich lange Zeit während der Besatzung eine Verwendung als Stallung und Lagerplatz. 

Als im Jahr 1915 der alte Fußboden erneuert wurde, entdeckte man auf der linken Seite des Naos eine leere Grabstätte – ausgefüttert war diese mit Ziegelsteinen des Fürsten Basarab der Jüngere.

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Dienende Pfarrer: Buteica Matei; Argintaru Sabin 1929 – 1934; Zorila Nicolae 1934 – 1979; Nimara Ilie in Vertretung 1979 – 1982; Popescu Vasile 1982 – 1986; Bivolu Gavril 1986 – 1997;

            Nimara Ilie dient von 1997 an im Namen des Herren

Text: Pfarrer Nimara Ilie

 

 

Cula Glogovenilor

Das Bojaren-Haus befindet sich unmittelbar neben dem Grundstück der Glogova-Kirche.  Entlang der südlichen Abhänge der Südkarpaten gibt es zahlreiche Standpunkte, an denen man diese Bojarenhäuser bewundern und besichtigen kann, etwa im Freilichtmuseum in Curtisoara oder in Maldaresti, um nur einige zu nennen.

 

Biserica ortodoxe din Glogova

Die grosse offene Vorhalle ist ein sehr charakteristisches Merkmal dieser 1762 erbauten Kirche. Auch hier findet man neben dem Eingang zur Kirche die klassischen Motive von "Iadul si Raiul" (Hölle und Himmelreich).

 

Eine Feuchtwiese mit Heilschlamm

Bei Camuiesti (Com. Glogova), dort wo die Strasse Richtung Baia de Arama über den Motru-Fluss hinwegführt, befindet sich hinter einem Gaststättenkomplex eine Mineralquelle mit schwefelhaltigen Bestandteilen. Das Wasser dieser Quelle versickert auf einer dahinter befindlichen Wiese, wo sich entsprechende Faulschlämme gebildet haben, die der Heilwirkung der berühmten Heilschlämme des Techirghiol-Sees am Schwarzen Meer in nichts nachstehen soll. Ein Einheimischer aus Glogova war so nett und hat uns zu den Ort geführt. Hin und wieder wird hier angeblich über eine touristische Nutzung dieser Ressource geredet - so erzählte uns der freundliche Herr.

 

Pestera Bulba

Auf dem Weg von Baia de Arama nach Ponoarele machen  wir einen kurzen Abstecher zum Portal der Bulba-Höhle, aus der zur Zeit unseres Besuches sehr viel Wasser austrat. Ein kleinwenig nährte das die Hoffnung, den Zaton-See mit Wasser vorzufinden. Leider war dies nicht der Fall, dafür wurden wir die Tage über aber mit traumhaften Wetter entschädigt! 

 

 

 


Ponoarele - Kurze Geschichte 

Text: Touristisches Faltblatt  / Unkommentierte Übersetzung (Rumänisch ins Deutsche) von: Klaus Danielis

 

Hier in Ponoarele gibt es viel altes Zeug, an dem der Zahn der Zeit gescheuert hat, so wie an den alten Erosionsreliefen am „dealul Pesterii“ (Höhlenberg). Einige archäologische Funde stammen aus der späten Steinzeit, wie etwa der Steinhammer, der im Museum „Portile de Fier“ aufbewahrt wird und jener vom Museumspunkt der Schule von Ponoarele. Ein anderer Bronzehammer wurde bei „Partitoarea“ gefunden, zwischen Delureni und Homu. Schon die Flurnamen sind sehr geschichtsträchtig: Homu, Sisinesti, Piatra Dajului, Valea Turcului, Cracul Morminti. In der ältesten monografischen Aufzeichnung des Notars Sofronie Delurintu steht:

