Durch den Banater Karst ...


 

Teil 3 ... Garliste - Carasova - Prolaz 

Fotos: Wilhelm Scherz

Oberes Bild ... das Auge muss sich erst an die diffuse Detailhaftigkeit der wilden Karstlandschaft anpassen. Hans, rechts im Bild zu sehen, schaut bedächtig auf die schönen Sinterüberhänge unter welchen ich mich befinde, inmitten der Karstlandschaft im mittleren Abschnitt der Cheile Carasului. Aber soweit sind wir noch nicht. Wir haben zunächst unser Zeltlager am unteren Zugang der Cheile Garliste bezogen. Der Kreis unserer Schluchtenwanderung im Banater Karst, innerhalb des Anina-Gebirges (Muntii Anina) schliesst sich allmählich. Wir haben unsere Tour in jener Schlucht begonnen (Teil 1), in welcher sich mit die schönsten Höhlen des Banat befinden, sind hinter Anina in die nächste Schlucht, der Cheile Nerei (Teil 2) eingetaucht um nun, nach der Fahrt mit der "Banater Semmeringbahn" hier unseren letzten Abschnitt zu begehen. Aber enden wird unsere Tour - da uns das Wetter überaus gnädig gestimmt war - erst am Einstiegsort unserer Wanderung, der Cheile Carasului. Gäbe es ein "ranking" unter den Schluchten, dann führt die Cheile Garliste eher ein verwunschenes, vergessenes Dasein, wobei der von Anina mitunter hineingespülte Zivilisationsmüll den Ausgleich in der "Popularität" anzustreben scheint ...

Vielleicht sollten wir an dieser Stelle noch einmal erwähnen, wo genau wir uns in Rumänien befinden: Die Muntii Anina befinden sich im äussersten Südwesten der rumänischen Karpaten (siehe Karte). In "Die Bergwelt Rumäniens" (von Walter Kargel) findet das Anina-Gebirge wie folgt Erwähnung: "... Das Anina-Gebirge = Muntii Aninei ist der mittlere aus Kalkstein bestehende Streifen des Banater Gebirges, von kristallinem Gebirge flankiert: Semenic- und Almascher Gebirge im Osten, Dognecea- (Dognatschka-) und Locva-Gebirge im Westen. Höchster Gipfel ist der Leordis (1160 m). Das Anina-Gebirge in Zusammenhang mit dem Gorgan-Gebirge im Süden stellt nach dem Bihor-Gebirge das zweitgrößte Karstgebiet Rumäniens dar, das von Resita (Reschitza) bis zur Donau reicht. ..."

:-)



 

Wir schlagen unser Zeltlager

... nur wenige Meter vom unteren Schluchtenzugang der Cheile Garliste auf - so wie ich es erstmals mit meinem Höhlenfreund Frank Ehrhardt im Jahr 2000 tat. Damals fanden wir das Dorf Garliste in einem sehr verlassenen und verwunschenen Zustand vor, in dem wir wider erwarten auf eine grosse Gastfreundschaft stiessen. 

Nachdem wir (Hans und ich) im Herbst des Jahres 2016 erneut an diesem schönen Ort die Zelte aufschlugen, nutzten wir den frühen Nachmittag für einen erneuten Spaziergang in das einst so verlassene Dorf Garliste ... Was würde uns hier diesmal erwarten?


 

Die alten Mühlen 

... von Garliste sind voll finktionsfähig und die Schutzgebäude wurden vor einigen Jahren liebevoll saniert. Am oberen Dorfausgang im Garliste-Tal gelangt man zu zwei der alten Mühlen. Bekannt sind diese unter der Namen:
  • Moara lui Paun Iorgovan
  • Moara Branilor
  • Moara Andrisonilor

 

16 Jahre später

... bin ich völlig verdutzt. Viele der alten, einst verlassenen Häuser sind wieder liebevoll hergerichtet, sie Strasse neu asphaltiert, die Kirche komplett restauriert und das gegenüber liegende Magazin Mixt hat sich zu einem "Mini-Supermarkt" gemausert, dessen Chefin sogar deutsch spricht. Eine Statistik aus dem Jahr 2002 verzeichnet für Garliste 383 Einwohner. Garliste gehört neben den Dörfern Giurgiova und Goruia zur Gemeinde Goruia, welche sich über eine Fläche von 9249 ha erstreckt. Viele der wieder hergerichteten Häuser dienen als Wochenendhäuser und befinden sich im Besitz umliegender Stadtbewohner.


