Masivul Siriu

Fotos: Wilhelm Scherz

Das Masivul Siriu (Kartenübersicht) gehört zu den westlichen Abschnitten des Buzau-Gebirges. Nur wenige Naturfreunde kennen diesen schönen Abschnitt der Ostkarpaten - auch, weil sie sich wenig Spektakuläres davon erhoffen und sicher auch deswegen, weil dieser Gebirgsabschnitt keine touristische Infrastruktur bietet. Wer sich umfassender mit den Karpaten innerhalb Rumäniens beschäftigt, kommt beinahe nicht umhin, eine Wanderung in diese Region zu unternehmen, so auch meine Wenigkeit im September des Jahres 2006. Mein bukarester Freund Dan Nedelea hatte mich schon darauf eingeschworen und mir empfohlen, wenigstens zwei Tage dort auf dem Massiv zu verbleiben. Also richtete ich meine Planung darauf aus. ...


 

Erstes Nachtlager ...

... am Fusse des Masivul Siriu. Gemeinsam mit Familie Nedelea war ich zuvor für einige Tage im Südosten des Buzau-Gebirges unterwegs. An einem Sonntag gegen Mittag trennten sich unsere Wege im Buzau-Tal nahe Magura. Mit einem Bus ging die Fahrt dann weiter bis Lunca Jaristei, unmittelbar an den Fuss der Staumauer des Lacul Siriu. Ein kleine befestigte Strasse zweigt nach links ab und führt bis an die Staumauer heran. Am letzten Haus steigt neben einem herabfliessenden Bach einen Pfad nach links steil bergan, bis man auf die Forststrasse nach Stearpa gelangt. Ich lief noch etwa 10 km das Tal des Siriul Mare hinauf. Linksseits, oberhalb des Weges befinden sich einige kleinere Heuwiesen. Auf einer dieser schlug ich mein erstes Nachlager auf. Im Bild zu sehen: Mit abendlichen Blick auf den 1662 m hohen Vf. Malaia.

 

Am nächsten Morgen ...

... ging es dann weiter zu Fuss in Richtung Stearpa, einem kleinen Ort, der aus 5-6 Häuser besteht. Vom Lacul Siriu bis Stearpa sind es ca. 19 km. Ein Stück des Wegs nahm mich ein Forstfahrzeug mit. Von dem Fahrer bekam ich auch gleich eine Empfehlung für einen zügigen Aufstieg. Ca. 2 km vor Stearpa kommt unmittelbar am Weg ein erstes einfaches Holzhaus. Etwa hier befindet sich auch der Einstieg in das aufsteigende Valea Milea. Noch zweihundert Meter weiter setzte mich der Fahrer an einem aufsteigenden verlassenen Forstweg ab, der im Valea Milea linksseits verläuft. Nach ca. 4 km endet der Forstweg. Man folgt hier einem linkseits steil aufsteigenden Pfad, welcher direkt hinauf zur Culmea Bloji führt.

 

Blick vom oberen Abschnitt ...

... der Culmea Bloji in Richtung Südost. Links befindet sich das Tal der Milea. Früher gab es einen markierten Weg -blaues Dreieck- durch die Valea Milea, direkt hinauf zum Lacul Vulturilor. Heute findet man in dieser Gegend nur noch wenige Markierungen. Was mich bewegte, linksseits des Tales aufzusteigen, war die Option, die südlichsten Kammabschnitte schon am Tag des Aufstiegs mit zu bewandern.

 

Blick von Culmea Bloji ...

... gen Süd. Unten verläuft die Valea Siriu Mare. Kleiner Tipp: Gelangt man an die aufsteigende Hochweidefläche, dann empfielt es sich, unmittelbar dem Bergkamm bis Fetele Malaiei zu folgen.

 

Blick nahe Fetele Malaiei ...

... auf die Gipfel Malaia (1662 m / links im Bild) und Siriu (1657 m / rechts im Bild). Etwas unterhalb des Kammverlaufes der Malaia kann man schon aus grosser Entfernung einen quer verlaufenden Pfad zwischen dem Bewuchs ausgedehnter Grünerlenbestände erkennen. Der Pfad zweigt unmittelbar vom Kamm bei Fetele Malaiei ab und führt direkt hinüber zum Lacul Vulturilor. Mit grossem Gepäck ist es nicht immer leicht, sich durch die mannshohen Grünerlenbestände zu kämpfen.