„In der Nähe des Weilers Branzeni befinden sich die Flurstücke: Sisinesti und Mormodol. Bei Sisinesti soll es ein dakisches Städtchen gegeben haben, das die Römer, als sie die Burg von Gradet erstürmten, zerstört haben. Das Geld der Ermordeten wurde an der heute benannten Stelle Mormodolul verscharrt. Mormodolul hat etwas mit dem Begriff „mormant“ (Grab) zu tun“. Schriftliche Belege gibt es kaum. Es ist bekannt, dass seit ältesten Zeiten auf dem Gebiet des Ortes Kupfer abgebaut wurde. Spuren davon finden wir auch heute noch zwischen Baluta und Delureni, an der Piatra Dajului, zwischen den Dörfern Cracul Muntelui und Gheorghesti, an der Brücke Balaciului und vor allem bei Ocne, zwischen Baia de Arama und Ponoarele. Da gibt es noch eine Quelle „Fantana Mircii“ genannt. Der Legende nach soll an dieser Quelle der Fürst Mircea cel Batran gehalten haben als die Gruben von Bratilovu eröffnet wurden. Das älteste Dokument stammt aus aus der Zeit des Fürsten Vlad Voivod (1486),  es bezieht sich auf das Dorf Sipot. Das Dorf Ponoarele mit dem Begriff Ponor wird in einem Dokument aus dem Jahre 1621 erwähnt.

Genau so wichtig ist die „Hotarnicia mosiei Ponoarele“ (hotar = Grenze) von den Antragstellern und den begünstigten Grenzstreitern, es handelt sich dabei um ein Schreiben aus der Zeit des Fürsten Alexandru-Voda (1573). Darin ist vermerkt, dass die Leute von Ponoreni vom Stan stammen, und jene von Mosneni vom Cracul Muntelui Alb (Ast des weißen Berges) kommen. Auch finden wir darin einige alte Benennungen, die sich auf ehemalige Flurnamen beziehen: Fantana lui Trandafir, Plopul infierat, Mesteacanul de la Zacatoare, Masa de Piatra, Crucea batuta in piatra, Valea lui Barba-Lata.

Aus der vom Lehrer Constantin Piciu aus Ponoare formulierten Antwort entnehmen wir den Fragebogen  den Odobescu 1873 ausgefüllt hat, er erwähnt darin einen Hügel am so genannten Varful Inalt (hoher Gipfel), auch ungarische Gräber, beim Zusammenfluss der Valea Barnelor mit der Valea Mare, die Existenz zweier natürlicher Erdwälle (Schwemmland) beim Ort Raul lui Neagoe und einer ungarischen Stadt an der Grenze zu Bala de Sus, im Gebiet Sisinesti.

In den Dörfern der Gemeinde lebt die Anwesenheit von Tudor Vladimirescu weiter, er erstellte die „Hotarnicia mosiei Burbi, Brebina und den Ponorenern“ (es geht um das Protokoll eines Grenzstreites.

Am Cracul Muntelui hatte Tudor Vladimirescu eine Imkerei, dieses ist vermerkt auf einem Zettel von Gheorghe Butaru mit folgenden Wortlaut: „Die kluge Imkerin, übergibt dem vorgetretenen 30 kg Bienenwachs, er solle für die Bienen sorgen und sie vermehren bis zu 1000 Stöcken“

Ein weiteres Nachbardorf der Gemeinde ist Baraiac aus dem die Familien der Spineni stammen.

Mit dem Dorf Proitesti wird der Name Hargotilor in Zusammenhang gebracht, die bedeutendsten Gutsherren der Gegend, der Bäcker Draghicean Hargot (1765- 1851) hatte viel zu sagen im XIX. Jahrhundert, darüber berichtet Radu Creteanu:

„Draghicean Hargot gehörte zu den Freunden von Tudor Vladimrescu und war ganz vorn bei der Revolte. Er verkaufte wegen dieser patriotischen Aufgabe ein Gut von Brebina. Sein Name erscheint bei den Unruhen von 1826, zwischen den ehemaligen Hauptmännern der Panduri Ghita Cutui und Simeon“. Im Jahre 1845 befindet er sich an der Seite seines Schwagers Petrache Burileanu bei einem Komplott gegen den Fürsten Bibescu, darauf wurde er eingekerkert. 1848 bewirtet dieser Gutsherr auf seinem Gut von Proitesti den General Bem, der ins Cena-Tal gekommen war, nachdem er von den Österreichern und den Russen besiegt wurde. Der Kampf um die Vereinigung und Verteidigung seines Volkes forderte 77 Menschenleben dieser Gemeinde, Helden die im Goldenen Buch der Helden geehrt werden.

Ein fleißiger und begabter Menschenschlag lebt in Ponor, sie hatten stets gegen Armut und Not zu kämpfen, trotzdem errichteten sie hier sehenswerte Höfe, die beneidenswert sind.

