Die Gemeinde Moisei

und eine Visite bei Coman Ileana Ana (Maiestru Pieptar / Cujnerâta)


Erste Häuser von Moisei

Von Sacel kommend, ...

... führt die Strasse in Richtung Moisei stets bergauf. Auf einem Pass befinden sich die ersten Häuser der Gemeinde Moisei. Im Bild zu sehen: Blick vom kleinen Pass mit Abfahrt in Richtung Sacel. Im Hintergrund erhebt sich das Rodna-Gebirge.

Moisei befindet sich im oberen Valea Viseului (Wischau-Tal), 80 km von Sighet entfernt (siehe Karte). In diesem Dorf wurden im Jahr 1944, 31 Bauern von ungarischen hortistischen Truppen, auf ihrem Rückzug, erschossen und zudem an die 200 Häuser heruntergebrannt. Zum Andenken der Verstorbenen, baute der Bildhauer Vida Geza ein eindrucksvolles Denkmal, bestehend aus zwölf Männergestalten, versammelt um einen Steintisch. Die kleine Holzkirche wurde 1672 gebaut und befindet sich noch in gutem Zustand.

Die grösste Kirche von Moisei

Diese prachtvolle Kirche ...

... befindet sich vom Ortszentrum aus gesehen, an der Hauptstrasse in Richtung Borsa, linksseits der Strasse. Ganz in der Nähe zweigt nach rechts eine Nebenstrasse ab, welche zum Eingang der Naturreservation (Reseravtiei naturale Pietrosul - Rodnei) des Rodna-Gebirges führt. Mehr Informationen zum Rodna-Gebirge und dessen Reseravtion finden sich HIER !

Neben der eben erwähnten "Reservatiei naturale Pietrosul Rodnei" gibt es ganz in der Nähe von Moisei, ca. 7 km entfernt ein zweites Naturschutzgebiet, die "Reservatia naturala Izvorul albastru al Izei". Zu dieser Reservation gelangt man am Ortsausgang von Moisei in Richtung Sacel. Auf der Passhöhe der Ausfahrt angelangt, befindet sich eine nach links abzweigende Nebenstrasse zum Forstkomplex bei "Ulita de Piatra".

Bei

"Ulita de Piatra"

Von Moisei kommend, ...

... führt die Strasse durch ein malerisch bewaldetes steiles Tal, bis dieses sich weitet, auf dessen Grund sich Wiesenflächen ergeben und einige Forsthäuser befinden.

Bei den Forsthäusern von "Ulita de Piatra" gibt es einen nach links abzweigenden Nebenweg, der zur nahen Quelle der "blauen Iza" führt. Hier beginnt zugleich auch das Naturschutzgebiet, zur der neben der Karstquelle, auch die "Pestera de la Izvorul Izei" gehört. Diese Höhle hat eine Gesamtlänge von 2510 Meter. Wie auf dem alten Hinweisschild zu sehen, hat diese Reservation eine Flächenausdehnung von 100 Hektar.

Die

"Quelle der blauen Iza"

Hier, nahe den Forsthäusern bei Ulita de Piatra ...

... entspringt die "blaue Quelle der Iza". Ein schönes Endziel für alle, die einen Urlaub im Iza-Tal gemacht haben. Auch von Romuli aus kann man zumindest mit einem Geländewagen bis hier her gelangen (siehe Karte) und eine spontane Übernachtung in einem der Forsthäuser dürfte sicher auch kein Problem darstellen.

Die maramureser Gemeinde Moisei scheint auf den ersten Blick beim Durchfahren des Ortes, ein typisches Strassendorf zu sein. Egal ob aus Richtung Sacel, Viseu de Sus (Oberwischau) oder Borsa kommend, befinden sich die Grundstücke scheinbar allsamt entlang der Strasse. All diese Hauptstrassen laufen an einer Kreuzung zusammen, an der sich auch eine Tankstelle befindet. Das eigentliche Zentrum des Ortes, wo auch Markt abgehalten wird, befindet sich von der Tankstelle aus gesehen in Richtung Borsa.

