Eine Wanderung durch das Muntii Tarcu und Muntele Mic

Fotos aus der Banater Bergwelt

von: Wilhelm Scherz

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Der goldene Oktober 2001 sollte endlich die ersehnte Wanderung durch die Gebirge Tarcu und Muntele Mic möglich machen. Diesen Wunsch zu realisieren, sind der Mario (Rumaene.de) und meine Wenigkeit angetreten. Aber nicht dass jetzt einer denkt, wir hätten durch die Berge hindurch eine Abkürzung gefunden, aber an unserem Aufstieg fanden wir mehrere Tunnel, die als Zugänge zu den unterirdischen Wasserleitsystemen des Staudammprojektes Gura Apei gehören. Und wer Höhlen liebt kann auch hier nicht die Taschenlampe verschmähen.

Unser Einstieg in das Tarcu-Gebirge begann im Valea Gura Zlata bei Tabará Copiilor, kurz unterhalb von Cabana Gura Zlata. Hier zweigt eine Forststrasse rechts ab und führt stetig im malerischen Seitental des Valea Mare hinauf, um dann abrupt an diesem Eingangsstollen zu enden. Dann heisst es nach rechts ausweichen und über eine aufsteigende Wiese weiter empor zu kraxeln.

 

Alte Stâna nach dem ersten Drittel des Aufstiegs. Hier gilt es die aufsteigende Wiese nach rechts weiter hochzusteigen. Dann beginnt der Bergwald und ein schmaler Hirtenpfad führt zumeist immer entlang einem Bach, der direkt über der Baumgrenze an einer malerischen Stâna vorbeiführt. Aber Moment, da fehlt ja noch einer!

 

Und da kommt er schon, der Mario!

Der Aufstieg hier ist recht anstrengend, wird aber belohnt mit ersten malerischen Ausblicken auf das Retezat-Gebirge. Das war einer DER Gründe, warum wir in diesem vorderen Teil des Tarcu, der praktisch nicht bewandert ist, eingestiegen sind. Aus kaum einer anderen Position rund um das Retezat, hat man einen imposanteren Ausblick auf eben dieses Gebirge.

 

An dem Tag des Aufstieg´s sind wir noch bis kurz unterhalb des Vf. Petreanu (1895 m) gelaufen, um am letzten Rinnsal die Zelte aufzuschlagen. Kurz vor dem Sonnenuntergang sind wir, gestärkt nach einer deftigen Suppe, zum Vf. Petreanu hinauf. Die Stimmung war wundervoll. Hier ein letzter Blick in der verbleibenden Abendsonne auf das Muntii Retezat. . . .

 

Und hier der Sonnenuntergang über dem Tarcu-Kamm.

Noapte buná cu Tuicá de Pruná!

:-)

 

Der nächste Tag:

Morgendlicher Blick auf das Retezat und strahlend blauer Himmel lockte uns bei Zeiten aus dem Zelt.

 

Blick nahe dem Vf. Petreanu. Der weitere Kammverlauf ist gut einsehbar. Die Strecke verläuft von rechts beginnend immer dem Kamm entlang, bis dieser oben mit den quer verlaufenden Kamm zusammenkommt. Dabei ist die Orientierung in den teils dichten Krippelkieferbeständen ein wenig aufheiternd. Bis zu dem quer verlaufenden Kamm am oberen Bildrand gibt es kein Wasser unmittelbar am Weg. Kommt man auf Hirtenpfaden dann über den hinten verlaufenden Kamm, gelangt man in eine quer verlaufende Senke. Dort steht ein kleines Metallkreuz mitten auf der Wiese. Eine gute Orientierung für die nahe Wasserquelle!

 

Geschafft, der Querkamm der nach links zum Vf. Galben abzweigt, ist überschritten. Nachdem der Durst gestillt war, geht´s weiter den Kamm nach rechts hinauf zum Dealul Negru (2084 m). Rückblickend ergibt sich auf dieser Strecke ein seltsames Bild: eine Hochweidefläche, durchsetzt mit kreisrunden Inseln von Krippelkiefern.

 

Und das sind sie, die berühmten "Banater Meeresaugen" - der Lacu Bistra und sein kleinerer Bruder. Gerade noch zu sehen, am oberen rechten Bildrand, der Vf. Cununii (2083 m). Vollkommen einsam liegen die Bergseen in einem nahezu unbewanderten Areal.

 

Der Lacu Netis ist fast erreicht. Malerisch liegt er im oberen Talkessel, direkt unterhalb des Vf. Custurii / Netis (2089 m). Im Hintergrund zu sehen: der Gebirgskamm des Muntii Godeanu.

 

Abendstimmung am Netis-See. Das Zelt ist errichtet und bald ist Essenszeit.

 

Blick oberhalb der Saua Netis, hinüber zum Vf. Baicu (2123 m)

Am nächsten Tag:

Da galt es zunächst über den Vf. Custurii aufsteigend, hinüber zur Saua Iepei zu wandern. Wir kalkulierten eine Stunde Wegzeit dafür, aber es wurden dann doch über zwei Stunden daraus. Und auch der Blick hinüber zum Vf. Baicu ist trügerisch. Der sich tief senkende Sattel bis zur Saua Iepei hinunter beträgt dann doch beinahe 300 Höhenmeter. Erneut dauerts länger als geplant.