 

Biserica Adormirea Maicii Domnului

Die Kirche wurde 1826 im Barock-Stil erbaut. 

Garliste findet erstmals Erwähnung, als der ungarische König Matthias Corvinus im Jahr 1484 "Iacob de Garliste" als Verwalter über diese Region einsetzt. Iacob de Garliste selbst findet erstmals im Jahr 1380 unter "Garlyscha" Erwähnung. Der im Jahr 1503 hier gebräuchliche Verwaltungsbegriff "iuxta ritum valachie" zeugt von der vorherrschenden rumänisch-stämmigen Bevölkerung. Der Ortsname Garliste ändert sich über die Jahrhunderte mit leichten Abwandlungen: ... nach 1518 Gerlysthe; Gerlisthye, Gerlesthye, Garlysth ... nach 1598 Gerliste ... nach 1690 Girliste ... nach 1717 Kirliste (erwähnt werden 14 Häuser) ... nach 1723 Gerlista ... nach 1761 Gerlistie ... nach 1843 Gerlistie ... heute Garliste. Im Jahr 1839 verzeichnet die einstige Gemeinde Garliste 1626 orthodoxe und 24 katholische Einwohner. Anno 1890 lebten hier 11 Ungarn, 23 Deutsche, 1 Slowake, 1794 Rumänen und 13 Bürger anderer Ethnie.


 

Im Innern

... der Kirche finden wir eine typische Wandbemalung im Barock-Stil vor. Eine Inschrift verweist darauf, dass die Kirche im Jahr 1963 im Aussenbereich, sowie 1967 im Innenbereich umfassend restauriert wurde. Die letzte Renovierung der Aussenfassade liegt aber nur wengige Jahre zurück. 


 

Vf. Moghila (681 m)

.Am nächsten Tag starten wir früh am Morgen von unserem Zeltlager mit kleinem Gepäck, zunächst querfeldein direkt hinauf zum Vf. Moghila, um dessen Ausläufer die Schlucht in einem Halbbogen herum verläuft. Schöne Weitblicke rundum sind hier garantiert. In dem in der Bildmitte auslaufenden Tal befindet sich das Dorf Garliste.


 

Blick auf den Bahnhof Garliste

... nahe Vf. Moghila. Der Bahnhof befindet sich auf ca. 550 Höhenmeter. Ab hier hat der von Oravita kommende Zug sein endgültiges Höhenniveau fast erreicht. Die weitere Strecke folgt dem Lauf des Garliste-Tales (Anina-Tal) über weitere 6 km bis zur ehemaligen Kohlenverladestation Anina. Bis zum Bahnhof Anina sind es insgesamt noch 7,4 km. Für einen Fussmarsch entlang der Bahnstrecke als auch eine überschaubare Entfernung. Wir steigen indes zum Garliste-Tunnel hinab ...


 

Tunel Garliste

Am anderen Ende des 660 m langen Garliste-Tunnels (auch Tunel Carasova genannt) befindet sich der kleine Bahnhof Garliste. Noch am Vortag sind wir hier mit der Bergbahn hindurchgefahren, jetzt aber lassen wir den Tunnel unbeachtet, denn auf uns warten in der Garliste-Klamm andere unterirdische Schönheiten!


Gleich hinter dem Tunnel


... steigen wir über eine Hirtenwiese ab und gelangen an eine Stana, wo wir den Hirten Flavius kennen lernen. Er führt uns über einen schmalen Pfad - der wie er sagt: über Jahrhunderte benutzt wird - direkt in die Cheile Garliste. 

...


Flavius


... zeigt uns in der Schlucht das neue Wasserrad, welches eigens dafür gebaut wurde um eine Wasserkolbenpumpe zu betreiben. Damit versorgt man die höher gelegene Hirtenhütte mit Trinkwasser. Dieses allerdings stammt nicht aus dem Wasser des Garliste-Baches. Es wird aus einer nahen Höhle abgezweigt und über ein Leitungsstrang hierher geführt. Das Mühlrad steht still, aber Flavius lässt es sich nicht nehmen, dieses extra für uns in Betrieb zu setzten. Multumesc! Wir befinden uns hier auf ca. 420 Höhenmeter.