 

Ankunft am Lacul Vulturilor

Nach 6 Stunden des Aufstiegs war der Bergsee erreicht und ich schlug mein Zelt neben dem hier stehenden Jagdhaus auf. Als einziger Wanderer hier im Masivul Siriu einen so traumhaften Platz zu besetzen, ist beinahe schon eine paradiesische Erfahrung!

 

Lacul Vulturilor

Der Lacul Vulturilor (Adlersee) verdankt seinen Namen einer Legende. Adler kommen in diesem Abschnitt der Karpaten nicht vor. Der Bergsee ist auch unter dem Namen "Lacul fara Fund" bekannt. Eine Herde Pferde verbringt hier die Herbsttage in Freiheit. Laut alter Literaturquellen soll es in diesem See auch die Regenbogenforelle geben.

 

Kontaktaufnahme ...

... mit den zahmen "Nachbarn"!

 

Cabana de Vanatoare

Das Jagdhaus befindet sich in unmittelbarer Nähe des Lacul Vulturilor. Ein inoffizielles Eindringen wird mit hohen Strafen von 5000-6000 RON (neue Lei) belegt. Das Masivul Siriu hat keinerlei Unterkünfte zu bieten. Wer sich dennoch im Jagdhaus einmieten möchte, siehe weiter unten stehende Informationen! Das Jagdhaus wurde 1973 erbaut.

 

Morgenstimmung ...

... am zweiten Tag. Blick über den Bergsee Richtung Westen. Der von links aufsteigende Bergkamm ist die Culmea Bloji. Etwas höher sieht man den schmalen Pfad, welcher von Fetele Malaiei hinunter zum See führt. Der 10000 m² grosse und ca. 3 Meter tiefe Lacul Vulturilor befindet sich auf einer Höhe von 1400 Meter.

 

Lacul Sec

Ca. 300 Meter nordöstlich des Lacul Vulturilor befindet sich dieser versumpfte Bergsee auf einer Höhe von 1450 Meter.

 

Kleine Quelle ...

... am Lacul Sec. Diese ist von drei eisernen Kreuzen markiert. Die hier zufliessenden Quellen führen nur sehr wenig Wasser.

 

Der Lacul Sec ...

... hat eine Ausdehnung von 12400 m² und befindet sich in einer Höhe von 1420 Meter. Innerhalb des versumpften Sees befinden sich kleine Wasseraugen, die aber nur eine Tiefe von 10 - 20 cm aufzuweisen haben. In dem See wachsen stark wuchernde Moose, die entsprechend feuchter Böden eine Torfbildung fördern. In diesem Falle spricht man von sogenannten Torfmoosen (Sphagnaceae). Neben den Moosen gibt es hier natürlich auch das Wollgras.

 

Aufstieg über dem Lacul Vulturilor

... zum Vf. Malaia. Der Blick ist nach Südosten gerichtet. Im Hintergrund erhebt sich die Culmea Monteoru bis auf eine Höhe von 1344 Meter. Die Culmea Monteoru ist der südwestliche Abschnitt des Buzau-Gebirges, der sich die Culmea Ivanetu im Osten anschliesst. Unterhalb der Abhänge der im Bildhintergrund verlaufenden Culmea Monteoru verläuft die Valea Siriu Mare. Ganz links im Bild verläuft hinter der Culmea Monteoru das Buzau-Tal.

 

Eine zweite Herde

... frei laufender Pferde auf den sanften westlichen Abhängen des Vf. Malaia. Im Hintergrund erhebt sich das Masivul Ciucas.

 

Abstieg vom Vf. Malaia

... hinunter zur Poarta Vanturilor. Auf dem unten sichtbaren Pfad fand ich eine erste alte Markierung -rotes Band-. Gegenüber erhebt sich der Vf. Siriu (1657 m), auch Vf. Bocarnea genannt.

 

Blick vom Vf. Siriu

... über Poarta Vanturilor auf den Vf. Malaia.

 

Blick gen Nord

... vom Vf. Siriu. Im Bildhintergrund links oben zu sehen: Das Penteleu-Massiv.

 

Coltii Bocarnei

... besteht aus zwei Steilflanken östlich des Vf. Siriu. Im Bild zu sehen: Der nördliche, über 200 Meter abfallende Steilhang.