Wer einmal einen der Nebenwege des Ortes Moisei befährt (so dies zumindest möglich ist!), wird schnell bemerken, dass der erste Eindruck eines "Strassendorfes" trügt. In beinahe alle Richtungen dehnen sich die kleinbäuerlichen Grundstücke aus. Grossteils gelangt man auf vielen Pfaden nur zu Fuss in die eher entlegenen Winkel des Ortes. Teils muss man erst andere Grundstücke übergehen, um zu dem einen und anderen Hof zu gelangen. Erst jetzt wird dem Besucher klar, dass es sich hier um eine sehr grosse Gemeinde handeln muss. Bisherige Angaben belaufen sich auf eine Einwohnerzahl von ca. 15.000 Menschen. Moisei wird so auch gelegentlich als das grösste Dorf Rumäniens bezeichnet, was freilich trügerisch ist und diese Bezeichnung natürlich nur für die Grösse der Einwohnerzahl steht. Das grösste Dorf rein flächenmässiger Ausdehnung befindet sich freilich in einer anderen Region Rumäniens, von der anbei bemerkt später einmal in den Karpatenwilli-Seiten berichtet wird.


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Ein Besuch bei Coman Ileana Ana

Maiestru Pieptar (Cujnerâta)

Das Haus von

Coman Ileana Ana

Maiestru Pieptar (Cujnerâta)

Wer sich für die alte Kunst der Herstellung traditioneller Lederwesten (Bestandteil hiesiger Nationalkostüme) interessiert, der sollte dieser Adresse unbedingt einen Besuch abstatten.

November anno 2004 ... Ich war Gast bei meinem Freund, dem Preoten Lutai Vasile im Valea Scradei (Seitental des Valea Vaser). Am Tag vor meiner Abreise frag ich ihn, ob er mir Menschen benennen kann, die hier noch einem traditionellen Handwerk nachgehen. Und flugs, da er wusste, dass meine Weiterfahrt auch über Moisei verläuft, schrieb er mir die Adresse von Coman Ileana Ana auf einen Zettel. Soviel wusste ich bereits vorab, um das kleine Anwesen zu erreichen: ... Von Viseu de Sus kommend, bis zur grossen Kreuzung (Tankstelle), dann in Richtung Borsa das Ortszentrum durchfahren. Danach kommt eine kleine Brücke und dann über einen Nebenweg nach rechts abbiegen. Der schmale Weg wurde zunehmend schlechter. Bei einer Dame erkundigte ich mich nach der Adresse. Diese beriet sich zunächst mit einer Nachbarin und nachdem man übereinstimmte, schloss die Dame ihr Haus ab und begleitete mich zur gewünschten Adresse. Also wieder zurück zur Hauptstrasse und nahe der Brücke zweigte ein weiterer Weg nach links ab, steil ansteigend und wer hier nicht mit einem Allradfahrzeug unterwegs ist, sollte dies in jedem Falle an der Hauptstrasse abstellen. Der Weg stieg steil bergan, zu beiden Seiten gesäumt von kleinbäuerlichen Grundstücken. Vor einem Neubau stellten wir das Auto rechts auf einer Wiese ab und folgten dieser. Nach ca. 100 Meter stiegen wir über einen kleinen Holzzaun und standen endlich vor dem Haus von Coman Ileana Ana.

Der Arbeitsplatz

Das Atelier auf dem Bett

Mehr braucht Coman Ileana Ana nicht, um diesem traditionellen Handwerk nachzugehen.

Grundsätzlich sei erwähnt, dass die hiesigen Volkskünstler gleich welcher Sparte, ihrem "Handwerk" nicht in der für uns gewohnten Professionalität und beruflichen Einseitigkeit nachgehen. Sie betreiben all dies nicht hauptberuflich, sondern oft nur in der freien Zeit die ihnen abhängig vom Rhythmus der Jahreszeiten vorgegeben ist, was somit der klassischen Bezeichnung der "VOLKS-kunst" zuzuordnen ist.

Das Werkzeug

Nur wenige "aparatele" ...

... braucht Coman Ileana Ana, für die Bearbeitung der kunstvoll bestickten Lederwesten.

Die Tradition der Herstellung und Bestickung von Lederwesten betreibt Coman Ileana Ana in der zweiten Generation. Sie hat dieses Kunsthandwerk einst von ihrer Mutter übernommen, welche vor dem II. Weltkrieg bei einer jüdischen Familie arbeitete, wo sie neben den häuslichen Arbeiten auch eben diese Fähigkeiten erlangte.

Das Produkt

Die Modellpalette ...

... der hier gefertigeten traditionellen Westen ist vielseitig. Derzeit fertigt Coman Ileana Ana vorrangig Damenwesten.

Für die Herstellung und Bestickung einer Lederweste braucht Coman Ileana Ana ca. 2 Monate. Der hohe manuelle Aufwand schlägt sich natürlich auch im Wert des Endproduktes nieder, welcher sich in etwa auf einen Preis von umgerechnet 150 bis 200 Euro beziffern lässt. Anbei erwähnt, auch Touristen können sich so eine Weste kaufen, oder je nach Körpergrösse und Umfang in Auftrag geben. Einige Modelle hat die Ana zumindest immer im Hause vorrätig.