Pestera Mica cu Apa

Flavius führt uns auch noch zur nahen Höhle, aus welcher das Trinkwasser für die Stana kommt. Nach der ersten Galerie verengt sich die Höhle zu einem schmalen Gang, um nach ca. 30 m an einen "sifon" zu gelangen. Unmittelbar vor der Höhle findet man noch ein altes Fundament einer ehemaligen Mühle, von denen es einige im weiteren Verlauf der Schlucht gibt.


Talwärts


Kurzzeitig werden die felsigen Berghänge wieder etwas sanfter. Aber man soll sich nicht beirren lassen, alsbald verläuft die Schlucht wieder durch eher steilwandiges Gelände. Talwärts veräuft der Pfad ab hier durchgehend rechtsseits der Schlucht.


Kleine Grotte


... ca. 80 Höhenmeter über dem Grund der Schlucht. Immer wieder steigen wir ein Stück empor - so es das Gelände zulässt, um vielleicht doch noch eine andere Höhle aufzuspüren ...


"Kurzer Absatz"

:-)

... was nicht nur einmal zu einer Herausforderung wird, wenn man mit grossem Wandergepäck hier unterwegs ist. Auch haben wir Glück, dass zu unserer Zeit der Bach sehr wenig Wasser führt.


Die eigentliche Schlucht

... verläuft über eine Länge von ca. 6 km, während sie von Anina kommend, noch teils durch eher sanfte Hänge geprägt ist und erst im unteren Abschnitt zunehmend steilwandiger und felsiger wird. 


Wir machen einen Abstecher

... in das malerische Jejinta-Tal, welches vom Garliste-Bach steil bergan steigt. Hier kann man einige schöne Strudeltöpfe bewundern. Wasser fliesst hier nur temporär nach grösseren Niederschlägen.

Pestera cu Apa 

... auch "Pestera cu Apa din Cheile Garliste" genannt. Die Höhle hat eine Gesamtlänge von 910 m. Das riesige Höhlenportal befindet sich auf 320 Höhenmeter.  Obwohl die Höhle nur 18 m über dem Talverlauf der Schlucht liegt, so erblickt man von dort aus das riesige Höhlenportal nicht. Man gelangt über ein kleines steiniges, steil ansteigendes Bachbett empor. Nach einer Windung des nur temporär wasserführenden Bachbetts nach links erblickt man das Portal. 

Die Höhle

... wurde 1955 von Val. Puscariu und I. Viehmann vermessen und kartografiert. Biospeleologische Forschungen erfolgten hier in den Jahren 1963-1963 durch A. Botosaneanu, , A. Negrea und St. Negrea. Die Höhle beherbergt übrigens eine grosse Fledermauskolonie. 

Nur durch einen schmalen Spaltt
 
... gelangt man in diese kleine, schmuckvolle Galerie.

Für eine komplette Begehung

... der Höhle sollte man ein- bis eineinhalb Stunden einplanen. Ein wichtiger Zeitfaktor, den man in die Begehung der Schlucht in jedem Falle mit einkalkulieren sollte!

Schöne Galerie 

 ... im mittleren Abschnitt der Höhle. 

Die Zeit

... ist nach der Begehung der Pestera cu Apa merklich vorangeschritten und die Dämmerung bricht schnell herein. Wiedereinmal reichte die Zeit für die Schlucht nicht hin ...  

... und ...

... so erreichten wir den grossen Tunnel, welcher zugleich das Ende der Schlucht bedeutet - wie auch im Jahr 2000 - erst in der Dunkelheit.  Hinter dem Tunnel verläuft eine alte Terrassierung. In früherer Zeit (nach den Bau der Banater Semmeringbahn) plante man hier scheinbar eine weitere Bahntrasse. Leider haben wir keine Kenntnisse darüber. 


Zum Frühstück

 ... finden wir uns am nächsten Morgen im Zentrum von Garliste gegenüber der Kirche beim Mini-Supermarkt "S.C. Allesia & Sivicom" ein. Wir haben uns hier seit dem vorherigen Abend super eingelebt und es ergaben sich immer wieder nette Gespräche mit den hier lebenden Menschen. ...
Im schönsten Sonnenschein machen wir uns nach dem Frühstück mit dem grossen Gepäck auf den Weg hinüber nach Carasova. Es ist von der Orientierung her recht einfach. Ein Stück talwärts nach rechts über den Cararas-Bach und dann bergauf Richtung Friedhof. Unmittelbar vor dem Friedhof zweigt man nach rechts ab und folgt einem Landweg über kleine Felder bis man direkt an den Caras gelangt. Hier muss man furten, was aber bei normalen Verhältnissen im max. knietiefen Wasser belanglos ist. Folgt man dem Weg weiter geradeaus, so gelangt man direkt an die Landstrasse, welche rechtsseits nach Carasova führt. Für den Fussweg benötigt man in etwa drei Stunden. Wir erreichten gegen Mittags das Zentrum von Carasova
...