 

Pause bei Saua Iepei!

Ab hier findet der Wanderer dann auch regelmässige Markierungen. In unserem Falle das -Rote Band-.

Der Abstieg hier bei Saua Iepei führt direkt hinunter zum Stausee "Lacu Gura Apelor". Links in der Bildmitte zu sehen: ein auslaufender Arm des Stausee´s, dem sich das Valea Lápusnicu Mare anschliesst.

 

Von Saua Iepei, bis zur Saua Seiului (1886 m) gibt es zumeist kaum eine Wasserstelle. Ab Saua Seiului ist die Wasserversorgung bis hinüber zum Vf. Tarcu in regelmässigen Abständen bestens gesichert. Hier im Bild zu sehen: ein Rückblick auf dem Weg von Saua Seiului zur Saua Sucetului (1909 m). Die Landschaft hier ist von sanften Hochweideflächen geprägt.

 

Rückblick:

Der in der Mitte quer verlaufende Kamm ist die Verbindung, welche links, nahe Saua Sucetului beginnend abzweigt und nach rechts hinüber zum Godeanu-Gebirge führt, welches im Bildhintergrund zu sehen ist.

 

Blick von Saua Plaiului auf den Vf. Tarcu (2190 m) mit der daruf befindlichen Wetterstation. Die Wetterstation des Tarcu gilt als eine der isoliertesten Stationen Europas. Es gibt dort kein Wasser und der Strom wird über einen Generator erzeugt.

Das Tagesziel ist fast erreicht! Nur noch ein kurzer Abstieg führt hinab in die riesige "Caldera" zum Táu Tarcu. Der kleine Bergsee ist kaum zu sehen. Direkt unter der Wetterstation kann man den dunklen Fleck im Tal ausmachen.

 

Nächster Tag:

Der Gipfel des Tarcu wird durch das Kar umgangen. Nach kurzem Aufstieg hat man diesen Ausblick auf das Muntele Mic. Zunächst folgt ein Abstieg hinunter zur "Statia Meteorologica Cuntu", bei der sich auch die Cabana "Prietenii Muntilor" befindet.

 

Cuntu

Im Bild zu sehen: der kleine angestaute See und die Cabana "Prietenii Muntilor".

 

Bei diesem äusserst verlockenden Platz ist man augenblicklich geneigt, das Zelt aufzuschlagen. Da heisst es: stark sein und die Wanderpantoffeln anlassen! Der weitere Weg hinüber zum Fusse des Muntele Mic ist urgemütlich und verläuft über einen bewaldeten Bergrücken.

 

Asociatia Familiará A. F. "Iepurasul"

Das Muntele Mic ist erreicht und dann heisst es ersteinmal Quartier zu beziehen. Wo? Na da gibt es keine Frage, natürlich in der urgemütlichen Cabana vom "Iepurasul"!

Aber die Zeit zum Rumsitzen ist noch zu früh und darum folgt eine Erkundung des Muntele Mic-Plateaus . . .

 

Sf. Ilie Muntele Mic

Kurz vor der Cabana vom "Iepurasul" befindet sich die Bergkirche "Sf. Ilie Muntele Mic". Betreut wird das Kirchlein ganzjährig von Preotul Viorel Suciu.

 

Das Innere der Biserica "Sf. Ilie Muntele Mic" ist mit prächtigen Wandmalereien verziert. Im Jahre 1946 wurde diese Kirche fertig gestellt, die Wandmalereien stammen von Elvira Mica und Andre Dáscálescu.

Jeden Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag, finden hier Gottesdieste statt.

 

Preotul Viorel Suciu vor der Biserica "Sf. Ilie Muntele Mic". Das Haus von Viorel ist gleich neben der Kirche. Die Kirche selbst steht zumeist den ganzen Tag den Besuchern offen.

 

Blick vom Gipfel des Muntele Mic (1802 m) hinüber zum Tarcu-Gipfel (rechts), dessen Wetterstation vor hier aus kaum zu sehen ist.

 

Blick auf das bebaute Plateau des Muntele Mic. Das grosse Gebäude ist das "Hotel Sebes", welches aber nur in den Wintermonaten geöffnet ist.

 

Das Kreuz, ein kleines Stück unterhalb der höchsten Erhebung des Muntele Mic ist mit seiner Höhe von 25 Metern "foarte imposant"!

Hier kann man direkt hinabsteigen zur Cabana vom Iepurasul!

 

Epure Ioan (Iepurasul = Häschen)

Der Abschied vom Ioan am nächsten Tag fällt schwer. Hut ab vor seiner ausserordentlichen Leistung und Schaffenskraft, die er hier an den Tag legt. Nach der Revolution hat er seinen gut bezahlten und recht sicheren Arbeitsplatz in der Wetterwarte vom Flugplatz in Timisoara aufgegeben, um hier in den Bergen SEINE Canbana zu errichten.


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