 

 

 

Über Ponoarele

... unmittelbar auf dem Bergrücken zwischen dem Podul lui Dumnezeu und dem Lacul Zaton. Wir befinden uns hier quasi auf dem "Dach" der Pestera Ponoarele (P. Podul Natural). Hier haben wir auch unser Zeltlager aufgeschlagen. Der Blick gen Nord reicht hinüber bis auf die noch Schnee-bedeckten Berge der Muntii Godeanu. 

Ponoarele ist Gemeindezentrum, zu dem 15 Dörfer zählen: Baluta, Baraiac, Branzeni, Buicani, Ceptureni, Cracul Muntelui, Delureni, Gardaneasa, Gheorghesti, Ludu, Proitesti, Raiculesti, Valea Ursului und Sipot. Das Gebiet der Gemeinde Ponoarele erstreckt sich über 44 km².

 

Blick vom Zeltlager 

... über Ponoarele gen Südwest auf den leider trockenen Zaton-See (Lacu Zaton). Das hiesige Karstgebiet Zaton-Ponoare-Bulba stellt ein sehr komplexen Verbund dar. Die Wässer des Lacu Zaton, der Valea Gainii, sowie der Valea Turcului verschwinden allsamt im Untergrund und treten am Portal der Pestera Bulba wieder zu Tage. Allein deshalb war es für uns ein unbedingtes Muss, dem Portal der Bulba-Höhle einen Besuch abzustatten. 

 

Blick durch Podul lui Dumnezeu (Podul Natural)

...  auf eine im Rohbau befindliche Kirche. Sie wird angeblich nicht von der Dorfgemeinschaft, sondern von einen einzigen Sponsor finanziert. Die natürliche Kalksteinbrücke, über die eine Landstrasse hinwegführt, hat eine Länge von 30 m und eine Höhe von 13 m. 

Der "Complexul carstic Zaton-Bulba" ist heute als Naturschutzgebiet eingestuft (Dec. nr. 237/1950) und erstreckt sich über 100 ha. 

 

Pestera de la Podul Natural (Brückenhöhle)

Der Zugang befindet sich auf 365 Höhenmeter innerhalb eines Einsturzbeckens, welches zusammen mit dem Podul Natural (Podul lui Dumnezeu) sicher einst Bestandteil der noch vorhandenen Höhle war. Innerhalb des Beckens befindet sich das halbmondförmige Höhlenportal (Intrarea de la Podul Natural) über das man in einen grossen Höhlensaal gelangt. Die Deckenhöhe beträgt hier ca. 10 Meter. Das Höhenniveau setzt sich konstant fort bis zu einem 6 m tiefen Schlammtrichter (sorb). Man kann diesen mit grosser Vorsicht umgehen (Abrutschgefahr!) und gelangt auf diesen Weg bis zum zweiten Höhlenzugang am Zaton-See (Intrarea de la Zaton). Die Höhle verfügt über schöne Formationen und hat eine Gesamtlänge von 734 m. 

 

Christian

... zum Abschätzen der Dimensionen in der Galeria Fosila. Aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit und der grossen Galerien sollte man trotz leichter Begehbarkeit der Höhle eine gute Beleuchtung dabei haben! 

 

Bisericuta de sub Stei

Die Biserica de Lemn "Sf. Nicolae" befindet sich am südlichen Ortsrand von Ponoarele, nahe des Fliederwaldes (Padurea de Liliac). An der aus Eichenholz erbauten Kirche gibt es eine Inschrift aus dem Jahr 1762, andere Quellen besagen, dass die Kirche aus dem Jahr 1766 stammt. Etwas oberhalb der Kirche befindet sich eine starke Karstquelle, welche den Ponorului-Bach speist. Zwischen Kirche und Ortszentrum befanden sich einst 7 Mühlen, von denen heute nur noch eine funktionsfähig, aber ohne intakten Wasserzulauf ist. 

 

Enescu Danut

... aus Ponoarele hat uns einen ganzen Tag auf unserer Streiftour zwischen Ponoarele und Balta begleitet. Zum Abend gab er uns noch ein Ständchen auf dem Akkordeon zum Besten. Wir revanchierten uns anschliessend im nahen Magazin Mixt!