Carasova

  In dem Buch "Das rumänische Banat" (J. Brudnjak, R. Gräf, W. Kremm / Graz 1998 / ISBN 3-85333-038-X) ... erfahren wir über Carasova: "... In einer Mulde liegt das seit dem 16. Jahrhundert bestehende Dorf Carasova / Kraschowa. Die Bewohner nennen sich selbst 'Kraschowänen'. Sie kommen laut Ortslegenden, aus einem Grenzgebiet, das zwischen Serbien und Mazedonien liegt. Von dort waren sie aus religiösen Gründen fortgezogen. ... Im Ort selbst gab es vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein Mönchskloster des Franziskanerordens. ..."
Jährlich findet in Carasova im Monat August ein grosses Festival statt. Vorwiegend kroatische Kultur und Tradition wird dabei gepflegt. Eine gute Gelegenheit, die Menschen in den historischen Trachten erleben zu können. Uns blieb nur ein Foto eines Fotos auf der grossen Freilichtbühne im Zentrum des Ortes.

... https://www.youtube.com/watch?v=Q8rJ0rnJJ1Q  ...
 

Aus der Zeitschrift

 ... "Österreichischer Schulbote" (Wien 1864) erfahren wir: "... Kraschowa im Banat - sowie fast allerorts, so sind auch seit dem Jahre 1857 in unserem Schuldistrikte Lehrer-Konferenzen eingeführt. Unser Schuldistrikt, bloß aus 7 Ortschaften bestehend, ist von Slaven, 'Kraschowener' genannt, bewohnt, und rings herum von anderen Nationen umgränzt. Die Kraschowener sind sämtlich röm.-kath. Religion, und in den Ortschaften wird die Seelsorge von einem Dechant und 3 Pfarren ausgeübt. ..."
Auch heute noch wird das sprachliche Erbe gepflegt. So lesen wir in dem Buch Religios- und Kulturgeschichte in Ostmittel- und Südosteuropa / Band 6 ... von Krista Zach / LIT / 2004: "... Schon Emil Petrovici stellte für fast alle Karaschowaner Bilingualität fest. Es bestehen in allen sieben Orten vierklassige Grundschulen, in den größeren Dörfern Kraschowa, Clocotici und Lupac noch vier weitere Klassen. Der ehemals rein muttersprachliche Unterricht wird (wie in allen Schulen der Minderheiten Rumäniens) zum Teil in rumänischer Sprache gegeben. Die Sprache der Karaschowaner ist eine stokawische Mundart des Serbokroatischen, untermischt mit ekawischen Elementen. ..."

Nahe der grossen Brücke

... über Carasova befindet sich diese in Betrieb befindliche Destille. 

An dieser Stelle sei noch ein historischer Exkurs aus der Wochenschrift "Das Ausland" angeführt (29. Januar 1849 / Stuttgart und Tübingen): "... Ihre Sprache haben die Kraschowener fast ganz rein erhalten, doch sprechen wenigstens die Männer, da sie mit der Außenwelt mehr in Berührung kommen, alle wallachisch. Anderntheils erhielten wieder die Weiber ihre Tracht mehr eigenthümlich, wobei besonders ihre Kopfbedeckung in zwei stumpfe Kegel auslaufend und von Zinnen verfestigt, merkwürdig ist; sie erinnert an die Kopfhülle weiland der Janitscharen. ... Die Beschäftigung der Kraschowener ist Vieh- und Holzwirthschaft nebst Obstbaumzucht. Von beiden letzteren führen sie die Erträgnisse in die fruchtbaren Landstriche hinab der Donau zu, um im Tauschandel Brodfrüchte dafür zu gewinnen. Übrigens sind die Kraschowener friedliebende, arbeitsame und ehrliche Leute. Daß sie durch den langjährigen Druck, in welchem sie bis jetzt unter der Comitatsverfassung lebten, noch nicht völlig versklavt sind, bewiesen sie bei der ersten Volksrepräsentation, welche Anfang Mai 1848 in Lugosch abgehalten wurde, wo sie verlangten, daß, obwohl sie alle wallachisch verstunden, ihnen alle Verträge über die neuen politischen Errungenschaften in ihrer eigenen Sprache vorgetragen werden sollten. ..."