 

Südlicher Abschnitt

... der Coltii Bocarnei. Dahinter führt die Valea Mreja ostwärts ins Tal. Dahinter sieht man das Plateau, auf dem sich der Lacul Sec befindet.

 

Die Pflanzenwelt ...

... des Masivul Siriu oberhalb der Baumgrenze über 1400 Meter weisst einen subalpinen Charakter auf: Heidelbeere (Vaccinium myrtillus, V. vitis-idaea); Grünerle (Alnus viridis); Wacholder (Juniperus communis alpina); Rispengräser (Festura ovina sudetica, F. rupicola saxatilis, F. rubra commutata, ebenfalls zu den Süßgräsern gehörig -> Agrostis capillaris); Liliegewächse (Iris ruthenica); Nelkengewächse (Dianthus fenuifolius); Enzian (Gentiana asclepiadea); Veilchen (Vida declinata); Johannisbeere, Bergdiestel, ... Die schönste Zeit der Frühlingsblüte ist von Mai bis Juni.

 

Coltii Magaretii

... diese über 200 Meter tiefen Abgründe befinden sich östlich des Plateaus, auf dem sich der Lacul Sec befindet. vor über 20 Jahren ereignete sich hier ein grosses Unglück. Über eine Kollektivwirtschaft wurden über die Sommermonate hier auf den Höhen Kälber gehütet. Vier Bären attakierten die Kälberherde, welche in Panik direkt auf die Coltii Magaretii drauzulief und über die steilen Klippen in die Tiefe stürzte. Über 20 Kälber verendeten in der Tiefe. Natürlich gibt es auch heute noch Bären in dieser Bergregion, wie auch Wölfe, Gemsen, und sonstiges Schwarz- und Rotwild. Im Herbst trifft man gelegentlich einen Bären auf den Abhängen des Vf. Malaia, welche hinunter zur Poarta Vanturilor führen, denn genau hier gibt es grosse Blaubeerbestände.

 

Der Forstmann Cardei Teodor

Ich hatte das Glück, ihn am zweiten Tag kennen zu lernen. Er kam, um nach dem Jagdhaus zu sehen. Am Abend gingen wir dann gemeinsam zu geheimen Aussichtspunkten, von denen aus man einige Gemsen beobachten konnte. Wer an einer Übernachtung im Jagdhaus und einer eventuellen Wildbeobachtung interessiert ist, der kann Cardei Teodor kontaktieren: Cârdei Teodor, ... Mihai Viteazu, Nr. 155, Nehoiu, Telefon: 0040-745-130529. Gârdei Teodor spricht auch etwas Deutsch!

 

Blick gen Nordost ...

... auf das ferne Masivul Penteleu, welches den nordöstlichsten Abschnitt des Buzau-Gebirges darstellt.

 

Tipps für den Übergang

... zum Masivul Ciucas. Entsprechend dem linken Pfeil beginnend, geht man von Poarta Vanturilor auf einem Pfad Richtung Westen. Der Weg führt über die Hochweidefläche und anschliessend durch einen kurzen bewaldeten Abschnitt. Anschliessend gelangt man auf eine weitere Hochweidefläche. Der hier verlaufende Pfad ist ab diesem Abschnitt mit einer neuen Markierung -blaues Dreieck- versehen und zweigt nach der letzten Hochweide nach rechts ab, dem Waldrand folgend. Diesem Weg darf man nicht mehr folgen! Auf dem oberen Waldrand der Hochweide in westlicher Richtung befinden sich zwei verlassene Hirtenhütten (siehe Punkt 1). An diesen Hütten geht man auf der Hochweide links vorbei und gelangt zum Ende der Hochweide. Hier steigt ein schmaler Hirtenpfad steil abwärts ...

 

... Dem Pfad folgend

... findet man vereinzelt uralte Markierungen -rotes Band-. Das markiert die Kammverbindung hinüber zur Culmea Tatarut. Dies ist von der Orientierung her der schwierigste Abschnitt (zwischen Punkt 1 und 2). Man steigt den steilen Pfad im Hochwald hinab und gelangt zu einer Linkswende. Hier verliert sich der Pfad vollkommen. Ein nachgewachsener Mischwald in diesem Abschnitt lässt nur noch erahnen, wie der weitere Weg verläuft. Man muss hier linksseits der Bergflanke der Muchia Bradului folgen. Man gelangt zu zwei Feuchtgebieten, die man linnksseits umgeht. Nach ca. 500-700 Meter gelangt man an einen sich nach rechts windenden schmalen Pfad, der vereinzelt wieder neuere Markierungen -rotes Band- aufweist. Hier folgt man dem Pfad weiter bergauf und gelangt so auf die Hochweidefläche der Culmea Tatarut (siehe übernächstes Bild!).