Die Vorlagen

Der hohe Bearbeitungsaufwand ...

... wird deutlich, wenn man sich die traditionellen Vorlagen anschaut. Diese werden auf dem Leder vorgezeichnet und anschliessend bestickt.

Im Detail

Schaut man genau ...

... so ergibt sich bei vielen Modellen ein interessanter Wechsel von "beschlagenen" und eingefärbten Leder, sowie bestickten Stoffbahnen.

Coman Ileana Ana

Zum Abschied ...

... präsentiert die Meisterin noch einmal eines ihrer Modelle vor dem Haus. Diese Art traditioneller Westen wird übrigens zumeist offen getragen.

Coman Ileana Ana ist im Alter von 60 Jahren noch voller Schaffenskraft und es ist ihr zu wünschen, dass sie unseren Erdenball noch mit vielen dieser traumhaft schönen Modelle bereichern möge! Auch für die Modewelt unserer Moderne wäre so ein Accessouires sicher etwas ganz besonderes. Darum sei allen Modespezialisten noch einmal die genaue Anschrift dieser maramureser Volkskünstlerin empfohlen:

Coman Ileana Ana
Maiestru Pieptar (Cujnerâta)
Strada Poduri, Nr. 514
Comuna Moisei / Judeltul Maramures
România

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Der Nachbar

Auf dem Rückweg ...

... von Coman Ileana Ana komme ich an einem Nachbargrundstück nicht vorbei, ohne auf dieses sozusagen einzudringen :-))) ! Westenstickerei und Schnapsbrennerei, klar, hier in der Maramures liegt beides irgendwie immer dicht beieinander!

Auch er eine!

Und wie er hört warum ich da bin, ...

... geht der Nachbar schnell ins Haus und präsentiert mir auch noch seine traditionelle Fellweste. Nun könnten all jene Touristen, welche nicht mit dem Auto hier sind, auch gleich noch ein Schnäpsle auf die Maramureser Traditionen anstossen! So ist das hier in einer der interessantesten Urlaubsregionen Europas, wenn man lebendige Traditionen sucht und erleben will.


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Das Kloster Moisei (Manastirea Moisei)

Kloster Moisei

mit alter Holzkirche und neuer Steinkirche

Wie kommt man hin?

Das Kloster liegt am Ende einer aufsteigenden Nebenstrasse des Ortes Moisei. An der grossen Kreuzung (bei der Tanlstelle), wo die Strassen aus Borsa, Viseu de Sus und Sacel zusammenlaufen, zweigt man zunächst ab in Richtung Sacel. Nach ca. 1 km befindet sich links der Hauptstrasse eine Abfahrt. Die kleine Nebenstrasse wurde im Spätherbst des Jahes 2004 erneuert und so gelangt der interessierte Besucher auch mit dem Auto problemlos hinauf bis zum Kloster.

Bei der Anreise auf der kleinen Dorfstrasse soll man sich nicht täuschen lassen. Am Ende des Dorfes, sozusagen kurz vor dem Kloster kommt noch ein Militärobjekt. Man folgt hier der kleinen Betonstrasse bergauf und ist wenig später am Ziel, welches für die rumänische Bevölkerung aus historischer Sicht von besonderer Bedeutung ist. Während der einst ungarischen Herrschaft über die Region der Maramures, wurde eine Vielzahl alter Maramureser Klöster geschleift und nur zwei der alten Klosteranwesen überdauerten diese Fremdherrschaft. Das waren die Klöster Peri (auf dem heutigen Territorium der Ukraine) und eben das Kloster Moisei.

Die alte Holzkirche

Erbaut im 17. Jahrhunder´t

Das Dach der alten Holzkirche wurde vor einigen Jahren neu eingedeckt, dennoch sind nur noch Fragmente von der alten Innenbemalung vorhanden.

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Geschichtlicher Überblick:

(Übersetzung aus einem Aushang zur Historie am Eingang der neuen Klosterkirche)

Das Kloster „Moisei“ ist seit vielen Jahren ein Zentrum orthodoxer-, rumänischer Kultur und Zivilisation, der Wiwodalen (Herzogtümlichen) Maramures.

Der Name wurde von der Ortschaft ihres Standortes übernommen. Der Name „Moisei“, wird als Ortbenennung, erstmals in einem Diplom des ungarischen Königs Ludwig I. vom 2. Februar 1365 dokumentiert, wodurch er dem Woiwoden (Herzog) Balc der Maramures und seinen Brüdern das Gut Cuhea zu dem unter andern auch der Ort Moisei gehörte, schenkte.