Cheile Carasului

 Nach einem Mittagbrot im Zentrum von Carasova entscheiden wir uns, das gute Wetter zu nutzen und die Wanderung bis in die Cheile Carasului fortzusetzen. 

Am frühen Nachmittag

 ... schlagen wir unsere Zelte in der grossen Senke von Prolaz auf. Diese befindet sich mitten in der Karasch-Klamm und stellt eine gute Ausgangsbasis für Tagesausflüge in die weitere Umgebung dar. 

Kleines Bauernhaus

... bei Prolaz. An der Hütte befindet sich ein kleines Blechschilde. Auf diesem steht: "Taxa pe Noapte 10.000 Lei pe Pers. .." ... ja, so hat sich in früheren Jahren ein findiger Bergbauer vor allem in der Sommerzeit ein keines Zubrot verdient. 

:-)


Abendliche Stimmung

 ... in Prolaz. 

Am nächsten Tag

 ... wandern wir mit kleinem Tagesgepäck talhochwärts. Hinter Prolaz verengt sich die Cheile Carasului wieder und so folgen wir dem kleinen Fussweg zur rechten Seite der Schlucht. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer bestimmten vesteckt gelegenen Höhle, aber wir sind zu spät abgezweigt ...

Nach knapp 1 km

 ... von Prolaz führt ein Pfad direkt hinunter zum Bachbett. Ein zweiter Pfad, der teilweise kaum noch auszumachen ist, setzt sich an den steilen Hängen rechtsseits der Schlucht fort. Auf der alten Wanderkarte der Muntii Anina ist ein fortlaufender Pfad mit roten Punkten angedeutet. Dieser führt dort bis zu dem Punkt, wo der Comarnic-Bach in den Caras mündet. Wir hatten zu Beginn unserer Reise von diesem Punkt aus nach dem Pfad geschaut und er verliert sich zusehends und ist nicht mehr von Wildpfaden unterscheidbar. Mit grossem Wandergepäck ist dieser Abschnitt nicht (mehr) zu bewältigen. Man geht in der Regel von Prolaz bergauf in Richtung Groapa Iepii - Pestera Comarnic - und von dort wieder dem Comarnic-Tal folgend Richtung Cheile Carasului. 

Im weiteren Velauf

 ... des aufsteigenden Tales kann man nur noch durch den Bach waten. Wir aber wollen diesen nur queren, um zu den gegenüber liegenden Hanglagen zu gelangen.
...

... und dabei ...

 ... stossen wir auf diese wunderschönen Sinterkaskaden. Auch hier fliesst das Wasser nur temporär nach starken Niederschlägen. Aber wo kommt das Wasser her? Über den Sinterkaskaden schliesst  sich ein steil ansteigendes Schotterband an. Ein Teil der ab und an wassserführenden Bereiche ist verräterisch mit Moosen überwuchert
...

... und so finden wir ...

 ... im weiteren Fortgang jene Höhle aus der die temporären Wässer aus mehreren Spalten hervorströmt. Die Höhle hat aber nur eine Ausdehnung von ca. 20 m. 

Wir steigen

 ... über steile Schotterhänge weiter empor.

Nach einigem

 ... hin und her haben wir dann die Suche nach unserer anvisierten Höhle endgültig aufgegeben und gelangen auf das Hochplateau bei Dealul Groapa Iepii. Von hier aus wandern wir vorbei an kleinen isoliert gelegenen Gehöften - nach Iabalcea. 

LIabalcea

 Das Dorf ist das zweitälteste in dieser Region und findet erstmals Erwähnung auf einer Transsilvanien-Karte (Dictionarul localitatilor transilvanene / Coriolan Suciu) aus dem Jahr 1558. Auch in diesem Dorf  stellt die Kroatische Ethnie die Mehrheit. ... Ein Stück hinter der Kirche, rechtsseits der Dorfstrasse, legen wir eine Pause bei einem Magazin Mixt ein. Nach Kaffee, Bier und Keksen sind wir wieder fit für weitere Unternehmungen. Ein Stück folgen wir der Landstrasse in Richtung Carasova. Ca. 1 km hinter Iabalcea steigen wir dann die Anhöhen nach links empor
...

