Über die Muntii Godeanu ...

oder: ... Wenn das Wetter schlecht ist, bekommt man manchmal mehr zu sehen :-) ... 

Fotos: Wilhelm Scherz

Herbst 2009 ... Hans-Ulrich Schwerendt und meine Wenigkeit (alias Karpatenwilli) trafen am 13. September in Cerna Sat zusammen. Gemeinsam stiegen wir nächsten Tags in eine der eher unbewanderten und touristisch nicht erschlossenen Bergregion der Südkarpaten ein.  Obwohl es in den Muntii Godeanu einige wenige Wandermarkierungen gibt, begegnet man außerhalb der Sommermonate mit großer Wahrscheinlichkeit keinem einzigen Menschen. Einzige Ausnahme sind die saisonalen Sammler von Blau.- und Preiselbeeren. Nun sind wir angetreten, unsere Fußspuren im Godeanu zu hinterlassen. Meine letzte Tour über die Muntii Godeanu in umgekehrter Richtung lag 14 Jahre zurück. Damals hatte ich einen Großteil der Strecke bei sehr schlechten Sichtverhältnissen zurückgelegt und war nun um so mehr gespannt, was für Landschaften und Ausblicke mich diesmal erwarten würden. ... 


Cheile Corcoaia

Cerna Sat ist das letzte Dorf, fährt man das Cerna-Tal hinauf bis an die ersten Ausläufer des Godeanu-Gebirges. Wir kamen indes aber aus einer anderen Richtung hier zusammen. Hans über den Pasul Jiu-Cernei und weiter entlang des Stausees "Lacul Iovanu". Ich indes lief mit einem anderen Wanderfreund zunächst entlang der südöstlichen Abhänge des Lacul Iovanu oberhalb von Cerna Sat. Unsere Zelte schlugen wir im Dorf unmittelbar vor der Cheile Corcoaia auf ...

Die kleine Schlucht

... hat eine Länge von ca. 200 Meter und das dazugehörige Schutzgebiet erstreckt sich über 34 ha. Zur linken Seite der Schlucht gibt es noch einige versteckt gelegene Höhlen, welche nur schwer erreichbar sind ... 

 

Aufstieg

... bei anfänglichen Sonnenschein. Es geht über kleine Hirtenpfade zunächst durch alte Mischwälder steil bergan, vorbei an alten bergbäuerlichen Sommergrundstücken. Über der Waldzone, unterhalb des Vf. Oslea Romaneasca gelangt man an eine zerfallene Hirtenhütte. Hier nimmt man bei Bedarf die letzten Wasservorräte an sich, für den weiteren Weg bis zum Hauptkamm des Godeanu-Gebirges. Das Bild zeigt Hans beim Pausieren über dem Vf. Oslea Romaneasca (1781 m). Unser Blick reicht hinüber bis auf das ferne Masivul Closani, wo es die gleichnamige Höhle, die Pestera Closani gibt. 

 

Auf Plaiul Oslei ...

Wir befinden uns etwa in der Mitte des langen Bergkamms Plaiul Oslei, welcher am Hauptkamm des Godeanu-Gebirges beginnend sich auf einem leicht abgesenkten aber ziemlich stetig verlaufenden Höhenniveau bis zum Vf. Oslea Romaneasca hinzieht und erst ab dort nach Cerna Sat absteigt. Auf dieser Route findet der Wanderer ab und an die Markierung "gelbes Kreuz" ... Im Bildhintergrund verläuft der Godeanu-Hauptkamm ...

 

Wir blicken zurück

... auf den mittlerweile von Wolken leicht verhüllten Vf. Oslea Romaneasca. Von Osten hereinkommende Winde und Wolken,  dass kannte ich schon aus dem Jahr 1995 ... :-) ...

 

Am Nachmittag

... erreichen wir den Hauptkamm hinter dem sich ein Hochtal befindet, in dem der Raul Ses (der flache Fluß) entspringt. Im Hintergrund erhebt sich der Vf. Olanelor (1990 m). Dort kommen im Grunde drei Gebirgskämme zusammen: aus Nord ein verbindender Kammausläufer Richtung Muntii Tarcu, aus Südwest die Fortsetzung der Muntii Cerna (Cerna-Gebirge), sowie aus Nordost der Fortlauf der Muntii Godeanu. Hier treffen wir auf die ersten und letzten Menschen, es sind Saisonarbeiter, die hier zum Sammeln der Blau.- und Preiselbeeren an den Abenden mit 50 kg an gesammelten Früchten ins Tal absteigen.  

 

Ich nutze die Gelegenheit

... und laufe noch ein Stück im Hochtal des Raul Ses umher, wo es einige wunderschöne Feuchtbiotope gibt.