 

Interessanter Pilz

... an einem abgestorbenen Baumstamm bei Muchia Bradului. Gelegentlich findet man auf diesem Abschnitt alte verwitterte Blechtäfelchen der ehemaligen Markierung -rotes Band- die von Baumrinde umwachsen sind. Alles in allem ein unheimliches Stück Weg :-) !

 

Culmea Tatarut

Hier entlang dieses Bergkammes kommt linksseits eine Quelle, weitere Quellen folgen nahe des Weges zur anderen Seite des Kammverlaufes. Auch gibt es hier noch zwei bewirtschaftete Hirtenhütten. Von den 10 Hirtenhütten um das Siriu-Massiv ist laut Aussage von Cardei Teodor nur noch eine einzige bewirtschaftet.

 

Rückblick von Culmea Tatarut

... auf das Masivul Penteleu. Der Culmea Tatarut schliest sich die Culmea Tataru Mare an. Hier verläuft der Weg mit der Markierung -rotes Band- mehr rechts unterhalb der Kammlagen. Die Culmea Tataru-Tatarut bildet den westlichsten Abschnitt des Buzau-Gebirges. Bei Tabla Butii (siehe Punkt 4) befindet sich ein absteigender Weg zum Pasul Boncuta mit Übergang zum Masivul Ciucas (Markierung -rotes Band-).

 

Blick nahe Tabla Butii

... auf die südlichen Abschnitte des Masivul Ciucas.

 

Eine Schlange

... auf dem Weg zwischen Tabla Butii und Pasul Boncuta. Nach 20 min. des gegenseitigen "Beschnupperns" hat die Schlange dann doch eine nahe Porträtaufnahme zugelassen. Bei dem Exemplar handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Schwarze Kreuzotter (Vipera berus).


Fazit:

Das Masivul Siriu ist ein wirklicher Tipp für die eher leidenschaftlichen Karpatenfreunde. Ein Anmarsch auf die Höhen des Masivul Siriu ist unter einem Minimum von 6 Stunden keinesfalls zu machen. Würde man die Zeit für den Rückweg einbeziehen, dann wird klar, dass Tagestouren hier ein unrealistisches Vorhaben sind!

Das Masivul Siriu mit einer Gesamtfläche von ca. 400 ha lässt sich klar abgrenzen - im Norden und Osten durch das Tal der Buzau, im Süden durch die Valea Siriu Mare, im Südwesten durch die Valea Vana Malaiei, im Nordwesten durch die Valea Crasna. Das Gebiet ist unterhalb 1400 Meter beinahe durchweg bewaldet.

Anreise: Wer zu Fuss das Masivul Siriu erkunden will, kann dies aus allen Richtungen tun, wer hingegen mit dem Auto anreist kann am oberen Ende des Lacul Siriu, kurz vor Cheile Buzaului, die Nebenstrasse nach Baile Siriu nehmen. Dort gibt es einen schlichten Zeltplatz, wo man auch das Auto stehen lassen kann. Per Auto ist auch eine Anreise in die Valea Crasna möglich. Hier können sich die Strassenverhältnisse aber täglich ändern. Direkt ab Crasna gibt es einen Kammwanderweg hinauf zum Vf. Siriu. Sicher ist dieser Pfad nur selten begangen, so dass mitunter eine gesundes Mass an Orientierung gefragt ist. Von Osten her gibt es mehrere aufsteigende Pfade, die aber ebenfalls aufgrund ihrer seltenen Begehung ein gutes Orientierungsvermögen erfordern.

Touristische Unterkünfte gibt es - wie schon erwähnt auf dem Masivul Siriu keine. Wer aber dennoch grossen Wert auf eine Erkundung legt, der sollte sich mit dem Forstmann Cardei Teodor kontaktieren: Cârdei Teodor, ... Mihai Viteazu, Nr. 155, Nehoiu, Telefon: 0040-745-130529. Gârdei Teodor spricht auch etwas Deutsch!

Karte: Masivul Siriu


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