Uns eröffnet sich

 ... ein schöner Blick auf den unteren Abschnitt der Cheile Carasului. Ganz im Hintergrund sieht man Rauch aufsteigen. Dort in der riesigen Senke liegt Carasova. Unser Ziel aber waren die grossen Felsvorsprünge rechts im Bild. Dort befinden sich die Ruinen der einstigen Türkenfestung Cetatea Grat auf 415 Höhenmeter.

Ausblicke

 ... von Cetatea Grat auf den Verlauf der Cheile Carasului. Die einstige Festung wurde um das Jahr 1358 errichtet. Fast direkt unter uns im Grund der Schlucht befindet sich die Pestera sub Cetate II. Das aber soll est am folgenden Tag eines unserer Ziele sein. Wir wandern indes weiter zur flachen  Spitze des Vf. Pasac (592 m / links oben im Bild). Auf dem Weg dorthin durchlaufen wir eine Senke, in welcher sich mehrere wunderschön gelegene Bauernhäuser befinden. 

Vf. Pasac

 Von dem 592 m hohen Solitärgipfel hat man einen schönen Rundumblick. 

Abendlicher

 ... Abstieg nach Prolaz. Mehrere Hirtenpfade führen hier direkt hinunter in die Karstsenke. 

Am letzten Tag

 ... unserer Wandertour gehen wir in der Cheile Carasului wieder talwärts in Richtung Carasova. Wir wollten die Zeit des relativ kurzen Weges bis zum Nachmittag nutzen, um noch einige Höhlen zu besuchen. Mitunter auch diese malerische Grotte gegenüber des Caras. 

Wahrscheinlich

... handelt es sich hier um die Pestera Gradinca.


Weiter talwärts

 ... geht es vorbei an der direkt am Weg gelegenen Pestera din Drumul Prolazului. Die Höhle hat eine Länge von 11 m. 

Pestera sub Cetate II

 ... Für mich war es ein Wiedersehen mit einer Bekannten. In früheren Jahren war ich schon mehrmals in dieser Höhle und es ist immer wieder ein Erlebnis diese zu begehen. Der Höhlenzugang befindet sich 6 m über dem Lauf des Caras, auf einer Höhe von 230 m. 

Die este Galerie
 
... ist noch weiträumig, dann aber folgt man weithin mitunter engen Passagen mit sehr interessanten Gesteinsformationen. 

Erste Forschungen
 
... und Kartografierungen der Höhle fanden im Jahr 1961 durch St. Negrea, A. Negrea und L. Botosaneanu statt. Es folgten weitere Vermessungen in den Jahren 1963 und 1965. Die Gesamtausdehnung der Höhle beläuft sich auf 576 m. Die maximale Höhe der zumeist schmalen Galerien beträgt 6 m. Das Bild zeigt die "Galeria cu Placi de Silex". Interessant sind die in veschiedenen Stärken aus der Wand ragenden Silexplatten. Das harte Gestein ist gegenüber den weicheren Kalksteinschichtungen weniger anfällig gegen verschiedene Erosionsprozesse. Nach starken Niederschlägen sind die hiesigen Höhlenwände blitzblang gewaschen. 

Die Vielfalt

 ...der Wandschichten und Ablagerungen, ist eine der Besonderheiten dieser Höhle. 

Pragul cu Trepte (de silex)

 ... am Ende der "Galeria cu Placi de Silex" kommt man an eine Abzweigung. Nach rechts geht es in die Galeria cu Argila, welche besonders ab dem mittleren Abschnitt von tonigen Wandablagerungen geprägt ist. Die Galerie endet an einem "sifon". Linksseits zweigt ein weiterer Gang ab, welcher nach ca. 25 m zur "Silextreppe" führt. Hier geht es 13 Höhenmeter senkrecht empor. Wir fanden ein altes befestigtes Seil, was das Klettern etwas erleichterte. Für erfahrene Kletterer ist der Aufstieg ohne Seil recht einfach, da man auf den herausragenden Silexplatten jeweils gute Haltpunkte und Tritte hat. Hans steigt vor und oben angekommen, zweigen erneut zwei Galerien ab. Linksseits ist es nur ein kürzerer Gang von etwas über 40 m. Rechtsseits setzt sich die Höhle fort über die Galeria Emilian Cristea
...