 

Unsere erste Nacht 

... auf dem Hauptkamm der Muntii Godeanu über dem Raul Ses auf ca. 1800 Meter. Aus Osten ziehen dunkle Wolken über uns herein. 

 

Nächster Tag

Ja so kannte ich die Muntii Godeanu, zumindest große Abschnitte davon :-) ... Wir hatte alle Mühe zusammenzubleiben, es blies ein harter Wind, kalter Nieselregen peitschte ins Gesicht und man konnte mitunter keine 5 Meter weit blicken. Wir suchten immer wieder nach aus dem Gras herausragenden Felsplatten, in der Hoffnung, die den Hauptkamm kennzeichnende alte Markierung "rotes Band" zu finden. Ab und an gelang und dies, aber irgendwann ... nix mehr!!! Wieder zurück, nach links, nach rechts, ... und auch der Kompass half uns hier nicht weiter. Ja die Freunde der elektronischen Navigation würden uns sicher belächeln - wir taten das ohnehin schon ohne Navi :-) ...

 

Ganz unbemerkt

... kamen wir immer weiter nördlich und plötzlich rissen vor uns die Wolken auf, so als öffnete sich eine Tür zum Paradies. Ach was schreibe ich hier für ein Schmarrn, ... ES WAR DAS PARADIES! Hans und ich, wir schauten uns an und waren uns einig, hier auf dem Bergkamm die Zelte aufbauen zu müssen! Zunächst einmal konnte ich mit den umliegenden Bergen vor lauter Überraschung und Erregung überhaupt nichts anfangen. Aber es war hier so schön, dass uns im Moment ohnehin alles egal war ... Aber eines muß man jetzt an dieser Stelle unbedingt erwähnen: Das PARADIES, dieses PARADIES, hätten wir mit Navi niemals gefunden, weil es einfach nicht vorgesehen wäre. ... Aber der Betrachter fragt sich bei diesem Zeltplatz natürlich eines: Wo gibt es hier Wasser? ...

 

Wasser!

Rechtsseits unseres Zeltplatzes befindet sich ein Kar mit einem traumhaften Bergsee. Wir brauchten also nur etwas über 100 Höhenmeter absteigen und konnten unsere Wassersäcke befüllen. Es war noch früher Nachmittag und so schlenderten wir - nur mit dem Fotoapparat bestückt - in der näheren Umgebung umher ... 

 

Ortskennung

Derweil erkannte ich jetzt auch schon einige Berge. Zuerst die leicht schimmernde Wetterstation auf dem fernen Vf. Tarcu (ganz links im Bild) ... Zwischen uns und dem Tarcu-Gebirge gab es keinen dominierenden Bergkamm mehr, was bedeutete, dass unser hier verlaufender Bergrücken laut Karte jener von Muntele Zana sein mußte. 

 

Vf. Godeanu (2229 m)

Für kurze Zeit geben die aus Osten hereinziehenden Wolken den Gipfel frei! 

 

Und noch ein alter Bekannter!

Dieser, über einen Ausläufer mit dem Hauptkamm verbundene Gipfel mit seiner pyramidenartigen Form, das ist ganz klar der von Mythen umgebene Vf. Gugu (2291 m) und zugleich die höchste Erhebung der Muntii Godeanu. 

 

Auch kulinarisch ...

...  waren wir hier oben bei Muntele Zana gut und reichlich versorgt!

 

Der Hauptkamm

... der Muntii Godeanu zwischen dem Vf. Godeanu und Vf. Morarul (2284 m / links im Bild). Kurzzeitig geben die aus Osten hereinziehenden und sich nach Nord auflösenden Wolken die Bergkette fast vollständig frei. 

 

Ausblicke unseres Zeltlagers

... auf den fernen Vf. Gugu. 

 

Abendstimmung

Unser Zeltlager nahe Vf. Zana auf 2042 m. 

 

Morgenstimmung

... und ein Blick durch´s Tele auf Muntii Tarcu!

 

Auf Muntele Scarisoara (2191 m)

Wir nutzen ein kurzes Wolkenloch am Hauptkamm für einen Schnappschuss auf den bereits hinter uns liegenden Vf. Gugu (Bildmitte linksseits). 

 

Mit dem Tele eingefangen

Feuchtgebiet im Kar der Scurtele, wo es auch einen kleinen  Bergsee gibt. 

 

Lacul Scarisoara

Er ist einer der größten Bergseen der Muntii Godeanu und auf meiner Tour im Jahr 1995 schlug ich hier mein erstes Zeltlager auf. Diesmal aber wollten wir noch ein Stück weiter ...

 

Erste Ausblicke 

... auf das Borascu-Plateau. 