 

Als auch Enescu nicht mehr weiter weiss,

... auf der Suche nach einer Höhle, da fragt er eine alte Dame die vor ihrem Hof mit der Feldarbeit beschäftigt war - barfuss wohl bemerkt, wie dies hier teils noch üblich ist. Barfuss führte uns die über 80 Jahre alte Dame dann auch flinken Fusses durch einen ansteigenden Karstwald zu der geheimnisvollen Stelle. Wir - allsamt im mittleren Alter - hatten unsere Mühe der Dame zu folgen. Man muss es immer wieder betonen: Es sind diese alten Herrschaften, die mit ihrer Hilfsbereitschaft und Freudlichkeit den westlichen Besucher so sehr beeindrucken. Trotz schwerster Arbeit bis ins hohe Alter hinein, strahlen sie doch eine Lebensfreude aus, wie man sie in der westlichen Welt der "abgestempelten Pensionäre" nur ganz selten antrifft! In diesem Falle ist es ihnen "Wesenseigen", dort in den rumänischen Karpaten ist es eher ein "allgemeines Charakteristikum"! 

 

Dealul Curecea

Nahe dieser wunderschönen Wiese, innerhalb einer Doline, befindet sich die Höhle  "Pestera din Dealul Curecea". 

 

Der senkrechte Schacht

... führt im Innern einer Doline direkt in die Höhle. Der Abstieg ist nicht sonderlich schwierig und mit etwas Glück fliesst in der Höhle kein Wasser, so dass sie über die gesamte Distanz leicht begehbar ist. Mir war das im September 2002 schon einmal möglich, diesmal aber hatten starke Regenfälle - die zwar einige Tage zurücklagen - viel Wasser hinterlassen und so war eine Begehung trockenen Fusses natürlich nicht möglich. Nicht jeder war dem zugeneigt :-) !!!

 

Stefan

... in einem noch begehbaren Abschnitt nahe des Höhleneingangs. 

 

Christian

...  leuchtet kritisch den Wasserstand aus. 

Die Erforschung der Höhle begann erst in jüngerer Zeit  im Jahr 1962 durch V. Decu und M. Bleahu. Sie beendeten ihre Forschungen 1967 mit nachfolgender Publikation. Laut alter Skizzen weist die Höhle zwei Zugänge auf, jenen über den wir eingestiegen sind (Intrare Aven) und den Zugang  "Intrare Aval" (dem stromabwärts befindlichen Zugang). Als wir im Jahr 2002 die Höhle begangen, endete der Gang kurz vor "Intrare Aval" an einem Deckeneinsturz. Genaue Informationen liegen mir dazu leider nicht vor. 

 

Ein Stück noch allein

... durch die malerische Höhlenwelt und dann zurück, denn draussen warteten Gudrun, Anja und Enescu auf mich/uns. Weitere Infos zur Höhle, siehe unter dem Bericht vom September 2002

 

 


Isverna 

  Es ist Zeit die Reise fortzusetzen und unser Interesse gilt jetzt der Comuna Isverna. Die Gemeinde, zu der die Dörfer Selistea, Giurgiani, Turtaba, Draghesti, Nadanova, Busesti und Cerna-Varf gehören, erstreckt sich über eine Fläche von 14537 ha. Zur Gemeinde zählen 2528 Einwohner. Die Menschen leben hier in der Hauptsache von der Landwirtschaft. Neben der Vieh- und Weidewirtschaft hat der Kartoffelanbau eine recht bedeutende Stellung. Bekannter als der Ort selbst, ist die nach diesem benannte Höhle "Pestera Isverna". Dank der einheimischen Bevölkerung fanden wir im Ort schnell einen schönen Zeltplatz und richteten uns am frühen Vormittag ein. Was man hier in Isverna in eineinhalb Tagen alles erleben kann, soll nur ansatzweise Erwähnung finden ...

 

Isverna

Das Foto zeigt das Ortszentrum in Isverna: linksseits das Rathaus, rechtsseits das "Bürgerzentrum" (Magazin Mixt und Kaffeebar). 

 

Gemütliche Stimmung 

... Sonnabendnachmittag im Magazin Mixt. Der Chef, welcher hier schon über 30 Jahre die Geschicke leitet, überprüft gerade die Liste für die Fussballwetten. 

 

Gegenüber

... von Magazin Mixt und Gemeindezentrum befindet sich die orthodoxe Kirche von Isverna. Mit dem Bau der Kirche wurde am 23.04.1900 begonnen. Am 23.09.1907 wurde die Kirche geweiht. 