Galeria Emilian Cristea

 ...  und auch hier finden wir wieder die überall herausragenden Silexplatten.

Auch wenn man

 ... nach oben gestiegen ist, so bedeutet das nicht, dass man auch ein weiteres Stück durch´s Wasser tappsen muss.
:-) ... Am Ende der Galerie zweigen zwei weitere Galerien ab, welche jeweils an einem "sifon" enden. Bei sehr niederschlagsarmen Zeiten ist eine Passage des Siphons rechtsseits passierbar. Man kriecht dann über rund polierte grosse Kieselsteine. ...

Auf dem Rückweg

 ... Hans  steigt ab zum senkrechten Schacht der Silextreppe ...

Und wieder

 ... gehts ganz komfortabel mit dem Seil - 13 m in die Tiefe.
Für eine komplette Begehung aller Galerien sollte man mindestens eineinhalb Stunden einplanen.

Die Cheile Carasului

 ... ist Teil des Nationalparks Semenik - Cheile Carasului

... http://pnscc.ro/  ...
... https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Semenic-Cheile_Cara%C8%99ului  ...

Immer wieder

 ... eröffnen sich schöne Ausblicke aus der Schlucht mit ihren teils senkrechten Felswänden. 

Pestera Liliecilor

 ... die Fledermaushöhle beherbergt - wie der Name schon sagt: eine grosse Fledermauskolonie. Das Höhlenportal befindet sich auf einer Höhe vo 226 m, 15 m über dem Verlauf des Caras gelegen. Wenn man sich das Portal aus der Distanz anschaut, dann hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kontinent Afrika.

Das Höhlenportal

 Um in das Höhlenportal zu gelangen, sind ca. 10 m zu klettern. Besonders im unteren Bereich ist dies beschwerlich. Ab dem 4ten Höhenmeter finden sich dann aber hinreichend Griffe und Vorsprünge, um die fossile Höhle zu erreichen. Die Ausmasse des Portals belaufen sich auf 10 m in der Höhe und 8 m in der Breite. 

Die erste Galerie

 ... setzt sich etwa in den Ausmassen des Höhlenportals fort und beträgt in der Höhe bis zu max. 13 m x 8 m in der Breite. Nach ca. 40 m verengt sich der horizontal fortlaufende Höhlengang zusehends, in dem aber der aufrechte Gang noch möglich ist (s. Bild). 

Im vorderen Drittel

 ... bis etwa zum mittleren Abschnitt finden wir schöne Kalksteinformationen vor. Die Gesamtausdehnung der Höhle beträgt 640 m. Das letzte Drittel der Höhle kann man nur begehen, wenn man den Abschnitt "Dopul de Nisip" (Sandkorken?!) bewältigt. Hier ist über mehrere Meter ein breiter Kriechgang mit einer Deckenhöhe von nur 40 cm zu überwinden. Danach ist wieder das Vorankommen im aufrechten Gang möglich. 

Die Höhle

 ... ist mit ihren schönen Kalksteinformationen ein toller Kontrast zur so ganz anderen aktiven Pestera sub Cetate II. Die Begehung ist - abgesehen von der Kletterei hinauf zum Eingangsbereich für touristische Besucher einfach zu begehen. Natürlich gilt wie immer der Grundsatz: "Nehme nichts mit aus der Höhle und hinterlasse nichts ausser deine Fussspuren!" Dann werden auch künftige Generationen an den Schönheiten der hiesigen Natur ihre Freude geniessen können. Für die Besichtigung sollte man mindestens eine Stunde einplanen.

Die Pestera Liliecilor

  ... wurde im Jahr 1955 erstmals durch Val. Puscariu, I. Viehmann und T. Rusu erforscht und umfassend dokumentiert. Weitere Forschungen und Vermessungen erfolgten in den Jahren 1963-1964 durch St. Negrea, A. Negrea und L. Botosaneanu ... Namen von Höhlenforschern, die uns mittlerweile schon sehr bekannt vorkommen.
Die hiesige Karstregion wird durch den Höhlenforscherclub Exploratorii kontinuierlich weiter erforscht und dokumentiert. Dazu gehört auch die Erfassung des Hydragrafischen System der Karstregion innerhalb der Muntii Anina und angrenzender Regionen:
... https://www.speologie.org/Exploratorii-Resita  ...
... https://www.facebook.com/pages/category/Non-Governmental-Organization--NGO-/Asociatia-Speologica-Exploratorii-126774814008555/  ...
... https://resita.cylex.ro/firma/asociatia+speologica+exploratorii+resita-506583.html  ...