Wann die Holzkirche, die dem „Schlaf der Mutter Gottes“ geweiht wurde, erbaut worden ist, ist nicht bekannt. Die Historiker meinen, dass sie zwischen den Jahren 1599 und 1643 gebaut wurde, als in dieser Gegend mehrere Mönche lebten. Andere Wissenschaftler berufen sich auf eine lateinische Inschrift, der 1940 folgendes entnommen wurde: „Mönch Josif 1699 Moldovedin“; und leiten daraus ab, dass diese Kirche eben dem Mönch Josef gehört habe, es könnte aber auch sein, dass dieser sie repariert hat oder am Dach der Kirche Reparaturen durchgeführt hat – daher auch die Idee er könnte sie gebaut haben.

Mit Sicherheit ist bekannt, dass die Holzkirche am 15. August 1672, vom Märtyrer – Bischof von Siebenbürgen, dem Heiligen Oberhirten Sava Brankovici eingeweiht wurde. Die Schenkungsurkunde wurde am 12. November 1672 aufgesetzt. Die Liste der Stifter des heiligen Klosters befindet sich auf einer doppelseitigen Ikone die bis in die Gegenwart, in slawischer Schrift aufbewahrt wird.

In diesem Kloster funktionierte über viele Jahre eine Musikschule für „kirchliche Sänger“; es war langezeit dem Kloster Putna untergeordnet.

Von 1904 bis 1910 wurde die neue Kirche aus Stein gebaut – die Mauerziegeln haben die Form eines Kreuzes, sie wurde auch dem „Schlaf der Mutter Gottes“ geweiht. Im Innenraum wurden vom Maler Flesaru Pantelimon aus Cimpulung Muscel Fresken angefertigt.

Die Trennwand zwischen dem heiligen und dem allerheiligsten Bereich der Kirche – dem Catapetasma – wurde aus Eschenholz gezimmert, mit schönen Skulpturen versehen und auf dem Tisch des Heiligen Altars befindet sich ein geschnitzter Baldachin.

Durch die Weihung dieses Klosters: „Schlaf der Mutter Gottes“ – verbrüdern sich, im Gebet, die Christen des ganzen Maramurescher Landes , der Tara de Sus (dem Oberland) und der Tara Nasaudului (Nösnerland), damit beweisen sie, dass dieses Kloster das alleine noch übriggeblieben ist, von einst 14 Klöstern im Woiwodat Maramures, als Symbol des Glaubens über Jahrhunderte für die Bevölkerung der Maramures und für die religiöse Verbrüderung der Rumänen von überall steht.

Moisei Bezirkspfarrer

15. März 1983 Horea Ioan

Übersetzung: Klaus Danielis ... klaus.danielis@gmx.de, heute den 20.12.2004

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Innenansicht

der neuen Steinkirche

1910 war der Bau vollendet

Die Innenbemalung stammt von dem Maler Flesaru Pantelimon aus Cimpulung Muscel.

Neben den zwei Kirchen und dem offenen Pavillon befinden sich auch noch ein weiteres schönes altes Holzhaus nahe der alten Holzkirche. Der an Grösse und Wuchtigkeit beinahe den Kirchenneubau überbietende Wohn- und Wirtschaftskomplex mutet etwas kurios an, insbesondere wenn man die Schäden an der kleinen alten Holzkirche dagegenhält, die ja sozusagen als "historischer Kern" des Anwesens gilt. Insofern ist es zu wünschen, das die Orthodoxen Brüder sich künftig auch um eine umfassende Restauration dieses historischen Monumentes kümmern mögen.

Innenansicht

der alten Holzkirche

Gut erhalten ...

... ist hier im Innern der Kirche der kleine Altar und einige alte Ikonen.

Die Taschenlampe nicht vergessen

!!!

Es gibt kein Licht im Innern!

Die an einer Seite hängende Glühbirne funktionierte auch nicht und so blieb mir eine Betrachtung der Blitzaufnahmen Dank Digitalfotografie wenigstens sogleich im Anschluss. Die alten Ikonen stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Wandmalerei

der alten Holzkirche

Nur noch Fragmente ...

... sind von der Wandbemalung verblieben.

Wer zu später Stunde das Kloster erreicht, dem bietet sich hier natürlich auch die Möglichkeit einer Übernachtung, was in Verbindung mit einem Besuch des allabendlichen Gottesdienstes sicher etwas ganz besonderes sein dürfte.

Tipps:

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