Hram: Sf. Ierarh Nicolae

 

Nur jeden zweiten Sonntag 

... findet in der Kirche ein Gottesdienst statt. 

 

Die alte Kirche von Isverna

Die Biserica de Lemn "Sf. Voievozi" fungiert heute nur noch als historisches Monument. Die Kirche wurde 1823 erbaut, zuvor gab es hier eine ältere aus dem Jahr 1783. 

 

Im Innern

... der kleinen Holzkirche von Isverna. Die Malerei am Ikonostas ist auf einen Kalkputz aufgebracht. Die Innenbemalung stammt aus dem Jahr 1892.

 

Schönes Motiv von Abraham

... im Altarul.

 

Die "Schülertreppe"

Eine Besonderheit hat die kleine Holzkirche von Isverna gegen alle anderen Kirchen dieser Region aufzuweisen: die zu beiden Seiten im offenen Kirchenvorbau befindliche Treppe. Hier soll nach Aussage der Einheimischen der Pfarrer die Kinder unterrichtet haben. 

 

Pestera Isverna

Emilian Georgi Isverceanu führt mich durch die Höhle. Ohne Führung gibt es hier definitiv keinen Zutritt. Wer sich nicht darauf verlassen will einen Ansprechpartner vor Ort zu finden, der kann sich vorab an folgende Adresse wenden:

Academia Romania / Institutul de Speologie Emil Racovita / Grupul pt. Explorari Subactive si Speologice = NGO / Dr. Alexandra Hillebrand / Tel. 0040-21-3124051 oder 0040-722-874354 / eMail: alexandra.hillebrand@gess.ro

http://www.gess.ro/

Diese Adresse ist besonders für die Freunde des Höhlentauchens interessant!

 

Die Pestera Isverna 

... befindet sich am Ende einer Nebenstrasse von Isverna, unmittelbar unterhalb der aufsteigenden Berghänge der Muntii Mehedinti auf ca. 600 Höhenmeter.

 

Eine Passage

... per Schlauchboot. Ca. 170 m nach dem Höhleneingang kommt man an eine Passage mit niedriger Deckenhöhe, die mit einem Schlauchboot zu durchfahren ist. Dann geht es weiter zu Fuss und man kommt nach ca. 100 m zum letzten Abschnitt der begehbaren Höhle, an dem sich insgesamt drei Siphone befinden. Hier beginnt das "Reich" der Höhlentaucher, von dem ich nichts verstehe, aber die Gegebenheiten vor Ort dennoch mit grossem Interesse wahrgenommen hab. 

 

Die Unterwasserpassagen 

... der Pestera Isverna sind noch immer in Erforschung. Momentan hat man an die 1500 m unter Wasser erkundet und vermessen. Das dies nicht ungefährlich ist, zeigt ein Taucherunfall, bei dem im Jahr 2007 zwei Höhlenforscher zu Tode kamen. ... 1914 gab es eine erste Erkundung der Höhle in den vorderen Abschnitten durch C.N. Ionescu. 

 

Isverna von oben gesehen ...

Kommt man von der Dorfstrasse zur Höhle hinauf und überquert vor dem Höhleneingang den Bach, dann führt ein kleiner Pfad weiter bergauf zu einem unbewaldeten Bergausläufer. 

...

 

Und weiter hinauf!

Von der kleinen Hochweide über der Pestera Isverna sieht man ein steil abfallendes Felsareal. Es war früher Nachmittag, das Wetter wie es schöner nicht sein kann und so stieg ich weiter hinauf. Man kommt an einen mit Strauchwerk und stacheligem Gestrüpp verwachsenen Hang. Ein Stück weiter dann eine riesige Geröllhalde. 

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Blick vom Geröllfeld

... gen West. Hier gibt es schöne Auswaschungen im Kalkstein.

 

Blick über dem Geröllfeld

... gen Süd. Die Dramatik dieser Landschaft wird einem spätestens an solch schönen Aussichtspunkten deutlich! Es gibt über Isverna nur wenige solcher traumhaften Aussichten, denn grosse Teile sind bewaldet. Ich hatte von hier aus den Versuch unternommen, auf den Höhen Richtung Norden dem Berghang zu folgen. Für eine Strecke von ca. 2 km brauchte ich über 3 Stunden. Der Grund ist die extreme Unzugänglichkeit des Karstwaldes, bei dem sich mittelgrosser Baumbewuchs mit stacheligen Heckengewächsen abwechseln, zudem beinahe das gesamte Areal einen unglaublich zersetzten Karstboden aufzuweisen hat. Nicht selten durchziehen hier das verwitterte Kalkgestein metertiefe Rillen und Spalten. 