 

Nahe Vf. Galbena

... blicken wir auf den nach Nord verlaufenden Bergkamm, welcher den Godeanu-Hauptkamm mit dem Borascu-Plateau verbindet. Mein Ziel war es eigentlich, das Zelt auf dem Plateau aufzuschlagen, aber es war schon später Nachmittag und zum Zeltlager mussten wir auch noch unsere Wasservorräte auffrischen. Deswegen entschieden wir uns, genau auf einer mittigen Erhebung des Verbindungskamms die Zelte aufzuschlagen. Links im Bild: Vf. Borascu Mare (2158 m), rechts der Vf. Borascu Mic (2126 m). Nach dem Zeltaufbau entschied ich mich, zunächst rechtsseits des Verbindungskammes nach Wasser zu suchen. ...  

 

Schlechte Wasserqualität 

... fand ich in diesem stehenden kleinen Bergsee in der Valea Galbena de Nord. Im Bildhintergrund unser Verbindungskamm zum Borascu-Plateau auf dessen höchster Erhebung wir unsere Zelte zu stehen haben. In diesem Tal gibt es zumindest im oberen Abschnitt keine Quellen. Ich stieg danach noch einmal westlich in die Valea Borascul Mic ab, wo schon nach wenigen Höhenmetern eine kleines Rinnsal floss. 

 

Morgenstimmung

Wolken ziehen über das Zentralmassiv des Retezat hinweg. 

 

Blick gen Süd 

... auf unseren Hauptkamm verriet ebenfalls nichts Gutes ...

 

Und südwestlich ...

... verbarg sich ebenfalls unser zurückgelegter Weg unter den aus Osten hereinziehenden Wolken.

 

Typisch

... für die kleinen Hirtenhütten in den nahen Kammlagen des Godeanu-Gebirges, wo in den Sommermonaten die Jungschafe gehütet werden, sind die abgedeckten Dächer. So vermeidet man effektiv Schneebruch am Bau. Anfang Juni können die heraufziehenden Hirten wieder die Planen darüberziehen und fertig ist die Sommerbehausung!

 

Vf. Paltina (2152 m)

Der Blick reicht hinüber auf das ferne Masivul Oslea, welches wir noch vor einer Woche im Sonnenschein überquert hatten. 

 

Hans blickt noch einmal zurück

... auf unseren fast bewältigten Kammweg über die Muntii Godeanu.

 

Blick nahe Vf. Sturul (2149 m) 

auf das vor uns liegende Kleine Retezat-Gebirge (Retezatul Mic). Wir überquerten die Curmatura Soarbele und setzten den Weg noch ein Stück über Muntii Retezatul Mic fort ... Links im Bild der Vf. Stanuletii Mari (2025 m) und rechts die dominante Kuppe der Piatra Iorgovanului (2014 m). Hier endet das kristalline Gestein der Muntii Godeanu und es beginnt der aufregende Karst der Muntii Retezatul Mic. Eine Überwanderung dieses Gebirges bereitet mir immer große Bauchschmerzen, gibt es hier doch so viel aufregende Dinge wie Höhlen, Schächte, kleine verborgene Schluchten und Felsbrücken ... Von alledem kenne ich zumindest schon so viele Naturschönheiten, als dass es ausreicht, einen jahraus jahrein davon träumen zu lassen. Aber auch das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte, denn für den heutigen Tag war es nur noch unser Ziel das Zelt nahe einer Wasserstelle aufzuschlagen, welche wir vorab schon nahe Saua Dragsanu auserkoren hatten. ...

 

Umgehung der Piatra Iorgovanului

... im Norden, wobei wir auf die ersten Hirten stiessen, welche am Tage noch über die schneefreien Hochweideflächen ziehen. Zum Abend steigen sie ab zur Stana Scorota, welche noch bis zum Wintereinbruch unterhalten wird. Wir ziehen gemeinsam mit den Hirten bis zu unserem Zeltlager. Die nördlichen Abhänge der Piatra Iorgovanului sind sanft abfallend geprägt und enden auf einem Hochplateau. Die Südflanke hingegen fällt einige hundert Meter steil ab. 

 

Etwa eine Woche zuvor 

... machte ich dieses Foto von den südlichen Abhängen der Piatra Iorgovanului nahe dem Pasul Jiu-Cerna beim Abstieg vom Oslea-Massiv. 

 

Eine letzte gemeinsame Pause

... mit den Hirten der Stana Scorota vor einer Schachthöhle nahe Vf. Albele. Am nächsten Tag wanderten wir dann weiter zur Cabana Buta, wo wir 2 Nächte pausierten (incl. einer Tagestour auf den Vf. Piule), um dann mit neuen Kräften über Vf. Custura - Vf. Tulisa - Uric eine geheimnisvolle Abmarschroute aus dem Retezat-Gebirge zu begehen!

 

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