Kurz hinter der Brücke

 ... welche man von der Cheile Carasului kommend in Richtung Carasova durchquert, gelangt man zu dieser alten Mühle.

Wir hatten Glück

 ... während wir uns für das Innenleben der Mühle interessierten, kam der Besitzer der Mühle und schloss uns diese zur Besichtigung auf. Hier wird vor allem Mais gemahlen. Als wir den Besitzer der Mühle nach dem Alter dieser fragten, zeigte er auf die Eingangstür. Dort fanden wir eingraviert den Hinweis:  "1877" ...  Man erkennt schnell, dass die Tür selbst nicht aus dieser Zeit stammt,  aber die Besitzer legten wohl Wert darauf, dass wichtige Daten der Nachwelt erhalten bleiben und ritzten sie auf der neueren Tür erneut ein.  Aber im Grunde ist es egal, denn die Grundkonstruktion dieser Mühlen ist unverändert über Jahrhunderte alt.

Im Zentrum

 ... von Carasova gibt es eine Art "Gedenkfriedhof" wichtiger Persönlichkeiten aus Carasova. Einige der Verstorbenen sind hier auf alten Fotos in ihrer historischen Tracht verewigt.  Auf dem Grabstein wird uns wieder die Bilingualität der hiesigen Serbokroaten demonstriert. Hier ist der Name ebenfalls zweisprachig eingraviert:

Colojoara Ecaterina

Katica Kolozora
Sonnenuntergang

 ... Er steht für unseren gesamten Urlaub, den wir erleben durften. Als uns Horst und Christian Neff von Carasova abholten um mit uns gemeinsam nach Resita zurückzufahren, mussten wir die Beiden einfach noch einmal bitten anzuhalten.
Foto: Christian Neff
Ein grosses Dankeschön

 ... richten wir an dieser Stelle an die ganze Familie Neff, denn ohne sie und ohne unseren Freund Gerd Ballas hätten wir nach der Gepäckmisere mit Air Berlin und dem Flughafen Tegel schlicht und einfach schon zu Beginn unseres Urlaubs "einpacken" können.
Horst Neff (rechts im Bild) ist übrigens einer der Gründungsmitglieder des Höhlenforscherclubs Exploratorii in Resita. Sein Sohn Christian ist ebenfalls sanft in diese Fussstapfen getreten, und begeistert sich für die Schönheiten der Natur der rumänischen Karpaten. Und das geben Opa und Vater auch an ihren Enkel / Sohn weiter. Unter welchen Bedingungen in frühen Jahren der junge Höhlenforscherclub Exploratorii seine Forschungen betrieb, darüber kann man sich in einem Artikel von Günther Karban einen kleinen Eindruck verschaffen:
http://www.karpatenwilli.com/reise17.htm
Übrigens, wer die ganze Geschichte vom verschollenen Wandergepäck nachlesen will, der schau hier:
... http://www.rumaenienadventskalender.de/rak_16/2016_willi/airber.htm  ...
Ich will mir das auf dieser Seite einfach nicht mehr antun :-) !!!
Timisoara

 Wenn nun einer denkt, unsere Reise sei hier zu Ende, dann muss ich noch eine Ode an meinen Wanderfreund Hans loswerden. Er hat mich dazu überredet, dass wir noch eineinhalb Tage für Timisoara einplanen. Nun bin ich wahrhaft kein Stadtmensch und meine bisherigen Kurzvisiten in dieser Stadt hielt ich bis dato für hinreichend. Wir besuchten in dieser Zeit fast alle Piata´s der Stadt, auch jene, welche ein Stück ausserhalb des eigentlichen Zentrums lagen und am Ende haben wir so unendlich viele Eindrücke gewonnen, dass ich dieser Seite auch noch einen vierten Teil hinzufügen könnte. Aber da es weit mehr Liebhaber von Timisoara als von den rumänischen Karpaten gibt, so soll das nicht mein Part sein, denn das können Andere weitaus besser!
:-)
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Teil 1  und Teil 2 


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Rumänien-Fotos

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