 

Und noch ein Blick gen Nord

... über die riesige Geröllhalde hinweg. 

 

Das wohl schönste Haus

... in Isverna befindet sich an der kleinen Nebenstrasse, welche vom Zentrum zur Pestera Isverna führt. Das Haus gehörte früher einem Lehrer. Heute hat es den Eigentümer gewechselt. Die Idee, das Haus für Touristen herzurichten fand schon Erwägung und so muss man schaun, welche Optionen diesbezüglich die Zukunft bereithält. 

 

Wunderschön restauriertes Bauernhaus

... und zugleich ein interessanter Unterkunftstipp! Das Haus hat Emilian Georgi Isverceanu gekauft und wieder hergerichtet. Von Zeit zu Zeit übernachten hier Besucher, deren Interesse der Pestera Isverna gilt. 

Kontaktdaten: Emilian Georgi Isverceanu, Str. Pesterii, Nr. 88, Isverna, ... Tel.: 0742-984058 ... eMail: emilian_isv@yahoo.com

Emilian Georgi Isverceanu ist von Beruf Geographielehrer, er kennt das Umland und seine Geschichte sehr gut. Auf Wunsch bietet er Führungen in die Umgebung an.

 

Gastfreundschaft in Isverna

Kaum angekommen im Ort, da wurden wir von Elena Didea (rechts im Bild) spontan in den Garten auf einen Hauswein geladen. Dieses Foto entstand am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Isverna, denn Elena hatte einige interessante traditionelle Kleidungsstücke im Haus, für die sich speziell unsere Gudrun Pauksch (links im Bild) interessierte. 

 

Mamaliga und Hauswein

bei Familie Didea. Auch hier kann man übernachten, so Interesse vorhanden ... Preis ist Verhandlungssache!

Kontaktdaten: Doru und Elena Didea, Str. Canicea, Tel.: 0252-388180 oder 0753-977425

 

Ein Streifzug 

... durch die Gemeinde Isverna, das war sozusagen unsere "Sonntagsmission" und sie wurde möglich, weil uns immer irgendwelche Menschen aus der Gemeinde begleitet haben. Einen ersten Besuch statteten wir dem Dorfschmied ab. Der Mann am Blasebalk ist nicht der Dorfschmied, sondern unser erster Führer, den wir am Magazin Mixt kennen lernten. 

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Familienfoto

Der Dorfschmied Ion Dorlete (zweiter von links, von seiner Ehefrau umschlungen!) gehört mit seiner Familie der Gruppe der Roma an. Für uns war es sehr interessant zu erleben, wie gleichberechtigt hier Rumänen und Roma miteinander leben und arbeiten. Auch sind die Roma hier sehr gut situiert und wie es scheint, in die Dorfgemeinschaft integriert. 

 

Besuch bei P. Gheorghe Surdei (81)

... in Selistea. Gheorghe (links im Bild) arbeitet noch heute mit der Mühle und was uns sehr erstaunt hat, selbst die Mühlsteine fertigt er selbst. Etwa 1 Monat arbeitet er an so einen Mühlstein. 

 

Blick ins Innere

... der Mühle. Diese hat wie Gheorghe sagt, ein Alter von 300 Jahre, was man sicher differenzieren muss, denn an dem Bau des Mühlenhauses, als auch am Mühlgerät selbst wird von Zeit zu Zeit sicher immer etwas erneuert worden sein, so dass allein der Standort für die Mühle sicher mit dieser Zahl an Jahren benannt werden kann. 

 

Die Holzkirche von Selistea

Die Biserica de Lemn "Sf. Voievozi" befindet sich auf einer Anhöhe über dem Dorf und stammt aus dem Jahr 1763 / 1820. Am Ikonostas befinden sich neben der Pforte welche in den Altarul führt, zu beiden Seiten unterhalb der dortigen Ikonen zwei mit Ornamentik bemalte Platten, wie man sie ansich nur in ungarischen Kirchen als Deckenverkleidung vorfindet.

 

Aussenwandmalerei

... in der offenen Vorhalle. 

 

Der Ikonostas

... auch hier sind alle Motive unmittelbar auf einen Kalkputz aufgetragen, ähnlich der Holzkirche in Isverna. 

 

Der interessante Schlüssel

... für das Schloss der Kirchentür. Das gleiche Prinzip findet man in vielen Landesteilen Rumäniens auf  bergbäuerlichen Sommerhütten wieder, nur dass dort Schlüssel und Schloss vollständig aus Holz gefertigt sind.  

 

Ein Blick nahe der Holzkirche

... auf die aufsteigenden Bergkämme der Muntii Mehedinti, unterhalb derer sich Isverna befindet.

Leichenmahl (comand) in Selistea

Wir hatten grosses Glück, einem solchen Leichenmahl beiwohnen zu dürfen. Für ca. 120 Personen wurde hier eingedeckt. Neben der Bezeichnung "comand / comanda" gibt es auch eine andere oft gebrauchte Bezeichnung: "Pomana de Tarana" (aus dem Slawischen stammend). Das Leichenessen, an dem oft die ganze Dorfgemeinschaft teilnimmt, wird immer im Haus, bzw. auf dem Grundstück des Vestorbenen abgehalten. Sofern möglich, ist man bestrebt, durch die Aneinanderreihung von Tischen eine durchgehende Tafel zu bilden. In unserem Fall gab es zwei Tafeln. 

 

Vor dem Essen

... geht der Pfarrer um die ganze Tafel herum und segnet die Gaben. Dem Pfarrer folgte eine Frau mit einem Gebinde von Früchten, einer Kerze und einem brotförmigen Gebäck. Im Anschluss daran beginnt das Servieren der Speisen in mehreren Gängen. Dies kann von Fall zu Fall variieren und verhält sich wie folgt: 1.) die Gabe einer Vorspeise (Käse, Salami, Sülze, eingelegtes Gemüse, ...); ... 2.) eine Suppe ... ; ... 3.) Sarmale ... ; ... 4.) Bratenfleisch (Geflügel oder Schwein) ...; .... 5. die Coliva,  welche aus reinem Weizenkorn hergestellt wird. Früher war die Herstellung der Coliva eine sehr bedeutungsvolle Zeremonie, wobei die spezielle Bedeutung des gekochten Weizenkorns auf uralte Riten innerhalb des südosteuropäischen Raumes bis in die Epoche des frühen Neolithikum (letzte Epoche der vorgeschichtlichen Steinzeit) zurückreicht. ... Dem Leichenmahl, welchen wir beiwohnten, war die Coliva bereits vor Eintreffen der Dorfgemeinschaft schon auf der Tafel bereitgestellt (siehe vorheriges Foto). Das Gebäck, mit der in der Mitte befindlichen Kerze wurde von den meisten Menschen nach dem Leichenmahl mit heimgenommen. ... 

 

Die offene "Küche" 

... wird schon einen Tag vor dem Ereignis eingerichtet und weitgehend die Speisen vorbereitet. Diese Arbeit, als auch das Servieren der Speisen und Getränke  wird vollständig von Familienangehörigen ausgeführt. 

Das Sterben hat einen sehr hohen Stellenwert in den Riten der Rumänen und stellt sich äusserst komplex dar: ... angefangen vom Sterbebett, über den letzten Atemzug, der Waschung der Leiche, dem Sarg, der Totenwache, der Beisetzung am Grab, dem Grabpfahl, dem Leichenessen, den nachfolgenden Seelenandachten, der Trauer, der Ausgrabung der Überreste und das "zweite Begräbnis", ... bis hin zu den "kollektiven" Bräuchen der Dorfgemeinschaft gegenüber den Verstorbenen (Andachten und Gaben für Allerseelen), ... und weiterer kirchlicher Feiertage! 

Für uns war das Beiwohnen an solch einem Leichenmahl ein tiefgehender Einklang für die kommenden Tage, denn wir haben hier wiedereinmal ansatzweise verdeutlicht bekommen, wie sehr das Leben der Menschen mit der orthodoxen Kirche verbunden ist. Auf unserer weiteren Reise durch Podisul Mehedinti besuchten wir noch einige der uralten kleinen Holzkirchen, die ja das spirituelle Zentrum jener Glaubensgemeinschaften darstellen. Im noch folgenden Teil 4 unserer Mehedinti-Reise wird darüber zu berichten sein!

 

Weiter geht´s mit Teil 4 der kleinen Reisereportage!


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